No. 20
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 11. März
1881
einundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1881 Nr. 20 Seite 1]

      Den sämmtlichen Schullehrern des hiesigen Fürstenthums wird hierdurch eröffnet, daß dieselben verpflichtet sind, die von ihnen jährlich einzureichenden Impflisten frankirt einzusenden, wogegen ihnen freisteht, das ausgelegte Porto bei Großherzoglicher Landvogtei zu liquidiren.
      Schönberg, den 2. März 1881.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Bekanntmachung.

      Das diesjährige hiesige Musterungsgeschäft wird in folgender Weise

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe

abgehalten werden:

1. Montag den 11. April,
Morgens präcise 9 Uhr

Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften:

Bäck, Bardowiek, Bechelsdorf, Blüssen, Boitin=Resdorf, Gr. Bünsdorf, Kl. Bünsdorf, Campow mit Hoheleuchte, Carlow, Cronscamp, Demern (Hof und Dorf nebst Röggeliner Ziegelei), Dodow, Domhof Ratzeburg, Duvennest, Falkenhagen, Grieben, Hammer, Herrnburg, Horst, Kleinfeldt, Klocksdorf, Kuhlrade, Lankow, Lauen, Lenschow, Lindow, Lockwisch (Hof und Dorf), Lübseerhagen, Lüdersdorf, Mahlzow, Mannhagen, Mechow (Hof und Dorf mit Wietingsbäck), Menzendorf (Hof und Dorf), Gr. Mist, Kl. Mist, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neschow mit Maurin=Mühle, Neuhof, Niendorf, Ollndorf, Palingen, Panten, Papenhusen, Petersberg, Pogez, Rabensdorf (Hof und Dorf), Raddingsdorf, Retelsdorf, Rieps, Rodenberg, Römnitz, Rottensdorf, Gr. Rünz, Kl. Rünz, Rüschenbeck, Rupensdorf.

2. Dienstag den 12. April,
Morgens präcise 9 Uhr

Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften:

Sabow, Samkow, Schaddingsdorf, Schlagbrügge, Schlag=Resdorf mit Perückenkrug, Schlagsdorf (Hof und Dorf mit Heiligeland), Stadt Schönberg, Bauhof Schönberg, Schwanbeck, Selmsdorf (Hof und Dorf mit Hohemeile), Gr. Siemz, Kl. Siemz, Stove (mit Meierei Röggelin), Schbrg.=Sülsdorf, Schlag=Sülsdorf, Teschow, Thandorf, Törpt, Torisdorf, Wahlsdorf, Wahrsow (Hof und Dorf), Walksfelde, Wendorf, Westerbeck, Zarnewenz (Hof und Dorf), Ziethen.

3. Mittwoch den 13. April
von Morgens 9 Uhr an

Loosung der Militairpflichtigen des Jahrgangs 1861.
      Das Nichterscheinen zur Loosung hat keine Nachtheile zur Folge; für die dazu nicht Erscheinenden wird durch ein Mitglied der Ersatzkommission geloost.
      Zur Musterung haben sich bei Vermeidung der im §. 24. 7, der Ersatzordnung angedroheten Strafen zu gestellen:

alle im Jahre 1861, sowie alle in früheren Jahren geborenen Militairpflichtigen ohne endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht, sofern sie nicht von der Gestellung ausdrücklich entbunden sind:
      Sämmtliche Militairpflichtige haben ihre Geburtsscheine, sowie die Militairpflichtigen der älteren Jahrgänge außer den Geburtsscheinen ihre Loosungsscheine mitzubringen.
      Die im hiesigen Fürstenthum gebürtigen und außerhalb ihres Geburtsortes sich aufhaltenden Militairpflichtigen haben sich mit den Militairpflichtigen ihres Geburtsortes zu gestellen.
      Wer durch Krankheit am Erscheinen verhindert ist, hat ein beglaubigtes ärztliches Attest einzureichen.
      Reklamationsgesuche auf Zurückstellung vom Militairdienst wegen häuslicher Verhältnisse etc. sind rechtzeitig bei dem unterzeichneten Civilvorsitzenden anzubringen. Behauptete Erwerbsunfähig=

[ => Original lesen: 1881 Nr. 20 Seite 2]

