No. 22
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 18. März
1881
einundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1881 Nr. 22 Seite 1]

Die Ermordung des russischen Czaren.

Begreiflicher Weise bewegt die Unthat vom 13. März unausgesetzt und überall die Gemüther.
Der Petersburger "Herold" schildert die Vorgänge bei dem Attentat nach den Aussagen eines Augenzeugen folgendermaßen:
Czar Alexander, von Genf aus gewarnt, nach der Manège zu fahren, wohin er sich programmgemäß hätte begeben sollen, hatte der Großfürstin Katharina Michailowna einen Besuch abgestattet und bei derselben das Frühstück genommen. Als er auf dem Rückwege den Katharinenkanal entlangfuhr, vernahm man eine heftige Detonation; Sprengstücke hatten den hinteren Theil des Kaiserlichen Wagens stark beschädigt. Das Gefährt hielt, der Kaiser stieg eilig heraus und ein Gardeoffizier (Kapitän Nowikow, wie man sagt), der in der Aufregung die vorschriftsmäßige Anrede vergaß, stürzte sich auf den Czaren, indem er demselben zurief.
"Gospodar, (d. h. Herr) sind Sie verwundet?"
"Gott sei Dank, nein, ich bin unverletzt, ängstige Dich nicht!" antwortete der Kaiser, "aber ich muß nach den Verwundeten sehen."
Deren lagen mehrere am Boden, und zwar Kosaken der Suite, wie Passanten. Der Kaiser trat an die schwer verwundeten Kosaken heran und ordnete den Transport derselben an. Dicht daneben hielt, umgeben von herzuströmendem Publikum, ein Soldat der Preobratschenski=Garde, nach Anderen von der Garde=Marine, den Verbrecher. Er hatte die Arme desselben umklammert. Der Verbrecher hielt in der einen Hand einen Dolch, in der anderen einen Revolver.
Der Verhaftete ist ein sehr junger Mensch von bleicher Gesichtsfarbe, blondem Haar, mit dem Anfluge eines Schnurrbarts. Er trug dunkle bürgerliche Kleidung.
Der Kaiser betrachtete ihn einen Moment lang und befahl die Abführung desselben und schickte sich an, den Heimweg zu Fuß anzutreten.
Währenddem war eine große Volksmenge herzugeströmt. Als der Kaiser kaum einige Schritte gemacht, trat aus der Menge ein junger Mann dicht an ihn heran, hob einen Gegenstand in die Höhe und schleuderte denselben in vollster Gewalt vor die Füße des Kaisers, der sich, wie Umstehende gesehen, bekreuzigte. In diesem Moment erfolgte eine furchtbare Explosion; alle Umstehenden wurden zu Boden gerissen. Als sich der Dampf verzogen, erblickte man den schwer verwundeten Monarchen in seinem Blute am Boden liegend, um ihn eine Menge Verwundeter. Auch der Verbrecher selbst wurde zu Boden gerissen, war aber unverwundet. Denselben konnte die herbeieilende Polizei nur mühsam gegen den Zorn der wuthschnaubenden Menge schützen.
Die Zeit, welche zwischen beiden Explosionen verstrich, überstieg nicht 2 bis 3 Minuten. Der erste Verbrecher nannte sich Anfangs Grjasnoff, dann Russakoff aus dem Gouvernement Nowgorod und bezeichnete sich als Hörer der Bergakademie. Er sagt, er wisse nicht, wer die zweite Bombe geworfen.


