No. 58
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 28. Juli
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 58 Seite 1]

[Im Original wird als Datum der 26. Juli angegeben, korrekt wäre der 28. Juli]


      Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, das das Füsilier=Bataillon 2. Hanseatischen Infanterie=Regiments Nr. 76 in Lübeck

am Dienstag den 1. August d. Js.,
von Morgens 7 bis Abends 8 Uhr,

auf der Palinger Haide ein Prüfungs= und Gefechtsschießen abhalten wird.
      Zur Vermeidung von Unglücksfällen wird das Betreten des Terrains, welches durch den Landgraben von Brandenbaum bis zum Försterhaus Wesloe, die Straßen von Försterhaus Wesloe - Schlutup, Schlutup bis Palingen und Palingen bis Brandenbaum begrenzt wird, den Bewohnern des hiesigen Fürstenthums an dem gedachten Tage bei Strafe verboten.
      Schönberg, den 22. Juli 1882.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


      Nach einer hierher gelangten Mittheilung des Königlichen Landrathsamts zu Ratzeburg vom 18./21. d. Mts., hat der Rotz unter den Pferden im Kreise Herzogthum Lauenburg in neuerer Zeit eine größere Ausdehnung genommen, was hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht wird mit der Aufforderung an alle Pferdebesitzer und sonst interessirte Personen im Fürstenthum Ratzeburg, im Verkehr mit dem Herzogthume Lauenburg die geeignete Vorsicht eintreten zu lassen.
Schönberg, den 22. Juli 1882.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Aus Neustrelitz wird der Kreuz=Zeitung mitgetheilt: Der Name Adolf Friederich, den der junge Erbprinz am 19. d. Mts, in der heiligen Taufe nach seinem erlauchten Vater, dem Erbgroßherzog, empfangen hat, tritt zuerst in dieser Zusammensetzung (wie überhaupt die beiden Namen Adolf und Friedrich derzeit zuerst) vor beinahe 300 Jahren im mecklenburgischen Fürstenhause auf, nämlich als Vorname Adolf Friedrich I., geb. 1588, gest. 1658. Derselbe succedirte seinem Vater Johann VII. (1558-1592) in Mecklenburg=Schwerin von 1608 bis 1628, war seit 1634 Administrator des Stifts Schwerin, regierte in Mecklenburg=Güstrow von 1636 bis 1654, und erhielt seit 1648 den Titel Fürst zu Schwerin und Ratzeburg. Sein Sohn aus zweiter Ehe mit Marie Katharine, des Herzogs zu Braungschweig=Danneberg Tochter, war Adolf Friederich II., der Stifter der Strelitzschen Linie des mecklenburgischen Fürstenhauses. Geboren 1658 nach dem Tode seines Vaters, erhielt derselbe Strelitz oder den Stargardischen Kreis und das Fürstenthum Ratzeburg vermöge des Hamburger Erbvergleichs vom 8. März 1701, und starb 1708. Er ist der erste Herzog von Mecklenburg=Strelitz. Ihm folgt sein Sohn Adolf Friederich III., geb. 1686, gest. 1752, aus seiner ersten Ehe mit Maria, des Herzogs Gustav Adolf von Mecklenburg=Güstrow Tochter. Adolf Friedrich III., ist der Gründer der jetzigen Residenz Neustrelitz (Fundationsbrief und Stadtrecht datiren vom 20. Mai 1733) und hinterließ nur eine Tochter, Marie Sophie, Aebtissin zu Rühne, unweit Bützow. Ihm folgt in der Regierung der Sohn seines ebenfalls 1752 und vor ihm verstorbenen Bruders Friedrich, der mit einer Prinzessin von Sachsen=Hildburghausen vermählt gewesen war, unter dem Titel Adolf Friedrich IV., geb. 1738, gest. 1794. Derselbe starb ohne Kinder, und überhaupt ohne vermählt gewesen zu sein. Der Urenkel seines Bruders, des Herzogs und späteren ersten Großherzogs Karl von Mecklenburg=Strelitz (1794-1816, des Vaters der Königin Luise), unser jetziger Erbgroßherzog Adolf Friedrich, führt, wie sein Sohn, der junge Erbprinz, wieder diesen Namen, nicht nur aus dankbarer Erinnerung an den Stifter der Mecklenburg=Strelitzschen Linie und an den Gründer unserer freundlichen Residenz Neustrelitz, Adolf Friederich II. und Adolf Friederich III., sondern auch zugleich nach seinem Großvater mütterlicher Seite, dem Herzog Adolf Friedrich von Cambridge. Dieser, ein Sohn einer Mecklenburg=Strelitzschen Prinzessin, der Königin Charlotte von Groß=Britanien, hatte wiederum den Vornamen Adolf Fridrich nach seinem Onkel, unserem Herzog Adolf Friedrich IV. von Mecklenburg=Strelitz, dem Bruder seiner Königlichen Mutter, empfangen. Möge der Name Adolf Friedrich noch lange Zeiten unserem erlauchten Fürstenhause blühen und erhalten bleiben: "avito vire honore" (er grünt in angestammter Ehre), wie die Devise unseres jetzigen Fürstenhauses lautet.


