No. 96
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 09. Dezember
1881
einundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1881 Nr. 96 Seite 1][ => Original lesen: 1881 Nr. 96 Seite 0]

"Dagegen ist aber die Vorschrift von Bestand geblieben, daß der Meister von der geschehenen Annahme eines wandernden Gesellen bei 2 Thlr. - 6 M. Strafe binnen 24 Stunden der Ortsbehörde Anzeige zu machen hat, und ergreift diese Verpflichtung auch diejenigen Handwerker, welche das Handwerk aus Grund des Bundesgesetzes vom 8. Juli 1868 und der deutschen Gewerbeordnung selbstständig betreiben, ohne Meisterrecht in derselben erworben zu haben.
     Neustrelitz, den 20. October 1877.

Großherzoglich Mecklenburgische Landes=Regierung.
C. Graf von Bernstorff.

wird hiedurch wiederholt in Erinnerung gebracht.
     Schönberg, den 29. November 1881.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
W. v. d. Lancken.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über das zu Schönberg vor der Sabower=Straße sub Nris. 2a und 2b belegene Doppelhaus c. p. des Zimmermeisters Chr. Egert allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 31. December 1881,
Vormittags 11 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen Besitzer als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 15. October 1881.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Die beim Aufräumen der Gräben an den Chausseen ausgeworfene Erde darf zu jederzeit ohne vorhergehende Meldung von jedermann abgefahren werden.
Schönberg, den 30. November 1881.

Großherzogl. Landvogtei.
W. v. d. Lancken.


Es wird hierdurch bekannt gemacht, daß alles Sandfahren Unberechtigter aus den städtischen Sandgruben bei Strafe verboten ist. Zum Fahren aus dem sogenannten Fuchsberge ist von den dazu Berechtigten der Schlagbaum=Schlüssel von dem Nachtwächter Clasen im sog. Seuchenhause abzufordern und nach Verschluß der des Baumes dort wieder abzuliefern.
Schönberg den 1. December 1881.

Der Magistrat.


Holz=Auction.

im Vitenser Forste, Revier: Woitendorf am Montag den 12. December 1881 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen über:

eichen Bau= und Nutzholz=Drümme
Eichhester zu Nutz= und Pfahlholz
eichen Kluftholz
eichen Knüppelholz
eichen Zweigholz
buchen Knüppelholz
Versammlung Morgens 10 Uhr beim Holzwärterhause zu Woitendorf.
Rehna den 6. December 1881.

Großherzogliche Forst=Inspection.

Feuerversicherungs-Verein Mecklenb. Kirchendiener & Forstbeamten.
Jahresrechnung pro 1. September 1880/81.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Lübtheen den 15. November 1881.        
Der Vorstand.
Revidirt                                                    
von Starck.           Rosenwanger.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 96 Seite 2]

Zu einer Weihnachtsbescheerung für arme Kinder erbitten wir freundliche Gaben aus der Gemeinde und ersuchen, solche gütigst bis zum 18. d.M. uns zukommen zu lassen.
Schönberg den 9. December 1881.

Kaempffer.           Langbein.


Weihnachts-Ausstellung.

Meine diesjährige besonders reichhaltige Weihnachts=Ausstellung in Holz=, Leder=, Galanterie= u. Kurzwaaren, sowie Bilderbüchern und Jugendschriften halte einem geehrten Publikum bestens empfohlen.
Besonders aufmerksam mache auf mein reichhaltiges Lager von Kunstholzwaaren und den billigen Preis derselben.
Um recht zahlreichen Besuch bittet

                          Achtungsvoll
                          Emil Hempel,
                          Buchbinder.

                          Schönberg i. M., 5. December 1881.


Engl. Syrup,

Weizen=Dampfmehl, Hefenmehl, Succade, cand. Orangenschaale, gerein. Potasche, Citronenöl, sowie sämmtliche Artikel zur Festbäckerei empfiehlt in bester Waare billigst.

