No. 63
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 15. August
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 63 Seite 1]

     Das Impfgeschäft im Impfbezirk Schönberg II (westlich) findet in diesem Jahre in nachbezeichneter Weise statt, und zwar:

I. im Impfdistrict Schönberg,

bestehend aus den Ortschaften:

Kleinfeld und Malzow

a. Impfung der im Jahre 1881 geborenen Kinder

am Mittwoch, den 16 d. Mts., Morgens 10 Uhr

und Revision derselben

am Mittwoch den 23. d. Mts., Morgens 10 Uhr
im Hause des Herrn Dr. med. M. Marung in Schönberg.

b. Wiederimpfung der Kinder aus der Schule zu Kleinfeld

am Mittwoch den 20. September d. Js., Morgens 10 Uhr

und Revision derselben

am Mittwoch den 27. September d. Js., Morgens 10 Uhr
im Hause des Herrn Dr. med. M. Marung in Schönberg.

II. im Impfdistrict Zarnewenz,

bestehend aus den Ortschaften:

Zarnewenz (Hof und Dorf), Schwanbeck mit Siechenhaus, Schönberg=Sülsdorf und Teschow,

a. Impfung der im Jahre 1881 geborenen Kinder,

b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Siechenhaus, Schönberg=Sülsdorf und Teschow

am Mittwoch den 23. d. Js., Nachmittags 2 Uhr

und Revision der sämmtlichen Impflinge resp. Wiederimpflinge

am Mittwoch den 30. d. Mts., Nachmittags 1 Uhr,
im Krughause zu Zarnewenz,

III. im Impfdistrict Selmsdorf,

bestehend aus den Ortschaften:

Selmsdorf (Hof und Dorf), Bardowiek, Hohemeile und Lauen

a. Impfung der im Jahre 1881 geborenen Kinder

am Mittwoch den 30. d. Mts., Nachmittags 3 Uhr,

im Gasthause des Krügers Michaelsen zu Selmsdorf, und daselbst Revision dieser Impflinge, sowie Wiederimpfung der Kinder der Schule in Selmsdorf

am Mittwoch den 6. September d. Js., Nachmittags 2 Uhr,

sowie ferner in dem gedachten Locale

am Mittwoch den 13. September cr., Nachmittags 1 Uhr

Revision der am 6. September geimpften Schulkinder.

IV. im Impfdistrict Herrnburg,

bestehend aus den Ortschaften:

Herrnburg, Duvennest, Lenschow, Lüdersdorf, Palingen, Wahrsow (Hof und Dorf),

a. Impfung der im Jahre 1881 geborenen Kinder aus der Ortschaft Herrnburg

am Mittwoch den 30. August cr., Nachmittags 4 Uhr,

b. Revision der Kinder sub a. und Impfung der im Jahre 1881 geborenen Kinder aus den übrigen Ortschaften des Districts

am Mittwoch den 6. September cr., Nachmittags 4 Uhr,

c. Revision der sub b. bezeichneten am 6. September cr. geimpften Kinder, sowie Wiederimpfung der Kinder uns den Schulen zu Herrnburg, Duvennest, Lüdersdorf, Palingen und Wahrsow,

am Mittwoch den 13. September cr., Nachmittags 3 Uhr.

d. Revision der sub c. bezeichneten Schulkinder

am Mittwoch den 20. September cr., Nachmittags 2 Uhr.

[ => Original lesen: 1882 Nr. 63 Seite 2]

Die Impfungen, sowie die Revisionen der Schutzblattern an den sub a. b. c. d. bezeichneten Terminstagen werden in dem Gastwirth Lohse'schen Local in Herrnburg vorgenommen werden.

V. im Impfdistrict Rieps,

bestehend aus den Ortschaften:

Rieps, Boitin=Resdorf, Heiligeland, Gr. und Kl. Mist, Schlagresdorf, Schlag=Sülsdorf, Thandorf und Wendorf

a. Impfung der im Jahre 1881 geborenen Kinder aus den Dörfern Rieps, Gr. und Kl. Mist, Boitin=Resdorf

am Mittwoch den 6. September cr., Nachmittags 6 Uhr,

b. Revision der sub a. bezeichneten Kinder, sowie Impfung der im Jahre 1881 geborenen Kinder aus den übrigen Ortschaften des Districts und Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Rieps, Gr. und Kl. Mist, Schlagresdorf, Schlag=Sülsdorf und Thandorf

am Mittwoch den 13. September cr., Nachmittags 5 Uhr.

c. Revision der am 13. September cr. geimpften Kinder

Die Impfungen sowie die Revisionen der sämmtlichen Kinder des Districts Rieps werden in dem Locale des Gastwirths Böttcher in Rieps stattfinden.

