No. 85
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. November
1880
fünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1880 Nr. 85 Seite 1]

Bitte, betretend die Kirchenheizung.

Nachdem sich mehrere junge Bürger und Gemeindeglieder in sehr dankenswerter Weise bereit erklärt haben, für die Heizung der hiesigen Kirche in den nächsten Tagen Gaben aus der Stadt in Empfang zu nehmen, bitten wir die lieben Glieder unserer Kirchgemeinde herzlich, das Werk der Kirchenheizung, von dem viel Freude und Segen zu hoffen ist, durch gütige Beiträge zu ermöglichen und zu fördern. Dasselbe soll allein durch freiwillige Gaben zu stande gebracht und erhalten werden, und soll niemand eine Verpflichtung für die Zukunft übernehmen. Gebe denn jeder nach Kräften reichlich und mit willigem Herzen. Es wird auch hiermit Gott an seiner Gemeinde gedient, und auch hier heißt es: einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.
Schönberg, 1. November 1880.

Kaempffer.           C. Langbein.


Politische Rundschau.

Deutschland. Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, hätte der Reichskanzler den Staatsekretär im Reichsjustizamt mit der Ausarbeitung eines Gesetzes zur Bekämpfung der Trunksucht beauftragt. - Wie es heißt, wird bei der Berathung des preuß. Etats der Gestütverwaltung bei dem Titel "Bewilligung von Staatspreisen bei den Pferderennen" an den landwirthschaftlichen Minister im Abgeordnetenhause eine Interpellation über die Vorgänge, welche sich hier in letzter Zeit auf den Rennplätzen beim Totalisator abgespielt haben, gestellt werden. Das Spiel soll dort so überhand genommen haben, daß die kleinsten Leute, Gewerbetreibende etc., zur Rennbahn hinausziehen und dort ihre letzten Groschen an den Mann bringen; es wird das Spiel am Totalisator nicht viel anders als eine gewerbsmäßige Gewährung der Gelegenheit zum Glücksspiel angesehen. Von einigen Juristen wird dagegen die Ansicht vertreten, daß dasjenige, was am Totalisator geschehe, durchaus gesetzlich erlaubt sei, weil man sich dort über einen Vertrag vereinbare, den man in der juristischen Sprache mit dem Worte "Wette" bezeichnet und die Wette ein Rechtsgeschäft sei, welches sogar zum Gegenstande einer gerichtlichen Klage gemacht werden könne.
Der Bundesrath hat am Donnerstag den von Preußen und Hamburg gemeinschaftlich gestellten Antrag auf Verhängung des "kleinen Belagerungszustandes" über Hamburg und Umgegend angenommen. Dem Beschluß ist die Ausführung seitens Preußens auf dem Fuße gefolgt.
Der preußische Etat pro 1881/82 weist, wie der "Frkf. Ztg." mitgetheilt wird, im Ordinarium einen Ueberschuß von 14 Millionen Mark auf; dagegen erfordert das Extraordinarium im Betrage von 42 Millionen Mark außerordentliche Deckung. Der große Betrag des Extraordinariums ist vornehmlich durch den Nothstand und die Ueberschwemmungen herbeigeführt.
Beim nächsten Reichstage soll eine Erweiterung des Telegraphennetzes, namentlich eine Vermehrung der unterirdischen Leitungen, die sich trefflich bewährt haben, beantragt werden.
