No. 97
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. Dezember
1881
einundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1881 Nr. 97 Seite 1]

Steckbrief.

Gegen den unten beschriebenen Arbeiter Carl Rohner aus Nicolseichen, Kreis Gumbinnen, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verhängt.
Es wird ersucht denselben zu verhaften und in das Amtsgerichts=Gefängniß zu Schönberg i. M.
abzuliefern.
Neustrelitz, 8. December 1881.

Der Großherzogliche Staatsanwalt.
H. Götze.
Beschreibung.

Statur: groß und breitschulterig.
Haare: hellblond.
Nase: spitz.
Sprache: hochdeutsch
Bart: hellroth
Gesichtsfarbe: roth und Sommersprossen.
Kleidung: schwarzer runder Hut, graue lederne Joppe, desgl. Hose und hohe Stiefel.


Konkursverfahren.

In dem Konkursverfahren über den Nachlaß des verstorbenen Krämers J. P. Burmeister zu Schönberg, in Firma J. P. Burmeister ist zur Prüfung der nachträglich angemeldeten Forderungen Termin auf

Donnerstag den 12. Januar 1882,
Vormittags 11 Uhr

vor dem Großherzoglichen Amtsgerichte hieselbst anberaumt.
Schönberg, den 8. December 1881.

H. Diederich,
Gerichtsschreiber des Großherzoglichen Amtsgerichts.


Holz=Auction Nr. 4.

Am Sonnabend den 17. December Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Lenschow in Selmsdorf über nachstehendes Holz bei freier Concurrenz.

Lauer= und Palinger=Tannen

228 Rmt. tannen Kluft und Knüppel
ca. 40 Fuder tannen Durchforstholz von Hopfenstangen und Schleetstärke.
Schönberg den 11. December 1881.

Der Oberförster:                 
C. Hottelet.       



Holz=Auction Nr. 5.

Am Dienstag den 20. December Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Eckmann zu Carlow nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

a. Aus dem Carlower Holze

50 Fuder starkes eichen Durchforstholz
30 Fuder starkes buchen Durchforstholz

b. Aus dem Röggeliner Holze

ca. 20 Loheichen Nutzholz=Drümme
ca. 190 Rmt. loheichen Kluft I. u. II. und Knüppel I. u. II.
Schönberg, den 12. December 1881.

Der Oberförster:                
C. Hottelet.       


Torf=Auction.

Am Sonnabend den 17. December Morgens 10 Uhr sollen auf dem Torfmoor des Schulzen Oldörp=Lockwisch

ca. 20 Mille Torf

meistbietend verkauft werden
Lockwisch den 11. December 1881.

G. Creutzfeldt.       


Zu einer Weihnachtsbescheerung für arme Kinder erbitten wir freundliche Gaben aus der Gemeinde und ersuchen, solche gütigst bis zum 18. d.M. uns zukommen zu lassen.
Schönberg den 9. December 1881.

Kaempffer.           Langbein.


Allen, welche während der Krankheit unseres innig geliebten August, sowie bei dessen Beerdigung uns ihre Theilnahme erwiesen haben, gestatten wir uns unsern tiefgefühlten Dank auszusprechen.

W. H. Schacht u. Frau geb. Hahn.       


Chocoladenmehl,
Krümel-Chocolade,
Gewürz-Chocolade,
Vanille-Chocolade,
ff. Vanille-Chocolade,
Caracaschocolade,
entölten Cacao in Dosen 1,50, 2,30 u. 2,50 pr. Pfund.
                          halte bestens empfohlen

                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Wiener Eiscrem u. Gelee,
sowie Backpulver u. Hefenmehl
empfiehlt                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Cath. Pflaumen demi Choix,
Türkische Tafel=Pflaumen und amerik. Backäpfel

empfiehlt                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Messina=Apfelsinen u. Citronen
Malaga Feigen,
Krachmandel, Traubrosinen,
Elemi= und Sultana=Rosinen

empfiehlt                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 97 Seite 2]

Den hochgeehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend erlaube ich mir hierdurch ergebenst anzuzeigen, daß ich am 18. dss. Mts. meine diesjährige

Weihnachts=Ausstellung

eröffne und bitte um geneigten Zuspruch.

