No. 13
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. Februar
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 13 Seite 1]

      In Veranlassung einer Verfügung der Großherzoglichen Ober=Ersatzcommission in Schwerin vom 25. November 1881 sieht sich der unterzeichnete Civilvorsitzende veranlaßt, zur öffentlichen Kenntniß hierdurch zu bringen:

daß nur denjenigen Leuten, welche sich im Besitz eines Meldescheins zum dreijährig=freiwilligen Militairdienste befinden, die Wahl des Truppentheils und der Garnison freisteht.
      Sämmtliche Ortsvorstände des Fürstenthums Ratzeburg werden unter Hinweis auf §. 83, 1, 2, 3, 4 und auf §. 62, 8 der Ersatzordnung hierdurch aufgefordert, in den ihnen unterstellten Gemeindebezirken für die genügende Bekanntmachung der obigen Bestimmungen zu sorgen.
            Schönberg den 30. Januar 1882.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirk für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Politische Rundschau.

Im preußischen Abgeordnetenhause ist kürzlich die Eisenbahnangelegenheit verhandelt worden. Es hat sich dabei ein bedeutender Zuwachs der Majorität von 1879/80 erwiesen, so daß an dem Sieg des Staatsbahnsystems in Preußen wohl kein Zweifel mehr bestehen kann.
Das Kleine Journal, das über die üblichen Halbheiten hinweg oft den Nagel auf den Kopf trifft, erhebt gegenüber den immer drohender sich gestaltenden panslavistischen Umtrieben seine warnende Stimme, da man nicht wissen könne, wie lange die russische Regierung derselben noch Herr bleiben werde. Jedenfalls müsse von unserer Seite Alles geschehen, um auf eine solche Eventualität vorbereitet zu sein. Dazu gehört in erster Linie der schleunige Ausbau des Eisenbahnnetzes an den russischen Grenzen in Schlesien, Posen und Ostpreußen, sodann die Verstärkung der Truppen in den Grenzstationen, der Ausbau des Kriegshafens in Danzig; vor Allem aber eine schleunige Verstärkung unserer Flotte, namentlich der kleinen Panzerschiffe, der Panzer=Korvetten und der Panzer=Kanonenboote. Die Zahl derselben muß mindestens verdoppelt werden, damit sämmtliche Häfen wenigstens durch unsere Kanonenboote Schutz erhalten und wir einem kombinirten Angriff auch auf der hohen See gewachsen sind. Die Zahl unserer Panzerschiffe muß demnach auf mindestens 30 und die der Panzer=Kanonenboote auf 40 gebracht werden. Man sollte in dieser Beziehung nicht knausern und nicht allzu lange zögern. Unsere Flotten=Einrichtung wird allgemein als vorzüglich anerkannt. Wir haben jetzt in Stettin, Kiel, Hamburg, Wilhelmshaven so vorzügliche Schiffswerften, daß sehr gut zu gleicher Zeit 8-10 Schiffe im Bau gegeben werden können und wir in Zeit von 5 Jahren eine Flotte haben können, durch welche wir jedem Angriffe nicht bloß gewachsen sind, sondern auch zur Offensive übergehen können. (Unsere Kriegsflotte besteht jetzt aus 86 Schiffen mit 566 Geschützen. Die Russen haben in der Ostsee 169 Schiffe (darunter 97 Torpedofahrzeuge) mit 633 Geschützen, im Schwarzen Meer 29 Schiffe mit 110 Geschützen.
Die neue Berliner Stadtbahn hat 70 Millionen Mark gekostet, von denen 30 Mill. auf den Erwerb von Grund und Boden fallen. Die Viadukte kosten nahezu 20 Millionen, die Bahnhöfe 5 Millionen,
die Betriebsmittel 2 1/2 Millionen, der westliche Endbahnhof 6 Millionen, der Rest vertheilt sich auf den östlichen Anschluß, die Erdarbeiten etc.
Wenn ein General nicht weiß, was er thun soll, sagte Napoleon I., so unternimmt er eine Recognoscirung. Wenn die Volksvertreter nicht wissen, was sie mit einer Vorlage anfangen sollen, so überweisen sie dieselbe einer Commission von 21 Mitgliedern. Dies Schicksal ist auch der preußischen Kirchenvorlage im Abgeordnetenhause widerfahren.
Amerika. Guiteaus Antwort auf die Verkündigung seiner Verurtheilung zum Strang: "Möge der Herr Ihrer Seele gnädig sein. Ich stehe lieber auf meinem Platze als dort, wo die Geschworenen und Eurer Ehren sitzen. Ich fürchte nicht zu sterben. Ich stehe hier als Gottmensch. Gott der Allmächtige wird Jeden strafen, der an diesem ungerechten Urtheile theilgenommen hat. Nichts als Gutes ist aus Garfield's Beseitigung entsprungen, und das wird auch das Urtheil der Nachwelt über meine Eingebung sein. Ich kümmere mich um keinen Deut um das Verdict dieser korrupten Generation. Ich möchte lieber tausendmal in meiner Lage sterben, als an Stelle Jener sein, die mich zu Tode gehetzt haben. Ich werde einen glorreichen Flug zum Himmel nehmen, aber dieser elende Schurke Corkhill wird eine ewige Strafe dort unten finden, wo der Teufel sich schon auf ihn vorbereitet."


