No. 10
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 03. Februar
1882
zweiundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1882 Nr. 10 Seite 1]

      In Veranlassung einer Verfügung der Großherzoglichen Ober=Ersatzcommission in Schwerin vom 25. November 1881 sieht sich der unterzeichnete Civilvorsitzende veranlaßt, zur öffentlichen Kenntniß hierdurch zu bringen:

daß nur denjenigen Leuten, welche sich im Besitz eines Meldescheins zum dreijährig=freiwilligen Militairdienste befinden, die Wahl des Truppentheils und der Garnison freisteht.
      Sämmtliche Ortsvorstände des Fürstenthums Ratzeburg werden unter Hinweis auf §. 83, 1, 2, 3, 4 und auf §. 62, 8 der Ersatzordnung hierdurch aufgefordert, in den ihnen unterstellten Gemeindebezirken für die genügende Bekanntmachung der obigen Bestimmungen zu sorgen.
            Schönberg den 30. Januar 1882.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirk für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Der Schluß des Reichstages.

Ohne Sang und Klang wurde am 31. Januar der Reichstag geschlossen. Die Herren Reichsboten eilen mit verschiedenen Gefühlen ihrer Heimath zu, und wir wollen einen kurzen Rückblick auf ihre Thätigkeit thun.
Es hatte beim Beginnen der Session den Anschein, als ob man sich auf eine stürmische Session gefaßt machen müßte, sie ist aber doch im Allgemeinen ruhiger verlaufen, als man anfangs annahm. Allerdings sind die großen Reformprojecte des Reichskanzlers nicht zur Debatte gelangt, sie haben eben bis jetzt noch keine greifbare Gestalt angenommen.
Durch die Decentralisation und die Errichtung corporativer Verbände ist die schroffe und unversönliche Opposition gegen die Reformprojecte jedoch als überwunden zu betrachten.
Der Versuch, die Socialreform durch ein neues Haftpflichtgesetz zu durchkreuzen, kann als gescheitert angesehen werden. Es zeigt dies Bestreben jedoch, daß man auf Seiten der Oppositionspartei das Gefühl hat, auf diesem Gebiete etwas zu thun, und nicht die Hände unthätig in den Schoß zu legen.
Die Regierung kann mit dem Erfolge zufrieden sein, wie es auch durch Herrn von Puttkammer hervorgehoben ist. Die einzelnen Punkte, in dem zuerst Differenzen statt fanden, waren nicht so weitgehender Natur, daß eine Auflösung wie es anfangs hieß, nöthig geworden wäre.
In den bei Weitem meisten und vor allem in den Hauptposten ist das Budget bewilligt worden, und es sind nicht einmal besonders große Abstriche im Budget gemacht worden, überhaupt ist die Budgetdebatte mit Ausnahme der großen Discussion über den königlichen Erlaß vom 4. Januar sehr friedlich und versöhnlich verlaufen.
Glücklicherweise ist diesmal auch die Frage über den Bauplatz für das Reichstagsgebäude gelöst, und die seit zehn Jahren schwebende Frage ist somit beseitigt.
Von besonderer Wichtigkeit war die Zollanschlußfrage Hamburgs. Ohne Zweifel ist mit der Annahme des Antrages ein namhafter Schritt im Sinne unserer Nationaleinheit geschehen, für den das Volk dem Reichstage nur dankbar sein kann.
Auch wichtige internationale Vorschläge wurden von dem Reichstage genehmigt, nämlich die Reblaus=Convention, der Consular=Vortrag mit Griechenland und die Donauschifffahrts=Acte.
Damit sind die Hauptfragen erledigt, welche dem Reichstag von der Regierung vorgelegt wurden.
Von den aus dem Hause eingegangenen Anträgen passirte der des Abgeordneten Windhorst wegen Aufhebung des Expatriirungsgesetzes von 1874 alle drei Lesungen.
Unerledigt blieben: Antrag Kapp=Sonnemann betreffend Berufs=Consulate, Antrag Frohme auf Entschädigung Unschuldig=Inhaftirter und Antrag Liebknecht wegen Aufhebung sämmtlicher Ausnahmegesetze.
Auch insofern ist die Session wichtig, als die Grenzlinien zwischen den monarchischen Rechten und denen der Volksvertretung, welche man nicht erst seit Jahren, sondern seit Jahrzehnten zu verdunkeln bestrebt war, ein für alle Mal fest und bestimmt gezogen sind.
Unter solchen Umständen gewinnt also diese kurze Session eine höhere Bedeutung als viele früheren. Um so beachtenswerther sind die Aeußerungen des Herrn von Puttkammer über diese Session, als man bedenkt, wie sehr sich in dieser kurzen aber nicht inhaltslosen Session das Bedürfniß der Opposition fühlbar gemacht hat, den Regierungen auch auf dem bisher am meisten und stärksten angefochtenen Gebiete, dem social=politischen sich zu nähern.
Faßt man dies alles zusammen, so sieht man, daß dieser Reichstag, der übrigens bei seinem Scheiden in seltener Vollständigkeit auseinander geht, in weit höherem Grade als die meisten seiner Vorgänger den ihm gewordenen Aufgaben gerecht geworden ist. Es ist das wohl dem Umstande zuzuschreiben, daß viele neue Elemente in den Reichstag getreten sind, die mit größerer Vorurtheilsfreiheit als die alten Parlamentarier die Fragen behandelt haben.
So sprechen wir den Wunsch aus, daß der Reichstag in Zukunft sich in gleicher Weise den großen Aufgaben hingeben möge, wie er es in dieser Session gethan hat, und daß er alle Fractions=Vorurtheile mehr und mehr ablegen möge.


