No. 21
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. März
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 21 Seite 1]

Bekanntmachung.

          Das diesjährige hiesige Musterungsgeschäft wird in folgender Weise

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe

abgehalten werden:

1. Freitag, den 21. April,
Morgens präcise 9 Uhr

Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften:

Bäck, Bardowiek, Bechelsdorf, Blüssen, Boitin=Resdorf, Gr. Bünsdorf, Kl. Bünsdorf, Campow mit Hoheleuchte, Carlow, Cronscamp, Demern (Hof und Dorf nebst Röggeliner Ziegelei), Dodow, Domhof Ratzeburg, Duvennest, Falkenhagen, Grieben, Hammer, Herrnburg, Horst, Kleinfeldt, Klocksdorf, Kuhlrade, Lankow, Lauen, Lenschow, Lindow, Lockwisch (Hof und Dorf), Lübseerhagen, Lüdersdorf, Mahlzow, Mannhagen, Mechow (Hof und Dorf mit Wietingsbäck), Menzendorf(Hof und Dorf), Gr. Mist, Kl. Mist, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neschow mit Maurin=Mühle, Neuhof, Niendorf, Ollndorf, Palingen, Panten, Papenhusen, Petersberg, Pogez, Rabensdorf (Hof und Dorf), Raddingsdorf, Retelsdorf, Rieps, Rodenberg, Römnitz, Rottensdorf, Gr. Rünz, Kl. Rünz, Rüschenbeck, Rupensdorf.

2. Sonnabend den 22. April,
Morgens präcise 9 Uhr

Musterung der Militärpflichtigen aus den Ortschaften:

Sabow, Samkow, Schaddingsdorf, Schlagbrügge, Schlag=Resdorf mit Perückenkrug, Schlagsdorf (Hof und Dorf mit Heiligeland), Stadt Schönberg, Bauhof Schönberg, Schwanbeck, Selmsdorf (Hof und Dorf mit Hohemeile), Gr. Siemz, Kl. Siemz, Stove (mit Meierei Röggelin), Schbrg.=Sülsdorf, Schlag=Sülsdorf, Teschow, Thandorf, Törpt, Torisdorf, Wahlsdorf, Wahrsow (Hof und Dorf), Walksfelde, Wendorf, Westerbeck, Zarnewenz (Hof und Dorf), Ziethen.

3. Montag den 24. April,
von Morgens 9 Uhr an

Loosung der Militairpflichtigen des Jahrgangs 1862.
      Das Nichterscheinen zur Loosung hat keine Nachtheile zur Folge; für die dazu nicht Erscheinenden wird durch ein Mitglied der Ersatzkommission geloost.
      Zur Musterung haben sich bei Vermeidung der im §. 24 7, der Einordnung angedroheten Strafen zu gestellen:

alle im Jahre 1862, sowie alle in früheren Jahren geborenen Militairpflichtigen ohne endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht, sofern sie nicht von der Gestellung ausdrücklich entbunden sind:
      Sämmtliche Militairpflichtige haben ihre Geburtsscheine, sowie die Militairpflichtigen der älteren Jahrgänge außer den Geburtsscheinen ihre Loosungsscheine mitzubringen.
      Die im hiesigen Fürstenthum gebürtigen und außerhalb ihres Geburtsortes sich aufhaltenden Militairpflichtigen haben sich mit den Militairpflichtigen ihres Geburtsortes zu gestellen.
      Wer durch Krankheit am Erscheinen verhindert ist, hat ein beglaubigtes ärztliches Attest einzureichen.
      Reklamationsgesuche auf Zurückstellung vom Militairdienst wegen häuslicher Verhältnisse etc. sind rechtzeitig bei dem unterzeichneten Civilvorsitzenden anzubringen. Behauptete Erwerbsunfähigkeit muß durch ärztliche Untersuchung im Musterungstermin bestätiget werden; es sind daher die aus der angeführten Veranlassung reclamirenden Angehörigen eines Militairpflichtigen zum persönlichen Erscheinen vor der Ersatzcommission verpflichtet.
      Etwaige zur seemännischen Bevölkerung gehörende Militairpflichtige (§. 21 der Ersatz=Ordnung) haben sich im Musterungstermine über ihre gewerbliche Qualification durch Vorlegung von Seefahrtsbüchern u. s. w. zu legitimiren.
      Die Beorderung der Militairpflichtigen zur Musterung ist Sache der Ortsvorsteher. Die mit Führung der Rekrutirungsstammrollen betrauten Personen haben

