No. 68
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. September
1881
einundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1881 Nr. 68 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Die Tabaks und Cigarren=Fabrikanten in Berlin beginnen für die bevorstehende Reichstagswahl Stellung zur Frage der Besteuerung des Tabaks zu nehmen. So haben in den letzten Tagen mehrere Versammlungen stattgefunden, darunter eine größere in Braunschweig, in welcher beschlossen wurde, nur denjenigen Candidaten die Stimmen zu geben, die sich mit Entschiedenheit gegen die Einführung des Tabaksmonopols aussprechen und einer weiteren Steuererhöhung nicht zustimmen würden, als bis die Resultate der gegenwärtigen Steuer sich übersehen lassen, die Geschäfte sich consolidirt und die leidende Tabakindustrie sich wieder erholt habe. Es heißt, daß demnächst eine große Versammlung von deutschen Tabaksindustriellen, Fabrikanten, Händlern etc. stattfinden soll, um in derselben Stellung zur Tabaksteuerfrage zu nehmen.
Der neu ernannte Bischof von Trier Dr. Korum, welcher nach Varzin gereist war, und mit dem Reichskanzler eine längere Unterredung gehabt hat, weilt jetzt seit zwei Tagen in Berlin. Derselbe conferirt täglich mit den Ministern des Innern und des Cultus und ist auch bereits vom Kaiser empfangen worden. Der neue Bischof hat bereits die landesherrliche Bestätigung erhalten und schreibt der Reichs= und Staatsanzeiger darüber Folgendes:
"Die Verhandlungen wegen Wiederbesetzung des durch den Tod des Bischofs Eberhard erledigten bischöflichen Stuhls von Trier sind zum Abschluß gelangt. Nachdem nach erfolgter Zustimmung der Staatsregierung durch päpstliches Breve vom 12. August d. J. der seitherige Domherr an der Kathedralkirche zu Straßburg i. E. Dr. Felix Korum zum Bischof von Trier ernannt und von demselben die zur Uebernahme seines Amts erforderliche Anerkennung Sr. Majestät des Königs nachgesucht worden ist, heute die Aushändigung der vom 29. August datirten landesherrlichen Anerkennungsurkunde an den Bischof Korum Seitens des Ministers der geistlichen Angelegenheiten stattgefunden."
Die Wiederbesetzung des Bischofssitzes zu Trier ist als ein wesentlicher Schritt zum Abschluß des Kulturkampfes anzusehen, dem sehr bald weitere Schritte folgen dürften.
Der seit längerer Zeit schwer erkrankte Hofbesitzer Kryger in Beftoft in Nordschleswig, der bekannte langjährige Vorkämpfer der nordschleswigschen Dänen, ist am 28. v. M. gestorben. Er ist 65 Jahre alt geworden.
England. Die irische Landvorlage hat die Genehmigung der Königin erhalten. Schlimm genug muß es in einem Lande stehen, in welchem nach dem Zeugniß des katholischen Erzbischofs von Dublin in einem Jahre für 120 Millionen Mark Branntwein vertilgt wird und jährlich an 100,000 Personen wegen bösartiger Trunkenheit vor Gericht gezogen werden. Da Irland eine Bevölkerung von nur 5 1/3 Millionen Seelen besitzt, so kommt auf den Kopf allein an Branntwein jährlich 22 Mark. Zieht man aber die Zahl der Erwachsenen arbeitsfähigen Personen allein in Betracht, so mag sich dieser Satz wohl auf das Dreifache steigern, für ein so armes Land gewiß eine erschreckende Ziffer. Es hört