No. 55
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 19. Juli
1881
einundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1881 Nr. 55 Seite 1]

      Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß das Füsilier=Bataillon 2. Hanseatischen Infanterieregiments Nr. 76 in Lübeck

am Sonnabend den 23. Juli cr.
von 8 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends

Gefechtsschießen auf der Palinger Haide abhalten wird.
      Zur Vermeidung von Unglücksfällen wird das Betreten des Terrains, welches durch den Landgraben von Brandenbaum bis zum Försterhaus Wesloe, die Straßen vom Försterhaus Wesloe bis Schlutup, Schlutup bis Pahlingen, und Palingen bis Brandenbaum begrenzt wird, den Bewohnern des hiesigen Fürstenthums an dem gedachten Tage bei Strafe verboten.
          Schönberg, den 15. Juli 1881.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Zur Kometentheorie.

Die kürzliche Erscheinung eines Kometen hat alle die Ansichten, welche man über die Natur der Kometen aufgestellt hat, wieder im Umlauf gebracht, weil die Vertreter jeder einzelnen von den diesjährigen Beobachtungen eine Bestätigung oder mindestens Verstärkung ihrer Annahmen erhoffen. In wie weit diese Beobachtungen unserer noch sehr mangelhaften Kenntniß der Kometennatur förderlich sein werden, läßt sich erst ermessen, wenn die Resultate derselben, die leider mehrfach durch die Ungunst der Witterung stark beeinträchtigt worden sind, zusammengestellt und verglichen sein werden. Die Kometen bilden entschieden immer noch die räthselhafteste Gattung von Weltkörpern und ihre äußere Erscheinung bietet nur wenig Halt für Schlüsse auf ihre physische Beschaffenheit, dagegen aber Raum zu den mannigfachen Vermuthungen. Wir begnügen uns hier, auf die neueste Ansicht in Betreff der Kometennatur hinzuweisen, da sie manches Wahrscheinliche, auch wohl eine etwas festere Begründung als die bisherigen für sich hat. Das Aussehen der Kometen ist ein so verschiedenes und ändert sich sogar bei einem und demselben Kometen während seines uns sichtbaren Laufes in solcher Weise, daß man daraus nie entnehmen kann, ob ein neu auftretender Komet ein schon früher dagewesener ist; dies ergibt nur die Uebereinstimmung der Bahnen, deren Bestimmung durch Rechnung um so genauer bewirkt werden kann, je mehr man zuverlässige Beobachtungen zu machen im Stande gewesen ist. Zeigt sich die Bahn aus den berechneten Elementen als eine elliptische, so kreist der Komet innerhalb unseres Sonnensystems, ist ein periodischer und tritt mithin innerhalb eines größeren oder geringeren Zeitraumes wieder in unseren Gesichtskreis, wenn er nicht durch kosmische Veränderungen inzwischen zertheilt und zerstäubt worden ist, wie es bei dem 1826 von Biela entdeckten Kometen der Fall sein muß, von dem eine Umlaufszeit von 6 1/2 ausgerechnet wurde, und der sich bereits als früher 1772 und 1805 gesehen auswies, auch 1832, 1838 und 1845 am richtigen Orte wieder zum Vorschein kam, im letzteren Jahre allerdings bereits in zwei einander nachstehende, im Jahr 1852 in bereits größeren Abstand gekommene Theile getrennt, und der seitdem nicht wieder gesehen worden ist, wenn nicht etwa der 1872 von Pogson aufgefundene kleine Komet ein Rest davon gewesen ist. Erweist sich die Bahn eines Kometen aus den beobachteten Elementen derselben als parabolisch oder gar hyperbolisch, so kommt der Komet nicht wieder, sondern schweift über die Grenzen unseres Sonnensystems hinaus. Geht nun aus Obigem die leichte Veränderlichkeit der Kometenmasse hervor, so spricht für ihre außerordentliche Feinheit der Umstand, daß manche Kometen weder Kern noch Schweif, die man doch als Hauptmerkmale der Kometen anzusehen gewohnt ist, alle aber eine Nebelhülle besitzen, daß diese mithin das eigentliche Wesen der Kometennatur bildet, während Kern und Schweif nur als besondere Umstände veranlaßte Ausbildungen derselben anzusehen sind. Schiaparelli in Mailand hat nun die Beobachtung gemacht, daß die Bahnen verschiedener kleiner Kometen mit den Bahnen periodisch wiederkehrender Sternschnuppenfälle übereinstimmen und daraus hat man geschlossen, die Kometen seien aus großer Entfernung gesehene Meteoritenschwärme, deren dichtester Theil den Kopf des Kometen bilde. Dem aber steht entgegen, 1) daß, wie die Sprektralanalyse gezeigt hat, die Kometen selbstleuchtende Körper sind, denn sie zeigen nicht die Erscheinungen des reflektirten Lichtes der Planeten, des Mondes und der Meteore, sondern diejenigen glühender Gase, namentlich die drei hellen Streifen brennender oder elektrisch zum Glühen gebrachter Kohlenwasserstoffe, aus denen mithin die Substanz der Kometen wenigstens zum Theil besteht, 2) daß die Masse des Schweifes noch die schwächsten Sterne durchscheinen läßt, 3) daß die Schnelligkeit der Schweifbildung, wie sie namentlich der Komet 1860 zeigte, einen auf den Tag 30 Millionen Meilen betragenden Flug der Meteorsteine voraussetzen würde. Daraus schließt nun Professor Zöllner, daß die Uebereinstimmung der Bahnen der Kometen und Sternschnuppenschwärme nicht nothwendig eine Uebereinstimmung der physischen Beschaffenheit, sondern nur des Ursprungs voraussetze, indem etwa ein großer Weltkörper in Trümmer gegangen sei, und dessen feste Trümmer Meteoriten, die flüssigen aber Kometen bildeten. Letztere erstarren, indem sie durch den Weltenraum gehen, für den man eine Temperatur von 142 Grad Celsius unter Null berechnet hat, verdampfen aber in der Sonnennähe auf der dieser zugewendeten Seite und erhalten so die Dunsthülle. Die Schweifentwicklung ist nach Professor Zöllner elektrischer Natur, insofern die freie Sonnenelektricität des Kometen, die sein Selbstleuchten verursache, anziehend oder abstoßend wirke je nachdem beide Elektricitäten entgegengesetzter oder gleicher Art seien. Möglicherweise steht unser Nord= und Zodiakallicht zur Erde in demselben Verhältnisse wie der Schweif zum Kometen, nur mit dem Unterschiede, daß der flüchtige Kometenkern nicht die gewaltige Anziehung auf alle Theile des Schweifes ausüben kann, wie die feste Masse der Erde auf die kleinsten Theile ihrer Atmosphäre.