[ => Original lesen: 1882 Nr. 21 Seite 2]

zum Musterungsgeschäft mitzuerscheinen. Die Stammrollen werden von hier aus im Musterungstermin zur Vorlage gebracht werden.
      Die Ortsvorstände werden noch besonders auf ihre Verpflichtung hingewiesen, die nach Aussiedlung der Stammrollen zuziehenden fremden, sowie die das hiesige Fürstenthum verlassenden Militairpflichtigen zwecks Berichtigung der Listen sofort hierher namhaft zu machen oder dieselben zur persönlichen Anmeldung oder Abmeldung hierherzuweisen.
      Im Anschluß an das Musterungsgeschäft und zwar am Sonnabend den 22. April wird die Classificirung der für einen Mobilmachungsfall auf Zurückstellung Anspruch erhebenden Mannschaften der Reserve, Landwehr, Seewehr und Ersatzreserve I Classe stattfinden, die gemäß §. 18 der Control=Ordnung ihre Gesuche rechtzeitig vorher eingebracht haben müssen. Dieselben haben zu dem bezeichneten Termin zu erscheinen.
          Schönberg den 6. März 1882.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


     Nr. 5 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
                I. Abtheilung.

(Nr. 4.) Verordnung betr. die Aufbringung der Entschädigungsgelder und Abschätzungskosten für die auf Grund des Viehseuchengesetzes getödteten oder nach Anordnung der Tödtung gefallenen Thiere.
                II. Abtheilung.
Bekanntmachung, betr. den Kartoffelkäfer (Koloradokäfer).


Politische Rundschau.

In Berlin herrscht ein ungemein reges politisches Leben. In den Monaten Januar und Februar haben nicht weniger als 665 Versammlungen politischer Vereine mit polizeilicher Ueberwachung stattgefunden.
Das mit überraschender Majorität erfolgte Eintreten des Volkswirthschaftsrathes für das Tabaksmonopol macht, wie nicht zu verkennen ist, einen bedeutenden Eindruck und kann nicht verfehlen, auf das weitere Vorgehen der Regierung in dieser Angelegenheit einen erheblichen Einfluß zu üben. Das Verhalten des Bundesrathes und der einzelnen Regierungen zu dem Plane erhält eine ganz andere Grundlage durch das Votum jener Körperschaft und während bisher blos die Declarationen gegen das Monopol vorlagen, wie sie von Wahlversammlungen und in einem Theile der Presse seit Jahren in mehr oder weniger wirkungsvoller Weise geübt werden, so hat sich zum ersten Male in dem Volkswirthschaftsrathe eine jedenfalls sachkundige Versammlung im Allgemeinen mit dem Plane einverstanden erklärt. Dieselbe tritt daher ganz anders in weitere Stadien der Berathung, als es bisher der Fall war.
Frankreich. Einer der hervorragendsten Generale der französischen Armee hat dem Pariser Correspondenten des "Standard" sein Urtheil über die Möglichkeit, England durch den Canal=Tunnel anzugreifen mitgetheilt. Der General glaubt, daß kein französischer Feldherr den Canal jemals für eine Invasion Englands benutzen würde, da eine Landung einer feindlichen Armee an fast jedem Punkte der britischen Küste bewerkstelligt werden könnte. Der Tunnel würde sich indeß zur Heranbringung von Verstärkungen als nützlich erweisen.
Rußland. Die beabsichtigte Reise des Großfürsten Wladimir und seiner Gemahlin ins Ausland hat, wie aus russischen Hofkreisen verlautet, keinen anderen Zweck, als den der Wiederherstellung der schwer angegriffenen Gesundheit der Großfürstin, für welche bereits in Neapel alles zum Empfang vorbereitet ist. Die Reise des großfürstlichen Paares geht über Wien, um übergroße Reiseanstrengung zu vermeiden, wo eine Erholungspause von einigen Tagen gemacht werden soll. Großfürst Wladimir soll sich nach diesen Mittheilungen noch immer der herzlichen brüderlichen Zuneigung des Czaren erfreuen. Daß Großfürst Wladimir mit dem Grafen Ignatieff auf das äußerste gespannt ist, darf als bekannt gelten; es ist möglich, daß die Reise des Groß=

Fortsetzung in der Beilage.


Anzeigen.

In Sachen betreffend den öffentlich meistbietenden Verkauf der zur Baeck belegenen Fokul'schen Büdnerei Nr. 15 c. p. ist ein Ueberbotstermin auf

Montag den 3. April 1882,
Vormittags 10 Uhr

anberaumt, wozu Kaufliebhaber mit dem Bemerken geladen werden, daß in dem am 8. d. Mts. abgehaltenen ersten Verkaufstermin ein Gebot von 5050 M. abgegeben ist.
Schönberg, den 11. März 1882.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