Auf dem Volkswirthschaftlichen Congresse in Berlin waren von besonderem Interesse die Betrachtungen, welche die Berichterstatter über die Bedeutung Amerikas im wirthschaftlichen Leben Europas anstellten. Es klang durch diese Betrachtungen mitunter ein Klageton, als werde Europa auf die Dauer nicht im Stande sein, der Uebermacht der jungen Cultur der großen Republik jenseit des Meeres zu widerstehen, als gehe das alte Europa dem Schicksal entgegen mit der Zeit wirthschaftlich unterjocht zu werden. Einer der Berichterstatter, Herr Brünel, glaubte dieser sorgenvollen Aussicht das tröstlichere Bild entgegen halten zu können, daß wir immer mehr zu einer friedlichen und für beide Theile ersprießlichen Arbeitstheilung mit Amerika insofern gelangen könnten, daß wir Getreide dorther beziehen und die Erzeugnisse unseres Gewerbfleißes abgeben. Freilich scheint dabei die wachsende Bedeutung, die Amerika auch als Industriestaat gewinnt, nicht hinlänglich gewürdigt zu sein. Es sind ungemein ernste und weitreichende, viel Stoff zum Nachdenken bietende, wenn auch noch entfernte Gefahren, die wir ins Auge zu fassen haben.
Die chinesischen Gesandtschaften in Europa mehren sich. Auch Wien soll in Gemeinschaft mit Rom eine solche in der Weise erhalten, daß der Gesandte an beiden Orten einen eigenen Palast bekommen und in jeder der beiden Hauptstädte abwechselnd ein halb Jahr selbst residiren und ein halb Jahr durch seinen Secretär vertreten werden soll. Als Gehälter sind für den Gesandten jährlich 57,600, für den Secretär 30,000 Gulden bestimmt.
Frankreich. Paris sieht einem Hauptspektakel entgegen. Garibaldi wird in etwa 14 Tagen in Begleitung seiner Tochter Teresita, seines Schwiegersohnes Canzio und zweier Enkel nach Paris kommen und bei Henri Rochefort wohnen.
Oesterreich=Ungarn. Das Ereigniß des Tages ist der Empfang der Volksvertreter bei dem Kaiser in der Hofburg zu Ofen, und als der hervorragendste Moment dieses Empfanges die Antwort des Kaisers auf die Ansprache der Delegationspräsidenten. In dieser Antwort, deren politische Bedeutsamkeit in die Augen springt, ist vor Allem der sorgenvolle Hinweis auf die Schwierigkeiten, welche sich der Durchführung des Berliner Vertrages in einzelnen Punkten entgegengestellt haben, ferner die nur bedingungsweise ausgesprochene Hoffnung und Erhaltung des Friedens und die besondere Betonung der Interessen Oesterreich=Ungarns aufgefallen, deren Wahrung die kaiserliche Regierung als ihre erste Aufgabe betrachte. Auch vermißt man in der diesjährigen Thronrede neben der Hervorhebung der freundschaftlichen Beziehungen zu allen europäischen Mächten den in der Thronrede zur Eröffnung der letzten Delegationssession in Wien enthaltenen besonderen Hinweis auf die Allianz mit Deutschland, woraus einige Blätter auf eine Lockerung dieser Allianz schließen. - Als Gegensatz hierzu, dürfte aber wohl das Handschreiben des Kaisers Franz Joseph an den Grafen Moltke zu betrachten sein, welches dem ohnehin sehr lebhaften Interesse an den Ausführungen des Freiherrn von Heymerle in Pest, soweit sie das Verhältniß zwischen Deutschland und Oesterreich=Ungarn zum Gegenstande hatten, neue