Ueber die Katastrophe vom 13. d. M. berichtet der Officier beim Gardebataillon des Leib=Garde=Reserve=Regiments Nowikoff als Augenzeuge in der "Neuen Zeit" Folgendes: Der Kaiser hatte sich über die abgehaltene Wachtparade zufrieden ausgesprochen und war in heiterer Stimmung. Nowikoff und zwei seiner Cameraden schritten aus der Michael=Manége kommend auf die Newski=Perspective zu und befanden sich in der Nähe der Kasan=Brücke, als sie eine heftige Detonation vernahmen. Nowikoff eilte längs des Quais des Catarinenkanals zu der Stelle von woher er die Explosion vernahm und erblickte, als er noch etwa 30 Schritte von dieser Stelle entfernt war, eine Menschengruppe. Eine dichte Schneewolke mit Splittern vermengt erhob sich und eine zweite Explosion erfolgte. Nowikoff lief noch rascher als bisher auf die Stelle zu und sah, daß Matrosen von der achten Flotten=Equipage Jemand festhielten und dabei etwas laut riefen, was ihm nicht verständlich war. Der Schnee war aufgewühlt und bedeckt mit verschiedenen Fragmenten von Verwundeten, auf dem Boden lag ein getödteter Knabe, ein schwerverletzter Kosak, noch eine Person und dabei im Schnee der Kaiser ohne Mütze ohne Mantel, in der Uniform des Sappeurbataillons. Die Füße des Kaisers waren zerschmettert, die Kleidung zerfetzt, das Blut strömte von den Beinen und färbte den Schnee. Nowikoff warf sich weinend zum Kaiser nieder mit den Worten: "Mein Gott, was hat man mit Ew. Majestät gemacht." Der Kaiser lag unbeweglich. Die Matrosen traten hinzu. Mit ihrer Hülfe richtete Nowikoff den Kaiser auf, ihn mit dem rechten Arm um den Leib fassend, den linken auf die Brust legend. Die Matrosen hielten die Füße ohne die Gewehre aus der Hand zu legen. So wurden einige Schritte gemacht. Der Kaiser sagte zwei Mal, bemüht die Hand an die Stirn zu erheben, welche voll Blut war: kalt, kalt! Nowikoff, mit dem einen Arm den Kaiser haltend, versuchte mit dem anderen ein Tuch aus der Tasche zu ziehen, um dasselbe dem Kaiser um das Haupt zu winden. In diesem Augenblick fuhr der Großfürst Michael heran; "Sascha, wie fühlst Du Dich?" fragte er, sich zum Antlitz des Kaisers niederbeugend. Was der Kaiser antwortete war schwer zu verstehen, kein Stöhnen entstieg seiner Brust. Der Großfürst befahl den Matrosen die Gewehre fortzuwerfen und Jemandem die Mütze abnehmend, bedeckte er damit das Haupt des Kaisers, welcher weitergetragen wurde. Das Volk strömte von allen Seiten hinzu. Viele fielen auf die Kniee sich bekreuzigend und schluchzend. Die Pferde des Obersten Dworschitzki waren durch die Detonation scheu geworden und zur Theaterbrücke fortgerannt. Der Stabscapitän Frank eilte ihnen nach. In der Nähe standen einige Lohnschlitten, die aber zum Transport des Leidenden ungeeignet waren. Nowikoff fragte den Großfürsten, ob er die Bitte gestatte, den Kaiser behufs Anlegung eines Verbandes in das nächste Haus zu transportiren. Der Kaiser, augenscheinlich noch bei Besinnung, flüsterte, dies hörend: "Traget ins Palais, dort sterben!" und noch etwas Unverständliches. Diese Worte mit der letzten Kraftanstrengung vom Leidenden gesprochen, waren die letzten. Mund und

[ => Original lesen: 1881 Nr. 22 Seite 2]

Augen schlossen sich; kein Laut wurde mehr vernommen. Die Pferde Dworschitzki's waren unterdessen herbeigeholt worden und der Kaiser wurde, auf beiden Seiten unterstützt, in den Wagen gehoben und sanft vorüber gebeugt. Anfangs wurde Schritt gefahren, da aber die Kräfte den Kaiser verließen, wurde befohlen schnell zu fahren. Die Fahrt ging den Moikanal entlang über die Stallhofbrücke, durch die Moschkoff=Gasse und die große Millionaja. Eine große Menschenmenge lief hinterher in höchster Aufregung sich bekreuzigend. Der Kaiser wurde dann in das Palais getragen.