A. Zander.       


Ich erlaube mir ergebenst anzuzeigen, daß ich meine diesjährige

Weihnachts-Ausstellung
am 14. ds. Mts. eröffne und bitte meine Freunde und Gönner auch dieses Jahr um recht zahlreichen Besuch.

Achtungsvoll
                          H. L. Francke,
                                                    Conditor in Schönberg.


In der heutigen Nummer dieser Zeitung finden die geschätzten Leser einen Prospect der weit und breit sehr bekannten Kunst=, Musikalien= und Instrumenten=Handlung von F. W. Kaibel in Lübeck, Breitestraße 787 und erlauben wir uns hiemit noch besonders darauf aufmerksam zu machen. Die genannte Handlung hat in ihren Räumen (parterre und 1. Etage) eine große Weihnachts=Ausstellung aufgebaut, bei welcher Jedermann mit Leichtigkeit auch zu geringen Preisen sehr geeignete Festgeschenke finden wird. Noch wollen wir erwähnen, daß die Besichtigung der Kunstsachen etc. Jedem ohne jede Verbindlichkeit gestattet ist.


Carlow und Umgegend

sage ich meinen besten Dank für den Besuch, welcher mir bei meinen Vorstellungen zu theil wurde. Darf ich auch hoffen, daß mir Ihr Wohlwollen in der Zukunft erhalten bleibt? Auch meinen besten Dank für die freundliche Aufnahme dem Herrn Gastwirth Eckmann.

Ergebenst
                                       H. Lieckfeldt, Künstler.


Ca. 10 Fuder Pferdedung

sind zur sofortigen Abfuhr zu verkaufen. Wo? sagt die Expedition dieser Anzeige.


Besten
engl. Syrup
empfiehlt                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Für Zahnkranke

bin ich diesen Sonnabend, Sonntag und Montag Vormittags in meinem Sprechzimmer Schönberg Kaltendamm 4, zu sprechen.

Reinhard.       


Breitestraße 804 Friedr. Matz, Breitestraße 804
Lübeck.
Lager von
Tapeten und Decorationsgegenständen,
Rouleaux,
Gold- und Politurleisten,
Teppichen und Cocosmatten,
Wachstuch und Ledertuch.


Heller'sche Spielwerke

werden alljährlich um diese Zeit angekündigt, um bald darauf als Glanzpunkt auf Tausenden von Weihnachtstischen die kostbarsten Sachen zu überstrahlen. Aus Ueberzeugung rufen wir einem Jeden zu: Was kann wohl der Gatte der Gattin, der Bräutigam der Braut, der Freund dem Freunde schöneres und Willkommeneres schenken? Es vergegenwärtigt glücklich verlebte Stunden, lacht und scherzt durch seine bald heitern - erhebt Herz und Gemüth durch seine ernsten Weisen, verscheucht Traurigkeit und Melancholie, ist der beste Gesellschafter, des Einsamen treuesten Freund; und nun gar für den Leidenden, den Kranken, den an das Haus Gefesselten! - mit einem Worte, ein Heller'sches Spielwerk darf und sollte in keinem Salon, an keinem Krankenbette, überhaupt in keinem guten Hause fehlen.
Für die Herren Wirthe, Conditoren, sowie Geschäfte jeder Art, gibt es keine einfachere und sichere Anziehungskraft als solch' ein Werk, um die Gäste und Kunden dauernd zu fesseln. Wie uns von vielen Seiten bestätigt wird, haben sich die Einnahmen solcher Etablissemente geradezu verdoppelt; darum jenen Herren Wirthen und Geschäftsinhabern, die noch nicht im Besitze eines Spielwerkes sind, nicht dringend genug anempfohlen werden kann, sich dieser so sicher erweisenden Zugkraft ohne Zögern zu bedienen, um so mehr, da auf Wunsch Zahlungserleichterungen gewährt werden. Den Herren Geistlichen, welche aus Rücksicht für ihren Stand oder der Entfernung wegen, Concerten etc. nicht beiwohnen können, bereitet solch' ein Kunstwerk den schönsten, dauerndsten Genuss. Wir bemerken noch, das die Wahl der einzelnen Stücke eine fein durchdachte ist, die neuesten, sowie die beliebtesten ältern Opern, Operetten, Tänze und Lieder finden sich in den Heller'schen Werken auf das Schönste vereinigt. Derselbe hat die Ehre, Lieferant vieler Höfe und Hoheiten zu sein, ist überdies auf den Ausstellungen preisgekrönt, neuerdings in Melbourne der einzige, der speciell für sich allein den ersten Preis - Diplom nebst silberner Medaille -erhielt. Eine für diesen Winter veranstaltete Prämienvertheilung von 100 Spielwerken im Betrage von Francs 20,000 dürfte zudem besondern Anklang finden, da jeder Käufer selbst schon bei einer kleinen Spieldose, dadurch in den Besitz eines grossen Werkes gelangen kann; auf je 25 Francs erhält man einen Prämienschein. Reichhaltige illustrirte Preislisten nebst Plan werden auf Verlangen franco zugesandt.
Wir empfehlen Jedermann auch bei einer kleinen Spieldose, sich stets direckt an die Fabrik zu wenden, da vielerorts Werke für Heller'sche angepriesen werden, die es nicht sind. Alle ächten Werke und Spieldosen tragen seinen gedruckten Namen, worauf zu achten ist. Die Firma hält nirgends Niederlagen.