keit muß durch ärztliche Untersuchung im Musterungstermin bestätigt werden; es sind daher die aus der angeführten Veranlassung reclamirenden Angehörigen eines Militairpflichtigen zum persönlichen Erscheinen vor der Ersatzcommission verpflichtet.
      Etwaige zur seemännischen Bevölkerung gehörende Militärpflichtige (§. 21 der Ersatz=Ordnung) haben sich im Musterungstermine über ihre gewerbliche Qualification durch Vorlegung von Seefahrtsbüchern u. s. w. zu legitimiren.
      Die Beorderung der Militairpflichtigen zur Musterung ist Sache der Ortsvorsteher. Die mit Führung der Rekrutirungsstammrollen betrauten Personen haben zum Musterungsgeschäft mitzuerscheinen. Die Stammrollen werden von hier aus im Musterungstermin zur Vorlage gebracht werden.
      Die Ortsvorstände werden noch besonders auf ihre Verpflichtung hingewiesen, die nach Aufstellung der Stammrollen zuziehenden fremden, sowie die das hiesige Fürstenthum verlassenden Militairpflichtigen zwecks Berichtigung der Listen sofort hierher namhaft zu machen oder dieselben zur persönlichen Anmeldung oder Abmeldung hierherzuweisen.
      Im Anschluß an das Musterungsgeschäft und zwar am Dienstag den 12. April wird die Classificirung der für einen Mobilmachungsfall auf Zurückstellung Anspruch erhebenden Mannschaften der Reserve, Landwehr, Seewehr und Ersatzreserve I. Classe stattfinden, die gemäß §. 18 der Control=Ordnung ihre Gesuche rechtzeitig vorher eingebracht haben müssen. Dieselben haben zu dem bezeichneten Termin zu erscheinen.
      Schönberg den 5. März 1881.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirkes für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Politische Rundschau.

Deutschland. Mit großer Spannung sieht man der Berathung des Gesetzes über die zweijährige Etatsperiode entgegen, da bei dieser Discussion alle politischen Parteien des Reichstags ihren Standpunkt auch der allgemeinen Lage gegenüber hervortreten lassen werden. Man erwartet eine große Rede Benningsens, dessen Auslassungen mit Rücksicht auf die Stellung der nationalliberalen Partei zur Regierung und speciell zum Reichskanzler mit großem Interesse erwartet werden. Auch ist man auf die Haltung des Centrums umsomehr dieses Mal gespannt, als von neuen kirchenpolitischen Verhandlungen die Rede ist, welche nothwendiger Weise die Situation wie mit einem Schlage verändern können. Herr Windhorst hat noch im Abgeordnetenhause erklärt, daß er, so lange noch der Culturkampf andauert, gegen die zweijährige Etatsperiode stimmen werde. Jetzt, wo durch gewisse Ereignisse wenigstens ein Waffenstillstand mit der Curie abgeschlossen werden kann, dürfte möglicher Weise die Haltung des Centrums sich verändern können.
Der Bundesrath nahm die Wehrsteuer in zweiter Lesung, ferner das Innungsgesetz und das Arbeiterversicherungsgesetz an. Bei letzterem wurden die meisten Anträge des Volkswirthschaftsraths abgelehnt und in der Hauptsache die ursprüngliche Vorlage angenommen. Bei Aufbringung der Prämie für Arbeiter mit weniger als 750 M. Jahresverdienst tritt neben dem Betriebsunternehmer das Reich statt des Landarmenverbandes oder Staates ein.
Gleich nach der Feier des Kaiserlichen Geburttages werden der Prinz und die Prinzessin Wilhelm eine größere Reise antreten, deren Ziel Italien ist. Die Rückkehr von derselben würde etwa Ende Mai erfolgen, zu welchem Zeitpunkte auch die Uebersiedelung nach dem Marmorpalais vor sich gehen dürfte.
Die Steuer= und Finanzbeamten der Stadt Berlin wollen sich den ihnen von dem Reichskanzler gemachten Vorwurf der Parteilichkeit und Pflichtverletzung nicht gefallen lassen. Sie verlangen volle Genugthuung oder werden ihre Ehrenämter niederlegen. Ueber die bedenkliche Art und Weise des Angriffs herrscht nur eine Stimme in Berlin.
Während man in Deutschland von Seiten der Reichsregierung und des Reichstages Hand anlegt zur praktischen Lösung der sozialen Frage, das heißt zur gründlichen und nachhaltigen Besserung der Lage der Arbeiterbevölkerung, erklären die nach Amerika gereisten Sozial=Apostel Fritzsche und Viereck drüben in zahlreichen Versammlungen, auf friedlichem Wege komme man nicht vorwärts, und sammeln Geld für die Zukunftsmusik, die sie veranstalten wollen. Auf diesem Wege wirds aber noch langsamer gehen.
Oesterreich=Ungarn. Börsensteuer. Die Vorarbeiten im Finanz=Ministerium bezüglich der Einführung einer Börsensteuer sind beendigt, und wird bereits in den nächsten Tage eine diesbezügliche Vorlage im Abgeordnetenhause eingebracht werden. - Wie aus Wien gemeldet wird, hat die deutsche Regierung auf die in Sachen des Handelsvertrages vor etwa sechs Wochen nach Berlin gesandte Note des österreichischen auswärtigen Amtes in zustimmender Weise geantwortet. In Folge dessen dürften die Verhandlungen über die Berathung einzelner Tarifposten schon in der zweiten Hälfte dieses Monats zu Berlin beginnen.
Frankreich. Die "Tablettes d'un Spectateur" bringen die Sensationsnachricht, daß Gambetta entschlossen sei, seine Demission als Präsident der Kammer zu geben. Gambetta, heißt es, sei höchst aufgebracht, daß ein großer Theil der Presse, die von Deutschland aus gegen ihn gerichteten Angriffe billige, ja unterstütze. In der Kammer sei die Majorität, die ihm folge, nicht compact genug. In der Wahlreform will Gambetta noch einmal das Wort ergreifen zu Gunsten des Wahlsystems nach Listen. Sollte dieses bei der Abstimmung unterliegen, dann will er seine Demission geben.
Großbritannien. Die Friedensunterhandlungen mit den Boers, die vor einer Woche durch Vermittlung des Präsidenten des Orange=Freistaates eingeleitet wurden, sind vorläufig definitiv fallen gelassen worden. Die Regierung beabsichtigt gegenwärtig nicht weitere Anträge entgegenzunehmen und die Regierung des Orange=Freistaates ist benachrichtigt worden, daß sie für die Aufrechthaltung der Neutralität verantwortlich gehalten werden wird. Die "Times" sind mit der Fortsetzung des Krieges sehr zufrieden und bezeichnen neue Erfolge als absolut nothwendig um Friedens=Verhandlungen einleiten zu können.
Amerika. Garfield, der neue Präsident der amerikanischen Union, hat am 4. März sein Amt mit einer Rede angetreten und den Eid auf die Verfassung geleistet. - Die Antrittsrede des Präsidenten Garfield ist von der gesammten Presse des Landes ohne Rücksicht der Parteistellung sehr günstig aufgenommen worden.