[ => Original lesen: 1880 Nr. 85 Seite 2]

Nahrung zugeführt. Man erblickt darin allgemein ein willkommenes Sympton für die Solidarität zwischen den beiden mitteleuropäischen Großmächten und in dieser letzteren eine Garantie des Friedens. "Die kaiserliche Gratulation" - sagt die "Vorstadtzeitung" - "ist eine politisches Ereigniß; durch diese Kundgebung der Krone ist die österreichisch=deutsche Allianz um eine kostbare Bürgschaft reicher geworden."
- Der Generalfeldmarschall Moltke hat am 26. d. M. seinen 80 Geburtstag gefeiert. Glückwünsche trafen ein von 4 Kaisern, dem deutschen, österreichischen, russischen und türkischen, von fast allen deutschen Fürsten, von Bismarck, dem Moltke=Klub in Newyork u. s. w. Einem Ständchen in aller Frühe von dem Musikcorps des ihm persönlich unterstellten Eisenbahnregiments konnte er nicht entgehen, allen weiteren persönlichen Ovationen aber entzog er sich durch schleunige Flucht nach Magdeburg.
- Moltke dankt öffentlich für die sehr große Zahl von Glückwünschen, die ihm zum Antritt seines 81. Lebensjahres zugegangen sind. Nur bei dem Kaiser hat er sich sofort nach seiner Rückkehr von Magdeburg bedankt.
- Hasselmann findet drüben in Amerika gar keinen Anklang, der nüchterne Amerikaner weiß mit den Gedanken und Plänen des deutschen Sozialdemokraten nichts anzufangen, die Vorträge, die er hält, sind wenig besucht. Die Zeitung "Demokrat" in Philadelphia sagt ihm, Amerika sei nicht das Land, zur Ausführung seiner Pläne hülfreiche Hand zu leisten.
- Die Summe der in Händen europäischer Kapitalisten befindlichen amerikanischen Werthpapiere wurde im Jahre 1870 auf 2000 Mill. Gulden Gold mit einem Zinsbetrage von 124 Mill. Gulden geschätzt. Im Jahre 1876 war dieser Betrag auf 1200 Mill. mit 60 Mill. Zinsen und im Jahre 1878 auf 500 Mill. mit 25 Mill. Zinsen gesunken. Jene ganz enorme Summe 1500 Mill. Gulden ist mit landwirthschaftlichen Produkten bezahlt worden.
- Aus Berlin wird geschrieben. Das Gerücht von der in Rußland ausgebrochenen Rinderpest, das sich gestern hier verbreitet hatte, bestätigt sich leider.
- Vom Kölner Dom. Die Cassette, welche die Schluß=Urkunde in der Kreuzblume birgt, enthält auch sämmtliche Photographien Derjenigen, welche die Urkunde unterzeichneten. Auch Fürst Bismarck gehört dazu, obgleich er nicht bei dem Feste anwesend war. Der Kaiser hatte Photographie und Unterschrift des Kanzlers eingefordert.
- Am 31. October Abends haben alle deutschen Verkehrsanstalten und Oberpostkassen eine Musterung und Zusammenstellung anzustellen, welche Beträge an Reichsgoldmünzen, an Einthalerstücken und an Reichssilbermünzen, nach den drei Sorten getrennt, sie besitzen.
- Sibirien wird nunmehr die im Jahre 1803 zugesagte Universität erhalten. Am 25. Jahrestage der Regierung des Kaisers ist der Grundstein dazu in der Gouvernementshauptstadt Tomsk am Tom (Nebenfluß des Ob), welche bereits 1870 gegen 26,000 Einwohner zählte und für den größten wissenschaftlichen Centralpunkt Sibiriens gilt, gelegt worden. Bis zum Gedenktage der 300jährigen Vereinigung Sibiriens mit Rußland (1884) hofft man das Werk fertig zu stellen.
- Die Compagnie Gebr. Rothschild hat ihren am 30. September d. J. abgelaufenen Gesellschaftsvertrag bis zum 30. September 1905 erneuert. Das gemeinschaftliche Gesellschaftskapital wurde auf 50 Millionen Franks festgesetzt, zu drei gleichen Theilen beigesteuert von den Freiherren Meier Alphons James, Gustav Samuel James und Edmund James Rothschild. Die Eintragung des Vertrages kostete 62,500 Fr.
- In der Auswanderung war dieses Jahr hohe Fluth. Ueber Bremen (Bremerhafen) sind in diesem Jahr auf den Schiffen des Bremer Lloyd 74,000 Leute nach Nordamerika gefahren, viermal so viel als im vorigen Jahre! Vom 16.-24. October haben 5 überseeische Dampfer desselben 5000 deutsche Auswanderer fortgebracht. Im Frühjahre wanderten viele Schweden und Norweger aus, seitdem nur deutsche, meist aus dem deutschen Osten und aus Böhmen, alle nach dem Westen Amerikas.
