No. 66
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 26. August
1881
einundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1881 Nr. 66 Seite 1]

      Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß nach einer Anzeige des Kaiserlichen hieselbst der der Ortschaften:
                          Lüdersdorf
                          Palingen
                          Lockwisch (Dorf und Ausbau)
                          Wahlsdorf
                          Bechelsdorf
                          Boitin=Resdorf
                          Wendorf
                          Gr. Mist
                          Kl. Mist
                          Wahrsow (Hof und Dorf)
vom 1. September d. Js. ab durch die alsdann in Wirksamkeit tretende Postagentur in Lüdersdorf i. Mecklbg. vermittelt werden wird.
        Schönberg, den 19. August 1881.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Wir werden um Abdruck des nachfolgenden Artikels aus den "Mecklenburgischen Landesnachrichten" ersucht:

Zur Feier des Sedantages.

Ist der Sedantag auch fernerhin als Nationalfest zu feiern? Das ist eine Frage, die eigentlich für jeden deutschen Patrioten eine Beleidigung sein sollte. Wir feiern am Sedantage nicht nur ein Fest der Erinnerung an die kräftige Abwehr eines mächtigen Feindes, sondern den Tag der Wiedergeburt Deutschlands, und wie man im engen Familienkreise den Tag festlich begeht, an dem ein Mitglied dieser Familie geboren ward, so ist es auch, und in erhöhtem Maße, Ehrenpflicht des deutschen Volkes, den Geburtstag des neuen Deutschen Reiches als ein Freudenfest zu begehen. In den letzten Jahren schien es leider, als sei der ideale Sinn unseres Volkes im Ersterben begriffen, als sei die Begeisterung für unser gemeinsames Vaterland dem Erlöschen nahe: obige Frage wurde ernstlich discutirt. Die Gründe für die Abschwächung, welche die Liebe zum Vaterlande erfuhr, liegen ziemlich nahe. Die wirthschaftliche Richtung, welche mit der Begründung des deutschen Reiches eingeschlagen wurde, drängte alles Sinnen und Trachten des Einzelnen auf das materielle Gebiet: die Gesammtheit ließ den Einzelnen schutzlos, der, gleichviel ob stark oder schwach, in den Kampf ums Dasein gestoßen wurde, in dem der Schwächere unbedingt untergehen mußte. In diesem wüsten Treiben konnte nur der Egoismus gedeihen; das Gefühl der Zusammengehörigkeit mußte allmählig abhanden gehen; zwar wurde angeblich an die Stelle der nationalen Zusammengehörigkeit der Kosmopolitismus gesetzt, aber war dieser Kosmopolitismus anders als eine Maske des individuellen Egoismus? Die Gründe, welche gegen eine Feier des Sedantages angeführt werden, sind lahm. Man wolle nicht den Krieg feiern, nicht das Gedenken an eine mörderische Schlacht. Das ist eine völlig verkehrte Auffassung von der Bedeutung unseres nationalen Gedenktages. Nicht der Krieg als solcher, nicht die Schlacht von Sedan an sich wird gefeiert, sondern die Vereinigung aller deutschen Männer zum Schutze des gesammten Vaterlandes, die Sicherstellung desselben nach Außen durch einen entscheidenden Schlag und vor Allem die auf dieser Basis erfolgte Aufrichtung des deutschen Reiches. Man hat gesagt, es wäre richtiger gewesen, das Nationalfest auf einen anderen Tag zu verlegen, etwa auf den Tag der Kaiserkrönung. Haben wir denn wirklich Ursache, die Erinnerung an jene glorreichen Thaten des deutschen Heeres mit einem gewissen Gefühl der Unbehaglichkeit von uns abzustreifen? Im Gegentheil. Und dann ist es auch wohl zweifelhaft, ob es ohne den Ausgang der Schlacht bei Sedan zu einer Wiederherstellung des deutsches Reiches gekommen wäre. Der Tag von Sedan also darf mit vollem Rechte als der Geburtstag des neuen Deutschen Reiches betrachtet werden. Diesen Tag ignoriren, hieße erklären, daß das Vaterland unserer Liebe nicht werth sei. Wollen das Jene kund thun, die uns sagen, daß das Reich ihre Hoffnungen nicht erfüllt habe? Jeder neue Zustand der Dinge bringt naturgemäß einige Härten mit sich, die im Anfang fühlbarer sind, als die des alten Zustandes, in die man sich hineingelebt und hineingewöhnt hatte. Aber wäre es in der That möglich, auf diese Härten die Vortheile zu verkennen, die wie eingetauscht haben? Je weiter der innere Ausbau des Reiches fortschreitet, desto mehr werden jene Vortheile hervortreten. In der That sehen wir ja, wie von Jahr zu Jahr die Zahl derer zusammenschmilzt, welche sich im Anfange dem neuen Zustande feindselig entgegenstellten; immer mehr und mehr bricht sich die Ueberzeugung Bahn, daß die Zukunft des Reiches nicht auf eine bloße Einigkeit, deren Bestand auf die Dauer nicht garantirt werden kann, zu fundiren ist, sondern daß durch einheitliche Einrichtungen ein eisernes Band geschaffen werden mußte und muß, welches alle Glieder mächtig zusammenhält. Daß dieses Band nicht zur Fessel wird, die man abzustreifen bestrebt ist, dazu ist es nothwendig, den Patriotismus, die Liebe zum gemeinsamen Vaterlande lebendig zu erhalten. Und es ist wahrlich nicht zu viel, wenn ein=