sich auch fast wie der Ausfluß eines Branntweinrausches an, wenn man die letzte von Mitgliedern der extremen revolutionären Partei der Irländer erlassene Proclamation liest. Sie lautet: "Das Dynamitcomité" (selbstgewählter Ehrentitel) erklärt, die Irländer könnten in einer einzigen Nacht alle Schiffe mit englischer Flagge in New=York, Halifax, Quebeck, Melbourne, Sidney, Capetown und San Francisco zerstören und warnt Jedermann, vom 1. September ab Schiffe mit englischer Flagge zu benutzen. Ein Meeting ist auf den 29. August nach Newyork berufen, um die Proclamation gutzuheißen.
Frankreich. Die gambettistischen Organe sind der Ansicht, man müsse das Eisen schmieden so lange es warm ist, daß heißt, so bald als nur möglich ein neues Kabinet bilden und die neue Kammer zusammenberufen, damit schleunigst der Bestand einer kompakten gouvernementalen Majorität konstatirt werde. Da nun aber erst am 28. Oktober die gesetzliche Existenz der jetzigen Kammer erlischt, verlangen diese Eiligen von dem Präsidenten der Republik, daß er ohne Säumen die Kammern zusammenberufe und dem Senate einen Antrag auf Auflösung der Deputirtenkammer unterbreitet. Nachdem diese Auflösung vom Senate votirt ist, so meint man, könne sofort die neue Kammer in Funktion treten. Nun stellt sich aber heraus, daß die augenblickliche Verfassung ein solches Verfahren und die gleichzeitige Existenz zweier Kammern, von denen die eine auf den Ablauf der gesetzlichen Existenz der anderen wartet, gar nicht vorgesehen hat. Der Artikel der Verfassung, betreffs des dem Präsidenten der Republik mit Zustimmung des Senates gebührenden Rechtes der Auflösung der Kammer lautet wie folgt: "Artikel 5. Der Präsident der Republik kann unter Zustimmung des Senates die Deputirtenkammer vor dem gesetzlichen Ablaufe ihres Mandates auflösen. In diesem Falle werden die Wähler in der Frist von drei Monaten behufs Neuwahlen zusammenberufen." Da nun die Wahlen bereits stattgefunden haben, kann also dem Wortlaute der Verfassung gemäß eine Auflösung gar nicht mehr stattfinden, so daß, falls durch irgend ein wichtiges inneres oder anderes Ereigniß die Zusammenberufung der Kammern erforderlich würde, die alte Kammer wieder in Funktion treten müsse, bis ihr gesetzlicher Termin, der 28. October erreicht ist. Die Gambettisten werden sich also etwas gedulden müssen und das Land wird sich gewiß nicht über diesen nothwendigen "Zwischenakt" beklagen. Die Wahlagitation hat, wie das in Frankreich stets der Fall ist, auf die Geschäfte einen ungünstigen Einfluß ausgeübt und mit Ausnahme einiger Politiker wird alle Welt damit einverstanden sein, daß die weitere Entwickelung der durch die Wahlen geschaffenen Situation bis zum November hinausgeschoben wird. Wie bereits telegraphisch mitgetheilt, hat sich die Regierung keinen Augenblick dem Ansinnen der Gambettisten geneigt gezeigt. - Es heißt, es sei Befehl an die Truppen in Tunis gegeben, Susa zu besetzen.
Bei Cannes ist gestern ein Eisenbahnzug, der von Marseille nach Ventimiglia fuhr, am Meeresufer theilweise entgleist. Die Lokomotive und vier Güterwagen stürzten vom Geleise auf die Felsen. Der Zugfüher ist todt, neun Passagiere sind ver=

