No. 20
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 09. März
1880
fünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1880 Nr. 20 Seite 1]

Aus dem Reichstage.

Erhöhung der Friedenspräsenzstärke. Das Militärgesetz vom 2. Mai 1874 hatte dieselbe für den Zeitraum von 7 Jahren (Septennat) vom 1. Januar 1875 bis zum 31. December 1881 auf 401,659 Mann festgesetzt, d. h. auf ein Procent der Zollabrechnungs=Bevölkerung von 1867. Die Vorlage legt und zwar schon für die Zeit vom 1. April 1881 ab, ebenfalls auf 7 Jahre, die Volkszählung vom 1. December 1875 zu Grunde und fordert 1 Procent der damaligen ortsanweisenden Bevölkerung, so daß sich die Ziffer auf 427,275, mithin um 25,615 Mann erhöhen würde. Die Kriegsstärke würde einen Zuwachs von 80,000 bis 90,000 Mann erhalten.
Errichtung neuer Truppentheile (8 preuß. 1 bayr., 2 sächsische Infanterie=Regimenter; ein preuß. Infanterie=Bataillon; 1 preußisches Feldartillerie=Regiment von 8 Batterien; 24 preuß., 4 bayer., 2 sächs., 2 würtemb. Feldbatterien; 1 preuß. Fußartillerie=Regiment, 1 preuß. Pionier=Bataillon.) Die Motive heben hervor, wie namentlich die Infanterie und die Fußartillerie gegenüber den französischen und russischen Friedensformationen und der planmäßigen Kriegsstärke einer Verstärkung dringend bedürften.
Verpflichtung der Ersatzreservisten erster Klasse zu Uebungen im Frieden. Die erste Klasse der Ersatzreserve, welche zur Ergänzung des Heeres bei Mobilmachungen und zur Bildung von Ersatztruppentheilen bestimmt ist, erhielt bisher im Frieden irgend eine militärische Ausbildung nicht. Angesichts der allseitig betriebenen Beschleunigung der Mobilmachungen, wodurch auch der Zusammenstoß der gegnerischen Massen beschleunigt wird, und Angesichts der Thatsache, daß die Vervollkommnung der Feuerwaffen einen solchen Zusammenstoß blutiger gemacht hat, muß man schon in den ersten Stadien eines Feldzuges mehr als bisher auf erhebliche Verluste der Feldarmee rechnen und zum Ersatz der erstandenen Lücken einigermaßen geübte Ersatztruppen zur Hand haben. Daher sind für die Ersatzreserve I. künftighin 4 Friedensübungen, 2 bis zu je 8 und 2 bis zu je 2 Wochen in Aussicht genommen.
Anderweite Regelung der Versetzung von der Reserve zur Landwehr resp. Landsturm. Diejenigen Mannschaften, welche in der Zeit vom 2. October bis 31. März eingestellt werden, gelten als am 1. October eingestellt. Hierauf folgen 3 Jahre Dienst bei den Fahnen und 4 Jahre Dienstpflicht in der Reserve, immer vom 1. October an gerechnet; dann 5 Jahre Landwehrpflicht. Die Ueberführung aus der Reserve zur Landwehr und nach Ablauf von 5 Jahren aus der Landwehr zum Landsturm soll nun aber für die in jenen Zeitraum Eingestellten nicht wie bisher in den Herbstcontrollversammlungen des betr. Jahres, sondern erst in den nächsten Frühjahrs=Kontrollversammlungen stattfinden. Hierdurch soll dem bisherigen Uebelstande abgeholfen werden, daß - bevor die im allgemeinen während des Novembers zur Einstellung gelangenden Rekruten soweit ausgebildet sind, um den mobilgemachten Truppentheilen in's Feld folgen zu können, eine Jahresklasse der Landwehr zum Landsturm übergeführt wird.
Das sind die vier entscheidenden Punkte, um welche es sich besonders handeln wird, wobei namentlich auch die sub 1 hervorgehobene Zeitdauer in Anbetracht kommen dürfte.


Politische Rundschau.