Theater=Anzeige.
Sonntag den 11. December 1881
Der Goldonkel.
Große Posse mit Gesang und Tanz in 7 Bildern von Emil Pohl. Musik von Conradi.
Anfang präcise 7 Uhr.
                                                    W. Schuldt, Direktor.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 96 Seite 3]
Hängelampe Zu Weihnachtseinkäufen
empfehle ich mein gut sortirtes Lager von
Lampen,
ferner eine reichhaltige Auswahl in
lackirten Blechwaaren
als: Kaffeebrettern, Brodkörben, Gebäckkasten, Spülwannen, Vogelbauern, Kochapparaten, Kohlenkasten und Ofenvorsetzern u. s. w.
Blech=Spielwaaren f. Knaben u. Mädchen.
Blei= und Blech=Soldaten.
Tannenbaum-Leuchter von 1 Pfennig an.
Hochachtungsvoll
               W. Wieschendorf,
               Klempner


== Neuheiten ==
für Hauswirthschaft,
Küche, Waschküche, Plättstube,
Garten und Veranda,
sowie Gesellschafts- & Kinder-Spiele
in grossartiger Auswahl
als passende Weihnachtsgeschenke
empfiehlt                                                    
Lübeck. Breitestrasse 945 beim Markt.    Heinr. Pagels.


Wilhelm Reimers,
Lübeck.
Ecke Schlüsselbuden Holstenstraße Nr. 184, Ecke Schlüsselbuden
empfiehlt:
Schirme und Stöcke
== in größter Auswahl zu den billigsten Preisen. ==
Reparaturen sowie Ueberziehen der Schirme mit beliebigen Stoffen
prompt und billigst.
Neu ! Stöcke mit Laternen. Neu !
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Herrenhüte und Mützen in reicher Auswahl
zu soliden Preisen.
------------------
Großes Sortiment
= Glacée= und Winterhandschuhe, =
sowie die neuesten und modernsten
Pelzwaaren aller Art,
zu äußerst billigen Preisen.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 96 Seite 4]

Weihnachts-Ausstellung
neuer u. praktischer Maschinen u. Gegenstände für
Haus, Küche und Garten etc. etc. empfehlen zu Geschenken
Jürgensen & Robschuld,
Grosse Burgstrasse 717. Lübeck, Grosse Burgstrasse 717.
Lager von Werkzeugen u. Eisenwaaren.


Kölner Dombau-Lotterie.

17. und letzte Ziehung 12./14. Januar 1882. 1372 Geldgewinne baar ohne Abzug. 75,000, 30,000 M. etc. - Nur Original=Loose versendet incl. fro. Zusendung amtlicher Gewinnliste à M. 3,50. Der Haupt=Collecteur A. J. Pottgießer in Cöln.
Wiederverkäufer erhalten Rabatt.