VI. im Impfdistrict Petersberg,

bestehend aus den Ortschaften:

Petersberg, Bechelsdorf, Lockwisch (Hof und Dorf), Niendorf, Rupensdorf, Wahlsdorf, Westerbeck, Impfung der im Jahre 1881 geborenen Kinder, sowie Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Petersberg, Lockwisch, Niendorf, Rupensdorf, Wahlsdorf,

am Mittwoch den 20. September cr., Nachmittags 5 1/2 Uhr

im Locale des Gastwirths Resenhöft zu Petersberg, sowie daselbst Revision der vorbezeichneten Kinder

am Mittwoch, den 27. September cr., Nachmittags 2 Uhr.

      Den Ortsvorständen wird hiedurch aufgegeben, für die rechtzeitige Bekanntmachung der obengedachten Termine und für die Zuführung der Impflinge durch Ansage der Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder Sorge zu tragen.
      Eltern, Pflegeeltern und Vormünder, deren Kinder und Pflegebefohlene ohne gesetzlichen Grund und trotz erfolgter amtlicher Aufforderung der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung entzogen geblieben sind, werden mit Geldstrafe bis zu fünfzig Mark oder mit Haft bis zu drei Tagen bestraft.

            Schönberg, den 6. August 1882.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Publicandum.

      Auf Allerhöchsten Befehl soll im Fürstenthume Ratzeburg für das Jahr vom 1. Juli 1882 bis dahin 1883 zur Deckung der Kosten des Landesfonds, sowie des dem Fürstenthume an den Bundeslasten obliegenden Antheils nach dem unterm 5. October 1853 erlassenen und durch den Officiellen=Anzeiger Nr. 13 publicirten Edicte eine Steuer erhoben und damit fördersamst angefangen werden, welches zur allgemeinen Nachachtung und mit dem Anfügen bekannt gemacht wird, daß

der 14. August 1882
als Normaltag

für die Bestimmung des status quo, wonach die Steuer zu bezahlen, festgesetzt ist.
      Diejenigen Landesbewohner, deren Gesellen und Dienstboten ihr Geschäft resp. ihren Dienst vor Erhebung der Steuer verlassen, haben von denselben die edictmäßige Steuer zurückzubehalten und am Zahlungstage, der demnächst bekannt gemacht werden wird, mit zu berichtigen.
      Schönberg, den 7. August 1882.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


      Nachdem wiederholt Unfung auf den hiesigen Gottesäckern getrieben ist, wird hierdurch das Betreten derselben durch Kinder ohne Begleitung Erwachsener sowie das Mitnehmen von Hunden auf dieselben bei Androhung polizeilicher Ahndung untersagt.
     Schönberg, den 11. August 1882.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstentums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Diejenigen Deputatisten, welche einen Theil ihres Deputatholzes pro 1883/84 der Forst gegen die Geldentschädigung zu überlassen beabsichtigen, haben dies bis zum 15. September hierher anzuzeigen.
Schönberg den 7. August 1882.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.       


[ => Original lesen: 1882 Nr. 63 Seite 3]

20 Mark zur Belohnung

der denjenigen so nachweist, daß er gerichtlich belangt werden kann, der in vergangener Woche vom Bauhöfer=Rapsstoppel einen Pflug vermittelst eines einspänner Fuhrwerks entwendet hat. Der Pflug trägt auf Baum, Sick und Eisen eine römische Nr. IX.
Bauhof den 10. August 1882.

G. Stegemann.       


Concert
in Schönberg, Köster's Hôtel
Donnerstag d. 17. Aug. Abends 7 1/2 Uhr.
Billets sind nur an der Casse zu haben.
Familienbillets a 3 Mark. (4 Pers.)
1. Platz 1 Mark. - 2. Platz 60 Pfg.

Nach dem Conzert                                        
Ball.
Musik von den hiesigen Vereinsmusikern.


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Schönberg.                                                     J. Ludw. D. Petersen.


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aus Eichen= und Tannenholz halten stets vorräthig und empfehlen solche

Kiel & Rindfleisch.       


