No. 56
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 20. Juli
1880
fünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1880 Nr. 56 Seite 1]

Vor zehn Jahren.

Das deutsche Volk hat in diesem Jahre viele seiner wichtigen, zehnjährigen Gedenktage zu verzeichnen. Der 15. Juli macht damit den Anfang. Zehn Jahre waren am Donnerstag verflossen, seitdem Frankreich an Deutschland den Krieg erklärte. Zehn Jahre - eine flüchtige, kurze Zeitwelle im Meere der Unendlichkeit; für die Geschichte der neuesten Zeit aber doch ein bedeutungsvoller und gehaltvoller Zeitraum.
Noch lebt jener denkwürdige Tag, den wir vor einem Decennium erlebt, ungeschwächt in unser Aller Erinnerung, jener Tag, an welchem Frankreich Preußen den Krieg erklärte, wo König Wilhelm, von dem sympathischen Jubel der Bevölkerung empfangen, nach Berlin zurückkehrte. Unterwegs auf der Rückreise von Ems, wo er jene denkwürdige Zusammenkunft mit dem französischen Botschafter Benedetti hatte, erhielt König Wilhelm das Pariser Telegramm, welches ihm die Kriegserklärung Frankreichs übermittelte. Inzwischen hatte sich auch die Kunde von derselben in der preußischen Hauptstadt verbreitet. Tausende harrten der Ankunft des Monarchen in der Nähe des Potsdamer Bahnhofs ernst und schweigend. Kurz vor neun Uhr Abends traf der Zug ein, welcher den König Wilhelm zurückführte, und als derselbe in Begleitung des Kronprinzen, des Grafen Bismarcks und der Generäle von Roon und von Moltke erschien, da empfing ihn ein tausendstimmiges, nicht enden wollendes Hurrahschreien auf dem festlichen, mit Kränzen geschmückten Bahnhof, wo Graf Wrangel und andere militärische Würdenträger sowie der Vertreter der Stadt ihn erwarteten. Die Fahrt des Königs vom Bahnhof nach seinem Palais glich einem Triumphzug. Lautlos hatte die Menge des Augenblicks geharrt, in welchem der König erschien, und die sympathischen Kundgebungen derselben machten in ihrer Wärme und Innigkeit einen ergreifenden Eindruck.
Das Rauschen des Zeitstromes in den letzten Zehn Jahren war ein zu mächtiges, als daß es nicht jene Ereignisse völlig übertönt haben sollte, welche der Kriegserklärung vorangingen resp. sie veranlaßten. Darum wird es nicht überflüssig sein, sie hier noch einmal ins Gedächtniß zurückzurufen.
Die Spanier wollten den hohenzollerschen Prinzen Leopold zum Könige haben. Darüber entstand in Frankreich große Aufregung, da man hinter dieser Thatsache den Einfluß einer kriegerischen Politik des Fürsten Bismarck witterte. Und doch schien es, als ob das Kriegsgeschrei und die Kriegshetzereien in Frankreich noch einmal verstummen würden vor dem maßvollen Benehmen König Wilhelms und der vorsichtigen Haltung seiner Regierung; denn plötzlich wurde die französische Nation durch die Nachricht überrascht, daß Prinz Leopold die ihm angetragene Kronkandidatur abgelehnt habe. Damit schien für Frankreich jeder stichhaltige Grund zu einem Kriege gegen Preußen beseitigt. Aber Napoleon brauchte den Krieg und er fand den Vorwand dazu, freilich in einer Weise, die von vornherein die üble Lage, in der sich das französische Kaiserreich befand, zum Ausdruck brachte. Napoleon beauftragte seinen Botschafter Benedetti, den preußischen König, der in Ems zur Badekur weilte, um Garantien anzugehen, daß auch in Zukunft Prinz Leopold nicht als Bewerber um die Königskrone Spaniens auftrete.
Das gab zu jener berüchtigten Scene Anlaß, die in den Annalen der Geschichte als ein Act der unerhörten Verblendung des französischen Kaiserreichs verzeichnet steht. König Wilhelm wandte, nachdem der Botschafter seinen Auftrag ausgerichtet, demselben den Rücken und ließ ihn alsdann bescheiden: "Ich habe ihm nichts weiter zu sagen." Nun freilich war der Krieg unvermeidlich geworden, und am 15. Juli wurde derselbe von Frankreich an Preußen erklärt. Damals durchzogen die erregten Massen aus den Vorstädten die Straßen der französischen Hauptstadt mit dem Rufe "à Berlin! à Berlin!" - während in Preußens Hauptstadt der König, dem es trotz aller aufgewandten Mittel nicht gelungen war, den Frieden zu erhalten, und der nun voll selbstbewußter Kraft und im Bewußtsein seines Rechts bereit war, das Schwert zu ziehen und für die Vertheidigung der höchsten Güter der Nation seinen Einzug hielt. Was darauf folgte, wie sich ganz Deutschland, Fürsten und Völker, um Preußen und seinen Herrscher schaarte, das tritt uns wieder lebhaft vor die Seele, wenn wir in diesen Tagen die zehnjährigen Erinnerungsdaten wiederkehren sehen.


