No. 50
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 30. Juni
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1882 Nr. 50 Seite 1]

      Das diesjährige Ober=Ersatzgeschäft zur Aushebung der Militairpflichtigen des hiesigen Aushebungsbezirks findet statt

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe
am
Montag, den 3. Juli.

     Zu demselben haben sich diejenigen Militairpflichtigen, welche nach Ausweis ihrer Loosungsscheine eine endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht zu gewärtigen haben, und denen übrigens noch besondere Ladungen zugehen werden, Morgens präcise 9 Uhr einzufinden.
     Nicht verpflichtet zum persönlichen Erscheinen sind die bei der letzten Musterung für dauernd untauglich befundenen und die zur Ersatzreserve II. Classe angesetzten Militairpflichtigen, sofern sie nicht speciell beordert sind; jedoch ist jeder in den Grundlisten des Aushebungsbezirks enthaltene Militairpflichtige berechtigt, im Aushebungstermin zu erscheinen und der Ober=Ersatzcommission etwaige Anliegen vorzutragen.
     Die bei der Musterung für diensttauglich befundenen Mannschaften gelangen zuerst zur Vorstellung.
     Im Anschluß an das Ober=Ersatzgeschäft findet die Superrevision der Temporair=Invaliden statt.
     Militairpflichtige, welche zum Termin nicht pünktlich erscheinen, haben, sofern sie nicht dadurch eine härtere Strafe verwirkt haben, auf Grund des §. 24, 7 der Ersatz=Ordnung (Deutsche Wehrordnung vom 28. September 1875, Theil I.) eine Geldstrafe bis zu 30 M. oder Haft bis zu 3 Tagen zu gewärtigen, auch können denselben die Vortheile der Loosung entzogen werden. Ist diese Versäumniß in böslicher Absicht oder wiederholt erfolgt, so werden sie dem Befinden nach als unsichere Dienstpflichtige zur sofortigen Einstellung gebracht werden.
     Die Ortsvorsteher haben für die pünktliche Gestellung der betreffenden Militairpflichtigen aus ihrer Ortschaft Sorge zu tragen.
     Schönberg den 31. Mai 1882.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirkes für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub Nr. 5 belegene Büdnerstelle c. p. der Ehefrau des Arbeitsmanns Langhans, Trin Maria geb. Retelsdorf, daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag den 28. August 1882,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 10. Juni 1882.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Ersparniß- u. Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist während des                          
Johannistermines
vom Sonnabend den 24. Juni d. J.
bis
Sonnabend den 1. Juli d. J.
täglich
von 8 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags,
am
Sonntag den 24. Juni d. J.
jedoch nur von                                                    
7 Uhr Morgens bis 10 Uhr Vormittags
geöffnet.                                                    
Schönberg den 14. Juni 1882.          
                          Das Directorium
                          der Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.


Den Schleichsteig, welcher über meine Weidekoppel von Lüdersdorf nach Lockwisch führt, verbiete ich hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung.

Hauswirth Kleinfeldt,       
Lockwisch.                   


[ => Original lesen: 1882 Nr. 50 Seite 2]

Eisenbahn          Eisenbahn
Mecklenb. Friedrich=Franz Eisenbahn.
Am Sonntag den 2. Juli d. Js.
wird ein Extrazug
Hamburg=Lübeck=Schwerin

und zurück abgefertigt:
Abfahrt von Lübeck 9 Uhr 5 Min Vorm.
Abfahrt von Schönberg 9 Uhr 37 Min Vorm.
Abfahrt von Grevesmühlen 10 Uhr 3 Min Vorm.
Abfahrt von Bobitz 10 Uhr 24 Min Vorm.
Abfahrt von Kleinen 10 Uhr 40 Min Vorm.
Ankunft in Schwerin 11 Uhr 2 Min Vorm.
                      ----------------
Abfahrt von Schwerin 9 Uhr 37 Min. Abends
Ankunft in Kleinen 10 Uhr - Min. Abends
Ankunft in Bobitz 10 Uhr 17 Min. Abends
Ankunft in Grevesmühlen 10 Uhr 34 Min. Abends
Ankunft in Schönberg 10 Uhr 59 Min. Abends
Ankunft in Lübeck 11 Uhr 25 Min. Abends
Auf den vorgenannten Stationen werden an diesem Tage zu dem Extrazuge Hamburg=Lübeck=Schwerin