[ => Original lesen: 1881 Nr. 66 Seite 2]

mal im Jahre ein an erhebende Erinnerungen so reicher Tag wie der 2. September gemeinsamer patriotischer Kundgebung gewidmet wird.


Politische Rundschau.

Der Reichskanzler Fürst Bismarck soll sich während seiner jüngsten Anwesenheit in Berlin auch eingehend mit den von ihm in Aussicht genommenen sozialpolitischen Entwürfen beschäftigt und dahin gehende Besprechungen gehabt haben. Man hört, daß der Kanzler mit allem Nachdruck außer der Fertigstellung des Unfallgesetzes auch die Ausarbeitung eines allgemeinen Versicherungsgesetzes für die Invaliden der Arbeit betreibt.
Die Nachrichten, welche das zu erwartende Ergebniß der diesjährigen Erndte in einem weit günstigeren Lichte erscheinen lassen, als es anfänglich der Fall war, mehren sich. In Oesterreich=Ungarn und in Rußland sind die Erndten ebenfalls befriedigend ausgefallen, so daß ein etwaiger Ausfall in den Vereinigten Staaten keinen Einfluß ausüben kann.
Die den Stadtbehörden von Schievelbein zur Last fallende Entschädigungssumme infolge der Krawalle gegen die Juden beläuft sich auf 150,000 M; macht auf den Kopf der Bevölkerung, Kinder und Greise eingerechnet, 25 M. Nimmt man die Familie zu 4 Personen an, so ergibt es pro Familie 100 M.: eine recht erhebliche Vermehrung der Steuerlast.
Oesterreich. Unsere Hoffnung, daß die Czechen endlich Vernunft annehmen würden, hat sich nicht erfüllt. Bei ihnen scheint überhaupt das Unkraut besser aufzugehen als der Weizen. Es ist kaum glaublich, was den Deutschen alles zugemuthet und in die Schuhe geschoben wird. Sogar die Urheberschaft am Brande des Nationaltheaters. - Die Folgen des Deutschenhasses und der Deutschenhetze machen sich schon recht fühlbar. Die letzte Volkszählung wies in Prag allein 40,000 Deutsche weniger als die vorhergehende.
Wer heute ein berühmter Mann werden will, braucht bloß einen Drohbrief zu schreiben. Diese Gelegenheit wird denn auch fleißig benutzt. So wurde auch Lord Salisbury durch einen solchen ausgezeichnet, ebenso das Schweizer Bundesgericht, das über den Recurs des Comités der sozialdemokratischen Partei gegen das Verbot des socialistischen Weltcongresses in der Schweiz zu entscheiden hat.
Die Gerüchte über den Beitritt Italiens zu der deutsch=österreichischen Allianz gewinnen an Festigkeit. Es ist schon so viel als sicher, daß König Humbert im September den Höfen von Wien und Berlin einen damit in Zusammenhang stehenden Besuch abstatten wird. Das wäre allerdings die beste Antwort auf das Programm Gambettas und eine Abkühlung aller hitzigen Kriegsgelüste.
Rußland. Aus Rußland verlautet, Ignatieff wolle, nachdem das Volk etwas zur Ruhe gekommen, die Emancipation der Juden aussprechen, indem er alle die Juden beschränkenden Gesetze cassiren, dagegen aber auch alle mosaischen Sonderrechte, als Kahalsgerichte, Schlächtersteuer und Rabinatsgerichte aufheben werde. Den jüdischen Ackerbau=Colonisten werden bereits Ländereien zu vollkommen gleichen Bedingungen zugewiesen wie den christlichen Kron=Colonisten. Das klingt doch recht abenteuerlich und stimmt schlecht zu den zahlreichen Verbannungen nach Sibirien, die fortwährend ohne vorhergehenden gerichtlichen Urtheilsspruch ausgeführt werden.
Amerika. Der Nihilist Hartmann ist nach New=York zurückgekehrt, um eventuell das Asylrecht von den Tribunalen auf die Probe zu stellen. Er begab sich nach dem Bureau des höchsten Gerichtshofes, wo er die Erklärung abgab, daß er beabsichtige, amerikanischer Bürger zu werden. Eine starke Zumuthung an das amerikanische Volk in einem Augenblick, wo der Präsident von mörderischer Kugel getroffen, lebensgefährlich darnieder liegt!