Politische Rundschau.

Deutschland. Das politische Leben hat sich vor der Sommerhitze von der Oberfläche zurückgezogen, aber erstorben ist es nicht in unserm deutschen Vaterlande. Hinter den Coulissen herrscht im Gegentheil ein recht bewegtes Treiben. Innerhalb der nationalen Partei gährt es bedenklich; der rechte und der linke Flügel führen einen heftigen Federkampf mit einander. Herr v. Sybel überraschte seinen Magdeburger Wahlkreis mit der Erklärung, daß er sein Mandat niedergelegt habe. Auch der Abg. Miquel soll sein Mandat niederzulegen geneigt sein und vom Abgeordneten v. Benningsen verlautet dasselbe. Abg. Lasker will eine Studienreise nach Amerika antreten. Vertreter der liberalen Parteien durchreisen agitirend und Reden haltend die Provinzen; auch die Centrumsfraction bereitet sich zu einem erneuerten Auftreten vor. In nächster Zeit sollen imposante Katholiken=Versammlungen abgehalten werden, zu welchem Zweck ist noch nicht bekannt. Auch in den conservativen Kreisen ist eine Spannung eingetreten. Die Beziehungen der conservativen und der freikonservativen Kreise sind kühlere geworden. Graf Armin=Boitzenburg hat sich dahin erklärt, das Präsidium des Reichstages nicht wieder übernehmen zu wollen.
Die zweijährigen Budgetperioden sollen vom Reichskanzler aufgegeben sein. Dagegen dürfte die Verlängerung der Legislaturperioden auf 4 resp. 5 Jahre bei einer passenden Gelegenheit im Bundesrathe wieder aufgenommen werden. Dieser Plan der Verlängerung der Legislaturperioden hat keinen lebhaften Wiederspruch hervorgerufen. Im norddeutschen Reichstage wurden allerdings alle Anträge auf Herstellung einer längeren Legislaturperiode abgelehnt, indessen hat sich die Ansicht über diesen Gegenstand wesentlich geändert.
Bei der tropischen Hitze der "todten Saison"

[ => Original lesen: 1880 Nr. 56 Seite 2]