Das also ist das Ende des Kaisers Alexander, der zu den menschlichsten und mildesten Herrschern Rußlands gehörte. Millionen seiner Unterthanen athmeten erleichtert auf, als er im März 1855 nach dem Falle Sewastopols und nach dem Tode des eisernen Kaisers Nicolaus die Herrschaft, die in Rußland eine unumschränkte über Leben und Tod ist, antrat. Seine nächsten Regierungsjahre widmete er einer Riesenaufgabe, die seinen Namen unvergeßlich machen wird, der Aufhebung der Leibeigenschaft. Er führte sie unter unsäglichen Hindernissen und Kämpfen durch, wenn sie auch durch Eigennutz, Ungeschicklichkeit und Beschränktheit vielfach verkümmert wurde. Dank erndtete er wenig. Der Edelmann Karakasow unternahm 1866 das erste Attentat auf ihn, der Bauer Kommisacow rettete ihn. 1867 bei dem Besuche der Pariser Ausstellung unternahm der Pole Berezowski das zweite Attentat auf ihn. Von da an wurde er mißtrauisch, düster und schwermüthig. Der Adel, der durch die Befreiung der Bauern von der Leibeigenschaft viel verloren hatte, ließ sich in immer neue Verschwörungen und Geheimbünde ein; Polen, mit allen Mitteln der Gewalt und des Schreckens unterdrückt (Murawiew, der Henker von Wilna), blieb immer eine offene Wunde, und als Dritte im Bunde traten in dem letzten Jahrzehnt die Nihilisten hinzu. - Diese fanatischen Mordgesellen suchten ihn auf der Reise, in der Fremde, in der Stunde der Erholung, in den Festen und im eigenen Hause auf. Alexander besaß nicht zur Gegenwehr den eisernen Karakter seines Vaters, er schwankte immer wieder zwischen Güte und Strenge. Die Krone wurde ihm eine schwere Last, aber sie niederzulegen, gewann er nie über sich. Loris Melikoff schien sein guter Genius zu werden und die am hellen Tage schleichenden Gespenster zu zerstreuen - da kam der 13. März und alles war aus.
Ist es auch aus mit der "thurmhohen Freundschaft?" - Die beiden Kaiser Alexander und Wilhelm blieben trotz aller politischen Wechselfälle eng verbunden.
Alexander wurde geboren 1818, war seit 1841 vermählt mit der hessischen Prinzessin Maria, deren Nachfolgerin die Fürstin Dolgorucki geworden ist, und bestieg den Thron 1855. Großfürst Alexander hat als Kaiser Alexander III. den Thron bestiegen. Der Kaiser hat, wie weiter bekannt wird, einzelnen empfangenen Personen gegenüber gesagt, er besteige den Thron unter peinlichen Umständen, er sehe aber mit Vertrauen der ehrlichen Mitwirkung aller Patrioten entgegen und werde sich bemühen, die Liebe ganz Rußlands in demselben Maaße zu erwerben, wie dieselbe seinem Vater zu Theil geworden sei.
Der vollständige Name des Verbrechers ist Nicolai Iwanoff Russakoff Tichwin, 19 Jahre alt. Derselbe genoß seine erste Ausbildung in der Kreisschule zu Wytegra, besuchte dann die Realschule in Tscherepowetz und trat 1879 in das Berginstitut zu Petersburg ein, besuchte jedoch seit December 1880 keine Vorlesungen mehr. Bei der Katastrophe am 13. d. wurden im Ganzen 18 Personen verwundet, 2 starben.
Besondere Sicherheitsmaßregeln sind nach dem Attentat in Petersburg nicht getroffen worden. Auf dem Newski=Prospekt reiten Kosaken=Patrouillen umher. Infanterie= und Kosaken=Patrouillen bewachen außerdem das Palais Anitschkow, welches der neue Czar Alexander III. vorläufig als Residenz beibehält. Die Einbalsamirung der Leiche des verstorbenen Czaren durch die Professoren Gruber und Turanetzki begann Sonntag Abend 10 Uhr in Gegenwart der Leibärzte Professor Botkin und Sizurin und dauerte elf Stunden.