Die Familie des Schulzen zu Mechow ist kürzlich von einem schweren Schlage getroffen, indem zwei Söhne desselben beim Schlittschuhlaufen auf dem Mechower See verunglückten. Der 15jährige Sohn brach zuerst ein; der ältere 20jährige wollte ihm zu Hülfe eilen, und beide ertranken, trotz der Hülfe, die von einigen in der Nähe arbeitenden Leuten versucht wurde.
Bei Oldesloe ist am 9. d. M. ein schweres Eisenbahnunglück geschehen. Bei dem starken Nebel wurde ein von Hamburg kommender Güterzug von einem anderen eingeholt; die Locomotive des letzteren rannte gegen die Wagen des ersteren, wodurch eine schauderhafte Verwüstung angerichtet wurde. Die Locomotive des letzten Zuges lag vollständig demolirt auf der Bahn, mehrere Güterwagen wurden zertrümmert und theilweise in einander geschoben. Drei Personen sind schwer verletzt. Der Bahnwärter in der Nähe der Unglücksstätte sah die Katastrophe voraus, gab Haltesignal, doch war wegen

[ => Original lesen: 1882 Nr. 13 Seite 2]

des Glatteises auf den Schienen der Zug nicht mehr zum Halten zu bringen.
- Die Berliner sind auf ihre Stadtbahn so stolz, daß sie dieselbe nur direct hinter dem Gotthardttunnel wollen genannt wissen. Rentabel ist sie sicher. Die Einnahme belief sich am ersten Tage bei einer Frequenz von beinahe 46,000 Menschen auf annähernd 9000 M. Angenommen, daß dies so bleibt (wahrscheinlicher ist aber eine Steigerung,) so ergäbe das eine jährliche Einnahme von 3 1/4 Millionen.
- Am 8. ds. ist das entgültige Verzeichniß der Opfer des Wiener Theaterbrandes erschienen. Die Zahl beläuft sich auf 383. Die Anklageschrift in dieser Angelegenheit wird erster Tage vom Staatsanwalt eingereicht werden. Gegen acht Personen ist Klage erhoben. Der Beginn der Verhandlungen ist einstweilen auf den 2. Mai festgesetzt.
- Aus Chicago ist dem Senior der Steubenschen Familie, dem Obersten Arndt von Steuben ein Ehrendiplom folgenden Wortlauts übersendet worden: "Seinem Ehrenmitgliede Obersten Arndt von Steuben, als Senior der Familie, in Anerkennung der hohen Verdienste des General=Majors von Steuben um die Vereinigten Staaten von Amerika und in Anerkennung der würdigen Vertretung Deutschland's und seines Kriegsheeres durch die jetzt lebenden Mitglieder der Familie von Steuben widmet dieses Andenken an Amerika und an Chicago. Der deutsche Kriegerverein." Die kalligraphische Ausführung dieses Documents ist vorzüglich, und das Diplom ein Meisterstück in seiner Art.
- Professor Montegazza, der bekannte italienische Reisende, hat aus Baroda in Indien unterm 28. Dez. 1881 an seinen Sohn in Florenz einen Brief gerichtet, aus welchem die italienischen Blätter folgenden Auszug mittheilen: "Seit zwei Tagen bin ich einlogirt in einem Feldgezelt des Königs von Baroda. Gestern war ich zu einem Feste geladen, auf dem die berühmtesten und schönsten Bajaderen Indiens, gehüllt in golddurchwirkte Gewänder, ihre phantastischen Tänze aufführten. Be=

(Fortsetzung in der Beilage.)


Anzeigen.

Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am 7. März d. J. bei dem hiesigen Landgericht beginnenden Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf

Mittwoch den 15. Februar 1882,
Vormittags 11 Uhr

eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungszimmer der Civilkammer I. anberaumt.
Güstrow, den 8. Februar 1882.

Der Präsident des Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinschen Landgerichts.
von Amsberg.


Antragsmäßig soll über die zum Hammer sub Nr. IV. belegene Erbpachtstelle c. p. der Ehefrau des Musikus Bethke, Dorothea geb. Siemers daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag den 14. Februar 1882,
Vormittags 11 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel verständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 28. November 1881.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Die den Erben des Apothekers Theodor Herold gehörige zu Domhof Ratzeburg belegene Domapotheke c. p. soll nach ertheiltem obervormundschaftlichen Veräußerungsdecrete bei annehmbarem Gebot öffentlich meistbietend verkauft werden, und wird zu solchen Zweck ein Verkaufstermin auf

Mittwoch den 15. März 1882,
Vormittags 11 Uhr,

Vor dem unterzeichneten Amtsgerichte angesetzt.
Aus den Verkaufsbedingungen, welche 14 Tage vor dem Termin auf der hiesigen Gerichtsschreiberei, sowie bei dem Vormunde, Kaufmann Schlüter zu Domhof Ratzeburg, einzusehen sind, wird bemerkt, daß der Zuschlag bei annehmlichen Meistgebot sofort geschehen soll und sodann eine Anzahlung von, 40,000 M. zu beschaffen ist, während beim bedingten Zuschlag 10,000 M. als Conventionalpoen gezahlt werden müssen.
Schönberg, den 10. Februar 1882.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
(L. S.)                                                     G. Arndt.