Engl. Salz,
ganze und gemahlene garantirt reine Gewürze empfiehlt                          
                                                    A. Zander.


Zum bevorstehenden Weihnachtsfeste halte ich mein

Friseur=Geschäft

bestens empfohlen. Sämtliche in dieses Fach einschlagende Artikel, als Haarflechten, Haartouren, Perücken, Frisirwolle, Uhrketten, Halsketten, Kämme und Haarpfeile, Parfümerie und Seifen etc. halte vorräthig und offerire dieselben unter reellster und billigster Bedienung.

Söhlbrandt,       
Hebamme.          


Wegen Uebernahme eines größeren Gutes ist sofort bei geringer Anzahlung

ein Gut in Mecklenburg

von 12 Last nahe Stadt und Bahn zu verkaufen. Näheres unter H. 933 Rudolf Mosse Rostock.


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Weidenslaufer.
Berlin, Dorotheen-Strasse 88.
Preiscourant sofort gratis und franco.


Benefiz- Einladung.

Ein hochgeehrtes Publikum von Schönberg und Umgegend erlaube mir zu meiner am Freitag stattfindenden Benefiz=Vorstellung ganz besonders einzuladen.
Zur Aufführung kommt

das
Milchmädchen von Schönberg
Volksstück mit Gesang in 5 Akten von W. M.

Einer recht regen Betheiligung entgegensehend

Hochachtungsvoll
Eug. v. Strom.
Anfang 7 1/2 Uhr. Ende 10 Uhr.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 8. December 1881.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Die Direction.
Steiner.                          Frels.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 11. December.

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Kämpffer.
     Amtswoche: Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.

[ => Original lesen: 1881 Nr. 96 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 96 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 9. December 1881.