Kampfgenossen-Verein 1870/71.
General=Versammlung.
Sonntag den 20. August
Nachmittags 3 1/2 Uhr.
Der Vorstand.


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[ => Original lesen: 1882 Nr. 63 Seite 4]

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Die Eigentümerin des mit C gez. Beutels, welche vor einigen Tagen auf meiner Weizenkoppel Aehren aus den Hocken Schnitt und in der Eile des Rückzugs diesen Beutel vergessen hat, kann denselben bei mir wieder in Empfang nehmen.

Sabow.                                                     P. Grevsmühl.


Schönberg. Das am Donnerstag stattfindende Concert verspricht ein ganz besonders interessantes zu werden, da uns aus vielen Nachbarstädten so wie aus der Ferne Berichte über die vorzüglichen Leistungen der Mitwirkenden zugehen, z. B. aus
Landau, 2. Mai. In unserm gestrigen Concert des Musikvereins lernten wir in Frl. Auguste Köttgen aus Düsseldorf eine schätzenswerthe gutgeschulte Sängerin mit ausgesprochenem Alt=Timbre und sympathisch klingendem Organ kennen. Dieselbe erfreute uns mit einem gutgewählten Programme von Liedern und einer Arie aus "Acis und Galatea" von Händel. Auf allgemeines Verlangen fügte sie noch ein Lied von Suchar zu. Das Publikum nahm den Vortrag sämmtlicher Gesänge mit großem Beifall entgegen und ließ den Wunsch erkennen, die Dame in einer größeren Altpartie etwa in einem Oratorium, später wieder zu hören.
Kaiserslautern, 5. Mai. (Musikverein) Fräulein Köttgen aus Düsseldorf, die im Concert mitwirkte, verstand es, sich im raschem Flug mit ihrer schönen Stimme und Vortragsweise alle Herzen zu gewinnen. Die Arie aus "Acis und Galathea" von Händel, der Kreuzzung von Schubert und das Schlummerlied von Fritzsch, jede dieser Compositionen von eigenartiger Färbung, gelangen vortrefflich und nur eine so durchgebildete Sängerin wie Frl. Köttgen kann sich eine so hohe Aufgabe stellen und durchführen.
Herr Fritz Fuhrmeister, Clavier=Virtuose aus Berlin, gewinnt sich nicht minder im Sturme die Zuneigung und rauschenden Beifall seiner Zuhörer, da er die gefälligsten Werke besonders seines berühmten Meisters Liszt, mit Eleganz, Leichtigkeit und liebenswürdigem Vortrage wiedergiebt. Das Concert wird nur einmal stattfinden.


Zu Hof Lockwisch bei Schönberg sind 100 Tonnen

Probsteier Saatroggen
zu verkaufen.                                    
                                                    Dierking.


Durch die Geburt eines gesunden kräftigen Mädchens wurden hoch erfreut.

Bahnmeister Neulen und Frau       
geb. Wigger.                 

Coesfeld i. Westfalen, den 10. August 1882.


Heute Morgen 7 Uhr wurde uns ein kräftiges Mädchen geboren.
Goldberg i. M., den 12. August 1882.

Heinr. Stier und Frau       
geb. Reppien.              


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 14. August 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 63 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 63 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 15. August 1882.


Politische Rundschau.