Deutschland. Auf das Gratulationsschreiben, welches der Deutsche Kaiser unter Gegenzeichnung des Reichskanzlers an Kaiser Alexander erlassen hat, ist ein Antwortschreiben des Kaisers Alexander eingetroffen. Dasselbe ist in den freundschaftlichsten und herzlichsten Ausdrücken abgefaßt. Auch sonst berichtet man von dem vorzüglichen Eindruck, den die Manifestation des Deutschen Kaisers in Petersburg hervorgebracht hat.
Wie der "Standart" meldet, ist zwischen den Regierungen Großbritanniens und des Deutschen Reichs eine neue Sklaven=Convention geschlossen worden, durch welche die Cooperation zwischen den Schiffen der beiden Mächte in der Unterdrückung des Sklavenhandels gesichert wird.
Der österreichische Kronprinz, Erzherzog Rudolf welcher zwei Tage in München verweilte, hat am 4. d. M. Abends die Weiterreise nach Brüssel angetreten. König Ludwig hat demselben das Geleit bis Retzbach gegeben.
Die "Kölnische Zeitung" bringt die Meldung, daß Papst Leo sich dem Standtpunkt des preußischen Staates anbequemt und die Geistlichkeit auffordern wird, die unter allen Umständen bestehenbleibenden grundlegenden kirchenpolitischen Gesetze (Maigesetze) in Preußen zu befolgen und die Befugnisse des Staates, seine Rechtssphäre der Kirche gegenüber aus eigener Machtvollkommenheit zu bestimmen, stillschweigend anzuerkennen oder doch über sich ergehen zu lassen. Der Staat wird lediglich solche Zusätze zu d. bestehenden Gesetzesbestimmungen neu erlassen, welche im Geiste derselben liegen, aber der nunmehr geänderten Haltung des päpstlichen Stuhles dem Staate gegenüber Rechnung tragen. Wann dies geschehen werde, läßt sich nicht genau vorherbestimmen. Im Vatikan hofft man, daß der Ausgleich noch in diesem Sommer zu Stande komme.
Die "Nordd. Allg. Ztg." beleuchtet in einem Leitartikel das Vagabonden= und Bettlerwesen und weist gegen die Unzulänglichkeit der gesetzlichen Bestimmungen gegenüber dieser Landplage (in Bayern wurden 1875: 36,584, 76: 46,397, 77: 78,258 Personen wegen Bettelns bestraft) hin.
Rußland. Loris=Melikow macht wenig Umstände; seine Justiz - wenn von einer solchen die Rede sein kann - arbeitet schnell; denn schon am Freitag Vormittag ist das gegen ihn verübte Attentat durch den Henker gesühnt worden. Früh um 11 Uhr fand auf dem Gemenow'schen Platz die Hinrichtung des Verbrechers mittelst Stranges statt. Der Platz war von einer großen Menschenmenge bedeckt, der Richtplatz war von Militär umstellt; die Ruhe wurde nirgends gestört.
Italien. Die italienische Regierung setzt ihre sorgsame Controlirung der irredentischen Umtriebe fort. Als die Präfecten von Mailand und Genua nach Rom meldeten, daß für den 10. d. M., den

[ => Original lesen: 1880 Nr. 20 Seite 2]

Todestag Mazzini's Demonstrationen der Irredentisten und Republikaner Oberitaliens in Aussicht genommen seien, beantragte Minister Drepretis sofort die betreffenden Präfecten, die Veranstaltung dieser Demonstration auf's strengste zu verbieten.
Türkei. Die türkischen Besitzungen in Europa sind seit dem Beginne des achtzehnten Jahrhunderts in stetem Abnehmen begriffen. Diese Verringerung hat das türkische Gebiet in Europa von 15,545 Quadratmeilen im Jahre 1700 auf einen Bestand von 2755 Quadratmeilen eingeschränkt, wobei allerdings Gebiete wie Bulgarien und Ost=Rumilien, über welche dem Sultan noch einige Herrschaftsrechte nomineller Bedeutung zustehen, außer Acht gelassen worden sind: Die Türkei verlor in Europa 1718: 1716 Qm., 1738: 534, 1774: 2054, 1791: 420, 1812: 828, 1826: 30, 1829: 772, 1878 durch den Berliner Vertrag 4897 Quadratmeilen.