Politische Rundschau.

Der Haushält des deutschen Reiches ergibt einen Ueberschuß von 25 Mill. M. und nach mancherlei Abzügen von 16 Mill. M. Die Haupteinnahmen liefern die Post, die Telegraphie und die Reichseisenbahnen. Die Erträge aus Salz, Branntwein und Bier zeigen ein langsames Steigen des Verbrauches und lassen auf Besserung der Lage der Bevölkerung schließen.
Der Obersteuermann Meiling ist durch kriegsgerichtliches Erkenntniß vom 12. Juni c., bestätigt von Seiner Exzellenz dem Herrn Chef der Admiralität unterm 23. Juli c., wegen Landesverraths unter Entfernung aus der Marine mit Zuchthaus=

[ => Original lesen: 1882 Nr. 58 Seite 2]

strafe von 6 Jahren und Verlust der bürgerliche Ehrenrechte auf gleiche Dauer bestraft worden.
Die reichsten Leute in der preußischen Monarchie sind die Herren v. Rothschild in Frankfurt am Main, wenn auch Herr Krupp in Essen einige Jahre hindurch zu einer höheren Stufe in der Einkommensteuer eingeschätzt war. Indeß ging man fehl, wenn man das Haupt des Frankfurter Bankhauses, den Freiherrn Meyer Karl v. Rothschild, für den "Reichsten" ansah. Nach Ausweis der diesjährigen Frankfurter Einschätzungsliste bezahlte er nur 136,800 M. Einkommensteuer, während Wilhelm v. Rothschild auf 143,640 M. eingeschätzt ist. Bei dem einen bedeutet das ein reines jährliches Einkommen von mindestens 4,560,000 M., bei dem anderen ein solches von mindestes 4,788,000 M. Wie gewaltig fallen dagegen gleich die übrigen Höchstbesteuerten in der reichen Stadt Frankfurt ab. Von 136,800 springt der Steuersatz sofort auf 17,100 M., die ein Fabrikant Zimmer bezahlt. Dann kommt Baron Ludwig von Erlanger mit 13,680 M. Drei Beamte scheinen sich auch eines ganz hübschen Privatvermögens zu erfreuen; das ist erstlich der Inspector des Diakonissenhauses, Pfarrer Leydecker, der 4788 M. Staatseinkommensteuer bezahlt, dann der Oberbürgermeister Miquel mit 2052 M. und endlich der Polizeipräsident Hergenhahn mit 1641 M.
Rußland. Der neue Minister Tolstoi gefällt dem Nihilisten=Comite zu Petersburg gar nicht. Es hat in einem Ultimatum dem Kaiser Alexander vier Wochen Friest zur Entlassung des Ministers und zur Einführung einer Verfassung gegeben und ihm gesagt, Personen seiner nächsten Umgebung würden ihn überwachen.
England. Wie nach London gemeldet wird, soll der angebliche Mörder Cavendish's und Bourke's ein Irländer Namens O'Brien sein. Derselbe habe sich der Polizei in Puerto Cabello gestellt und gestanden, daß er den Mord mit drei anderen Personen, welche er namhaft machte, verübt habe.
Egypten. Alexandrien hat nur noch für fünf Tage Wasser, wohl oder übel werden also die Engländer gezwungen sein, in allernächster Zeit den Kampf um den Mahmudie=Kanal aufzunehmen.
Das "Reutersche Bureau" läßt sich aus Alexandrien telegraphiren, dem Khedive sei die Anzeige zugegangen, daß herumstreifendes Volk aus Alexandrien, bereit zu brennen und zu plündern, nach Kairo gegangen sei; in Kairo herrschten große Befürchtungen.
Laut bestimmteren Nachrichten wurden in Tantah 85 Europäer massakrirt. Der "heilige Krieg" wird allerorts gepredigt, so daß kein Nicht=Muselmann mehr seines Lebens sicher ist. - Angeblich fand sogar in Smyrna ein Gemetzel der Europäer statt.
Nachdem die Engländer bereits türkische Postdampfer in Alexandrien angehalten haben, soll von den englischen Behörden jetzt auch die Telegraphenverbindung von Egypten nach Stambul aufgehoben worden sein.
Die "Daily News" erfährt, die Konferenz beschäftigte sich mit dem Vorschlage, den Sultan aufzufordern, Aarabi Pascha durch eine Proklamation als Rebellen zu erklären.
Aarabi soll jetzt 50,000 Mann, mit allerdings sehr verschiedenartiger Bewaffnung, unter seinem Befehl haben. Die Mehrzahl führt Remington=Gewehre. Seine Vertheidigungs=Anlagen werden durch zwei vortreffliche Vertheidigungs=Linien gebildet. Der Militär=Korrespondent des "Daily Telegraph" berichtet, daß Aarabis Truppen mit viel Selbstvertrauen kämpften, und daß sie, wenn sie erst besser schießen gelernt haben, den Engländern großen Schaden zufügen werden.
Ueber die Christenmorde in Tantah berichtet ein in Alexandrien am 23. Juli angekommener Augenzeuge: 85 Europäer und Eingeborene, Christen und Juden, wurden gefoltert und buchstäblich in Stücke zerrissen, die Frauen vorher geschändet. Soldaten und Pöbel betheiligten sich an den Gräuelthaten, welche an Raffinirtheit die bulgarischen Atrocitäten übertrafen. Zwei Deutsche in Tulkh, welche der Stationsvorsteher bis zum Abgange des Zuges unter seinen Schutz genommen, wurden beim Einsteigen ergriffen, und ihnen die Kehle durchschnitten. Andere Christen wurden auf das Geleise gelegt und von der Lokomotive überfahren. Justizminister Arabis Moussel Hakka, Urheber des Massacres von 11. Juni.