- Der auf der Hauptversammlung des Gustav=Adolf=Vereins zu Dortmund erstattete Jahresbericht gibt die Summe des durch den Verein gewährten Unterstützungen im letzten Jahr zu 740,954 M. 39 Pfennig (Mecklenburg). und die Gesammtsumme des seit Entstehen des Vereins Gespendeten zu 16,328,828 M. 39 Pfennig (Mecklenburg). an.
- Vor der Meininger Strafkammer ist der Metzgermeister Wilhelm Luck von Steinach, der angeschuldigt und überführt worden war, seiner Schwartenwurst Stärke beigemischt zu haben, wegen Verfälschung von Nahrungsmitteln und deren Verkauf zu einer Geldstrafe von 90 M. verurtheilt worden.
- Postkarten, welche nach Beseitigung der ursprünglichen Aufschrift oder der auf der Rückseite zuerst gemachten schriftlichen Mittheilungen mit anderweitiger Aufschrift oder Mittheilung versehen sind, werden von der Beförderung ausgeschlossen; dasselbe trifft Postkarten, welche mit aufgeklebten kleinen Bildern, Zeitungsausschnitten, kleinen Waarenproben etc. versehen sind. Gestattet bleibt nur, auf der Vorderseite die Adresse durch Aufkleben eines gedruckten, lithographirten Zettels herzustellen.
- Die Saison der Petroleumlampen=Explosionen scheint wieder zu beginnen, denn mit Eintritt der längeren Abende wird die Lampe wieder aus der Ecke hervorgeholt, die während der Sommermonate außer Gebrauch gesetzt war. Eine solche Lampe, die vielleicht seit Pfingsten nicht mehr angesteckt, vielleicht mit Docht und Petroleum bei Seite gestellt worden ist, soll nun brennen und leuchten wie zuvor; und doch ist dies nicht gut möglich. Eine ordentliche Hausfrau hat vor dem Beiseitesetzen der den Winter über benutzten Lampe das Petroleum erst gründlich abgebrannt, denn nach monatelangem Stehen ist es nicht mehr ohne Gefahr zu gebrauchen; es erzeugt sich in dem Bassin Petroleum=Naphta, welches viel ätherischer und leichter entzündlich ist, als Petroleum selbst, denn während Petroleum etwa bei 52 Grad R. Hitze explodirt, explodirt das Naphta schon bei kaum 30 Grad R. Außerdem ist der Docht inzwischen filzig geworden, saugt daher schlecht, blackt, stinkt und setzt leicht Kohle an. Eine ordentliche Hausfrau muß also bei Wiederbenutzen der Lampen den alten Docht durch neuen ersetzen und das alte Petroleum, was etwa noch auf der Lampe ist, weggießen lassen, wenn sie nicht der Gefahr einer Explosion entgegensehen will.
- Mit dem 22. August hat zum ersten Male die Ausbildung der Ersatz=Reservisten des deutschen Reiches begonnen. Während dieselben bisher nur nach der Kriegserklärung in kürzester Frist felddienstlich herangebildet wurden, geschieht dies nunmehr in einer Reihe von 4 Jahren in folgender Ordnung: Die soeben begonnene erste 10wöchentliche Uebung bezweckt nur die elementarste, rekrutenmäßige und felddienstliche Ausbildung. Im zweiten Jahre erfolgt eine 4wöchentliche, im dritten und vierten Jahre je eine 2wöchentliche Dienstleistung. Die Gesammtdienstzeit beträgt demnach 18 Wochen. Anträge auf Verschiebung oder Entbindung von der Entziehung finden in dringenden Fällen nur unter Einsendung von obrigkeitlichen Attesten Berücksichtigung.
- In Gotha sind bei einem seit Kurzem dort wohnhaften Uhrmacher, Namens Robert Hirsch aus Oberglogau, auf galvanoplastischem Wege täuschend nachgemachte Fünfzig=Pfennig=, Ein=Mark=, Zwei=Mark= und Zehn=Mark=Stücke gefunden worden. Hirsch wurde sofort in Haft genommen.
- Baukosten moderner Gebäude. Die neue große Oper in Paris kostete 40,000,000 Francs, das neue Stadthaus die gleiche Summe; das neue Postamt 30,000,000 Francs; der Justizpalast in Brüssel 40,000,000 Francs. Das Parlamentsgebäude in Westminster kostete 3,500,000 Pfd. Sterl. oder 87,500,000 Francs; die neue Foreign Office, Whitehall 550,000 Pfd. Sterl.; die Kosten des neuen Justizpalastes im Strand sind ausschließlich der inneren Einrichtung auf nahezu 900,000 Pfd. Sterl. veranschlagt. In Nordamerika baut man auch nicht billig. Das Capitol in Washington verschlang über 60 Mill. M., die noch nicht ganz fertige Riesenbrücke, welche Newyork mit Brooklyn in einer Höhe von 140 Fuß verbindet, kostet schon 55 Mill. M.; das Capitol in Albany, der politischen Hauptstadt des Staates Newyork, 60 Mill. M. u. s. w. Das theuerste Gebäude der Welt ist aber jedenfalls die Peterskirche in Rom, deren Baukosten sich schon zu Ende des 17. Jahrhunderts auf 190 Mill. M. beliefen.
- Ehrlich getheilt. Als Abdul Meschid eines Morgens zum Gebet die Stufen der Moschee emporstieg, trat ein Bettler au ihn heran. "Groß=

