No. 60
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 04. August
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 60 Seite 1]

     Nr. 17 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
          II. Abtheilung.
Bekanntmachung, betr. die Gestaltung von Ernte=Arbeiten an den nächsten drei Sonntagen.


Lebensdauer und Sterblichkeit
nach zehn verschiedenen Gesichtspunkten.
(Schluß.)

7) Klima. Der berühmte belgische Statistiker Quetelet rechnet für den nördlichen Theil Europas jährlich einen Sterbefall auf 41,1 Bewohner, für den mittleren auf 40,8, für den südlichen auf 33,1. Die Lebensfähigkeit nimmt also von Norden nach Süden ab.
8) Jahreszeiten resp. Monate. Unter 12,000 Todesfällen kommen, die Monate gleichlang gerechnet, auf den März 1151, Januar 1145, Februar 1133, April 1116, Mai 1023, December 968, November 920, September 919, Juni 903, August 894, October 878, Juli 850,
so daß also der März der gefährlichste, der Juli der günstigste Monat ist.
9) Beschäftigung. Ein französischer Arzt hat die mittlere Lebensdauer, wie folgt, berechnet. Richterliche Beamte 69 Jahre, Kapitalisten 65,8, Protestantische Geistliche 63,8, Großhändler 62,Administrationsbeamte 61,9, Goldarbeiter 61,8 (?), Weber 60,5 (?), Gärtner 60,1, Kaufleute 59, Schenkwirthe 56,3, Uhrmacher 55,3 (?), Maurer und Gerber 55,2, Zimmerleute 55,1, Landbauer 54,4, Graveure 54,7 (?), Hufschmiede 54,3, Drucker 54,2 (?), Schuster und Schneider 54,2 (?), Wundärzte 54, Fleischer 53, Tagelöhner 52,4, Fuhrleute 51,4, Schreiber 51, Bäcker 49,8, Kunstschreiner 49,7, Schiffer 49,2, Schlosser 47,2, Lackirer, 44,3. Diese Zahlen scheinen sämmtlich etwas zu hoch gegriffen; jedenfalls trifft diese Vermuthung zu bei den mit Fragezeichen kenntlich gemachten. Daß die Fabrikindustrie mancherlei Schädigungen und Zerrüttungen des Familienlebens (Mangel an Pflege und Erziehung der Kinder in den ersten Lebensjahren, wo die Sterblichkeit ohnehin eine größere ist, vgl. oben unter 5) verursacht, dürfte allbekannt sein. In neun Catonen der Schweiz, wo die Bevölkerung vorwiegend Ackerbau treibt, beträgt die Kindersterblichkeit nur 18,1 Procent, in den industriellen Catonen dagegen: in St. Gallen 27,1 Proc., in Appenzell=Inner=Rhoden 29,8 Proc., in Außer=Rhoden gar 37,9 Proc. Am auffallendsten zeigt sich die verderbliche Einwirkung der überwiegenden industriellen Arbeit bei den Militärgestellungen. In Frankreich kommen von Hundert in Paris Geborenen nur 39,2 Procent Ueberlebende überhaupt zur Gestellung, auf dem flachen Lande dagegen 64 Procent - und von jenen 39,2 Procent sind 29,5 Procent unbrauchbar wegen Körpermängeln und Schwächen aller Art und 8,8 Proc. wegen zu geringer Größe, so daß kaum ein Proc. der Pariser Bevölkerung zum Kriegsdienste sich tauglich erweist. In Oesterreich ging von 1870-1878 die Zahl der Brauchbaren herunter von 149,875 auf 126,659, d. h. von 30,2 Proc. der Gestellungspflichtigen auf 18 Procent! - Daß dieser enorme Niedergang der körperlichen Tüchtigkeit seine Ursache in der Zunahme der Fabrikarbeit in Oesterreich hat, das erhellt aus einer Vergleichung