Neustrelitz, 24. Juli. Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist gestern früh nach London abgereist, um dort den auf den 25. d. Mts. fallenden 85. Geburtstag der Herzogin von Cambridge zu feiern. Höchstderselbe wird sich etwa Anfang August von dort zur Brunnen= und Badekur nach Bad Homburg v. d. Höhe begeben. (N. Z.)
Neustrelitz, 24. Juli. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin hat sich heute zu längerem Aufenthalte nach dem Keppschloß bei Dresden begeben. (N. Z.)
Neustrelitz, 24. Juli. Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin von Anhalt nebst dem Prinzen Aribert und der Prinzessin Alexandra, sowie deren Gefolge sind am Sonnabend Nachmittag nach Dessau zurückgekehrt. (N. Z.)
Neustrelitz, 23. Juli. Unser in der vorigen Freitagsnummer enthaltener Bericht über die Tauffeier Sr. Hoheit des Herzogs Adolf Friedrich bedarf insofern der Ergänzung, als darin die Namen der hohen Taufpathen nicht vollzählig mitgetheilt sind. Außer den dort aufgeführten sind noch als Pathen zu nennen: Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wales, Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Helene von Großbritanien, Gemahlin des Prinzen Christian von Schleswig=Holstein=Sonderburg=Augustenburg, Se. Königliche Hoheit der Herzog von Cambridge und Ihre Hoheit die Herzogin von Altenburg. - Zugleich wollen wir die Notiz nachtragen, daß die Reihe der Musikvorträge im Orangeriegarten von unserm Hautboistencorps mit einem von ihrem Dirigenten, Musikdirector Burald, zu dem Zweck componirten und dem gesammten hohen Fürstenhause gewidmeten Festmarsche eröffnet wurde. Dem Trio desselben ist die Melodie des bei dem Taufact von dem Kirchenchor gesungenen Gebetes: "Segne, o Vater, die zu Dir flehen" zu Grunde gelegt. Dasselbe Musikstück bildete Tags darauf eine hervorragende Programmnummer des Abonnementsconcerts in der Fasanerie und wurde wegen seiner ansprechenden Melodieführung und der darin zum glücklichen Ausdruck gebrachten feierlichen Stimmung von den Zuhörern mit lebhaften Beifallszeichen aufgenommen. Das für denselben Abend angesetzte Concert der Zigeunerkapelle ist wegen mangelnder Betheiligung ausgefallen. (N. Z.)
- Kaiser Wilhelm läßt in seinem Babelsberger Parke die Büsten der siegreichen Generäle des Krieges von 1870 aufstellen - des Königs von Sachsen vom Bildhauer Schilling, des Kronprinzen von Schweidnitz, des Prinzen Friedrich Karl von Hulker, des Fürsten Bismarck von Keil, des F.=M. Moltke von Brunow, des Großherzogs von Mecklenburg von Gentschow, des F.=M. Manteuffel von Steiner und Göbens von Steiner.
- König Ludwig von Bayern trifft zur ersten Aufführung des R. Wagner'schen "Parsifal" in Bayreuth am 26. Juli Nachmittags mit Extrazug ein und kehrt Nachts mit Extrazug zurück.
- Gambettas Mutter (aus Cahors) ist gestorben. Sie starb in Paris, ihr Sohn, ihr höchster Stolz, drückte ihr die Augen zu. Sie war eine Frau von großem natürlichen Verstande, ihr Sohn verdankt ihr viele seiner Vorzüge. Sie auch war es, die ihn trotz des Widerstandes ihres Mannes in die gelehrte Laufbahn brachte, daß er Staatsmann und kein Krämer wurde.
- Lincolns Wittwe in Washington ist gestorben. Sie war nichts weniger als populär und ziemlich in allen Stücken das Gegentheil ihres ermordeten Gemahls, ein unleidliches Weib. Oft ein Widerspiel des Präsidenten litt sie nach dessen Tod an einer Art von Größenwahn.
- Hotelbrand in Warnemünde. Aus Warnemünde lagen Berliner Blättern am Mittwoch telegraphische Nachrichten vor, welche meldeten, das dort das Hotel "Hamburger Hof" das ganz mit Badegästen gefüllt war, in der vorigen Nacht abgebrannt ist. Es herrschte während des Brandes ein schweres Unwetter und die Badegäste, von dem Brande im Schlafe überrascht, konnten nur eben ihr nacktes Leben retten, während ihr Gepäck und theilweise auch ihre Kleider vollständig zu Grunde gegangen sind. Es sind Depeschen in Berlin eingegangen, in

[ => Original lesen: 1882 Nr. 58 Seite 3]