[ => Original lesen: 1881 Nr. 66 Seite 3]

mächtiger Sultan, glaubst Du auch, was der Prophet sagt?" - Der Sultan lächelte. "Ja, das glaube ich." - "Nun wohl, Muhamed sagt, wir seien alle Brüder. Gib mir also, mein Bruder, das Theil, welches mir von Deinem Erbe gebührt." Abdal Medschid besann sich kurz und gab dem Bettler einen Piaster. Der aber behielt das Geldstück in der Hand, betrachtete es lange und sagte endlich: "Aber, Herr Bruder, das ist nicht recht getheilt, denn dieses Geldes hast Du doch wohl fünfzig Millionen". - Da hob der Sultan warnend die Hand und sagte: "Höre, behalte was ich Dir gegeben habe und sei zufrieden, denn ich habe fünfhundert Millionen Brüder und wenn die alle kommen, um mit mir zu theilen, so müßtes Du neun Zehntel wieder hergeben. Salem aleikum." Damit ging er in die Moschee; der Bettler aber mußte das Ding begriffen haben, denn er nickte still vor sich und steckte seinen Piaster ein.
- Der Briefkasten der Dresdener Nachrichten enthielt neulich folgendes originelle Heirathsgesuch:
    Ich wünsch' ein Weib von mittlerer Art,
    Nicht allzu plump, nicht allzu zart,
    Nicht allzu jung, nicht allzu alt,
    Nicht allzu heiß, nicht allzu kalt,
    Nicht allzu groß, nicht allzu klein,
    Nicht allzu grob, nicht allzu fein,
    Nicht allzu hart, nicht allzu weich,
    Nicht allzu arm, nicht allzu reich,
    Nicht allzu kühn, nicht allzu blöd,
    Nicht allzu frei, nicht allzu spröd,
    Nicht allzu klug, nicht allzu dumm,
    Nicht allzu laut, nicht allzu stumm,
    Ich wünsch' ein Weib, das mich als Mann Bis in das Alter lieben kann.
    Nicht eines, das an Ahnen reich,
    Nur mir an Gut und Blute gleich;
    Ein Weib, das für die Tugend brennt,
    Nicht alle seine Gaben kennt;
    Ein Weib, das, was sie auch begehret,
    Zuerst des Mannes Willen ehret,
    Das mit der Wirthschaft wohl vertraut
    Stets auf den Ruhm der Küche schaut;
    Ein Weib, als Krone für den Mann,
    Das sammeln und das sparen kann,
    Aufs Wohl des Hauses nur bedacht,
    Nicht nascht und keine Schulden macht.
    Ein Weib, das sich aufs Haus beschränkt
    Und nicht blos an Vergnügen denkt,
    Nicht bald im Staat und bald im Schmutz,
    Nur Sonntags glänzt im Flitterputz;
    Ein Weib, das Schwächen übersieht,
    Und selbst aus Unkraut Honig zieht,
    Das lieber Unrecht trägt, als thut,
    Und nie verliert den heitern Muth.
    Ein Weib, das, theilend Freud und Leid,
    Ihr Brod ißt mit Zufriedenheit!
        Darauf antwortet der Briefkastenmann:
    Sollt'st Du ein solche Weiblein finden,
    So würdest Du mich sehr verbinden,
    Wenn Du mir sagtest, Wie und Wo?
    Denn alle Heurigen sind nicht so.
- Das Amt der Gensdarmen muß doch nicht ein so anstrengendes und ungesundes sein. In Marburg feierte ein Jünger der heil. Hermandat seinen 100sten Geburtstag.