G. Arndt.       


Zur öffentlichen Versteigerung der den Erben des verstorbenen Rademachers Hans Jacob Lenschow zu Kastahn gehörenden Büdnerei Nr. 4 daselbst, wovon eine Beschreibung dem Anschlag an die Gerichtstafel hinzugefügt ist, wird nach ertheiltem Veräußerungsdecret rücksichtlich der minorennen Miterben, ein erster Verkaufstermin auf

den 25. Mai 1882
Vormittags 11 1/2 Uhr

und ein Ueberbotstermin, in welchem auf annehmlichen Bot der reine Zuschlag erfolgen soll, auf

den 19. Juni 1882,
Vormittags 11 Uhr

im Zimmer Nr. 12 des Amtsgerichtsgebäudes hierselbst angesetzt, in welchem Kaufliebhaber zur Abgabe ihres Bots und Ueberbots zu erscheinen, hierdurch geladen werden. Der Entwurf der Verkaufsbedingungen liegt auf hiesiger Gerichtsschreiberei zur Einsicht bereit. Die Besichtigung des Grundstücks ist nach vorgängiger Anmeldung bei der Büdnerwittwe Lenschow, gebornen Leppin zu Kastahn gestattet. Die Uebergabe soll am 1. Juli 1882 erfolgen. Beim reinen Zuschlag sind 300 M. Sicherheit zu bestellen.
Grevesmühlen, den 4. März 1882.

Großherzogliches Amtsgericht.
                          Floerke.
                          Zur Beglaubigung:
                          Der Gerichtsschreiber
                          F. Allwardt,
                          Amtsgerichts=Diätar.


Am Donnerstag den 16. d. M. Morgens 9 Uhr sollen an der Chaussee von hier bis Kl. Siemz

mehrere Haufen Zweigholz

öffentlich meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden.
Schönberg den 13. März 1882.

Die Landes=Chaussee=Verwaltung.
Rickmann.


Holz=Auction Nr. 29.

Am Montag den 20. März Morgens 9 Uhr sollen in Kösters Hotel hierselbst nachbenannte Holzsortimente aus dem Rupensdorfer Holze meistbietend verkauft werden:

37 Rmt. eichen Kluft und Knüppel
19 Fuder eichen Durchforstholz f. Kiepenmacher
178 Rmt. buchen Kluft und Knüppel
10 Fuder buchen Reiser
138 Rmt. Nadelholz Kluft und Knüppel
ca. 20 Rmt. buchen und Nadelholz Rodestämme
Das Holz befindet sich theils in Nähe der Försterkoppel, theils in und unweit der Sülsdorfer Tannen und ist dasselbe mit blauer Farbe nummerirt.
Schönberg, den 12. März 1882.

Der Oberförster: C. Hottelet.       


[ => Original lesen: 1882 Nr. 21 Seite 3]

Holz=Auction

im Vitenser Forste, Revier: Woitendorfer Holz am Mittwoch den 15. März 1882 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen über:

geringe eichen Nutzholz=Drümme mit Rinde
eichen Kluftholz
eichen Knüppelholz
eichen Zweigholz
buchen Drümme
buchen Kluftholz
buchen Knüppelholz
buchen Stangenholz
buchen Zweigholz
birken Wagendeichsel
birken Klafterholz
birken Stangenholz
ellern Schleete für Pantoffelmacher.
Versammlung Morgens 10 Uhr beim Holzwärterhause zu Woitendorf.
Rehna den 7. März 1882.

Großherzogliche Forst=Inspection.


Es hat dem allmächtigen Gott gefallen unsere liebe, gute Mutter, die Bäckermeisterwittwe

Sophie Retelstorf geb. Vick,

heute Morgen 7 1/2 Uhr durch einen sanften Tod zu sich zu rufen.

Um stille Theilnahme bitten                                                    
                                                    die hinterbliebenen Kinder.

Schönberg den 13. März 1882.
Die Beerdigung findet am Freitag Nachmittag 3 Uhr statt.


Wir wünschen

an jedem, auch dem kleinsten Orte, tüchtige Agenten anzustellen. Adr.: General=Direktion der Sächsischen Vieh=Versicherungs=Bank in Dresden.


Dachpappe,
sowie
Keller- Stall- u. Dach-Fenstern
empfiehlt billigst                          
Schönberg i. M.                                                     W. Maass.


Durch persönlich gemachte Einkäufe sind unsere Waaren=Läger mit
allen Neuheiten der Saison
ausgestattet und zur gefälligen Ansicht geordnet.                          
                                                    Gebrüder Burchard.


Tesch's Restauration.
Heute
Mirow'er=Bier
vom Faß
wozu freundlichst einladet                          
                                                    F. Tesch.


10-15 Centener
gutes Kuhheu
hat zu verkaufen                          
                                                    C. Staffelt.


Adressbuch von ganz Mecklenburg,

vollständige Adressen aller Beamten, Gutsbesitzer, Pächter, Pastoren, Lehrer, Schulzen etc. Behörden, Geldinstitute, Vereine etc. Man verlange Handbuch für Mecklenburg 1882, geh. 2 Mk. geb. 2,50 Mk.

                                                    Carl Hinstorff,
                                                    Verlag in Ludwigslust.

In Schönberg vorräthig beim Buchbinder C. Sievers.


Alle Sorten
Klee= u. Grassaat
in bester Qualität
empfiehlt billigsten                          
                                                    Aug. Spehr.


