No. 66
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. August
1880
fünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1880 Nr. 66 Seite 1]

Das Ende der russischen Diktatur.

[] Ein Telegramm des Wolff'schen Bureaus aus St. Petersburg meldet, daß Graf Loris=Melikoff zum Minister des Innern ernannt worden sei. Somit haben die außerordentlichen Gewalten, welche dem Grafen übertragen worden waren, ihr Ende erreicht und er tritt nunmehr in den geordneten Staatsdienst. Er bleibt auch in Zukunft noch der mächtigste Mann in Rußland, aber er ist es fortan in dem Rahmen des ordentlichen Verwaltungsrechts. Seine Diktatur hat ein halbes Jahr gedauert, gerade so lange als die altrömische Anschauung die Ausübung der Diktatur in gegebenen Fällen zulässig hielt.
Diese Aenderung in der Regierung Rußlands dürfte als ein Zeichen anzusehen sein, daß die tiefaufgewühlten revolutionären Wogen sich gelegt haben, daß der Nihilismus, wenn er auch in der Theorie, noch nicht ausgestorben ist, wenigstens aufgehört hat, mit Dolch und Sprengstoffen auf seine verbrecherischen Zielen loszusteuern.
Graf Loris=Melikoff hat mit seinem milden System Glück gehabt: er ließ die Gnade walten, wo die Strenge oft nur erbitterte; er isolirte durch weise Maßregeln die Umsturzmänner so viel wie möglich und stellte sie vor die ordentlichen Gerichte, wodurch das Rechtsbewußtsein im russischen Volke wieder etwas erstarkte. Sucht man über die Thätigkeit des Grafen als Dictator ein abschließendes Urtheil zu gewinnen, so wird man ihm kaum ein geringeres Lob spenden können, als daß er die Erwartungen, die man an seine Person knüpfte, durchaus gerechtfertigt hat.
Da ist es denn gut, daß Loris=Melikoff in einer sehr einflußreichen Stellung bleibt. Ihm als Minister des Innern untersteht die Polizei, welche er nicht allein an Haupt und Gliedern, sondern auch in ihrem System gründlich verbessert hat. Er hatte erkannt, daß die rohe Polizei=Willkür, wenn auch nicht den Nihilismus erzeugt, wohl aber mächtig befördert hat und so hat er denn die Axt an die Wurzel des Uebels gelegt; galt es doch Leuten an den Kragen zu kommen, an die sich außer ihm Niemand, selbst der Czar nicht, gewagt haben würde.
Indem er jetzt aus dem außerordentlichen Wirkungskreise, der ihm eingeräumt worden war, austritt und sich selbst den bestehenden Behörden=Organismus einordnet, legt er seinen Willen an den Tag, in hingebender und regelmäßiger Thätigkeit an der Wiedergeburt Rußlands zu arbeiten. Als er in seine Stellung berufen wurde, nannte man ihn vielfach wegwerfend den "schlauen Armenier"; wahrscheinlich erwirbt er sich einen ehrenvolleren Beinamen.
Es ist vielfach der Verdacht geäußert worden, daß dem Grafen Loris=Melikoff die Herstellung der Ruhe nur dadurch gelungen ist, daß er mit den Häuptern der Bewegung selbst ins Benehmen trat und ihnen Zusicherungen machte die sie zum Abwarten bewogen. Der Diktator hat bei seinem Vorgehen fortwährend die directe Unterstützung des Thronfolgers für sich gehabt, der Kaiser selbst hat ihm wenigstens freie Bahn gelassen. Großfürst Konstantin, der den früheren Regierungen gegenüber eine so eigenthümliche Stellung einnahm, fand sich dem Diktator gegenüber zur Machtlosigkeit verurtheilt. Daß Graf Loris=Melikoff, wenn nicht mit den eigentlichen Nihilisten, doch mit der panslavistischen Partei allgemeine Fühlung unterhält, ist übrigens kaum einem Zweifel unterworfen. Und hier kommen wir an einen Punkt, der Besorgnisse einflößt. Die Ruhe in Rußland wäre doch mit der Ruhe Europa's zu theuer erkauft. Die Stimmen mehren sich, welche darauf hindeuten, daß Melikoff das Slaventhum für sich zu gewinnen trachtet, ihm gewisse Zugeständnisse zu machen und dann die Blicke der Nation - nach Außen zu lenken beabsichtige.