- Frau Blanc, die Gemahlin des ehemaligen Spielpächters von Homburg und Monaco (in Italien), hatte bei einem Ausflug von Homburg nach Wiesbaden ihren Sonnenschirm vergessen. Das ist kein so großes Unglück für die Frau eines Millionärs, in Wiesbaden mußte also Herr Blanc einen neuen kaufen; er kostete 80 Francs. Diese 80 Francs mußten aber Freund Blanc gewaltig geärgert haben, denn er faßte den Entschluß, sich diesen Betrag an der Spielbank wiederzuholen, obgleich er seit lange schon dem Spiel entsagt hatte. Daher gerechtes Aufsehen an der Bank. Herr Blanc setzt 40 Francs auf schwarz und gewinnt, verliert aber beim zweiten Schlag wieder. Dies Wechselspiel ging eine Zeitlang regelmäßig fort, bis ihm der Geduldfaden riß und er den Einsatz verdoppelte. Jetzt aber verlor er mehremale. Als sein Verlust sich auf 500 Francs belief, ließ er sich einen Stuhl bringen, zog seine Brieftasche und setzte ein Tausend=Francsbillet. Weg war es, und so ein zweites, drittes, viertes. Jetzt gerieth Herr Blanc in Hitze, da er aber kein Geld mehr bei sich hatte, entlehnte er von der Bank eine größere Summe, um ihr ernsthaft auf den Leib zu rücken. Er fand aber nicht seine Rechnung, und als er sich vom Stuhl erhob, hatte sich sein Verlust auf 91,000 Francs gesteigert. Ein theurer Sonnenschirm, nicht wahr?
- In Griesheim bei Stadtilm ist eine alte Frau infolge eines Insectenstiches, den sie beim Holzsammeln im Walde erhalten, unter furchtbaren Qualen gestorben. Wir wiederholen hier, daß Insectenstiche unschädlich gemacht werden, wenn man nicht zu lange nach dem Vorfall ein Tröpfchen Salmiakgeist auf die betr. Stelle bringt und etwas darüber reibt.


Anzeigen.

Bekanntmachung.

Die Schulden=Regulirungs=Section beabsichtigt, in Gemäßheit des Rath= und Bürgerschlusses vom 10. Mai 1875, an der Ausloosung theilnehmende Obligationen der alten Anleihen, sowohl der freiwilligen wie der contributionsmäßigen, von den Mindestfordernden anzukaufen.
Offerten mit Angabe der Loosnummern und des Betrages und der einzelnen Stücke, sowie des Zinsfußes und des Zinsverfalltages sind bis zum 15. September d. Js. versiegelt und mit dem Vermerk "Verkaufsofferte" bei Senator Schröder hieselbst einzureichen.
Lübeck, den 13. August 1881.

Schulden=Regulirungs=Section.


Verpachtung.

Der Hauswirth H. Woisin zu Lindow beabsichtigt seine dortige Vollhufnerstelle mit Zubehör meistbietend öffentlich zu verpachten, wozu Termin angesetzt ist im Hause des Ackerbürgers Boye hieselbst auf

Donnerstag, den 15. September d. J.
Vormittags 11 Uhr.

Abschrift des Pachtcontractes ist beim Privatcopisten C. Buschow und beim Hauswirth Woisin zu erhalten und das Gehöft etc. stets in Augenschein zu nehmen.
Schönberg den 14. Juli 1881.