Auch werden Marzipan=Torten auf Bestellung prompt und billig ausgeführt.

Hochachtungsvoll
                                                      Heinrich Freitag.
                                                         Bäcker und Conditor.
Schönberg, den 13. December 1881.


Weihnachts-Ausstellung.

Die Eröffnung meiner Ausstellung findet am Bußtage statt. Enthält alle Sorten Kuchenwaaren und Tannenbaum=Confecte. Als besonders schmackhaft empfehle braune Nüsse von Honig.
NB. Hausiren lasse ich in der Stadt nicht. Um geneigten Zuspruch bittet

Hochachtungsvoll
                                                    H. Wolgast.


Weihnachts-Ausstellung.
von
Kurz- Galanterie- und Spielwaaren
bei
Glocksien & Evers.
Lübeck, Schlüsselbuden 192.


Weihnachts-Ausstellung
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Haus, Küche und Garten etc. etc. empfehlen zu Geschenken
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Grosse Burgstrasse 717. Lübeck, Grosse Burgstrasse 717.
Lager von Werkzeugen u. Eisenwaaren.


Zu meiner diesjährigen

Weihnachts-Ausstellung.

die ich am 15. d. Mts. eröffnen werde, empfehle ich eine große Auswahl von echtem Eierschaum=Confect, Chokoladen=, Marzipan= und Liqueur=Sachen.           à Pfund 2 M.

                          Hochachtungsvoll
                                                    Wwe. Greiff.
                                                                              Conditor.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 97 Seite 3]
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Hochachtungsvoll
               W. Wieschendorf,
               Klempner


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[ => Original lesen: 1881 Nr. 97 Seite 4]

Meine jetzt eröffnete                                                    
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Muster- und Auswahlsendungen.


Vorläufige Anzeige.

Neue Bilder Allerhöchster Herrschaften Sr. K. H. des Grossherzogs und I. K. H. der Grossherzogin, als Pendants hierzu neue Bilder Sr. K. H. des Erbgrossgerzogs und I. K. H. der Erbgrossherzogin kommen im Anfang des nächsten Jahres in die unterzeichnete Hofbuchhandlung zur Ausgabe.
Die Lithographien werden nach eigens zu diesem Zweck aufgenommenen Photographien von dem rühmlichst bekannten Professor Feckert-Berlin gezeichnet, und wird sich der Preis eines jeden Blattes auf 4-5 Mark stellen.

Neustrelitz, im December 1881.

G. Barnewitz, Hofbuchhandlung.       


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Vollständiges Magazin
von Haus= und Küchengeräthen,
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Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 97 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 97 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 13. December 1881.