[ => Original lesen: 1881 Nr. 55 Seite 2]

Windthorst war jüngst ganz unter der Hand in Braunschweig und hatte beim Herzog eine vierstündige Audienz. Was da verhandelt worden ist, weiß man natürlich nicht, vermuthet aber, daß es sich um die Braunschweigische Erbfolge gehandelt hat. In Berlin glaubt man, der Herzog sei entschlossen, den Herzog von Cumberland zu seinem Nachfolger zu ernennen: die Aussicht, hierzu in Berlin die Genehmigung zu erlangen, muß demnach jetzt gut sein.
Frankreich. Nach ganz ergebnislosen Verhandlungen hat sich die Pariser Münzkonferenz bis zum 12. April 1882, vielleicht auf Nimmerwiedersehen, vertagt.
Der französische Kriegszug nach Tunis war so wenig ein militärischer Spaziergang wie der ganz verunglückte nach Berlin. Was die Franzosen in Tunis gewonnen, haben sie in Algierien verloren. Aufstände und zwar sich immer mehr entwickelnde gibts in Tunesien und in Algerien und die Franzosen müssen immer neue Truppen hinüberschicken. Bu=Amena ist ein zweiter Abdel=Kader, er ist überall, wo man ihn nicht erwartet und schleicht sich immer wieder mitten durch die Französischen Truppen durch. Der tunesische Abdel=Kader ist Ali ben Khelifa.
Amerika. Das Attentat auf den Präsidenten Garfield hat den Amerikanern Anlaß gegeben, die Versorgung seiner Familie sicher zu stellen. Die Newyorker Börsenleute haben nämlich beschlossen, eine Subskription von 250,000 Dollars aufzubringen, deren Zinsen die Frau Garfield bis an ihr Lebensende erhalten soll, während nach ihrem Tode das Kapital ihren Kindern zufallen wird. Die ganze Nation betheiligt sich an dieser Supskription, für welche bereits in den ersten Tagen 100,000 Dollar gezeichnet waren.
China. Der bereits seit 6 Jahren regierende, obschon erst 11jährige Kaiser Kuausü von China ist so bedeutend an den Blattern erkrankt, daß er die Augen nicht öffnen kann. Die europäischen Gesandten haben ihm ihre Aerzte zur Verfügung gestellt; sein Oheim aber, Prinz Tschong, der ihn bevormundet, hat alle europäischen und chinesischen Aerzte zurückgewiesen und läßt nur tatarische, die aus der Mandschuhrei berufen worden sind, an das Krankenbett des Kaisers zu. (Die regierende Dynastie in China gehört bekanntlich den Mandschu=Tataren an.)