Holz=Auction Nr. 23.

Am Mittwoch den 15. Februar Morgens 9 Uhr in Kösters Hotel zu Schönberg über nachbenannte Holzsortimente

aus dem Rupensdorfer Holze.

  10 Rmt. eichen Kluft
130 Rmt. eichen Knüppel
    4 Fuder starkes eichen Durchforstholz I. Cl.
    8 Fuder eichen Reiser
264 Rmt. buchen Kluft I, II.
126 Rmt. buchen Knüppel
  14 Fuder buchen Durchforstholz
  40 Fuder buchen Reiser
    3 Rmt. birken Knüppel
    3 Fuder eschen Durchforstholz
    3 Rmt. ellern Kluft
  17 Fuder Ellern Wadelholz I. und II.
    4 Rmt. aspen Kluft und Knüppel
  40 Rmt. Fichten Kluft und Knüppel
Schönberg den 5. Februar 1882.

Der Oberförster:                
C. Hottelet.       


Holz=Auction Nr. 24.

Am Donnerstag den 16. Februar Morgens 10 Uhr soll beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf bei freier Concurrenz nachbenanntes Holz öffentlich meistbietend verkauft werden.

ca.   70 Rmt. tannen Kluft
ca. 500 Rmt. tannen Knüppel.
Schönberg den 8. Februar 1882.

Der Oberförster:                
C. Hottelet.       


Holz=Auction Nr. 25.

Am Sonnabend den 18. Februar Morgens 10 Uhr soll beim Gastwirth Reimers zu Schlagsdorf nachstehendes Holz öffentlich meistbietend verkauft werden.

a. Aus dem Mechower Holze.

  6 Rmt. eichen Knüppel
22 Fuder eichen starkes Durchforstholz
37 Rmt. buchen Knüppel und Kluft II.
24 Fuder buchen Pollholz

b. Aus dem Bahlen.

  3 Rmt. buchen Kluft
  6 Fuder buchen Pollholz

c. Aus dem Garnseer Holze.

50 Rmt. eichen Kluft und Knüppel
Schönberg den 8. Februar 1882.

Der Oberförster:                
C. Hottelet.       


Viehwaschpulver,

bewährtes, sicher wirkendes Mittel zur Vertreibung des Ungeziefers beim Rindvieh, empfiehlt

die Apotheke zu Schönberg.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 13 Seite 3]

Diejenigen jungen Leute, welche zum Zwecke ihrer Vorbildung für das Großherzogliche Seminar die Mirower Ortsschule besuchen und sich um die zu diesem Zwecke im Seminar errichteten Freitische bewerben wollen, werden, falls sie eingesegnet sind, aber das 16. Lebensjahr noch nicht überschritten haben, hiedurch aufgefordert, ihre Gesuche unter Beifügung eines selbstgeschriebenen Lebenslaufes, eines Geburtsscheines und eines Zeugnisses des competenten Pastors über ihr sittliches Verhalten binnen 4 Wochen hierher einzusenden und am

Mittwoch den 8. März d. J.
Morgens 8 Uhr

zu der mit ihnen anzustellenden Prüfung und ärztlichen Untersuchung, für welche letztere eine Gebühr von 3 M. zu erlegen ist, im Seminar sich einzufinden.
Mirow, den 24. Januar 1882.

Beckström, Seminardirector.       


Zu Ostern d. J. werden wiederum neue Zöglinge in das Großherzogliche Schullehrer=Seminar hieselbst aufgenommen werden. Die Aufnahmeprüfung wird am Donnerstag, den 9. März d. J. von Morgens 8 Uhr an, die durch Regierungsverfügung von 17. Febr. 1872 (Off. Anz. Nr. 8 dess. J.) vorgeschriebene ärztliche Untersuchung, für welche eine Gebühr von 3 M. zu erlegen ist, wird Tags zuvor stattfinden, und haben die Aspiranten sich dieserhalb bis zum 8. März Mittags im Seminar vorzustellen. Bei der Aufnahme werden diejenigen jungen Leute, welche das 18. Lebensjahr zurückgelegt haben oder im laufenden Kalenderjahre noch zurücklegen, in erster Linie berücksichtigt werden.
Die Meldung, welche bis Ende Februar einzureichen ist, geschieht durch Einsendung eines von dem Seminar=Aspiranten selbst geschriebenen Lebenslaufes an den Unterzeichneten, worin namentlich über den Gang der Vorbildung, den bisherigen Aufenthalt und die etwaige Dienststellung berichtet wird. Diejenigen Aspiranten, welche öffentliche Schulen in Städten besucht haben, haben ein Abgangszeugniß von der zuletzt besuchten Schule beizufügen. Außerdem ist von einem Jeden beizubringen: ein Taufschein, ein von dem betreffenden Prediger auszustellendes Zeugniß über sittliche Befähigung und untadelhafte Führung und eine vom Vater oder Vormund vollzogene, von der Ortsobrigkeit beglaubigte Bescheinigung über das Vorhandensein der erforderlichen Geldmittel zur Bestreitung des Eintrittsgeldes von M. 16,50 und des Pensionsgeldes von jährlich M. 75 auf 3 Jahre.
Noch wird bemerkt, daß in Folge Landesherrl. Bestimmung die Aufzunehmenden vor ihrem Eintritt in die Anstalt sich durch Beibringung eines von ihnen selbst, wie von den Vätern resp. Vormündern unterschriebenen, von den Ortsobrigkeiten zu beglaubigenden Reverses zum Landesherrl. Dienst auf zehn Jahre zu verpflichten haben.
Mirow, den 24. Januar 1882.