- Das Oberlandesgericht in Cassel hat die fünf Lehrer der Realschule in Hagen, welche von dem Vater eines Abiturienten nach dessen Abgang ein Ehrengeschenk von 1000 Mark angenommen hatten und deshalb auf Grund des § 311 des Strafgesetzbuches in den beiden ersten Instanzen zu einer Geldstrafe von je 150 M. verurtheilt waren, kostenlos freigesprochen, nachdem die Richtigkeitsbeschwerde für begründet erachtet war.
- Viel Aufsehen macht ein kriegsgerichtliches Urtheil, durch welches zwei österreichische Hauptleute in Serajewo, Krajnovic und Hiter und der Oberarzt Dr. Singer des Diebstahls schuldig erkannt und zu je 2 Jahr, 5 Monate und 2 Monat Kerker und Ausstoßung aus dem Militär verurtheilt worden. Ihr Verbrechen besieht darin, daß sie auf der Flucht befindlichen türkischen Frauen kostbare Teppiche, Schmucksachen und Goldstickereien abgenommen und für sich behalten haben.
- Ein ehrsamer Seifensieder in Hinterpommern erhielt von seinem hoffnungsvollen Sohne, welcher in Berlin Chemie studirt, folgende Karte: "Lieber Vater! Es freut mich zwar, daß Du selbst kommen willst, allein es wäre noch zu früh!!! Der neue Stoff, den ich mit meinem Freunde entdeckt habe, beschäftigt mich vorläufig noch die ganzen Nächte hindurch im Laboratorium, Alles hängt davon ab, daß ich die erbetene Summe schleunigst erhalte. - Beharrlichkeit, Verschwiegenheit, Eile! Dein Sohn" - In der freudigsten Aufregung beschaffte sich der Alte das nöthige nicht unbeträchtliche Geld, konnte aber doch der Neugierde nicht widerstehen; auch glaubte er als practischer Fachmann dem Sohn zu Rathe sein zu können - kurz er fuhr damit selbst nach Berlin. Die Wirthin theilte ihm mit, daß der Herr Sohn sich eben von seinen häuslichen Studien ins Laboratorium begeben habe! Im Zimmer des jungen Mannes lagen denn auch eine Menge dickleibiger Bücher aufgeschlagen, und aus verschiedenen Retorten verbreitete sich ein so pestilenzialischer Geruch, daß der gerührte Vater überzeugt war, Fleiß und Genie seines Sohnes würden der Wissenschaft einen großen Erfolg, ihm selbst aber eine glänzende Zukunft erkämpfen. - Wo das Laboratorium sei, wußte man ihm indessen nicht anzugeben. Auf der Treppe begegnete ihm ein Briefträger mit einer Karte: "An den stud. chem. X-In Eurem neuen Laboratorium bei P. in der Gypsstraße bekommt mir der "Stoff" nicht, erwartet mich daher im alten - N. N." - "Also ein Consumartikel!" dachte der Vater und begab sich nach der Gypsstraße, um das Laboratorium bei P. zu erforschen. Zu seinem Erstaunen fand er nur eine Kneipe. Nun ging dem Seifensieder ein Licht auf! - Er ließ sich mit dem Wirth in ein Gespräch ein: "Wie ist es Ihnen möglich, in dieser entlegenen Straße mit Ihrem Geschäft zu bestehen?" - "Das lassen Sie gut sein! Gegen Abend verkehren hier die nobelsten jungen Leute!" - Das Lokal hatte sich inzwischen wirklich gefüllt. - "Sehen Sie" fuhr der Wirth fort, "dort in der Ecke den runden Tisch, den nennen wir das

(Fortsetzung in der Beilage.)


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Grieben belegene Büdnerstelle Nr. II. des Wilhelm Greve, vertreten von seinem Vater, dem Schmiedemeister Hartwig Greve zu Grieben ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag den 16. März 1880
Vormittags 11 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte au dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen, als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 31. December 1879.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.     


Bekanntmachung.

Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 8. März 1880.

Die Armenbehörde.


Auction.