Anzeigen.

Zwangsversteigerung.

Am Montag den 14. März d. J. Vormittags 10 Uhr werde ich auf dem Hofe des Gastwirth Boye in Schönberg

1 einsp. Ackerwagen, Egge, Pflug, Hebegeschirr u. s. w.
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung versteigern.

Schönberg.                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 20 Seite 3]

Verschönerungsverein.
Jahresversammlung

am Sonnabend den 12. d. M. Abends 8 Uhr in Spehr's Hôtel.
                                      Tagesordnung:
                                1. Rechnungsablage,
                                2. Statutenmäßige Wahl des Vorstandes
                                3. Besprechung vorzunehmender Verschönerungen.
Schönberg den 7. März 1881.

Der Vorstand.


Germania.
Central=Verband gewerbetreibender
Bäckermeister Deutschlands.
400 Städte mit über 8000 Mitgliedern.

Wir unterzeichneten machen Eltern und Vormünder auf den obigen Verband aufmerksam, falls ihre Kinder oder Mündel sich dem Bäckergewerbe widmen sollten. Der Verband giebt nur für ausgelernte seiner Mitglieder Lehrbriefe und Arbeitsbücher aus, und haben auch nur diese Anspruch auf Geschenk bei den Verbandsmitgliedern, sowie sie auch bei In=Arbeitstellung bevorzugt werden.

Der Vorstand


Verband
gewerbetreibender Bäckermeister "beider Mecklenburg."

Wir bringen unsern Mitgliedern zur vorläufigen Kenntniß, daß unser diesjähriger Verbandstag am 7. Juni in Rostock stattfinden wird. Anträge zur Tagesordnung sind bis zum 15. April an unsern Vorsitzenden, Bäckerältesten Wandschneider, Wismar, einzusenden, auch nimmt derselbe Anmeldungen zum Eintritt in den Verband entgegen.

Wismar, Rostock, Schwerin.
Der Vorstand.


Billig!
Kniestiefel, roßlederne=, rindlederne= u. generbte Halbstiefel,
Zugstiefel in Lasting, Glace, Chagrin und Roßleder,
Hackschuhe, Leder=Pantoffel, und Kinder=Schuhe, sowie Leder=Appretur
halte in großer Auswahl vorräthig und empfehle bestens                          
                          Wilh. Lenschow,
                          Schönberg, Hinterstraße 79.


Eine große Partie                           
hochfeinen Guatemala Caffee
à Pfund 1 Mark und
ff. gelb. Java Caffee
à Pfund 110 Pfennig,

außerdem feinschmeckenden Campinas und Màracaibo., sowie Laguayra-, Java-, Cuba- und Mocca-Caffee von 90 Pfennig (Mecklenburg). bis 2 M. à Pfund empfiehlt angelegentlichst

Aug. Spehr.       


Bestes Rostocker Wagenfett
in Gebinden von


100 Pfd.     50 Pfd.     25 Pfd.     12 1/2 Pfd.
17 M.     8 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).     4 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).     2 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).

Bestes Maschinenöl
à Pfund 40 Pf. in Gebinden billiger

Aug. Spehr.       


Den geehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend mache ich die ergebene Anzeige, daß ich mich im Hause des Chirurgen und Barbiers Herrn Fick als

Kürschner & Mützenmacher

etablirt habe und bitte um geneigten Zuspruch.

J. Oldörp.       


Eine Käthnerei

mit guten Gebäuden und ca. 50 Scheffel Aussaat Acker soll sofort billig verkauft werden.

Näheres ertheilt                          
                                                    P. Maass,
                                                    Makler in Schönberg.


22 sehr schöne Ferkel
hat zu verkaufen                                                    
                                                    A. Russwurm,
                                                    Lockwisch.