der Ergebnisse der Aushebung in den industriellen und in den nicht industriellen Ländern und Provinzen des Kaiserstaates. Auf 295,141 Untersuchte kamen 1878 in Transleithanien 59,049 oder 20 Procent Taugliche, während das industriell weit stärker entwickelte Cisleithanien aus 406,679 jungen Leuten nur 67,610 oder 16,6 Procent die zum Dienst nöthigen Körpereigenschaften besaßen. In Deutschland wird man ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Eine der merkwürdigsten Thatsachen ist die, daß beim Militär in allen Ländern eine höhere Sterblichkeit herrscht, als im Durchschnitt beim Civil, trotzdem in letzterer Ziffer alle Kinder mit einbegriffen sind und trotzdem zum Militär doch die kräftigsten und gesundesten Leute ausgewählt werden. Der Grund ist in dem verhältnißmäßig engen Zusammenwohnen und Zusammenschlafen, in der ungewohnten und wenig abwechselnden Kost, aber auch in macherlei Ausschweifungen gemeiner Soldaten zu suchen.
10) Ehe. Abgesehen von den zu früh und den zu spät geschlossenen Ehen steht es fest, daß das Heirathen einen entschieden günstigen Einfluß auf die Lebensdauer ausübt, wahrscheinlich in erster Linie wegen der regelmäßigen Lebensweise und der besseren Pflege in Krankheiten. Während ein Ehemann Aussicht hat, ein Alter von durchschnittlich 60 Jahren zu erreichen, beträgt die Aussicht für den Junggesellen nur 45 Jahre. Geisteskrankheit und Selbstmord kommen doppelt und dreifach so oft bei Unverheiratheten vor als bei Verheiratheten.
Nach alledem ist der Schluß berechtigt, daß bei einer durchgehenden Verbesserung aller Lebensbedingungen auch auf eine Verlängerung der mittleren Lebensdauer zu zählen ist. Da aber immer nur eine gewisse Summe von Lebensbedingungen sich bessert, während ein anderer Theil zurückbleibt oder gar sich verschlechtert, so sind theoretische Schlüsse von der Vergangenheit auf die Gegenwart jedenfalls von zweifelhaftem Werth. Für 3-4 Jahrhunderte rückwärts wird eine Verlängerung der Lebensdauer allerdings eingetreten sein. So hat man für die Stadt Genf die mittlere Lebensdauer im 16. Jahrhundert zu 18 1/2, im 17. zu 23 1/3, im 18. zu 32 1/4 gefunden. Dagegen hat der Director des Königl. Preußischen Statistischen Büreaus Dr. Engel, für Preußen pro 1816-60 ermittelt, daß die durchschnittliche Lebensdauer von 27,57 Jahre auf 26,40, also um 1,17 Jahre zurückgegangen ist. Für die spätere Zeit fehlen einstweilen die Nachweise, doch ist anzunehmen, daß während der letzten Jahrzehnte eine namhafte Lebensverlängerung stattgefunden habe. Denn wenn auch während dieser Zeit große Verbesserungen in wichtigen Lebensverhältnissen (Wasserleitungen, Kanalisationen, Bau von Arbeiterwohnungen, Städteerweiterungen, und sonstige Verbesserung städtischer Verhältnisse) Platz gegriffen haben, so sind auf der anderen Seite große Kriege (1866,1870 etc.), Epidemien (1866 etc.) und finanzielle Krisen (1865, 1872) hereingebrochen und allein nach Nord=Amerika sind (aus ganz Europa) über 3 1/2 Mill. der lebensfähigsten Menschen ausgewandert, mehr als doppelt so viel in der gleichen Zeitperiode vorher.