Am Donnerstag den 11. März er. und event. am folgenden Tage von Morgens 9 Uhr an sollen in der Wohnung des Gastwirths Duve zu Schönberg die zur Concursmasse des pp. Duve gehörigen Mobilien als namentlich:

5 Sophas, 4 Bettstellen wobei zwei neue mit Springfedermatratzen, 1 gr. Ausziehtisch, 1 Klapptisch und verschiedene viereckige Tische, einige Dutzend Rohrstühle theils neu, 2 Spiegel, 1 großer Schreibtisch mit Fächern, große Lampen, 1 gute Wanduhr, 1 Conversationslexikon von Pierers, 18. Band, neu, ein eisener Gartentisch, und dito. Bank, 1 Hauslaterne, und diverse Glockenzüge, 1 Spülmaschine, 1 Korkmaschine, 1 Bierfüllapparat, verschiedene Gläser, Seidel und circa 1200 leere Bier= und Weinflaschen, 1 mess. Kessel, 1 Petroleum=Kochmaschine, verschiedene Tonnen und Tonnenlager, Kisten und Fässer, etwa 10 Scheffel Kartoffel, 5-6 Rm. kleingemachtes Buchenholz, 1 großes Windethau, 1 Häckerlingslade, 1 Handwagen, diverse Bretter, 1 Decimalwaage, diverses Küchengeräth, 1 großes Kleiderschrank, Männerkleidungsstücke und verschiedene andere Gegenstände.
öffentlich meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden.
Schönberg den 28. Februar 1880.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.     


Die Mecklenburgische
Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebensversicherungen, Leibrentenversicherungen, Kapital=Einlage , Darlehns= und alle sonstigen Geld=, Inkasso= und Commissions=Geschäfte durch das unterzeichnete Bureau zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar=Bank=Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt.

Bureau der Mecklenburgischen Lebens=Versicherungs= und Sparbank in Schönberg.
W. Stephan.       W. H. Schacht.


[ => Original lesen: 1880 Nr. 20 Seite 3]

Strohhut-Fabrik von Carl Albrecht
Lübeck, Fischstrasse 86.
Hierdurch empfehle ich dem geehrten Publicum zur bevorstehenden Saison mein Lager von:
Strohhüten für Herren, Damen und Kinder, sowie Band, Blumen, Federn und sonstige Putzartikel.
Zugleich empfehle ich meine nach neuester Art eingerichtete
Strohhut-Wäsche und -Presserei

und bitte um baldige Einlieferung der Waschhüte.


Bilanz
der
Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank
in Schwerin
pro ultimo Februar 1880.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Schwerin, im März 1880.

Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank.
Aug. Kirchner, Director.                                                    C. L. F. Soltau, General=Agent.




Weil's Häckselmaschinen
vor Nachahmung geschützt.
Neueste grösste und beste, Allerbilligster Preis
franco jede Station.
      Für Grünfutter, Spreu, Stroh, Heu u. s. w., die beste leistungsfähigste und solideste Maschine welche es giebt, stündliche Leistung 800 Pfd. Schwungrad 4 Fuss Durchm. Schnittfläche 248 Quadratctm. verstellbar auf sechs verschiedene Längen, einfachste Behandlung, leichtester Betrieb, billigster Preis. Durch Reichspatent ausschliesslich geschützt. Agenten erwünscht. Für Händler Rabatt.
Moritz Weil jun. Masch.=Fabrik, Frankfurt a. M., Heiligkreuzg. 12, 14 und 16.
Landwirthsch. Halle vis-à-vis.


Lotterie
für die Errichtung eines Deutschen Militair-Curhauses auf Sylt
Lotterie

Gesammtwerth der Gewinne:
Mark 46,000.
1. Hauptgewinn Rm. 10,000 u. s. w.
Die Gewinn-Ausstellung in Bremen ist eröffnet und währt bis Ende Januar 1880.
Loose à 3 M.
sind durch das Comité und durch den General-Debiter E. Calmann, Hamburg zu beziehen.
Ziehung
am 1. Februar 1880.
Bei Entnahme von 10 Loosen gewährt das Comité ein Freiloos, bei grösserer Abnahme sehr günstige Bezugsbedingungen.
Tarifsätze, photographische Abbildungen der 8 Hauptgewinne, sowie Prospecte und Plakate stehen Jedermann gratis und franco zu Diensten.
Man wende sich
An das Lotterie-Comité
in Bremen,
Domhof Nr. 28.


