No. 65
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 23. August
1881
einundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1881 Nr. 65 Seite 1]

      Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß nach einer Anzeige des Kaiserlichen hieselbst der der Ortschaften:
                          Lüdersdorf
                          Palingen
                          Lockwisch (Dorf und Ausbau)
                          Wahlsdorf
                          Bechelsdorf
                          Boitin=Resdorf
                          Wendorf
                          Gr. Mist
                          Kl. Mist
                          Wahrsow (Hof und Dorf)
vom 1. September d. Js. ab durch die alsdann in Wirksamkeit tretende Postagentur in Lüdersdorf i. Mecklbg. vermittelt werden wird.
        Schönberg, den 19. August 1881.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Politische Rundschau.

Wie die Witterung allmählich wieder einen heiteren Anschein nimmt, so sieht es auch heute am politischen Himmel etwas freundlicher aus. Friedensliebe und Versöhnlichkeit überall. Die Leipziger Zeitung, officielles Blatt der sächsischen Regierung, will die Sozialdemokratie für die Pläne der Regierung gewinnen und ihr auf halbem Wege entgegenkommen. Sie läßt sich darüber wie folgt vernehmen. Es mag ohne Weiteres zuzugeben werden, daß das Sozialistengesetz eine bedauerliche Anomalie darstellt, und daß jeder gute Bürger schon aus Gründen der allgemeinen Rechtsgleichheit und der Freiheit der öffentlichen Meinungsäußerung wünschen muß, es möge die Aufhebung des Sozialistengesetzes recht bald möglich werden, allein es muß constatirt werden, daß die Sozialdemokraten noch immer auf den Umsturz der bestehenden Gesellschaft hinarbeiten. Gegenwärtig ist nun aber der Sozialdemokratie die Möglichkeit gewährt, sich auf einen anderen, überhaupt zulässigen Boden zu stellen. Niemand stellt ja in Abrede, daß die soziale Lage unserer arbeitenden Klassen vielfach eine unzufriedene ist. Daß der Staat dem abzuhelfen als eine seiner wichtigsten Aufgaben erblicken muß, ist selbstverständlich. Die Reichsregierung hat jetzt Maßregeln dieser Art in Angriff genommen, und es ist durchaus nicht gesagt, daß der Umkreis derartiger Maßnahmen sich nicht noch weiter ausdehnen ließe, und daß bezügliche Vorschläge auch aus den Arbeiterkreisen nicht eine gute Statt finden würden.
Die Zeichen, daß der Culturkampf seinem Ende mit raschen Schritten entgegen gehe, mehren sich beinahe täglich. So tritt jetzt das mehrfach in Umlauf gewesene Gerücht mit glaubhafter Schärfe auf, daß der frühere Erzbischof von Posen und Gnesen, der Kardinal von Ledochowsky allen Ernstes daran denke, freiwillig seinen Bischofsitz aufzugeben. Dadurch würde eine kirchlich legale Vacanz eintreten und von Seiten Roms, wie des preußischen Staates an eine Neubesetzung gedacht werden. Ein Gleiches ist von dem ehemaligen Erzbischof von Cöln, Heinrich Melchers zu erwarten, welcher gegen Uebernahme der Cardinalswürde nach Rom gehen und somit den Konflikt um seine Stellung ausgleichen würde. Wir geben obige Nachricht vorderhand zwar noch nicht vollständig authentisch, jedoch ist der Quelle nach, aus der sie geflossen, auf eine baldige Bestätigung zu hoffen.
Ein zweites großes gesetzgeberisches Werk, das ein Zeichen ablegen soll für die Einheit der deutschen Nation, befindet sich seit Jahren in der Bearbeitung, ohne daß heute schon abzusehen ist, wann die letzte Hand an dasselbe gelegt werden wird; wir meinen das deutsche Civilgesetzbuch. Daß an demselben seit Jahren gearbeitet wird ist bekannt. Im October dieses Jahres wird die Commission zusammentreten, um die Theilentwürfe in die für die Aufstellung des Hauptentwurfs erforderliche Uebereinstimmung zu bringen.
Für die nächste Reichstagssession steht eine Vorlage wegen des Titels III. der Gewerbeordnung, den Gewerbebetrieb im Umherziehen betreffend, in Aussicht.
Oesterreich. Im Herbst soll eine Zusammenkunft Kaiser Franz Josefs von Oesterreichs mit König Humbert von Italien stattfinden. Auch heißt es, daß König Humbert in Berlin einen Besuch abstatten werde.
In Carlsbad ist in dem Alter von über achtzig Jahren der Kapellmeister und als Tanzkomponist bekannte und beliebte Labitzky gestorben.