[ => Original lesen: 1881 Nr. 68 Seite 2]

wundet. - Vergangene Nacht hat zwischen dem gestern Abend von Belfort abgegangenen Expreßzug und einem Güterzug bei Jussey ein Zusammenstoß stattgefunden, bei welchem eine Person getödtet und vier verwundet wurden.
Großbritanien. Die Session des Parlaments ist mit einer Thronrede geschossen worden. Der Fall ist seit langer Zeit nicht erhört, daß das Parlament bis gegen Ende August getagt hat. Die lange Dauer der Session wurde nicht zum Mindestens durch die Irischen Angelegenheiten bedingt, welche die Thätigkeit des Parlaments in hervorragendem Maße, und fast ausschließlich in Anspruch nehmen.
Niederlande. Die Niederländer können sich wieder auf eine kostspielige Expedition in Atschin gefaßt machen, da die neuesten Nachrichten den baldigen Ausbruch eines Aufstandes als unzweifelhaft erscheinen lassen, der sich schon jetzt durch zahlreiche Angriffe auf Privatbesitzungen, ja sogar auf holländische Truppenabtheilungen und Posten ankündigt. Die Niederländer scheinen in Atschin ihr Algerien zu haben.
Washington. In dem Befinden des Präsidenten Garfield ist eine kleine Besserung eingetreten. Das Fieber ist im Abnehmen auch ist die Drüsengeschwulst besser geworden, so daß die Befürchtungen einer Blutvergiftung mit jeder Stunde geringer wurden. Dem ärztlichen Bulletion vom letzten Dienstag früh 9 Uhr zufolge hat der Präsident den größten Theil der Nacht geschlafen und mehrmals flüssige Nahrung zu sich genommen, die im Magen zurückgehalten wurde. Das Allgemeinbefinden ist unverändert.
Schönberg. Am letzten Mittwoch Abends, wurde uns durch die Reutervorlesung des Herrn Max Schwarz ein großer Genuß bereitet. In Mecklenburg Reuter vorzulesen, heißt ja eigentlich Eulen nach Athen tragen und sind wir daher der Einladung zur Vorlesung gefolgt mit besonders zur Kritik aufgelegten Stimmung. Doch sind unsere Erwartungen weit übertroffen. Wenn auch die lebensvolle sowohl dem Idiom, als dem Inhalt der Reuterschen Dichtungen in jeder Beziehung voll gerecht werdende Darstellung Kräpelins nicht ganz erreicht ist, so haben wir doch eine Kunst des Vortrages, der Wiedergabe der einzelnen durch besondere Modulation der Stimmen streng von einander geschiedenen Figuren und Charaktere genossen, welche uns wieder einmal die gemüthvollen Dichtungen unseres großen Volksdichters in ihrer ganzen Schönheit vorführten. Die Auswahl war eine besonders günstige. Aus der "Stromtied" las Herr Schwarz die Episode des Reformvereins zu Rahnstädt, worin die verschiedentlichen Volksredner in äußerst drastischer Weise vorgeführt wurden. Das leider sehr kleine Auditorium belohnte den Vorleser mit herzlichem Lachen, da es demselben meisterhaft gelang, die vom Dichter geschaffene Komik der Situation zur Anschauung zu bringen. Aus der "Franzosentied" wurde die Scene von "Mamsell Westphalen" und "Herrn Droy" vorgetragen und verfehlte diese lebensfrohe Scene, welche schon so viele tausend Mal das Zwerchfell der Zuhörer in Erschütterung gebracht hat, auch diesmal ihre Wirkung nicht. Zum Schluß wurde eine Wachtstubenscene aus den "Mecklenbörger Geschichten" von Quitzow vorgetragen, welche zeigte, daß auch die Epigonen Reuters Werthvolles geleistet haben, und brachte der ausgezeichnete Vortrag des Vorlesers auch hier eine fortwährende Heiterkeit des Publikums zu Wege. Wir können dem Vorleser nur unsern Dank für den uns gewährten Genuß aussprechen mit dem Bedauern, daß so Wenigen derselbe zu Theil geworden und hoffen wir, daß bei der in Aussicht gestellten Wiederholung ein recht zahlreiches Publikum sich zu den wirklich gediegenen Leistungen des Herrn Schwarz einfinden möge, zumal da solche Genüsse uns hier in Schönberg nicht allzu oft geboten werden.