Beckström, Seminardirector.       


Die Einsendung von Geldeinlagen auf halb= und vierteljährliche Kündigung an

die Mecklenburgische Bank in Schwerin

wird durch Unterzeichneten porto= und kostenfrei besorgt, ebenso die Erhebung der fälligen Zinsen von der Bank. Näheres über den Verkehr mit der Mecklenburgischen Bank, insbesondere über von derselben zu gewährende Darlehen gegen Sicherheit, ist zu erfahren bei

Senator Wilh. Heincke.       


Die Einsendung von Geldeinlagen auf halb= und vierteljährliche Kündigung an

die Mecklenburgische Bank in Schwerin

wird durch Unterzeichneten porto= und kostenfrei besorgt, ebenso die Erhebung der fälligen Zinsen von der Bank. Näheres über den Verkehr mit der Mecklenburgischen Bank, insbesondere über von derselben zu gewährende Darlehen gegen Sicherheit, ist zu erfahren bei

Schönberg.                                                     Wilh. Schrep.


Geschäfts=Anzeige.

Indem ich zur Kenntniß des geehrten Publikums bringe, daß ich mein Uhrmachergeschäft meinem bisherigen Geschäftsführer, Herrn Schlüter, käuflich überlassen habe, gestatte ich mir, für das mir bisher geschenkte Wohlwollen ergebenst zu danken.
Schönberg den 6. Februar 1882.

Frau Dahnke Ww.       

Bezugnehmend auf vorstehende Anzeige der Frau Dahnke bitte ich ein hochgeehrtes Publikum, mich mit recht zahlreichen Aufträgen gütigst beehren zu wollen und versichere ich zugleich die prompteste und reellste Bedienung. Reparaturen zu sehr billigen Preisen.
Schönberg den 6. Februar 1882.

H. Schlüter,             
Uhrmacher.       


Hiermit halte ich meine                          
eisernen, feuerfesten und diebessicheren
Kassetten

nach eigenem System bestens empfohlen und liefere dieselben zum Preise von 30 M. an.
Diese Kassetten entsprechen allen Anforderungen und können stets sowohl fertig als auf Bestellung von mir bezogen werden.

                                                              Rud. Schrep,
Schönberg.                                                 Schlossermeister.


Feinschmeckende
Magarin Butter
a Pfund 70 Pfennig
                                                    empfiehlt
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Nähmaschinen

von mir selbst ausprobirt empfehle ich dem geehrten Publicum zur geneigten Abnahme.
Reparaturen, wie immer, aufs Beste.

                          F. E. Wascher, Schlossermeister.


Donnerstag den 16. und Freitag den 17. Februar

Fastnachtmusik,
wozu ergebenst einladet                          
Carlow.                                                     J. Eckmann.


Mittwoch den 15. d. M.
große Maskerade.
Entrée für Masken 1 M. nummerirter Sperrsitz
1 M. 25 Pfennig (Mecklenburg). Gallerie 75 Pfennig (Mecklenburg). à Person.

Vom 14. d. M. ist eine elegante Maskengarderobe in meinem Locale zur Auswahl.

Anfang des Balles 7 Uhr abends.
                                                    Ergebenst
                                                              J. Köster Wwe.


2-3000
gute alte Dachpfannen
hat zu verkaufen                                                    
                                                    Ch. Hennings, Schlachtermeister.


Gesucht
Zu Ostern ein ordentliches Mädchen für Küche und Hausarbeit. Wo? Zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 13 Seite 4]

Lebensversicherungsbank für Deutschland in Gotha.
Stand am 1. Januar 1882.
Versichert 57600 Personen mit 394,800,000 Mark
Bankfonds 102,300,000 Mark
Dividende der Versicherten im Jahre 1882: 42 Procent der Jahresprämie.

Die Bank erhebt keine Aufnahme=Gebühren, gewährt alle Ueberschüsse voll und unverkürzt an die Versicherten zurück und zahlt nach dem Tode des Versicherten die Versicherungssumme sofort nach Beibringung der vorschriftsmäßigen Sterbefall=Nachweisungen ohne Zins=Abzug aus.
Dauernd Angestellten, welche bei ihr Versicherung nehmen, gewährt die Bank Darlehen zum Zwecke der Bestellung von Dienstkautionen unter besonders günstigen Bedingungen.
Versicherungsanträge vermittelt:

Schönberg.                                                     Wilh. Schrep.