Als besonders preiswerth empfehle
reinschmeckenden
Ceara Caffee à Pfd. 70 Pfg.
sowie

f. Capitanias-Caffee a Pfd. 75 Pfg.
f. Campinas-Caffee a Pfd. 80 Pfg.
f. Laguayra-Caffee a Pfd. 90 Pfg.
ff. gew. Campinas-Caffee a Pfd. 90 Pfg.
ff. Maracariobo-Caffe a Pfd. 95 Pfg.
ef. gelb. Maracariobo-Caffe a Pfd. 100 Pfg.
ff. gew. Laguayra-Caffee a Pfd. 110 Pfg.
f. gelb. Java-Caffee a Pfd. 110 Pfg.
feinst. Ceylon-Caffee a Pfd. 125 Pfg.
f. braun Java-Caffee a Pfd. 130 Pfg.
ff. braun Java-Caffee a Pfd. 140 Pfg.
feinst. braun Menado-Caffee a Pfd. 150 Pfg.
arab. Mocca-Caffee a Pfd. 175 Pfg.

Aug. Spehr.              


Am                                   
Sonnabend, den 18. März,
Vormittags 9 Uhr,

soll auf der Büdnerei No. IV. zu Brützkow öffentlich meistbietend gegen sofortige Baarzahlung verkauft werden:

Haus= und Küchengeräth, Kartoffeln, Runkelrüben, Kluft= und kleingemachtes Holz, eine Anzahl Hühner, div. Handwerksgeschirr für Dach=, Stein= und Drainarbeiter, 14 Bienenstöcke (theils Körbe, theils Kasten), 40 leere Wohnungen nebst sonstigen Bienengeräthschaften.

Dahncke, Büdner.       


Gänzliche Ausverkauf.

Wegen Aufgabe des Putzgeschäftes verkaufe, um schnell damit zu räumen sämmtliche noch vorhandenen Putzartikeln, als: garnirte Hüte, Bänder, Schleier, Blumen, Federn u. s. w. bedeutend unter Einkaufspreis.

J. Kiel.       


2-3000 Pfd. gutes Heu,

ein eisenaxiger Bauwagen, ein einspänner eisenaxiger Bauwagen, ein fast neuer Krümmel, sowie verschiedene Ackergeräthe hat zu verkaufen

                                                    P. Maass in Schönberg
                                                    Marienstraße.


Dampfer      Amerika

Auskunft ertheilt kostenfrei und sendet auf Verlangen Landkarten und Prospecte gratis und franco der Generalbevollmächtigte

C. Harms, Hamburg.       


Vermiethung

Zu Michaelis stehen noch mehrere Wohnungen zu vermiethen bei

Johanna Creutzfeldt.       


Charlotten, weiße Bohnen und Backbirnen
empfiehlt                          
                                                    Fanger, Handelsmann.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 21 Seite 4]

Die Vereinsbank in Berlin, (Actien=Gesellschaft,)
Grundkapital: 30 Millionen Mark, hiervon emittirt und vollbezahlt: 6 Millionen Mark,
übernimmt

die Besorgung des An= und Verkaufs börsengängiger Werthpapiere zum officiellen Tagescours der Berliner Börse, sowie die Ausführung sonstiger bank= und börsengeschäftlicher Ordres, u. A. auch die Ausführung von Börsen=Zeitgeschäften.
Die von der Bank in Ansatz gebrachte Provision beträgt auf bank= oder börsengeschäftliche Umsätze ein Zehntel Procent.
Die Controle der Verloosungen, die Einholung neuer Couponsbogen, sowie die Einziehung von Zinscoupons, Dividendenscheinen und ausgeloosten Stücken, soweit letztere hier oder an größeren Bankplätzen zahlbar sind, wird für die Kunden der Bank kostenfrei besorgt
Verwerthung von in fremder Münze zahlbaren Coupons bei resp. einige Zeit vor Verfall Zum jeweiligen Börsen=Course.
Darlehne auf börsengängige Werthpapiere werden zu 5-7 % per annum gewährt.
Die Verzinsung für Baareinlagen beträgt derzeit:

-------------------------
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

-------------------------

Die Wechselstube der Bank ist angewiesen, über Ausloosung von Effecten, sowie über Anlagen in börsengängigen Papieren eingehenden Bescheid zu ertheilen. Auf frankirte diesbezügliche Anfragen giebt das Informations=Bureau der Bank entsprechende schriftliche Auskunft ohne weitere Spesen=Berechnung.
Berlin, November 1881.

Die Direction der Vereinsbank.       


Beste böhmische
Salon-Stückkohlen

bei Abnahme von 30 Centnern à 83 Pfennig (Mecklenburg). frei vor die Thür geliefert empfiehlt per Ende dieses Monats

Aug. Spehr.       

Bei Abnahme von ganzen und halben Wagenladungen treten ermäßigte Preise ein.