Fahrbillets II. und III. Wagenklasse nach Schwerin zum einfachen Fahrpreise

ausgegeben, welche zur Rückfahrt nicht allein zum Extrazuge Schwerin=Lübeck=Hamburg, sondern auch am 3. Juli zu den fahrplanmäßigen, von Schwerin um 8 Uhr 4 Min. Morgens und um 1 Uhr 40 Min. Nachmittags abgehenden Personenzügen Gültigkeit haben.
In gleicher Weise werden am 2. Juli zu dem um 8 Uhr Morgens abgehenden Zuge in Wismar Billets zum einfachen Fahrpreise nach Schwerin ausgegeben, welche zur Rückfahrt mit allen fahrplanmäßigen Zügen am 2. und 3. Juli c. berechtigen.
Freigewicht für Gepäck wird auf diese Doppelbillets nicht gewährt.

Die Direction.


Beste Matjes Heringe
empfiehlt billigstens                          
                                                    Aug. Spehr.


Auction.

Am Mittwoch den 5. Juli Vormittags 10 Uhr sollen auf dem Domhofe zu Ratzeburg die bei der Restauration der Domkirche übrig geblichenen Baumaterialien, Balken, Bretter, Steine u. dergl. meistbietend gegen sofortige baare Bezahlung verauctionirt werden.

Bedele, Polizeivogt.       


Die Schulgelderhebung

findet in den nächsten beiden Wochen, vom 3. bis 15. Juli, statt. Die einzelnen Termine werden in der Schule bekannt gemacht.

J. Wegner.       


Jürgensen & Robschuld,
Lübeck, gr. Burgstrasse 717
empfehlen zu en gros Preisen
Prima Dachpappen,
Dach-, Stall- & Kellerfenster,
Stifte, Drath u. Nägel,
sowie sämmtliche Baubeschläge etc. etc.


Ein Mädchen
für alle häuslichen Arbeiten zum Antritt gesucht.                          
Schönberg.                                                     M. Staffeldt.


Alterthümliche
Gold- und Silber-Gegenstände

werden gesucht und hochbezahlt. Gef. Off. mit Angabe der verkäuflichen Sachen unter sub Ho. 1952 b. befördert Haasenstein & Vogler Lübeck.


Gr. Scheibenschießen

Am 2. und 3. Juli 1882 findet bei mir ein Scheibenschießen nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine Freunde und Gönner ergebenst einlade.

J. Bahr, Gastwirth.       

Selmsdorf den 20. Juni 1882.


Waffen.

Revolver in allen Systemen u. Größen, Jagdgewehre in Perkussion, Lefaucheux und Cetralfeuer, (Lancaster) Büchsflinten, Scheibenbüchsen, Flobert-Salonbüchsen, geräuschlose Techins, Wind- u. Bolzenbüchsen, Schiess-Spazierstöcke, Stockflinten, Lefaucheux-Pistolen, Terzerole, Flobert-Pistolen, Revolver-Portemonnaies, Schlagringe, Todtschläger, Lebensvertheidiger, Dolch- u. Degenstöcke, Säbel, Hirschfänger, Waidmesser, Dolchmesser, Fechterklingen u. Utensilien, Patronen u. Munition aller Art zu allen Schußwaffen, sowie sämmtliche Jagdartikel u. Requisiten für Jäger etc. etc. empfiehlt die Waffenfabrik von

F. W. Ortmann in Solingen.
Ausführliche Preislisten versende franko u. gratis.


Von jetzt an sind gute                          
Mauersteine
vorräthig auf der Köhler'schen Ziegelei.
Schönberg.                                                     G. Kolbow.
                                                              Ziegler.


Das 2. Abonnements-Conzert

findet am Freitag den 30. Juni in Boy's Garten statt, wozu ergebenst einladen

                                                    die Vereinsmusiker.

Entrée für Nichtabonnenten à Person 50 Pfennig (Mecklenburg).
Anfang Nachmittags 6 Uhr.

                   Programm.

                          I.

  1. Triumpf-Marsch v.Wernthal.
  2. Cavaline a. d. Op. Perisina v. Donizetti.
  3. Wilhelminen-Quadrille.
  4. Das eigene Herz, Lied v. Schäffer.
  5. Wiener Leben, Marsch v. Kohlmann.
                          II.
  6. Ouverture z. d. Op. "Berlin wie es weint und lacht" v. Conradi.
  7. Dem Schönen Heil, Walzer v. Ernst Weissenborn.
  8. Introduction a. d. Op. Ernani. v. Verdi.
  9. Mädchenlaune, Concert=Polka v. Schneckenberger.
                          III.
10. Auf Bergeshöhn, Polonaise v. Ed. Kiester.
11. Das Heimweh v. Hausser.
12. Feuerfunken, Galopp v. Nieschulz.
13. Melodien a. d. Op. Martha.
14. Hohenzollern-Marsch v. Hermann.


