No. 59
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. August
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 59 Seite 1]

Lebensdauer und Sterblichkeit
nach zehn verschiedenen Gesichtspunkten.

Das menschliche Leben verläuft nicht nach Schickung oder Zufall, sondern nach ganz bestimmten Gesetzen, und unter allen Verhältnissen hängt es in hohem Grade von seinem Thun und Lassen ab, ob der Mensch ein längeres oder kürzeres Leben führt. Selbstverständlich kommen hier nur in Betracht die regelmäßigen und normal verlaufenden Verhältnisse; unter außerordentlichen Umständen, wie bei Epidemien, ist manchmal alle und jede Vorsicht selbst bei bester Gesundheit nutzlos, obwohl auch in solchen Fällen sehr viel auf Thun und Lassen ankommt. Inwiefern und inwieweit nun bestimmte Verhältnisse verkürzend resp. verlängernd auf die Lebensdauer einwirken, wollen wir an der Hand der Statistik etwas genauer durchgehen.
1) Trunksucht. Nach einem englischen Statistiker beträgt die mittlere Lebensdauer vom 20. Lebensjahr an gerechnet, bei Trunkenbolden nur 15 1/2 Jahre, während sie bei der Gesammtbevölkerung 44,2 erreicht. Die Sterblichkeit bei Trunkenbolden ist also dreimal so groß als bei den anderen Altersklassen.
2) Armuth und Wohlhabenheit. Der deutsche Arzt Casper verglich das Lebensalter von 713 Mitgliedern deutscher fürstlichen und gräflichen Familien mit dem Alter von 2000 berliner Stadtarmen und fand die durchschnittliche Lebensdauer bei den Reichen zu 50, bei den Armen zu 32 Jahren, hier also um 18 Jahre kürzer. Andere Statistiker haben berechnet, daß die Sterblichkeit in den armen Volksklassen doppelt so stark ist wie in den begüterten. Die Armen werden ja von allen Mißverhältnissen immer zuerst und außerdem doppelt betroffen.
3) Theurung. In Paris starben für eine Dauer von 90 Jahren in den 10 theuersten Jahren durchschnittlich 21,174 Personen, in den 10 wohlfeilsten nur 17,629. In London starben im Jahre 1800 bei einem Weizenpreis von 113 Schilling 25,670 Personen, im Jahre 1802 bei einem Weizenpreis von 58 1/2 Schilling 20,508, Unterschied 5162, als Folge des höheren Getreidepreises.
4) Wohnungsverhältnisse. Körösi, Director des Statistischen Büreaus in Budapest, hat seit Jahren sämmtliche Verstorbene dieser Stadt hinsichtlich der Wohnungsverhältnisse in 4 Klassen gebracht, und zwar: 1) für Wohnungen mit höchstens 2 Insassen auf ein Zimmer; 2) mit 2-5 Insassen; 3) mit 5-10 und 4) mit mehr als 10 Insassen. Die Lebensdauer fand er für diese 4 Klassen, vom fünften Lebensjahre angerechnet: für die erste Klasse zu 47,16 für die zweite zu 39,51 für die dritte zu 37,10 für die vierte zu 32,03 Jahren. Für Leipzig bringen die statistischen Nachrichten bei einer Eintheilung der Wohnungen in 3 Klassen folgende Ergebnisse: erste Klasse bis 2 Bewohner auf ein heizbares Zimmer, 19 Todesfälle von je 1000; zweite Klasse 2-3 Bewohner auf ein heizbares Zimmer 22 Todesfälle; dritte Klasse mehr als 3 Bewohner auf ein heizbares Zimmer 33 Todesfälle auf 1000 Bewohner.
5) Kindersterblichkeit. Bis zum 5. Lebensjahre starben nach Körösi von 100 überhaupt Verstorbenen: in Berlin (1864) 52,85, in Leipzig (1874) 44,71, in Wien (1873) 44,32, in London (1874) 40,90, in Paris (1873) 3056. Die kolossalen Unterschiede können nur aus der Ungunst der Lebensverhältnisse erklärt werden. Beweis davon ist, daß in den armen Volksklassen die Kindersterblichkeit dreimal so groß ist, als in den wohlhabenden.
6) Stadt und Land, sowie sonstige örtliche Verhältnisse. In ganz England kamen für einen Zeitraum von 10 Jahren auf 100,000 Bewohner 2246 Todesfälle; in London, das bekanntlich günstige Sterbeverhältnisse hat, 2425. In den Districten, welche die großen Städte enthalten, starben 2563, in den vorwiegend ländlichen Bezirken nur 1970. In ganz Frankreich kam für einen Zeitraum von 15 Jahren auf 42,90 Bewohner ein Sterbefall, in den Arrondissements=Hauptorten auf 38,42. Was sonstige örtliche Verhältnisse betrifft, so fand ein französischer Statistiker für Gebirgsgegenden einen jährlichen Todesfall auf 38,2 Bewohner, für Ufergegenden auf 26,6, für Getreideebenen auf 24,6, für Gegenden mit Teichen und Sümpfen auf 20,8 Bewohner.