gedeihen die Zeitungsenten am besten; zu keiner anderen Jahreszeit werden fettere ausgebrütet. Englische Blätter berichten allen Ernstes, daß man in London von einem deutsch=türkischen Bündniß spreche, daß deutsche Beamte in ganzen Schaaren nach Constantinopel gehen, um die dort geplanten Reformen durchführen zu helfen! - Es scheint sich zu bestätigen, daß das Staatssekretariat für Elsaß=Lothringen nicht sogleich wieder besetzt werden wird.
Frankreich. Das Nationalfest am Mittwoch ist ruhig verlaufen. Ganz Paris, mit Ausnahme des königtreuen Viertel, war beflaggt. Am 13. wurde das Fest mit Kanonensalven und Fackelzügen eingeleitet; Nachmittags fand militärisches Diner und Empfang beim Kriegsminister Farre statt, Abends großer Zapfenstreich und das den 1500 Vertretern französischer Gemeinden gegebene Fest des Pariser Stadtraths, bei welchem Victor Hugo die Festrede hielt. Am Mittwoch war großes Galladiner beim Präsidenten Grevy. Gegen Mittag strömte die Volksmenge nach dem Rennplatze von Longchamps, woselbst der Präsident die neuen Fahnen an die Regimenter vertheilte, nachdem er zuvor eine Ansprache gehalten hatte. Die Polizei hatte den Befehl, den Straßenverkehr in Ordnung zu halten, sonst aber Alles gewähren zu lassen. Ein Theil der Truppen erhielt nach der Parade Urlaub bis 11 Uhr, ein anderer Theil wurde in die Kaserne gesteckt und erhielt zur Feier des Tages . . . scharfe Patronen, die indessen glücklicher Weise keine Verwendung fanden. Abends war Paris in großartiger und umfassender Weise illuminirt. Die Communards haben von der beabsichtigten großen Demonstration abgesehen.
Dänemark. Im Volkstage zu Kopenhagen unterhandelt der Kriegsminister mit dem Abg. Dorfschullehrer Berg, dem Führer der radikalen Partei, über die zukünftige Heeresstärke. Der Kriegsminister verlangt die Kosten für 30 Linien=Infanterie=Bataillone, der Dorfschulmeister glaubt aber nicht mehr wie 25 Bataillone, ursprünglich nur 20, bewilligen zu können. Es ist infolge dessen sehr fraglich, ob das neue Militärgesetz zu Stande kommt.
Rußland. Das neue Gesetz über die Vollstreckung von Urtheilen an Personen, die zum Verlust aller Standesrechte verurtheilt sind, schafft die öffentliche Ausstellung an den Pranger ab. Entlaufene Sträflinge unterliegen, sobald sie nach ihrem Verbannungsort in das betreffende Zwangsgefängniß zurückgebracht sind, der Körperstrafe, die in Gegenwart eines Arztes von Justizbeamten und der Polizei stets in den Mauern des Gefängnißlokals vollzogen wird. - Die betreffs des Metersystems in Rußland niedergesetzte Commission hat die Resultate ihrer Arbeiten der Regierung zur Prüfung vorgelegt in welchem die baldige Einführung empfohlen wird.
Spanien. Aus Madrid eingetroffenen Depeschen melden, daß Bazaine dort im Sterben liegt und mit den Sterbesakramenten versehen wurde. seiner Umgebung gegenüber drückte er den Wunsch aus, man möge seine Leiche nach Frankreich überführen, damit sie in heimischer Erde ruhe. Die Schriften des Marschalls hat dessen Gattin übernommen und sollen dieselben nach dem Tode des Marschalls veröffentlicht werden.
Türkei. Der Sultan steht vor dem Entweder - Oder. Graf Hatzfeld, der deutsche Botschafter, hat ihm die gemeinsamen Beschlüsse der Berliner Conferenz feierlich überreicht. Der Casus ist zwar schwierig, aber um eine Antwort war die türkische Diplomatie nie verlegen.
Amerika. In den Vereinigten Staaten von Amerika ist die Periode großer politischer Erregung, wie sie alle vier Jahre der Präsidentenwahl voranzugehen pflegt, etwas früher als sonst, bereits eingetreten, selbstverständlich mit allen den Anfeindungen, Verdächtigungen, Verunglimpfungen und Verläumdungen, mit welchen sich die einander gegenüberstehenden Parteien gegenseitig zu beehren pflegen. Diese Parteien sind nach wie vor die alten Republikaner und Demokraten; die ersteren betonen in ihren Programmen, wie bisher, möglichste Kräftigung der Bundesregierung, letztere Stärkung der Macht der einzelnen Bundesstaaten; über die für das Gedeihen und die Fortentwicklung des Landes wichtigsten Fragen, das Zoll= und Münzwesen, gehen beide ziemlich oberflächlich weg, weil darüber die Anhänger beider Partien unter sich selbst nicht einig sind. Nur einen neuen Punkt betonen beide Partien; dem allgemeinen Gefühle der Nation entsprechend, ergeben sie Protest gegen die fernerhin unbeschränkte Einwanderung der Chinesen. Da nun ein demokratischer Präsident ebensowenig daran denken wird, die Bundesgewalt zu Gunsten der Einzelstaaten zu schmälern, wie die bisherigen republikanischen Präsidenten deren Befugnisse auf Kosten der Einzelstaaten vermehrt haben, so kommt es schließlich vorzugsweise auf die Person des Gewählten und darauf an, ob er die Energie hat, an der Beseitigung der allgemeinen Korruption des amerikanischen Beamtenthums, wie sie der jetzige Hayes begonnen hat, fortzuarbeiten. Und in dieser Hinsicht finden Unparteiische in der Person des General Hancock, den die Demokraten aufgestellt haben, eine größere Bürgschaft als in der des von den Republikanern aufgestellten Senators Garfield.