Heute Morgen wurde meine liebe Frau, Anna geb. Hennigs, von einem Knaben leicht und glücklich entbunden.
Hamburg den 29. Juni 1882.

Paul Prewe.       


[ => Original lesen: 1882 Nr. 50 Seite 3]

Mecklenburgische Bank, Schwerin i. M.

Die Bank vergütet für fest verzinsliche Einlagen gegen ihre Bankschuldverschreibungen und Sparbücher auf halbjährliche jederzeit auszuübende Kündigung oder auf mindestens sechs Monate fest Porto- und stempelfrei 4 % p. a
auf vierteljährliche ebensolche Kündigung oder auf mindestens drei Monate fest 3 1/2 % p. a.
auf kürzere mindestens vierzehntägige Kündigung 3 1/4 % p. a
auf tägliche Kündigung und im Baar Conto-Corrent 3 % p. a
Die Zinsen werden bei den auf Kündigung stehenden Capitalien am 1. Januar und 1. Juli fällig, und nach Fälligkeit jederzeit die Julizinsen auch schon im Johannistermin gezahlt. Nach Vereinbarung können die Zinsen aber auch vierteljährlich am Quartalsersten erhoben werden.
Die Bank bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit zum Zinssatze von z. Zt. 5 % p. a. und discontirt Wechsel auf Reichsbankplätze zu z. Zt. 4 % p. a.

Die Direction.


Lebensversicherungsbank für Deutschland in Gotha.
Stand am 1. Juni 1882.

         Versichert 58510 Personen mit 402,683,500 Mark
         Bankfonds 104,525,000 Mark
         Ausgezahlte Versicherungssummen seit Eröffnung 136,000,000 Mark
Auf jede Normalprämie, nach 5 Jahren Dividende. - Keine Aufnahmegebühren. - Gewährung von Kautionsdarlehen an Beamte. - Sofortige Auszahlung der Versicherungssumme nach Beibringung der Sterbefallnachweisungen.
Dividende in diesem Jahre 42 Prozent, im Jahre 1883: 43 Prozent.
Nettoprämie für 1000 Mark nach Abzug von 42 Prozent Dividende beim Beitritt im Alter von

25 Jahren: 13 M. 70 Pfennig.      35 Jahren: 17 M. 20 Pfennig.      45 Jahren: 23 M. - Pfennig.      55 Jahren: 33 M. 30 Pfennig.
30 Jahren: 15 M. 30Pfennig.      40 Jahren: 19 M. 70 Pfennig.      50 Jahren: 27 M. 40Pfennig.      60 Jahren: 41 M. 50 Pfennig.

Schönberg.                                                                 Vertreter: Wilh. Schrep.


Wilhelm Reimers,
Schirmfabrikant,
empfiehlt sein großes Lager von
Regen=, Sonnen= und Moden-Schirmen.
Großes Lager von Spazierstöcken.
Reparaturen, sowie Ueberziehen der Schirme, werden prompt und billig ausgeführt.
Lübeck, Holstenstrasse 184, Ecke des Schlüsselbuden.


Wichtig für jede Hausfrau!

Hannov. Kaffee-Ersatz.
Hannov. Kaffee-Spar-Extract
Hannov. Feigen-Kaffee aus besten orient. Feigen,
Begutachtet vom Lebensmittel=Untersuchungs=Amt Hannover und anderen Autoritäten.

aus der Fabrik von Leusmann & Zabel, Hannover ist zu haben bei: J. F. Eckmann, J. Ludw. D. Petersen, E. H. Vock, F. Zander in Schönberg. H. Richhardt in Gadebusch.


H. L. Haukohl
empfiehlt sein Kolonialwaarengeschäft angelegentlichst
früher Nr. 1003 - jetzt Nr. 1001.
Sandstrasse, Lübeck.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 50 Seite 4]

Zu unserm am Montag den 10. und Dienstag den 11. Juli d. Js. stattfindenden

Königschuß

laden wir die geehrten Bewohner von Stadt und Land so höflichst wie ergebenst ein.