In der Holländerei zu Toriesdorf steht ein Rest gutgenährter, 9 Wochen alter, und ein Rest 5 Wochen alter

Ferkel

preiswürdig zum Verkauf.


Zu Michaelis

ist eine Wohnung zu vermiethen, bestehend aus: 5 heizbaren Zimmern, Küche, Speisekammer, 2 Dachkammern, Keller und Stall.
Wo? Zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.


Zu Michaelis 1881

ist eine parterre Wohnung zu vermiethen, bestehend aus 2 heizbaren Zimmern, Schlafstube, Küche u. s. w. Näheres Siemzersiraße 109.


Technicum Mittweida.
(Sachsen.) - Höhere Fachschule für Maschinen-Ingenieure und Werkmeister. Vorunterricht frei.
Aufnahmen: Mitte April u. October.


Von R. Jacobs Buchhandlung in Magdeburg sind nachstehende Bücher zu beziehen und kann der Betrag in Marken eingesandt werden.
Unentbehrlicher Rathgeber für Auswanderer nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika. 50 Pf.
Der angenehme u. vollkommene Gesellschafter. Eine gründliche Anleitung, sich in jeder Gesellschaft, besonders Damen gegenüber, beliebt zu machen. Nebst einer reichhaltigen Sammlung der besten Gesellschafts= und Pfänderspiele im Zimmer und im Freien, der amüsantesten Taschenspieler= und Kartenkünste, lustigen Anekdoten, komischen Vorträgen, Declamationen, Räthseln, Scherzfragen, und der beliebtesten Gesellschafts=, Tanz= und Marschlieder. Herausgegeben von Emil Gerold. Preis 2 Mark.
Das goldene Traumbuch, enthaltend die Erklärungen sämmtlicher Erscheinungen des Traumlebens, sowie die Anleitungen zur Deutung der Träume. Nach den Lehren der morgen= und abendländischen Traumdeutekunst, herausgegeben und bearbeitet von Fritz Horn. 75 Pf.
Der kleine Haussekretär, oder praktische Anweisung zur Abfassung aller Arten von Briefen, Eingaben, Verträgen, Reclamationen, Vollmachten und sonstigen Aufsätzen des geschäftlichen und häuslichen Lebens. Bearbeitet von Dr. Wilh. Bäumer. 1 Mark.
Der Declamator. Auswahl der besten komischen Vorträge u. Couplets. 50 Pf.
Volksadvocat, der deutsche, oder Rechtsbeistand vor den deutschen Amtsgerichten. Eine gemeinschaftliche Anleitung für Jedermann, in Rechtsangelegenheiten aller Art sich selbst zu vertreten und durch eine Masse von Beispielen erläutert, wie alle hierzu erforderlichen Schriftstücke rechtsgiltig ohne jede Hülfe abzufassen sind. 5. Aufl. 1 Mk.
Vollständiges bürgerl. Kochbuch mit besonderer Berücksichtigung von Wohlgeschmack, Billigkeit und Gesundheit, unentbehrlich für jeden bürgerlichen Hausstand, insbesondere für junge Hausfrauen und Bräute, von Elementine Horn. 1 Mark 25 Pf.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 20 Seite 4]

Lebensversicherungsbank für Deutschland in Gotha.
Stand am 1. Januar 1881.
Versichert 55930 Personen mit 377,800,000 Mark
Bankfonds 95,880,000 Mark
Dividende der Versicherten im Jahre 1881: 39 Procent der Jahresprämie.

Die Bank erhebt keine Aufnahmegebühren, gewährt alle Ueberschüsse voll und unverkürzt an die Versicherten zurück und zahlt nach dem Tode des Versicherten die Versicherungssumme sofort nach Beibringung der vorschriftsmäßigen Sterbefall=Nachweisungen ohne Zins=Abzug aus.
Versicherungsanträge werden vermittelt:

Schönberg.                                                     Wilh. Schrep.


Zu Ostern d. J.

suche ich einen mit guten Schulkenntnissen ausgerüsteten jungen Mann als Lehrling.

Aug. Spehr.       


Gesucht wird

ein Lehrling
unter günstigen Bedingungen zu Ostern d. J.
bei                                                                 H. Bremer,
Schmiedemeister.                                                         Schönberg.


Fleischhackmaschinen,
Wurststopfmaschinen & Wringmaschinen,
auch solche die zugleich zum Mangeln zu gebrauchen sind, in vielen verschiedenen Arten bei
                          Ludw. Warncke-Mölln i. Lb.


Frankfurter Pferde-Markt-Lotterie
Ziehung am 30. März 1881.

Wiederum kommen bei dieser allgemein beliebten Lotterie 10 elegante Equipagen mit 4 und 2 Pferden bespannt, sowie seiner Schirrung, ferner 60 der feinsten Reit= und Wagenpferde nebst vielen hunderten von anderen werthvollen Gewinnen zur Verloosung, zu obiger Ziehung versendet der Unterzeichnete Loose:
              1 Orginal=Loos für 4 Mark
            12 Original-Loose für 45 Mark
incl. Porto gegen Einsendung des Betrages oder Postnachnahme.
Bestellungen wolle man baldigst machen um alle Wünsche befriedigen zu können, jeder Theilnehmer erhält die Gewinnliste franco übersandt, größere Gewinne werden durch Telegramm angezeigt.