Dem Bundesrath ist ein Gesetzentwurf vorgelegt worden, demzufolge das Reichstagsgebäude auf dem nach mehreren Richtungen zu erweiternden, um 8,135,000 M. zu erwerbenden Raczynski'schen Terrain errichtet werden soll.
Die Budget=Commission genehmigte am 5. d. den Bau eines Kaiserpalastes in Straßburg, jedoch mit der Clausel, daß man sich für eine bestimmte Summe für die Ausführung des Baues nicht engagiere, als erste Rate wurden 71,000 M. eingestellt. Beim Etat der Marineverwaltung wurden 900,000 M. abgesetzt, darunter die Forderung für den Neubau einer Panzercorvette an Stelle des "Prinzen Adalbert".
Die Session des Reichstages wird sich bis gegen Mitte Januar erstrecken. Es sind noch zu erledigen der Reichshaushaltsetat, die Hamburger Vorlage, die Denkschriften über das Sozialistengesetz und sind au weiteren Vorlagen noch zu erwarten die über den Bau eines Reichstagsgebäudes, die Berufsstatistik, der in der Thronrede angekündigte Entwurf des zweijährigen Etats und vierjährigen Legislaturperioden, sowie an Anträgen von Mitgliedern des Hauses die über die Erweiterung des Haftpflichtgesetzes, einer prozentualen Börsensteuer, Revision des Gerichtskostengesetzes etc.
Oesterreich=Ungarn. Die erste Amtshandlung des Grafen Kalnoky als auswärtiger Minister Oesterreich=Ungarns, die noch von Petersburg aus verfügte Suspension der diplomatischen Beziehungen zu Rumänien, läßt erkennen, daß sich die äußere Politik des Kaiserstaates fortan wieder in energischen Bahnen bewegen soll. Das Mittel, welches er Rumänien gegenüber anwendet um Remedur für die in der rumänischen Thronrede enthaltene Verletzung der Würde des Reiches zu erlangen, gehört zu den schärfsten diplomatischen Maßregeln die ergriffen werden können. Der nächste Schritt in dieser Richtung wäre der vollständige Abbruch aller Beziehungen und die Abberufung des Gesandten. Daß dieses äußerste und letzte Mittel zur Zeit nicht in den Absichten der Wiener Regierung liegt, wird offiziös bestimmt versichert. Die Weisung an den Grafen Hoyos wird nur als die formelle Antwort auf den durch die rumänische Regierung begangenen formalen Verstoß gegen Oesterreich=Ungarn bezeichnet. Sobald Rumänien ausreichende Satisfaktion gegeben, soll Graf Hoyos den diplomatischen Verkehr wieder aufnehmen. Vor der Hand scheint man in Bukarest indeß noch wenig zu einem Nachgeben geneigt zu sein.
Frankreich. Im Palais des auswärtiges Amtes fand am 6. d. das erste diplomatische Diner des Konseilspräsidenten Gambetta statt. Die französischen Minister und Unterstaatssekretäre, sodann der päpstliche Nuntius, die Botschafter, Gesandten, Minister=Residenten und Geschäftsträger, die Direktoren des auswärtigen Amtes und mehrere Generäle, darunter der Marquis von Galliffet waren anwesend. Das Diner wird allseitig als ganz vorzüglich gerühmt, und der berühmte Koch Gambetta's, Monsieur Trompette, soll sich selbst übertroffen haben. Nach dem Diner wurde eine längere, ersichtlich äußerst kordiale Unterhaltung des Conseil=Präsidenten mit dem Fürsten Hohenlohe und dem Grafen Beust sehr bemerkt, und es erregte ein besonderes Interesse, daß Herr Gambetta seinen Unterrichts= und Kultusminister Paul Bert dem päpstlichen Nuntius vorstellte. Um 11 Uhr trennte sich die Gesellschaft.
Rußland. Eine von dem Executiv=Komite der Narodnaja Wolja, dem russischen Revolutions=Ausschusse, veröffentlichte Proclamation, welche insbesondere an die Bauern gerichtet ist, fordert zu einer Massen=Petition an den Kaiser auf. Diese Petition soll folgende Forderungen erhalten: eine neue Bodenvertheilung ohne jede Ablösung, Herabsetzung der Steuern, Autonomie der Gemeinden und Einberufung einer Depurtirten=Versammlung, welche die Steuern festsetzen und über Krieg und Frieden zu entscheiden hätte. Wenn der Zar diese Bitten nicht erfüllt, so soll "auch gegen ihn der Kampf bis zu Ende geführt werden und auch ihn eine gleiche Strafe wie seinen Vater ereilen."