Am letzten Montag, Morgens gegen 6 Uhr traf in Peine ein Extrazug aus Berlin mit ungefähr 250 Personen ein, welche den Oelheimer Petroleumwerken einen Besuch abstatten wollten. Der Weg nach Oelheim, welches von Peine anderthalb Stunden entfernt ist, wurde zu Wagen zurückgelegt. Oelheim selbst ist keine Ortschaft, sondern besteht nur aus den industriellen Anlagen, welche zur Gewinnung des Petroleums dort angelegt sind, hat aber bereits eine Restauration, welche in einer Art von Blockhaus betrieben wird und den vielsagenden Namen "New=Pennsylvanien" führt. Die Ankömmlinge, welche hauptsächlich aus Interessenten der Oelheimer Petroleumindustrie und Journalisten bestanden, nahmen zuerst die Mohr'schen Werke in Augenschein und es erregte besonders das Bohrloch Nr. 3 Aufmerksamkeit. Während aus den Bohrlöchern Nr. 1 und 2 das Oel in einem mäßigen, nicht einmal constanten Strom von heller wässeriger Farbe hervor kommt, wird dasselbe aus dem Bohrloch Nr. 3 vermittelst einer Dampfmaschine aus einer Tiefe von über 200 Fuß in einem constanten schmutzig braunen Strom herausgepumpt und fließt in einen großen Behälter, in welchem sich zunächst die wässerigen Bestandtheile ausscheiden und durch eine Röhre abfließen. Das Oel gelangt sodann in ein zweites Bassin, in welchem es von Naptha und Schmieröl gereinigt wird, sodann in ein drittes, von welchem aus es in Fässer gebracht wird, bevor es jedoch zum Brennen in Lampen u. s. w. zu verwenden ist, hat es noch einen weiteren Reinigungsprozeß durchzumachen. Man nimmt an, mit dem Bohrloch Nr. 3 auf eine ergiebige Oelader gestoßen zu sein und beabsichtigt, diese Ader weiter verfolgend neue Bohrlöcher anzulegen. Die Oelwerke machten auf die Anwesenden einen befriedigenden Eindruck und hält man das Unternehmen für ein günstiges, jedoch machten sich auch Stimmen bemerkbar, welche an den Oelheimer Petroleumwerken eine scharfe Kritik übten; auch war das Gerücht verbreitet, daß man in der der Besichtigung vorangegangenen Nacht das Pumpen am Bohrloch Nr. 3 zeitweilig ausgesetzt habe, um nachher einen desto stärkeren Strom zu Tage fördern zu können. Nicht weit von den Mohr'schen Bohrlöchern liegen die Bohrwerke der Bremer "Deutsche Petroleum=Bohrgesellschaft." Hier sind besonders die Bohrlöcher Nr. 15 und 19 die ergiebigsten, jedoch entströmt ans ihnen lange nicht so viel Oel, als aus dem oben beschriebenen Bohrloch Nr. 3. Nach der Besichtigung der Oelwerke fuhren die Berliner Gäste wieder nach Peine zurück, woselbst sie sich durch ein kräftiges Diner stärkten und ihre Aufmerksamkeit, die bisher nur dem Oel gewidmet war, jetzt andern Stoffen zuwandten. Vergnügt und in gehobener Stimmung kehrten sie sodann wieder nach Berlin zurück. Hoffentlich wird die Stimmung der Actionaire der Oelheimer Petroleum=Industrie auch stets eine vergnügte und gehobene sein. Vorläufig sind die Actien des mit einem Kapital von 5 Millionen Mark errichteten Unternehmens von der Höhe auf welcher sie standen, nämlich 137, auf 121,50 herunter gesunken.
- Theyenne ist eine interessante Stadt in Nordamerika, belegen am Fuße des Felsengebirges in einer Steinwüste ohne Vegetation, ohne Baum= und Graswuchs. Am 1. Juni 1867 erbaute ein Mann Namens Whitehead in der Ebene von Theyenne das erste Haus aus rohen mit Lehm verschmierten Balken. Zehn Jahre später ist an derselben Stelle eine große blühende Stadt entstanden, mit breiten, hübschen Straßen, großartigen Hotels, geräumigen Waarenlagern, Bankgebäuden, einem hübschen Stadthaus, Schulen, Gefängniß, Opernhaus und Kirchen - Kirchen für Katholiken, Methodisten, Presbyterianer und alle andern möglichen Secten. Kirchen in einer Stadt, die noch vor fünf Jahren aus elenden Erdlöchern und Bretterhütten bestand, welche letzteren auf kleinen hölzernen Rädern ruhten und transportabel waren, so daß die Stadt damals in ganz Amerika unter den Namen "Hölle auf Rädern" bekannt war. Wie alle Städte von Omaha bis nach Kalifornien, so hat auch Theyenne seinen Ursprung der Pacific=Bahn zu danken. Als es bekannt wurde, daß Theyenne für den Winter 1867/68 zum Endpunkt der damals im Bau begriffene Eisenbahn erwählt worden, und diese letztere erst im Frühjahr weiter gebaut wurde, sprang über Nacht in der weiten Einöde eine Stadt mit 6000 Menschen aus dem Boden. Woher kamen sie? Niemand weiß es zu sagen. Was waren sie? - Trunkenbolde, Gauner, Falschspieler, Lumpen, Diebe, Deserteure, Indianer, chinesische Arbeiter, alle zusammen der Auswurf des Menschengeschlechts. - Wohnungen, die aus Zelten, Fässern, leeren Kisten, Blockhäusern und Erdlöchern bestanden, schoßen wie Pilze aus der Erde. Bei dieser Einwohnerschaft waren Diebstähle und Raubmorde ganz gewöhnliche,