Inventur-Ausverkauf
farbigen und schwarzen Kleiderstoff-Resten, Unterröcken, Regenmänteln, Jaquets u. Buckskins, passend für Confirmanden.
Gardinen-Reste etc.
zu sehr billigen Preisen.
                                                    Wilh. Oldenburg.


Bis Ende Februar
Ausverkauf b. Ludwig Wendt in Lübeck
von
Confection, Modewaaren, Möbelstoffen
und vielen anderen couranten Artikeln
zu besonders billigen Preisen.


Jürgensen & Robschuld,
717 Lübeck, große Burgstraße 717.
Vollständiges Magazin
von Haus= und Küchengeräthen,
Lager von Werkzeugen, Eisen- und Kurzwaaren.


Hagelschaden-Versicherungs-Verein für Mecklenburg-Schwerin und - Strelitz.

Die 29. ordentliche Generalversammlung der Vereins=Mitglieder wird am

Donnerstag den 2. März d. J.
Morgens 11 Uhr

zu Schwerin in Stern's Hôtel stattfinden und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:

1) Bericht über die im Jahre 1881 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1881/82, sowie der revidirten Rechnung pro 1880/81.
2) Wahl neuer Beamte für die nach Ablauf ihrer Dienstzeit statutenmäßig ausscheidenden Herren und zwar:
          a. des Directors für die Jahre 1882/85 und
          b. der Districts=Beamte
3) Beschlußnahme über Vereins=Angelegenheiten, welche von der Direction zur Entscheidung der Generalversammlung gestellt werden, event. über die Anstellung von Agenten.
Die Herren Vereins=Mitglieder werden ersucht sich zahlreich einzufinden.
Grevesmühlen den 1. Februar 1882.

Die Direction.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 14. Februar 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 13 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 13 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 14. Februar 1882.