Die Verbrecher sollen die von der kaiserlichen Equipage zu durchfahrenden Straßen derart besetzt gehabt haben, daß ein Entkommen für den unglücklichen Kaiser unmöglich war. - Zur Zeit der Katastrophe wurden mehrere Verhaftungen in nächster Nähe des Thatortes vorgenommen. Die Untersuchung in der Bergacademie ergab angeblich, das die Wurfgeschosse in der Drechslerei derselben hergestellt seien und die Füllung im Laboratorium des Institutes bereitet worden sei. (Nach anderen Petersburger Meldungen wären die Bomben aus dickem Glas, mit Handgriffen versehen und mit Nitroglycerin gefüllt gewesen.) Von den Zöglingen der Academie, gehört nur Nussakoff, ein Kaiserlicher Stipendist, der Verschwörung an. Am 14. d. Morgens wurden unglaublich große Massen bedruckter Zettel in den vom Liteniprospecte ausgehenden Straßen gefunden. Flugblätter wurden schon am 12. d. Abends von der Polizei aufgefangen. Eins derselben meldet das Attentat in cynischer Weise. Die ersten Worte lauten: "Das Werk ist vollbracht".
Der Leichnam des Kaisers wurde am 15. d. Morgens einbalsamirt und in der Uniform des Preobraschenskischen Leibgarde=Regiments mit allen Generalabzeichen um 7 Uhr früh vom Hofphotographen Lewitzky abgenommen. Das Gesicht des Kaisers ist nur unerheblich verletzt und nicht entstellt. Das linke Augenlid ist geschrammt. Der rechte Backenknochen zeigt einen rothen dunklen Fleck. Auf der linken Gesichtsseite sind unzählige kleine Glassplitter in die Backe eingedrungen. An der Stirn zwischen den Augenbraunen und am Kinn sind leichte Bäulen sichtbar. Das linke Bein hing nur noch an Fasern und wurde deshalb abgenommen und durch ein künstliches ersetzt. Viele Anzeichen sprechen dafür, daß die geschleuderten Sprengstoffe nur mit Glas umhüllt waren; durch diese Art der Verpackung sollte eine leichtere Explodierfähigkeit der Bomben und größere Bösartigkeit der Wunden erzielt werden.


Politische Rundschau.

Deutschland. Wie die "N. Pr. Ztg." hört, begab sich der Polizei=Präsident v. Madai, als er die Nachricht von dem auf den Kaiser Alexander verübten Attentat erhielt, zu Sr. Majestät dem Kaiser, welchem bereits durch den Fürsten Bismarck die Depesche des Botschafters v. Schweinitz mitgetheilt worden war. Se. Majestät war bewegt, aber gefaßt, und reichte Herrn v. Madai mit den Worten die Hand: Uns kann Niemand schützen, über Uns waltet eine höhere Macht.
Die Frage der Innungen wird in immer weiteren Kreisen beifällig erörtert. In Karlsruhe fand eine Versammlung von Handwerkern der verschiedensten politischen Richtungen statt, welche den betreffenden Gesetzentwurf besprach und sich dahin äußerte, daß die Innungen obligatorisch eingeführt werden sollten. Das Vorgehen des Reichskanzlers in dieser Angelegenheit sei dankbar zu begrüßen, denn die Neugestaltung des Innungswesens zur Festigung des gewerblichen Mittelstandes liege im Interesse der ganzen Nation. Doch müsse der Begriff des Handwerks näher bestimmt werden und das Innungswesen sollte nicht Gemeinde=, sondern Staatsangelegenheit sein. In diesem Sinne werden Eingaben an Reichskanzler und Reichstag vorbereitet. Einstweilen schließen die Gewerbe in den größeren Städten sich zu Innungen zusammen, die zunächst eine gemeinsame Regelung des Lehrlings= und Gesellenwesens bezwecken. In Freiburg erhalten vom 1. April an diejenigen Fleischergesellen weder Geschenk noch Arbeit, welche nicht im Besitz eines Legitimationsbuches sind, das eine deutsche Fleischerinnung ausgestellt hat.
Oesterreich=Ungarn. Ueberschwemmungen, die großen Schaden anrichteten, werden aus Böhmen, Mähren und Ungarn gemeldet. Das Hochwasser ist im Wachsen, auch in Wien erregt der Stand der Donau Befürchtung.
Frankreich hat wieder eine große Anleihe von 1000 Million Francs aufgelegt. Zum Bauen von Kanälen, Straßen und derlei nützlichen Dingen, sagt die Regierung, und hoffentlich ist's wahr. Es wird viel darauf ankommen, in welche Hände das Geld fällt. Uebrigens versichern Kenner, es sei auch in Frankreich nicht alles Gold, was glänzt.