Politische Rundschau.

Der Erlaß des Königs von Preußen über die Stellung der Beamten bei den Wahlen ist auch allen Reichsbeamten zugegangen, zur Darnachach=

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tung. Fürst Bismarck hat ihn in seiner großen Rede am 24. Januar ausgelegt. Er sagte, die Beamten sollen die königl. Rechte vertreten, das heißt, sie sollen die Absichten der Regierung gegen Entstellungen, Irrthümer und Verleumdungen schützen, sie sollen nicht wider besseres Wissen schweigen, sie sollen die Wahrheit gegen die Unwahrheit vertreten, sie sollen nicht gegen die Regierung agitiren. Er führte auffallende Beispiele des Gegentheils an. In einigen Wahlkreisen sei den Anwohnern der k. Forsten gesagt worden, "der König habe mit den liberalen Abgeordneten einen Vertrag geschlossen, wonach Ihr freie Weide bekommt, wenn ihr liberal wählt." Soll der Beamte dies ruhig anhören und nicht sagen: Kinder, das ist eine Lüge! Ein anderer Beamter habe einen Arbeiter, der zur Wahl ging, angehalten und gefragt: was hast Du da für einen Zettel und als er einen regierungsfreundlichen Zettel sah, riß er ihm denselben aus der Hand, gab ihm einen entgegengesetzten und bedrohte ihn mit seiner Ungnade, wenn er ihn nicht abgebe. Der Beamte sei in Untersuchung. - Der Abg. v. Bennigsen freute sich über die milde Auslegung des Erlasses, setzte aber hinzu, es sei sehr zu wünschen, daß der Minister des Innern bei den Wahlen nach dieser Auslegung verfahre und immer hübsch an das Wort des Königs denke: "Mir liegt es fern, die Freiheit der Wahlen zu beeinträchtigen." - Die Entstellungen und Lügen die oft über die Regierung und ihre Absichten verbreitet worden, man weiß nicht von wem und woher, die aber im Volke umherlaufen und ohne Kritik geglaubt werden, nannte Bismarck eine "Brunnenvergiftung", weil Viele aus dem Brunnen trinken. Gegen solche Brunnenvergiftung, sagt er, müssen Beamte auftreten.
Die Zeitungen aller Parteien werden noch lange diese große Rede Bismarcks im Reichstage wie ein Erndtefeld behandeln, auf dem sie Aehrenlese halten. Das A und O seiner Rede ersten Theiles war: Schwächt das Königthum in Preußen nicht, es ist der stärkste Hort Deutschlands. Der König, sagte er, ist der eigentliche Ministerpräsident, und wir (Minister) gehorchen und führen aus. Der König spricht nach alter preußischer Ueberlieferung direkt zu seinem Volke bei wichtigen Anlässen, und die preußischen Könige gewinnen bei näherer Bekanntschaft. Der preußische König wohnt nicht in Wolkenkuckuksheim d. h. nicht so hoch in den Wolken, daß ihn kein Mensch mehr merkt und spürt. Er ist nicht wie der geistliche Kaiser in Japan, der alle Jahre einmal an einem hohen Festtage dem Volke von unten gezeigt wird, auf einem Gitter stehend, so daß man nur seine Sohlen sehen kann. - "Alles in der Welt, was man in den Schrank stellt und nicht benutzt, verliert an seiner Brauchbarkeit. So ist es auch mit dem für Preußen ganz unentbehrlichen monarchischen Elemente. Nehmen Sie uns das, was können wir an seine Stelle setzen? "Was kannst du armer Teufel geben?" heißt es in dem Volksliede (womit ich aber Niemand in diesem Saale meine)." "Sie haben in ihrem ganzen Vermögen nichts, was Sie an dessen Stelle setzen, wenn Sie dem Preußen die hausbackene persönliche Beziehung zum Königthum nehmen." - Von sich selbst sagt Bismarck: "Ich habe in früheren Zeiten meine Dienste mit Passion und mit Hoffnungen gethan; die Hoffnungen haben sich zum großen Theil nicht verwirklicht. Ich war damals gesund, jetzt bin ich krank; ich war jung, jetzt bin ich alt, und was hält mich hier? Ist es denn ein Vergnügen, hier zu stehen wie der "Auff" (Uhu) vor der Krähenhütte, nach dem die Vögel stoßen und stechen." u. s. w.
Bismarck erklärte wiederholt, er suche keinen Conflikt mit dem Reichstage und dieser werde keinen finden.
Kaiser Wilhelm hat dem Fürsten Bismarck für seine Rede besonderen Dank sagen lassen. - Minister v. Puttkamer hat nicht nur jüngst einen hohen Orden, sondern auch die Stelle eines Capitulars des Domkapitels Naumburg erhalten.
General ist Fürst Bismarck schon lange; der Kaiser hat jetzt vor, ihn zum General-Obersten der Cavallerie zu ernennen, einer ganz neuen Würde. So erzählt die Schlesische Zeitung.
Eine vollständige preußische Gesandtschaft, bestehend aus einem General, einem Major, einem Rittmeister und einem Lieutenant, geht nach Constantinopel, um dem Sultan den Schwarzen Adlerorden zu überbringen.
Belgien. Durch Verordnung vom 31. Januar ist die wegen Rinderpest bestehende Grenzsperre gegenüber Deutschland und Luxemburg vom 30. d. M. ab aufgehoben.