- Eine einfache, von Hunderttausenden von Lesern kaum beachtete Notiz durchläuft die Presse: "Im nächsten Frühjahre soll die Ersatz=Reserve I. Klasse zu einer 10wöchentlichen Uebung einberufen werden." Was besagen diese wenigen Zeilen? Ihr Inhalt geht dahin, daß an die Hunderttausend junger Deutschen in einem Alter zwischen 20 und 31 Jahren ihrem bürgerlichen Berufe entzogen, eingekleidet, einexercirt und als Cadres für neue Ersatz=Truppentheile formirt werden. Das vom letzten Reichstag beschlossene Heeres=Erhöhungsgesetz tritt damit in Kraft.
- Königshütte. Ein Opfer der Trunksucht. Vor einigen Tagen hat hier der Bergarbeiter Suber seine Frau ermordet. "Sie hatten nicht nothwendig", so ungefähr ließ sich Suber nach seiner Verhaftung vor der Polizeibehörde aus, "mich abholen zu lassen, Herr Polizei=Inspector, ich hätte mich selber gestellt. Ich weiß, was ich gethan, und welches Verbrechen ich begangen habe. Aber denken Sie sich in meine Lage; ich bin sparsam, führe einen ordentlichen Lebenswandel, bin kein Trunkenbold, bin arbeitssam, strebe darnach, meine Familie auf ehrenhafte Weise zu unterhalten, verfahre zu diesem Zweck fast täglich anderthalb Schichten, arbeite also bis zur Erschöpfung meiner Kraft. Und was habe ich davon? Wenn ich ermüdet nach Hause komme, ist kein Topf gewaschen, die Stube nicht gekehrt, die Betten nicht gemacht, die Kinder ungewaschen und hungrig, und für mich kein Essen bereitet; denn meine Frau ist regelmäßig betrunken. Nicht nur, daß der größte Theil meines Verdienstes in Schnaps aufgeht, nein, alles, was nur irgend verkäuflich ist, wird auch versilbert und Fusel dafür gekauft. Die Kinder genießen keine Erziehung, im Gegentheil werden sie geschlagen, wenn sie sich weigern, Schnaps zu holen, was am Tage öfters geschehen muß. Ich habe sehr häufig meiner Frau Vorstellungen dieserhalb gemacht, und da dies nichts nützte, sie auch geschlagen. Als ich gestern von der Arbeit nach Hause kam, fand ich wie gewöhnlich alles in Unordnung und meine Frau in total betrunkenem Zustande vor der Hausschwelle liegen, in kaum genügender Bekleidung und mit aufgelöstem Haar. Mich übermannte eine große Wuth, ich erfaßte meine Frau am Haar, schleppte sie in die Stube, und in meinem Zorn schlug ich sie in solcher Weise, daß sie leblos wurde." Außer einem sieben= und einem fünfjährigen Knaben hat noch ein Säugling seine Mutter verloren.
- Alljährlich reisen Schweden, Finnländer, Amerikaner und zuweilen auch Deutsche nach Lappland, um am 24. Juni von dem Berge Avasoxa jenseit Lulea (auf finnischem Gebiete) die Mitternachtsonne zu beobachten. Diesmal war alle Mühe umsonst: der Himmel war und blieb umhüllt. Viele kehrten unverrichteter Sache heim; aber alle diejenigen, welche 24 Stunden warteten, wurden in der nächsten Nacht entschädigt. Ein Engländer brannte zur Erinnerung an dieses Ereigniß mittels eines Brennglases an der Mitternachtsonne ein Loch in seinen Hut.
- München hat im Jahre 1879 Bier gebraut 1,281,131 Hectoliter; die Stadt trank davon allein 1,031,000. Das alte Lothringer Volkslied paßt auch auf München: "Ein Fluß geht mitten durch's Revier - Das ist der sogenannte Bier - Der fließet ohne Rast und Ruh, - Und friert im Winter niemals zu."

[ => Original lesen: 1880 Nr. 56 Seite 3]