Deutschland. Der Empfang des Kaisers Wilhelm in Ischl war ein überaus herzlicher und seitens des zahlreich versammelten Publicums ein begeisterter. Die österreichischen Zeitungen heben bei dieser Gelegenheit einmüthig hervor, daß die alljährliche Begegnung des Kaisers Wilhelm mit dem Kaiser Franz Joseph zu Ischl die beste Kundgebung der zwischen Oesterreich und Deutschland unverändert fortbestehenden Freundschaft und daß der Bund der beiden Mächte der feste Punkt in den Bewegungen der europäischen Politik sei.
Ein Erlaß des Kaisers an den Reichskanzler spricht die besondere Zufriedenheit mit der Post= und Telegraphenverwaltung aus.
In Friedrichsort bei Kiel sollen zwei Russische Officiere bei Aufnahme von Zeichnungen der Festungswerke arretirt worden sein. Ein Officier des vor Kiel ankernden Russischen Schiffes "Knaes Pojorski" soll sich erschossen haben."
In Berliner militärischen Kreisen verfolgt man den Gang der Egyptischen Ereignisse mit großer Spannung; man stellt den Engländern keinen allzugünstigen Erfolg in Aussicht. Eine Anwohnung Preußischer Offiziere in diesem Feldzuge bei den Europäischen Heeren wird nicht erfolgen.
Rußland. Der Kaiser hat befohlen, daß in keinem Dorfe mehr als eine Schenke sein soll und auch nur eine gemeinsame, wo 2 oder 3 Dörfer nahe zusammenliegen. Der Schenkwirth ist mit festem Gehalt anzustellen, darf keinen Vortheil vom Verkauf der Spirituosen haben und wird mit Geldbuße, Entlassung oder Gefängniß bestraft, wenn er Trunkenheit in seinen Räumen duldet. Sogar in Rußland also, wo die Staatseinnahmen von Branntwein eignen ungleich stärkeren Theil des Gesammteinkommens bilden, als in irgend einem Lande der Welt, sucht man dem furchtbaren Strome Dämme entgegenzusetzen.
Egypten. Das Bombardement von Alexandrien zieht immer weitere Kreise. Jetzt sind auch in Bairut (Syrien) Unruhen gegen die Christen ausgebrochen, die schaarenweise in den Libanon flüchten.
Die Nachrichten vom Egyptischen Kriegsschauplatz beginnen spärlich zu fließen. Die Hauptquelle derselben, die Berichte der Londoner Zeitungscorrespondenten, droht, wie es den Anschein gewinnt, unter der militärischen Censur zu versiegen. Eine sehr wichtige Meldung, welche allerdings noch der Bestätigung bedarf, erhält der "Hamburgische Correspondent" von seinem Berichterstatter in Suez. Derselbe telegraphirt von dort unterm 10. d.: "Der von Ismailia hierher zurückgekehrte Englische Oberst Jones berichtet, daß Egyptische Truppen in Ismailia eingezogen sind und dort den Bauhof und die Wachen besetzt halten. Lesseps hat in Ismailia eine Ehrenwache von Egyptischen Truppen erhalten und fordert die flüchtigen Europäer zur Rückkehr auf, indem er für Aufrechterhaltung der Ordnung die Garantie übernimmt. Von Ismailia sind zwei Bahnzüge mit Egyptischen Truppen südwärts gegangen, doch ist in der Nähe von Suez bisher kein Feind erschienen.
Der Exkönig Ketschwayo steht in der Britischen Metropole noch immer im Vordergrunde des Interesses. Vor einigen Tagen besuchte er, in einen blauen Serge=Anzug gekleidet, der ihm das Ansehen eines allzu stark gefütterten Schiffskapitäns gab, die beiden Häuser des Parlaments. Im Unterhause, welches sehr schlecht besetzt war, langweilte er sich offenbar sehr bedeutend und erst als Gladstone sich zu einer kurzen Erklärung erhob, gewann er ein augenscheinliches Interesse an den Verhandlungen, welches aber mit dem Niedersitzen des Premiers sich wieder verlor. Nach einer halben Stunde ging Ketschwayo hinüber nach dem Oberhause, wo er es nur ungefähr zehn Minuten aushielt und diese hauptsächlich mit Bewunderung der prächtigen Glasfenster, der gemalten Decke und des Thrones verbrachte. Unbequemlichkeit scheinen ihm seine Stiefel zu bereiten und obwohl für deren Geräumigkeit gesorgt ist, klagt er über fortwährende Müdigkeit in den Beinen und bringt seine Zeit am liebsten sitzend zu. Als Kopfbedeckung tragt er meist eine Schirmkappe und unter derselben einen seinen Rang andeutenden Schwarzen Reif. Im Ganzen schickt er sich recht gut in die europäische Lebensweise; nur hat er noch nicht gelernt, in einen Wagen zu steigen. Ohne das Trittbrett zu benutzen, stützt er sich mit den Armen auf die Kissen und rutscht dann auf den Knieen in den Wagen hinein. Von seinem Appetit kann man sich einen ungefähren Begriff machen, wenn man erwägt, daß er blos zum Frühstück 4 Pfund Rindsbraten vertilgt. Während Ketschwayo's Seereise stieß ein Passagier eine lebendige Katze über Bord, zum höchsten Mißfallen des Königs der laut diesen Vorgang als eine nichtswürdige Grausamkeit bezeichnete, und er zeigte fortan den lebhaftesten Abscheu vor diesem Passagier. Während der Reise wohnte Ketschwayo auch öfters dem Gottesdienste auf dem Schiffe bei, und seine Haltung war dabei stets würdig und tadellos. Nur einmal erhob er sich inmitten eines Gebetes, und indem er seinen Landsleuten die Worte zumurmelte: "Laßt uns gehen!" schritt er aus dem Salon. - Am Mittwoch machte der Ex=Zulukönig, begleitet von seinen Häuptlingen, dem Premierminister Gladstone in dessen Amtswohnung in Downing=Street seine Aufwartung und pflog eine halbstündige Unterredung mit demselben. Wie verlautet, bat Ketschwayo dringend um seine Wiedereinsetzung im Zululande und erklärte, daß dies der einzige Weg sei, um den Frieden im Lande zu sichern. Der Premier richtete einige Fragen an den Exkönig, schwieg aber über die Absichten der Regierung in der Frage.


