No. 57
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. Juli
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 57 Seite 1]

      Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, das das Füsilier=Bataillon 2. Hanseatischen Infanterie=Regiments Nr. 76 in Lübeck

am Dienstag den 1. August d. Js.,
von Morgens 7 bis Abends 8 Uhr,

auf der Palinger Haide ein Prüfungs= und Gefechtsschießen abhalten wird.
      Zur Vermeidung von Unglücksfällen wird das Betreten des Terrains, welches durch den Landgraben von Brandenbaum bis zum Försterhaus Wesloe, die Straßen von Försterhaus Wesloe - Schlutup, Schlutup bis Palingen und Palingen bis Brandenbaum begrenzt wird, den Bewohnern des hiesigen Fürstenthums an dem gedachten Tage bei Strafe verboten.
      Schönberg, den 22. Juli 1882.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


      Nach einer hierher gelangten Mittheilung des Königlichen Landrathsamts zu Ratzeburg vom 18./21. d. Mts., hat der Rotz unter den Pferden im Kreise Herzogthum Lauenburg in neuerer Zeit eine größere Ausdehnung genommen, was hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht wird mit der Aufforderung an alle Pferdebesitzer und sonst interessirte Personen im Fürstenthum Ratzeburg, im Verkehr mit dem Herzogthume Lauenburg die geeignete Vorsicht eintreten zu lassen.
Schönberg, den 22. Juli 1882.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


      Nr. 16 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
            I. Abtheilung.
      (Nr. 5.) Verordnung zur Abänderung der Verordnung vom 31. Mai 1879, betr. die Bestrafung der Forstfrevel.
            II. Abtheilung.

(1.) Publicandum, betr. die Einführung der neuen deutschen Rechtschreibung.
(2.) Bekanntmachung, betr. die Durchschnittspreise des Monats Juni 1882.
(3.) Bekanntmachung, betr. die zur Abstempelung von Spielkarten befugten Zoll= und Steuerstellen.
(4.) Postordnung, betr. den Verschluß von Briefen.
            III. Abtheilung.
     Se. Königliche Hoheit der Großherzog haben den Diätar Otto Schnell in Schönberg nach bestandener Gerichtsschreiber=Prüfung den Titel eines Protokollführers beizulegen geruhet.
          Neustrelitz, den 6. Juli 1882.


Neustrelitz, 20. Juli. Ein doppeltes Freudenfest war es, welches gestern nicht nur unsere Stadt, sondern sicherlich auch das ganze Strelitzer Land gefeiert hat. Galt doch dies Doppelfest sowohl dem Geburtstage unserer verehrten Großherzogin Königlichen Hoheit, als auch der an unserem Erbprinzen vollzogenen Taufe. Aus diesem Anlaß legten die Häuser der Residenzstadt schon frühzeitig ein festliches Gewand an; viele derselben waren sogar mit zwei und mehr Fahnen decorirt. Um 7 Uhr verkündeten die auf dem neuen Markte aufgestellten Kanonen der hiesigen Schützenzunft ihren Festesgruß. Etwa eine Stunde später durchzog eine Reveille, das "Freut euch des Lebens" anstimmend, die Straßen der Stadt. Um 9 Uhr begann in den hiesigen Schulen eine entsprechende Feierlichkeit. Nachmittags 3 Uhr fand im Großherzoglichen Schloß die feierliche Taufe des Erbprinzen statt. Der hohe Täufling ward zu diesem Zwecke in einem mit acht Rappen bespannten Hofgalawagen nach dem Schlosse gefahren. Der Weg dorthin war zuvor von unserem Bataillon en chaine besetzt worden. Die heilige Taufhandlung vollzog Herr Oberhofprediger etc. Dr. Ohl. Der Erbprinz erhielt folgende Namen: Adolf Friedrich Georg Albert Eduard Ernst. Anwesende Taufpathen waren: Se. Königliche Hoheit der Großherzog, Se. Hoheit der Herzog von Anhalt, Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Carl von Preußen und Se. Hoheit der Prinz Eduard von Anhalt. Ferner waren vertreten: Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen durch den Hofmarschall Gr. zu Eulenburg, Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Mecklenburg=Schwerin durch Se. Königl. Hoheit den Erbgroßherzog von Mecklenburg=Schwerin, Ihre Kaiserliche Hoheit die Großfürstin Catharina, verw. Herzogin Georg zu Mecklenburg, durch ihren Sohn, den Herzog Georg Alexander, Hoheit und schließlich Se. Hoheit der Herzog von Altenburg durch Se. Hoheit den Prinzen Aribert von Anhalt. Nach dem feierlichen Taufaktus, der dem Publikum um 4 Uhr Nachmittags durch Kanonensalven angezeigt wurde, fand ein Galadiner von 118 Gedecken statt. Während desselben ward ein Hoch auf Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin und den Erbprinzen ausgebracht, wobei die im Thiergarten aufgestellten Geschütze unserer Batterie gleichfalls salutirten. Um 1/2 8 Uhr Abends versammelten sich die fürstlichen Gäste und Herrschaften in der mit Lampions etc. illuminirten Orangerie, woselbst ein Gartenfest veranstaltet wurde. Das Großherzogliche Hoboistencorps und die eigens zu diesem Zwecke engagirte ungarische Zigeunerkapelle Radics Vilmos, welche durch ihre vortrefflichen Leistungen überall da, wo sie auftrat, großen Effect