- Reichsgerichts-Entscheidung. Ein Dienstbote, welcher sich rechtswidrig die der Dienstherrschaft gehörenden, ihm zum zeitweiligen Gebrauche innerhalb der Wohnung der Dienstherrschaft gegebenen Gegenstande aneignet, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts wegen Diebstahls und nicht wegen Unterschlagung zu bestrafen.
- Die dritte Domherrnstelle in Naumburg hat der Kaiser dem Minister von Puttkamer verliehen. Die Gegner haben sich damit ausgesöhnt, seit sie erfahren, daß sie nur 2500 Mark trage und eine Kleinigkeit für Wohnung u. s. w.
- Alle deutschen Baumeister sind eingeladen, Pläne für das deutsche Parlamentshaus zu entwerfen. Zwei Preise sind ausgesetzt von 15,000 M., 3 zu je 10,000 M., 3 zu je 5000 und 10 zu je 2000 M. Der Preisrichter sind 8, Architekten und andere Künstler.
- Die längsten Deutschen scheinen die Schleswig=Holsteiner zu sein, denn nach den Untersuchungen des Oberstabsarztes Dr. Meisner bei dem Militär über die Rekrutenjahrgänge von 1876-80 (ca. 5000 Mann) stellte sich die merkwürdige Thatsache heraus, daß die Durchschnittsgröße der Schleswig=Holsteiner 1692 Millimeter (1,692 Meter) beträgt. Die übrigen Deutschen sind durchschnittlich nur 1646 Millimeter groß. Die Zahl der noch über 1750 Millimeter großen Leute beträgt in Schleswig=Holstein 13 Procent, unter 1570 Millimeter nur 2 Procent.
- Der größte der Krondiamanten in Paris ist der sog. "Regent" Er sollte Anfangs mit den anderen Diamanten etc. ausverkauft werden. Die Commission hat sich aber anders besonnen und will ihn aufbewahren, bis die Zeit für einen Regenten gekommen ist.
- In Leipzig ist eine Art Naturwunder als Sänger aufgetreten. Der 25jährige gesunde, kräftige Fr. Meißner singt Baryton und Sopran zugleich; der Sopran ist einer kräftigen vollen Frauenstimme täuschend ähnlich. Die Aerzte, die ihn untersucht haben, erklären, daß Wunder sei auf zwei besonders ausgebildete Muskeln zurückzuführen, die den Kehlkopf in derselben erhalten. Herr Meißner ist in der Leipziger Theaterschule ausgebildet worden.
- Drei Dinge waren es, daß kein Fremder in Salzburg an dem Kloster St. Peter vorüberging: 1) der berühmte Wein des Klosters, 2) die uralten, in Felsen gehauenen Begräbnißstätten der ersten Christen, 3) der Pater Peter Singer. Dieser Pater ist der Erfinder eines Instrumentes, das er "Pansymphonikon" nannte. Dieses Instrument ist ein großer Kasten mit zwei Klaviaturen und Pedalen aus Zungenpfeifen construirt. 40 Register geben der Melodie abwechselnd die Tonfarbe des Waldhorns, der Oboe, der Klarinette, der Violine, des Cellos u. s. w., während die linke Hand (auf der untern Klavitur) nach Belieben eine Pianoforte= oder Physharmonika=Begleitung hinzufügt. Der Ton mancher Instrumente ist auf diesem Instrumente so wunderbar wiedergegeben, daß man ihm in keinem Orchester schöner finden kann. Tonmeister wie Lachner, Meyerbeer, Spohr staunten ebensosehr über die Schönheit dieser Klänge, als praktische Orgelbauer über die unbegreifliche Einfachheit der Mittel, wodurch sie erreicht wurde. Welche geniale Begabung dieser Franziskanermönch besaß, kann man daraus entnehmen, daß er seine Instrumente nicht nur erfand, sondern selbst in seiner Zelle allein ausführte. Ein Besucher des musikalischen Pater hat ihn in einem Reisebriefe folgendermaßen geschildert: "In einem geräumigen Zimmer fand ich den großen hageren Klosterbruder in seiner braunen Kutte; er schob mir einen ledernen Armsessel zurecht und öffnete von einem hohen Kasten, der ein dürftiges Lager fast beschattete, zwei Flügelthüren. Er präludirte erst, und es klang wie Klavierspiel, dann zog er ein Register und sagte: "Flöte!" Und wirklich, wenn man die Augen zumachte, glaubte man eine schöne, volltönende Flöte zu hören - und weiter nichts. Originell klang die Violine. Man