D. F. Seipp              
in Frankfurt a. Main.       


Billiger Verkauf
von landwirthsch. Maschinen.
~~~~~~~~~~~~~

Wegen Verkleinerung meines Lagers beabsichtige ich eine Menge Häckselmaschinen, Schrotmühlen, Kornreinigungsmaschinen, Decimalwaagen, Rübenschneider, Pumpen, Nähmaschinen, Pflüge, Schleifsteine (zum Drehen und zum treten), - sowie Buttermeschinen, Dreschmaschinen, 2 Geldschränke und viele andere Sachen, zu bedeutend herabgesetzten Preisen zu verkaufen, - wozu ich Kaufliebhaber hiermit einlade.

Ludw. Warncke, - Mölln.       


2 tüchtige Halbknechte

werden zu sofort oder Ostern gesucht.
Wo? Zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.


Gesucht wird zu Ostern

in Schönberg ein ordentliches Mädchen am liebsten vom Lande. Zu erfragen in der Expedition der Anzeigen.


Bei Verschleimung,

oft mit Husten und sogar Brechreiz verbunden, worüber sich viele Personen des Morgens beim Aufstehen beklagen, leistet der L. W. Egers'sche Fenchelhonig besonders gute Dienste, wenn man ihn heiß einnimmt, und zwar mindestens 3-4 Mal täglich, jedesmal einige Teelöffel. Wer an Verstopfung leidet, thut gut, jedes Mal einen Eßlöffel voll zu nehmen. Man achte darauf, daß derselbe nur echt ist, wenn die Flasche das Siegel, den Namenszug und im Glase eingebrannt die Firma von "L. W. Egers in Breslau" trägt. Die Verkaufsstelle ist in Schönberg allein beim Buchbinder C. Sievers.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Donnerstag den 10. März 1881.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Die Direction.
Steiner.                          Frels.


Kirchliche Nachrichten.
Bußtag, den 11. März.

Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittagskirche: Pastor Langbein.

Sonntag, den 13. März.

Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.
     Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 20 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 20 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 11. März 1881.


Schönberg. Seit einigen Tagen ist unsere Stadt in Aufregung versetzt durch eine Spuckgeschichte, die sich in einem Hause vor dem Siemzerthore zugetragen und sogar am hellen Tage wiederholt haben soll. Ende voriger Woche fingen nämlich Kartoffelkisten im Keller an, sich von ihren Plätzen zu bewegen; sie wurden wiederaufgerichtet, aber umsonst, bald lagen sie wieder auf der Seite. Andere Gegenstände in Keller, Küche und sonstigen Räumen des Hauses flogen gleichfalls umher, ohne daß es dem Hausbesitzer gelang, sich über die bewegende Kraft aufzuklären. Die Sache wurde nach außen bekannt und veranlaßte, daß sich am Mittwoch Hunderte von Neugierigen vor und in dem Hause einfanden, jeder wollte das Unglaubliche sehen und auch rathen. Es wurden Dräthe aus Keller und Küche in's Freie geleitet und dort an eisernen Stangen befestigt, um so die unsichtbaren Kräfte zu bannen oder doch abzuleiten. Gelehrte Herren der Stadt wurden zu Rathe gezogen, aber diese zuckten ungläubig die Achsel, bis man sich denn endlich entschloß, das Dienstmädchen aus dem Hause zu entfernen; erst damit scheinen die Geister gebannt und die alte Ruhe wieder hergestellt zu sein.
- Ueber den großen Fastnachtsball im königl. Schlosse zu Berlin am 1. d. M. einige Notizen. Es war ein überaus glänzendes Bild, welches sich an jenem Abend in dem alten Hohenzollernschlosse entwickelte. Ueber 1600 Gäste waren geladen, und es war ein buntes Gewoge und Gefunkel von glänzenden Uniformen, Sternen und Ordensbändern, von herrlichen Toiletten und Juwelen; dazwischen hie und da der melancholische schwarze Frack eines Abgeordneten. Da sind die verschiedenartigsten Nationalitäten vertreten: dort führt der chinesische Gesandte in seiner Nationaltracht sein watschelndes Frauchen in europäischem Anzuge, dort sind die Herren von der türkischen Botschaft zu sehen, dort die spanische Gesandtschaft, dort die Kavaliere des Prinzen von Wales, des Kronprinzen von Schweden, kurz es ist ein überaus anziehendes und lebhaftes Bild, das sich uns darbietet. Und vor allen Dingen die höchsten und allerhöchsten Herrschaften! Es wäre eine lange Liste, wollte ich sie alle aufführen. Der Kaiser trug die rothe Gala=Uniform der Garde du Corps und blickte überaus freundlich d'rein; die Kaiserin strahlte