[ => Original lesen: 1882 Nr. 57 Seite 2]

gemacht hat, concertirten hier, während ein sehr zahlreiches Publikum in dem ebenfalls festlich erleuchteten Schloßgarten promenirte. Um 1/2 11 Uhr wurde in demselben ein Prachtfeuerwerk abgebrannt. Ein Landmann äußerte darüber: Nee, so wat Schöns heww'ck min Lew noch nich sehn; wenn blos Mudding hier wihr!" Das ganze Arrangement machte aber auch einen vortrefflichen Eindruck, und wir können wohl sagen: wo die Natur in ihren ausgebildeten, zu ehrwürdigen Formen herangereiften Erschaffungen und künstliche Arrangements Auge und Gemüth des Sterblichen zu ergötzen, das ist ein wahrhaftes Paradies, in welchem jedes Gemüth die Lust des Daseins tief empfindet und die denkende Seele des Menschen, von den Wonneschauern hehrer Ahnungen durchdrungen, sich freier und größer fühlt. Dort in jenem herrlichen Garten, hebt der belebende Odem des Seelenspenders, wenn er durch die duftenden Blätter rieselt, die Bürde des heißen Tages von unserer Brust! Wir schließen unseren Bericht mit dem innigen Wunsch, daß der Erbprinz zur Freude seiner erhabenen Eltern und Großeltern, wie auch zur Wohlfahrt unseres Landes gedeihen möge! - Wie wir hören, wird Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Carl von Preußen, in deren Gefolge sich die Hofdame Gräfin Pückler und der Kammerherr von Wangenheim befinden, heute wieder nach Berlin zurückkehren. Auch Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog und Ihre Kaiserliche Hoheit die Erbgroßherzogin von Mecklenburg=Schwerin werden sich heute Mittag mit Ihrem Gefolge (Graf und Gräfin Bassewitz) nach Schwerin zurückbegeben. Die Anhalter Herrschaften sind von der Hofdame Frl. von Saldern, dem Hofmarschall von Berenhorst und dem Flügeladjutanten und Hauptmann von Losch begleitet, ferner befindet sich in Begleitung Sr. Hoheit des Herzogs Georg Alexander der russische Oberst von Tillo.      (N. Z.)


Politische Rundschau.