[ => Original lesen: 1880 Nr. 20 Seite 4]

Gebrüder Burchard's
Waaren Lager

ist durch persönlichen Einkauf auf der Frankfurter Messe, in Berlin und größeren Fabrikplätzen auf's vollkommenste mit allen Neuheiten der Saison sortirt, und empfehlen dieselben zu billigst gestellten Preisen.
Sämmtliche wollene und baumwollene Waaren sind bedeutend im Preise gestiegen; durch rechtzeitige Abschlüsse und baare Einkäufe geben wir alle Artikel zu und unter alten Preisen ab.

Buckskins empfehlen in reell solider Waare im neusten Geschmack sehr preisw.; Kleiderstoffe als: schwarze Cachemirs und Thybets in Ganz= und Halbwolle verkaufen billiger, als sie von jeder auswärtigen Concurrenz bezogen werden können. Farbige Kleiderstoffe das neuste was die Saison bietet.
Auf untenstehende Gelegenheitskäufe bedeutend unter Fabrikpreisen machen besonders aufmerksam.
Parthie rein leinen Taschentücher pr. Dtz. 3,50 M. für Kinder 2,30 M.
Parthie Bettdecken, prachtvolle Sachen 50 % unterm Preis.
Parthie Bettstouts, gute Qualität Mtr. 55 Pfennig (Mecklenburg). alte Elle 5 ßl.
Parthie feiner Elsäßer Madapolane (Kattun) Mtr. 45 Pfennig (Mecklenburg). a. Elle 4 ßl., ordin. Waare Mtr. 30 Pfennig (Mecklenburg).
Diverse Kleiderstoffe haben wir zum Ausverkauf ausgelegt. Elle von 4 ßl. an.
Weiß Halbleinen und ungebleichte Stouts in den bekannten guten Qualitäten zu alten Preisen.


Hiezu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1880 Nr. 20 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 20 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 9. März 1880.