- Die Irländer fangen an, für - Arabi Pascha Geld zu sammeln, nur um England zu ärgern. Der Parnell'sche Zweig der Landliga in Philadelphia hat beschlossen, den Reinertrag eines unter seinen Auspicien abgehaltenen Festes an Arabi zu senden, und gleichzeitig seine Deligirten bei dem Central=Verein instruirt, die andern Zweige der Liga aufzufordern, ein ähnliches Verfahren einzuschlagen.
- Heiraths=Candidat: Wie gesagt, Herr Commerzienrath, ich reflectire durchaus nicht auf Vermögen, ich liebe Ihre Tochter um ihrer Sanftmuth und Herzengüte willen! Commerzienrath: Ja, wenn dem so ist, dann rathe ich Ihnen, doch lieber meine Nichte zu heirathen, die ist noch viel sanftmüthiger und hat gar nichts.
- Ein höchst merkwürdiger Vergiftungsfall ereignete sich kürzlich in Warschau. Ein gewisser Herr G. erkrankte plötzlich unter Symptomen, die auf die Natur der Krankheit nicht leicht zu schließen gestatteten. Er bekam Schwindel, dann Blutsturz, verlor weiter das Augenlicht und wurde so entkräftet, daß er sich nicht rühren konnte. Herbeigerufene Aerzte konnten die Ursache der Krankheit lange nicht errathen, bis sie schließlich auf den Einfall kamen, es könne nur eine Vergiftung vorliegen. Nach näherer Untersuchung hat es sich ergeben, daß Herr G. eine farbige Tricot=Unterjacke trug, welche infolge des Schwitzens stark abfärbte. Die chemische Analyse der zimmtbraunen Farbe ergab, daß sie von einer nicht näher zu bezeichnenden Giftpflanze herrührte. Das Gift war so stark, daß es, einem Hunde eingegeben, dessen Tod in einer Stunde herbeiführte. Herr G., ein starker Mann im blühendsten Alter, starb trotz aller Pflege unter den gräßlichsten Quälen, nachdem er noch die Adresse des Wiener Kaufladens angegeben, in welchem er die Tricot-Unterjacke gekauft hatte. Die Warschauer

[ => Original lesen: 1882 Nr. 63 Seite 6]