Politische Rundschau.

Deutschland. Die Ansprache, welche Kaiser Wilhelm am Gedenktage der Schlacht von Gravelotte an das 1. Garde=Regiment z. F. richtete, ist in Frankreich sehr wohl verstanden worden. Muß sie doch auch als eine indirecte Entgegnung auf die Cherbourger Rede des revanchelustigen Herrn Gambetta gelten. Die conservativen französischen Organe besprechen die kaiserliche Ansprache und machen dem Kammerpräsidenten bittere Vorwürfe, dieselbe provocirt zu haben.
Dem Könige von Sachsen schickte der Kaiser folgendes Telegramm: "Mit mir begehen Ew. Majestät heute den zehnjährigen Erinnerungstag des glorreichen, aber blutigen Schlachttages von St. Privat=Gravelotte, wo Sie an der Spitze Ihrer braven Truppen einen so ruhmreichen Theil an dem ewig denkwürdigen Siege nahmen. Ich kann es mir daher nicht versagen, Ew. Majestät und den sächsischen Truppen von Neuem meine Anerkennung und Dankbarkeit auszusprechen für die hohen Leistungen am 18. August 1870. Wilhelm."
Der Statthalter von Elsaß=Lothringen beabsichtigt den Antrag zu stellen, den Optanten, welche das 27. Lebensjahr erreicht haben, die Rückkehr ohne Schwierigkeiten und ohne weitere Verpflichtung zum Militairdienst zu gestatten.
Die Gesetzentwürfe, betr. die Haftpflicht der Arbeitgeber und Anzeigepflicht von Unglücksfällen in Fabriken, sollen als erste positive Ergänzung des Sozialistengesetzes dem Reichstage in seiner nächsten Session zugehen.
Frankreich. Wie's oft geht, so auch in Frankreich. Es gehören zwei Männer dazu, um die bedenklichen Streiche eines Mannes gut zu machen. Der eine ist Gambetta mit seinem Revanche=Geflunker inter pocula, das heißt beim heißen Punsche in Cherbourg. Die zwei Männer sind Grevy, der Präsident der Republik und Freycinet, der Minister des Auswärtigen. Beide machen Reisen in den Provinzen und führen die friedlichste Sprache, um den Gambetta'schen Funken auszutreten. Grevy sagte in seiner Rede in Dijon: Wir lassen uns weder zur Ungeduld, noch zur Uebertreibung, noch zur Gewaltthat hinreißen; die glückliche Aera, in der wir leben, wird noch lange nicht enden. Noch entschiedener sagt Freycinet in Montauban: Wir werden dem Lande den Frieden bewahren, der durch nichts bedroht ist; Frankreich wird sich niemals in eine Politik der (kriegerischen) Abenteuer einlassen und niemals den vom Lande entschieden gewollten

[ => Original lesen: 1880 Nr. 66 Seite 2]