"Laboratorium", da kneipen allnächtlich vier reiche Studenten! Vergangene Nacht haben sie über 50 Schoppen Löwenbräu getrunken, und der kleine Herr, der dort eben eintritt, das ist, man sollte es nicht meinen, - der größte Zecher von den Vieren!" - Der alte Herr sank sprachlos in seinen Stuhl zurück, denn der eintretende war sein Sohn, der angebliche Entdecker eines neuen Stoffes! Noch ehe der Filius seiner ansichtig wurde, entfernt sich der traurige Seifensieder. Andern Tages erhielt der Studiosus X. eine Karte: "Den "Stoff" den Du entdeckt hast, habe ich gekostet! Er schmeckt zwar ganz gut, aber ich glaube, er wird Dir schlecht bekommen! Darum packe schleunigst Deine Sachen und komme hierher, denn ich brauche gerade einen neuen Gesellen! Beharrlichkeit, Verschwiegenheit, Eile! - Dein Vater." -
- Die Gesammtlänge des Gotthards=Tunnels beträgt 14,92, also nahe 15 Kilometer oder 2 geographische Meilen, übertrifft mithin die des Mont=Cenis=Tunnels, der 13,45 Kilometer lang ist, um fast 1 1/2 Kilometer. Von beiden Endstationen, Göschenen und Airola, steigt der Tunnel allmählig an bis zur Mitte, welche mit einer Horizontalstrecke 1152,4 Meter über dem Meere (also 143 Meter tiefer als der höchste Punkt des Mont=Cenis=Tunnels liegt. Von Göschenen (1109 Meter über dem Meere) beträgt die Ansteigung 5,82 ‰, von Airolo (1145 Meter über dem Meere) 1 ‰. Die Tunnelweite mißt etwa 8 Meter, die Höhe 6 Meter. Die Bohrarbeit begann am 4. Juni 1872 in Göschenen, in Airola am 1. Juli desselben Jahres. Durchschnittlich waren täglich 3412 Arbeiter beschäftigt, die Handbohrung förderte täglich 0,65 Meter, angewendete Maschinenbohrung auf italienischer Seite 2,05 auf schweizerischer Seite 2,56 Meter. Am 2. März ging ein Festzug mit etwa 40 Gästen von Göschenen nach Airolo durch den Tunnel, theils durch Maschinen, theils von Pferden gezogen, während gleichzeitig der über den Berg der aus etwa 30 Schlitten bestehende Postzug sich bewegte. Ersterer brauchte 3 1/2, letzterer 5 1/2 Stunden zur Zurücklegung des Weges. Nach vollständigem Ausbau wird der Tunnel in 1/2 Stunde durchfahren werden.
- Mühlsteine aus Porzellan. Nach mehrjährigen Versuchen ist es dem Fabrikant Buchholz in Charlottenburg einem ehemaligen Zögling der Potsdamer Gewerbeschule und dem durch seine stellbare Feuerwehrleiter auch in weiteren Kreisen bekannt gewordene Zimmermeister Gießmann in Demmin, unterstützt durch die Direction der königl. Porzellanfabrik in Berlin gelungen ein poröses Porzellan und aus diesem Mühlsteine mit Einschluß der aus Feuerstein verfertigten und trotz ihrer Kostspieligkeit geschätzten französischen Mühlsteine weit übertreffen, insofern durch sie alle Getreidearten nach ihrem vollem Nahrungswerthe ausgenutzt und sämmtliche Mühlenproducte vollkommen fehlerfrei hergestellt werden. Der vor Kurzem in Leistenow bei Demmin mit einem Buchholz'schen Mühlsteine in Thätigkeit gesetzte Mahlgang hat nach dem Urtheile der Sachverständigen alle Erwartungen übertroffen. Es scheint demnach die bereits in Deutschland, Frankreich, England, Amerika patentirte Erfindung für die Mehlfabrikation wie für die Brodbereitung von Epoche machender Bedeutung zu sein.
Eierkonserven. Dem Fleischextrakt, den kondensirten Suppen und anderen zu langer Aufbewahrung geschickt gemachten Nahrungsstoffen treten jetzt die Eikonserven zur Seite, welche von Effner in Passau in drei verschiedenen Arten hergestellt werden. Die erste enthält Eiweiß und Eigelb in Stücken, wie in Pulverform, die zweite nur das Eigelb in Büchsen, die dritte nur das Eiweiß. Alle drei ersetzen in der Küche, wie zu gewerblichem Zwecke vollständig das frische Albumien, enthalten keinerlei gesundheitsschädliche Stoffe, aber alle chemischen Bestandtheile des Eies mit Ausnahme des Wassers, das ihnen als wesentliche Ursache des Verfaulens entzogen worden ist.