(Schluß folgt.)


Politische Rundschau.

Nach einem Telegramm ist der Suezkanal auf Deutschlands Antrag unter Zustimmung Englands und Frankreichs unter den Collectivschutz der Mittelmeer=Mächte gestellt worden.
Wie es heißt, hat Fürst Bismarck seine Absicht, eine Kur in Kissingen zu gebrauchen, definitiv aufgegeben.
Frankreich. Die Place de Concorde in Paris ist von 8 allegorischen Städtegestalten umgeben, darunter auch Straßburg. Die Marmorstatue dieser Stadt war Immortellen= und anderen Todtenkränzen behangen, außerdem reichlich mit schwarzem Flor geschmückt. Bei der Feier des 14. Juli war allein Straßburg mit blauweiß=rothen Fahnen ausstaffirt (die anderen 7 Figuren standen kahl da), und noch heute, nachdem Paris sein Festgewand abgelegt hat, prangt Straßburgs Figur im Fahnenschmuck. Riecht das nach Frieden oder Revanche?
Die Stimmung in Frankreich sowohl unter der Volksvertretung als in der Presse wendet sich mit immer größerer Entschiedenheit gegen eine Theilnahme an den egyptische Händeln, und handele es sich nur um eine Besetzung des Suezkanals. Die Möglichkeit sei nicht ausgeschlossen, daß wenn Frankreich Truppen in Egypten lande, es auch gegen seinen Willen mit in die Ereignisse hineingezogen werde. Das von England für Egypten ausgerüstete Expeditionscorps besteht im Ganzen aus 24,300 Mann und zwar aus 13,400 Mann Infanterie, 1700 Mann Artillerie mit 48 Kanonen, 2400 Mann Cavallerie, 3100 Mann Reserven und 3700 Mann Nichtcombattanten; dazu kommen noch 10,000 Mann indischer Truppen. Uebrigens hat jetzt auch der Sultan seine Bereitwilligkeit, Truppen nach Egypten zu senden, kundgegeben.
Egypten. Eine überraschende Nachricht kommt aus Egypten. Es heißt Aarabi habe seine Unterwerfung angeboten, wenn ihm für sich und 10 seiner Hauptanhänger Gehalt und Rang eines Obersten zugesichert werde, daneben erbiete er sich in ein Kloster zu gehen.

[ => Original lesen: 1882 Nr. 59 Seite 2]

Die Aussichten zu einer friedlichen Beilegung der egyptischen National=Erhebung sind somit im Steigen. Jedenfalls wäre die jetzt auftauchende Lösung die angenehmste. Daß die Engländer so lange "Gewehr im Anschlag" stehen, bis Aarabi Pascha wirklich ins Kloster gegangen ist, wird ihnen angesichts der bisherigen Kostspieligkeit Niemand verdenken können. Uebrigens wird angesichts der früheren "Politik der Bestechung", welche das Kabinet Gladstone den Afghanen gegenüber anwandte, im Falle Aarabi wirklich gutwillig abdankt, wohl niemals der Verdacht ganz schwinden, daß der Rückzug Aarabis in ein Kloster den Engländern sehr viel Geld kostete. Gladstone und Genossen waren stets Freunde - goldener Waffen. Aarabi bietet übrigens seine Unterwerfung in einem Augenblicke an, da die Lage der Engländer in Alexandrien vorübergehend recht kritisch zu werden droht. Denn Admiral Seymour hat gestern, Freitag, die Kommandanten der fremden Kriegsschiffe ersucht, die Angehörigen ihrer Nationalität, welche etwa nach Alexandrien zurückzukehren beabsichtigen, darauf aufmerksam zu machen, daß der Eintritt von Wassermangel in Alexandrien unmittelbar bevorstehe, da Aarabi Pascha den Mamudiehkanal abgedämmt habe. Ein Wassermangel der Engländer wäre kein schlechter Alliirter für Aarabi Pascha und dessen Wünsche.