Die Handelskammer zu Dresden erwähnt in ihrem Bericht, daß der Bundesrath über einen Stückzollsatz für Petroleum statt des gegenwärtig geltenden Gewichtszoll in Berathung getreten sei; der Bericht erklärt, daß eine solche Bundesräthliche Entscheidung mit Freuden begrüßt werden wird.
Die preußische Oberrechnungskammer die sich sonst nicht leicht verzählt, hat der Stadt Köln am Rhein 247,000 M. Kriegsentschädigungsgelder zu viel vergütet und verlangt jetzt diese Summe zurück.
Das deutsche Kriegsschiff Nymphe, Corvetten=Capitän Dietert, ist nach Gibraltar abgegangen.
Windthorst hat vom Partriarchen von Jerusalem das Großkreuz des Ritterordens vom heiligen Grab erhalten.
Frankreich. Bemerkenswerth ist die Rede, die Clemenceau in der französischen Kammer bei der Verhandlung über den Marinecredit gehalten. Er spricht sich für Gerechtigkeit gegenüber Egypten aus, erinnert an den Rücktritt Brights, was lebhaften Beifall hervorruft und beglückwünscht das Kabinet, daß es an dem Bombardement nicht theilgenommen. Eine unwiderrufliche Allianz mit England sei unmöglich. Mit Gambetta werfe er England vor, daß man den Türken nicht genug nachgebe, und gleichzeitig, daß man die Türken nach Egypten rufe. Aber eben England rufe die Türken. Man habe Unrecht, die französischen Beamten in Egypten als französischem Einflusse förderlich anzusehen; im Gegentheile, in Folge ihres Amtes müssen sie zu der Bevölkerung im Gegensatze gerathen. Redner erinnert ferner an die übermäßig hohen Gehalte der fremden Beamten, aber auch die europäischen Kaufleute saugen das Land aus. Und wer zahlt Alles? Der Fellah, ein Sklave vom Wucher erdrückt. Man dürfe nicht die vorherigen Zustände wieder herstellen. Eine egyptische Nation gebe es freilich nicht, es gebe aber eine Militärpartei, welche die Europäer verjagen, und eine Nationalpartei, welche sie, um das Land zu civilisiren heranziehen wolle. Ich billige, daß die Regierung an dem europäischen Konzert theilgenommen. Wenn es sich um ein großes Interesse handelte, müßte Frankreich Alles aufs Spiel setzen, aber es handle sich hier um Interessen zweiten Ranges. Mir scheint, man drängt Frankreich zum Mittelmeer, wie Oesterreich zum Balkan. Ich stimme für den Kredit, weil unsere Flotte vergrößert werden muß.
Egypten. Arabi Pascha soll den Mahmudieh=Kanal, der Alexandrien mit Wasser versieht, abgeleitet haben. Recognoscirungen hätten seine Stellung sehr stark gefunden.
Türkei. Die Pforte will endlich nachgeben. In einer Note führt sie zunächst zur Entschuldigung ihres Zögerns aus, daß sie der Ueberzeugung gewesen, die Maßregeln der Strenge und Gewalt hätten vermieden werden können und erklärt dann an der Conferenz theilnehmen zu wollen, die in Constantinopel zur Wiederherstellung der Ordnung in Egypten versammelt sei. Die Engländer sind übrigens mit Herrn Seymour sehr unzufrieden, daß er nicht sofort seine Truppen gelandet und Arabi verfolgt hat.