[ => Original lesen: 1882 Nr. 60 Seite 2]

Politische Rundschau.

Wenn wir Deutschen an den egyptischen Wirren auch weniger betheiligt sind als andere Völker, so sind sie für uns doch mehr als eine aufregende Unterhaltung. Sie fangen an, immer weitere Kreise in ihre Wirbel zu ziehen. Das Ministerium Freycinet ist über Egypten gestolpert und gefallen, und das kann uns nicht gleichgiltig sein. Ministerpräsident Freycinet verlangte von der Kammer 9 1/2 Million Franks, um den Suez=Kanal an zwei Punkten mit 4000 Mann zu besetzen. Bescheidener konnte er nicht sein, die Kammer schlug ihm aber die Forderung mit 450 Stimmen gegen 75 ab. Die Minister erbaten sofort ihre Entlassung und Grevy hat sie angenommen. Sie führen bis zur Ernennung neuer Minister die Geschäfte fort. Das Benehmen der Kammer ist - vorläufig - unerklärlich. (Die Engländer wollen die Zwischenzeit benutzen und Abukir bombardiren.)
Der alte Döllinger in München hat dieser Tage in einer Rede in öffentlicher Sitzung der Akademie es als seine geschichtliche Ueberzeugung ausgesprochen, daß der geistliche Einfluß Roms in Deutschland gegenwärtig ein größerer sei als im Beginn des 16. Jahrhunderts d. h. in dem Zeitalter der Reformation. Die Ereignisse von 1517-52, sagte er (die Zeit der Durchführung der Reformation) seien ihm lange ein Räthsel gewesen, er beklage deren Ergebnisse, die zur Trennung in Katholiken und Protestanten geführt. Seitdem er aber die Geschichte Roms und namentlich die Ereignisse der letzten Jahre gründlich in ihrem Zusammenhange studirt habe, sei ihm das Räthsel gelöst und er verstehe die Zeit. Er bete die Wege der Vorsehung an, welche in ihrem weisen Rathschlusse alles so gefügt. Rom sei aber jetzt, was es seit 14 Jahrhunderten nicht mehr gewesen: die Hauptstadt Italiens, der Sitz des Königs und zugleich auch des Papstes, zwei Seelen in einem Leibe, die sich nicht vertragen, Vatikan (die Residenz des Papstes) und Quirinal (Residenz des Königs) seien zwei feindliche Burgen in einem Staate. - Die Rede Döllingers wird hoffentlich gedruckt, damit man sie ganz verstehe. Wir erinnern heute nur daran, daß Döllinger, jetzt ein hoher Achtziger, wie kein Anderer sein ganzes Leben dem Studium der Kirchengeschichte und des Papstthums gewidmet und als die hellstrahlendste Leuchte der katholischen Kirche gegolten hat, bis er sich 1870 gegen das vom Concil in Rom angenommene Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes erklärte.
In Frankreich hatte man das Gerücht ausgesprengt, Deutschland wolle, wenn Frankreich in Aegypten, Algier, Tunis u. s. w., alle Hände voll zu thun habe, Luxemburg fischen, wenn auch mit goldener Angel und Lockspeise für den holländischen König. Es ist natürlich kein Wort daran wahr.
Rußland. Der Thierarzt Kyrillow in Petersburg, ein Nihilistenführer, hatte seither in der Untersuchungshaft jedes Wort verweigert, vor ein paar Tagen aber verlangte er den Untersuchungsrichter ganz allein zu sprechen ohne jeden Zeugen. In dieser Stunde enthüllte er eine ganze Reihe von Mordanschlägen gegen den Kaiser und andere wichtige Personen bis in alle Einzelheiten hinein, nannte jedoch keinen seiner Mitschuldigen. Der Kaiser, dem man sofort Mittheilung machte, erschrack heftig und befahl, den Gefangenen menschlicher als seither zu behandeln.