Prima          
Klee= und Grassaat
                                               empfiehlt angelegentlichst
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Ein Sohn rechtlicher Eltern findet zu Ostern als Lehrling in meinem Geschäfte Aufnahme

Wismar.                                                               H. Laub,
                                                                              Schlachtermeister.


Zu vermiethen,

zu sogleich oder Ostern eine möblirte Stube mit Schlafzimmer bei

W. Hagen,          
Lübeckerstraße.       


Einige Kinder (Knaben oder Mädchen), welche die hiesigen Schulen besuchen sollen, finden zu Ostern in einem Bürgerhause Wohnung und Beköstigung. Näheres in der Expedition der Anzeigen zu Schönberg.


Durch die glückliche Geburt eines gesunden Knaben wurden hoch erfreut
Malchin den 11. März 1882.

Ludwig Levin u. Frau geb. Russwurm.       


Todes=Anzeige.

Heute Morgen 8 1/2 Uhr entschlief sanft zum bessern Erwachen der

Fährmann Johann Warncke

im 81. Lebensjahre. Tief betrauert von

den Hinterbliebenen.          

Ratzeburg, Domhof den 10. März 1882.
Beerdigung: Mittwoch den 15. März Nachmittags 3 Uhr.


Der in Aussicht gestellte                          
Fritz Reuter=Abend
von Max Schwartz
findet in Köster's Hôtel
am Sonntag, den 19. März statt.


Zu Beachten!
Zur Neubrandenburger
Pferde-Verloosung,
Ziehung am 24. Mai 1882,
nimmt Bestellungen auf Loose entgegen        
                                                    C. Präefcke.
Mahlzow im März 1882.        


Einige Fuder guten Dung hat preiswürdig zu verkaufen

Johanna Creutzfeldt.       


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 13. März 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 21 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 21 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 14. März 1882.


fürsten keine Verbannung ist, obgleich es bemerkenswerth ist, daß Großfürst Wladimir seinen kaiserlichen Bruder in so gespannter Lage verläßt - unter allen Umständen ist die Abreise Wladimirs eine Erleichterung und Befestigung der Position Ignatieffs.
Serbien. Das neugeschaffene Königreich Serbien zählt unter den kleinen europäischen Königreichen zwar die wenigsten Einwohner (1,700,000), es wäre jedoch ungerechtfertigt, wollte man ihm mit Mißachtung begegnen, es darf sich in jeder Hinsicht ein gesegnetes Land nennen. Das Klima ist trotz der südlichen Lage mehr mild als warm, der Boden äußerst fruchtbar, es besitzt einen großen Reichthum prachtvoller Waldungen (sie bedecken 70 Procent des Areals), auch sind Metalle und Steinkohlen zur Genüge vorhanden, wenn auch der Bergbau nur erst vereinzelt betrieben wird. Hauptnahrungszweig ist die Viehzucht. Der Ackerbau, obwohl nur auf 12 Procente des Areals und sehr nachlässig betrieben, liefert dennoch Getreide zur Ausfuhr. Von großer Bedeutung und enormer Ergiebigkeit ist der Obstbau. Ende dieses Monats sollen vertragsmäßig die serbischen Eisenbahnen, die directe Anschlüsse nördlich nach Wien, südlich nach Salonichi und Constantinopel erhalten, fertig sein, wodurch also das Land plötzlich in den Weltverkehr hineingezogen wird. Es steht ihm also eine beneidenswerthe Zukunft bevor. Sofern seine Herrscher ihren Ehrgeiz nicht auf politischem Felde, sondern in der wirthschaftlichen Entwickelung des Landes suchen. Die Thatsache, daß König Milan seine Krone dem Hause Habsburg verdankt, läßt in dieser Hinsicht das Beste hoffen. Es ist ein Schachzug der österreichischen Diplomatie, der alle Achtung verdient. Denn erstens hat sie dadurch der, wenn auch nur heimlichen, Theilnahme Serbiens am südslavischen Aufstande einen Riegel vorgeschoben und zweitens einen Erfolg gegen Rußland gewonnen, der dort, wie man aus den neidischen und höhnischen Bemerkungen verschiedener russischer Blätter ersehen kann, auch wohl empfunden wird. Die Kriegsstärke der serbischen Armee beziffert sich auf 215,000 Mann. - König Milan stammt aus der fürstlichen Familie Obrenowitsch, ist geboren am 10. August 1854 und gelangte zur Regierung am 2. Juli 1868 seine Gemahlin Natalie ist die Tochter des russischen Obersten v. Keschko; der am 14. August 1876 geborene Prinz Alexander ist die Hoffnung des Landes auf den Bestand der Dynastie.
Großbritannien. Mac Lean ist unter der Anklage auf Hochverrath vor die Assisen verwiesen worden.


Die Statistik der Wittwen und die Lebensversicherung.