- Krupp in Essen beherrscht in der That den Kanonenmarkt der Welt, wie jüngst das militärische Wochenblatt meinte. So hat das genannte Etablissement neuerdings mit Brasilien einen Vertrag auf Lieferung von 15 Batterien oder 108 completen Feldgeschützen abgeschlossen, welche im Laufe des nächsten Jahres fertig zu stellen sind. Bei dieser Gelegenheit wollen wir als Beispiel für die Leistungsfähigkeit der Kruppschen Fabrik anführen, daß in der abgelaufenen Woche das 10,000. Geschütz seit dem Jahre 1873 fertig geworden ist. Von Rumänien ist auch ein Auftrag eingegangen, und zwar auf 400 complete Geschütze.
- Wie aus Münster berichtet wird, sind am 3. d. M. die eisernen Käfige, in welchen vor 345 Jahren die Leichname Johannes von Leiden, Knipperdollings und Krechtings an dem oberen Stockwerk des Lambertithurms angebracht worden waren, vom Thurme herabgeholt worden - ein Schauspiel, welches Hunderte von Zuschauern auf den Principalmarkt zusammenführte. Dieselben sollen an einem öffentlichen Orte ausgestellt und der allgemeinen Besichtigung zugänglich gemacht werden, bis der neue Thurm fertig ist, an welchem sie wieder ihren Platz finden sollen.
- Gambetta hat sein erstes diplomatisches Diner gegeben. Die ganze Diplomatie, der päpstliche Nuntius voran war einig, daß Gambetta den besten Koch und Kellermeister habe.
- Die Schweizer Artillerie schießt einen bereits wackelnden Kopf mit Kanonenkugeln ein. Es ist der himmelhohe Ristkopf, der dem Einsturz und die Dörfer und Menschen zu seinen Füßen zu zerschmettern droht.
- Für Bienenzüchter. Die diesjährige Erfahrung, schreibt der renommirte Imker, Herr Skibbe=Prochnow, der "Dt.=Kroner Zeitung", hat uns gelehrt, daß die Honigschleuder auf vielen Bienenständen Schaden angerichtet. Wer nicht vor dem 20. Juli schon geschleudert hatte, sah aus der späteren Witterung, daß von einer Honigernte wohl kaum die Rede sein konnte und unterließ das Schleudern; wenn aber die 2 M. per Liter Schleuderhonig zu sehr ins Gewicht fielen, so wurde frisch drauf genommen, wo nur Honig zu finden. Dieser Akt straft sich gar hart. Was nützen solchen Imkern die vollen Töpfe, wo die Bienenwohnungen leer stehen! Gern gäbe Mancher jetzt seinen Bienen zurück, was er ihnen im Sommer entzog, aber auch damit ist den armen Thieren nicht viel geholfen; denn offener Honig schadet im Herbste eingefüttert mehr, als er nützt. Wie der Korbbienzüchter seinen Völkern hilft, wurde schon früher an dieser Stelle gesagt; heute gilt es gut zumachen, was die Schleuder in Unordnung gebracht hat schon seit Jahren hat mir ein befreundeter Bienenzüchter in Thüringen ein Verfahren mitgetheilt, wie er auf leichte und zweckentsprechende Weise schwache Völker durch den Winter bringt. Er bereitet sich künstliche Futterwaben. Seine Erfindung verdient Nachahmung: ich habe vor 2 Jahren einen Versuch gemacht und gefunden, daß die Bienen den eigenen Honig stehen ließen und die Kunst=Futterwaben verzehrten. Das eigentliche Bereiten der Futterwabe besteht darin, daß man 4 k. weißen Zucker in 4 Liter Wasser zu einer Breimasse einkochen läßt, der man unter fortwährendem Rühren 80 gr. Stärkemehl, 4 gr. kohlensauren Kalk, 4 gr. phosphorsauren Kalk, 4 gr. trockenes Eieralbumin und 4 gr. Salizilsäure zusetzt.

[ => Original lesen: 1881 Nr. 96 Seite 6]