- Der landwirthschaftliche Verein in Schöning macht den Vorschlag, Landstreicher=Colonien anzulegen und mit der Lüneburger Haide anzufangen. Die Vagabunden müssen in diesen Kolonien unter Militäraufsicht zur Ueberwachung des Landes verwendet und so lange behalten werden, bis sie sich für ihre Wanderungen wenigstens auf 30 Tage Kleingeld verdient haben.
- Unter der Ueberschrift: "Weshalb wird das Klima Europas kälter?" schreibt ein schwedisches Blatt: "Im Grönländischen Meerbusen Komenok bei Koma hat man fossile und sehr charakterische Ueberreste von Palmen und Bäumen, welche darauf schließen lassen, daß in diesen Gegenden früher eine reiche Vegetation geherrscht hat, vorgefunden. Aber die Eisperiode der Geologen trat ein und infolge der sinkenden Temperatur wurde diese üppige Vegetation in ein Leichentuch von Eis und Schnee gehüllt. Dieses sinken der Temperatur, welches sich von Norden her südwärts erstreckte und durch geologische Beweise konstatirt werden kann, nämlich durch das Vorfinden fossiler Pflanzen, scheint auch in unseren Tagen zunehmen zu wollen. In den letzteren Jahren ist das Eis vom Nordpole weit nach Süden vorgedrungen, so haben sich z. B. zwischen Grönland und dem Eismeere kolossale Massen von Eis angesammelt. An der europäischen Küste stoßen die Seefahrer oft unter Breitengraden auf Eis, wo sie es sonst nicht anzutreffen pflegten, und die in diesem Sommer auf der skandischen Halbinsel herrschende Kälte stammt von den Eismassen her, welche in Regionen umhertreiben, wo der Golfstrom sich gegen unsere Küsten biegt. Es ist dies eine Wiederholung der im kalten Sommer 1865 gemachten Beobachtung. Diese ungewohnte Nachbarschaft mit den Eismassen hat das Klima Islands so kalt gemacht, daß das Korn nicht mehr reif wird und die Isländer angesichts der drohenden Hungersnoth und Kälte sich eine neue Heimath in Nordamerika zu gründen beginnen. So waren die Verhältnisse auf Grönland im 14. Jahrhundert, als die norwegischen Kolonien von den vordringenden Eismassen zerstört wurden.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die auf dem Schönberger Stadtfelde im Köppenmoor zwischen den Grundstücken der verehelichten Creutzfeldt geb. Greif und des Böttchers Maaß belegene Wiese in Größe von circa 2 1/2 Scheffel Aussaat des Bäckermeisters Johann Peter Hinzelmann hieselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend den 24. Juli d. Js.
Vormittags 11 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen Besitzer als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einein mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 8. Mai 1880.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.     


Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg belegene Büdnerei Nr. 27 des Schmieds L. Brockmann daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 24. Juli d. Js.
Vormittags 11 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 10. Mai 1880.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.     


Antragsmäßig soll über die zu Rieps belegene Vollstelle Nr. V. des Hauswirths und Krügers Heinrich Böttcher daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend den 1. August d. Js.
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiermit geladen, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 30. Mai 1880.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.     


Es werden beschuldigt:

1. der Kaufmann Johann Peter Evers geboren 10. November 1847 zu Falkenhagen Kreis Schönberg (Mecklenburg) zuletzt zu Falckenhagen, als Wehrmann ohne Erlaubniß ausgewandert zu sein;
2. Der Barbier Joachim Heinrich Eckmann geboren 17. Juli 1849 zu Schönberg (Mecklenburg) zuletzt zu Schönberg, als Ersatzreservist erster Klasse ausgewandert zu sein, ohne von der bevorstehenden Auswanderung der Militairbehörde Anzeige erstattet zu haben;
Uebertretung gegen §. 360 Nr. des Strafgesetzbuches.
Dieselben werden auf

Freitag den 15. October 1880,
Vormittags 10 Uhr

vor das Großherzogliche Schöffengericht zu Schönberg zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben werden dieselben auf Grund der nach §. 472 der Strafprozeßordnung von dem Großherzoglichen Landwehr=Bezirkscommando zu Neustrelitz ausgestellten Erklärungen verurtheilt werden.
Schönberg, den 9. Juli 1880.

Die Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
W. v. d. Lancken.


Torfanweisung.

Am Sonnabend den 24. Juli und am Dienstag den 27. Juli Morgens 9 Uhr wird denjenigen Schönberger Einwohnern ohne Weiteres Torf zur ermäßigten Taxe auf dem Rüntzer Moor angewiesen, welche solchen daselbst auch im Sommer 1879 erhalten haben. Die übrigen Schönberger berechtigten kleinen Leute pp. haben jedoch vorher einen Anweisungs=Zettel beim unterzeichneten Oberförster nachzusuchen.
Schönberg den 18. Juli 1880.

Der Oberförster:                    
C. Hottelet.          