Polizei hat hierüber an die Wiener Polizei einen Bericht erstattet.
- Der Inhaber eines amerikanischen Großhandlungshauses, das den deutschen Markt fast ausschließlich mit Schweineschmalz versorgt, hatte mit einem Berliner Hause eine Differenz, die trotz Kabeldepeschen und Korrespondenz nicht hatte ins Reine gebracht werden können. Der Amerikaner überraschte nun eines Tages seinen Geschäftsfreund mit der telegraphischen Nachricht, daß er ihn am dritten Tage darauf Nachmittags 1 Uhr in Hamburg Hotel so und so zu sprechen wünsche. Der Berliner fand seinen Geschäftsfreund zu besagter Stunde in dem bezeichneten Hotel beim Gabelfrühstück, an dem er theilnehmen mußte. Während des Mahles wurde die Differenz ohne Schwierigkeit zur Zufriedenheit beider geregelt. Um 3 Uhr Nachmittags begleitete der Berliner den amerikanischen Handelsfreund zu dem Dampfer, der denselben wieder nach New=York bringen sollte. Der Amerikaner hatte also eine Reise von 21 Tagen unternommen, um zwei Stunden auf deutschem Boden zu weilen und ein Geschäft zu erledigen. Das nenne ich einen Kaufmann im großen Stile!
- Modewuth. Neulich kommt die Kaiserin von Oesterreich ohne Hut von einer Landpartie nach Ischl zurück. Sie kann sich den Luxus erlauben, denn sie hat ein prachtvolles Haupthaar, in dem kein Falsch ist. Andern Tages erscheinen sämmtliche hohe Damen der Kur (nicht Cour) baarhaupt beim Morgenspaziergang, und, da gerade Sonntag war, auch ebenso in der Kirche, zur nicht geringen Verwunderung der Uneingeweihten. Die Verwunderung der Eingeweihten war aber nicht geringer, denn die Kaiserin war im Hut erschienen. Lösung des Knotens: Bei dem Ausflug hatte die Kaiserin ihren Hut an eine Stuhllehne in dem Wirthshause gehängt, wo sie eine Erfrischung genommen. Ein junger ländlich=sitttlicher Affenpinscher nahm die Gelegenheit wahr und zerzauste den Hut ehe man sich dessen versah so gründlich, daß an einen Gebrauch nicht mehr zu denken war.
- Aus dem Berliner Gerichtssaal. Präs.: Sind Sie die Waschfrau Wilhelmine Wenzel? "Det bin ick" lautete die im kräftigen Baß ertönende Rückantwort der Angeklagten, welche sich vor dem Schöffengericht wegen Körperverletzung verantworten sollte. Präs: Sie sollen am 15. Februar d. Js. den Fuhrherrn Heide mit einer Wäschestütze auf den Kopf geschlagen haben, und zwar dermaßen, daß er gleich zusammensank, erzählen Sie mal die Geschichte. Angeklagte: Wat? Nu wejen so'ne Bajetelle verklagt mir so'n Mensch und will mir möglicheweise in's Loch stecken? Ne so wat! Präs.: Fassen Sie sich kurz, haben Sie mit der Wäschestütze geschlagen oder nicht? - Ih, gewiß hab ich ihm eenen uf'n Däts jejeben, was broocht so'n Stiefel mit ner Karre voll Müll und weeß Jott for Raritäten uf'n Hof zu kommen, wenn ick jerade Wäsche ufhänge, jloben Sie denn, det eene ehrliche Waschfrau det scheene duht, wenn die frischjewaschenen Faltenhemden mit Kalk und Maurerschutt bestreut we'rn? Präs. Sie brauchten den Fuhrmann aber nicht in dieser brutalen Weise zu Leibe zu gehen. Angekl.: Wat wer ick da lange Faxen machen; wenn ick jerade een Levkojenstengel in die Finger jehabt hätte, so hält' ick'n wohl damit uf'n Kopf getippt, nu hab' ick aber jerade eene Wäschestütze jehabt und det mag wohl 'n bisken derbe ausjefallen sind. Uebrigens hat det ihm nischt geschadt und ick will jerne in't Blatt setzen lassen, dat ick ihn sonst for'n anständigen Mann halte. Mehr kann er nicht verlangen. Der Gerichtshof erklärte jedoch die handfeste Waschfrau der Körperverletzung für schuldig und erkannte dem Antrage gemäß auf eine achtägige Gefängnißstrafe. Bei der Frage ob sie sich bei dem Urtheil beruhigen wolle, erwiederte sie: "Ih Jott bewahre! wo werd ick denn! Erst meene Hemden verunjeniren und dafor noch brummen!"
- Ein Lehrer hatte, wie ja eben nicht selten vorkommt, 100 Knaben in seiner Klasse. "Ich wundre mich", äußerte Jemand, wie sie mit den 100 Jungen fertig werden." - "O", erwiderte der Lehrer, "mit den Jungen geht es ganz gut, aber die 200 Alten, die dazu gehören, machen mir oft das Leben sauer."