Deutschland. Kaiser Wilhelm erklärte den Präsidenten des Reichstages bei deren Empfang, daß die Botschaft (Thronrede) der vollste Ausdruck seiner innersten Ueberzeugung sei; wer die Monarchie stützen wolle, müsse die in der Botschaft genannten Dinge und Ziele fördern.
Der alte Moltke wird einen Theil des Winters in Italien zubringen.
Die Engländer geben der Thronrede des Kaisers Wilhelm vollständig recht: der Friede in Europa sei niemals so gesichert gewesen wie jetzt. Und sie setzen hinzu, das verdanke man "dem großen militärischen Bundesstaate Deutschland." Er habe eine unwiderstehliche Anziehungskraft, wie man nacheinander an Oesterreich, Rußland und Italien gesehen habe.
Berlin hat eine Garnison von 18204 Mann, Metz 10773, Straßburg 8945, Mainz, Königsberg, Danzig, Posen und Köln haben je mehr als 7000, Potsdam 6369, Coblenz 6374, Magdeburg 6060, Hannover 5362 Mann. Alle anderen Garnisonen haben unter 5000 Mann.
Es war in Aussicht gestellt worden, daß die Nordd. Allg. dem Abg. Windhorst eine Erklärung, so eine Art Genugthuung, geben werde. Selbige blieb aber nicht nur nicht aus, sondern das Blatt bekräftigte noch seine Auslassungen. Es sagt: Nach dem Gesammteindruck der Haltung des Herrn Abgeordneten und seines officiellen Blattes (Germania) seit Eröffnung der Session können wir uns des Eindrucks nicht erwehren, daß ein Entgegenkommen der Regierung und der conservativen Parteien entweder gehindert oder nur unter der Demüthigung zugelassen werden soll, daß diese Parteien und namentlich die Regierung ohne das Centrum hilflos und deshalb von diesem dermaßen abhängig sind, daß sie mit der gewährten Unterstützung absichtliche Verletzungen und Kränkungen mit in den Kauf nehmen müssen. Wollte die Regierung eine solche Situation annehmen, so würden wir es beklagen und damit jede Aussicht auf eine Verständigung für verloren ansehen, weil die Regierung damit anerkannt haben würde, daß sie sich die Bedingungen einer Verständigung dictiren lassen müsse. Deshalb halten wir für unsere Pflicht, zu thun, was wir können, um Klarheit in die Situation zu bringen, so lange es noch Zeit ist.
In Berlin weilt jetzt ein siamesischer Prinz, Mon Chao Prisdang mit Namen. Sein Zweck ist, unsere militärischen Einrichtungen kennen zu lernen, wozu ihm die kaiserliche Erlaubnis mit großer Bereitwilligkeit ertheilt worden ist; auch wurde er wiederholt zur kaiserlichen Tafel zugezogen.
In Frankreich herrscht seit Gambetta's Amtsantritt ein äußerst reges Bestreben, eine Allianz mit England zu Stande zu bringen. Gambetta soll Tag und Nacht an der Herstellung eines gemeinsamen Vorgehens in Egypten, an der Beseitigung jeglichen Grundes für die englische Empfindlichkeit bezüglich Tunis, der Befriedigung Englands in der Handelsvertrags=Angelegenheit, kurz an der Zufriedenstellung Englands in allen Punkten arbeiten, um solchergestalt eine Allianz zu ermöglichen für den Fall etwa bevorstehender großer Verwicklungen in der europäischen Politik. Diese alle Wahrscheinlichkeit für sich habende Nachricht beweist wieder, wie nothwendig es ist, die Gambetta'schen Mühlen scharf im Auge zu behalten. Sie scheinen sich auf das langsame aber sichere Mahlen verlegt zu haben.
Der Kriegsminister hat die Strafe der Schüler von Saint Cyr, welche wegen Theilnahme an einer legitimistischen Manifestation im letzten Juli als gemeine Soldaten in Infanterie=Regimenter incorporirt worden sind, wieder aufgehoben und deren Wiedereintritt in jene Offizierschule gestattet.