[ => Original lesen: 1882 Nr. 10 Seite 3]

hörte Strich für Strich, das zarteste Piano, brillante Läufe und ein hohes Stakkato, dann wieder ein Geigengeschwirre und Rauschen wie in der Ouvertüre zu Mozarts "Don Juan". Und so folgten mit unglaublicher Ton= und Charakter=Wahrheit Oboe, Fagott, Waldhorn, Violoncelle (besonders schön) und Orgel. Und dieses Instrument hat Pater Peter in seinen klösterlichen Mußestunden selbst erdacht und eigenhändig erbaut - in vielen Jahren. Aber diese Arbeit war das Glück seines Klosterlebens. - Pater Singer ist dieser Tage gestorben, hat aber mehre Klosterbrüder in das Geheimniß seines Instrumentes eingeweiht. Zwei Engländer boten ihm vor Jahren viele Tausende umsonst; er nahm zwar vor ihren Augen das Instrument auseinander, machte dann aber spöttisch sein Compliment und sagte: zusammensetzen werde ich es allein.
- Nichts Neues unter der Sonne! Der Ausspruch Ben Akiba's es ist alles schon dagewesen auch hier! Zum Exempel beifolgende Uhr als Gegenstück zu der erwähnten Glashütter. Dieselbe zeigt Datum, Tag, Stunde, Minute und Secunde. Wenn man das Gehäuse öffnet. So findet man am Rande bei der III ein Knöpfchen mit 2 Zeichen A. (arreté) und M. (mouvè), stellt man dies nach A, so bleibt die Uhr stehen. Tritt der Moment der Beobachtung ein, so rückt man nach M und es ist eine ganz bequeme Beobachtung möglich. Wenn man den Bügelknopf eindrückt. So repetirt die Uhr die Stunde und mit Doppelschlägen die Viertel, dabei ist aber die Uhr schon 60-70 Jahre alt, eine sehr gut gehaltene Spindeluhr.
- In Amerika wird gemahlenes Holz vielfach als Einstreu in Pferdeställen verwendet. Durch seine große Feinheit gewährt es den Pferden einen vorzüglichen Stand und besitzt, was die Hauptsache ist, ein großes Aufsaugungsvermögen, das jeden Verlust von Ammoniak verhindert und deshalb als ausgezeichneter Dünger einen großen Werth hat. Durch dieses Aufsaugungsvermögen wird die Streu aus gemahlenem Holze auch ein wichtiges Desinfectionsmittel; sie schützt ferner in der Nähe des Stalles oder in demselben befindliche Geschirre, Sattelzeug, Polsterungen und Beschläge vor dem schädlichen Einfluß der Ammoniakgase. Natürlich ist auch aus demselben Grunde der Gesundheitszustand der Pferde ein besserer.