Tombola=Loose à 50 Pfennig

sind bei uns zu haben.

Schönberg.
Kapitain und Aelteste der Schützenzunft.
C. Schultze.     F. Baer.     J. Greiff.
Programm:

Zur Vorfeier am Sonntag Nachmittag die üblichen Ständchen. Von Abends 7 Uhr an Concert im Schützenhause. 10 Uhr Zapfenstreich.
Montag den 10. Juli: Morgens 5 Uhr Reveille durch die Stadt. Um 7 Uhr Antreten der Schützen beim Schützenwirth. Um 8 Uhr Ausmarsch. Nach Ankunft im Schützenhause Beginn des Schießens nach der Königsscheibe und den beiden Gewinnscheiben. Frühstück bei Tafelmusik. Von Nachmittags 3 Uhr an bis zum Einmarsch Harmonie=Musik im Schützenhause gegen Entree von 30 Pfennig (Mecklenburg). für Nichtmitglieder. Abends großer Ball für Stadt und Landbewohner gegen Entree im Schützenhause: Anfang präcise 9 Uhr. Dienstag den 11. Juli: Ausmarsch, Schießen, Harmonie u. s. w. wie am Montage. Nachmittags 4 Uhr

Ziehung der Tombola.

Abends Festball für Stadt= und Landbewohner im Schützenhause gegen Entree.
Mittwoch den 12. Juli: Abends 7 Uhr im Schützenhause Festball, nur für Mitglieder der Zunft.


Am Sonntag den 2. Juli, Abends 7 Uhr werden die Plätze für Buden auf dem Festplatze angewiesen.

Kapitain u. Aelteste der Schützenzunft.


Einige Ladungen                                                    
Böhmischer Salon=Stückkohlen

erwarte ich Anfang Juli, die ich ab Bahnhof zu liefern billigstens empfehle.

Aug. Spehr.       


Meine zu Sahmkow belegene Büdnerei beabsichtige ich unter der Hand zu verkaufen; dieselbe enthält 4 Scheffel Land, nebst Wohnhaus mit drei Wohnungen und Stallgebäude. Kaufliebhaber wollen sich bei mir melden.

P. Maass in Sahmkow.       


Drath-Schutzgewebe
auf das Strohdach zu binden, gegen Feuersgefahr nach gesetzlicher Vorschrift, sowie
Stäbegitter
empfiehlt Schönberg.                                                     J. Hagen,
                                                                    Schlossermeister.


Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg.

Geboren:

D. 13. Juni eine uneheliche Tochter zu Schönberg.
D. 19. Juni ein unehel. Sohn zu Gr. Siemz.
D. 19. Juni dem Arbeitsmann Lenschow zu Ollndorf eine Tochter.
D. 20. dem Schuhmacher Stree zu Schönberg ein Sohn.
D. 22. dem Schuhmacher Lehnhardt zu Schönberg eine Tochter.
D. 21. ein unehel. Sohn zu Westerbeck.

Gestorben:

D. 16. Juni Peter Heinrich Törper, Schuhmachergeselle zu Schönberg, 21 Jahr 4 Monat alt.
D. 26. Juni Johann Joachim Peter Heinrich Körner, Arbeitsmannssohn zu Schönberg, 1 Jahr 4 Monat alt.

Eheschließung:

D. 16. Juni Kutscher Joachim Heinrich Bade und Anna Katharina Louise Lohse zu Schönberg.


Statt besonderer Meldung.

Unser jüngst geborenes Töchterchen wurde uns heute nach kurzem Krankenlager wieder durch den Tod entrissen.
Berlin den 20. Juni 1882.

Robert Wisch u. Frau.       


Statt besonderer Meldung.

Heute Mittag 2 Uhr schenkte uns Gottes Gnade ein Söhnlein.
Schönberg, 27. Juni 1882.

Rector P. Russwurm u. Frau.       


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 2. Juli.

Frühkirche: Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
     Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 29. Juni 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 50 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 50 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 30. Juni 1882.


Politische Rundschau.