- Reichsgerichts=Entscheidung. Beleidigt ein Dienstbote seine Herrschaft durch Schimpfworte oder Thätlichkeiten oder begeht er eine andere Handlung, welche der Herrschaft das Recht zu sofortiger Dienstentlassung giebt, so kann die Herrschaft mit der sofortigen Dienstentlassung die Aufforderung verbinden, daß sich der Dienstbote aus ihrer Wohnung entferne. Leistet der entlassene Dienstbote dieser Aufforderung keine Folge, so ist er wegen Hausfriedenbruchs zu bestrafen. Selbst das Verweilen des Domestiken in der an die Herrschaftswohnung anstoßenden Treppen=, bez. Hausflur, an welcher die Herrschaft mit anderen Hausbewohnern zugleich ein Mitbe=

[ => Original lesen: 1881 Nr. 65 Seite 2]

nutzungsrecht hat, wird unbefugt und strafbar, wenn die Aufforderung der Herrschaft zur Entfernung auch darauf sich erstreckt.
- Wenn man Königsberg in Ostpreußen nennen hört, denkt man unwillkürlich an den großen Philosophen Kant und seinen kategorischen Imperativ: Du sollst! Das heißt: Du mußt Deine Pflicht thun! - Das Haus, in dem er gewohnt hat und gestorben ist, muß jetzt einem Straßenbau weichen.
- Wenn die Handwerker und kleinen Kaufleute schlechte Geschäfte machen, so heißt es immer die schlechte Zeit! die schlechte Zeit! Die Ursache steckt aber meist wo anders. Ein amerikanisches Blatt hat sich neulich mit dieser Frage beschäftigt und darauf nicht weniger als 84 Antworten gegeben, von denen wir einige mittheilen wollen. Von solchen Gewerbetreibenden heißt es u. A.: Sie sind säumig! Sie hoffen zu viel auf das Glück! Sie lassen ihre Gehülfen das Material verschwenden! Sie sind schlampig in ihrem Laden! Sie sind nicht reinlich mit ihren Gefäßen! Sie wechsln nicht oft genug mit ihren Waaren! Sie versäumen es, sich gute Werkzeuge anzuschaffen! Sie schauen nur nach der Billigkeit! Sie machen keine Aenderungen in ihren Fensterauslagen! Sie machen keine Annoncen! Sie meinen nur Wohlfeilheit empfehle die Waaren! Sie haben so viel auswärts zu thun! Sie kannegießern zu viel von Politik! Sie haben keine neue Gedanken und Verbesserungen für ihr Geschäft! Sie verwenden zu wohlfeile Gehülfen! Sie sind klug mit dem Kreuzer aber thöricht mit dem Gulden! Sie versäumen ihre Fenster zu putzen! Sie sind gegen ihre Kunden nicht genug höflich und zuvorkommend! Sie denken bei vielen Dingen, dieselben erfordern zu viel Arbeit! Sie versäumen gut genug zu beleuchten! Sie nehmen kein gutes Material! Sie sind nicht aufmerksam genug auf den Wechsel der Saison! Sie wissen nicht, daß die beste Waare die billigste ist! Sie sind unzugänglich für heimische Unternehmungen! Sie rauchen oder kauen Taback im Geschäfte! Sie sind zu viel im Wirthshause! Sie sitzen immer zu Hause und reisen gar nicht! Sie schreiten nicht fort in ihrer Umgebung! Sie verfehlen, ihre Lager aufzufrischen! Würden sie ihre Gedanken auf Verbesserung richten, dann würde auch ihr Geschäft aufblühen!
- In Hamburg kam in der vorigen Woche die erste directe Ladung Weizen aus Calcutta mit einem großen englischen Dampfer an.
- In Californien verpackt man das mit der Eisenbahn nach weiten Entfernungen zu versendende Obst mittelst verkohlter Weizenkleie. Diese erhält das Obst weit länger frisch; man braucht es nicht als Eilfracht zu versenden und nicht aus Furcht vor dem Eintreten der Fäulniß voreilig zu verkaufen. Eine Wagenladung von Californien nach Philadelphia kostet in Eilfracht 500 Doll. mehr als in gewöhnlicher Fracht. Wenn Obst in dieser Weise massenhaft und dauerhaft verschickt werden kann, so wird sich daraus ein großes Geschäft entwickeln.
- Der Herzog von Alba, Schwager der Exkaiserin Eugenie, verstand das Verlieren ganz anders als Herr Blanc. Er verspielte einst in einer Nacht nicht weniger als 5 Millionen. Da er außerdem sehr verschwenderisch lebte, mußte er schließlich seinen Gläubigern die Verwaltung seines Vermögens überlassen. Er erhielt eine Pension von jährlich 60,000 Francs und zog nach Paris. Gewöhnlich hatte er aber in der Mitte des Monats kein Geld mehr. Aber der Tag kam, wo alle seine Schulden getilgt waren. Er ging nun zurück nach Madrid, wo er sein altes glänzendes Leben wieder begann, ohne jedoch tolle Streiche zu machen. Er war vernünftig geworden und wurde zum Präsidenten des Stadtrathes gewählt, in welcher Eigenschaft sein Erstes war, die Madrider Spielhöllen zu schließen.