gleitet wurden die Tänze von dem Getöse einer ganz unbegreiflichen Musik. Dabei ward ich mit Rosenwasser übergossen. Vor dem Pallast des Königs stehen zwei schwere Kanonen aus massivem Golde mit goldenen Rädern. Ihr Gespann besteht aus Ochsen mit langen Hörnern. Heute wohnte ich, geschmückt mit meinen drei Kommandeurkreuzen, der Krönung des Königs bei. Derselbe war mit Diamanten bedeckt, die einen Werth von 500 bis 600 Millionen gehabt haben mögen.
- Berthold Auerbach ist in Cannes gestorben. In vorigem Herbste überstand er glücklich eine Lungenentzündung; dennoch blieben die Kräfte des im fast vollendeten 71. Lebensjahr stehenden geschwächt, und er konnte sich nicht mehr recht erholen. Durch seine "Schwarzwalder Dorfgeschichten" hat er sich der ganzen gebildeten Welt bekannt und beliebt gemacht.
- Schon vor Luther gab es Uebersetzungen der Bibel ins Deutsche. Was für ein hölzernes Deutsch dies aber war, davon nachstehend ein Beispiel aus Kobergers deutscher Bibel 1443, in der Uebersetzung des 23. Psalms:
(D)Er Herr regiert mich. und mir gebrist nit. vnd an der stat der weyde da satzt er mich Er hat mich geführt vff dem wasser der wyderbringung er bekehret min sel Er führet mich uß vff die stig der gerechtigkeyt. vmb sinen Namen. Wann ob ich ir gee in mit des schatten des tods. ich fürcht nit die übeln ding. wann du bist by mir. Din ruot und din stab dieselb hadend mich getröst Du hast bereit den tisch in mine angesicht. wider die mich betrübent Du hast erneyßtes min houbt indem öl. vnd min kelch macht trunken wie luter er ist. Vnd din erbärmend die nachfolget mir all die tag meines lebens, Das ouch ich inwone in dem huß des herren. in die lenge der tag."
Nun bei Luther:
1. DER HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. 2. Er weidet mich auff einer grünen awen, Vnd führet mich zum frischen wasser. 3. Er erquicket meine seele, er füret mich auff rechter strasse, vm seines Namens willen. 4. Vnd ob ich schon wandert im finstern tal, fürchte ich kein vnglück, Denn Du bist bei mir, Dein stecken vnd stab trösten mich. 5. Du bereitest für mir einen tisch gegen meine feinde, Du salbest mein haubt mit öle, vnd schenckest mir vol ein. 6. Gutes und barmherzigkeit werden mir folgen mein leben lang, Vnd werde bleiben im Hause des HERRn jmerdar."
Mit Recht konnte daher Luther in seinem "Sendschreiben vom Dollmetschen" sagen: "Lieber, nun es verdeutscht und bereit ist, kann's ein jeder lesen, und meistern; läuft einer jetzt den Augen durch 3 4 Blätter, und stößt nicht einmal an, wird aber nicht gewahr welche wacken und klöze da gelegen sind, da es jetzt überhin geht, wie über ein gehoffelt bret, da wir haben müssen schwizen und uns ängsten. Es ist gut pflügen, wenn dee Acker gereinigt ist."
Luther ist in der That der Schöpfer unserer deutschen Sprache wie wir sie mit nur ganz geringen äußerlichen Abänderungen heute reden und schreiben sollten, denn die Förmlichkeit unserer Zeit hat längst den Geist Luthers aus seiner Sprache verbannt: diesen Geist der in seiner Gestaltungskraft von keinem anderen Geiste übertroffen wird, dem das Zarte und liebliche ebenso gelang, wie das Gewaltige und Erhabene, das Leichtlebige ebenso wie das Tiefsinnige.
- Die guten Leute haben am Ende doch recht, die behaupten, am Himmel hänge so und so viel Regen und Schnee und herunter müsse der eine und der andere und wenn es nicht zu üblicher Zeit geschehe, dann zu anderer, oder wenn er nicht zu uns falle, dann wo anders, aber herunter müsse das bestimmte aufgestapelte Quantum. So gehört der Winter 1881-82 zu den ungewöhnlichen; er tritt sehr streng auf in Ländern, in denen gewöhnlich eine gemäßigte Temperatur herrscht, und sehr milde, wo er nach alter Gewohnheit das Recht hat, streng zu sein. Auf dem St. Bernhard=Hospiz hat man seit Jahren keinen so schönen Januar gehabt, in Afrika dagegen, in Süditalien und Spanien dagegen herrscht schneidende Kälte. In der Schweiz ist so wenig Regen und Schnee gefallen, daß die Flüsse austrocknen, in Attika dagegen liegen die Berge voll Schnee, sogar in Athen hat es geschneit, und wiederum Sizilien hat Sonnenwärme von 18-20 Grad Celsius.
- Ein trauriger Vorfall hat sich im Invalidenpark in Berlin zugetragen. Die 12-15jährigen Knaben Petzoldt, Büttner und Lehmann spielten an der Invalidensäule, vor welcher ein Soldat Posten stand. Die Knaben traten an den Soldaten heran, neckten ihn und fragten u. a., ob er mit seinem Gewehre auch am Tage schießen dürfe, wenn im Park Leute sich Ausschreitungen zu Schulden kommen lassen. Als der Soldat dies bejahte, stellten die Knaben ihn auf die Probe, indem sie auf dem eingefriedeten Rasen herumliefen. Der Posten untersagte ihnen dies. Da aber die Knaben fortfuhren, ihn zu verhöhnen, so machte der Soldat mit seinem Gewehre die Tempos des Ladens und legte vor den Augen der Knaben, um sie in Angst zu versetzen, eine Patrone in die Gewehrkammer. Dennoch setzten die Jungen ihr Necken fort und äußerten, daß der Gewehrlauf mit Wasser und Sand gefüllt sei und daß damit auf eine weite Entfernung nicht getroffen werden könne. Hierauf liefen die Jungen fort und als sie etwa 150 Schritt vom Soldaten entfernt waren, rief Fritz Petzold dem Soldaten zu: "Legt an, Feuer!" Kaum hatte er diesen Commandoruf ertönen lassen, so legte der Soldat das Gewehr an und schoß eine Kugel auf den Knaben ab, welche eine unheilvolle Wirkung ausübte. Die Kugel ging dem Petzold durch die rechte Brust hindurch, und durchbohrte ebenfalls die rechte Brustseite des voranlaufenden Büttner, und ihren Lauf weiter fortsetzend, verletzte die Kugel den vor Büttner laufenden Friedrich Lehmann am linken Oberarm. Petzold sank zu Boden und war eine Leiche. Der Vorfall ruft große Aufregung hervor. Der Posten soll nur haben schrecken wollen.
- Wie vorsichtig man mit dem Schneiden der Fußnägel sein soll, beweist folgender Fall. Ein reicher Finanzier schnitt sich ungeschickt den eingewachsenen Nagel der rechten Fußzehe. Die hierdurch entstandene Verletzung war schlimm und führte schließlich zur Abnahme der Zehe. Allein dessen ungeachtet verschlimmerte sich der Zustand des Beines und so mußte gestern, in der Hoffnung dadurch die Blutvergiftung zu verhüten, der Fuß abgenommen werden. Kurz vor der Operation machte der in vielen Kreisen beliebte Mann sein Testament. Ruhig vertraute er sich darauf der Kunst der Aerzte an. Die Amputation wurde vorgenommen, - wenige Stunden später trat der Tod ein.
- Der preußische Cadet Jung, Sohn des bekannten Corvetten-Capitän, hatte in den Sommerferien mit seinem jüngeren Bruder das Bad Zinnowitz besucht. Die Brüder waren eine weite Strecke in die See hinausgeschwommen, als dem Kleinen die Kräfte verließen und er um Hülfe rief. "Du hältst dich mit den Armen an meinen Schultern fest und bleibst ruhig auf meinem Rücken liegen," sagte der Cadet und rettete so seinen Bruder. - Kürzlich kam der Kronprinz in die Cadettenanstalt in Lichterfelde, ließ die Compagnie, in welcher Jung stand, antreten und rief den Cadeten Jung vor. "Mein Sohn, Du hast eine Dummheit gemacht!" - "Zu Befehl kaiserliche Hoheit!" - "Du warst mit Deinem Bruder zu weit in die See geschwommen!" - "Zu Befehl kaiserliche Hoheit!" - "Du hast dich aber schneidig dabei benommen, mein Sohn, und hast Deinen Bruder gerettet. Das ist eine brave That, dafür will ich Dir etwas schenken!" Damit übergab der Kronprinz dem völlig ahnungslosen Cadetten die Medaille für Rettung aus Lebensgefahr und sagte dem beglückten Knaben: "Das Band übergebe ich Dir erst, wenn Du 17 Jahre alt bist."
- Eine nach Milliarden zählende Völkerwanderung hat sich an der norwegischen Küste gezeigt. Die Häringe sind dort so massenhaft erschienen,