von Diamanten, der Kronprinz von herzgewinnender Liebenswürdigkeit. Man bemerkte, daß er mit dem fortschrittlichen Abg. von Saucken=Tarputschen sich lange unterhielt. Die Prinzessin Augusta Victoria - eine Toilette wenigstens muß ich doch beschreiben - trug eine weiße Atlasrobe mit weißem Gazeüberwurf, mit rosa Blumen, über den Rand der Robe herabhängend, in dem vollen blonden Haar ein strahlendes Diadem. Jetzt ertönen wuchtige Schritte, Trommeln und Pfeifen und herein zieht unter den Klängen des alten Dessauers die Riesengarde Friedrich Wilhelms I., 53 Grenadiere eine Compagnie in zwei Zügen bildend, geführt von Herrn v. Hülsen, in der getreuen Uniform der damaligen Zeit. Sie schaffen Raum für die nun folgenden Quadrillen, welche von je 16 Paaren aus der höchsten Aristokratie getanzt werden und zwar zunächst ein Menuett von Kavalieren und Damen aus der Zeit Friedrichs I.; dann folgen Soldaten Friedrichs des Großen vom Regiment "Kronprinz" mit märkischen Bauernmädchen, welche sich in das Feldlager gewagt haben, und endlich Husaren und "Husarinnen" aus dem Feldlager in Schlesien, die den Czardas tanzen. Dann ordnet sich alles noch einmal zum Vorüberziehen vor den Majestäten und dann beginnt der eigentliche Tanz.
- Vom Prinzen Wilhelm wird folgender hübscher Zug berichtet. Einst nahm er an der Mittagstafel der Offiziere des ersten Garderegiments in Potsdam Theil und hatte seinen Platz nicht weit von einem jungen Offizier, welcher aus einem Grunde anzunehmen berechtigt war, daß der Lieutenant Prinz Wilhelm von Preußen gerade heute keine besondere Sehnsucht danach haben werde, ihn in das Gespräch zu ziehen, ja, ihn überhaupt anzureden. Unser junger Offizier hätte also vorläufig an diesem Tage am liebsten einsam im Mittelpunkte der Erde dinirt. Der Prinz mochte bemerkt haben, wie wenig der Kamerad, der sonst Messer und Gabel fast mit derselben Liebe führte wie den Degen, sich der heute besonders auserlesenen Speisen freute, und wie derselbe wortlos und trübselig vor sich hin kaute. Da trat ein Blumenmädchen in den Speisesaal. Als die Kleine auch dem Prinzen das duftende Körbchen präsentirte, kaufte derselbe ein Rosensträußchen, stand auf, trat leise hinter den Stuhl des jungen Offiziers und legte, plötzlich über die Schulter des Ueberraschten langend, die Blumen neben dessen Teller nieder. "Königliche Hoheit . . ." stammelte der junge Offizier verwirrt - sprang auf und stand kerzengerade mit hochgerötheten Wangen vor dem Prinzen - "Königliche Hoheit . . ." "Aha", entgegnete dieser fröhlich, " Sie können also noch reden ? Na, das freut mich; und im Uebrigen, Herr Kamerad . . . . . darum keene Feindschaft nich!" Selten ist von den Offizieren des 1. Garde=Regiments fröhlicher getafelt worden, als an jenem Tage.
- In den Vereinigten=Staaten von Nordamerika werden jährlich nicht weniger als 300,000 Bäume gefällt um als Telegraphenstangen zu dienen.
- Am 9. März Morgens zwischen 5-6 Uhr brach ein großes Feuer in den "Magasins au Printemps" zu Paris aus. Dieses großartige Modewaaren= und Ausstattungs=Magazin ist kaum hundert Schritt von der Großen Oper gelegen. Das Gebäude und das große Magazin sind total mit allen Waarenvorräthen vernichtet. Die Ursache des Brandes ist unbekannt. Die Schadensziffer wird auf vorläufig acht Millionen Franks geschätzt. Durch denselben sind 1200 Angestellte brodlos geworden, einige junge Leute, welche die fünfte Etage bewohnten, sind erstickt.
- Eine hübsche Dividende vertheilt die Fabrik der bekannten "schwedischen Reibzündhölzchen" in Jönköping. Vor etwa 14 Jahren tauchten die kleinen hölzernen Schachteln mit den braunen Seitenwänden und derselben Etiquette zuerst auf, und seitdem haben sie den Schwefel und Phosphor fast ganz verdrängt. Dafür hat aber die Gesellschaft auch ihren materiellen Lohn gefunden. Die hat jüngst ihren Abschluß für 1880 gemacht, und was glaubt man, daß aus den Millionen von "Tändstickor", die von dem schwedischen Städtchen in die ganze Welt hinausgehen, an Dividende vertheilt werden kann? Nicht weniger als 200 Prozent für jede Aktie. Die Aktien lauten über 600 Kronen, und wer der glückliche Besitzer solch einer Schwefelhölzchen=Aktie "utan svafvel" ist, der bekommt 1200 Kronen als Dividende für ein Jahr, d. h. 1350 M. Dividende für jede Aktie von 675 M.