J. F. Kindler, als Notar.       


Bergmann's
Theerschwefel-Seife

bedeutend wirksamer als Theerseife, vernichtet sie unbedingt alle Arten Hautunreinigkeiten und erzeugt in kürzester Frist eine reine blendendweiße Haut. Vorräthig à Stück 50 Pfennig (Mecklenburg). bei Apotheker Herold zu Domhof=Ratzeburg.


Die Wormser Müller-Schule

beginnt das Wintersemester am 1. November. Programme und Auskunft ertheilt die
                          Direction: Dr. Schneider.
WORMS a. Rhein.


Am 4. und 5. September findet bei mir ein

Scheibenschießen

statt, wozu ich alle meine Freunde und Gönner ergebenst einlade.
Ein Satz von 3 Schüssen kostet 1 Mark.
Büchsen und Schießbedarf wird von mir geliefert.
Die Tanzmusik wird am Sonntag den 4. September sein.

Demern.                                                                               Krüger H. Tretow.


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.       


[ => Original lesen: 1881 Nr. 66 Seite 4]

Programm
zur Sedanfeier in Schönberg.
Freitag den 2. September 1881.

Nachmittags 3 Uhr:     Marsch des Kampfgenossen=Vereins durch die Stadt vom neuen Kirchhof bis zum Baubrink. Halt beim Krieger=Denkmal zur Bekränzung desselben.
Alle, die sich dem Zuge anschließen wollen, sind sehr willkommen.
3 1/2 Uhr:     Belustigung der Schulkinder auf dem Baubrink.
4 Uhr:     Concert im Köster'schen Garten. Entree 30 Pfennig.
7 3/4 Uhr:     Freudenfeuer auf der Landreiter=Koppel. Ansprache. Patriotische Gesänge.
8 1/2 Uhr:     Ball in Köster's Saal. Entree für Herren 1 Mrk. 50 Pf.
Entree für Damen 50 Pf.

Um Dekoration der Häuser werden unsere Mitbürger freundlichst gebeten.

Das Festcomité des Kampfgenossen-Vereins.       


Für Zahnleidende!

Sämmtliche Zahnoperationen, wie auch namentlich das Einsetzen künstlicher Zähne wird auf das Beste ausgeführt durch

A. D. Spelling, pract. Zahnarzt.
Lübeck, Königstraße 670, 1. Etage.
Sprechstunden von 9 Uhr Morgens bis 6 Uhr Nachmittags.

NB. Bitte auf obige Anzeige bei vorkommenden Fällen gütigst achten zu wollen.


Von Sonntag den 28. August an fährt mein Post=Omnibus wieder um 6 Uhr Morgens aus Carlow und um 10 Uhr von Schönberg ab.

Borchert, Carlow.       


gr. Burgstraße 717.                   gr. Burgstraße 717.
== Grabkreuze ==
in größter Auswahl en gros en detail,
empfehlen                          
Jürgensen & Robschuld.
Lübeck, gr. Burgstraße 717.


Feinste Essiggurken,
garantirt haltbar und wohlschmeckend, 100 Stück M. 1,50 in Gebinden à 300, 500 und 1000 Stück.
Ia. Ochsenmaulsalat, I. Qual. M. 4, II. Qual. 3, III. Qual. M. 2,50 in 10=Pfd.=Fäßchen versendet.

J. Bungert in Köln.       


Roggen= u. Weizen=Stroh
wird zu kaufen gesucht von                          
                                                    N. Siemers, Lübeck.
                                                    Mühlenstraße 822.


Weißen Senf- und Spörgelsamen
empfiehlt zu sehr billigen Preisen.                                                    
Rehna i. M.                                                     Johs. Parbs.


Im Rumpf'schen Hause, Ratzeburg Langenbrückerstraße

Ausverkauf von Mobilien

zum Selbstkostenpreise gegen Baarzahlung. - Verkauf sämmtlicher Tischlerwerkzeuge, Bretter, Fourniere, fertige Särge u. s. w. Der Verkauf währt bis Ende dieses Monats.


Alwine Stuhr
Richard Rackow,
Rechtsanwalt und Notar
Verlobte
Hamburg                                                    Schönberg i. M.
den 21. August 1881.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 28. August.

Frühkirche: Fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 25. August 1881.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Die Direction.
Steiner.                          Frels.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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