Nachdem die Masse gehörig durcheinandergekocht und gerührt, läßt man sie etwas erkalten und füllt damit die einzuhängenden Rähmchen mit einem Löffel. Hat man etwa 10 Stück zu füllen, so besorgt man sie alle erst auf einer Seite, wenn man das zehnte aus der Hand legt, kann schon die zweite Seite des ersten gefüllt werden, ohne daß auch nur der kleinste Theil davon zur Erde fiele. Alle hier angeführten Sachen sind bei Herrn Apotheker Jungklaaß=Dt.=Krone zu haben, der ja bereits seit 3 Jahren ein Depot der Salizilsäure von Heyden=Dresden hält. Mit einem Kostenaufwande von 1 M. bis 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg). bringt man jedes Volk durch den Winter. - Jetzt erwarte man noch wo möglich einen Tag, wo die Bienen lustig fliegen, und stelle ihnen das so bereitete Futter gerade in der angenehmsten Stunde ein. Räuber zieht dieses Futter nicht an. Nach der Einfütterung stelle man die Bienen ins Winterlokal, den Keller, und überlasse Alles dem Schutze des Allmächtigen.
- Große Heiterkeit erregte vor wenig Tagen im Reichstage folgende Nachricht. In der Debatte über den Hamburger Zollanschluß hatte der Abg. von Windhorst die Bemerkung fallen lassen, in Hamburg bekomme man nichts geschenkt und darum wolle er auch den Hamburgern nichts schenken.
Zwei Tage darauf erhielt nun die Excelenz ein Fäßchen Caviar als Geschenk von ungenannter Hand in Hamburg.
- Drei Tage hatte ein am Typhus gestorbenes Mädchen in Rauschwitz bei Glogau im Sarge gelegen und sollte andern Morgens begraben werden, da wurden die Angehörige die im Nebenzimmer schliefen, durch ein Geräusch erweckt und sahen Folgendes: die Scheintodte hatte sich im Sarge aufgerichtet und sah mit wirren Blicken um sich; dann erhob sie sich, schritt wankend zum Spiegel, riß die Hülle ab und stürzte mit einem grellen Schrei zu Boden. Sie wurde zum Bewußtsein zurückgebracht und wird am Leben erhalten werden.
- Rennpferde zu halten, ist in der Regel ein kostspieliges Vergnügen; daß es indeß auch eine reiche Quelle der Einnahme sein kann, dafür ist das bekannte Rennpferd "Robert the Devil", der Sieger des englischen Saint=Leger=Rennens im Jahre 1880, ein classischer Beweis. Dieses Pferd gewann während seiner dreijährigen Rennlaufbahn seinen Besitzern über 350,000 M. an Rennpreisen. Nachdem nunmehr die Saison in England beendet ist, wurde es zum Verkaufe gestellt und erzielte hierbei das nette Sümmchen von 160,000 M.
- Eine neue Methode des Anbindens der Pferde im Stall ist von Grimm in Koburg vorgeschlagen, und wird in der "Milchzeitung" darüber referirt. Bei dieser neuen Anbindungsweise führt ein Eisenstab von der oberen Fläche der Krippe bis zum Fußboden. In letzterem ist derselbe befestigt und zwar in der Weise, daß man einen halben Quadratfuß Holz von der Größe eines Pflastersteines in die Mitte des Pferdestandes, dicht an der hinteren Wand im Fußboden einfügt, ein Loch von der Stärke des Stabes in der Mitte des Blockes, 2-2 1/2 Zentimeter Raum zwischen der Vorderseite der Krippe und dem Stabe übrig bleibt. An diesem Stabe läuft ein Ring mit kurzer Anbindungs=Kette nieder. Als Hauptmomente dieser Anbindungsweise werden folgende angegeben: 1. Die Verlängerung des Stabes bis auf die obere vordere horizontale Fläche der Krippe; 2. die gebogene Form des Stabes und der ihm parallele Verschluß der unteren Stallwand; 3. die Kürze der Anbindungskette. Hiernach sollen folgende Vortheile erzielt werden: a) Das gänzliche Verhüten des Einhängens mit den Beinen in den Anhängungsapparat und aller hieraus entspringenden Uebel; b) das Vermeiden des Spielens und Zankens der Pferde, des hieraus hervorgehenden Schlagens mit den Hinterbeinen und deren üblen Folgen; c) die größtmöglichste Schonung und Erhaltung des Pferdes; d) die größte Bequemlichkeit des Thieres im Stalle und deshalb die Ruhe und einfachere Beaufsichtigung in demselben.
- Ein interessant und fetter Erbschafts=Prozeß spielt vor dem Civiltribunal in Marseille. Vor Kurzem ertranken bei einem Schiffsunfall die Ehegatten Herr und Frau Rivoire fast gleichzeitig. Sie hatten keine Kinder. In ihrem Testament hatte Frau Rivoire ihren Mann und Herr Rivoire seine Frau zum Erben eingesetzt. Mann und Frau haben viel nahe Verwandte und Erben; es handelt sich nun darum, wer von beiden zuerst gestorben ist, und ob die Verwandten des Mannes oder der Frau erben. Die Erbschaft beträgt 2-3 Millionen Franks.