Schönberg. Am 28. Juli d. J. kam vor hiesigem Schöffengericht wiederum ein Wilddiebsfall zur Verhandlung. Am Abend des 16. Juni d. J. bemerkten die Hohenmeiler Jäger, welche sich zur Ausübung des Jagdschutzes auf die Schwanbecker Feldmark begeben hatten, längs eines Knicks nach der Maurine zu, eine frische Menschenfährte im Korn, welche verfolgend, sie am Ufer der Maurine einen Fischerkahn mit etlichem trocknen Fischergeräth finden ließ. Keinen Augenblick im Zweifel darüber, daß dieses Fahrzeug verdächtige Leute transportirt, schlichen die Jäger an der Hecke zurück, als sie einen Schuß am Schwanbecker Zuschlag fallen hörten. Jetzt beschlossen sie, in der Nähe des Kahns die Rückkehr der Inhaber desselben zu erwarten und bemerkten von dort gegen 9 1/2 Uhr zwei Männer, mit einem Rehbock und zwei Flinten beladen, auf die Kahnstelle zuwandern. Der übereilte Angriff des einen Jägers hatte zur Folge, daß die beiden als Wilddieb erkannten Männer Rehbock und Flinten abwarfen und die Flucht ergriffen, welche die Dunkelheit auch begünstigte. Nachdem der Kahn in Schwanbeck in Sicherheit gebracht, begaben sich die Jäger in Begleitung des Selmsdorfer Husaren früh am nächsten Morgen nach Dassow, woselbst es auch bald gelang, den Besitzer des Kahns ausfindig zu machen und die beiden Insassen desselben vom vergangenen Abend zu ermitteln. Als solche waren vom hiesigen Schöffengerichte vorgeladen und erschienen der 36jährige Maurergeselle L. und der 20jähr. Fischerknecht H., beide zu Dassow. Da dieselben, der That überführt, zugestanden, daß sie solche complottmäßig und zwar innerhalb der gesetzmäßigen Schonzeit ausgeführt, wurde vom Schöffengericht dem Antrage des Amtsanwalts Folge gegeben, und jedem derselben eine Gefängnißstrafe von 4 Monaten zugesprochen. Wie uns anderweitig berichtet, unterliegt es keinem Zweifel, daß die im Fürstenthum ihr Unwesen treibenden Wilddiebe sich nicht allein auf den Abschuß von Wild beschränken, sondern sich auch gelegentlich an den wohlgenährten Hammeln unserer Hauswirthe vergreifen, und kann man es nur beklagen, daß letztere Fälle nicht sofort dem Gerichte zur Anzeige gebracht, sondern bisher aus Furcht vor eventuellen Racheacten vertuscht wurden.
Neustrelitz, 28. Juli. Die in diesem Jahre im hiesigen Lande stattfindenden Truppenübungen - abgesehen von den erforderlichen Märschen - werden auf nachstehenden Terrainabschnitten abgehalten werden: 1. Das Regimentsexerciren des Großh. Meckl. Füselier=Regiments Nr. 90 in der Zeit vom 18. bis 23. August auf einem Platze zwischen Neubrandenburg und Wulkenzin; 2. das Exerciren der 34. (Großherzogl. Meckl.) Infanterie=Brigade vom 25. bis 30. August auf dem bereits im Jahre 1876 zum gleichen Zwecke benutzten Platze bei Bargensdorf, südlich von Neubrandenburg; 3. die Detachemetsübungen vom 1. bis 5. September, und zwar die der 33. Infanterie=Brigade in dem nördlich der Eisenbahn Neubrandenburg=Pasewalk gelegenen Theile des Landes, die der 34. (Großh. Meckl.) Infanterie=Brigade zwischen Neubrandenburg und Neustrelitz; endlich 4 die Divisionsübungen vom 7. bis 13. September längs der Chausseen Neustrelitz=Woldegk (ungefähr bei Bredenfelde anfangend) und Woldegk=Neubrandenburg.