- Das schöne Kirchenlied: "Wer nur den lieben Gott läßt walten" ist über 200 Jahr alt und ist in der schweren Zeit des 30jährigen Krieges entstanden. Wie Viele hat's erbaut und erhoben, ohne daß sie den gottbegnadeten Dichter kannten. Er ist ein Thüringer, Georg Neumarck, 1621 in Mühlhausen (nach Andern in Langensalza) geboren. In Schleusingen besuchte er das heute noch bestehende Gymnasium und in Königsberg die Universität, um Jus zu studiren. Er trieb eifrig Dichtkunst und Musik und hat sein Lied wohl selbst komponirt. Am s. Juli 1681 ist er in Weimar als Bibliothekar gestorben.
- Göttingen 14 Juli. Heute Mittag fanden die Schlußverhandlungen gegen die bei dem "Göttinger Bierkrawall" betheiligten Studenten statt. Die mindeste Strafe bestand in 30 M., stieg dann sofort auf 100 M. und endete schließlich mit der Verurtheilung zweier Korpsstudenten (Koopmann und Nagel) zu "einem Jahre Gefängniß" (3 ev. 6 Monate über den Antrag der Staatsanwaltschaft hinaus). Sensation erregte die Bekanntmachung des Präsidenten, die beiden Angeklagten, da sie des Fluchtversuchs verdächtig wären, sofort sistiren zu lassen.
- Die Engländer sind mit ihrem Wetter nicht zufrieden. Sie werden immer wieder daran erinnert, was ihr Byron getagt hat: "Der englische Sommer fängt am 30. Juni an und hört am 1. Juli auf", oder auch an ihr altes Sprüchwort: Unser Sommer besteht aus zwei heißen Tagen und einem Gewitter. - Bis vor Kurzem war's so. Drei heiße Tage, dann Kühle, daß man sich nach dem Kamin sehnte. Jetzt gehts etwas besser.
- Auf die Armenpflege verwendet die Stadt Berlin gegenwärtig 7,213,171 M., so daß auf den Kopf der Einwohnerzahl etwa 7 M. Beisteuer kommt. Erfahrungsmäßig ist diese Summe mit jedem neuen Jahre in fortgesetzter Steigerung begriffen; im Jahre 1865 betrug sie noch 1,527,429 M., ist also in den letzten 6 Jahren beinahe um das Fünffache gestiegen.
- Ein schreckliches Unglück hat sich in dem klimatischen Kurorte Hyères bei Toulon zugetragen. Dort hielt sich der englische Major=General Byers mit seiner Frau und seinen elf Kindern auf. Seine Familie machte einen Spaziergang am Meeresstrande, als eine der Töchter, Namens Ada, in die See fiel und verschwand. Zwei Schwestern, Lilian und Violet, sprangen ihr nach um sie zu retten, aber auch sie kamen aus den Fluten nicht mehr zum Vorschein. Nun stürzte sich verzweiflungsvoll die Mutter in die See und war gleichfalls verloren.
- Die Fahrgeschwindigkeit der Eisenbahnen nimmt nach den Berechnungen eines Reisenden, der über verschiedene Mißstände der Eisenbahnen in Spanien, als Unzuverlässigkeit der Kursbücher, Umständlichkeit der Expedition, Langsamkeit der Fahrt, Uebermaß der Preise in den Bahnhofsrestaurationen, Klage erhebt, in dem Maße ab, als man sich vom Herzen Europas entfernt. Im Durchschnitte nämlich legt man 100 Kilometer auf deutschen Bahnen in 1 Stunde 46 Min., auf französischen in 2 Stunden, auf spanischen in 3 St. 27 Min., auf portugisischen in 4 Stunden 19 Min. zurück.