Großbritannien. Don Carlos liegt in London an einer Halsentzündung schwer erkrankt darnieder. - Obschon in Irland in verflossener Woche weder ganz so viele, noch so schwere Verbrechen und Gewaltthaten vorkamen, wie in der Vorwoche, so wäre es doch voreilig, von einer merklichen Besserung der Zustände dieses unglücklichen Landes zu sprechen; denn fast allnächtlich ist der Himmel von dem Wiederscheine der von verbrecherischer Hand angerichteten Feuersbrünste geröthet, noch immer kommen zahlreiche Viehverstümmelungen vor, noch immer wird denen, die es wagen, ihre Pacht zu zahlen, in die Häuser geschossen und mit Ohrabschneiden oder sonstigen Liebesbezeugungen gedroht.
In Rom wird dieser Tage die Kanonisirung von vier neuen Heiligen vorgenommen. Eine große Anzahl hoher geistlicher Würdenträger ist versammelt. Dem Papste soll bei dieser Gelegenheit, eine Ergebenheits= und Beileidsadresse überreicht werden.
Rußland. Die Petersburger lassen sich den Glauben nicht nehmen, der ermordete Kaiser Alexander II. gehe in der Kirche um, in der er beigesetzt ist. Zuerst sahen ihn die zum Tod erschrockenes Kirchendiener und dann der Bischof, der den Dienern nicht glauben und sich überzeugen wollte. Er wartete zwei Stunden am Hochaltar und empfing den Kaiser, der endlich auf ihn zukam, mit dem Segen, der Kaiser winkte ab und verschwand. Die Kirche wurde Abends geschlossen. (Der auferstandene Kaiser soll besonders einem Marienbilde seine Aufmerksamkeit widmen, das mit Edelsteinen im Werthe von mehr als einer Million geschmückt ist. Ob darin nicht eine Andeutung liegt?)
Der Kaiser Alexander III. von Rußland beabsichtigt Mitte d. Mts. nach Petersburg zurückzukommen. Die Polizei hat zur Verstärkung der Sicherheit an die Hausbesitzer der Hauptstraßen die Aufforderung gerichtet, diejenigen ihrer Inwohner namhaft zu machen, welche bereit sind, die Controle über die Hausbewohner zu übernehmen. Die Hausbesitzer werden von jeder Ausfahrt des Kaisers unterrichtet. Dann sollen sie darüber wachen, daß von ihrem Hause aus kein Attentat versucht werde, u. s. w. Ob diese Anordnung der Polizei ein glücklicher Gedanke ist.
Rußland. Aus St. Petersburg wird ein neuer sensationeller Vorgang gemeldet, der, falls er sich in seinen Einzelheiten bestätigen sollte, darauf schließen ließe, daß die nihilistische Bewegung nach wie vor fortdauert. Der "Köln.=Ztg." wird vom 6. d. telegraphisch gemeldet: Es wurde hierselbst eine Bande von 25 Mann aufgehoben, welche mit vollständigen Offiziers=Uniformen und Georgskreuzen versehen war und sich jedenfalls am Georgsfeste betheiligen wollte. In Folge dieser Entdeckung sind außerordentliche Vorsichtsmaßregeln getroffen worden, um einem Putsch vorzubeugen.
Afrika. Die aus Tunis eingetroffenen Nachrichten nehmen jetzt einen beruhigenden Charakter an. Die französischen Truppen führen in dem insurgirten Gebiete Razzias aus, durch welche die Aufständischen an der empfindlichsten Stelle, nämlich an Hab und Gut getroffen werden. Die Insurgenten strömen denn auch zahlreich herbei, sich den französischen Waffen zu unterwerfen, und man darf entschieden erwarten, daß die angekündigte Reduction der französischen Occupationsarmee in nächster Zeit erfolgen wird. Es verlautet, daß die französischen Truppen in Tunesien auf 12,000 Mann beschränkt werden dürften.