Die Reichsregierung beabsichtigt, dem Reichstage in dieser Session den Etat pro 1883/84 und probeweise den von 1884/85 vorzulegen, um nach deren event. Erledigung den Beweis zu führen, daß es in der Möglichkeit liege, mit zweijährigen Etats zu arbeiten.
Der Senat von Hamburg hat den Kostenzuschuß Hamburgs für den Zollanschluß auf 75 Millionen M. veranschlagt. Der Kostenzuschuß des Reiches beziffert sich auf 40 Millionen Mark.
In Sache des Landesverrathes wird von dem Hamb. Corr. Folgendes berichtet: Vor geraumer Zeit ließ sich ein untergeordneter Beamter der russischen Botschaft in Berlin bei dem Chef der Admiralität, General der Infanterie von Stosch, melden, um demselben, wie er sagen ließ, eine wichtige Meldung zu machen. Der General empfing den Mann indeß nicht. Dieser kam am nächsten Tage wiederum auf die Admiralität in dringenderer Weise. Aber auch dieses Mal wurde er mit dem Bemerken abgewiesen, daß Se. Exellenz nichts mit ihm zu schaffen haben könne. Der Russe besaß indeß Ausdauer, wartete vor der Thür etwa drei Stunden lang und überfiel den aus dem Hause tretenden Chef der Admiralität in förmlicher Weise, demselben sofort den Grund seines Erscheinens entdeckend. Dies änderte die Lage der Dinge. Herr von Stosch ließ sich die Angelegenheit berichten und eine sofort eingeleitete genaue Untersuchung ergab das wenig erfreuliche Resultat, daß die Angaben des Russen auf Wahrheit basirten und der in der Admiralität angestellte Obersteuermann Meiling die Pläne der Küstenbefestigung und der Minensperre unserer Häfen für einen namhaften Betrag, wie uns mitgetheilt wird, beziffert sich derselbe auf 450,000 Rubel, in Abschrift an die russische Botschaft verkauft hat. Meiling wurde sofort verhaftet und in den Untersuchungsarrest abgeführt. Derselbe erkrankte jedoch gleich nach seiner Verhaftung am Nervenfieber, und da haben die Verhöre mit ihm infolge dessen bislang noch nicht begonnen resp. fortgesetzt werden können. Die Motive, aus welchen der Beamte der russischen Botschaft die Denunciation bewirkt hat, sind bisher noch unbekannt. Der Landesverräther heißt Leopold Meiling, dient seit dem 30. Mai 1865, ist seit dem 20. November 1877 Obersteuermann (Deckoffizier erster Klasse) und wurde seit längerer Zeit bei der kaiserlichen Admiralität als Hilfsarbeiter beschäftigt. Wie uns ferner mitgetheilt wird, soll der Verhaftete einen Theil des empfangenen Geldes bereits zur Erwerbung eines größeren Grundstückes in Berlin verwandt haben.
Die Berliner glauben die unreine Hand entdeckt zu haben, durch welche die Gelder und die Verhandlungen mit dem Landesverräther Meiling gegangen sind. Diese Hand soll dem Corvetten=Capitän Newachovitzsch, dem Marine=Attache bei der russischen Botschaft in Berlin gehören. Er ist überraschend schnell abberufen worden.
England. Die "Times" drohen in einem ihrer jüngsten, in ziemlich heftigem Tone gehaltenen Artikel der Türkei mit der Landung von 20,000 Mann Englischer Truppen in Egypten, welche die bisher vom Sultan vergeblich verlangte Wiederherstellung geordneter Verhältnisse daselbst herbeizuführen bestimmt wären.
Rußland. Wie Großfürst Wladimir hat auch Großfürst Alexei nihilistische Drohbriefe erhalten.
Egypten. Der Khedive hat blutwenig zu sagen, sein Kriegsminister Arabi Pascha ist's, der das Heft in der Hand hat. Mit ihm müssen der Sultan und die Großmächte rechnen. Der Sultan, der sein eigener bester Diplomat ist, hat ihn gar freundlich nach Constantinopel eingeladen, aber Arabi Pascha hat ihm geantwortet, er käme von Herzen gern, nur seine Soldaten ließen ihn nicht fort. Es scheint, das Wasser ist ihm zu tief. Die Engländer und Franzosen streiten schon über die Stärke der egyptischen Armee und wie viel Soldaten sie ausschiffen müssen, um eine Schlacht unter den Pyramiden zu liefern. Deutsche Rosse werden sich schwerlich im Nil baden und doch wird allem Anschein nach Deutschland den Ausschlag in den egyptischen Wirren geben.
Afrika. Der Exkönig Cetewayo wird nun doch die lange beabsichtigt gewesene Reise nach London antreten; laut einer Meldung aus Capstadt ist die Genehmigung der Britischen Regierung dort eingetroffen. Der jüngst erwähnte herzbewegende Brief des Zulufürsten, worin derselbe mit seinem Tode drohte, falls man ihn nicht reisen lasse, scheint doch seine Wirkung nicht verfehlt zu haben.
Amerika. Das Cabinet zu Washington hat alle Gnadengesuche zu Gunsten Guiteau's zurückgewiesen. Die Hinrichtung des Präsidentenmörders findet daher heute Freitag statt.