- Neben der Papierwäsche macht neuerdings in England und Frankreich auch Gummiwäsche der Leinenwäsche Konkurrenz. Kragen und Manschetten werden nämlich aus wasserdichtem, gestreiften, schneeweiß gefärbtem Gummistoffe angefertigt, welcher mittelst eines feuchten Läppchens oder Schwämmchens jederzeit mit leichter Mühe von jeder Unsauberkeit gereinigt werden kann. Es verursacht also derartige Wäsche keine Waschkosten, braucht aber nicht nach gemachtem gebrauche fortgeworfen zu werden.
- Bei einem Duell auf Säbel in Bonn zwischen einem Corpsburschen und einem Burschenschafter wurde dem Letzteren das Brustbein, zwei Rippen und ein Stück der Lunge durchhauen. Kurz nachher war er eine Leiche.
- Die Frau eines Stabsarztes in Sulzbach hatte Kopf und Zahnweh und wandte Chloroform an. Sie schlief ein und - wachte nicht wieder auf.
- Ein Pariser konnte mehre Wohnungen in seinem Haus, die dunkel und feucht waren, durchaus nicht an den Mann bringen, sie standen seit Jahr und Tag leer. Da schrieb er an eine Tafel an die Hausthüre: Kein Klavier im Hause! Zwei Stunden später waren seine Zimmer vermiethet.
- Viele Pariserinnen frischen ihr Blut und ihre Wangen morgendlich mit Ochsenblut auf. So oft ein Ochse geschlagen wird, fangen die Fleischerburschen das rauchende Blut in kleinen Gläsern auf und reichen es den Kundinnen. Manche bringen es bis zu 1 Liter. Das Gläschen kostet 40 Pfennig (Mecklenburg).
- Ein Trinker Streit. In einem Dorfe bei Erfurt traten die "hervorragendsten" Biertrinker zusammen und beschlossen, nicht eher wieder die beiden am Orte vorhandenen Bierwirthschaften zu besuchen, bis deren Besitzer den Preis pro Seidel statt 14 Pfennig (Mecklenburg). auf 13 Pfennig (Mecklenburg). herabgesetzt hätten. Dem einem Wirthe, zugleich Gasthofbesitzer wurde dieser Entschluß mitgetheilt, doch erndtete man nur ein stereotypes Schütteln des mit gesticktem Käppchen geschmückten Hauptes. Am folgenden Abend füllte sich das Gasthaus wie noch nie - doch fand sich kein einziger Bierfreund, ein jeder der Anwesenden forderte ein "Dreier Schnäppschen". Das Erstaunen des Wirthes rief eine lebhafte Debatte über die gewünschte Bierpreisherabsetzung hervor. Da diese jedoch nicht erfolgte, verließen sämmtliche Gäste den Wirth, strömten dem in der Nähe gelegenen Restaurationslokale zu und hatten die Genugthuung, allerdings nach schwerem Kampfe, ihren Willen hier durchzusetzen. Nothgedrungen offerirte andern Tags auch der erste Wirth das Seidel mit 13 Pfennigen, so daß also der unblutige, aber aufregende "Bierkrawall" mit dem besten Erfolg gekrönt war.
- Ein junger Mann war vom Bezirks=Commando zu Hörde mit 5 M. Geldbuße event. 2 Tage Haft bestraft worden und trat, um das Geld zu sparen, die Haft an. Nach Verlauf von 2 1/2 Stunden wurde im Arrestlokal anhaltend geklopft