- Das Alter der deutschen Universitäten. Bekanntlich begeht die Würzburger Hochschule in den Anfangstagen des August dieses Jahres die Feier ihres 300jährigen Bestehens. Bei dieser Gelegenheit erscheint es am Platze, die Reihenfolge, in welcher die jetzt bestehenden Universitäten deutscher Sprache ins Leben gerufen sind, unter Beifügung des Gründungsjahres hier anzugeben. Die Zusammenstellung ergiebt: Prag 1348, Wien 1365, Heidelberg 1386, Leipzig 1409, Freiburg 1454, Greifswald 1456, Basel 1460, München 1472, Tübingen 1477, Marburg 1527, Königsberg 1544, Jena 1558, Würzburg 1582, Gießen 1607, Kiel 1665, Halle 1694, Breslau 1702, Göttingen 1737, Erlangen 1743, Berlin 1810, Bonn 1818, Zürich 1833, Bern 1834, Straßburg 1872 (1567).
- Interessant ist es, daß die Volksschullehrer auf dem Lehrertage in Cassel erklärt haben, sie wünschten nicht wie bisher 6 Wochen im Militär zu dienen, sondern wollten Einjährig=Freiwillige werden. Die 6wöchentliche Dienstzeit sagt ihr Referent (Wilke=Schwerin), sei keine Bevorzugung, sondern eine Benachtheiligung für sie; denn ausgebildet könnten sie in 6 Wochen nicht werden, ihre gesellschaftliche Stellung werde dadurch heruntergedrückt. Die Versammlung nahm die Thesen an: "Die 6wöchentliche aktive Militärdienstpflicht der Lehrer fördert nicht das Wohl der Volksschule, sondern übt durch die dadurch geschädigte berufliche Stellung der Lehrer einen nachtheiligen Einfluß aus. 2) Der deutsche Volksschullehrer muß gleiche Rechte und Pflichten mit jedem andern Deutschen gemeinsam haben und tragen und muß berechtigt sein, auf Grund der Befähigung für das Volksschulamt seiner Militärdienstpflicht durch den Einjährig=Freiwilligen Dienst zu genügen." - Auch gegen die Schulsparkassen sprach sich der Lehrertag sehr entschieden aus. Die angenommenen Thesen erklären diese Kassen aus einer Reihe von Gründen (Störung des Unterrichts, falscher Entwicklung des Karakters der Kinder, Unzulässigkeit eines Filial=Sparkassenwesens in der Schule etc.) für verwerflich und empfehlen die Einrichtung der Kinder= und Pfennig=Sparkassen ohne Verbindung mit der Schule und ohne die amtliche Betheiligung der Lehrer.
- Für die Sänger bei der Aufführung des Wagner'schen Parsifals in Bayreuth sind noch 84,000 M. aufzutreiben. Ohne Honorar singt nur Marianne Brand wie Niemann vor 6 Jahren. Frau Materna erhält 6000 M., Herr Scaria 6300. Die Partitur und den Klavierauszug der Oper hat Wagner dem Buchhändler Schott in Mainz für 190,000 M. verkauft.
- Impfen der Weinreben. Genfer Blätter sprechen von einer neuen Erfindung, welche ein Rebenbesitzer in Frankreich gemacht hat und von großer Tragweite für den Weinbau sein wird, wenn sie sich bestätigt. Derselbe will statt dem Pfropfen das Impfen bei der Weinrebe mit bestem Erfolg angewendet haben, und soll die geringste Berührung des Saftes einer Rebe mit dem einer anderen genügen, um von der letzteren die Frucht der ersteren zu erzielen. Man bedient sich dazu der für den Kreiseinschnitt erfundenen Kneipzange mit doppeltem Ringe. Zuerst macht man an einem Zweige des Rebstockes, dessen Früchte man gewinnen will, einen Einschnitt, und dann sofort einen anderen an einem Zweige der Rebe, welche geimpft werden soll, unterhalb der ersten Traube und wiederholt die Operation an jedem Zweige. Wie schon bemerkt, reicht das kleinste Atom des Saftes der impfenden Rebe hin, damit die geimpfte ihre Früchte erzeugt. Die Impfung muß beim Beginn der Blüthe Nachmittags bei warmem, womöglich stürmischem, aber nicht regnerischem Wetter vorgenommen werden, damit die Elektricität die Operation begünstige.
- In den meisten besseren Wohnungen New=Yorks ist über dem Bette des Familienhauptes an