- Die "Nordd. Allg. Ztg." schreibt: In der Strafanstalt zu Cronthal (Preußen) ist am 6. d. M. ein schreckliches Verbrechen verübt worden. Der wegen Raubes etc. im Rückfalle zu einer fünfzehnjährigen Zuchthausstrafe verurtheilte Sträfling Fojuth war wegen Bedrohung eines Werkführers und wegen anderer Vergehen gegen die Hausordnung zu einer Strafe von 30 Peitschenhieben verurtheilt worden. Während der Mittagsstunde, als die Hälfte der Beamten zu Tische gegangen und im Isolirgefängnisse nur der Aufseher Schaeffer anwesend war, klopfte der Sträfling an die Zellenthür - er befand sich im Untersuchungsarrest - und bittet dringend zur Verrichtung eines Bedürfnisses austreten zu dürfen. Kaum ist die Thür geöffnet, als der Aufseher mit einem Brette aus dem Boden der Bettstelle einen furchtbaren Hieb über den Kopf erhält und durch einen zweiten Schlag zu Boden gestreckt wird. Der Sträfling entriß dem Beamten den Säbel und versetzte dem Bewußtlosen neun schwere Wunden am Kopfe: Ober= und Unterkiefer sind parallel mit dem Mund gespalten, sämmtliche Zähne verloren, die Oberlippe und ein Theil des Oberkiefers abgehauen und außerdem ist der Schädel mehrfach zertrümmert. Bei dieser furchtbaren Schlächterarbeit wird er durch einen anderen Gefangenen, einen Reiniger, welcher mit einem Genossen im Keller das Mittagsbrod verzehrt hat, mit dem Rufe überrascht: "Mensch, was machst Du da?" ""Du Hundeblut (polnischer Fluch) was willst Du hier?"" entgegnete der Mörder und führte einen Hieb nach dem Gefangenen, der diesem den Kinn spaltet. Letzterer läuft schreiend nach dem Keller zurück und erhält noch ungefähr zehn Hiebe, wovon einer den Schädel schwer getroffen. Auch der zweite Reiniger erhält einen Hieb und Beide werden von dem Mörder in einem Kellerraum unter Todesdrohungen eingesperrt. Dann kehrt Fojuth zu seinem ersten Opfer zurück und will dasselbe in den Keller schleifen, um sich die Uniform anzulegen um in dieser Verkleidung angeblich einen Befreiungsversuch für alle Insassen der Anstalt zu machen. Durch das Fortschleifen kommt der Verstümmelte wieder zu sich und schreit vom Neuem, wodurch ein im Hauptgebäude stehender Aufseher - das Hauptgebäude ist vom Isolirthurm nur durch eine Thür getrennt - aufmerksam, und durch das Schlüsselloch blickend, Augenzeuge der That wird. Dieser Beamte schlägt mit dem Schlüsselbunde gegen die Thür, wodurch der Mörder von seinem Opfer auf einen Augenblick abläßt und eilt zur Herbeirufung der Wache. In diesem Momente hört der Direktor der Anstalt welcher sich, dieselbe revidirend, mit dem Hausvater und zwei anderen Personen eine Treppe höher befand, das Schreien und kommt herbei. Er dringt mit Soldaten in den Keller ein, in den sich der Mörder inzwischen geflüchtet hatte und Fojuth ergibt sich. Als Fojuth Behufs seiner Fesselung dicht neben seinem unglücklichen Opfer an der Erde lag, bat er um sein Leben; nachdem aber die Beamten sich entfernt hatten und er, gefesselt, von zwei Soldaten bewacht wurde, kehrte die Frechheit zurück: er erzählte den Soldaten mit lachendem Munde seine That. Kurze Zeit darauf sang er in der Arrestzelle ein lustiges Lied.
- Der bekannte amerikanische Erfinder Edison hat lange nichts von sich hören lassen, neuerdings aber erklärt er in einer amerikanischen Zeitschrift, daß er seinen Plan, elektrisches Licht an die Stelle des Gaslichtes für alle Zwecke auch im Privathause zu setzen, keineswegs aufgegeben habe, und daß zur Erreichung desselben nicht sein System, sondern nur aus technischen Gründen einige Einzelheiten für die Verwendung einer Aenderung bedürften. Er ermahnt daher seine Verehrer, noch eine Zeitlang Geduld zu haben, dann werde er den Beweis führen, daß überall Elektricität anstatt Gas eingeführt werden könne. Das Princip der Beleuchtung, d. h. das Erglühen eines festen Körpers im luftleeren Raume, wie die äußere Form seiner Lampe bleiben wie bisher, nur will Edison statt des Bogens aus verkohltem Papier als erglühendem Körper jetzt die Fiber einer in Japan wachsenden Bambusstaude wählen, die in Form eines umgekehrten U gebogen durch einen chemischen Prozeß karbonisirt, in eine luftleere ovale Glasform eingelassen und an ihren Enden mit zwei oben aus dem Behälter hervortretenden, den elektrischen Strom