[ => Original lesen: 1881 Nr. 55 Seite 3]

und bei der Eröffnung erklärte der Eingesperrte, daß er doch die goldene Freiheit vorziehe, sprachs - bezahlte 5 M. Strafe und ging wieder zur Arbeit.
Der Erfinder der Stahlfeder, Mr. Mason, ist kürzlich in Birmingham gestorben. Er war der Sohn eines armen Arbeiters in Birmingham, noch bis hinein in sein höheres Mannesalter, ebenso wie Stephenson, der Vater der Lokomotive, hartschaffender Arbeiter. Alles, was er besaß, dankte er nur sich, seinem Erfindungsgeiste, seiner Betriebsamkeit und seiner strengen, unwandelbaren Gewissenhaftigkeit. Daß diese letztere Eigenschaft außer dem moralischen auch von hohem geschäftlichen Werth ist, wird in unserer Zeit leider zu oft verkannt. Mason war ein Mann, der "in eigenen Schuhen einherging", a hardworking selfmade man, wie die Briten sagen. Mit seiner Stahlfeder hat er sich aber nicht bloß in die Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts, sondern durch großartige Schenkungen, die er schon seit jeher aus seinem ungeheuern Vermögen auf Waisen= und Armenanstalten, Schulen und andere gemeinnützige Zwecke verwandte, sowie durch Vermächtnisse, tief in die Herzen der Mit= und Nachwelt einschrieben.
- Aus Berlin. Ein jammervoller Auftritt wurde dieser Tage von den Passanten der Verkaufsstelle der Werder'schen Obstverkäuferinnen am Lustgarten beobachtet. Längs der Ostseite des alten Museums hatte ein Höker, der Einkäufe machte, sein Hundefuhrwerk aufgestellt. Vor dem vor Ermattung eingeschlafenen Hunde stand ein gefülltes Fäßchen mit Hundefutter, wie man es in den Restaurants aus den Abfällen erhält. Es wurde nun ein ca. 35jähriger Mann in stark abgetragener Kleidung, dem Hunger und Kummer auf dem Gesicht geschrieben stand, beobachtet, wie er erst längere Zeit den schlafenden Hund im Auge behielt und dann plötzlich das Fäßchen mit Hundefutter diesem weg und zu sich heranzog. Kaum im Besitze des Fasses, griff er gierig in den eklen Inhalt hinein und führte darin enthaltene Fleisch= und Brodstücke zum Munde. Der von so grimmigem Hunger Geplagte wurde in seiner überaus traurigen Mahlzeit gestört und wollte beschämt von dannen schleichen, aber die Handelsfrauen ließen es nicht zu, ehe nicht jede von ihnen dem halbverhungerten Menschen ein Geldgeschenk gegeben hatte.
- Abgeführt. In einer Nummer der "Vossischen Zeitung" befand sich folgende eigenthümliche Annonce: "Zum Auszupfen grauer Haare sucht eine Dame ein verschwiegenes Mädchen oder Frau, wöchentlich eine Stunde, gegen gutes Honorar." In einer lustigen Kneipgesellschaft stellte ein Jünger Aeskulaps den mit Jubel aufgenommenen Antrag, der betreffenden Dame eine mit verstellter Handschrift geschriebene Offerte einzusenden. Gesagt - gethan. Es wurde hierbei noch ausgemacht, daß, falls eine Antwort einlaufe, dieselbe beim Kneiptisch geöffnet und laut vorgelesen werde. Und siehe da, die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Wieder war das listige Korps versammelt und nach einem wirksamen Silentium eröffnete der Anstifter des "Ulks" den Brief und las mit lauter Stimme; "Junger Mann - denn daß Sie ein Mann sind, sagt mir Ihre allzu schlecht verstellte Handschrift, und daß Sie noch jung sind, sagt mir der kindliche Streich, den Sie mir zu spielen beabsichtigten. Also: Junger Mann, wenn ich als eine Frau von 39 Jahren bereits gezwungen bin, mir graue Haare auszupfen zu lassen, so geschieht dies weniger aus Eitelkeit als aus Rücksicht für einen Sohn, der mit Ihnen vielleicht in gleichem Alter steht, der, wie Sie vielleicht auch, ein Bruder Lüdrian ist, der, so wie Sie, an nichts als an tolle Streiche denkt, und dem ich beim Anblick meines grauen Haares Gewissensbisse und den Vorwurf ersparen will: Sieh, mein Sohn, jedes dieser grauen Haare ist Dein Werk!"
- Zu der neuen Brücke über den Tay an der Stelle der im vorigen Jahre bekanntlich unter einem darüber fahrenden Eisenbahnzuge zusammengebrochenen Brücke sind jetzt vom englischen Parlament die Kosten genehmigt worden; sie betragen 670,000 Pfd. St. statt 350,000, welche die alte gekostet hat. Die Brücke wird doppeltes Geleise erhalten und nicht mehr 88, sondern nur 77 Fuß über dem Hochwasserspiegel liegen.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über das zu Gr. Siemz belegene frühere Schulhaus mit den beiden Gärten daneben und dahinter des Hauswirths Asmus Bohnhoff daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Freitag, den 30. September 1881,
Vormittags 11 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiermit geladen, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von Ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 15. Juli 1881.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Verpachtung.