[ => Original lesen: 1882 Nr. 59 Seite 3]

angebracht, die in Verbindung mit einem elektrischen Drath stehen. Der erste Knopf geht in die Polizeistation des Districts, der zweite an das Feuerdepartement und der dritte zur Districts=Thelegraphenstation. Außerdem gibt es noch ein an den Thüren und Festern angebrachtes Diebesallarmzeichen; dieser Apparat, der im Stande ist, das ganze Haus zu wecken, wird mit leichter Mühe in Bewegung gesetzt, und eine einzige Handbewegung genügt, um ihn wieder zum Stillstand zu bringen. Bedroht ein Dieb den Hausfrieden, so braucht der Besitzer nur den Elfenbeinknopf zu berühren und sofort ist bei der Polizeistation das Zeichen gegeben, daß auf Nummer so und so viel in der und der Straße Hülfe nöthig ist. Wenn Feuer ausbricht, so ruft der zweite Knopf die schleunigste Hülfe herbei. Der dritte Knopf steht mit dem Büreau einer Expreßgesellschaft in Verbindung. In einer halben bis längstens drei Minuten, nachdem der Knopf berührt worden ist, steht ein Bursche in Livree an der Hausthür, um den betreffenden Auftrag auszuführen. Der Entgelt dafür ist gering und die Gesellschaft ist für die Pünktlichkeit des Boten verantwortlich.
- Ein australischer Schäferkönig. Die australische Gesetzgebung bemüht sich in allen Kolonien, den Besitz des Landes nur in kleinen Parzellen Denen zuzuwenden, welche es wirklich bebauen wollen. Sie hat aber damit etwas zu spät angefangen und die Gesetze werden auch sehr vielfach umgangen. Ungeheure Liegenschaften befinden sich in allen Kolonien in den Händen großer Kapitalisten. Einer jener großen Schäferkönige, ein Herr Learmonth, hat in der Nähe von Hay am Murrumbidge eine Besitzung, welche 119,980 ha Land umfaßt, wozu noch 20,000 ha Pachtland kommen. Im letzten Jahre wurden 203,000 Schafe geschoren, in diesem Jahre wird sich der Bestand auf 215,000 Stück beziffern. Außerdem sind 1300 Haupt Großvieh auf der Station, darunter eine Heerde reiner Herefords, wie sie Herr Learmonth seit mehr als 30 Jahren gezogen hat, neben einer Heerde feinster Shorthoras. Die Schafe stammen alle von der berühmten Exrcildoune=Heerde, jetzt das Eigenthum eines andern großen Schäferkönigs, Sir Samuel Wilson. Im verflossenen Jahre wurden verkauft 57,067 Schafe zum Preise von über 11 500 Lstrl. dazu 1030 fette Rinder und 33 Pferde und die nach England verschiffte Wolle war in 2539 Ballen verpackt. Die Station hat den Vortheil, vom Murrumbidge auf eine Entfernung von 32 Kilometer durchflossen zu werden, außerdem läuft die Südwestbahn mitten durch dieselbe.
- Die Schwarzagoldwäscherei wurde früher ziemlich stark betrieben. Von 1530-1570 waren 25 Gewerke mit der Goldwäsche belehnt. Im Jahre 1596 lieferte ein Bergmann auf einmal 5 Loth und 1690 ein anderer innerhalb sieben Wochen 8 Loth des feinsten Waschgoldes ab. Im Jahre 1800 fand man beim Baue eines Wehres oberhalb des Dorfes Schwarzburg eine etliche Ducaten schwere Goldstufe (ist im Museum in Rudolstadt zu sehen). Aus dem gegenwärtigen Jahrhundert sind keine nennenswerthe Funde bekannt. Die Goldwäschereien gingen ein, weil der Erfolg nicht lohnend genug war. Ein Rudolstädter, der aus Californien heimkam, suchte den verschwundenen Segen zu erneuen, aber mit all diesem Goldwaschen brachte er es am glücklichsten Tage nur auf einen Ertrag von 4 Silbergroschen. Heutzutage ist nur noch ein Mann mit der Goldwäscherei beschäftigt und zwar auf Kosten des Fürsten. Wer diesen Goldwäscher bei seiner Arbeit beobachten will, gehe an schönen Tagen an der Schwarza vom Chrysopras zu Oppelei. Wo sich am Ufer oder in den Spalten des Felsenbettes röthlich gefärbter Thon abgelagert hat, beginnt der Goldwäscher sein Werk. Den Kies schöpft er in Mulden mit schwarzem Boden und spült denselben behutsam ab. Die auf dem Boden abgelagerten winzigen Goldblättchen werden bei bewaffnetem Auge mittelst einer Pincette herausgefischt. Aus dem gefundenen Metall werden für die fürstlichen Herrschaften Ringe gefertigt. In verschiedenen Münzsammlungen findet man Schwarzagoldducaren.
- Ein Professor erzählte jüngst seinen Freunden: Ich hatte beim Frühstück in der Zeitung von einem betrügerischen Kassirer gelesen und mir so im Stillen gedacht, dem Manne bleibe doch kaum etwas anderes übrig als sich eine Kugel durch den Kopf zu jagen. Nach dem Frühstück gehe ich in mein Schlafzimmer hinauf, um die Uhr, die ich auf dem Nachttische vergessen hatte, in meine Westentasche zu stecken. Ueberm Kopfende habe ich aber meinen Revolver hängen. Was geschieht? In meiner Zerstreutheit vergesse ich, daß ich um der Uhr willen gekommen bin, halte mich für den Kassirer, der sich eine Kugel durch den Kopf jagen muß, setze also den Revolver an die Stirn, und nur die rechtzeitige Dazwischenkunft meiner Frau rettete mir das Leben.