[ => Original lesen: 1880 Nr. 56 Seite 4]

Lebensversicherungsbank für Deutschland in Gotha.
Stand am 1. Juni 1880.
Versichert 55132 Personen mit 370,056,000 Mark
Bankfonds 91,800,000 Mark

Die Bank erhebt keine Aufnahmegebühren, vertheilt alle Ueberschüsse voll und unverkürzt an die Versicherten und gewährt auf jede Normalprämie Dividende. Nach dem Tode des Versicherten wird die Versicherungssumme sofort nach Beibringung der vorschriftsmäßigen Sterbefall=Nachweisungen ohne Zins= oder Disconto=Abzug ausgezahlt:
Versicherungsanträge werden vermittelt.

Schönberg.                                                     Wilh. Schrep.


Jürgensen & Robschuld,
717 Lübeck, große Burgstraße 717.
Vollständiges Magazin
von Haus= und Küchengeräthen,
Lager von Werkzeugen, Eisen- und Kurzwaaren.


Auction.

Im Auftrage des Handelsmanns Detl. Busch in Selmsdorf werde ich am Sonnabend den 24. Juli cr. von Morgens 10 Uhr an den Nachlaß der Arbeitsfrau Busch, bestehend aus

einer Getreidefläche von circa 50 []Rth. mit Kartoffeln und ebensoviel Roggen, ferner Betten, Kleidungsstücken, Haus= und Küchengeräth, Holz, Torf, ein kl. Schauer, eine Schiebkarre, und verschiedenen anderen Gegenständen;
öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung versteigern.
Der Verkauf findet beim Gastwirth Lenschow in Selmsdorf statt.

Schönberg.                                                     Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Für den von hier weggezogenen Pächter Heitmann ist der Schulze Lühr zu Lüdersdorf wiederum zum Aeltermann unserer Gesellschaft für den District Selmsdorf=Herrnburg=Lockwisch ernannt worden, welches wir hiermit zur Kenntniß unserer betr. Interessenten bringen.

Direction der Viehversicherungs-Gesellschaft.
J. Boye=Rabensdorf.                  Wilh. Heincke.


Echten Harzkäse
Holsteinischen Käse,
gut durchgelegen und von schönen Geschmack,         
empfiehlt billigstens                           
                                                    Aug. Spehr.


Meiner geehrten Kundschaft zur Nachricht, daß meine

Dampf-Bier-Brauerei

jetzt in vollem Betriebe ist, sonach ich für gutes haltbares Bier garantire.

Ergebenst         
C. Schwedt.     


Frischen Westphälischen Kalk & Portland Cement
empfiehlt zu besonders billigen Preisen                          
                                                    A. Wigger, Nachfolger.


Breitestraße 804 Friedr. Matz, Breitestraße 804
Lübeck.
Lager von
Tapeten und Decorationsgegenständen,
Rouleaux,
Gold- und Politurleisten,
Teppichen und Cocosmatten,
Wachstuch und Ledertuch.


Empfehle zum Einkochen                          
Bruch-Raffinade
                                                    billigst
                                                    C. Schwedt.


Die Internationale Gummifabrik
Berlin, S. W., Allexandrinen-Strasse 116
empfiehlt und versendet en gros es en detail alle existirenden sowie technische und chirurgische Specialitäten, Wund- und Augen-Schwämme.
Preis-Courant gratis.


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.       


1800 Pianinos

sind aus der Fabrik von Th. Weidenslaufer, Berlin, Doratheenstrasse 88 bereits hervorgegangen und über ganz Deutschland versandt. Frachtfreie Lieferung mit 3 Wochen Probezeit, kleinste Theilzahlungen oder Baar mit hohem Rabatt. Kauflustige erhalten, sofort gratis und franco Preis-Courant mit ehrenden Zeugnissen über die Güte des Fabrikats und die rühmliche Reellität dieses Fabrikhauses.


Trunksucht, sogar im höchsten Stadium, beseitigt sicher und zwar sofort, auch ohne Vorwissen, und unter Garantie, ohne der Gesundheit zu schaden, Th. Konetzky, Bernauerstraße 84, Berlin, Erfinder dieser Radikalkuren und Spezialist für Trunksucht=Leidende. Die Wirksamkeit der von mir erfundenen Mittel ist von Patienten vor Kgl. Preußischen und Bayerischen Kreisgerichten eidlich bestätigt, und von einem Sanitätsrath geprüft. Nachahmer beachte man nicht, da durch deren Mittel die Trunksucht nicht beseitigt wird, wie dies leider nur zu Viele schon erfahren haben. Mehrere dieser Nachahmer fälschen sogar Namen und Atteste und treiben überhaupt nur Schwindel, während ich für die Heilung eben vollständig garantire. Amtlich beglaubigte, sowie eidlich bestätigte Atteste gratis und franco.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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