Der Hauswirth H. Woisin zu Lindow beabsichtigt seine dortige Vollhufnerstelle mit Zubehör meistbietend öffentlich zu verpachten, wozu Termin angesetzt ist im Hause des Ackerbürgers Boye hieselbst auf

Donnerstag, den 15. September d. J.
Vormittags 11 Uhr.

Abschrift des Pachtcontractes ist beim Privatcopisten C. Buschow und beim Hauswirth Woisin zu erhalten und das Gehöft etc. stets in Augenschein zu nehmen.
Schönberg den 14. Juli 1881.

J. F. Kindler, als Notar.       


Zu den billigsten Preisen halte stets         
Maisschrot
vorräthig.                          
                                                    H. F. Studemund.


Italienische
Leghühner und Hahnen

mit einfachen Kämmen, gelben Füßen und Schnäbeln, racerein, bunte à M. 3 und M. 3,50 Prachtexemplare à M. 4, Kukuksperber, Schwarzsperber, rebhuhnfarbige und gelbe à M. 4,50, schwarze und weiße à M. 5-6.
Spanier, Houdan, Gold- und Silbersprenkel, La Flêche, Crêve-Coeur, Kampfbantams, goldhalsig, englische Zwerghühner, porzellanfarbig.
Holländer (Polen), schwarz und blau, Kämpfer, goldhalsig, Malaien, braun, Breda-, Gold-, Silber- und Victoria-Brabanter, Cochins, gelbe gesperbert, schwarz und rebhuhnfarbig. Brahmas, gelb und dunkel, Andalusier, blau, Gold- u. Silberbantam, schwarze und Japanesen-Dorkings, weiß, dunkel= und silberhalsige, Puter, Aylesbury-Enten sendet gegen Nachnahme

J. Bungert in Köln.       


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.       


Bergmann's
Sommersprossen-Seife
zur vollständigen Entfernung der Sommersprossen, empf. à Stück 60 Pfennig (Mecklenburg). Apotheker Herold, Ratzeburg.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 55 Seite 4]

Das 7. Gesangfest
des Elbe-Sängerbundes

findet in diesem Jahre hier in Schönberg am Montag den 1. August im Boye'schen Garten statt. Freundlichst werden alle Freunde des Gesanges von nah und fern hierdurch dazu eingeladen.

Das Ehren Präsidium:
Oberlanddrost Graf v. Eyben, Excellenz,
Bürgermeister Bicker,  
Dr. M. Marung,           
Amtsrichter Horn,         
Amtsrichter Dr. Hahn,  
Assessor v. d. Lancken,
Oberförster Hottelet.    
Der geschäftsleitende Ausschuß:
Apotheker Montag,    Senator Heincke,    Senator Stüve,    C. Schultze,    Chr. Rieckhoff,    Fr. Stoppel.
--------------------
Entree.