Wir erörterten neulich die Beziehungen der deutschen Frau zur Lebensversicherung und glauben dabei nachgewiesen zu haben, daß unsere Frauen ein schweres Unrecht an ihrer eigenen Familie begehen, wenn sie sich, wie dies leider noch vielfach geschieht, der Lebensversicherung feindlich gegenüberstellen. Denn in den meisten Fällen kann nur mit Hülfe dieser Institution die Familie auch nach dem Ableben ihres Ernährers finanziell auf der seitherigen Höhe erhalten und insbesondere die Erziehung und Ausbildung der nachgelassenen Kinder vollendet werden. Appellirten wir in unseren damaligen Ausführungen in der Hauptsache an die Mutterpflichten der deutschen Frau, so möchten wir heute betonen, daß doch auch ihr aller eigenstes Interesse bei der Lebensversicherung in so hohem Grade engagirt ist, daß man es den gröbsten Verstoß gegen die Selbsterhaltungspflicht der Frau nennen kann, wenn sie die Sicherstellung ihrer Zukunft im Wege der Lebensversicherung nicht betreibt oder ganz von der Hand weist.
Die Frau tritt mit ihrer Verheirathung nicht blos in ein moralisches, sondern ebenso sehr in ein wirthschaftliches Abhänglichkeitsverhältniß zum Manne. Indem sie die Führung des gemeinschaftlichen Haushalts übernimmt, begiebt sie sich in eine aktive oder erwerbende wirthschaftliche Thätigkeit, um ihre hauptsächliche Sorge der zweckmäßigen Verwendung und Erhaltung des Erwerbs ihres Gatten zuzuwenden. Die Frau verliert durch diese Thätigkeit in einem gewissen Grade die Fähigkeit, selbst erwerbend aufzutreten und dies muß ihr nothwendigerweise die Gewinnung ausreichenden Lebensunterhaltes nach dem Tode ihres Gatten außerordentlich erschweren. Aus diesem Grunde insbesondere hat die Frau geradezu ein Recht darauf, daß der Gatte auch bei Zeiten auch für die Eventualität seines vorzeitigen Ablebens Vorsorge treffe und ihre wirthschaftliche Existenz sicherstelle, ein Recht, welches beispielweise auch der Staat durch die zwangsweise Einführung der Wittwenkasse allen Frauen seiner Beamten zuerkannt hat.
Also nicht etwa nur von der besonderen Liebe des Gatten, sondern auch als ihr Recht hat die Frau die Sicherstellung ihrer Zukunft zu verlangen und wir glauben, daß viele Frauen nicht zögern würden, dieses Recht geltend zu machen, wenn sie wüßten, in wie hohem Grade sie einer unsicheren Zukunft, vielleicht bitterer Armuth und drückenden Entbehrungen, ausgesetzt sind. Denn obgleich die Vorkommnisse des täglichen Lebens für den schärferen Beobachter deutlich genug sprechen, werden sich die meisten Frauen doch nicht immer der Thatsache bewußt sein, daß in einem gewissen Alter für sie eine große Wahrscheinlichkeit besteht, ihren Mann zu überleben, mit anderen Worten, daß sie ziemlich sicher darauf rechnen können, eine größere oder geringere Zeit im Wittwenstande, ohne die helfende und vorsorgliche Hand des Mannes, hinzubringen.
Die Statistik giebt uns über diese Frage eine Auskunft, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt und von der wir hoffen, daß sie nicht verfehlen wird, Eindruck zu machen. Nach den im Jahre 1871 angestellten Erhebungen, (später sind die Ermittelungen über den Familienstand nicht bearbeitet worden,) gab es im deutschen Reiche 6,902,512 verheirathete und 1,713,480 verwittwete und geschiedene Frauen, während von den Männern 6,867,949 verheirathet und nur 711,098 verwittwet oder geschieden waren. Hieraus geht schon hervor, daß die Frauen eine viel, wir können sagen, fast dreimal größere Chance haben, verwittwet zu werden, als die Männer. Dieses Verhältniß wird indeß für die Frauen noch ungünstiger (wenn wir so sagen sollen), sobald wir nur die älteren Jahresklassen in Betracht ziehen. Erfahrungsgemäß ist nämlich die Sterblichkeit der Frauen in den ersten Jahren der Ehe eine besonders große, während sie im späteren Lebensalter erheblich abnimmt; es existiren demnach auch relativ mehr alte, als junge Wittwen und dies muß den Werth der Lebensversicherung, welche ihre wohlthätigen Wirkungen zumeist doch erst im späteren Alter äußern soll, gerade für die Frauen besonders erhöhen.
Nach der Statistik waren von den über 50 Jahr alten Frauen im deutschen Reiche 1,726,816 verheirathet und 1302,664 verwittwet oder geschieden. Wenn wir die geringe Zahl der geschiedenen Frauen hier außer Acht lassen, so wird also auf eine verheirathete Frau über 50 Jahr nahezu immer auch eine verwittwete kommen oder anders ausgedrückt, fast die Hälfte aller Frauen, welche länger als 50 Jahre leben, haben die Aussicht ihren Mann zu überleben und in den Wittwenstand zu kommen. Mit dieser Thatsache glauben wir, wird jede verständige Frau rechnen müssen, wenn sie nicht sich selbst und ihre Kinder später einem oft namenlosen