Anzeigen.

Die nachfolgend verzeichneten, zur Baek bei Ratzeburg belegenen Gebäude, nämlich

1. Die Hütte auf der zweiten Kupfermühle,
2. das sogenannte Gesellenhaus mit Stall auf der vierten Kupfermühle
sollen auf Abbruch verkauft werden und ist zu diesem Zwecke ein Termin auf

Donnerstag den 10. August d. Js.,
Vormittags 9 1/2 Uhr,

an Ort und Stelle anberaumt, zu welchem Kaufliebhaber mit dem Bemerken geladen werden, daß die Bedingungen vor Eröffnung des Termins bekannt gemacht werden sollen, auch in der hiesigen Registratur eingesehen werden können, eventuell in Abschrift gegen die Gebühr zu haben sind.
Schönberg den 22. Juli 1882.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Bekanntmachung.

Die nochmalige Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg den 10. Juli 1882.

Die Armenbehörde.


Eisenbahn          Eisenbahn
Mecklenb. Friedrich=Franz Eisenbahn.
Am Sonntag den 6. August d. Js.
wird ein Extrazug
Hamburg=Lübeck=Schwerin

und zurück abgefertigt:
Abfahrt von Lübeck 9 Uhr 5 Min Vorm.
Abfahrt von Schönberg 9 Uhr 37 Min Vorm.
Abfahrt von Grevesmühlen 10 Uhr 3 Min Vorm.
Abfahrt von Bobitz 10 Uhr 24 Min Vorm.
Abfahrt von Kleinen 10 Uhr 40 Min Vorm.
Ankunft in Schwerin 11 Uhr 2 Min Vorm.