- George Washington, dem ersten Präsidenten der nordamerikanischen Republik wird in Philadelphia ein Reiterstandbild errichtet. Die Ausführung in Bronce ist dem Berliner Bildhauer Siemering übertragen. Die Kosten trägt eine patriotische Gesellschaft in Philadelphia, die dazu eine Million Mark gesammelt hat.
- Frau Meiling in Berlin erwartete ihren Mann, den Verräther der deutschen Marine, auf der Straße, als er aus dem Gerichte ins Zuchthaus geführt wurde. "Es ist gelinde", rief er ihr im Vorübergehen zu und meinte die 6 Jahre Zuchthaus.
- Die Russen sind nicht so schlimm, wie sie sich anstellen. Vor der Hand baden sie sich nicht in deutschen Blute, wie Skobeleff drohte, sondern in deutschem Wasser, das sie äußerlich wie innerlich gebrauchen. In fast allen größern deutschen Bädern halten sich ungemein viele Russen auf, und die Badewirthe sind wegen des rollenden Rubels ihre besten Freunde.
- Hoch oben, wie der Hirtenknab' vom Berge, hat der Thurmwächter der Kathedrale in Metz dieser Tage sein 50jähriges Thürmer=Jubiläum gefeiert. Täglich stieg er zweimal hinunter und hinauf und legte in den 50 Jahren 22,192,600 Stufen zurück.
- Seit 70 Tagen liegt in einem Krankenhause in Paris eine junge Frau, die von der Polizei auf einer Bank liegend gefunden wurde, im tiefem Schlafe, aus dem sie nichts erwecken kann. Sie wurde in dieser Zeit sogar von einem todten Kinde entbunden, ohne zu erwachen; man erhielt sie am Leben durch eingeflößte Fleischbrühe. Zum erstenmal gab sie Lebenszeichen, als man ihr starke Douchen gab; seitdem scheint sie zu hören, ohne selber sprechen zu können. Auf öffentliche Aufrufe kam eine Frau aus der Provinz und glaubte in der Schlafenden ihre Tochter zu erkennen: Marie Veron. Die Mutter behauptet, während des Krieges von 1870 sei ihre Tochter in einen ähnlichen Todtenschlaf verfallen.
- Im Fichtelgebirg, Revier Frankenreuth, wurde dieser Tage ein Wolf bei dem Treibjagen erlegt; ein zweiter brach durch.
- Ich komme, hatte ein junger Wiener seiner Braut telegraphirt. Er kam aber nicht, sondern eine zweite Depesche, daß er in Böhmen verunglückt sei. Er war in den Bergen herumgeklettert und von einem hohen Felsen gestürzt, ein junger Baum, welcher aus dem Felsen herausgewachsen war, hemmte seinen Sturz. Er hing 28 Stunden zwischen Himmel und Erde, bis Hülfe kam. Mühsam wurde er gerettet.
- Petroleum in Papierfässern. Vor Kurzem ist eine ganze Schiffsladung von Petroleum aus Newyork in Papierfässern abgegangen. Die Fässer werden von einer Gesellschaft in drei Fabriken (in Hartford, Cleveland und Toledo) hergestellt. Täglich werden 3000 Fässer fertig, dieselben sind blau angestrichen, tragen eiserne Reifen und kosten in der Größe gewöhnlicher Petroleumfässer nur 1 1/3 Dollar per Stück. Der Vorzug dieser Gebinde besteht hauptsächlich darin, daß sie keine Fugen haben und daher weniger Flüssigkeit durch die Lecke verlieren. Auch sollen sie elastischer und nicht so zerbrechlich als Holz sein. Die Standard Oil Company soll diese Fässer für ihren ganzen Export einzuführen beabsichtigen.
- Die Größe des Verkehrs in den Straßen von Berlin wird durch die seit dem Jahre 1867 in gewissen Intervallen vorgenommenen polizeilichen Aufnahmen des Wagenverkehrs in den verschiedensten Stadttheilen einigermaßen illustrirt. Danach ergiebt sich beispielweise für den Mühlendamm eine Frequenz von 8434 Wagen pro Tag oder stündlich 642 Wagen. Die Ecke Alexander= und Holzmarktstraße passirten an einem Tage 13,288 Wagen, den Potsdamer Platz 12,903, die Ecke Friedrichsstraße und Unter den Linden 12,459, Ecke der Königs= und Spandauerstraße 11,079, Ecke Leipziger= und Spandauerstraße 11,079 Ecke der Leipziger= und Jerusalemerstraße 10,273, Ecke Blumen= und Alexanderstraße 9936, ferner die Königsbrücke 9366, die Friedrichsbrücke 8530, die Kurfürstenbrücke 6993, die Waidendammerbrücke 6520 etc. In der Leipzigerstraße schwankt der Verkehr zwischen 6786 und 8217 Wagen täglich, der stärkste Wagenverkehr war am Sonnabend, 21. Juni 1879 mit 9549 Wagen. Dazu kamen an jenem Tage noch 702 Hand= und Hundewagen, was eine Gesammtsumme von 10,251 Fuhrwerken ergiebt. Im Jahre 1878 ist während 7 Tage auch zugleich der Fußgängerverkehr in der Leipzigerstraße zwischen dem Leipziger Platz und der Wilhelmsstraße gezählt worden. Es schwankte Wochentags zwischen 41,786 und 46,907 Personen und Sonntags zwischen 34,361 und 42,555 Personen. - Ueber das Verhältniß zwischen Last= und Personenfuhrwerk in den verschiedenen Stadtgegenden ist im Allgemeinen Folgendes zu bemerken: Im Westen der Stadt überwiegt das Personen= das Lastfuhrwerk um mehr als 250 pCt., im Osten dagegen das Last= das Personenfuhrwerk um mehr als 50 pCt. und im Nordosten stellen beide sich annähernd einander gleich. Im Westen und Nordosten überwiegt bei Weitem das leichte gegenüber dem schweren Lastfuhrwerk, im Osten sind beide nicht sehr ver=