[ => Original lesen: 1882 Nr. 21 Seite 6]

Elend preisgeben will. Der einzige sichere Weg, letzteres zu vermeiden, bietet sich aber in der Lebensversicherung, welche der Frau schon mit Einlösung der Polize die Gewißheit giebt, daß, zu welcher Zeit und aus welcher Ursache auch das Familienhaupt von ihr genommen werden möge, ihre materielle Lage dadurch nicht eine solche Einbuße erleidet, daß sie mit den Ihrigen der Noth und dem Elend anheimfällt.


- Wie aus New=York gemeldet wird, treiben ausgedehnte Eisfelder bis zweihundert Meilen (englisch) in südöstlicher Richtung von Neufundland. Vom Cap Speas (östliches Cap von Neufundland) hat man die Dampfer "Arctic", "Resolute", "Thetis", "Marwhale" und "Aurora" inmitten furchtbarer Eisfelder eingepackt, hilflos treiben sehen. Zwischen Cap Race (Südostspitze von Neufundland) und Cap Bonavista (Nordost von Neufundland treiben bei Nordostwind hundertundfünfzig Eisberge mit einer Geschwindigkeit von 2 1/2 Meilen pro Stunde. Die ganze Zone des Ozeans, welche die europäischen Dampfer in dieser Richtung zu passiren haben, wird bald ganz von gefährlichen Eismassen blockirt werden. Die Leuchtfeuer auf den Bacalhaes, der für die Stockfischfänger so wichtigen Inselgruppe hat in Folge dieser Eismassen schon seit mehren Tagen nicht mehr angezündet werden können.
- Die Kosten der Berliner Straßenreinigung haben sich in den letzten 6 Jahren auf durchschnittlich über 2 Millionen Mark pro Jahr belaufen.
- Der nahende Frühling hat sich in der Gegend von Halle, durch das erste Gewitter angekündigt.
- Gegen die Nachtschnecken im Gemüsegarten werden alle möglichen Mittel, wie Asche, Ofenruß, Weizenkleie, Gerstenspreu, Aetzkalk, ranziges Fett etc. empfohlen, doch mit sehr verschiedenem Erfolg. Auf den Rath eines alten Praktikus hat es ein Gemüsezüchter auch mit Bier versucht, welches die Schnecken sehr lieben sollen, und berichtet darüber in der Zeitschrift "Der Gemüsegarten" über die Wirkung wie folgt: Ich nahm zwei gewöhnliche Blumentopf=Untersätze, grub sie in den Boden gleich ein, und füllte sie beim Beginn der Dämmerung nicht mehr als ein Centimeter hoch mit Bier. Schon nach kurzer Zeit bemerkte ich, wie die Schnecken aus ihren Schlupfwinkeln hervorkrochen und dem Biere zusteuerten; dort angekommen, über den Rand des Gefäßes sich hinabneigten und gierig an dem Biere sich delectirten, nach einer Weile hineinfielen und auf dem Boden liegen blieben. Ich ließ sie nun ungefähr eine Stunde ganz unbehelligt, und als ich nach Verlauf dieser Zeit die Untersätze herausnahm und zum Lichte trug, fand ich den Boden fast ganz mit Schnecken bedeckt. Ich goß nun dieses schon gebrauchte Bier in andere Untersätze ab und stellte letztere wieder auf derselben Stelle auf, um zu erproben, ob die Wirksamkeit fortdauere. Bei der Abzählung der ersoffenen Schnecken fand ich 108 Stück vor. Des anderen Morgens fand ich abermals 69 Schnecken in dem schon gebrauchten Biere, so daß in einer Nacht - am 24. Juli - 177 ihren Tod fanden. Am folgenden Abend stellte ich abermals auf denselben Plätzchen die zwei Untersätze mit Bier auf und legte knapp daneben frische Salatblätter, um zu sehen, welcher Nahrung die Schnecken den Vorzug geben. Morgens waren in den Untersätzen 218 Schnecken ersoffen, die Salatblätter aber ganz unberührt, ein Beweis, daß sie Bier vorziehen; am dritten Morgen fand ich nur mehr 75 todte Schnecken vor, ein Beweis, daß ich dieselben bald los sein werde. Somit habe ich mit nur zwei Tassen voll Bier 470 Schnecken auf derselben Stelle ohne Mühe und mit den gering=möglichsten Kosten vertilgt.
- Das eiserne Thor. Seit sechzig Jahren war der Wasserstand der Donau kein so niedriger, wie das jetzt der Fall ist, so zwar, daß die Klippen und Untiefen, welche die Strudel beim eisernen Thor veranlassen, zum großen Theile aus dem Wasser hervorragen und einen ungemein pittoresken Anblick bieten, Fremde aus aller Herren Ländern strömen demzufolge jetzt daselbst zusammen, um des seltsamen Anblickes theilhaftig zu werden, der in der That unvergleichlich malerisch und von wilder Romantik sein soll. Eine solche günstige Gelegenheit zur Regulirung dieser steinernen Barriere dürfte vielleicht in einem Jahrhundert nicht wieder kommen.