- Neulich rühmte sich Jemand, der kinderreichste Mann der ganzen Christenheit zu sein. Wieviel Kinder haben Sie denn? frug ein dabei sitzender Herr, seines Zeichens Oberförster. Vierundzwanzig. Dann möchte ich Sie bitten, mir die Ehre anzuthun, morgen bei meinem Fünfundzwanzigsten Pathe zu stehen.
- Wer das reinste Deutsch im deutschen Reiche spricht ist noch nicht ausgemacht. Sicherer ist schon, wer das gröbste Deutsch spricht, sehr zweifelhaft aber, ob es das beste Deutsch ist.
- Zu Anfang des nächsten Monats findet in Brüssel eine große Katzenausstellung statt. Die Unternehmer füllen schon jetzt die Journale tagtäglich mit Katzengeschichten, um das Publikum in die richtige Stimmung zu bringen. Es sind bereits mehre Hundert Katzen angemeldet. Vielleicht halten während dieser Ausstellung die Mäuse der Residenz ein Concil ab.
- Nichts ist den Insecten, Vögeln und Nagethieren, gegen welche man die Gewächse schützen muß, mehr zuwider, als der Geruch der Carbolsäure. Legt man die Sämereien, wie Erbsen, Bohnen, Linsen, Mais, etc. vor dem Säen 12 oder 24 Stunden lang in sehr verdünnte Carbolsäure, so rührt kein Wurm, keine Krähe, kein Maulwurf sie an. Die Samenkörner erleiden durch die verdünnte Säure keinen Schaden. Einem mit dieser Flüssigkeit bestrichenen Bäumchen kommt kein Hase zu nahe. Auch Ratten und Mäuse werden durch den Geruch vertrieben.
- Im Jahr 1866 gab es in Pennsylvanien eine Stadt, Namens Pithole. Sie zählte 15,000 Einwohner - heute ist nur mehr der Name davon übrig. Das ging so zu. An der betreffenden Stelle entdeckte man 1865 eine Oelquelle, welche täglich an 1000 Faß Petroleum lieferte. In weniger als 48 Stunden hatte der Platz das Aussehen, als ob 10 Kunstreitergesellschaften sich da niedergelassen hätten, so war alles mit Zelten bedeckt. Das war im Monat Juni; im Juni des folgenden Jahres zählte die Stadt ihre 15000 Seelen, sie hatte eine Gasanstalt, ein Rathhaus, Kirchen, Schulen, Hotels, ein Postamt mit sieben Gehülfen, mehrere tägliche Zeitungen. Ein Menge Oelbrunnen waren gegraben, Speculanten zahlten 500 Dollars für ein Sechszehntel und verkauften die Antheile auf telegraphischem Wege nach New=York oder Philadelphia für schweres Geld. Für ein Sechszehntel wurde oft 20,000 Dollar gezahlt. Aber schon im folgendem Jahre hörten die Quellen auf zu fließen; mit der Stadt ging es ebenso rasch abwärts wie sie aufgekommen war. Im vergangenen Jahr besuchte Jemand die Stelle und fand nur noch traurige Ruinen. Drei Familien fristen in denselben kümmerlich ihr Leben.
- Ein Briefmarder besonderer Art war der Postamts=Assistent v. A. in Bozen. Er unterschlug lange Zeit hindurch Briefe von Damenhänden, namentlich Liebesbriefe und kam dadurch in den Besitz vieler zarter Geheimnisse, Liebes= und Familienhändel. Seine Kollegen faßten Verdacht und da er selber über die erlauschten Geheimnisse nicht immer reinen Mund hielt, so wurde er in der Untersuchung überführt.
- Schon wieder ein Unglücksfall bei einer gymnastischen Vorstellung! Auf dem Schützenhofe in Bremen riß gleich bei Beginn einer Gymnastikervorstellung ein Seil des etwa 30 Fuß hohen Trapezes, und beide auf letzterem befindlichen Gymnastiker stürzten zur Erde. Schwer verletzt mußten dieselben in das Vereinskrankenhaus geschafft werden.
- Wir Lateiner. Ahuber: "Muß ein ungesunder Platz sein, dieses "Partibus", daß da so oft der Bischofstuhl wechselt! Les' da in einem Blatt, daß dort all wieder Einer zum Bischof ernannt worden ist." - Bhuber: "Ja, da geht's grad' zu, wie in "Absentia," wo sich alle Augenblicke ein neuer Doktor aufthut. Wo die beiden Nester nur liegen?" - Chuber: "Schaun's meine Herren, das sind zwei Städt' in Unteritalien, nicht weit von Flagranti. - Sie wissens schon, das "Flagranti", wo's alleweil die vielen Verbrecher erwischen, die dann in "Contumaciam", wo das Gericht ist, abgeurtheilt werden.
- Ein Herr in Königsberg meldete kürzlich seinen Besuch einem Bekannten in Frauenburg mit den Worten: "Komme heute". Letzterer, welcher seinerseits dem Königsberger Freunde einen Besuch in Aussicht gestellt, deutete das Telegramm als Aufforderung, den geplanten Besuch an dem betreffenden Tage zu machen, und reiste nach Königsberg, fand aber zu seiner Verwunderung den Absender nach Frauenberg abgereist.
- Die Vielseitigkeit unserer Zeit in Wettlei=