[ => Original lesen: 1882 Nr. 60 Seite 3]

schieden, im Westen beträgt das öffentliche Fuhrwerk weit über die Hälfte des Ganzen, im Nordosten noch nicht die Hälfte und im Osten nur ein Drittel des ganzen Wagenverkehrs.
- Der Astronom Professor Schönfeld in Bonn hat eine Vorlesung angekündigt über: "Die Differentialformeln zur Verbesserung der Bahnen der Himmelskörper." Kladderadatsch fragt: Sind denn die betr. Bahnen wirklich schon reparaturbedürftig?
- In Halle hat sich ein Verein "ehemaliger Offiziers=Burschen" gebildet. So süß ist die Erinnerung.
- (Der angehende Mathematiker.) Vater (zu seinem Sohne, mit dem er über Feld geht): "Nun, Fritz, könntest Du mir wohl sagen, wie man am leichtesten die Zahl der Schafe jener Herde, die sich dort herumtummelt, ermitteln könnte?" Fritz: Gewiß, Papa; ich zähle einfach die Beine und dividire durch vier.
- Bei einer Versteigerung in Wiesbaden erstand der Auctionator ein altes Stehpult für 3 M. und fand daheim in einem geheimen Fache desselben in sogenannten "Kanzen" von 1814 nicht weniger als 1 1/2 Million holländische Gulden. Der Neid regte sich und man stritt schon in den öffentlichen Blättern darüber, wem das Geld zufalle, als es sich herausstellte, daß die Scheine längst verfallen und nichts werth seien.
- Haben die Herren Volksschullehrer in Cassel mit den Herren Vätern der Seminaristen vom Lande Rücksprache genommen, als sie darauf drangen, daß sie ein Jahr freiwillig im Militär dienen wollten statt 6 Wochen? Mir kann's zwar recht sein, denn ich hab keinen zweiten "Sechswöchner" zu versenden, aber - -! Einer vom Lande.


Anzeigen.

Im weiteren Verfolg der Auctionsanzeige vom 22. v. Mts., betreffend den Verkauf der zur Baek bei Ratzeburg belegenen Hütte auf der 2. Kupfermühle und des sogenannten Gesellenhauses mit Stall auf der vierten Kupfermühle daselbst, wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß in dem an Ort und Stelle auf

Donnerstag den 10. August d. Js.,
Vormittags 9 1/2 Uhr,

anberaumten Verkaufstermine auch die auf der 4. Kupfermühle belegene Hammerhütte auf Abbruch verkauft werden soll.
Die Bedingungen werden vor Beginn der Versteigerung bekannt gemacht werden, können auch in der hiesigen Registratur eingesehen werden.
Schönberg den 3. August 1882.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub Nr. 5 belegene Büdnerstelle c. p. der Ehefrau des Arbeitsmanns Langhans, Trin Maria geb. Retelsdorf, daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag den 28. August 1882,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 10. Juni 1882.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Das 4. Abonnements-Conzert
findet am
Sonntag den 6. August

in Boye's Garten statt, wozu ergebenst einladen

die Vereinsmusiker.       

Anfang Nachmittags 4 Uhr.
Entree für Nichtabonnenten à Person 30 Pfennig (Mecklenburg).