[ => Original lesen: 1881 Nr. 22 Seite 3]

Amerika. Der Winter in Amerika ist in diesem Jahre von unglaublicher Strenge. Nach den letzten Nachrichten haben in einigen Theilen Minnesotas die Schneewehen eine Höhe von dreißig Fuß erreicht, so daß selbst die im zweiten Stock der Häuser wohnenden Leute völlig eingeschneit waren. Zwischen St. Paul und Sioux City blieb ein dichtbesetzter Eisenbahnzug 12 Tage im Schnee stecken Die Passagiere erlitten die unsagbarsten Heimsuchungen, da aller Bemühungen ungeachtet es nicht möglich war, ihnen Entsatz zu verschaffen. Gleichzeitig setzte in Missouri bereits das Thauwetter ein, das Wasser riß überall einzelne Farmhäuser, ganze Ansiedelungen und sehr viele Viehherden fort. Die Indianer haben auf ihrer Reservation unendlich gelitten und einzelne Stämme sind decimirt. Die Verheerungen in Californien werden auf 10 Mill. gerechnet. Auch die Stadt Newyork selbst hat durch Sturm und Schneewehen viel zu leiden. Am lautesten aber ist der Aerger in Newyork, nämlich darüber, daß das Straßenreinigungs=Departement seit Anfang des Winters keine Hand mehr gerührt hat, um die Stadt zu säubern. In Folge dessen bedrohen an einigen Stellen die ganze Stadt bis drei Fuß hohe Schmutz=Schichten, deren Beseitigung man der Sonne überläßt. Spalten auf Spalten füllen die großen Blätter mit Zornesrufen über diese jämmerlichen Zustände. Vorschläge der abenteuerlichsten Art tauchen auf, wie den Uebelständen abzuhelfen sei. In einzelnen Straßen thun sich die Ladenbesitzer zusammen, um wenigstens einen schmalen Streifen vor ihren Thüren passirbar zu machen. Aber das hilft Alles nichts. Die Stadt, welche stets, selbst zu ihren saubersten Zeiten, der Inbegriff alles Schmutzes ist, gleicht jetzt einem unergründlichen Morast. Dabei beträgt der Etat der Straßenreinigung 800,000 Dollars oder drei und eine halbe Million Mark.


- Das schlechte Wetter, das in Ober=Egypten herrscht, hindert den österreichischen Kronprinzen in seinen Jagdausflügen. Gejagt wurde, wie man aus Kairo schreibt, bisher nur in dem am linken Nil=Ufer gelegenen Gebirge, doch war das Resultat ein sehr spärliches. Der Mudir von Assuan machte dem Kronprinzen zwei niedliche Gazellen zum Geschenke. Der den Kronprinzen begleitende Maler Pausinger mußte von dieser pittoresk gelegenen Stadt eine Skizze entwerfen. Auf der Rückfahrt nach Luxor wurde auch die Stadt Edsu mit ihren großartigen Ruinen besucht. Später wurde das Koptenviertel besucht, wo der Kronprinz viele Gemmen und alte Münzen einkaufte.
- In Berlin ist der Kunstreiter Renz=Sohn gestorben. Im Jahre 1870 war er als Garde=Husar mit nach Frankreich geritten. Seine Frau ist die Drathseil=Tänzerin Oceano.


Anzeigen.