[ => Original lesen: 1881 Nr. 68 Seite 3]

Tag und Nacht vorkommende Ereignisse. Lange konnte dieser Zustand natürlich nicht dauern und es traten sich die besseren Elemente der Bewohner zu einem Vigilanz=Comittee - zu einem geheimen Sicherheitsausschuß - zusammen. Jetzt wurde die rücksichtloseste Lynch=Justiz geübt, die schlimmsten Gauner wurden gehängt oder aus der Stadt gejagt und allmählich wurde den Räubern das Handwerk gelegt. Die Stadt hätte bei dem Weiterbau der Pacific=Bahn unzweifelhaft wieder aufgehört zu existiren, wenn nicht nördlich derselben in dem Black Hills Gold entdeckt worden wäre. Die Goldfunde wurden natürlich zu fabelhaften Schätzen emporgelogen und dasselbe Goldfieber, welches einst Californien, später Colorado hervorgerufen hatte, herrschte auch jetzt für Black Hills. Alle unnützen Elemente, alles unnütze Gesindel des civilisirten Ostens ziehen nach Black Hills und während so der Osten von ihnen geläutert, befreit wird, sind sie die Gründer einer neuen Civilisation im Westen. Die Städte im Osten sind durch diesen Abfluß gesäubert und haben dadurch gewonnen, der Abschaum ist nach dem Westen abgeflossen, um das Land zu besiedeln. Der Gesittete, der Gebildete kommt in der rauhen Wildniß nicht fort. Roh, gewaltig, bahnbrechend, ist der Anfang und erst in diesen bereits gebrochenen, bestehenden Pfaden kann die Civilisation vorwärtsschreiten. Für Theyenne ist eine neue Glanzperiode hereingebrochen. Früher war es das Eisenbahn= und Prairie=Gesindel, jetzt ist es das Minen=Gesindel, daß sich Theyenne zum Schauplatz seiner Thaten ausersehen. Es ist im Handumdrehen aus einer Eisenbahnstadt eine Minenstadt geworden. Es ist jetzt der günstigste Platz zur Ausrüstung der einzelnen, nach den 200 engl. Meilen entfernten "schwarzen Bergen" abgehenden Mineurgesellschaften. Theyenne ist zum zweiten Male in Blüthe, aber sein Glanz beginnt bereits wieder zu erblassen. Es wird nämlich eine Eisenbahn von Theyenne nach Fort Laramie gebaut und dadurch der Weg nach Block Hills um die Hälfte verkürzt. Der Handel, die Ausrüstung der Expeditionen wird sich nach Laramie ziehen, dort wird eine große Stadt entstehen, die so lange existiren wird, bis die Eisenbahn weiter gebaut worden. Dann wird sie ebenso verschwinden. Allein gegenwärtig zehrt sie an der Bevölkerung und dem Handel von Theyenne=Laramie blüht auf, Theyenne hingegen sinkt in jenes Nichts zurück, das es vor wenigen Jahren war. Wird es noch ein drittes Mal zur Blüthe kommen? Ja, dann aber ist es die Blüthe der wahren Civilisation, - die ewig bleibt. (Nach E. v. Hesse=Wartegg, Nord=Amerika.)
- London 26. August. Auf den Orkney=Insel strandete gestern ein Walfisch. Sofort machte sich eine Menge von Männern, Frauen und Kindern mit Gabeln und Messern auf und schnitt an dem Unthier so lange herum, bis man es für völlig todt hielt. Dann umgab man es mit Stricken und fing an, das Thier mit der steigenden Fluth nach dem Hafen zu ziehen, plötzlich erwachte der Fisch zum Leben, schwamm seewärts und zog die Boote sammt ihren Insassen nach sich, so daß Letztere schließlich genöthigt waren, die Stricke zu zerschneiden, um ihre Boote zu retten. (Köln. Ztg.)
- Lord Clandeboye, der älteste Sohn des brittischen Botschafters bei der Hohen Pforte, Lord Dufferin, hat 17. d. M. auf der Strecke zwischen Theraphia und Baykos den Bosporus durchschwommen, eine weit bedeutendere Leistung als die berühmte Schwimmfahrt von Leander und Lord Byron zwischen Seston und Abydos. Lord Claudeboye hat die Strecke in einer Stunde zugelegt.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuches über die zu Panten sub Nr. IV. belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Friedrich Eblers daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termine der Präclusivbescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg den 27. August 1881.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Der Hauswirth Heinrich Wittfoth zu Duvenest klagt gegen den Bäcker Johannes Petersen, früher zu Herrnburg, jetzt unbekannten Aufenthaltsorts, wegen Schuld, mit dem Antrage auf Verurtheilung des Beklagten zur Zahlung von 295 M. und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreites vor das Großherzogliche Amtsgericht zu Schönberg auf

Freitag, den 23. September 1881
Vormittags 11 Uhr.

Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht.
Schönberg, den 14. Juni 1881.

H. Diederich,
Gerichtsschreiber des Großherzogl. Amtsgerichts.


Verpachtung.