Grabkreuze
in großer geschmackvoller Auswahl zu sehr billigen Preisen empfiehlt
Schönberg.                                                     J. Ludw. D. Petersen.


Zu Michaelis d. J.

wird meine Schlachterwohnung frei vor dem Siemzerthore.

C. Egert.       


Eine Dreschmaschine,

mit vollständigem Reinigungsapparat des Korns versehen und mit 4 Pferden zu treiben hat zu vermiethen

Fritz Wilms,       
Herrnburg.        


Caffee=Ersatz

von Leusmann & Zabel in Hannover wirkt, ohne Cichorien=Zusatz, ebenso belebend und ermunternd, wie Bohnenkaffee und giebt ein vorzüglich durststillendes Getränk. Denselben empfehlen à Pfund 40 Pfennig (Mecklenburg) J. L. D. Petersen, C. A. Vock, A. Zander, J. F. Eckmann.


Eisenbahn          Eisenbahn
Mecklenb. Friedrich=Franz Eisenbahn.
Am Sonntag den 6. August d. Js.
wird ein Extrazug
Hamburg=Lübeck=Schwerin

und zurück abgefertigt:
Abfahrt von Lübeck 9 Uhr 5 Min Vorm.
Abfahrt von Schönberg 9 Uhr 37 Min Vorm.
Abfahrt von Grevesmühlen 10 Uhr 3 Min Vorm.
Abfahrt von Bobitz 10 Uhr 24 Min Vorm.
Abfahrt von Kleinen 10 Uhr 40 Min Vorm.
Ankunft in Schwerin 11 Uhr 2 Min Vorm.

-----------------

Abfahrt von Schwerin 9 Uhr 37 Min. Abends
Ankunft in Kleinen 10 Uhr - Min. Abends
Ankunft in Bobitz 10 Uhr 17 Min. Abends
Ankunft in Grevesmühlen 10 Uhr 34 Min. Abends
Ankunft in Schönberg 10 Uhr 59 Min. Abends
Ankunft in Lübeck 11 Uhr 25 Min. Abends
Auf den vorgenannten Stationen werden an diesem Tage zu dem Extrazuge Hamburg=Lübeck=Schwerin

Fahrbillets II. und III. Wagenklasse nach Schwerin
zum einfachen Fahrpreise

ausgegeben, welche zur Rückfahrt nicht allein zum Extrazuge Schwerin=Lübeck=Hamburg, sondern auch am 7. August zu den fahrplanmäßigen, von Schwerin um 8 Uhr 4 Min. Morgens und um 1 Uhr 40 Min. Nachmittags abgehenden Personenzügen Gültigkeit haben.
In gleicher Weise werden am 6. August zu dem um 8 Uhr Morgens abgehenden Zuge in Wismar Billets zum einfachen Fahrpreise nach Schwerin ausgegeben, welche zur Rückfahrt mit allen fahrplanmäßigen Zügen am 6. und 7. August c. berechtigen.
Freigewicht für Gepäck wird auf diese Doppelbillets nicht gewährt.

Die Direction.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 60 Seite 4]

Zur gefl. Beachtung!

Wer sich eine Aussteuer in guten Polster=Möbeln billig kaufen will benutze die Gelegenheit
Um meine Kundschaft zu erhalten bin ich gezwungen mein vorräthiges Lager von soliden und dauerhaft gearbeiteten Polster=Möbeln zu jeden annehmbaren Preise bis Ende September gänzlich zu räumen.
Die Sachen sind theils weiß, theils mit den feinsten Plüsch, Rips oder Phantasie=Stoffen bezogen.
NB. Jetzt kann Käufer noch bestimmen mit welchem Stoff die Möbeln bezogen werden sollen.

                                                    Hochachtungsvoll F. Jürgens,
                                                              Tapezier und Dekorateur,
                                                    Lübeck, Holstenstraße 309.