welchen die sofortige Nachsendung von Kleidungsstücken und Geldmitteln verlangt wird. Personen sind glücklicherweise bei dem Brande nach den vorliegenden Nachrichten nicht zu Schaden gekommen.
- In den Familien und Zeitungen in London wird die Frage lebhaft erörtert, ob die Frauen und Töchter guter Familien, die etwas auf sich halten, ohne männliche Begleitung ausgehen dürfen. Das große Wort: "Die Tugend, die eine Schildwache braucht, ist nicht werth, bewacht zu werden", ist verworfen, die große Mehrzahl der Interessirten stimmt mit "Nein" ab.
- Münchhausens Pferd Soff bekanntlich ruhig weiter, als ihm in der Schlacht der hintere Theil des Leibes abgeschossen war. Wenn man einer Wespe den Kopf abschneidet, ihn auf eine Nadel steckt und ihm etwas Zuckerwasser vorhält, so wird das Maul begierig den süßen Saft einschlürfen, ohne daß es etwas vom Verlust des Magens weiß und sich bewußt wird, daß die eingenommene Nahrung an der dem Maul entgegengesetzten Seite ebenso rasch ausläuft, wie sie vorn verschlungen wird. Schlägt man einem Exemplar der rings um das Mittelmeer vorkommenden Insectenart Mantis religiosa (Gottesanbeterin) den Kopf ab, so haschen die Vorderfüße ruhig weiter nach Fliegen, und haben sie eine gefangen, so suchen sie dieselbe in das fehlende Maul zu bringen. Diese merkwürdigen Erscheinungen beruhen darauf, daß die Insekten kein Central=Nervenorgan besitzen.
- Der gesuchteste und vielleicht auch genialste Porträtmaler ist der Münchener Lenbach. Er ist jetzt nach Krieschau in Böhmen gereist, um Moltke zu malen, wie er früher schon Bismarck gemalt hat. Solche Männer, sagt er, werde ich nicht so leicht wieder zu malen bekommen.
- Ein Arzt in Berlin wurde zu einem Kaufmann gerufen, der ihm seine angeschwollenen und mit eitrigen Blasen bedeckten Füßen zeigte. Das ist eine Blutvergiftung durch Arsenik, sagte der Arzt. Woher aber die Vergiftung? - Durch marineblaue baumwollene Strümpfe, die der Patient kurz vorher gekauft und getragen hatte, ohne sie zu waschen. Die Strümpfe sind dem Reichsgesundheitsamt übergeben.
- In Berlin fällt es auf, daß so viele Droschkenkutscher vom Bocke und in Bremen oder Hamburg auf's Schiff steigen, um nach Amerika zu fahren, sogar einige Senioren der Peitschenführenden Herrscher.
- Das beste Mittel zur Heilung von Bienen=, Wespen= und Hornissen=Stichen soll Zwiebelsaft sein, auch nasses Kochsalz.
- Der neueste Witz übersetzt Gerichtsvollzieher mit - Haus=Leerer.


Etwas vom Saatgut.