[ => Original lesen: 1882 Nr. 13 Seite 6]

wie sich die ältesten Leute keines Falles erinnern. Damit scheint für Norwegen wieder eine günstige Periode der Häringsfischerei eingetreten zu sein, nachdem letztere in manchen Jahren fast ganz brach gelegen. Alle Buchten und Fjorde sind vollgepfropft von Häringen und immer noch treffen neue Züge ein. Draußen in der See tummeln sich eine große Anzahl Wallfische, die beständigen Begleiter der Häringszüge und halten gewissenhaft Wacht, daß die Beute nicht so rasch wieder entschlüpft. Die ganze Strandbevölkerung ist auf den Beinen und da natürlich die Netze nicht hinreichen, eilt man mit Körben und Wannen herbei. Manche schaufeln die Fische auch nur so in die Boote. Dabei ist der Häring von sehr guter Qualität, wie er sonst erst gegen Ende März zu erscheinen pflegt. (Es sollen aber nicht diejenigen Häringe sein, die in Deutschland in den Handel kommen, sondern eine geringere Sorte.)
- Bontoux, der große Gründer und Schwindler, der wie ein Coloß mit dem einem Bein in Paris, mit dem andern in Wien stand, war der Vertrauensmann aller Frommen und Stillen im Lande und namentlich der geistlichen Gesellschaften. Er spekulirte mit deren Mammon und nun ist Heulen und Zähnklappen; denn Hunderte von Millionen sind in Rauch aufgegangen. Graf Chambord hat 5 Mill. Franks verloren. Sehr billig sind in Wien die Diamanten geworden, die man dort "Krachsteine" nennt; denn die verkrachten Bankiers tragen sie in Massen zu den Juwelieren.
Aus der Schlacht von Waterloo wird von einem hannoverschen Offizier folgende Episode erzählt: Der Oberst=Lieutenaut v. d. Decken, von seinen Leuten "de grote Christoffer" genannt, hatte das Landwehr=Bataillon Verden nach Flandern geführt. Bei Waterloo hatte er das Bataillon in Quarré formirt und hielt ruhig, seine Pfeife rauchend, in der Mitte seiner Schaar. Der englische Divisions=Commandeur schickte einen Adjutanten zu ihm mit dem Befehl, das Rauchen zu lassen. De grote Christoffer nahm die Pfeife aus dem Munde und als der Adjutant weg war, steckte er sie ruhig wieder hinein. Zum zweiten Male erschien der Adjutant um den damned smoking German das Rauchen zu wehren. Kaum war er wieder fort, als aus den Reihen des Bataillons der Ruf erscholl: "Herr Oberstlieutenant, se kaamt." "Wer kommt? Wedder son verdammten Adjedanten?" "Ne, ne, de Franzosen." "No, Kinner's, wenn't wirer nix is, dann staht man fast." Und sie standen fest, die Verdener. Der Christoffer aber erhielt einen Prellschuß vor die Brust und sank in halber Betäubung vom Pferde, indem er dem nächstältesten Offizier sagte: "Major, nehmen Se dat Kommando, ick bin dodt schaten." Kaum hatte er sich aber wieder erholt, als er auch wieder zu Pferde saß und mit einer Stimme, welche den Donner der Schlacht übertönte, seinen Leuten zurief: "Kinners, ick bin doch nicht doot schaten. Ick nehm wedder dat Kommando."
- In Berlin ist jetzt die größte Dame der Welt zu sehen. Sie ist ein Thüringer Kind und nennt sich Marian, Geburtsort wird nicht angegeben. Sie überragt die großen Chinesen TSchang=Yu=Sing und Tschung-Tschi=Lang, die sich vor einigen Jahren in Deutschland sehen ließen, um einen halben Fuß und wird von dem größten Manne der Welt, dem Holleschauer Joseph Drasal nur um 3 Zoll übertroffen. Sechsundneunzig und einen halben Zoll mißt dieses Thüringer Wunderkind. Ueber ihr Gewicht verlautet noch nichts, obwohl anzunehmen ist, daß sie sich dessen auch nicht wird zu schämen haben. Es sei hier bemerkt, daß die kleinste Dame der Welt, die Mexikanerin Miß Lucia Zurate nur 24 Zoll groß ist. Das macht gerade den vierten Theil der Größe der Thüringerin aus.
- Strümpfe mit Zehen. Vor einiger Zeit ging die Klage durch die Zeitungen, daß die bisherige Façon der Strumpfbekleidungen dazu beitrage, den Fuß zu verkrüppeln, um dies zu verhindern, müsse die althergebrachte Façon durch einen rationellen Stumpf ersetzt werden. Irgend ein speculativer Strumpfwirker hat nun Strümpfe mit "Zehen" fabricirt. Vielleicht findet sich auch noch ein intelligenter Schuster, der es übernimmt, unsere Zehen, vermittelst eines rationalen Stiefels einzukleiden.