- An dem Vorzimmer einer guten Bürgerfamilie in Berlin klingelts. Man öffnet und herein tritt eine junge Dame. Habe ich die Ehre, die gnädige Frau zu sprechen? - Gewiß? Wen habe ich die Ehre? - Die junge Dame überreichte ihre Visitenkarte: "Bertha K. geboren in Treptow am Tollensee." Man läßt sich nieder. - Aber, mein Fräulein, was wünschen Sie? - Sie suchen ein Stubenmädchen, gnädige Frau, ich biete mich Ihnen an. - Die gnädige Frau konnte leider das freundliche Anerbieten nicht annehmen, worüber Fräulein Bertha sehr indiguirt war. -
- Im Zimmer des Büreau=Direktors des Reichstages ist gegenwärtig ein Abstimmungs=Apparat ausgestellt, der genau nach dem Prinzip der pneumatischen Klingelzüge gearbeitet ist. Von dem Platze jedes Abgeordneten aus geht ein Röhrchen bis an das Tableau, an welchem die Namen sämmtlicher Abgeordneten verzeichnet sind. Ein Druck auf den Ja=Knopf läßt eine weiße, auf den Nein=Knopf eine schwarze Kugel in eine Rinne hineinfallen, an welcher gleichzeitig die Gesammtziffer der betreffenden Kugeln abgelesen werden kann. Der Apparat ist einfach konstruirt und sehr leicht zu handhaben; dennoch ist es zweifelhaft, ob man parlamentarischerseits Neigung haben wird, diesen mechanischen Abstimmungsmodus einführen zu lassen.
- Eine Spinnerei aus Glas und Eisen ist in Bolton, Grafschaft Lancaster (England). Dieselbe für 6 Spindeln eingerichtet, ist sechs Stockwerke hoch; Constructionstheile bestehen ausschließlich aus Glas und Eisen, weshalb das Gebäude mit Recht den Beinamen "Christall=Palast" erhalten hat.
- Sachsen und Wachsen reimen sich und in neuer Zeit wachsen dort die schönsten Städtchen; das macht die Industrie. Chemnitz zählte 1849 30,000 Einwohner, 1875 schon 79,000, Zwickau 1849 12,000, 1875 31,000, Plauen hat's in derselben Zeit von 11,000 zu 29,000 Glauchau von 10,000 zu 21,000, Meerane von 7000 zu 21,000 Crimmitschau von 7000 zu 18,000, Bautzen von 10,000 zu 15,000, Meißen von 8000 zu 14,000 Werdau von 6000, zu 11,500 gebracht u. s. w. Das böse Leipzig ärgert immer das alte gute Dresden. Die Residenz führt zwar noch den Reigen der Städte, aber wie lang noch! Dresden hat's seit 1849 von 94,000 auf 197,000, Leipzig von 62,000 auf 127,000 gebracht und "wächst immer noch."
- Die weltberühmte Firma Siemens u. Halske will in Berlin elektrische Straßenbahnen errichten. Der Plan ist folgender: Die Bahn wird in zwei Stränge getheilt, der eine für die Hin=, der andere für die Rückfahrt, auf beiden Seiten des Straßendamms auf 4 1/2 m hohen eisernen Säulen, welche je 10 m von einander entfernt stehen, vom Belleallianceplatz über die Friedrichstraße bis zum Wedding geführt werden. Die Wagen sollen nur klein sein und zehn Sitz= und Innenplätze, sowie vier Stehplätze erhalten; die Elektrodynamit=Maschine liegt im Untertheil des Wagens zwischen den Rädern und eine große Dampfmaschine wird auf einem Grundstücke in der Nähe der Bahn aufgestellt. Die Wagen gehen schnell und legen eine Meile in 15 Minuten zurück; sie bewirken die Beförderung von Personen auf größeren Strecken und namentlich nach den Stadtbahnsektionen. Die städtische Behörde beschäftigt sich mit der Prüfung der Sache.
- Das neueste geflügelte Wort kommt aus Elberfeld geflogen. Dort ist Ende d. M. Geflügelausstellung und die Bürger berathschlagten, ob sie eine Prämie von 100 M. bewilligen sollten. Viele fanden die Prämie bedenklich; denn, sagten sie, dann können auch einmal die Gesangvereine kommen und Prämien haben wollen. - Ach was, fiel einer der Bürger ein. Singen kann Jeder, aber Eier legen nicht! - Die Eier erhielten die Prämie.
- Eine praktische Art, die Güte seiner Waaren zu zeigen, hat der Hutmacher Rüdiger in Chemnitz. In seinem Schaufenster stehen zwei Hüte, deren einer mit Wasser gefüllt ist, in welchem Goldfische herumschwimmen, während ein anderer voll Oel ist, auf welchem ein Nachtlicht brennt. Das heißt auf deutsch: meine Hüte sind öl= und wasserdicht. -