- Ein entsetzliches Unglück hat Wien betroffen. Am 8. December Abends 7 Uhr kurz vor der Eröffnung der Vorstellung im Ringtheater entstand auf der Bühne Feuer, das so rasch um sich griff, daß alsbald alles in Flammen stand. Der Umstand, daß die Gasleitung abgesperrt wurde, bereitete völlige Dunkelheit und dadurch die größte Verwirrung. Die Gallerien und Ränge waren ausverkauft. Alles wollte sich retten, das Gedränge, daß Jammern

[ => Original lesen: 1881 Nr. 97 Seite 6]

war fürchterlich. Nach offiziellen Zählungen sind über 900 Menschen bei dem Brande umgekommen.
Altstrelitz, 5. December. Heute Morgen wurde unsere Stadt in die höchste Aufregung versetzt durch die Nachricht, daß eine bejahrte Frau, die Wittwe Krüger, welche kurz vorher eine kleine Erbschaft gemacht hatte, in ihrer Wohnung ermordet vorgefunden war. Sie hatte aber das ererbte Geld sofort der Sparkasse übergeben und da die Aneignung des Sparkassenbuches dem Mörder doch wohl bedenklich erschienen war, so hat er seinen Zweck nicht erreicht. Das Sparkassenbuch lag neben der Leiche. Der Verdacht lenkte sich sofort auf einen Arbeitsmann, welcher, als von den Behörden schritte zu seiner Vernehmung gethan wurden, die Flucht ergriff und dadurch natürlich den Verdacht verstärkte, der übrigens durch anderweitige Aussagen zur Gewißheit geworden sein soll. Hoffentlich wird der Mörder nicht weit kommen.
- In Leipzig regnet's Geld. Die Stadt hat in kurzer Zeit zum 3. oder 4. mal große Erbschaften gemacht. Der jüngste Erblasser - bei Leibe nicht der letzte - Kaufmann Grassi hat ihr 900000 M. zu allerlei Stiftungen vermacht.
- Was kostet der Kölner Dom? Die Summen, die theils aus Privatkreisen, theils durch öffentliche Mittel seit dem Jahre 1821 in die Dombaukasse geflossen sind, betragen bis jetzt 18 Millionen Mark, die so ziemlich zu gleichen Theilen auf die Thürme und auf den Ausbau der Kirche selbst verwendet wurden. Diejenigen Summen, welche die früheren Jahrhunderte für den Bau aufgebracht haben, insbesondere die Gelder, die in den kolossalen Fundamenten ruhen, sowie die zum Ankauf benachbarter Grundstücke erforderlichen Opfer, ergeben mindestens einen Gesammtwerth, der rund 40 Millionen repräsentirt.
- Im Dunecht=Hause in Schottland ist die Leiche des vor einem Jahre gestorbenen grundreichen Lord Crawfort=Lindsay aus der Familiengruft gestohlen worden. Die Leichenräuber mußten eine äußerst feste Gruft und drei ineinander gestellte Särge erbrechen, um den Raub auszuführen. Sie wollen von der reichen Familie ein hohes Lösegeld erpressen, ähnlich wie es vor einigen Jahren der Familie des vielfachen Millionärs Stewart ergangen ist.
- Etwa 100 Jahre vor der Eroberung des mexikanischen Reiches der Azteken durch Cortez gründete der König von Tezcuco "Nezahualcoyotl" in seiner Residenz eine Academie der Wissenschaften, welche bald der geistige Mittelpunkt für die außerordentlich vielseitige künstlerische und wissenschaftliche Thätigkeit des hochgebildeten Volkes wurde. Eine Nachkomme jenes Königs, der seinen Namen (zu deutsch: "der hungrige Fuchs") von seiner abenteuerlichen Jugend erhielt, "der dem einzigen, allmächtigen, unbekannten Gotte" stolze Tempel erbaute und zugleich ein Dichter von seltener Tiefe war, wurde Christ und berichtete über die Thaten seines erlauchten Vorfahren. Ixltlxochitl, so heißt er, theilt in seinem Werke unter andern mit, daß jene Academie die Aufsicht über den gesammten Unterricht über Lehrer und Schüler, führte und je nach den Erfolgen der Lehrer, die an den Schülern sichtbar waren, dieselben lohnte oder strafte. Ja, auch die Pflicht der Censur ruhte auf ihr, und sie hatte jede Entstellung einer geschichtlichen Thatsache mit dem Tode zu strafen.