Anzeigen.

Am 17. d. Mts. ist bei Bünsdorf, Fürstenthum Ratzeburg, die Leiche eines unbekannten Mannes gefunden worden.
Der Verstorbene war ca. 20 Jahre alt 1,74 Meter groß, von kräftiger Musculatur, wohlgenährt, hatte blondes Haar und graue Augen.
Die Leiche war bekleidet mit einem schwarzen runden Filzhut, einem grauen Stoffjaquet, gestreifter Manchester=Hose, schwarzer Stoffweste, schwarzem wollenen Halstuch, Gummihosenträgern, einem hellblauen carrirten Hemde, noch gut erhaltenen Halbstiefeln und Fußlappen. Als Zierrath fand sich in der Brustgegend des Hemdes eingesteckt ein gelber Knopf mit buntem Glase.
Bei der Leiche fanden sich in Nickel und Kupfermünzen je 1 M. 58 Pfennig (Mecklenburg)., ein Taschenmesser, ein Blaustift, ein Kamm, ein Zahn und ein Taschenbuch. Um die zur Feststellung der Persönlichkeit des Verstorbenen dienlichen Mittheilungen wird ergebenst gebeten.
Neustrelitz, den 20. Januar 1882.

Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
H. Götze.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuches über die zu Selmsdorf an der Bardowieker Straße sub Nr. 29 belegene Büdnerstelle c. p. des Productenhändlers Johann Joachim Möller daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termine der Praeclusivbescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 28. Januar 1882.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Mittwoch den 8. Februar d. Js., Nachmittags 2 Uhr soll vor der Schulzenstelle in Mannhagen

1 Pferd und
1 Pferdesielen
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg den 2. Februar 1882.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.       


Holz=Auction Nr. 18.

Am Mittwoch den 8. Februar Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf über nachbenanntes Holz aus dem Heidenholze

2 buchen Nutzholzblöcke
30 Fuder buchen Durchforstholz I, II u. III.
34 Fuder buchen Pollholz
20 Fuder ellern Wadelholz I. Cl.
Schönberg den 1. Februar 1882.

Der Oberförster:                
C. Hottelet.       


Holz=Auction Nr. 19.

Am Donnerstag den 9. Februar Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Wienk in Sülsdorf über nachbenanntes Holz aus dem Sülsdorfer und Kleinfelder Zuschlag bei freier Concurrenz:

154 Rmt. eichen Kluft und Knüppel
10 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.
17 Rmt. buchen Kluft I. u. II. Cl.
136 Rmt buchen Knüppel
50 Rmt. Fichten Kluft und Knüppel
2 1/2 Fuder Fichten Durchforstholz
Schönberg den 1. Februar 1882.

Der Oberförster:                
C. Hottelet.       


Holz=Auction

im Vitenser Forste, Revier: Strohkircher Holz am Mittwoch den 8. Februar 1882 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen über:

Eichester zu Nutz= und Phalholz
Eichen Kluftholz
Buchen Kluftholz
Buchen Knüppelholz
Buchen Zweigholz
Versammlung Morgens 10 Uhr im Hau des Strohkircher Holzes.
Rehna den 1. Februar 1882.

Großherzogliche Forst=Inspection.


Kampfgenossen-Verein 1870/71.
Sonntag den 5. Februar
Nachmittags 3 1/2 Uhr.
Generalversammlung.
                                                    Der Vorstand.


Zu Ostern
suche ich einen zuverlässigen und gewandten Hausknecht.                          
                                                    C. J. W. Burmeister.


Den geehrten Damen empfehle meine verstellbare         
Plisséemaschine.
à Meter Plissée 3 und 4 Pfennige.
                                                    Catharina Rickert.


Zu Ostern habe ich noch eine                          
Wohnung im Hinterhaus
zu vermiethen.                                                    
                                                    J. Grevsmühl,
                                                    Schönberg Wallstraße 119.