Der Hauswirth H. Woisin zu Lindow beabsichtigt seine dortige Vollhufnerstelle mit Zubehör meistbietend öffentlich zu verpachten, wozu Termin angesetzt ist im Hause des Ackerbürgers Boye hieselbst auf

Donnerstag, den 15. September d. J.
Vormittags 11 Uhr.

Abschrift des Pachtcontractes ist beim Privatcopisten C. Buschow und beim Hauswirth Woisin zu erhalten und das Gehöft etc. stets in Augenschein zu nehmen.
Schönberg den 14. Juli 1881.

J. F. Kindler, als Notar.       


Bekanntmachung.

Die Schulden=Regulirungs=Section beabsichtigt, in Gemäßheit des Rath= und Bürgerschlusses vom 10. Mai 1875, an der Ausloosung theilnehmende Obligationen der alten Anleihen, sowohl der freiwilligen wie der contributionsmäßigen, von den Mindestfordernden anzukaufen.
Offerten mit Angabe der Loosnummern und des Betrages und der einzelnen Stücke, sowie des Zinsfußes und des Zinsverfalltages sind bis zum 15. September d. Js. versiegelt und mit dem Vermerk "Verkaufsofferte" bei Senator Schröder hieselbst einzureichen.
Lübeck, den 13. August 1881.

Schulden=Regulirungs=Section.


Allen gebildeten Zeitungslesern ist als große politische, mit reichem Unterhaltungsstoff ausgestattete Berliner Zeitung

Die Tribüne
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auch Montags erscheinend.
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Probe=Abonnement pro Monat September nur 2 M. 34 Pfennig (Mecklenburg). bei allen Postanstalten.


Wohnungs-Veränderung.

Von jetzt an wohne ich in dem neuerbautem Hause oben in der Sabower=Straße und bitte ein geehrtes Publikum auch das bisher geschenkte Wohlwollen mir in diesem Hause übertragen zu wollen.

                                                    Hochachtungsvoll und ergebenst
                                                    W. Wieschendorf,
                                                    Klempnermeister.

Schönberg den 1. September 1881.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 68 Seite 4]

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Das Missionsfest

im Fürstenthum Ratzeburg wird am Mittwoch, den 7. September in der Domkirche zu Ratzeburg gefeiert werden. Die Festpredigt wird Herr Pastor Genzken aus Wismar halten, den Bericht Herr Missionsdirektor D. Hardeland aus Leipzig erstatten. Anfang des Gottesdienstes 11 Uhr. Gemeinsames Mittagsessen und Nachmittagsfeier auf der Baek. Alle Missionsfreunde werden hiedurch freundlich eingeladen.

Der Vorstand.       


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Die Wormser Müller-Schule

beginnt das Wintersemester am 1. November. Programme und Auskunft ertheilt die
                          Direction: Dr. Schneider.
WORMS a. Rhein.


Schüler,

welche die hiesigen Schulen besuchen sollen, finden Wohnung und Kost. Näheres in der Expedition d. Anzeigen.


Mehrfach ausgesprochenen Wünschen folgend, habe ich für Donnerstag, den 8. September einen zweiten Vortrag

Fritz Reuter'scher Dichtungen,

in Aussicht genommen, welchen ich freundlicher Berücksichtigung ergebenst empfehle.

Max Schwartz.       


Zu Hof Lockwisch bei Schönberg sind einige zwanzig Fuder grüne im August geschnittene

Binsen

zu verkaufen.

Dierking.       


Am Sonnabend den 3. d. M. treffe ich mit einem Transport

Pölkschweine

zum Verkauf hier ein.

Buchholz.       


Verloren.

Auf dem Wege von Stove nach Pogetz ist vor 14 Tagen ein Schirm verloren, den der ehrliche Finder abgeben wolle beim Omnibusfuhrmann Oldenburg in Carlow.


Eine Wohnung

ist zu Ostern zu vermiethen, bestehend aus Stube, Schlafstube, Küche, Keller, Boden und Stallplatz bei

F. Otto,              
Schneidermeister.       


Danksagung Für die vielen Beweise der herzlichen Theilnahme bei der Beerdigung unseres lieben Sohnes

Heinrich

sagen wir auf diesem Wege unseren wärmsten Dank.

Kl. Siemz, den 31. August 1881.
                                                    Matthias Köster u. Frau.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 4. September.

Frühkirche: Pastor Kämpffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
     Amtswoche: Pastor Langbein.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 1. September 1881.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Die Direction.
Steiner.                          Frels.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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