[ => Original lesen: 1881 Nr. 65 Seite 3]

stungen ist erstaunlich. Zu dem Wettlaufen, Wettschwimmen, Wetttanzen, Wettfliegen, Wettkneipen, Wettfasten etc. ist auch jetzt ein Wettessen getreten und zwar in Knödeln, natürlich in Bayern. Wir lesen darüber: Ein preisgekröntes Fest=Knödel=Essen fand jüngst in Weilheim statt, bei welchem Preise vertheilt wurden. Den ersten Preis erhielt ein Herr, welcher 26 Knödeln (à 9 Loth) zu sich nahm. Wohl bekomm's! denn das sind nicht weniger als fast 8 Pfund Knödel.
- Auf der Moselbahn übte sich ein hoffnungsvoller Zögling der Bernsberger Cadettenanstalt während der Fahrt in seinem Coupé, in welchem er sich allein befand, im Pistolenschießen. Eine Kugel drang durch die Wand und traf eine Dame; glücklicherweise war die Kugel matt.
- In Möttling (in Krain) war eben Messe in der Pfarr=Filiale St. Jakob, als ein altes Weib, das etwas später kam, den Weg zur Kirche über den danebengelegenen Friedhof abkürzend, von einem epileptischen Anfall ergriffen mitten am Friedhofe zusammenstürzte und zwischen zwei Grabhügeln im hohen Grase liegen blieb. Gerade als die Messe zu Ende war, erholte sie sich von ihrem Anfalle und richtete sich bald empor. Ein aus der Kirche heraustretender Bursche sah die Gestalt am Friedhofe und in der Meinung ein Todter entsteige seinem Grabe, rief er im höchsten Schrecken: "Der jüngste Tag kommt! Die Todten steigen aus ihren Gräbern!" Wie ein Lauffeuer verbreitete sich dieser Ruf am ganzen Friedhofe bis zur Kirche und in dieselbe und von panischem Entsetzen erfaßt stoben die Andächtigen nach allen Seiten fort und aus der Kirche heraus, alles was ihnen im Wege stand, mit sich reißend. Sie sprangen, Männer, Weiber, und Kinder, über Weg und Steg, Zäune und Gräben, fielen über Mauern und Böschungen, so daß viele, mitunter ernsthafte Verletzungen vorkamen. Alles glaubte, der jüngste Tag sei wirklich angebrochen, weil ohnehin dort an die Prophezeihung, daß die Welt bis 15. November untergehe, viel geglaubt wird und man die arme alte Frau, die sich in ihrer Schwäche nur langsam erheben konnte, nicht erkannte und für eine aus dem Grabe sich erhebende Todte ansah.
- In Aachen wurde ein auf der Hochzeitsreise begriffener Amerikaner wegen pöbelhaften Benehmens und grober Beleidigung eines Eisenbahnschaffners zu einer Geldbuße von 150 M. verurtheilt. Als der Zug von Belgien kommend an die preußische Grenze kam und der Schaffner die Billets deßhalb noch einmal zum Coupiren verlangte, frug dieser Herr in trotzigem Ton, weshalb dies denn geschehe. Auf die Antwort des Schaffners, weil der Zug jetzt auf deutsches Gebiet nach Preußen käme, rief der Mensch: "Ach so, wo die durchtriebenen Spitzbuben herkommen." Auf die Bemerkung des Schaffners: "Was sagen Sie da?" wiederholte Jener: "Ja, ja, die Deutschen und Preußen sind alle durchtriebene Spitzbuben!" Wir möchten doch wissen, wie es einem Deutschen erginge, wenn er sich einer ähnlichen Frechheit auf amerikanischem Boden schuldig machte. Er würde ohne Zweifel in Stücke gerissen.
- In Borchem bei Paderborn arrettirte der Herr Amtmann höchsteigenhändig einen Landstreicher und steckt ihn, da kein Polizeidiener zur Stelle ist, ins Loch. Kaum hat er aber die Thür geöffnet, so packt ihn der Vagabund am Kragen, stößt ihn ins Burgverließ, schließt die Thür zu und sucht das Weite. Der Amtmann schreit und tobt. Niemand hört ihn. Endlich kommen zwei Bauern des Weges daher, die zur Kirche wollen. "Leute, ruft er, macht mich los, ich bin der Amtmann!" - "Un wenn Du ock de Amtmann büst, losmacken doht wi Di doch nicht", antworteten die Bauern; denn sie meinten, der Vagabund habe sie zum Narren. Der Amtmann mußte einen halben Tag im finsteren Loche stecken.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Panten belegene Vollstelle Nr. IV. c. p. des Hauswirths Johann Franz Friedrich Ehlers daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 27. August d. Js.,
Vormittags 11 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen Besitzer als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 10. Juni 1881.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am 20. September d. J. bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf

Mittwoch den 24. August 1881,
Mittags 12 Uhr

eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungszimmer der Civilkammer anberaumt.
Güstrow, den 17. August 1881.

Der Präsident des Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinschen Landgerichts.
von Amsberg.


Bekanntmachung.

Die Schulden=Regulirungs=Section beabsichtigt, in Gemäßheit des Rath= und Bürgerschlusses vom 10. Mai 1875, an der Ausloosung theilnehmende Obligationen der alten Anleihen, sowohl der freiwilligen wie der contributionsmäßigen, von den Mindestfordernden anzukaufen.
Offerten mit Angabe der Loosnummern und des Betrages und der einzelnen Stücke, sowie des Zinsfußes und des Zinsverfalltages sind bis zum 15. September d. Js. versiegelt und mit dem Vermerk "Verkaufsofferte" bei Senator Schröder hieselbst einzureichen.
Lübeck, den 13. August 1881.

Schulden=Regulirungs=Section.


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[ => Original lesen: 1881 Nr. 65 Seite 4]

Schon seit 9 Jahren mit gutem Erfolg angewendet.
Glückliche Erfindung
für Bruch= und Mutter=Vorfall Leidende.

Es ist mir gelungen, ein Bruchband zu ermitteln, welches bis heute an Bequemlichkeit des Tragens, an Zurückhalten des Bruches sich als das beste bewährt hat.
Dieses neu erfundene und verbesserte Bruchband, welches ohne Feder ist, also nicht genieren oder brechen kann, worüber fast alle Leidenden klagen, kann ungenirt beim Schlafen getragen werden, um allem Verhängnißvollen entgegensehen zu können. Durch immerwährendes Tragen kann der Bruch nie hervortreten. Die Oeffnung bleibt dadurch geschlossen, die Hauptsache ist also, daß die Möglichkeit vorliegt, daß das richtige Tragen eine Heilung oder Verwachsung herbeiführen muß. Durch die besondere Construction der mechanischen Pelotte hält dasselbe die schwersten Brüche zurück; es dient für Leisten=, Schenkel=, Nabelbrüche etc. und ist viel dauerhafter als alle anderen Bruchbänder.
Jedem, welcher an diesem Uebel leidet, rathe ich, das Bruchband anzuschaffen, besonders weil man weiß, was dieses Uebel für schwere Folgen haben kann.
Garantirte vollkommene Zurückhaltung, sofortige Linderung der stärksten Muttervorfälle durch den hypogastrischen Gürtel ohne Feder. Dieser Gürtel übertrifft alle bis jetzt existirenden derartigen Instrumente, ist leicht, solid, elastisch, sehr bequem, paßt allen Taillen und hält auf vortreffliche Weise selbst die stärken Mutter=Vorfälle zurück. Jede Dame kann sich denselben selbst anlegen, ohne dadurch belästigt zu werden beim Gehen, Arbeiten und Reisen.
Vollkommene Zurückhaltung des Mastdarmvorfalls vermittelst tragender, elastischer, ganz leichter Gürtel.
Leibbinden für schwangere, Fettleibige und an Nabelbruch Leidende.
Suspensorien für Wasserbrüche, eben solche von Leder für Hodenbrüche.
Einem geehrten Publikum die ergebene Anzeige, daß ich in Schönberg i. M. heute Dienstag den 23. August im Boye'schen Gasthofe nur bis Nachmittags 2 Uhr anwesend sein werde und allen Leidenden bereitwilligst Auskunft ertheile.