Frieden auf's Spiel setzen. - Man sieht, man konnte zwar Gambetta nicht wie dem Papageno ein Schloß vor dem Mund legen, aber man schlägt ihn aufs M . . . - und er muß es sich gefallen lassen. - Der "rothe Prinz" ist immer noch thöricht genug, von einer Wiederherstellung des Bonapartismus zu träumen, und hat zu diesem Zweck neuerdings eine Broschüre in die Welt geschickt, welche den Titel führt: "Der preußische Wehrwolf. Ein Apell an Europa." Es ist dies die schamloseste Schmähschrift, welche in neuester Zeit das Licht der Welt erblickt, und wahrscheinlich darauf berechnet, die Sympathien der Chauvinisten für sich zu gewinnen und der gegenwärtigen Regierung Verlegenheiten zu bereiten. - Minister Freycinet nimmt jede Gelegenheit wahr, um in öffentlichen Kundgebungen die Revancherede Gambetta's in Cherbourg im niedlichen Sinne abzuschwächen. - Der Präsident Grevy ist mit Familie am Sonnabend nach Mont=Hous=Vaudry im Jura abgereist. - Die konservativen Blätter finden in der neulichen Ansprache Kaisers Wilhelm's eine wohlverdiente Antwort auf Gambetta's Revanchereden. - Herr Paul Garnier aus Cassagnac bleibt seinen Gewohnheiten treu und hat als Vorsitzender des Generalraths in Auch die Sitzung mit einer nicht sehr verbindlichen Rede gegen die republikanische Minderheit und gegen die Beamten des Departements eröffnet. Wie es heißt, wird der Präfekt gegen ihn einen Strafantrag stellen.
England. Die Nachrichten aus Afghanistan lauten noch immer sehr ernst, obgleich man sich alle mögliche Mühe giebt, dieselben schön anzustreichen. Offenbar herrscht unter der muhamedanischen Bevölkerung nicht nur in Afghanistan selbst, sondern auch in Indien eine tiefgehende Bewegung, und dürfte es wohl mehr als ein bloßes Gerücht sein, wenn versichert wird, daß der Sultan durch den Oberscherif von Mecca die Erhebung der Muhamedaner gegen die Engländer predigen lasse. Es würde dies für die Herrschaft Englands um so verhängnißvoller sein, als bisher die Muhamedaner deren zuverlässigste Stütze waren.
Belgien. In dem glänzend geschmückten und festlich erleuchteten Rathhaussaale von Brüssel fand am Donnerstag das Bankett zu Ehren der Municipalitäten der europäischen Hauptstädte statt. Berlin wurde durch den stellvertretenden Stadtverordneten=Vorsteher Vollgold, Petersburg durch den Baron von Korff vertreten. Der Bürgermeister von Brüssel brachte bei dem Feste das Wohl des Königs Leopold und der in Brüssel vertretenen Hauptstädte aus. Der Lord=Major von London und der Präsident der Municipalität von Paris dankten im Namen der anwesenden Vertreter der Hauptstädte. An das Banket schloß sich ein von 600 Sängern ausgeführtes Concert auf dem tageshell erleuchteten Rathhausplatze, welches die lebhaftesten patriotischen Kundgebungen hervorrief.


- Fürst Bismarck hat deutschen Landsleuten in Chicago, die nächstens ein plattdeutsches Volksfest feiern und ihn dazu eingeladen haben, folgenden Brief geschrieben:
Friedrichsruh, 10. Juli 1880. An dat Comite för dat plattdütsche Volksfest, Chicago. Ehre fründliche Inladung to dat Fest in den Aus't=Monat hew ick mit üprichtigen Dank erhollen, und freu mi doräwer, dat sei up dei anner Sid von't grote Water mit so warmen Gefäuhlen an uns denken, de wi hier blewen sünd. To min lebhaftes Beduern verlöwen mi mine Geschäften nich to sei äwer to kamen; aber trotz de Entfernung will ick in de Festdage ut vollen Harten mit de ollen Landslüd darup anstöten dat sei för alle Tied an de Leiw to Dütchland fasthollen mögen, v. Bismarck.
- In Interlacken in der Schweiz ist der 16jährige Bankiersohn Gebhardt von dem Felsen "böser Harder" in eine Schlucht gestürzt und gestorben.
- Die "Frankfurter Ztg." konstatirt aus den verschiedenen Berichte über die heutige Erndte, daß Roggen, die Hauptbrodfrucht des deutschen Volkes, durchschnittlich nur eine halbe Mittelerndte liefern wird. Bedenkt man, daß von der gesammten Ackerfläche des deutschen Reiches 23 Procent mit Roggen bestellt zu werden pflegen, und daß auf Preußen allein 75 Procent unserer Roggenproduction entfallen, so erlangt man annähernd eine Vorstellung davon, was es bedeuten will, wenn in dieser Getreideart nur von einer halben Erndte die Rede ist. Es bedeutet dies für Preußen einen Ausfall von 50 Mill. Centner, oder für Deutschland die Nothwendigkeit einer Einfuhr von Roggen allein von 70 Mill. Ctr., da im Jahre 1878 bei normaler Erndte die Rein=Einfuhr 20 Mill. Ctr. betrug. Das würde allerdings dem Staate eine Einnahme von 35 Millionen aus dem Roggenzoll in Aussicht stellen, der Bevölkerung aber bei einem Gesammtbedarf von 160 Mill. Ctr. eine Vertheurung ihres Brodverbrauchs um Mill. Mark! Die ganze Hoffnung für die Volksernährung concentrirt sich auf die Kartoffeln, welche aber in den besseren Sorten vom Auslande massenhaft und ungehindert angekauft werden.
- Hat jemand durch ein mehr als dreißigjähriges ungestörtes Abfahren des auf seiner Wiese gewonnenen Heues und Grases über eine fremde Wiese Fahrgerechtigkeit über diese Wiese erworben, so beschränkt sich nach einem Erkenntniß der Reichsgerichtes, II. Hülfssenats, vom 1. März 1880 diese Fahrgerechtigkeit nur auf die Abfuhr von Heu und Gras und sonstige eigentliche Wiesen=Erzeugnisse; dagegen erstreckt sie sich nicht auf die Abfuhr von Erzeugnissen, welche durch eine ganz neue Anlage auf der bisherigen Wiese gewonnen werden, wie beispielweise auf die Abfuhr von Torf von der zu einen Torfstich umgewandelten Wiese.
- Dr. Brücke, ein berühmter Wiener Arzt (Physiolog) sagte neulich: Im Publikum herrschen sehr irrthümliche Vorstellungen über den Nährwerth der Fleischbrühe. Sie sind verbreitet worden durch einen sehr berühmten Gelehrten (Liebig,) der seinen Ruf auf einem andern Felde und nicht auf der Medizin erworben hat. Der Gelehrte hat sich geirrt und das Publikum ist mit irre geführt worden. Die Sache steht einfach so: Es ist zur Ernährung nicht unumgänglich, aber unter gewissen Umständen für gewisse Leute und gewisser Arbeitsleistung eine bestimmte Menge Fleisch nothwendig. Es ist für den Nährwerth gleichgültig, ob man gebratenes Fleisch oder erst die Fleischsuppe und dann das ausgekochte Fleisch genießt. Das Fleisch ist für die Ernährung ebenso wichtig wie die Fleischbrühe. Die Fleischbrühe ist eine Nahrung, bei der man, wenn die übrige Kost nicht danach geregelt wird, verhungern kann. Es hat keinen Sinn Fleischbrühe zur Verbesserung der Kost zu empfehlen, es hat aber Sinn, das Gewicht des Fleisches zu erhöhen.
- Der richtige Berliner drückt Staunen und Verwunderung auf folgende manigfaltige Weise aus: Ich denke, mir soll der Affe frisiren! - Nu bitt ick Eenen! - Jott soll mir'n Dahler schenken - Krigst'n blassen Tod! - Nu frag ick Eenen! - Det war doch früher nich! - Nu schlag Eener lang hin! - Det jeht über die Hutschnur! - Na Jott stärke! - So wat kraucht uf'm Boden nich 'rum! - Jott Strambach! - Is die Menschenmöglichkeit! - Kriegst' die Motten! - Nanu wir'd Dag! - Nee - aber so wat! - Ich denke ick soll uf'n Rücken fallen! - Wat sagt der Mensch (dazu)! - Nanu hört's uf! - Dunerkiesel! - Na, ick bitte zu grüßen! - Na sowat lebt nich! - Da hört sich denn doch verschiedenes uf! - Dunder Sachsen! - Nee - über ihnen aber ooch!- I, da muß doch gleich 'ne olle Wand wackeln! - Nu, brat mir Eener eenen Storch (aber eenen milchernen, - aber de Beene recht knusprig)! - Na, ick sage ooch! - Ick fall' vom Stengel!- Ick bin ganz baff! - Nu hört die Weltgeschichte uf!
- Giebt jemand bei der Aufgabe eines Frachtgegenstandes auf die Eisenbahn wissentlich ein falsches Gewicht an, um eine geringere Frachtberechnung zu erwirken, als thatsächlich berechnet wäre, so ist er nach einem Erkenntniß des Reichsgericht II. Strafsenats, vom 2. Juni 1880 wegen Betrugs bez. Betrugsversuchs zu bestrafen.
- Bei der Amputation eines Beines, die vor einigen Tagen in der Charta von Aerzten an einen Arbeiter vorgenommen wurde, machten die Anwesenden eine überraschende Entdeckung. Der betreffende Körperlheil wurde nämlich förmlich mit Trichinen, sowohl freien wie eingekapselten, übersäet gefunden, während der Mann selbst vollständig gesund war und in seinem Leben nie an Trichinosis gelitten hatte.

[ => Original lesen: 1880 Nr. 66 Seite 3]

- Bei der Wiederkehr des zehnjährigen Gedächtnisses an die Schlachttage vom 14., 16. und 18. August bei Metz geben wir nachfolgende Zusammenstellung der auf den blutgetränkten Gefilden befindlichen Denkmäler und Gräber. Von ersteren befinden sich im Bezirke vor Metz bei Vigy 2, bei Failly 8, bei Poix 2, bei Chateau=de=Gras 1, bei Noisseville 2, an der Chaussee nach Saarlouis bei L'Amitie Auberge 2, an der Chaussee nach Saarbrücken 1, bei Nouilly 6, hinter Schloß Boruy 1, bei Colombey 10, bei Schloß Aubigny 6, im Bezirke von Maizières bei Metz 22, in den Bezirken von St. Privat la Montagne, Noncourt, Montois, Malancourt St. Marie aux Chenes, Verneville, Amanvilièrs 152, im Bezirk von Gravelotte 150, darunter 13 französische Denkmäler, bei St. Hubert hinter der Ferme Moscan auf der Höhe bei Chatel St. Germain und der Römerstaße bei Vionville (links der Straße dicht bei Vionville) und auf dem Wege nach Rezonville, im Bezirk von Mars la Tour 54, im Bezirke von Gorze 70 Denkmäler. Massen= und Einzelgräber giebt es bei Roisseville, Montoy, Colmdey, Ste. Barbe, Servigny und Avancy bei Metz incl. 443 Denkmäler, auf dem Friedhofe der Chambièr=Insel in Metz 3, auf dem Kirchhofe hinter Plantieres bei Valliaéres 11, Kirchhof von Longeville 2, bei Verny Pouilly 5, bei Frontigny, Sorbey 7, in der Ebene nach Diedenhofen zu bei Woippy, Landonchamps, St. Remy und Maizières bei Metz 187, bei Verneville, Amanvillièrs, St. Privat und Ste. Marie, Roncourt, Moutois und Doncourt 348, darunter ein Grab mit 22, ein Massengrab mit über 2000 Mann aller Waffengattungen, Franzosen und Deutsche, bei Gravelotte, Rezonville und Ars a. d. Mosel 478, bei Gorze, Mars la Tour und Vionville 307, bei Noèant, Corny und Jony=aux=Arches 15 Massengräber. Jedes Massengrab enthält 2-3000 Leichen, die meisten sogenannten Einzelgräber wohl über 100. Einzelgräber mit wirklich nur einer Leiche gibt es verhältnißmäßig wenig. Für die Unterhaltung und Beaufsichtigung der rund 3000 Gräber sind 6450 M. ausgeworfen. Davon gehen ab für die Gräberwärter (Invaliden) 4950 M., so daß 1500 M. für die Unterhaltung der Gräber, welche in vortrefflichster Ordnung sind, verbleiben.


Anzeigen.

In der Concurssache über die Verlassenschaft des Buchbinders Carl Bade zu Schönberg ist vor Großherzoglichem Amtsgerichte hieselbst Termin auf

Freitag, den 17. September d. J.
Vormittags 10 Uhr,

angesetzt zur Beschlußfassung über die Fortsetzung des Prozesses gegen die Feuerassecuranz hieselbst, sowie über den Antrag des act. comm. die Führung der beiden im Termine d. d. 30. Juni h. a. beschlossenen Processe dem Rechtsanwalt Rackow zu übertragen und über die event. Bestellung einer Kostencaution, wozu die interessirenden Gläubiger hiemit vorgeladen werden unter dem Nachtheil, daß die nicht erschienenen Gläubiger an die Beschlüsse der Erschienenen gebunden sind.
Schönberg, den 11. August 1880.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.     


Bekanntmachung.

Diejenigen Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts, welche noch mit der ersten resp. zweiten Hebung der Armensteuer in Rückstand sind, werden hiermit aufgefordert bis zum 2. September cr. ihre Beiträge einzuzahlen, widrigenfalls die Restantenliste zur executivischen Einforderung abgegeben werden soll.
Schönberg, den 19. August 1880.

Die Armenbehörde.


Noch in letzter Stunde richte ich an alle diejenigen, die für Errichtung des Kriegerdenkmals gestrebt haben, die Bitte, den gewählten Platz zu verlassen. Denken Sie, meine Herren - ein Denkmal setzen - ein Denkmal für Krieger, die im Dienste des Vaterlandes gefallen, aufstellen in die lärmende Gasse, an einem Ort so unschön jetzt und unschön für ewige Zeiten. Der Beschauer des Denkmals, der sich der Kunst an demselben freuen will, flieht an vorbei, weil ihn die schiefe Grundebene anwidert; der Beschauer des Denkmals, der den Todten sein Beileid widmen will, geht vorüber, da er im Gewühl von Fuhrwerken und bei den Schlägen auf den Ambos in der nahen Schmiede nicht wohl zur Andacht gehoben wird. -
Ich bitte, denken Sie sich den Platz frei vom Pfarrwittwenhaus, stellen Sie sich den Raum vor vom Henning'schen Hause bis zur Mädchenschule und stellen es doch in diese Linie vor der Kirchenthüre, dort steht das Denkmal auf geweiheter Erde, dort steht es höher, in horizontaler Ebene, sein Eindruck ist schön, ist erhaben, ist edel. Unser Allerdurchlauchtigster Großherzog, unser guter Landesvater und seine hohe Landesregierung werden die alte Ruine von Wittwenhaus nicht lange stehen lassen und noch viel weniger bauen so edle Vorgesetzte den Bau dort wieder auf, und jetzt noch einmal weise ich jeden, der es mir nicht übel nimmt, daß ich diese Sprache führe, hin in die Straße vor das Heinrich Ladendorf'sche Haus, damit er von da aus sich den Eindruck vergegenwärtige, wenn's Wittwenhaus weg ist.           C. Egert.


Ich beabsichtige mein Ackerstück im Langencamp in Parcelen von ca. 50 []Ruthen oder auch im Ganzen auf 6 Jahre öffentlich meistbietend zu verpachten und lade hiermit Pachtliebhaber an Ort und Stelle zum

Sonntag, d. 29. August 1880
Nachmittags 4 Uhr

ein.
Schönberg, den 16. August 1880.

Chr. Voß, Schneidermeister.     


Acker=Verpachtung.

Meinen Acker im Kamp ca. 1565 []Ruthen, welcher Michaelis d. J. außer Pacht kommt, beabsichtige ich wieder zu verpachten, und wollen sich Pachtliebhaber bei mir melden.

J. P. Hinzelmann.     


25 originelle Scherzkarten versendet gegen 50 Pfg. in Marken.
Gotthilf Koch, Berlin S. W.


Wegen Erweiterung meiner Arbeitsräume habe 2 Stück mahg. Schreibsecretäre, 1 mah. Eckschrank, sowie eine vollständige eschen (mag. gebeizte) Zimmereinrichtung sehr billig abzugeben.

            E. Hauschild.
                          Bildhauer und Tischler.

Schönberg im August 1880.