Neustrelitz, 26. Juni. Aus Anlaß der Geburt des Erbprinzen fand gestern auf Allerhöchsten Befehl eine Speisung der hiesigen Armen statt. Auf dem schattigen Theile des Paradeplatzes waren lange Tafeln gedeckt, an welchen die Armen, etwa 200 an der Zahl, Platz nahmen. Denjenigen armen Leuten, welche durch Krankheit etc. behindert waren, an dem Festmahle persönlich theilzunehmen, wurden Portionen incl. Wein geliefert. Das Festessen bestand in Suppe, Braten, Dessert nebst Wein. Die Bewirthung der Armen besorgten junge Damen und etliche Frauen unserer Bürgerschaft. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog, die Großherzogin, der Erbgroßherzog, sowie die kleinen Prinzessinnen Marie und Jutta nebst mehreren distinguirten Herrschaften wohnten der Speisung bei. Die hohen Fürstlichkeiten geruhten, an viele der Bewirtheten huldvolle Worte zu richten. Während des Festmahles, das etwa 1 1/2 Stunden dauerte, brachte Herr Bürgermeister Buttel auf die einzelnen Mitglieder unseres Fürstenhauses ein Hoch aus, in welches die freudig erregten armen Leute, sowie auch das zahlreich versammelte Publikum lebhaft einstimmten. Das Großherzogliche Hautboistencorps intonirte darauf die Nationalhymne. Dann folgten noch mehrere recht hübsche Concertpiecen, welche zur Erhöhung der Feier wesentlich viel beitrugen. Mit einem Tischgebet hatte der Schmaus begonnen; mit einem Tischgebet endigte er.      (Nst. Z.)
Neustrelitz, 26. Juni. Die hohe Wöchnerin und der Prinz befinden sich unausgesetzt wohl.      (Nst. Z.)
Neustrelitz, 27. Juni. Dem Vernehmen nach werden auf dem Paradeplatze zwei Tanzböden errichtet werden: der eine für distinguirte Damen und Herren des Adels und der Bürgerschaft, der andere für Dienstboten, Gesellen etc. Das Tanzvergnügen findet diesen Sonntag statt.     (Nst. Z.)
- In Berlin sind als Geschenke des Sultans für die Kaiserfamilie fünf arabische Pferde angekommen. Es sind 2 Rapp Ponnies (Wallache) für die Kaiserin. 2 hellbraune Hengste für den Kronprinzen zum Fahren und Reiten und 1 Rothschimmel=Wallach als Reitpferd für die Kronprinzessin.
- In Kissingen ist die Fürstin Juriewska, die Wittwe Kaiser Alexanders, (mit drei Kindern) als Badegast angekommen.
- Das Johannisfest, welches seit 20 Jahren der Dresdener Bevölkerung alljährlich Gelegenheit zu einem Todtenkultus mit Blumen= und sonstigem Pflanzenschmuck gegeben hat, wie er nicht leicht in einer anderen Stadt zu finden ist, da die sächsische Residenz recht eigentlich eine Gärtnerstadt ist, wurde auch an diesem 24. Juni wieder in der erhebendsten Weise gefeiert. Bereits am Freitag Nachmittag waren auf allen 12 christlichen Kirchhöfen zahlreiche

[ => Original lesen: 1882 Nr. 50 Seite 6]