- Der Handelsgärtner E. Buchner in Augsburg, in weiteren Kreisen in den Tropenländern bekannt, hat vor mehreren Wochen gelegentlich seiner Erkrankung an Diphtherie an sich selbst und später mit Genehmigung des behandelnden Arztes auch bei erkrankten Familiengliedern den Versuch gemacht, diese Krankheit mit Eucalyptus globulus (blauer Gummibaum) zu bekämpfen. Die Blätter dieses Baumes wurden je nach dem Bedarfsfalle leichter oder stärker eingekocht und damit inhalirt und gegurgelt. Der Gebrauch dieses Decoctums fand jeweils schon bei beginnender Diphtherie statt. In den tropischen Gegenden ist der "blaue Gummibaum" längst als der sogenannte "fieberbeherrschende" Baum bekannt. E. Buchner hat die Resultate seines Versuches zu Beginn dieses Jahres Sr. K. H. dem Großherzog von Hessen, dessen Tochter bekanntlich von dieser schrecklichen Krankheit im zartesten Alter

[ => Original lesen: 1881 Nr. 20 Seite 6]

dahingerafft wurde, unterbreitet und dieser Tage ein äußerst schmeichelhaftes Schreiben aus dem dortigen Kabinet erhalten. Auch hat derselbe die Absicht, seine Erfahrungen I. Maj. der Königin von England und I. K. H. der Prinzessin von Preußen mitzutheilen, welche, wie bekannt, einen Preis für die Auffindung eines diese Krankheit erfolgreich bekämpfenden Mittels ausgesetzt haben. Es wird an den Männern der ärztlichen Wissenschaft sein, die Bedeutung dieses Heilmittels gegen Diphtherie zu würdigen.
- Ein Indianer=Häuptling in London. Die "Times" meldet: Der Reverend Henry Pahtahquahong Chase, erblicher Häuptling des Objiway=Stammes, Präsident des großen Indianerrathes und Missionar der Colonial und Continental Church Society in Manreytown Ontario, Canada, ist in England zu einem Besuche angekommen.
- Die Leute auf Casamicciola (Insel Ischia) wohnen in einem Paradies, aber die Schlange im Paradies ist der gefährliche Nachbar Vesuv und Erdbeben. Am 3. März warfen zwei Erdstöße an 200 Häuser ein und begruben unter den Trümmern 70 Todte.
- Erdbeben in Belfort. Man meldet aus Belfort, daß daselbst und ebenso in Thiers, Billow und Issoire am 4. d. M. Erdbeben verspürt wurden. Die Bewegung ging von Osten nach Westen und dauerte zwei bis drei Sekunden. Es ist übrigens kein Schaden zu beklagen.
- Der nächste Mörder, der in Berlin hingerichtet wird, ist der Arbeiter Wieleka, der eine arme alte Botenfrau vergewaltigt und ermordet hat. Kaiser Wilhelm hat ihn nicht begnadigt. Die Berliner Gerichte haben noch zwei Todesurtheile gefällt, wider den Barbier Roßbach und die unverehelichte Schmunk.
- Gelegentlich eines Prozesses ertheilte das Reichsgericht in Leipzig das Erkenntniß, daß das Recht auf Beseitigung der Fenster eines Nachbarhauses durch unterlassenen Widerspruch gegen die Anlage nicht verloren gehe.
- Die Great=Northern=Bahn in England hat einen Handlungsreisenden, der auf der Fahrt eine Verletzung des Rückens und eine mehrjährige Arbeitsunfähigkeit davon trug, 50,000 M. Entschädigung zahlen müssen.
- Eine originelle Mode ist in den letzten Tagen aus den Pariser Salons in die Oeffentlichkeit getreten: es sind dies die Veilchenkrausen. Viele junge Damen trugen zwischen zwei Wellen weißer Spitzen eine Guirlande natürlicher Veilchen, welche vom Halse bis zur Taille herabhängt.
- München. Ein dreister Bubenstreich wurde in der Nacht zum 1. d. M. an der bekannten Reiterstatue König Ludwig I. in der Ludwigstraße verübt. Das Gesicht des Fürsten nämlich, sowie sein Hals und die rechte Hand, welche den Scepter hält, ferner das Gesicht des Pagen auf der linken Seite zeigten sich schon von fern zinnoberroth angestrichen; von vorn sah das Antlitz des Königs ungefähr so aus, wie das des Samiel im "Freischütz". Ueberdies hatte der Page zur rechten Seite des Fürsten im Arm den zurückgelassenen Farbetopf. Wer der Thäter war dürfte nur schwer zu ermitteln sein; wie die Büberei unbemerkt geschehen konnte, da die Nacht mondhell war und nur dreißig Schritt von dem Monumente am Palais des Prinzen Luitpold eine Schildwache steht, weiter 30 Schritt entfernt, am Palais des Prinzen Ludwig Ferdinand eine zweite. Bei der Höhe des Monumentes - es ist fast so hoch wie in Berlin das des "Alten Fritz" unter den Linden - erscheint die Ausführung noch räthselhafter.