- Alexander von Humbolt ging einmal in den 1840er Jahren über den Berliner Mühlendamm, das Reich der alten Kleider. Seines unscheinbaren Aeußern halber riefen ihn alle Trödler an: "Papachen, wie steht's mit nem' Winterrock." "Kommen Sie rein! Det reene Eisentuch" ertönt es von der einen, "hier alter Herr, ein schöner, mottenfreier Pelz - erst einen Winter getragen - paßt Ihnen wie angegossen" - von der anderen Seite. Plötzlich fühlte er sich am Rock festgehalten, und sah sich einem besonders eifrigen Geschäftsmanne gegenüber, der ihm mit großer Beredsamkeit eine grüne Sammetweste zum Kauf präsentirte. Kopfschüttelnd wollte er weitergehen, als er unter dem im Schaufenster aufgestapelten Kram zwei lange mit Perlmutter ausgelegte Reiterpistolen bemerkte, die durch ihre alterthümliche, kunstvolle Arbeit sein Interesse erregten. Willens, sie seiner Waffensammlung in Tegel einzuverleiben, fragte er nach ihrem Preise. "Was werden Sie geben für diese schönen Pistölchen?" war die Antwort. "Sagen wir 10 Thlr." "Will ich mal ausnahmsweise Nichts dran verdienen. Neun Thaler haben sie mir selbst gekostet; Reparaturkosten und Zinsen dazu gerechnet, macht's gerade zehn Thaler." Humboldt legt zwei Friedrichsdor auf den Ladentisch, ließ sich den Rest herausgeben, ergriff das im Papier eingeschlagene Päckchen und entfernte sich. Unterwegs warf er zufällig einen Blick auf das zum Einwickeln benutzte Papier und machte die interessante Entdeckung, daß es ein Blatt aus einem altem "Kräuterbuche" war. Die in Gestalt großer Folianten von Aerzten und von Naturforschern im Mittelalter herausgebenden sog. Kräuterbücher sind insofern von großem Werth, als sie über die damaligen Zustände der botanischen Wissenschaft über die Anwendung der Pflanzen im menschlichen Haushalt, in der Technik, Medizin etc. Aufschluß geben. Der große Naturforscher und Gelehrte kehrte sofort um, um die Ueberreste des wertvollen Werkes vor dem Untergang zu bewahren. Bei der Aehnlichkeit der einzelnen Läden war er aber jetzt nicht mehr imstande, den richtigen herauszufinden. Wo er fragte, ob man ihm die Pistolen verkauft hätte, erhielt er ein kurzes "Nein" zur Antwort. Sehr natürlich, denn man hielt ihn für einen Reingefallenen, der den Kauf rückgängig machen wollte und verrieth den Käufer nun aus Korpsgeist nicht. Schließlich kam er auf einen listigen Ausweg und sagte zu dem ihm zunächst stehenden: "Schade daß ich den Manu nicht finden kann, ich wollte ihm nur einen Thaler zurückliefern, den er mir vorhin zuviel herausgegeben hat." - "Kommen Se 'rein, hier bei mir haben sie gekauft", erscholl es von allen Seiten. Aus allen Läden stürzten die Trödler hervor, zwanzig Hände auf einmal faßten und zerrten an seinem Rock, ein wahrer Höllenlärm umtönte ihn. In dieser Bedrängniß erhob er drohend die Pistolen. Im Nu stob die Schaar auseinander. Nur einer blieb verschmitzt lächelnd stehen und meinte: "Sind se doch nicht geladen, Papachen! Stecken Se doch die Donnerbüchsen in und geben Sie mir meinen Thaler!" - Der wirkliche Verkäufer war gefunden. Humboldt folgte ihm in sein dunkles Gewölbe und verlangte hastig, das alte Buch zu sehen, aus welchem das Blatt herausgerissen sein mußte. Bei näherer Besichtigung stellte sich heraus, daß der in Schweinsleder gebundene Foliant, den der Trödler mit anderem alten Kram auf einer Auction gekauft hatte, und mit Ausnahme weniger am Ende herausgerissener Blätter wohlerhalten war und zu den seltensten seiner Art gehörte. Gefragt, was er dafür haben wolle, dachte der Geschäftsmann eine Weile nach, nahm dann eine Hose mit einem eingesetzten Boden vom Riegel und antwortete: "Geben Sie mir vier Thaler und die schöne Hose kriegen Sie zu. Mit der können Sie noch Sonntags Staat machen!" Das Geschäft kam zustande, jedoch verzichtete Humboldt auf die Zugabe. Wenn der greise Gelehrte später einem vertrauten Freunde seine Bücherschätze zeigte, verfehlte er niemals die Ankaufsgeschichte des Kräuterbuchs mitzutheilen, welche er mit den Worten mitzutheilen pflegte: "Am meisten hat mich die Bemerkung amüsirt: Mit der können Sie noch Sonntags Staat machen!"


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