Die Meierei Menzendorf wird zu Johannis d. J. vacant und ist die sofortige öffentlich meistbietende Wiederverpachtung derselben von dem Großherzoglichen Hohen Kammer= und Forst=Collegio zu Neustrelitz angeordnet.
Zu diesem Zwecke steht Termin auf

Mittwoch den 6. April d. J.
Vormittags 11 Uhr

vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainen=Amte an, wozu Pachtliebhaber hierdurch eingeladen werden.
Dem Großherzoglichen Hohen Kammer= und Forst=Collegio bleibt die Entscheidung über die Annehmlichkeit des Gebots und die Wahl unter den drei Meistbietenden vorbehalten, und haben diese, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Conventionalpoen von 6000 M. zu bestellen und sich über ihre bisherige Führung und öconomische Tüchtigkeit, sowie über das zur Annahme des Pachtstücks erforderliche Vermögen auszuweisen.
Die Bedingungen können 14 Tage vor dem Verpachtungstermine in der hiesigen Amts=Registratur eingesehen und das Pachtstück, nach zuvoriger Meldung auf dem Hofe, in Augenschein genommen werden.
Schönberg, den 13. März 1881.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Holz=Auction Nr. 29.

Am Mittwoch den 23. Morgens 10 Uhr im Kruge zu Mannhagen gegen Baarzahlung bei freier Concurrenz über nachstehende Sortimente aus dem Mannhäger=Zuschlage.

  62 Stück Loh=Eichen Nutzholz pp. mit 45,34 Festmtr.
  80 Rmt. eichen Kluft
176 Rmt. buchen Kluft.
Schönberg i. M. den 14. März 1881.

Der Oberförster:               
C. Hottelet.       


Auction.

Am Freitag den 25. März Vormittags von 10 Uhr an werde ich im Kruge zu Boitin=Resdorf wegzugshalber folgende Gegenstände öffentlich meistbietend gegen Barzahlung verkaufen, als:

Koffer, Laden, Schränke, gr. Backtrog, Frauenkleidungsstücke, Flächsen= und Heden=Leinen, Bettzeug und was sich sonst noch vorfindet.
Boitin=Resdorf, im März 1881.

J. Gäth, Büdner.       


Eine große Partie                           
hochfeinen Guatemala Caffee
à Pfund 1 Mark und
ff. gelb. Java Caffee
à Pfund 110 Pfennig,

außerdem feinschmeckenden Campinas und Màracaibo., sowie Laguayra-, Java-, Cuba- und Mocca-Caffee von 90 Pfennig (Mecklenburg). bis 2 M. à Pfund empfiehlt angelegentlichst

Aug. Spehr.       


Bestes Rostocker Wagenfett
in Gebinden von


100 Pfd.     50 Pfd.     25 Pfd.     12 1/2 Pfd.
17 M.     8 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).     4 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).     2 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).

Bestes Maschinenöl
à Pfund 40 Pf. in Gebinden billiger

Aug. Spehr.       


Billig!
Kniestiefel, roßlederne=, rindlederne= u. generbte Halbstiefel,
Zugstiefel in Lasting, Glace, Chagrin und Roßleder,
Hackschuhe, Leder=Pantoffel, und Kinder=Schuhe, sowie Leder=Appretur
halte in großer Auswahl vorräthig und empfehle bestens                          
                          Wilh. Lenschow,
                          Schönberg, Hinterstraße 79.


Den geehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend mache ich die ergebene Anzeige, daß ich mich im Hause des Chirurgen und Barbiers Herrn Fick als

Kürschner & Mützenmacher

etablirt habe und bitte um geneigten Zuspruch.

J. Oldörp.       


Verloren

auf dem Fastnachts=Balle im Boye'schen Gasthause am Freitag den 4. März: 2 schwarze Mohair=Tücher. Die ehrlichen Finder werden gebeten, dieselben gegen eine Belohnung in der Expedition dieses Blattes abzugeben.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 22 Seite 4]

Germania.
Central=Verband gewerbetreibender
Bäckermeister Deutschlands.
400 Städte mit über 8000 Mitgliedern.