Gräber mit Kränzen etc. belegt und am Sonnabend Nachmittag fand eine förmliche Wallfahrt nach den Friedhöfen statt, die gegen Abend den den prächtigsten Blumenausstellungen glichen, da die kostbarsten Garnituren aus seltenen Rosen und anderen bevorzugten Blumen in Ueberfülle zu finden waren. Die Friedhofsbeamten hatten Galauniform angelegt. In sinniger und geschmackvoller Weise waren Soldatengräber mit Fahnen, Guirlanden und Blumenkränzen geschmückt, in denen die Opfer der 1848er Mairevolution, so wie die während der Kriege von 1866, 1870 und 71 in den Lazarethen verstorbenen Soldaten ruhen. In gerechter Würdigung der Thatsache, daß der Tod da unten in der Grube Freund und Feind gleich macht, war die Monstregruft der Franzosen genau mit derselben Pietät geschmückt, wie Riesengräber, in denen Sachsen, Preußen, Oesterreicher etc. dem ewigen Morgen entgegenschlummern. - Die Stunde kommt, die Stunde kommt, wo du an Gräbern weinend stehst.
- Fülle und Ueberfülle in fast allen Berufsarten. Seit einem Jahre lesen wir, wie die jungen Leute amtlich gewarnt werden, Juristen zu werden, ebenso Ingenieure, Baumeister u. s. w. und jetzt kommts auch an die Forstleute. In Weimar wird amtlich bekannt gemacht, das Fach sei übersetzt und es würden bis auf Weiteres Lehrlinge im Forstdienst nicht mehr angenommen werden.
- Dieser Tage ist dem Herrn Max Adam in Posen ein Patent für eine wichtige Erfindung ertheilt worden, die von allgemeinem Interesse und Wichtigkeit ist. Es ist dieses ein Sicherheits=Ofenrohr, bei welchem die höchst gefährlichen Nachtheile der früheren Ofenklappen wie auch der heutigen Ofenröhre, durch welche wiederum die Wärme zu schnell entweicht, vollständig wegfallen. Durch die besondere Konstruktion dieses neuen Rohres wird die Wärme im Ofen zurückgehalten, und kann trotzdem eine Bildung von Kohlenoxydgasen nie stattfinden. Der Vortheil dieses neuen Rohres, welches gleich den früheren in den Ofen gesetzt wird, liegt klar auf der Hand, zumal der Preis hierfür fast derselbe wie der gewöhnlichen Ofenrohre ist, und dasselbe für jede Art der Heizung verwendet werden kann.
- Für das Selterswasser mußte s. Z. ebenso wie für jede neue Erfindung die Reklametrommel gerührt werden. Eine dieser Reklamen, welche die "Europa" in den dreißiger Jahren brachte, lautet: "Herr Arnold vormaliger Kapitän der englischen Marine, bewohnte ein einsames Landhaus auf der Straße nach Aberdeen. Kürzlich wird er in der Nacht durch ein Geräusch geweckt, und überzeugt sich bald, daß Jemand den Laden seines Zimmers erbrechen will. Er hatte keine Waffen, aber die Geistesgegenwart verließ ihn dennoch nicht. Er ergriff eine Kruke mit Selterswasser, schnitt den Bindfaden im Finstern entzwei, hielt mit dem Daumen den Pfropfen fest und erwartet ruhig, bis der Dieb das Fenster geöffnet und sein Gesicht ihm zugekehrt haben würde. Nachdem dies erfolgt war, ließ der Kapitän den Pfropfen los; die Explosion war fürchterlich, und der Dieb von dem Knall erschreckt, glaubte nicht anders, als daß das Selterswasser, das sein Gesicht überschwemmte, sein eigenes Blut sei, das aus einer fürchterlichen Wunde hervorströmen müßte. Er fiel zur Erde und schrie: Gnade und Barmherzigkeit! Nachdem sich Herr Arnold überzeugte, daß er es nur mit Einem zu thun hatte, sprang er zum Fenster hinaus, band ihm die Hände und führte ihn zum nächsten Dorfe, um ihn den Händen der Konstabler zu überliefern. Es ist einem jeden anzurathen, statt der Pistolen sich in Zukunft mit dieser unschuldigen Waffe zu versehen. Stößt man auf keine Diebe, so hat man den Vortheil, sich mit seiner Vorsichtsmaßregel erfrischen zu können."
- In Leipzig ist ein Student im Pistolenduell erschossen worden.
- In Wien hat sich die schöne Tochter des Grafen Andrassy, des ehemaligen Ministers mit einem Grafen Batthyany verheirathet. Die Hochzeit fand an einem Freitage statt, was viel Kopfschütteln verursachte. Andrassy aber sagte, alles Gute, was mir in meinem Leben widerfahren ist, brachte der Freitag, der andern Leuten als Unglückstag gilt; diesen glücklichen Freitag will ich auf meine Kinder vererben. Der hochzeitliche Freitag brachte eine Glückwunschdepesche Bismarcks. Das fängt gut an, sagte der Graf.