- Der neueste Hutschmuck der Pariserinnen ist die Taube, eine Anspielung auf den biblischen Spruch: seid klug wie die Schlange und unschuldig wie die Taube. In allen Putzwaarenhandlungen sind ausgestopfte Tauben ausgestellt. Es scheint aber nicht genug dieser unschuldigen Thierlein in Frankreich zu geben; denn eine Pariser Handlung hat mit einem Wildhändler einen Vertrag auf Lieferung von 30,000 Tauben abgeschlossen. Dieses Berliner Haus läßt die Tauben zumeist in Schlesien aufkaufen, in Berlin tödten und die Bälge nach Paris schicken. Das Fleisch wird in Berlin um 15 Pfennig verkauft.
- "Wie John Bull London verlor". Dieses ist der Titel einer in London erschienenen Flugschrift, deren Zweck darin besteht, vor dem Canal=Tunnel zwischen Calais und Dover zu warnen. Die Schrift ist genaue Nachahmung der Broschüre "Die Schlacht bei Dorking", welche nach dem Kriege Anno 1871 so großes Aufsehen erregt hatte. Zuerst wird geschildert, wie die Franzosen eines schönen Mai Abends sich der Mündung des Tunnels in Dover bemächtigten, nachdem sie als Vergnügungszügler daselbst eingezogen waren; dann kommt die Schlacht und Niederlage der englischen Armee bei Guilford, und schließlich die Einnahme von London, sowie all die Gräuel der französischen Besatzung in der Hauptstadt Englands. Die Broschüre ist ziemlich packend geschrieben, allein doch nur eine veränderte Auflage der "Schlacht bei Dorking". Doch wird sie von großem Einflusse bei der jetzigen Agitation gegen den Tunnel sein.
- Die Macht des Gewissens. Wiener Blätter erzählen: Im Jahre 1872 hatte ein in einem hiesigen Bankgeschäft angestellter Comtoirist den Auftrag erhalten, in einem Bank=Institut einen Rentenschein zu 1000 fl. zu kaufen. Irrthümlicher Weise wurden dem Comtoiristen in der Wechselstube des Bankinstitutes statt eines zwei Rentenscheine zu 1000 fl. übergeben. Den zweiten Rentenschein behielt nun der Comptoirist für sich und verkaufte ihn sofort. Der Cassirer in der Wechselstube des Bankinstitutes entdeckte bald den Abgang des Rentenscheines, wußte aber nicht wieso derselbe abhanden gekommen. Er mußte den Verlust durch monatliche Abzüge von seinem Gehalt ersetzen und ist mit der Abzahlung erst kürzlich fertig geworden. Der Comptoirist wurde aber seit der Unterschlagung des ihm irrthümlich übergebenen Rentenscheines fortwährend von Gewissensbissen gequält. Wohl befleißigte er sich einer tadellosen Rechtschaffenheit und einer zurückgezogenen Lebensweise, so daß er in dem Bankgeschäft, in welches er als Comptoirist eingetreten war, zum ersten Buchhalter mit einem Gehalt von 1600 fl. vorrückte, aber alle seine Lebensfreude war seit der Zeit, wo er die unredliche That begangen, verschwunden. Er hatte auch den festen Vorsatz gefaßt, den Schaden, welchen er dem Cassier jenes Bankinstitutes zugefügt, wieder gut zu machen und sich bereits hierzu einen Betrag von 700 fl. erspart. Doch wurde dadurch sein Gewissen nicht ruhiger und er beschloß nun, sich selbst anzuzeigen. Mittwoch erschien er im Hauscommissariate der Polizei=Direction und legte ein umfassendes Geständniß ab. Als seinem Chef hievon Mittheilung gemacht wurde, wollte derselbe gar nicht daran glauben, denn seinem Buchhalter schenkte er unbedingtes Vertrauen und dieser hatte dasselbe stets in jeder Hinsicht gerechtfertigt. Der Chef erklärte sofort, den Schaden aus Eigenem gut zu machen und den Buchhalter später wieder in seine vorige Stellung aufzunehmen. Nachdem der Chef thatsächlich sofort dem Cassier des Bankinstitutes das Geld ersetzt hat und der Buchhalter nicht fluchtverdächtig erscheint, wurde er Donnerstag wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Akten wurden an die Staatsanwaltschaft abgetreten.


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