- Einen angenehmen Posten müssen die Steuerexecutoren in Ungarn nicht haben. Ein solcher starb neulich in Budapest und hinterließ ein Tagebuch, aus dem hervorgeht, daß er im Dienst 23 mal in Lebensgefahr war und dreimal verwundet wurde. Sechsmal wurde nach ihm geschossen, achtmal war er nahe daran, erschlagen zu werden, fünfmal wollte man ihn erstechen und viermal wurde er gewürgt.
- Wichtiger Fund. Brasilianische Blätter melden: "Auf der Besitzung des Herrn Vieira in der Provinz Maranho wurde von Bergleuten das Skelett eines Menschen im fossilen Zustande aufgefunden. Die Regierung schickte zugleich einige Naturforscher und Mediziner an Ort und Stelle, damit sie dort das Skelett wissenschaftlich untersuchen sollen. Dieselben erklärten nun, daß das Skelett von einem Menschen herstamme, der einer schon vor Jahrtausenden erloschenen Generation angehörte. Man hätte es also hier mit dem Gerippe eines prähistorischen Menschen zu thun. Und in der That hat dasselbe eine außerordentliche Länge, da es acht Fuß und 3 Zoll mißt, während das Rückgrad wieder eine zwei Fuß große Verlängerung, somit einen förmlichen Schweif, zeigt."
- Aus London wird abermals ein großer Diebstahl gemeldet, der am letztem Sonntag auf dem Landsitze eines Lords in Wales verübt worden ist. Während die Familie in der Kirche war, stiegen die Diebe mittelst einer Strickleiter in das Gemach der Frau und bemächtigten sich deren Juwelen, die einen Gesammtwerth von 80000 Pfd. St. besitzen. Die Diebe verschwanden spurlos.
- Um die vierziger Jahre hatten Berliner Studenten auf die vier Professoren Eck, Kothe, Dieffenbach und Wolff, die als Examinatoren nicht beliebt waren, folgenden Spruch gedichtet:
          Kommst Du glücklich um die Ecken,
          Bleibst Du nicht im Kothe stecken,
          Fällst Du nicht in'n Dieffen Bach,
          Frißt Dich doch der Wolff noch nach.
Als Professor Wolff die Verse las, bemerkte er lakonisch: "Der Wolf frißt nur Schafe."
- Martha Förster, (s. Nr. 96 d. Bl.) ein 20jähriges Mädchen in Nauschwitz bei Glaugau war die Scheintodte, die zum Leben wieder erwacht ist. Sie war am Typhus und Nervenfieber scheinbar gestorben und der Todtenschein am 8. November über sie ausgestellt, als sie in der Nacht vom 11. auf den 12. Nov. wieder erwachte. Die im Nebenzimmer schlafenden Angehörigen wurden durch einen Schrei erweckt und fanden die Todtgeglaubte vor dem Spiegel in die Knie gesunken und hörten wie sie flüsterte: "Aengstigt euch nicht, ich bin nicht todt!" Dann wies sie wie im Traume auf ihren Myrthenkranz hin und fragte: "was hat der Kranz zu bedeuten, bin ich denn schon Braut?" Dann verlor sie das Bewußtsein und fiel in einen tiefen, gesunden Schlaf. Jetzt ist sie vollständig gerettet. Der Todtenschein war ausgestellt worden, weil die bei Typhuskranken im letzten Stadium auftretenden dunkeln Hautflecken für Todtenflecke (beginnende Verwesung) angesehen worden waren.
- Vor dem Kriegsministerium in Berlin präsentirte sich dieser Tage eine Dame im Schilderhaus. Sie hatte mit dem Posten Streit bekommen und ihm eine Realinjurie angethan. Kurz entschlossen steckte sie der Soldat ins Schilderhaus und ließ sie warten, bis sie von einer vorbeiziehenden Patrouille mitgenommen wurde.
- Malepartus oder Fuchsbau heißt die neuste Kneipe in Berlin. Sie hat ihren Namen von Reineckes Fuchs Residenz Marlepartus. Die Wände sind geschmückt mit Kaulbachs Bildern aus Goethes Reinecke Fuchs und stellen die Abenteuer Reineckes dar und besonders schön, wie der Fuchs den Hühnern predigt. Die ganze Einrichtung sammt Trinkgefäßen ist altdeutsch, auch das Bier ist alt.
- Militärische Commandos: Deutsch: Bataillon Marsch! - Schweizerisch: S'chanze Bataillon soll trampeln. Chetzi noch nich aber nu! - Deutsch: Aufgesessen! - Schweizerisch: Chlettert uf die Beesters!