-----------------

Abfahrt von Schwerin 9 Uhr 37 Min. Abends
Ankunft in Kleinen 10 Uhr - Min. Abends
Ankunft in Bobitz 10 Uhr 17 Min. Abends
Ankunft in Grevesmühlen 10 Uhr 34 Min. Abends
Ankunft in Schönberg 10 Uhr 59 Min. Abends
Ankunft in Lübeck 11 Uhr 25 Min. Abends
Auf den vorgenannten Stationen werden an diesem Tage zu dem Extrazuge Hamburg=Lübeck=Schwerin

Fahrbillets II. und III. Wagenklasse nach Schwerin
zum einfachen Fahrpreise

ausgegeben, welche zur Rückfahrt nicht allein zum Extrazuge Schwerin=Lübeck=Hamburg, sondern auch am 7. August zu den fahrplanmäßigen, von Schwerin um 8 Uhr 4 Min. Morgens und um 1 Uhr 40 Min. Nachmittags abgehenden Personenzügen Gültigkeit haben.
In gleicher Weise werden am 6. August zu dem um 8 Uhr Morgens abgehenden Zuge in Wismar Billets zum einfachen Fahrpreise nach Schwerin ausgegeben, welche zur Rückfahrt mit allen fahrplanmäßigen Zügen am 6. und 7. August c. berechtigen.
Freigewicht für Gepäck wird auf diese Doppelbillets nicht gewährt.

Die Direction.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 59 Seite 4]

     Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig.     
Subskription in jeder Buchhandlung auf Neumanns soeben erscheinendes
Geographisches Lexikon des Deutschen Reichs
mit Ravensteins
Spezialatlas von Deutschland,
in 40 wöchentlichen Lieferungen zu 50 Pf.

Auf 1500 Oktavseiten in 40,000 Artikeln alle auf Deutschland bezüglichen "topographischen Namen", sämmtliche "Staaten" und deren "Verwaltungsbezirke", alle irgendwie erwähnenswerthen "Ortschaften"; die "Einwohnerzahlen", auf den definitiven Ergebnissen der letzten Volkszählung und auf offiziellem Material beruhend, die Erhebungen über "Religionsverhältnisse", Angaben über die "Verkehrsanstalten", die "Gerichtsorganisation", "Industrie, Handel und Gewerbe" "historische Notizen" sowohl bei Ländern als bei einzelnen Orten sind mit peinlicher Gewissenhaftigkeit hinzugefügt und ergänzen das Werk zum vollständigsten "geographisch=statistischen Nachschlagebuch für den Verkehrsbeamten, Kaufmann, Politiker sowie jeden, den die Kenntniß des eigenen Landes interessirt.
Das Werk ist reich illustriert mit Städteplänen, statistischen Karten und mehren Hundert Abbildungen deutscher Staaten= und Städtewappen und begleitet von dem gerühmten Ravensteinschen Kartenwerk, dem vollkommensten seiner Art (Maßstab 1:850,000). Dasselbe ist auf dem neuesten Stand und in genauem Anschluß an das Buch bearbeitet.


Zur Rappsaat

empfehle ich als ganz besonders geeigneten Kunstdünger

Aufgeschl. Pacific=Guano,
9 1/2 pCt. im Wasser lösl. Phosphorsäure,                          
7 pCt. Stickstoff.
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oder bei 100 Zentnern frco. Station in Holstein, Lauenburg und Mecklenburg.
Ziel nach Uebereinkunft.

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Lübeck. Comptoir: obere Johannisstr. 4.                                                     Just Koch.


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Sabow.                                                     A. Lenschow.


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in großer geschmackvoller Auswahl zu sehr billigen Preisen empfiehlt
Schönberg.                                                     J. Ludw. D. Petersen.


Zu Michaelis d. J.

wird meine Schlachterwohnung frei vor dem Siemzerthore.

C. Egert.       


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sind stets zu haben in Schönberg bei                          
                                                    Emil Jannicke, Handschuhmacher.


Eine Dreschmaschine,

mit vollständigem Reinigungsapparat des Korns versehen und mit 4 Pferden zu treiben hat zu vermiethen

Fritz Wilms,       
Herrnburg.        


Am Donnerstag den 3. August werden auf dem Kl. Rüntzer Felde Rappschoten verbrannt.
Kl. Rünz den 29. Juli 1882.

H. Rusch.           


Das 4. Abonnements-Concert
findet am
Sonntag den 6. August
in Boye's Garten statt, wozu ergebenst einladen                          
                                                    die Vereinsmusiker.
Anfang Nachmittags 4 Uhr.
Entrée für Nichtabonnenten à Person 30 Pfennig (Mecklenburg).


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 31. Juli 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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