[ => Original lesen: 1880 Nr. 85 Seite 3]

hineinleitenden Platindrähten in Verbindung gebracht wird. Eine so eingerichtete Lampe wird nach Edisons Behauptung 6 Monate in Gebrauch bleiben können, ehe ein neuer Bogen eingesetzt zu werden braucht, und das ganze Verfahren so billig sein, daß Gas damit gar nicht mehr konkurriren könne; in zwei Monaten hofft Edison seinen Apparat öffentlich zeigen zu können. Sein Landsmann, der jetzt in Paris weilende Erfinder des Telephons, Graham Bell, der in diesen Tagen in Berlin erwartet wurde, um im elektrischen Verein über seine neueste Erfindung, daß Photophon einen Vortrag zu halten, wird in Paris für's Erste noch länger durch eine schwere Erkrankung seines dortigen Neffen, Charles Bell, zurückgehalten; doch hat er für eine spätere Zeit sein Erscheinen in Berlin zugesagt.
- Einmal im Jahre sich gründlich satt zu essen und sich des Lebens zu freuen, ist Hunderten von Armen in Würzberg bescheert. Am 18. October finden sie eine lange Tafel im Schlosse gedeckt, an jedem Platz einen Teller, ein Gefäß mit Wein aus dem Hofkeller und ein Stück Brod. Löffel, Messer und Gabel müssen die Gäste mitbringen. Diesmal waren es nahezu 300 Arme; sie bekamen eine Kraftsuppe mit einem großen Stück Rindfleisch und dann Schweinebraten mit Sauerkraut. Die Militärmusik spielte dazu. Wie das schmeckte! Diese jährliche Speisung ist eine Stiftung des Königs Ludwig I. zum Andenken an die Schlacht bei Leipzig.
- Ein Ereigniß in der juristischen Welt ist das Erscheinen von Wächters Pandekten im Buchhandel (Breitkopf u. Härtel in Leipzig). Wächter selbst hatte die Herausgabe eines Lehrbuches noch in seinen letzten Lebensjahren beabsichtigt, ein Manuscript dazu aber nicht hinterlassen. So hat der Sohn Wächters, O. v. Wächter, das sorgfältig geführte Kollegienheft, in welchem sich viele Bemerkungen und Zusätze fanden, die zum Theil wohl mit der Absicht der Herausgabe gemacht sind, durch den Druck veröffentlicht und demselben alle die früher schon gedruckten aber nur an die Zuhörer vertheilten Beilagen au der betr. Stelle in kleinerem Druck beigefügt. Bis jetzt ist der I. Band erschienen, der den allgemeinen Theil umfaßt (Preis 12 M.). Die Redaction ist eine sehr fleißige und sorgfältige, und das so rasch nach dem Tode des berühmten Verfassers erschienene Werk, dessen Fortsetzung bald erscheinen soll, wird wohl die allgemeinste Theilnahme und Beachtung finden.
- In der Wolfsmühle in Kringill bei Passau saßen 15 Personen zur Kirchweih beisammen und ließen sich den Hirsebrei prächtig schmecken. Nachmittags wurden alle krank, ein Knecht, der am tapfersten zugelangt, starb andern Morgen, 5 andere am nächsten Tage und 7 schweben in höchster Gefahr; der Brei war mit Arsenik statt mit Zucker dick bestreut gewesen.
- Viele englische Güter in Irland sind geradezu unverkäuflich; denn Niemand will sein Leben als Gutsbesitzer riskiren. Viele Gutsbesitzer tragen, um sicher zu leben, kugelfeste Eisendrahtröcke oder auch Panzer= und Stahl=Hemden.
- Der am 21. October in Hamburg eingetroffene Dampfer "Westphalia" hat 1600 Barrels à 100 Pfund amerikanische Aepfel mitgebracht.


Anzeigen.

Unterm heutigen Dato ist nachstehende Firma ins hiesige Handelsregister eingetragen sub Nr. 59 Fol. XXXXVI:

Firma: J. P. Burmeister.
Ort der Niederlassung: Schönberg.
Name und Wohnort des Inhabers: Kaufmann Johann Peter Burmeister zu Schönberg.

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 28. October 1880.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.     


Alle Geschäfte der hiesigen Spar= und Leihkasse, insbesondere alle Ein= und Auszahlungen, werden vom 1. November d. J. an an jedem Montage Vormittags von 9 bis 11 Uhr auf dem hiesigen Rathhause erledigt, wo der Sparkassenvorstand anwesend ist. Die frühere Erledigung der Geschäfte am letzten Donnerstage jeden Monats findet nicht mehr statt. Anträge auf Anleihen sind nach wie vor bei der unterzeichneten Behörde zu stellen.
Ratzeburg den 22. October 1880.