Wir unterzeichneten machen Eltern und Vormünder auf den obigen Verband aufmerksam, falls ihre Kinder oder Mündel sich dem Bäckergewerbe widmen sollten. Der Verband giebt nur für ausgelernte seiner Mitglieder Lehrbriefe und Arbeitsbücher aus, und haben auch nur diese Anspruch auf Geschenk bei den Verbandsmitgliedern, sowie sie auch bei In=Arbeitstellung bevorzugt werden.

Der Vorstand


Verband
gewerbetreibender Bäckermeister "beider Mecklenburg."

Wir bringen unsern Mitgliedern zur vorläufigen Kenntniß, daß unser diesjähriger Verbandstag am 7. Juni in Rostock stattfinden wird. Anträge zur Tagesordnung sind bis zum 15. April an unsern Vorsitzenden, Bäckerältesten Wandschneider, Wismar, einzusenden, auch nimmt derselbe Anmeldungen zum Eintritt in den Verband entgegen.

Wismar, Rostock, Schwerin.
Der Vorstand.


Eine Käthnerei

mit guten Gebäuden und ca. 50 Scheffel Aussaat Acker soll sofort billig verkauft werden.

Näheres ertheilt                          
                                                    P. Maass,
                                                    Makler in Schönberg.


Gute Eßkartoffeln
hat zum Verkauf vorräthig                                                    
                                                    Müller Arp in Carlow.


Ich habe noch                          
ein Moor
zu verpachten, Pachtliebhaber wollen sich gefälligst bei mir melden.                          
                                                    C. Voss, Schneidermeister.


Am 22. März (Kaiser Geburtstag)
große Tanzmusik
                                                    bei J. Lenschow,
                                                    Selmsdorf.


Frankfurter Pferde-Markt-Lotterie
Ziehung am 30. März 1881.

Wiederum kommen bei dieser allgemein beliebten Lotterie 10 elegante Equipagen mit 4 und 2 Pferden bespannt, sowie seiner Schirrung, ferner 60 der feinsten Reit= und Wagenpferde nebst vielen hunderten von anderen werthvollen Gewinnen zur Verloosung, zu obiger Ziehung versendet der Unterzeichnete Loose:
              1 Orginal=Loos für 4 Mark
            12 Original-Loose für 45 Mark
incl. Porto gegen Einsendung des Betrages oder Postnachnahme.
Bestellungen wolle man baldigst machen um alle Wünsche befriedigen zu können, jeder Theilnehmer erhält die Gewinnliste franco übersandt, größere Gewinne werden durch Telegramm angezeigt.

D. F. Seipp              
in Frankfurt a. Main.       


Zu Ostern oder später
habe ich noch eine Wohnung in der ersten Etage zu vermiethen.
Schönberg den 15. März 1881.
                                             J. Licht,
                                                           Bürstenmacher.


Zu Michaelis habe ich noch                          
eine Etagen=Wohnung
zu vermiethen.                                                    
                                                    W. Nothdurft,
                                                    Siemzerstraße vor Schönberg.


Zu Michaelis

ist eine Wohnung zu vermiethen, bestehend aus: 5 heizbaren Zimmern, Küche, Speisekammer, 2 Dachkammern, Keller und Stall.
Wo? Zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.


Zu Michaelis 1881

ist eine parterre Wohnung zu vermiethen, bestehend aus 2 heizbaren Zimmern, Schlafstube, Küche u. s. w. Näheres Siemzersiraße 109.


Zu Ostern

finden noch Kinder, welche die Schule besuchen wollen, billige und freundliche Aufnahme in der Nähe des Schulhauses. Zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.


1 Lehrling
findet zu Ostern Platz in meiner Tischlerei.                                                    
Schönberg i. M.                                                     E. Hauschild.


Gesucht zu Ostern d. J.
ein Bursche, der Lust hat Klempner zu werden bei                          
                                                    A. Maass in Lübeck,
                                                    Moislinger=Allee 2 a.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 17. März 1881.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Die Direction.
Steiner.                          Frels.


Kirchliche Nachrichten.
Freitag den 18. März.
Vormittags 10 Uhr, Passionspredigt: Pastor Langbein,
Sonntag den 20. März.

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr): Rector Rußwurm.
     Amtswoche: Pastor Langbein.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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