- Furchtbare Gewitterstürme, verbunden mit verderblichem Hagelschlag, haben am vorigen Sonntag das Königreich Württemberg, besonders den Neckar= und Schwarzwaldkreis, sowie das Fürstenthum Hohenzollern heimgesucht.
- Im Riesengebirge haben in den letzten Tagen furchtbare Wolkenbrüche sowohl auf der böhmischen wie auf der preußischen Seite große Verheerungen angerichtet, Häuser, Eisenbahnen, Straßen und Brücken zerstört, Erndten vernichtet und auch zahlreiche Menschenleben und Vieh verschlungen. Johannisbad, Krumhübel, Freiburg, Landeshut, Trautenau, Altstadt, Arnau sind am schwersten betroffen.
- Warnung für gutmüthige Dienstherrschaften. Ein Kaufmann in einer Provinzialstadt der Provinz Hannover hatte die erste Badezeit mit seiner Familie in Wiesbaden verlebt und seine Wohnung dem erst am 1. Juni in Dienst genommenen Dienstmädchen überlassen. Bei der Rückkehr war das Haus leer, und es wurde festgestellt, daß das Mädchen mit seinem Geliebten davongegangen war, indem es alles Werthvolle und einigermaßen Transportable aus dem Vermögen der Herrschaft mitgenommen hatte. Die Letztere klagte nun auf Schadenersatz gegen die frühere Herrschaft des Mädchens da diese, obwohl das Mädchen wegen Unehrlichkeit aus dem Dienste entlassen war, dennoch dem Mädchen das Zeugniß: "Treu und zuverlässig" ins Dienstbuch geschrieben hatte. Das Gericht hat in der That angenommen, daß diese Ausdrücke gleichbedeutend seien, mit "ehrlich", daß dieses Zeugniß besonders veranlaßt habe, das Mädchen in Dienst zu nehmen und ihm ein hohes Vertrauen zu schenken, und hat in Folge dessen die erste Herrschaft zum Ersatz des zugefügten, 16,000 M. betragenden Schadens verurtheilt.
- Ein aus Amerika zurückgekehrter Auswanderer theilt mit, daß zur Zeit Hunderte von Auswanderern, namentlich in New=York und anderen Hafenplätzen in traurigstem Zustande umherirren und nur das eine Verlangen haben, sich gegen Verrichtung jeglicher Arbeit auf den nach Europa gehenden Schiffen freie Ueberfahrt zu sichern, da ihnen die Mittel zur Ueberfahrt fehlen. Auf den Straßen, in den Lazarethen und Spitälern finde man leider unzählige Auswanderer, die vom bittersten Elend heimgesucht, diejenigen anklagen, durch die sie zur Auswanderung aus der Heimath veranlaßt worden sind, insbesondere die gewissenlosen Agenten. Bei allem Mitleid, das man mit diesen Unglücklichen empfindet, muß man sich doch wundern über das unmündige Verantwortlichmachen Anderer für eigenes Unglück und die Frage aufwerfen, warum denn so viele Leute sich immer mit "gewissenlosen" Agenten einlassen, da es doch so viele gewissenhafte und soviele solide Auswanderungsgesellschaften (drüben sogar schon verschiedene staatliche) gibt. Ein solcher Schritt wie Auswanderung ist doch ernstlich genug, um ausreichende, d. h. mehrseitige Erkundigungen einzuziehen!
- In Bayreuth haben die Proben zu Wagners Parsifal stattgefunden. Der Altmeister Liszt, der ihnen beiwohnte, soll gesagt haben, dies sei das Großartigste, was je geschrieben worden. Die Wagnerianer schwimmen im Entzücken. (Soll wohl heißen: das Großartigste, was Wagner geschrieben.)
- Zähler bei der Berufsstatistik: "Und dieser junge Mann - Kegeljunge, nicht wahr? - Wirth: Bitte schreiben Sie Bahn=Beamter!"
- "Ein Nihilistenstückchen" in Berlin beschäf=

[ => Original lesen: 1882 Nr. 57 Seite 3]

tigt die Criminal=Polizei. Am vorigen Sonnabend erhielten vier Gutsbesitzer im Kreise Wolmirstedt und zwar die Herren Schmidt in Mose, Freitag in Heinrichsburg Nimburg in Schriebe und Neuling in Elben je einen Brief folgenden Inhalts. Nach Abschätzung Ihres Vermögens sind Sie verpflichtet, uns einen jährlichen Tribut von 500 M. in Banknoten zu zahlen. Wir ersuchen Sie, uns diese Summe in beiliegendem Couvert zuzusenden und nehmen an, falls uns diese nicht prompt mit wendender Post zugeht, daß es ihnen genehm sein wird, von unserer gegenwärtig in Magdeburg stationirten Colonne mit einem nächtlichen Besuch beehrt zu werden. Das Nihilisten Comité.
            Wir Nihilisten sind frei;
            Wir fürchten weder Gott noch Polizei;
            Und wehe dem, der denkt,
            Ein Schnippchen uns zu schlagen,
            Dem schießen wir ohne Pardon
            Die Kugel durch den Kragen.