- Ein frecher Juwelenraub wurde dieser Tage in London verübt. Vor dem Laden des Juweliers Bryce=Wight in Great Russell=Street brach eine Droschke mit lautem Krach zusammen. Die Commis des Juwelier stürzten aus dem Laden, um zu sehen, was los sei. Als sie zurückkehrten, fanden sie, daß eine Schublade, in welcher sich Brillantgeschmeide im Werthe von 10,000 Lstrl. befanden, ihres Inhaltes beraubt worden war. Es unterliegt keinem Zweifel, daß der der Droschke zugestoßene Unfall eine List war, um den Dieben im Laden die Arbeit zu erleichtern.
- Fräulein Gambetta singt in Avignon und anderen Städten in den Kneipen und sammelt dann ein. Der Präfekt oder Oberpräsident sagte: Denken Sie an den Kammerpräsidenten und ändern Sie Ihren Namen! - Aendern? Wenn Herr Gambetta sich meines Namens schämt, so mag er einen andern Namen annehmen. Fräulein Gambetta soll übrigens eine Stief=Zwillings=Schwester Gambettas sein, wie man sagt.
- Das Begießen der Topfgewächse mit Flußwasser übt einen sehr günstigen Einfluß auf die Vegetation aus. Namentlich gedeihen Fuchsien, Pelargonien u. s. w. gut dabei, auch tödtet das Wasser alles Ungeziefer. Ein eben so kräftiges Wachsthum wird durch das Begießen mit solchem Wasser erzielt, in welchem rohes Fleisch abgewaschen ist. Wahrhaft staunenerregend wirkt aber ein Zusatz von Hornspänen zur Blumenerde. Gedrungene, kräftige Pflanzen mit reichlicher Blüthenpracht belohnen die geringe Mühe.
- In Bellwyl in der Schweiz war ein 120 Fuß tiefer Brunnen ausgemauert worden und ein Arbeiter, Mattmann, war am 21. Februar Nachmittags in die Tiefe gestiegen, um zu sehen, ob alles in Ordnung. Kaum unten angekommen, stürzt die Mauer ein. Lassen wir ihn selbst erzählen:
"Der obere Theil der Mauer" - sagte er - "kam ganz langsam nach; ungefähr 10 Minuten lang hörte ich Geräusch, so daß ich annehmen konnte, daß die ganze Mauer eingestürzt auf mir lag, eine Steinsäule von 80-85 Fuß. Ich lag mit dem Rücken an einem Laden, der zum Anbringen der Wasserpumpe da war. Den rechten Arm hatte ich in der Kopfhöhe, den linken auf der Brust, das rechte Bein rückwärts beim Knie gebogen, das andere grade. In dieser furchtbaren Lage wurde ich förmlich eingemauert. Ein großer Stein lag auf meinem Kopfe in schiefer Stellung gegen die Stirn zu, zwei große runde je auf den Wangen, ein großer grade unterm Kinn, so daß ich den Kopf etwas in die Höhe halten mußte; den größten und beschwerlichsten Stein hatte ich auf der Brust. Alle Glieder waren von Steinen gepreßt jede Bewegung unmöglich. In dieser wahrhaft furchtbaren Stellung mußte ich vom Montag Nachmittag 4 Uhr bis Freitag Abends 6 Uhr bleiben, also volle 98 Stunden in einer Tiefe von etwa 100 Fuß. Der Hut wurde mir bis auf die Nase herabgedrückt, die Pfeife hatte ich noch im Munde, das Seil ging hart über Mund, Nase und Stirn hinauf. Um mich her tiefste Finsterniß. Aber ich verlor die Geistesgegenwart nicht und ein merkwürdiges Gefühl der Gewißheit, daß ich gerettet werden würde, stärkte mich in meiner verzweifelten Lage. In drei Tagen, so rechnete ich, können sie bei dir sein, und geht es auch fünf Tage, so kann und will ich es aushalten. Abgesehen von dem lästigen Drucke hatte ich keine Schmerzen, aber ich litt großen Durst. Ich schlief mehrere Male. Das Geräusch der Außenwelt blieb mir nicht gänzlich verschlossen. Ich hörte die Glocken läuten und die Postgerölle. Ich merkte es sofort als die Rettungsarbeiten begannen. Es machte den Eindruck, wie wenn Hühner auf einem Laden Körner aufpickten. An dem stetigen bessern Hören der Arbeit nahm ich deren Fortschritte wahr. Als die Arbeiter Donnerstags Nachmittags mir ziemlich nahe waren und mir zuriefen, gab ich Antwort und ermunterte sie, doch tüchtig einzugreifen. Ich täuschte mich nur, daß ich stets die Arbeiter tiefer dachte, als sie waren." Wie bereits erwähnt nahmen die Rettungsarbeiten vier volle Tage und drei Nächte in Anspruch und erst Freitag Mittag wurde der erste Stein vom Kopfe des Begrabenen entfernt; es brauchte aber noch dreistündiger Arbeit, um den Kopf und Brust völlig frei zu machen. Man gab dem Verunglückten etwas Speise und Wein. Endlich, Abends 6 Uhr, gelang es, den Mattmann gänzlich aus der steinernen Umarmung loszumachen und ans Tageslicht zu befördern.


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