- Der reichste Mann in Paris und in der ganzen Welt ist der Amerikaner Mackay; er kann täglich für sein Frühstück oder sein Mittagessen eine Gold= oder Silber=Mine springen lassen. Neulich ließ er den berühmten Maler Meisonier kommen und bat Ihn, male meine Frau. Der Maler sah sich die Frau an und sagte, ich verlange 100,000 Franks.
- Was? So viel? - Ja, ein hübsches Gesicht hätt' ich umsonst gemalt.
- Vor 50 Jahren waren Joseph Halley und Elise Wels in London verlobt gewesen, er aber hatte ein anderes Mädchen heirathen müssen und sie einen andern Mann; denn die Eltern wollten es so und - das Geld. Jetzt war er Wittwer und sie Wittwe geworden, und weil die alte Liebe nicht gerostet war, standen sie am vorigen Sonntag vor dem Traualtar und zwar in Rock und Kleid, in Hut und Schuh, wie sie vor 50 Jahren Mode waren.
- Die Reparatur eines Naturwunders dürfte zu den seltensten Dingen, von denen man hören kann, zählen, und eine solche Reparatur ist jüngst, wie berichtet wird, an dem Rheinfall bei Schaffhausen ausgeführt worden. Schon seit langer Zeit befürchtete man, daß der mittlere Felsen des Rheinfalls, welcher Jahrtausende hindurch der Gewalt der Wogen getrotzt, eines schönen Tages einstürzen könnte, wodurch natürlich der ganze Fall wesentlich an seinem malerischen Anblick verloren haben würde. Die Schaffhausener Regierung ließ daher den Felsen, welcher durch Auswaschungen einen bedrohlichen Charakter angenommen hatte, mittelst Beton ausbessern. Es wurden 86 Säcke Grenoble= und 249 Säcke Portland=Cement zu diesem Zwecke verwendet.
- Der Dampfer "Newport" von der Ward's Linie, hatte, so wird aus Newyork berichtet, bei seiner letzte Fahrt nach Havana ein seltsames Abenteuer zu bestehen. Das Schiff segelte am 27. October von Newyork ab und war bei Dämmerung des folgenden Morgens vor den Delaware Kaps. Gegen 8 Uhr gerieth der Dampfer zwischen eine Menge von Walen. Die Ausdehnung des von Walen belebten Meergebiets wird auf 20 Miles in der Länge und 1/2 Mile Breite angegeben, (1 Mile gleich rund 1 1/2 Kilometer.) Die Fische waren von den verschiedensten Größen, plötzlich erzitterte das Schiff in seiner ganzen Länge, es hatte einen Wallfisch von etwa 60 Fuß Länge getroffen, der vor dem Bug des Schiffes hatte vorüberschwimmen wollen. Der Wallfisch wurde in 2 Stücke zerschnitten, welche das Wasser mit Blut färbend, auf beiden Seiten vorbeitrieben. Der Dampfer kam zum Stillstand; der Vordersteven wurde untersucht und erwies sich als unbeschädigt, doch war der Steuerapparat etwas in Unordnung gekommen. Dies wurde bald in Ordnung gebracht und der Dampfer setzte seinen Weg fort, die Passagiere waren aber nicht mehr so erfreut über den Anblick der Wale als vorher; die Erscheinung des mit seinem Kopfe aus dem Wasser emporschießenden Wales war keineswegs angenehm gewesen. Zehn Minuten nachdem die Fahrt wieder aufgenommen, erzitterte das Schiff von einem neuen, heftigeren Stoß, so daß die stehenden Passagiere beinahe das Gleichgewicht verloren: ein zweiter Wal war in zwei Stücke zerschnitten worden. Der Körper des Fisches ging unter dem Schiffe durch und schlug mit großer Heftigkeit an die Schraube. Der Ingenieur stürzte auf Deck, in der Meinung, das Schiff sei an ein submarines Wrack angerannt. Darauf gab der Kapitän den Befehl, den Kurs des Schiffes zu ändern, und bald war man aus Sicht der unliebsamen Seeungeheuer. Die Sache klingt glaublich, denn vor etwa 10 Jahren hatte der Lloyddampfer "Hansa" eine ähnliche Begegnung. Er traf im Atlantischen Ocean auf zwei Wale, von denen der eine zwar nicht zerschnitten, aber so durch den Dampfer verletzt wurde, daß das Meer sich mit Blut färbte. Das Schiff selbst blieb unbeschädigt. Ueber ein ähnliches Renkontre berichtete vor etwa dreißig Jahren ein französischer Wallfischfänger von seiner Kreuze im südatlantischen Ozean.


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