Die Erndte ist gekommen und der aufmerksame Landwirth weiß genau, wie auf jedem Fleckchen seiner Felder die Früchte stehen. Unmittelbar vor der Erndte gehe er seine Felder nochmals mit Sorgfalt durch und wähle die besten Stellen aus, von welchen er sein Saatgut zu nehmen gedenkt. Ist das Getreide dann reif (nicht todtreif), dann schneide er an jenen Stellen die vollkommensten und kräftigsten Halme und Aehren aus, bringe sie trocken heim und bewahre sie, falls sie nicht gleich gedroschen werden, an einem trocknen und luftigen Orte auf. Die schwersten Körner befinden sich in der Mitte der Aehre, während dieselben an der Spitze und am Grunde weniger ausgebildet sind. - Mit peinlicher Sorgfalt wähle er als Saatgut nur vollkommene und gut erhaltene Samen, die sich durch Glanz und Größe auszeichnen und geruchlos sind. Ist auf diese Weise tadelfreies Saatgut gewonnen, seien es anfangs auch nur einige Liter, dann bewahre er sie trocken und luftig auf, schütte sie dünn und wende sie fleißig um bis zur Saatzeit. Kommt aber diese herbei, dann spreche er bei jeder Hand voll Saatfrucht, die er auf die Erde streut: "Was der Mensch säet, das wird er erndten!" - Wie nur von tadellosen Zuchtthieren tüchtige Nachkommen zu erwarten sind, ebenso wird durch Gewinnung eines fehlerfreien Saatgutes die Energie und Kraft des Pflanzenwuchses gestärkt und erhöht. Erfreuliche Erfolge der gewissenhaften Auswahl und Veredelung des Samengetreides werden zu Tage treten in der reichlicheren Bestockung, und in der größeren Anzahl der Körner und Länge der Aehren. Hauptsache bleibt es indessen, daß die gewissenhafte Auswahl der Saatfrucht von Jahr zu Jahr fortgesetzt wird. Die Verbesserung des Getreides geht anfangs rasch vor sich, schreitet später langsamer fort, bis endlich eine Grenze für die Veredelung erreicht und eine bleibende gute Getreideart das kostbare Resultat ist. - Selbsthülfe bleibt auch für den Landwirth das Loosungswort, nicht allein in Bezug auf das Saatgut, sondern noch auf vieles Andere. Ist nun der Acker rechtzeitig und in der rechten Weise bestellt und von Unkräutern gereinigt, unkrautfreies, vollkommenes Saatgut gewonnen, hat überhaupt der Landwirth das seine voll und ganz gethan, dann bekenne er demüthig:
             "Wir pflügen und wir streuen
           Den Samen auf das Land,
           Doch Wachsthum und Gedeihen
           Steht in des Höchsten Hand.
           Er sendet Thau und Regen
           Und Sonn' und Mondenschein;
           Von ihm kommt aller Segen,
           Von unserm Gott allein.
             Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn;
             Drum danket ihm und hofft auf ihn."