- Viele fromme Damen streuen Windhorst Rosen auf den Weg, und wenn er bald einmal müde würde vom Kulturkampf, so wüßte er wohin er getrost sein Haupt legen könnte. Stille und jedenfalls auch reiche Verehrer im Lande haben ihm eine prachtvolle Villa mit prächtigem Park auf dem Moritzberg bei Hildesheim gekauft, von welchem man ringsum die schönste Aussicht auf Land und Leute hat. Er kann jeden Tag einziehen, ohne daß das geringste fehlt, und stündlich sagen: Johann, spann an! denn auch Roß' und Wagen stehen in Stall und Remise.
- Kaffee=Surrogat! In dem jüngst erschienenen Supplement=Band des Meyer'schen Conversations=Lexikons wird Kaffe=Surrogat etwa folgendermaßen besprochen: Kaum bei einem andern Nahrungs= und Genußmittel spielt die Surrogatfrage eine so große Rolle, wie beim Kaffee. Die verschiedenartigsten Pflanzentheile, namentlich Samen und Wurzeln, werden benutzt, und indem man sie röstet wie Kaffeebohnen, gewinnt man Substanzen, die wenigstens dem Kaffe darin ähnlich sind, daß sie wie dieser empyreumatische Producte enthalten, die, wenn auch von etwas abweichender Beschaffenheit auf den Organismus doch einigermaßen ähnlich wirken mögen, wie die empyreumatischen Bestandtheile des Kaffees. Das Kaffeïn freilich fehlt allen Surrogaten. Eins der werthlosesten Surrogate, der Cichorienkaffee, ist leider am meisten verbreitet. Es verdient daher Beachtung, wenn ein Kaffeesurrogat auftaucht, welches billig genug ist, um den Kampf mit demselben aufnehmen zu können, und dabei einen wahrhaft wohlschmeckenden Aufguß liefert. Ueber solche Surrogate, welche er sorgfältig untersucht hat, berichtet Dr. Hager. Nach seinen Mittheilungen liefert der Kaffee=Ersatz von Leusmann u. Zabel in Hannover einen vortrefflichen Aufguß, der auch so munter macht und ebenso belebend auf die Verdauungswege und den Stoffwechsel wirkt, wie echter Kaffee. Dabei gibt er an Wasser mehr eiweißartige Körper ab, ohne auf das Nervensystem so erregend zu wirken, wie echter Kaffee, und eignet sich daher ganz vortrefflich für Kinder. Dr. Hager glaubt, namentlich dieses Kaffeesurrogat empfehlen zu sollen."
- Ein Wiedersehen nach 55 Jahren feierten jüngst in Charlottenburg zwei hochbetagte Brüder, von denen ein jeder den andern seit einem halben Jahrhundert für todt gehalten hatte. Beide hatten einst das Schuhmacherhandwerk erlernt und waren 1827 auf die Wanderschaft gegangen. In Sachsen trennten sie sich: der ältere, Leopold, zog nach Wien, der jüngere August, wanderte nach Süddeutschland. Leopold hatte sich in den dreißiger Jahren in Elbing niedergelassen, nahm eine Frau und mehrte seine weltliche Habe, durch Glück begünstigt, derart, daß er seine Kinder trefflich erziehen lassen konnte. Gegenwärtig studirt ein Sohn in Berlin Medizin; diesen und die Kaiserstadt zu besuchen, erschien jüngst der Greis, der sich lebhaft für die veränderte Physiognomie der Stadt interessirte. Am Sonnabend gingen Vater und Sohn unter den Linden, wobei der erstere erwähnte, daß er und sein Bruder August vor nunmehr 55 Jahren dieselbe Straße gegangen, als sie in die Welt zogen. Fast gleichzeitig stockte sein Fuß und erschrocken rief er, einen Entgegenkommenden anstarrend: "Mein Gott, so sah ja August aus, als wir uns anno 1827 trennten!" Und schnell sich ermannend, eilte er dem Jüngling nach und bestürmte ihn mit Fragen: "Wie heißt Du? wer ist Ihr Vater und was betreibt er?" Bald war es klar, daß er ein Sohn des todtgeglaubten Bruders August sei, der in Charlottenburg wohnt. Eilig begab man sich anstatt in den zoologischen Garten, wie bis dahin beabsichtigt, in die Wohnung des Wiedergefundenen, wo Jubel und Freude einkehrte, als man sich wieder erkannte.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD