No. 62
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 10. August
1880
fünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1880 Nr. 62 Seite 1]

      Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß das Füsilier=Bataillon 2. Hanseatischen Infanterieregiments Nr. 76 in Lübeck am Sonnabend den 14. August d. J., Vor= und Nachmittags, Gefechtschießen auf der Pahlinger Haide abhalten wird.
      Zur Vermeidung von Unglücksfallen wird Betreten des Terrains, welches durch den Landgraben von Brandenbaum bis Schwarzmühlen, die Wege Schwarzmühlen bis Pahlingen und Pahlingen bis Brandenbaum begrenzt wird, sowie des Terrains zwischen den Straßen Wesloe=Neulauerhof und Brandenbaum bis zum Landgraben und des Waldes nördlich Wesloe zwischen der Straße Schlutup=Lübeck, den Bewohnern des hiesigen Fürstenthums an dem gedachten Tage bei Strafe verboten.
      Schönberg, den 6. August 1880.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg. F. Graf Eyben.


Unsere Beziehungen zum Auslande.

Die Rolle, welche Deutschland schon durch seine Lage als geographische Mitte Europa's auch als dessen politischer Schwerpunkt zufällt, ist nie so treu durchgeführt worden, als durch den letzten deutsch=französischen Krieg. Maßvoll und besonnen, unbeirrt durch auswärtige Intriguen, geht die deutsche Politik unter Bismark's Führung den Gang, den ihr der Kaiser schon bei der Kaiserproklamation zu Versailles vorgezeichnet hat.
Durch die meisten "auswärtigen" Angelegenheiten schlingt sich zugleich in ekler, gleichgliederiger, bandwurmartiger Einförmigkeit die Orientalische Frage. Deutschlands Interesse im Orient ist eben nur genau so groß, wie sein Wunsch, den Frieden erhalten zu sehen und daher die zögernde Zurückhaltung Deutschlands, wenn es sich bei den andern Garantiemächten darum handelt, diese Frage so zu lösen, wie Alexander den gordischen Knoten, nämlich mit dem Schwerte.
Daß damit speciell Rußland wenig gedient ist, liegt in der Natur der Sache, wenngleich sich neuerdings unser Verhältniß zum östlichen Nachbarn in demselben Maße gebessert hat, wie sich unsere Beziehungen zu dessen alten Nebenbuhler England merklich abkühlte. Gladstone hat, ehe er noch Beaconsfields Nachfolger war, bei seinen Agitationen für die englischen Neuwahlen eine Kampfweise beobachtet, die ihm zwar beim englischen Volke zum Siege verholfen, aber beim Ausland nicht wenig geschadet hat. Besonders sind in seinen Wahlreden die heftigen Angriffe gegen Deutschland und Oesterreich aufgefallen; hatte er sich doch gerühmt, Europa von der "Bismarck'schen=Vorherrschaft" zu befreien; war es ihm doch gelungen, Lord Beaconsfield in England als ein Werkzeug Bismarkscher Pläne verdächtig zu machen und ihm dadurch zu Falle zu bringen. Die deutsche Politik hat zwar jenen Angriffen eine große Kaltblütigkeit entgegengesetzt; man hat vielleicht erwartet, auf dem Spiegelglatten Boden der Diplomatie würde Fürst Bismarck wohl Gelegenheit finden an Gladstone Revanche zu nehmen, ihn "hineinfallen" zu lassen. so engherzig zeigt sich indessen die deutsche Politik nicht; im Gegentheil: Deutschland stimmte dem Project der Berliner Conferenz zu, Deutschland unterzeichnete die Collectivnote, Deutschland hat sogar der beabsichtigten Flottendemonstration im Prinzip zugestimmt. Gerade durch die Gladston'schen Angriffe ist Deutschland zum Mittler und Vermittler zwischen England und Rußland geworden.
Ein nicht minderbeachtenswerther Punkt als die orientalischen Reibungen ist für Deutschland die Entwicklung des Staatswesens in Frankreich. Während das deutsche Bürgerthum nicht ohne einige Besorgniß nach Paris blickt, das schon zu oft wiederholten Malen das Signal zum Bürgerkriege gab, dringt die deutsche Diplomatie den westlichen Nachbarn ein ostensibles Wohlwollen entgegen. Als Thiers zurücktrat beeilte sie sich, Mac Mahon und nach dessen Sturze Herrn Jules Grevy begrüßen zu lassen. Das Cabinet Wadington galt schon als mehr nach links stehend, wie das Jules Simons, und Freycinet war ein weiterer Schritt nach links. Deutschland hatte allen diesen Wandlungen gegenüber sein unwandelbares Wohlwollen. Als der Rotheste der Rothen Challemel=Lacour zum Botschafter in Berlin und später in London präsentirt wurde, gab ihm die "Nordd. Allgem. Ztg." unaufgefordert ein überaus günstiges Zeugniß, welches er denjenigen englischen Parlamentariern entgegenhalten konnte, die ihn angriffen. Man sieht, Deutschland läßt es nicht an freundschaftlichen Gefälligkeiten für Frankreich fehlen.
Unser Verhältniß zu Oesterreich, mit dessen Monarchen unser Kaiser in diesen Tagen von Neuem eine Zusammenkunft hat, ist das denkbar beste und kann in politischer Beziehung durch die Schwierigkeit, die die entgültige Festsetzung eines neuen Handelsvertrages bietet, nicht im Geringsten alterirt werden. Gerade aber in der Freundschaft Deutschlands zu Oesterreichs liegt die sicherste Gewähr für den Frieden Europas.


Politische Rundschau.

Deutschland. Prinz Heinrich, der Sohn des Deutschen Kronprinzen, besuchte am 2. d. M. Capstadt, woselbst er der Gast des Gouverneurs war. Willkommen=Adressen kamen in Masse aus verschiedenen Theilen der Colonie an, und die deutschen Einwohner veranstalteten einen Fackelzug, der sich unter strömendem Regen und der Absingung von Volksliedern nach dem Regierungs=Palast bewegte.
Die Einnahme des deutschen Reiches im Etatsjahr 1879/80 betrug 327,982,816 M., wovon nach Abzug der gezahlten Bonifikationen der Reichskasse 294,105,210 M. verblieben. Das ergiebt gegen das

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Vorjahr ein Mehr von 27,758,637 M., welches zumeist aus den Zöllen, der Rübenzuckersteuer und der Salzsteuer hervorgegangen ist.
Am 6. d. M. wurde in den Räumen des preußischen Abgeordnetenhauses die 11. Generalversammlung deutscher Anthropologen (Forscher der Menschenkunde) durch Prof. Virchow eröffnet, mit welcher diesmal eine umfangreiche anthropologische Ausstellung verbunden ist.
In der nationalliberalen Partei scheint sich eine Reform vorzubereiten; außer anderen Anzeichen weisen darauf die Unterredungen hin, welche der Berliner Oberbürgermeister v. Forckenbeck, der am Montag wieder in Berlin eingetroffen ist, auf der Rückreise von seinem Aufenthalt in Torasp sowohl mit dem Abgeordneten Bamberger in Interlaken, als auch mit dem Freiherrn v. Stauffenberg in München gehabt hat. Man glaubt, das Bestreben sei auf eine Wiedervereinigung aller unabhängigen Liberalen gerichtet.
Die Corvette "Prinz Adalbert", an deren Bord der zweite Sohn des deutschen Kronprinzen seine Reise um die Welt macht, wird Ende September im Hafen von Kiel zurückerwartet. Die kronprinzlichen Eltern werden zum Empfange des heimkehrenden Sohnes in Kiel anwesend sein.
Der sozialdemokratische Abg. Hasselmann, dessen "Enthüllungen" neuerdings so vielen Staub aufwirbeln, ist unter Mitnahme verschiedener, ihm nicht gehöriger Gelder nach Amerika durchgebrannt.
An sämmtliche Examinationsbehörden in Preußen ist die Ordre ergangen, daß vom 1. Oktober ab für alle schriftlichen Prüfungsarbeiten die neue Orthographie als erforderlich erachtet werden soll.
Die Organisation des Schutzes der deutschen Küsten gegen feindliche Angriffe darf nun als nahezu vollendet angesehen werden. An unseren Küsten befinden sich nur noch einige von feindlichen Unternehmen bedrohte Punkte. Eine Landung feindlicher Truppen aber, die zu den schwierigsten Aufgaben der Kriegsführung gehört, erscheint geradezu als unmöglich.
Frankreich. Eine Probe für die Stimmung des französischen Volkes sind die Wahlen für die Generalräthe, die eben stattgefunden haben. Die Generalräthe sind die Vertreter der Provinzen oder Departements und aus ihren Wahlen gehen zum Theil die Senatoren in Paris hervor. In diesen Wahlen sind bis jetzt die Bonapartisten und Monarchisten und die Priesterpartei (und die Radikalen oder Umstürzler) vollständig unterlegen, die Anhänger der Republik haben zu 2/3 gesiegt. Es ist ein außerordentlicher Umschlag.
Rußland. Es ist davon die Rede, anläßlich der Einweihung der Erlöserkirche in Bukarest eine allgemeine griechisch=orientalische Synode nach Moskau einzuberufen. Auf dieser Synode soll der russische Metropolit als der oberste Patriarch der Griechisch=Orientalen und als deren kirchliches Oberhaupt proklamirt werden. Gar nicht übel ausgedacht, doch wird die Sache nicht so glatt gehen.
Griechenland. Ein Dekret des Königs hat am 5. d. M. die Mobilisirung der Armee angeordnet. Griechenland scheint zu erkennen, daß es seine eigene Kraft einsetzen muß, wenn es etwas erlangen will. Von den Mächten ist allerdings Griechenland mit Winken nicht sparsam bedacht worden, die Reserven nicht einzuberufen, sich auf eine vollständig abwartende Stellung zurückzuziehen. Die griechischen Minister haben keine leichte Aufgabe darin, die Situation zu verstehen und zu entwirren. Die Türken haben eine starke Macht in Thessalien und Epirus und vergrößern dieselbe beständig, während die griechische Macht nichts weniger als fertig sei. Selbst wenn jetzt alle denkbare Energie aufgeboten wird, kann vor Monatsfrist Griechenland nicht an die Besetzung der Provinzen denken.
- Kronprinz Rudolph von Oesterreich und seine Braut, die belgische Prinzessin sind Verwandte im dritten Grad und bedürften daher der päpstlichen Dispensation für ihre Verheirathung. Da Belgien und der päpstliche Hof die diplomatischen Beziehungen abgebrochen haben, so machte die Erlangung der Dispensation einige Schwierigkeit, jetzt aber hat der Papst sie ertheilt.
Malchin, 28. Juli. Den im letzten französischen Kriege Gefallenen wurde hieselbst vor einigen Jahren auf Anregung des hiesigen Kriegervereins ein Denkmal gesetzt und da die Grundherrschaft von Remplin zu demselben eine namhafte Summe beisteuerte, so wurden auch die Namen der in der Rempliner Vergüterung Gefallenen darauf verzeichnet. In neuester Zeit hat nun gedachte Herrschaft, nämlich Ihre Kaiserl. Hoheit die Frau Großfürstin Katharina von Rußland, Wittwe des Herzogs Georg von Mecklenburg=Strelitz, für die aus dieser Begüterung gefallenen Krieger ein eigenes Denkmal herstellen lassen. Dasselbe ist vom hiesigen Steinmetz Büschel gefertigt, ist ein Obelisk aus Granit, etwa 20 Fuß hoch, und hat auf dem Rempliner Schloßhofe seine Aufstellung gefunden. - Der Kriegerverein zu Schönberg im Fürstenthum Ratzeburg läßt in genannter Steinhauerei ebenfalls ein Kriegerdenkmal anfertigen und soll dasselbe am 2. September d. J. eingeweiht werden. Dieses Denkmal ist nahezu fertig gestellt, besteht aus schwedischem Granit, erreicht eine Höhe von 24 bis 26 Fuß und kostet noch über 3000 M. Der untere Theil desselben ist ein Sockel, darauf folgt ein Kernstück mit polirten Schriftplatten; alsdann ein Kapitäl mit eisernem Kreuz, ferner eine Säulenbasis, hierauf ein polirter Säulenschaft alsdann ein korinthisches Kapitäl und endlich ein Adler gefertigt aus galvanisch broncirtem Zinnguß.
- Für Zierpflanzen zur Beförderung des Wachsthums und reicheren Blühens ist der künstliche Dünger von Bertram Söhne u. Comp. in Hameln a. d. Weser ein treffliches Mittel. Es besteht aus verschiedenen Pflanzennährsalzen und wird in einer Lösung von 1 Gramm auf 1 Liter Wasser zum Begießen so angewendet, daß man die oberirdischen Pflanzentheile damit nicht berührt; auch muß man sich vor Uebermaß hüten, um nicht allzu üppiges Wachsthum, welches das Ansetzen von Blüthen und Früchten verhindert, hervorzurufen. Der Dünger ist geruchlos; man bewahrt ihn so auf, daß die atmosphärische Luft keinen Zutritt hat, weil er aus ihr die Feuchtigkeit anzieht und zerfließt.
- In Halifax (Nordamerika) war eines Nachts ein 16jähriges Mädchen aus dem Hause seiner Eltern verschwunden, auch mit Hülfe der Geheimpolizei gesucht, aber ohne Erfolg. Mit dem Mädchen war auch der Haushund verschwunden. Dieser stellte sich eines Tages winselnd ein, lief wieder fort und der Alte folgte ihm bis zu einem Hause vor der Stadt, das ein siebenzigjähriger französischer Arzt bewohnte. Die Polizei wurde benachrichtigt, man drang in das Haus und fand endlich den Leichnam des Mädchens. Der Arzt gestand, daß er das Mädchen von irischen Arbeitern habe rauben lassen, aber nur zu wissenschaftlichen Untersuchungen, er habe erfahren wollen, wie lange ein gesunder kräftiger Mensch unter der Luftpumpe leben könne. 16 Tage lang habe er sie jeden Morgen unter die Luftpumpe gebracht und die ab= und zugepumpte Luft beobachtet und sie, wenn sie zu matt geworden sei, wieder zu Bett gebracht. Am siebenzehnten Tag sei er plötzlich zu einer gefährlichen Kranken gerufen worden, habe vergessen in den Cylinder Luft eindringen zu lassen, und so sei sie gestorben. Er habe nach gelungenem Experiment das Mädchen seinen Eltern zurückbringen lassen wollen, nun sei der Hund sein Verräther geworden. Der Mann verzichtete auf jede Vertheidigung und wurde vom Schwurgericht zu lebenslänglicher Haft und 50,000 Dollars Entschädigung an die Eltern verurtheilt.
- Der vor einigen Tagen verstorbene Verfasser des allbekannten Burschenliedes "O alte Burschenherrlichkeit, wohin bis du geschwunden!", der Kreisphysikus Dr. Höfling in Eschwege, war damals, als er das Lied dichtete, Primaner. Während seines Aufenthaltes in Marburg nahm er Theil am Commers einer Studentenverbindung, der auch von zahlreichen "alten Herren" besucht war. Der Contrast zwischen der frohen jugendlichen und denen, welche längst über ihre Studentenjahre hinaus waren, machten einen so eigenthümlich, tiefen Eindruck auf ihn, daß er in der unmittelbaren Eingebung des Augenblicks das Lied niederschrieb. Dasselbe wurde damals auch gedruckt, schwand aber dann dem Dichter selbst völlig aus dem Gedächtnisse. Viele Jahre waren verflossen. Höfling war Kreisphysikus in Eschwege und jetzt selber ein "alter Herr" geworden. Da hört er eines Tages seinen Sohn, der die Universitätsferien im Elternhause zubringt, ein

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Lied durch das Haus hin singen. Die Melodie gefällt ihm. Er fragt nach dem Texte und erfährt voll Freude und Erstaunen, daß sein für ihn längst vergessenes Burschenlied inzwischen den Weg in das Commersbuch gefunden und eines der beliebtesten Lieder im Munde aller deutschen Studenten lebt. Aber erst noch später, bei der letzten Jubelfeier der Universität Marburg, brachte der jetzige Gymnasialdirector Buchenau in Rinteln, der um die Sache wußte, in einem Toaste auf den mitfeiernden Jubelstudenten den Namen des Dichters an die Oeffentlichkeit. Höfling selbst war zu bescheiden gewesen, um sich selbst öffentlich als den Verfasser des Liedes zu bekennen.
- Die kaiserliche Tabacksfabrik in Straßburg hat einem Münchener Kaufmann den Verkauf ihrer Artikel für Ober= und Niederbayern übertragen. Es werden in München eine größere Anzahl Verkaufsstellen eingerichtet werden und ebenso Nebenfilialen, wo nur immer thunlich in den genannten beiden Regierungsbezirken. Dasselbe wird voraussichtlich in den übrigen Regierungsbezirken und im ganzen Reiche geschehen; die Preise sind bei guter Qualität derart niedrig gestellt, daß der Privatindustrie eine Konkurrenz gegen die Manufaktur schwer werden wird. Wie man hört soll dem Münchener Inhaber der Niederlage bedeutet worden sein, daß er die Niederlage auch behalte, für den Fall, daß das Tabacksmonopol eingeführt werden sollte. Um diese Niederlage haben sich 180 Kaufleute beworben. Die Eröffnung der Verkaufsstelle soll am nächsten 1. September erfolgen.
- In einer Kirche zu Rossano in Unteritalien haben vor einiger Zeit zwei deutsche Gelehrte Dr. O. v. Gebhardt in Göttingen und Prof. A. Harnack in Gießen, einen hochwichtigen handschriftlichen Fund gethan. Es ist dies eine aus dem 6. Jahrhundert stammende Handschrift der Evangelien, auf Purpurpergament in Silbenschrift mit griechischen Majuskeln (was zu den größten Seltenheiten gehört) geschrieben und mit einer ganzen Reihe Miniaturbilder aus der evangelischen Geschichte geschmückt; also ohne Zweifel die älteste illustrirte Darstellung der Geschichte Jesu. Eine darauf bezügliche mit facsimilirten Tafeln ausgestattete Schrift der beiden Entdecker wird in nächster Zeit bei Giesecke u. Devrient in Leipzig erscheinen.
- Was hat Frau Times in London angewandelt. In voriger Woche hielt sie ein öffentliches Selbstgespräch, ob es nicht besser für England sei Indien aufzugeben. Das war sicher eine schwache Stunde der wackern Dame und sie wird sie bald durch doppelte Tapferkeit im Reden gut zu machen suchen. Interessant und verrätherisch ist aber der Times'sche Gedanke immerhin.


Anzeigen.

In der Konkurssache über das Vermögen des Krämers J. Hagen zu Ollndorf wird der zum Verkauf der zu Herrnburg belegenen Büdnerei Nr. 1. c. p. auf

Dienstag den 24. August 1880
Vormittags 9 1/2 Uhr

anstehende Ueberbotstermin mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß in dem am 3. dss. Mts. abgehaltenen ersten Verkaufstermine kein Gebot abgegeben worden ist.
Schönberg, den 4. August 1880.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

H. Diederich.     


In der Nacht vom 1.-2. August d. J. sind dem Deputatsknecht Joachim Faasch aus der Knechtskammer in dem Pferdestall zu Gr. Molzahn folgende Sachen gestohlen worden:

1 Portemonaie enthaltend 1 M. 8 Pfennig (Mecklenburg)
1 Taschenuhr.
1 Taschenmesser.
1 Feuerzeug.
Ich bitte nach dem Thäter zu forschen und Verdachtsgründe mir mitzutheilen.
Schönberg den 7. August 1880.

Der Amtsanwalt.
          W. v. d. Lancken.


Oeffentliche Versteigerung.

Am Montag den 16. August cr. Morgens 11 Uhr werde ich in Carlow die nachgenannten Pfandstücke, als:

1 Rest Dung, den auf ca. 50 []Rth. Acker ausgesäeten Hafer auf dem Halm und event. noch die Kartoffeln auf 40 []Rth. Acker
öffentlich meitstbietend versteigern.
Sammelplatz der Käufer vor der Saefke'schen Büdnerei.

Schönberg.                                                     Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Meiner lieben Gemeinde und allen treuen Freunden meines Hauses von nah und fern, welche, um meiner lieben Frau die letzte Ehre zu erweisen, mich auf meinem schweren Gange zum Grabe begleitet, oder andere Beweise herzlicher Theilnahme an meinem herben Verluste mir gegeben haben, spreche ich hierdurch den innigsten Dank aus.
Schönberg, 9. August 1880.

Kaempffer.     


Wagen=Laternen
in verschiedenen Sorten hält vorräthig und
                                                    empfiehlt
                                                    W. Wieschendorf,
Klempner.                                                    Schönberg.


Caffee aus Hamburg
Franco dort per Post verzollt.

Perl-Mocca, extrafein, 5 Kilo M. 13,00
Gold-Java, hochfein, 5 Kilo M. 12,50
Java gelber, feinster, 5 Kilo M. 12,00
Ceylon blauer, extrafein, 5 Kilo M. 12,25
Cuba grüner, hochfein 5 Kilo M. 12,00
Java grüner, feinster 5 Kilo M. 11,00
Plantagen ff. und billig 5 Kilo M. 10,50
Santos grüner feinkräftig 5 Kilo M. 10,00
Campignons reinster ausgiebig 5 Kilo M. 9,75
Thee, grün und schwarz, per 1/2 Kilo M. 2-6,00

Bei Abnahme von 15 Ko. Caffee per Ko. 5 Pfg. billiger.
Für hochfeinen und reinsten Geschmack garantirt
E. H. Schulz, Altona b. Hamburg.
Etablirt seit 1864.


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.       


Bekanntmachung.

Es ist am Ratzeburger Markttage vorgekommen, daß Herrschaften auf dem Heiligenlande den Weg am unteren Ende der Wegener'schen Koppel, der nach dem Büdner Leetz daselbst führt, beschädigt haben, dieselben werden gebeten, um Unannehmlichkeiten zu vermeiden, es bis zum 15. August vollständig wieder herstellen zu lassen.


1800 Pianinos

sind aus der Fabrik von Th. Weidenslaufer, Berlin, Doratheenstrasse 88 bereits hervorgegangen und über ganz Deutschland versandt. Frachtfreie Lieferung mit 3 Wochen Probezeit, kleinste Theilzahlungen oder Baar mit hohem Rabatt. Kauflustige erhalten, sofort gratis und franco Preis-Courant mit ehrenden Zeugnissen über die Güte des Fabrikats und die rühmliche Reellität dieses Fabrikhauses.


Am Sonntag den 15. August 1880

Versammlung

der Maurergesellen im Saale des Herrn Gastwirths Krüger in Schönberg.


Den rühmlichst bekannten

Dr. E. Weber's Familien-Thee

erhält man nur echt im Haupt=Depot von H. Ditrich in Hamburg Thalstraße 99. - Bestellungen per Postkarte von 3 Mark an werden franco gegen Nachnahme ausgeführt.


[ => Original lesen: 1880 Nr. 62 Seite 4]

Vorläufiges Programm
zur
Sedan- und Enthüllungs-Feier
in Schönberg 1880.
Mittwoch den 1. September.
Harmonie auf dem Marktplatz,                          
Fackelzug,             Freudenfeuer.                          
Donnerstag den 2. September.
Reveille
Gottesdienst in der Kirche,
Bekränzung der Gräber der verstorbenen Krieger
Festzug,
Enthüllung des Denkmals,
Weihrede, Uebergabe des Denkmals an die Stadt, Bekränzung durch Ehrendamen,
Festmahl im Schützenhause und in einem Zelte,
Concert,
Kinderbelustigungen,
Feuerwerk,
Festbälle.
                                                    Das Denkmals-Comité


Hiemit beehre ich mich, den verehrlichen Bewohnern von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige zu machen, daß ich in Lübeck eine

Buch-, Kunst- und Schreibmaterialienhandlung

unter der Firma:

Richard Quitzow

errichtet und Königsstraße 669, (vis à vis dem Catharineum) eröffnet habe.
Durch ein gewähltes, alle Zweige der Literatur umfassendes Lager und ausgedehnte Geschäftsverbindungen glaube ich im Stande zu sein, allen an mich gerichteten Anforderungen genügen zu können, und wird es mein eifriges Bestreben sein, durch prompte und reelle Bedienung die Zufriedenheit des Publicums zu erlangen. Daneben werde ich durch freundliches Entgegenkommen mir Vertrauen zu erringen suchen und hoffe ich, gestützt auf einen gesicherten Erfolg meines Unternehmens rechnen zu dürfen.
Somit erlaube ich mir um geneigte Beachtung meines Etablissements zu bitten.

Hochachtungsvoll       
Richard Quitzow.       

Lübeck, den 9. August 1880


Berliner Weißbier
aus der
Dampf=Bier=Brauerei
von
                                                    C. Schwedt.


Zu verkaufen:

16 große Stückfässer, 1 kupferner Kessel mit Auslauf von 360 Liter Inhalt, 1 Göpelwerk für 1 Pferd sehr passend zum Buttern und Heckerling schneiden.

C. Schwedt.     


Technicum Mittweida.
(Sachsen.) - Höhere Fachschule für Maschinen-Ingenieure und Werkmeister. Vorunterricht frei.
Aufnahmen: Mitte April u. October.


Unkenntniß der Gesetze schützt vor Strafe nicht.

Unentbehrliche Rechtshandbücher für Jedermann.

Bei franco Zusendung des Betrages (auch in Briefmarken) franco Zusendung.

Worauf klagt man?
bestimmen die
Deutschen Reichs=Justizgesetze
nebst Einführungsgesetzen und Wortregister.
28 Bogen carton. Preis 3 M.

Womit klagt man?
durch das
Formularbuch
für alle ger. und außerger. Geschäfte
184 Musterformulare.
10 Bogen carton. Preis M. 1,50.

Wo klagt man?
sagt das
Adreßbuch der Gerichtsstellen im Deutschen Reiche.
Herausgegeben von Dr. Brecht, Kanz.=Rath im Justiz=Minist.
carton. Preis 2. M.

Durch wen klagt man?
ist zu erfahren aus dem
Adreßbuch der Rechtsanwälte des Deutschen Reiches
Herausgegeben von Dr. Brecht, Kanz.=Rath im Justiz=Minist.
carton. Preis M. 1,50

Obige Bücher sind zu beziehen durch jede gute Buchhandlung, sowie auch durch die Verlagsbuchhandlung von Burmester & Stempell, Berlin Oranienstrasse 101.


Verloren

ist am Sonntag auf dem Wege von Rabensdorf nach dem Bahnhofe und zurück ein Portemonnaie mit ca. 10 M., einem Schlüssel und einigen Visitenkarten. Der ehrliche Finder wird gebeten, dasselbe in der Expedition abzugeben.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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