Anzeigen.

Die nachfolgend verzeichneten, zur Baek bei Ratzeburg belegenen Gebäude, nämlich

1. Die Hütte auf der zweiten Kupfermühle,
2. das sogenannte Gesellenhaus mit Stall auf der vierten Kupfermühle
sollen auf Abbruch verkauft werden und ist zu diesem Zwecke ein Termin auf

Donnerstag den 10. August d. Js.,
Vormittags 9 1/2 Uhr,

an Ort und Stelle anberaumt, zu welchem Kaufliebhaber mit dem Bemerken geladen werden, daß die Bedingungen vor Eröffnung des Termins bekannt gemacht werden sollen, auch in der hiesigen Registratur eingesehen werden können, eventuell in Abschrift gegen die Gebühr zu haben sind.
Schönberg den 22. Juli 1882.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


In dem Verfahren, betreffend die Zwangsversteigerung der zu Lüdersdorf sub Nr. II. belegenen Vollstelle nebst Zubehör, früher der Hauswirthsfrau Köhncke gehörend, ist zur Abnahme der Rechnung des Sequesters, zur Erklärung über den Theilungsplan, sowie zur Vornahme der Vertheilung ein Termin vor dem unterzeichneten Amtsgerichte auf

Dienstag, den 1. August 1882
Vormittags 11 Uhr

bestimmt, zu welchem die Betheiligten hierdurch mit dem Bemerken geladen werden, daß der Theilungsplan und die Rechnung des Sequesters vom 22. d. Mts. an auf der Gerichtsschreiberei I. zur Einsicht niedergelegt sein werden und daß gegen einen in dem Termine nicht erschienenen Gläubiger angenommen werden wird, daß er mit der Ausführung des Planes einverstanden sei und die Rechnung des Sequesters als richtig anerkannt.
Schönberg, den 14. Juli 1882.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

H. Diederich.       


Bekanntmachung.

Die nochmalige Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg den 10. Juli 1882.

Die Armenbehörde.


Torf=Auction

im Vitenser Forste auf dem Woitendorfer Torfmoore am Dienstag, den 1. August 1882 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen über:

500 Ruthen Baggertorf.

Versammlung Morgens 9 Uhr bei der Hütte auf dem Woitendorfer Moore.
Rehna den 26. Juli 1882.

Großherzogliche Forst=Inspection.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 58 Seite 4]

Mecklenburgische Bank, Schwerin i. M.