Tesch's Restauration & Caffee-Garten

Krebssuppe
Enten=Braten
Küken=Braten
Kalbs=Braten
Beefsteak
Große Krebse
und verschiedene kalte Küche.
Im Zelte und im Garten feinen Caffee wozu die Damen von Stadt und Land freundlichst eingeladen werden.

F. Tesch und Frau.       


Heute Morgen 3 Uhr entschlief nach langen Leiden unser lieber Gatte, Vater und Schwiegervater, der

Schulze Heinrich Callies

im 50. Lebensjahre, tiefbetrauert von

                          den Hinterbliebenen.

Lübseerhagen den 22. August 1880.
Beerdigung: Donnerstag den 26. August, Mittags 1 Uhr.


[ => Original lesen: 1880 Nr. 66 Seite 4]

Frankfurter Pferde-Markt-Lotterie.
6. October 1880 Ziehung 6. October 1880.

Bei dieser nun seit langen Jahren bestehenden Lotterie kommen zehn elegante Equipagen mit vier und zwei Pferden bespannt und hochfeiner Schirrung, ferner 60 der schönsten Reit= und Wagenpferde nebst vielen hunderten von anderen sehr werthvollen Gewinnen zur Vertheilung. Zu dieser Ziehung versendet der Unterzeichnete Loose incl. Porto und Ziehungsliste:

1 ganzes Orginal=Loos für 4 Mark,
8 ganze Orginal=Loose für 30 Mark

gegen Einsendung des Betrages oder per Postvorschuß. Größere Gewinne werden durch Telegramme angezeigt, und erhält überhaupt jeder Theilnehmer die Gewinnliste gratis und franco übersandt.

Joh. Geyer              
Töngesgasse Nr. 47.     
Frankfurt a. M.           


Ich empfehle mich mit einer großen Auswahl Wagenlaternen, zu allen wagen passende, auch bringe ich gleicherzeit mein ganz neu eingerichtetes Lampenlager in Erinnerung.

J. Lenschow,           
Klempnermeister.     

Schönberg i. M.


Ziehung am 31. August
unwiderruflich !!!
Kissinger Loose à Mark 2. -
Für M. 20. - 11 Loose
  1 Gewinn zu Mark 45,000.   2 à 12,000 - Mark 24,000.          3 à 6000 Mark = 18,000 Mark.
         4 à 4000 Mark = 16,000 Mark.
         6 à 3000 Mark = 18,000 Mark.
         7 à 2000 Mark = 14,000 Mark.
         8 à 1000 Mark =    8000 Mark.
         9 à   500 Mark =    4500 Mark.
       10 à 250 Mark =    2500 Mark.
       50 à 100 Mark =    5000 Mark.
     300 à 30 Mark =    9000 Mark.
     300 à 20 Mark =    6000 Mark.
     900 à 10 Mark =    9000 Mark.
10,200 à 5 Mark = 51,000 Mark.
Mark 230,000 baar Geld!

Bestellungen geschehen am besten und billigsten durch vorherige Posteinzahlung oder gegen Nachnahme bei der Generalagentur A. u. B. Schuler, Zweibrücken.


Ich habe

hannöversche
Voll- und Halbblut-Füllen

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                          Johs. Kniep,
Schönberg.                                                     Pferdehändler.


Grabkreuze

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J. Ludw. D. Petersen.     


Müller=Schule
zu Worms am Rhein.

Beginn des Wintercursus am 1. November. Programme zu erhalten durch die

Direction: Dr. Schneider.     


Wagen=Laternen
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                                                    W. Wieschendorf,
Klempner.                                                    Schönberg.


Rohe und emaillirte Grapen, Koch= und Schmoortöpfe, Dach= und Kellerfenster, Ofenthüren und Ofenrohre, Plättöfen mit Eisen und Fluggas von der Carlshütte Eisengießerei zu Fabrikpreisen bestens empfohlen

J. Ludw. D. Petersen.     


Zur gefälligen Beachtung!!

Bei genügender Betheiligung werde ich am Freitag oder Sonnabend dieser Woche photographische Aufnahmen von Grabstellen auf hiesigen Friedhöfen anfertigen, wozu Aufträge baldigst erbitte.

Fr. Struve, Photograph.       


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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