  Vorfeier am Sonntag den 31. Juli 30 Pfennig (Mecklenburg).
Montag den 1. August
  Probe 30 Pfennig (Mecklenburg).
  Concert 75 Pfennig (Mecklenburg).
  Kinder=Billets 50 Pfennig (Mecklenburg).
  Familien=Karte für alle am Montag stattfindenden Festlichkeiten 3 M.
  Ball für Herren 1,50 M.
  Ball für Damen 50 Pfennig (Mecklenburg).
  Festessen à Couvert excl. Wein 2 M.

Karten sind zu haben bei:            

H. Peters.    Gebr. Burchard.    H. Lundwall   . C. Schwedt.    Chr. Rieckhoff.    Fr. Stoppel.

Der geschäftsleitende Ausschuß.


Für die vielen Beweise der herzlichen Theilnahme, sowie für die herzlichen Glückwünsche aus Nah und Fern bei Gelegenheit der Feier unserer goldenen Hochzeit am 8. Juli 1881 sagen auf diesem Wege ihren tiefgefühlten Dank

Tischlermeister Fick sen. u. Frau.       

Schlagsdorf, den 9. Juli 1881.


Feinste Essiggurken,
garantirt haltbar und wohlschmeckend, 100 Stück M. 1,50 in Gebinden à 300, 500 und 1000 Stück.
Ia. Ochsenmaulsalat, I. Qual. M. 4, II. Qual. 3, III. Qual. M. 2,50 in 10=Pfd.=Fäßchen versendet.

J. Bungert in Köln.       


Jedes unerlaubte Betreten, so wie alles Fischen auf unsrer im Köppenmoor belegenen Wiese verbieten wir hiemit und werden den unbefugt Betroffenen zur gerichtlichen Anzeige bringen.

J. Licht.           Ch. Hennings.
Schönberg den 18. Juli 1881.


Imkerverein.

Am Sonntag den 24. Juli Nachmittags 3 Uhr, findet in Carlow beim Herrn Gastwirth Eckmann eine außerordentliche Versammlung statt.

Der Vorstand.       


Wegen Vermiethung meines Ladens an die Herren Prehn, Schon u. Fick und

gänzlicher Aufgabe des Geschäfts

bin ich genöthigt, denselben bis zum 1. October zu räumen, verkaufe deshalb von heut ab mein in allen gangbaren Artikeln wohlassortirtes

Manufactur=Warenlager

zu Einkaufspreisen und darunter, und bietet sich dem geehrten Publikum Gelegenheit zu sehr vortheilhaften Einkäufen.

H. Diederichs.       <       br/> Lübeck, Breitestraße 959.       


Einem geehrten Publikum von Stadt und Umgegend die ergebenste Anzeige, daß ich mich in Schönberg als

Thierarzt

niedergelassen habe. Ich bitte um geneigten Zuspruch, indem ich prompteste Bedienung bei billigster Preisberechnung zusichere.
Meine Wohnung befindet sich Sabowerstraße Nr. 19.

H. Schmidt,       
Thierarzt.          

Schönberg, den 11. Juni 1881.


Feinste frische
Holl. Magr. Butter
von feinem Geschmack, empfiehlt à Pfund 85 Pfennig (Mecklenburg).

J. Ludw. D. Petersen.       


Die als vorzüglich zum Einmachen bekannten

rothe Johannisbeeren schwarze

aus dem Wagner'schen Garten empfiehlt

J. H. Grass.      

Gleichzeitig empfiehlt sich derselbe zum Auspressen von Einmachfrüchten mittelst einer gut eingerichteten Fruchtpresse.


Am Sonntag Vormittag ist auf dem Wege von hier zur Baeck, wahrscheinlich zwischen Raddingsdorf und Schlagsdorf eine lila mit weiß und schwarz karirte, gehäkelte wollene Reisedecke verloren. Der Finder wolle dieselbe an den Amtsrichter Horn in Schönberg gelangen lassen.
Schönberg den 18. Juli 1881.


Eingesandt. Die Bürger und Einwohner hiesiger Stadt werden hierdurch ersucht, zu dem bevorstehenden Sängerfeste des Elbe=Sängerbundes ihre Häuser zu schmücken.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 18. Juli 1881.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Die Direction.
Steiner.                          Frels.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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