Zur Rappsaat

empfehle ich als ganz besonders geeigneten Kunstdünger

Aufgeschl. Pacific=Guano,
9 1/2 pCt. im Wasser lösl. Phosphorsäure,                          
7 pCt. Stickstoff.
Mark 13 pro 100 Pfund ab Lager in Lübeck,
oder bei 100 Zentnern frco. Station in Holstein, Lauenburg und Mecklenburg.
Ziel nach Uebereinkunft.

Ausführliche Preislisten über alle gangbaren Kunstdünger, wie gedämpftes und aufgeschloss. Knochenmehl Superphosphate aller Art etc. stehen zu Diensten.
Sämmtlicher Kunstdünger steht unter Kontrolle der landw. Versuchsstation in Kiel und Rostock.

Lübeck. Comptoir: obere Johannisstr. 4.                                                     Just Koch.


Tapeten=Auction. Dienstag den 8. August a. c.,

Vormittags von 9 1/2 - 12 1/2 und Nachmittags von 3 1/2-5 Uhr sollen

Fleischhauerstraße 132, Lübeck,

ein großer Posten fehlerfreier Goldvelour, Gold=, Ton=, Glanz= und Naturell=

Tapeten,

sowie Goldvelour=, Gold= und Farbe=

Borden

(u. A. ff. Goldborden mit Ecken), öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.

Carl Meyer. Auctionator.       

NB. Den Herren Bauunternehmern u. sonstigen Consumenten besonders empfohlen, da nur neue Muster zum Verkauf kommen, und sind die Proben Montag, von 4. bis 6 Uhr, zur gefl. Ansicht ausgelegt.


Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg.

Geboren:

D. 13. Juli dem Kaufmann Paul Schweigmann zu Schönberg ein Sohn.
D. 14. Juli ein unehelicher Sohn zu Rottensdorf.
D. 22. Juni dem Arbeitsmann Joachim Krellenberg zu Schönberg eine Tochter.
D. 22. Juli dem Vorarbeiter Kollmorgen zu Rupensdorf ein Sohn.
D. 19. Juli dem Gastwirth Krüger zu Schönberg ein Sohn.
D. 22. Juli dem Briefträger Grevsmühl zu Schönberg ein S.
D. 27. Juli dem Schulzen Hagendorf zu Boitin=Resdorf ein S.
D. 27. Juli dem Hauswirth Maaß zu Mahlzow eine Tochter.
D. 1. August dem Kutscher Ahrendt zu Hof Lockwisch ein Sohn.

Gestorben:

D. 15. Juli Fritz Boye zu Rottensdorf, 20 Stunden alt.
D. 15. Juli Ernst Bernhard Johann Carl Heinrich Bohnhoff, Arbeitsmannssohn zu Schönberg, 18 Tage alt.
D. 24. Juli, Johann Franz, Schustergeselle aus Thorn in Westpreußen, z. Z. in Schönberg, 33 Jahre alt.
D. 26. Juli Catharina Maria Schröder geb. Parbs, Arbeitsmannsfrau zu Schönberg, 43 Jahr 11 M. alt.
D. 25. Juli, Fritz Joachim Heinrich Dierck zu Gr. Siemz, 9 Monat alt.
D. 28. Juli, des Bahnwärters Kahl zu Lockwisch todtgeborenes Töchterchen.

Eheschließungen:

D. 18. Juli, Arbeitsmann Johann Joachim Heinrich Kähler und Wilhelmine Julie Anna Wulff zu Schönberg.
D. 18. Juli, Töpfer Friedrich Reinhold Hoentzke aus Hohenbocke in Schlesien und Uhrmacherwittwe Marie Catharine Dahncke geb. Kniep zu Schönberg.


Prima Lindenhonig
à Pfund 75 Pfennig (Mecklenburg). - 10 Pfund 7 M.
                                                                empfiehlt
Sabow.                                                    A. Lenschow.


Erntehandschuhe
sind stets zu haben in Schönberg bei                                                    
                                                    Emil Jannicke, Handschuhmacher.


Am Sonnabend den 5. August werden auf dem Römnitzer Felde Rübsenschooten verbrannt.

Th. Hildebrandt.       


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 6. August.

Frühkirche: Pastor Kämpffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
     Amtswoche: Pastor Langbein.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 3. August 1882. December 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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