Um die Sache noch gruseliger zu machen, hatte der Schreiber auch noch einen Todtenkopf, wie er von Droguisten zur Kenntlichmachung von Giften benutzt wird, in die obere linke Ecke des Briefbogens geklebt. Die Antwort sollte nach Postamt 46, Berlin unter "N. C." postlagernd, gesendet werden. Vorgestern Abends 7 Uhr, erschien ein Dienstmann bei dem betreffenden Postamt, nahm in der That einen unter der Chiffre eingegangenen Brief in Empfang und händigte ihn einem in der Nähe wartendem jungen Manne ein. Nachdem der Dienstmann sich entfernt hatte, nahmen zwei Criminal=Beamte den jungen Mann in ihre Mitte und brachten ihn zur Haft. Er legte sofort beim ersten Verhör ein umfassendes Geständniß ab und gab an, er heiße Edwin Niemann, sei zwanzig Jahre alt, in Bleiche im Kreise Wolmirstedt geboren und Commis in dem Bankhause St. in der Behrensstraße zu Berlin. Er habe in unsicheren Papieren speculirt und nach anfänglichen Gewinnsten mit 390 M. Verlust abgeschlossen. Da er den Betrag nicht decken konnte, so habe er befürchtet, seine Stelle zu verlieren, weil sein Chef nicht dulde, daß seine jungen Leute an der Börse speculiren. Er habe öfters gelesen, wie die Nihilisten sich durch solche Bedrohungen Geld zu verschaffen wissen, und ließ sich daher bei einem Graveur Stempel mit Buchstaben machen, um das Wort "Nihilisten=Comité" zusammenzusetzen, faßte die Schreiben ab, deren Inhalt er den Zeitungen entnommen, klebte die in einer Droguenhandlung gekauften Todtenköpfe auf und versendete die für zwanzigjährige Burschen Speculationen an der Börse ausführen.
- In der Garnison Köln sind 76 Soldaten nach dem Genusse eines Schinkens in der Cantine an den Trichinen erkrankt.
- Der in Dresden verstorbene reiche Kaufmann Gehr hat in seinem Testament allen Pathen, bei denen er oder seine Frau Gevatter gestanden, je 300 M. vermacht. Da aber weder er noch seine Frau alle ihre Pathen kennen, so müssen sie sich gerichtlich ausweisen.
- Das Theater von Montevideo brannte am 11. Juni bei Gelegenheit der zu Garibaldi's Ehren gegebenen Festvorstellung ab. Wie der neueste "Imparcial" berichtet, sind bei dieser Gelegenheit 21 Personen ums Leben gekommen und nicht weniger als 103 haben schwerere oder leichtere Brandwunden erlitten.


Moussirendes Zuckerwasser.
Von Hermann Krätzer, Chemiker in Leipzig.