Die Bank vergütet für fest verzinsliche Einlagen gegen ihre Bankschuldverschreibungen und Sparbücher auf halbjährliche jederzeit auszuübende Kündigung oder auf mindestens sechs Monate fest Porto- und stempelfrei 4 % p. a
auf vierteljährliche ebensolche Kündigung oder auf mindestens drei Monate fest 3 1/2 % p. a.
auf kürzere mindestens vierzehntägige Kündigung 3 1/4 % p. a
auf tägliche Kündigung und im Baar Conto-Corrent 3 % p. a
Die Zinsen werden bei den auf Kündigung stehenden Capitalien am 1. Januar und 1. Juli fällig, und nach Fälligkeit jederzeit die Julizinsen auch schon im Johannistermin gezahlt. Nach Vereinbarung können die Zinsen aber auch vierteljährlich am Quartalsersten erhoben werden.
Die Bank bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit zum Zinssatze von z. Zt. 5 % p. a. und discontirt Wechsel auf Reichsbankplätze zu z. Zt. 4 % p. a.

Die Direction.


Die Einsendung von Geldeinlagen auf halb= und vierteljährliche Kündigung an

die Mecklenburgische Bank in Schwerin

wird durch Unterzeichneten porto= und kostenfrei besorgt, ebenso die Erhebung der fälligen Zinsen von der Bank. Näheres über den Verkehr mit der Mecklenburgischen Bank, insbesondere über von derselben zu gewährende Darlehen gegen Sicherheit, ist zu erfahren bei

Schönberg.                                                     Wilh. Schrep.


Die Einsendung von Geldeinlagen auf halb= und vierteljährliche Kündigung an

die Mecklenburgische Bank in Schwerin

wird durch Unterzeichneten porto= und kostenfrei besorgt, ebenso die Erhebung der fälligen Zinsen von der Bank. Näheres über den Verkehr mit der Mecklenburgischen Bank, insbesondere über von derselben zu gewährende Darlehen gegen Sicherheit, ist zu erfahren bei

Senator Wilh. Heincke.       


Tapeten neueste Muster, unglaublich billig; Muster versenden auf Wunsch franco und umsonst; aber nicht an Tapezierer,  nicht an Tapetenhändler, nicht an Wiederverkäufer,  sondern nur an Privatleute, da es uns absolut nicht möglich, auf diese unglaublich billigen Preise und ausgezeichnet schöne Waare noch Rabatt bewilligen zu können.

Bonner Fahnenfabrik, Bonn a. Rhein.


Caffee=Ersatz

von Leusmann & Zabel in Hannover wirkt, ohne Cichorien=Zusatz, ebenso belebend und ermunternd, wie Bohnenkaffee und giebt ein vorzüglich durststillendes Getränk. Denselben empfehlen à Pfund 40 Pfennig (Mecklenburg) J. L. D. Petersen, C. A. Vock, A. Zander, J. F. Eckmann.


Geschäfts-Aufhebung meiner Gold- u. Siberwaaren-Handlung.

Wegen dauernder Kränklichkeit und Verkauf meines Hauses habe ich mich entschlossen mein Geschäft gänzlich aufzugeben und verkaufe von jetzt meine

sämmtlichen Gold= und Silberwaaren
zu bedeutend herabgesetzten Preisen.
Lübeck, Sandstrasse 1006.                                                     W. Kolls.


Prima Lindenhonig
à Pfund 75 Pfennig (Mecklenburg). - 10 Pfund 7 M.
                                                           empfiehlt
Sabow.                                                     A. Lenschow.


Umstände halber beabsichtige ich mein neues

Haus   massives Wohnhaus

preiswürdig unter der Hand zu verkaufen.
Selmsdorf den 18. Juli 1882.

Schuhmachermeister Döscher.       


Grabkreuze
in großer geschmackvoller Auswahl zu sehr billigen Preisen empfiehlt
Schönberg.                                                     J. Ludw. D. Petersen.


Zu Michaelis d. J.

wird meine Schlachterwohnung frei vor dem Siemzerthore.

C. Egert.       


Erntehandschuhe
sind stets zu haben in Schönberg bei                          
                                                    Emil Jannicke, Handschuhmacher.


Am Montag den 31. Juli werden auf dem Hoffelde zu Stove Rappschoten verbrannt.

Kaiser.          


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 30. Juli.

Frühkirche: Fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
     Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 27. Juli 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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