- Ein abscheulicher Schwindel wurde dieser Tage von der Freiburger Strafkammer als Weinfälschung unter Anklage gestellt und gebührend bestraft. Es wurde dem Weinhändler Herbster nachgewiesen, daß er in kurzer Zeit 3181 Liter Sprit und 1300 Liter Rothwein als Färbemittel bezogen und während er nur 300 Hektoliter Wein eingeführt hatte, 52000 Hektoliter (?) abgesandt habe. Von dem "Kunstwein", der aus Kartoffelzucker, Wasser, Sprit, Tresterabguß und, was bisher noch nie beobachtet worden, einen erheblichen Zusatz von Salz bestand, hat der Angeklagte den Hektoliter zu 45-80 M. in die Gegend von Säckingen, in die Bodenseegegend und nach Sigmaringen verkauft. Da diese Mischwaare, selbst wenn 50 Procent echten Weines sich darunter befinden sollte (was die Untersuchung als das günstigste Verhältniß feststellte), nicht über 14-15 M. das Hektoliter zu stehen kommt, so nahm der Gerichtshof eine auf Erzielung übermäßigen Gewinnes gerichtete Täuschung des Publikums an und verurtheilte den Angeklagten Herbster zu zwei Monaten Gefängniß und 500 M. Geldstrafe, seinen Küfer Gutjahr wegen Beihülfe zu 14 Tagen Gefängniß.
- In Havre traf jüngst ein Engländer ein, dessen vornehmes Aeußere, sorgfältige Kleidung und schweres Gepäck den Mann von Welt und Vermögen errathen ließen. Er fragte nach dem besten Hotel und speiste an der Table d'hôte wie ein Mann, der Niemanden zu fürchten braucht, weil seine Pässe und Verhältnisse in Ordnung sind. Sein Tischnachbar, ein dem Anscheine nach wohlsituirter Herr, hatte ihn mit voller Aufmerksamkeit behandelt und ihm im Laufe des Gesprächs mitgetheilt, daß er Chef eines bedeutenden Bankgeschäftes in Havre sei. "Das trifft sich ja herrlich!" rief der Engländer, dann haben Sie vielleicht die Güte, mir einige Wechsel zu discontiren?" - "Wenn die Papiere von guten Häusern sind, mit Vergnügen!" erwiderte Jener, indem er sich erhob und den Fremden bat, ihn sofort nach seinem Bureau zu begleiten. Die Papiere lauteten auf 20,000 Pfund und der Bankier betrachtete eines nach dem andern sehr genau. Dann steckte er dieselben in die Tasche, zog ein Pistol hervor und rief: "Sie sind ein Schuft und Betrüger; ich war von ihrer Ankunft unterrichtet. Die Firma Wesley u. Comp. in London schreibt mir, daß Sie, ihr Cassier, dem Hause 20,000 Pfund in Wechseln entwendet haben und dieselben möglichlicherweise hier zu verwehrten suchen würden." - "O, o, o, ich bin verloren!" rief der Engländer, indem er den Banquier anglotzte. Dieser weidete sich einige Minuten an dem Triumpfe, den er sich bereitet hatte, dann fuhr er fort: "Die Firma Wesley u. Comp. will in ihrer Großmuth Ihren Betrug nicht nur verschweigen, sondern Ihnen auch um Ihrer Frau und Kinder willen die Möglichkeit zu einem ehrlichen Erwerb an die Hand geben. Sie hat mich daher beauftragt, Ihnen 3000 Pfund auszuzahlen, damit Sie nicht auf's Neue zu Unredlichkeiten verleitet werden; hier ist das Geld und hier die Quittung, die Sie zu unterschreiben haben. Nun werden Sie ein ehrlicher Mann und machen Sie, daß Sie fortkommen!" Der Fremde verschwand und der Banquier schrieb an seine befreundete Londoner Firma, daß er sich seines Auftrages entledigt habe. Er schickte die Wechsel ein und stellte der Firma die in ihrem Namen gezahlten 3000 Pfund in Rechnung, nicht ohne die Bemerkung hinzuzufügen, daß die bewiesene Großmuth einem Diebe gegenüber doch etwas übertrieben sei. Wenige Tage später erhielt er von Wesley und Comp. die Antwort, daß ihr Cassier ein durchaus ehrenwerther Mann sei, daß ein Diebstahl in ihrem Geschäfte nicht stattgefunden habe, und daß der Banquier die 3000 Pfund nur auf sein eigenes Verlustconto schreiben möge. Wie sich herausstellte, hatte der Engländer den Brief selbst an den Banquier geschrieben. Die Wechsel waren natürlich gefälscht.


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