Ein vortreffliches, erfrischendes und angenehm schmeckendes Getränk, welches auch vielen Kranken zu empfehlen ist, ist das moussirende Zuckerwasser, welches man sich nach der von uns angegebenen Methode äußerst billig und schnell selbst darstellen kann. 30-35 Liter Wasser bringt man zum Kochen und löst während des Kochens zwei Kilogramm weißen Zuckers darin auf. Alsdann läßt man die Flüssigkeit bis auf +18° R. abkühlen, giebt zwei Tassen voll Bierhefe hinzu, füllt das Ganze in ein Bierfaß und legt es in den Keller. Die Gährung tritt bald ein, und die Hefen werden durch den Spund ausgestoßen. Von Zeit zu Zeit füllt man nun von der zurückgebliebenen Zuckerauflösung nach und erhält dadurch das Faß immer so weit voll, daß die Hefe herausfließen kann. Ist der Punkt eingetreten, daß man kein Aufstoßen mehr bemerkt, so wird das Faß fest verspundet und ruhig liegen gelassen. In dem Falle, daß man von dem Zuckerwasser nichts übrig behalten hat, kann das Nachfüllen auch mit reinem Wasser geschehen. Nach Verlauf einiger Tage untersucht man, ob die gegohrene Flüssigkeit hell geworden ist, und zieht sie, falls dieser Umstand eingetreten ist, auf gläserne Weinflaschen, die jedoch nicht dünnwandig sein dürfen, indem dieselben sonst sehr leicht zerspringen; an besten eignen sich demnach für diesen Zweck Champagnerflaschen.
Ehe man jedoch die Füllung auf Flaschen vornimmt, gebe man zuvor circa 9-10 Gramm weißen, in Stücke geschlagenen Zucker den Flaschen zu, verkorkt die Flaschen gut, versiegelt sie und stellt sie aufrecht in einen kühlen Keller. Nach Verlauf von einigen Tagen ist das Getränk zum Trinken fertig. Das so dargestellte Zuckerwasser fängt beim Oeffnen an zu moussiren, wie der Champagner, und nicht selten wird der Stopfen weit weggeschleudert, indem dieses Getränk ein stark mit Kohlensäure imprägnirtes Wasser ist, welches eine geringe Menge Alkohol enthält.
In dem Falle, daß das Getränk noch angenehmer von Geschmack sein soll, gebe man die Schaale zweier Citronen hinzu und lasse diese mitgähren, oder man gieße in das zu trinkende kohlensäurehaltige Zuckerwasser unter Umrühren ein paar Tropfen Citronenöl.
So dargestellt ist dieses moussirende Zuckerwasser, mit Citronenöl oder auch Himbeerliqueur beim Trinken versetzt, namentlich in heißerer Jahreszeit ein wahres Labsal und kann Touristen nicht genug anempfohlen werden.
(Vorstehendes ist dem 8. Heft des 10. Jahrganges von "Neueste Erfindungen und Erfahrungen", Hartleben's Verlag in Wien entnommen.)


Anzeigen.

Bekanntmachung.

Die nochmalige Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg den 10. Juli 1882.

Die Armenbehörde.


In Folge mehrseitiger Aufforderung werden wir eine unserer

Dampf=Dreschmaschinen

auf einige Tage zum Roggendreschen neben unserem Schuppen vor dem Siemzerthore aufstellen.

Wilh. Heincke & Greiff.


Umstände halber beabsichtige ich mein neues

Haus   massives Wohnhaus

preiswürdig unter der Hand zu verkaufen.
Selmsdorf den 18. Juli 1882.

Schuhmachermeister Döscher.       


Prima Lindenhonig
à Pfund 75 Pfennig (Mecklenburg). - 10 Pfund 7 M.
                                                           empfiehlt
Sabow.                                                     A. Lenschow.


Besten Weinessig
empfiehlt
Carlow.                                                     J. Rieckhoff.


Unserm lieben Eduard Gierloff als Gegengruß auf seinen dichterischen Erguß.
      Schwarz war zwar dein Gewerbe, mein lieber Eduard,
      Dein Aeuß'res war von rauher und etwas dunkler Art;
      Doch was wir an Dir liebten, das war der schön're Kern,
      Des Herzens reine Weiße, die hatten wir so gern,
      Es floß aus Deinem Munde, nur Weisheit und Verstand,
      Und Pegasus, das Rößlein, scheint trefflich Dir bekannt,
      Doch ist nur zu beklagen Dein letztes Fabrikat,
      Links Pegasus besteigend, fielst rechts Du wieder herab.