Theater=Anzeige.
Dienstag den 13. December 1881
Gastspiel des Herrn A. Peters vom Stadttheater in Kiel.
Heinrich Heine
oder:
Kaufmann und Dichter.
Lebensbild in 3 Akten von A. Mels.
                                                    W. Schuldt, Direktor.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 97 Seite 7]

In einer kleinen Stadt Mecklb., an der Bahn gelegen, ist eine in der besten Gegend der Stadt belegene, schon seit Jahren bestehende Bäckerei Umstände halber sofort zu verpachten.
Gefl. Offerten unter J. P. H. Postlagernd Schönberg i./M.


Engl. Syrup,

Weizen=Dampfmehl, Hefenmehl, Succade, cand. Orangenschaale, gerein. Potasche, Citronenöl, sowie sämmtliche Artikel zur Festbäckerei empfiehlt in bester Waare billigst.

A. Zander.       


Ich erlaube mir ergebenst anzuzeigen, daß ich meine diesjährige

Weihnachts-Ausstellung
am 14. ds. Mts. eröffne und bitte meine Freunde und Gönner auch dieses Jahr um recht zahlreichen Besuch.

Achtungsvoll
                          H. L. Francke,
                                                    Conditor in Schönberg.


Billig!         Billig!
Spielsachen
in grosser Auswahl
Tannenbaumschmuck aus Glas etc.
Tannenbaumbiscuits. Haushaltsgegenstände u. Galanteriewaaren
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Schönberg i. M.                                                    
                                                    J. H. Grass.


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Ph. Mayfarth & Co.,
Maschinen-Fabrikanten in Frankfurt a. M.


Engl. Syrup,
sowie sämmtliche Artikel zur Festbäckerei empfiehlt                          
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Weiße Bohnen
in guter Waare, empfiehlt                          
                                                    A. Wigger Nachfolger.


In der heutigen Nummer dieser Zeitung finden die geschätzten Leser einen Prospect der weit und breit sehr bekannten Kunst=, Musikalien= und Instrumenten=Handlung von F. W. Kaibel in Lübeck, Breitestraße 787 und erlauben wir uns hiemit noch besonders darauf aufmerksam zu machen. Die genannte Handlung hat in ihren Räumen (parterre und 1. Etage) eine große Weihnachts=Ausstellung aufgebaut, bei welcher Jedermann mit Leichtigkeit auch zu geringen Preisen sehr geeignete Festgeschenke finden wird. Noch wollen wir erwähnen, daß die Besichtigung der Kunstsachen etc. Jedem ohne jede Verbindlichkeit gestattet ist.


Besten
engl. Syrup
empfiehlt                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Das Sandgraben in unserer Tannenkoppel verbieten wir bei Strafe gerichtlicher Ahndung.
                                                    Hauswirth Jochen Mette,
                                                    Hauswirth Faasch,

Palingen.       


Zum bevorstehenden Weihnachtsfeste halte ich mein

Friseur=Geschäft

bestens empfohlen. Sämtliche in dieses Fach einschlagende Artikel, als Haarflechten, Haartouren, Perücken, Frisirwolle, Uhrketten, Halsketten, Kämme und Haarpfeile, Parfümerie und Seifen etc. halte vorräthig und offerire dieselben unter reellster und billigster Bedienung.

Söhlbrandt,       
Hebamme.          


Kölner Dombau-Lotterie.

17. und letzte Ziehung 12./14. Januar 1882. 1372 Geldgewinne baar ohne Abzug. 75,000, 30,000 M. etc. - Nur Original=Loose versendet incl. fro. Zusendung amtlicher Gewinnliste à M. 3,50. Der Haupt=Collecteur A. J. Pottgießer in Cöln.
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                                                    A. Zander.


Vorläufige Anzeige.

Zu meiner am Freitag den 16. December stattfindenden Benefiz=Vorstellung erlaube ich mir ein hochgeehrtes Publicum von Schönberg und Umgegend freundlichst einzuladen. Zur Darstellung gelangt:

Dorf und Stadt.
Schauspiel in 2 Abtheilungen und 5 Acten von Charlotte Birch=Pfeifer.

Obiges Schauspiel ist in Berlin, Dresden, Leipzig mit großem Erfolge gegeben und glaube ich durch die Wahl des Stückes dem geehrten Publikum einen genußreichen Abend zu versprechen.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Mathilde Kalklöser.


Kirchliche Nachrichten.
Bußtag, 14. December.

Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


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