                                                    Achtungsvoll
                                                    Otto Bellmann, pract. Bandagist
                                                    aus Ottensen bei Hamburg.


Italienische
Leghühner und Hahnen

mit einfachen Kämmen, gelben Füßen und Schnäbeln, racerein, bunte à M. 3 und M. 3,50 Prachtexemplare à M. 4, Kukuksperber, Schwarzsperber, rebhuhnfarbige und gelbe à M. 4,50, schwarze und weiße à M. 5-6.
Spanier, Houdan, Gold- und Silbersprenkel, La Flêche, Crêve-Coeur, Kampfbantams, goldhalsig, englische Zwerghühner, porzellanfarbig.
Holländer (Polen), schwarz und blau, Kämpfer, goldhalsig, Malaien, braun, Breda-, Gold-, Silber- und Victoria-Brabanter, Cochins, gelbe gesperbert, schwarz und rebhuhnfarbig. Brahmas, gelb und dunkel, Andalusier, blau, Gold- u. Silberbantam, schwarze und Japanesen-Dorkings, weiß, dunkel= und silberhalsige, Puter, Aylesbury-Enten sendet gegen Nachnahme

J. Bungert in Köln.       


Außerordentliche Generalversammlung
des
Feuerversicherungs=Vereins Mecklenburgischer Kirchendiener und Forstbeamten
am 12. September d. J.
Mittags 12 Uhr in Schwerin
Stern's Hôtel

          Tagesordnung:

1. Bericht über das abgelaufene Geschäftsjahr.
2. Gewährung des Eintritts anderer als der im §. 8 der Statuten bezeichneten Mecklenburgischen Beamten.

Der Vorstand.       


Feinste Essiggurken,
garantirt haltbar und wohlschmeckend, 100 Stück M. 1,50 in Gebinden à 300, 500 und 1000 Stück.
Ia. Ochsenmaulsalat, I. Qual. M. 4, II. Qual. 3, III. Qual. M. 2,50 in 10=Pfd.=Fäßchen versendet.

J. Bungert in Köln.       


Roggen= u. Weizen=Stroh
wird zu kaufen gesucht von                          
                                                    N. Siemers, Lübeck.
                                                    Mühlenstraße 822.


Tapeten, neueste Muster, unglaublich billig, Musterkarten versenden auf Wunsch franco und umsonst. Aber nicht an Tapezierer; sondern nur an Privatleute; da es uns absolut nicht möglich ist, auf diese unglaublich billigen Preise noch Rabatt bewilligen zu können, Tapezierer aber gewohnt sind hohe Procente zu genießen.

Bonner Fahnenfabrik Bonn.


Am 4. und 5. September findet bei mir ein

Scheibenschießen

statt, wozu ich alle meine Freunde und Gönner ergebenst einlade.
Ein Satz von 3 Schüssen kostet 1 Mark.
Büchsen und Schießbedarf wird von mir geliefert.
Die Tanzmusik wird am Sonntag den 4. September sein.

Demern.                                                                               Krüger H. Tretow.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 22. August 1881.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Die Direction.
Steiner.                          Frels.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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