F. K.                                                     K. S.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 57 Seite 4]

Wilhelm Reimers,
Schirmfabrikant,
empfiehlt sein großes Lager von
Regen=, Sonnen= und Moden-Schirmen.
Großes Lager von Spazierstöcken.
Reparaturen, sowie Ueberziehen der Schirme, werden prompt und billig ausgeführt.
Lübeck, Holstenstrasse 184, Ecke des Schlüsselbuden.


Wichtig für jede Hausfrau!

Hannov. Kaffee-Ersatz.
Hannov. Kaffee-Spar-Extract
Hannov. Feigen-Kaffee aus besten orient. Feigen,
Begutachtet vom Lebensmittel=Untersuchungs=Amt Hannover und anderen Autoritäten.

aus der Fabrik von Leusmann & Zabel, Hannover ist zu haben bei: J. F. Eckmann, J. Ludw. D. Petersen, E. H. Vock, F. Zander in Schönberg. H. Richhardt in Gadebusch.


Die Einsendung von Geldeinlagen auf halb= und vierteljährliche Kündigung an

die Mecklenburgische Bank in Schwerin

wird durch Unterzeichneten porto= und kostenfrei besorgt, ebenso die Erhebung der fälligen Zinsen von der Bank. Näheres über den Verkehr mit der Mecklenburgischen Bank, insbesondere über von derselben zu gewährende Darlehen gegen Sicherheit, ist zu erfahren bei

Schönberg.                                                     Wilh. Schrep.


Die Einsendung von Geldeinlagen auf halb= und vierteljährliche Kündigung an

die Mecklenburgische Bank in Schwerin

wird durch Unterzeichneten porto= und kostenfrei besorgt, ebenso die Erhebung der fälligen Zinsen von der Bank. Näheres über den Verkehr mit der Mecklenburgischen Bank, insbesondere über von derselben zu gewährende Darlehen gegen Sicherheit, ist zu erfahren bei

Senator Wilh. Heincke.       


Die von dem Unterschriebenen verloosten Schlosserarbeiten sind auf nachstehende Nummern gefallen:

                          Loos=Nr.
  1) 1 Decimalwaage 142
  2) 1 dito. 299
  3) 1 Plätteisen 358
  4) 1 dito. 218
  5) 1 dito. 232
  6) 1 Ascheimer 367
  7) 1 dito. 383
  8) 1 dito. 165
  9) 1 dito. 72
10) 1 dito. 431
11) 1 dito. 434
12) 1 Kaffeetrommel 341
13) 1 dito. 471
14) 1 dito. 281
15) 1 dito. 475
16) 1 dito. 118
17) 1 dito. 398
18) 1 Kohleneimer 417
19) 1 dito. 390
20) 1 dito. 189
21) 1 dito. 160
22) 1 Brodschneidemaschine 154
23) 1 Wurstspritze 229

Schönberg, den 23. Juli 1882.

C. Ollmann,
     Schlossermeister.


Tausende
die an Bettnässen und Blasenschw. gelitten, verdanken ihre rasche Heilung meinem Spezialverfahren. Prospecte und Zeugnisse gratis durch
F. C. Bauer, Werthheim a. M.


Ich, der Endesunterzeichnete, beabsichtige meine zu Carlow im Fürstenthum Ratzeburg sub Nr. 8 belegene Büdnerei, ca. 70 Scheffel Aussaat groß, mit voller Erndte sofort auf 10 bis 15 hintereinander erfolgende Jahre zu verpachten. Wohnhaus und Stallgebäude sind in gutem Zustande und seit 3 Jahren ist in dem dazu erbauten Backhause die Bäckerei betrieben worden. Reflectanten wollen sich baldigst melden beim

                          Büdner J. Krellenberg
                                                    in Carlow.


Erntehandschuhe
sind stets zu haben in Schönberg bei                          
                                                    Emil Jannicke, Handschuhmacher.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 24. Juli 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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