Der Magistrat.
Hornbostel.


Auctions=Abkündigung.

Der auf Mittwoch den 3. November cr. angesetzte Verkauf gepfändeter Kühe pp., in Lüdersdorf findet nicht statt.

Schönberg.                                                     Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Durch die Geburt eines gesunden Söhnleins wurden hoch erfreut

Bürgermeister Bicker und Frau.     

Schönberg den 29. October 1880.


Verloren

eine Wagenlaterne, in, oder in der Nähe von Schönberg. Der ehrliche Finder wird gebeten dieselbe beim Herrn Gastwirth J. Boye hieselbst gegen Belohnung abzugeben.


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gegen Erfrieren durch selbstthätige
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C. Schwedt.     


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Berlin, S. W., Allexandrinen-Strasse 116
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Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.       


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Heute und Morgen

Küken=Braten,
Tauben=Braten,
Enten=Braten,
Beafstaeck und kalte Küche.


[ => Original lesen: 1880 Nr. 85 Seite 4]

Neue Winter=Paletots, Kaisermäntel, Kaiserröcke, Anzüge u. Theile davon,

sowie die neuesten Stoffe dazu, für Herren und Knaben, empfiehlt in großer Auswahl zu den niedrigsten Preisen

Lübeck,                                                    F. G. Oderich.
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Sämmtliche Nouveautés für dien Herbst= und Wintersaison sind eingetroffen.

Auf Wunsch: Muster- und Auswahlsendungen.


Böhm. Braunkohlen
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Schott. Steinkohlen

erwarte in den nächsten Tagen und bitte ich um vorherige Bestellung.

C. Schwedt.     


Trunksucht, sogar im höchsten Stadium, beseitigt sicher mit, auch ohne Vorwissen, unter Garantie der Erfinder d. M. u. Specialist für Trunksuchts=Leidende Th. Konetzky, Berlin, Bernauerstraße 84. Die Wirksamkeit ist von Patienten vor Kgl. Preußischen und Bayrischen Kreisgerichten eidlich bestätigt, und von einem Sanitätsrath geprüft. Atteste gratis und franco. Nachahmer beachte man nicht, da man von dieser Seite Namen u. Atteste fälscht, überhaupt Schwindel treibt.
Attest. Da ich schon über 1 Jahr von meinem 20jährigen Trunksuchtsleiden vollständig geheilt bin, so sage ich Herrn Th. Konetzky meinen tausendfältigen Dank. Ebenso meine Familie und Freunde, die mit Erstaunen die Wirkung des Mittels sahen. Adolph Vogel in Herrndorf. - Die Richtigkeit beglaubigt der Gemeindevorstand u. Schulzenamt, im Juli 1880 (gez.) Wagner.


Eine erste deutsche Lebensversicherungs=Gesellschaft sucht für Schönberg und Umgegend einen tüchtigen Agenten.
Offerten sub Ho. 3245 befördert Haasenstein & Vogler, Lübeck.


Kampfgenossen=Verein 1870/71.
Sonntag den 7. November 3 1/2 Uhr. Tagesordnung:

          1. Bericht des Denkmal=Comités.
          2. Unterschrift der Statuten.
          3. Innere Vereins=Angelegenheiten.

I. A.: Roepstorff.     


Bei der am Dienstag den 26. d. M. stattgehabten Verloosung von Antheilscheinen zum Schützenhause wurden folgende Nummern gezogen:

56, 243, 232, 18, 301,422, 42, 142, 91, 65, 287, 304, 21, 358.

Die Inhaber werden ersucht gegen Rückreichung des betreffenden Original=Antheilscheins den Betrag baldmöglichst beim Sattlermeister F. Baer zu Schönberg

in Empfang nehmen zu wollen.
Schönberg den 27. October 1880.

Der Vorstand der Schützenzunft.


Reorg. Technikum Buxtehude

(b. Hamburg.) Baugewerk-, Mühlen=, und Maschinenbau-, Tischler=, Maler- u. Architekturschule. Wiss. Meister= u. Dipl.=Prfg. Programme gratis d. d. Dir. Hittenkofer.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


(Hierzu Officieller Anzeiger Nr. 32.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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