Harmonikas
von 2 M. 25 Pfennig (Mecklenburg). bis 24 M. empfiehlt billigst                          
                                                    H. Brüchmann.


[ => Original lesen: 1882 Nr. 10 Seite 4]

Lebensversicherungsbank für Deutschland in Gotha.
Stand am 1. Januar 1882.
Versichert 57600 Personen mit 394,800,000 Mark
Bankfonds 102,300,000 Mark
Dividende der Versicherten im Jahre 1882: 42 Procent der Jahresprämie.

Die Bank erhebt keine Aufnahme=Gebühren, gewährt alle Ueberschüsse voll und unverkürzt an die Versicherten zurück und zahlt nach dem Tode des Versicherten die Versicherungssumme sofort nach Beibringung der vorschriftsmäßigen Sterbefall=Nachweisungen ohne Zins=Abzug aus.
Dauernd Angestellten, welche bei ihr Versicherung nehmen, gewährt die Bank Darlehen zum Zwecke der Bestellung von Dienstkautionen unter besonders günstigen Bedingungen.
Versicherungsanträge vermittelt:

Schönberg.                                                     Wilh. Schrep.


Feuerversicherungsbank für Deutschland zu Gotha.
Bekanntmachung.

Nach dem Rechnungsabschluß der Bank für das Geschäftsjahr 1881 beträgt die in demselben erzielte Ersparniß:

74 Procent
der eingezahlten Prämien.
Die Banktheilhaber empfangen, nebst einem Exemplar des Abschlusses, ihren Dividenden-Antheil in Gemäßheit des zweiten Nachtrags zur Bankverfassung von 1877 der Regel nach beim nächsten Ablauf der Versicherung, beziehungsweise des Versicherungsjahres, durch Anrechnung auf die neue Prämie, in den in obigem Nachtrag bezeichneten Ausnahmefällen aber baar durch die unterzeichnete Agentur, bei welcher auch die ausführliche Nachweisung zum Rechnungsabschluß zur Einsicht für jeden Banktheilnehmer offen liegt.
Schönberg, im Januar 1882.

                                                    Wilh. Schrep.
                                                    Agent der Feuerversicherungsbank f. Deutschland zu Gotha.


Bis Ende Februar
Ausverkauf b. Ludwig Wendt in Lübeck
von
Confection, Modewaaren, Möbelstoffen
und vielen anderen couranten Artikeln
zu besonders billigen Preisen.


Der Unterzeichnete wird unter gefälliger Mitwirkung des Herrn Hofopernsängers Drewes und des Herrn Hofmusikus Hahn aus Schwerin am

Dienstag den 7. Februar
im Saale der Frau Köster in Schönberg ein
Concert

geben, wozu er ein hochgeehrtes Publikum Schönbergs und der Umgegend ergebenst einladet.

Anfang des Concertes 7 1/2 Uhr Abends.
Entree à Person 1 M., Schüler 50 Pfennig (Mecklenburg).
Programm:

                          1. Impromptu für Pianoforte v. F. Schubert.
                          2. Arie aus "Elias" v. Mendelssohn Bartholdy.
                          3. Concert für die Violine v. L. Spohr.
                          4. Sonate für Pianoforte v. L. v. Beethoven.

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                          5. a. "Aufschwung" v. R. Schumann f. Pianoforte.
                              b. "Walzer" v. Chopin für Pianoforte.
                          6. a. "Nocturne" v. Chopin für Violine.
                              b. "Fantasie" v. M. Hauser für Violine.
                          7. a. "Der Jäger" v. Soborig. Gesang.
                              b. "Das Herz am Rhein" v. W. Hill. Gesang.
                          8. "Variationen" für Pianoforte v. E. Schröder.

E. Schröder,               
Organist aus Neu-Strelitz.       


Donnerstag den 9. d. Mts.
von 7 Uhr an
socialer Abend
des Gesangvereins "Teutonia"
im Gasthause des Herrn Boye hierselbst.
Einführung findet statt.
                                                    Der Vorstand.


Statt besonderer Meldung.

Heute frühe 3 1/2 Uhr wurde uns ein Töchterchen geschenkt.
Selmsdorf, den 1. Februar 1882.

A. Horn, Pastor, und Frau.       


Heute Freitag und Sonnabend
Möllner Bier
vom Faß.
Frische Rostocker Bierwürste.
Schönberg.                                                    W. Maass.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 5. Februar.

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Kämpffer.
     Amtswoche: Pastor Langbein.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 2. Februar 1882.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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