[ => Original lesen: 1880 Nr. 20 Seite 6]

Hagelschaden Versicherungs-Verein für Mecklenburg Schwerin und Strelitz.

Die 27. ordentliche General=Versammlung der Vereinsmitglieder wird am

Donnerstag den 8. April d. J.

Morgens 11 Uhr zu Schwerin in Stern's Hotel stattfinden und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:

1. Bericht über die im Jahre 1879 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1879/80, so wie der revidirten Rechnung pro 1878/79.
2. Wahl eines Rechnungs=Revisors für die Jahre 1880/83.
3. Wahl neuer Districtsbeamte für die nach Ablauf ihrer Dienstzeit statutenmäßig ausscheidenden Herren.
4. Prüfung und event. Genehmigung des von der Revisions=Committe eingereichten Entwurfs der revidirten Statuten.
5. Beschlußnahme über Vereins=Angelegenheiten, welche von der Direction zur Entscheidung der Generalversammlung gestellt werden.
Die Herren Vereinsmitglieder werden ersucht sich zahlreich einzufinden.
Grevesmühlen den 28. Februar 1880.

Die Direction.
            M. v. Leers.


Frischen Kalk und Cement,
                          besonders gut und billig, empfiehlt
                                                    W. J. Heymanson, Lübeck,
                                                                              Trave 300.


Wichtig für Landwirthe.

Praktische Rathschläge magere Schweine in kurzer Zeit zu Speckschweinen zu machen; sowie Schweine vor Finnen und Trichinen zu schützen und bei etwa eintretenden Krankheiten fast steht immer zu heilen.
Gegen Einsendung von drei Mark erfolgt franco Zusendung.

F. Bormass & Comp.     
Berlin C.          


Für Zahnleidende!

Zur Einsetzung künstlicher Zähne jeder Art, wie auch für sämmtliche Zahnoperationen empfiehlt sich stets unter Garantie

                                                 Hochachtungsvoll
Lübeck,                                                     Aug. Eduard Spelling.
d. 8. März 1880                                                     Approbirter Zahnarzt.
                                                                                  Königstraße 670.

NB. Sprechstunden von Morgens 9 bis Nachmittags 6 Uhr.


Das Neueste und Feinste in Loden=, Filz= und Seidenhüten

empfiehlt                                                    
                                                    Heinr. Schäding.

NB. Confirmandenhüte in neuester Form von 2,50 M. an.


Roth und weiß Kleesaat

Thimothee, engl. und deutsches Reygras, Steinklee und schwed. Klee
empfiehlt billigstens

Aug. Spehr.     


Bekanntmachung.

Neubaus halber wohne ich jetzt bis auf weiteres im Hause des Herrn Maurermeister Schleuß.
Schönberg den 5. März 1880.

P. Hagen, Bäckermeister.     


Am Mittwoch nächster Woche fahre ich von Carlow über Neue=Welt nach Ratzeburg mit meinem Omnibus zum Viehmarkt. Abfahrt von Carlow 6 Uhr, Abfahrt von Neue=Welt Morgens 1/2 8 Uhr

Carlow.                                                     Oldenburg, Omnibusfhr.


Heute Nacht 3/4 1 Uhr wurden wir durch die glückliche Geburt eines gesunden Töchterchens erfreut.
Schönberg den 6. März 1880.

Amtsrichter G. Horn und     
Frau, Anna geb. Fischer.      


Verwandten und Freunden empfehlen sich als Verlobte

Sophie Wieschendorff
Wilhelm Göbel.
Stover Mühle und Lübeck.


Damen-Zugstiefel

auch für Confirmanden zu Ostern sind fertig zu haben das Paar von 7 M. 50 Pfennig (Mecklenburg) an, bis zu 8 M. 50 Pfennig (Mecklenburg). Kinderschnürstiefel von 2 M. 50 Pfennig (Mecklenburg). an, mit und ohne Lackblätter, Knopfstiefel mit und ohne Lackblätter für Kinder, auch Schnürstiefel von verschiedener Größe für Kinder, alles so gut wie bestellte Waare gearbeitet. Meine Wohnung ist beim Herrn J. F. Busch Siemzerstraße Nr. 191. Da ich die Preise auch äußerst billig gestellt habe, bitte um geneigte Abnahme.

                                                    Achtungsvoll
                                                    J. Söhlbrandt,
                                                    Schuhmachermeister.
Schönberg, den 8. März 1880.


Büdnerei

Eine Büdnerei hier im Fürstenthum belegen, mit etwa 5 Scheffel Land guten Boden und einem Wohnhaus nebst Stall ist mir zum sofortigen Verkauf übergeben. Reflectanten wollen mit mir in Unterhandlung treten.

W. Holdorff.     


Tesch's Restauration.
Morgen Mittwoch
Marienthaler Bier vom Faß.
Rostocker Bock=Bier vom Faß.


Gesucht

ein Knabe der Ostern die Schule verläßt, welcher Lust hat Kellner zu werden.

                          Tesch's Restauration.


Gesucht zu Ostern

ein tüchtiges gewandtes Mädchen für Küche und Hausarbeit.

Ratzeburg.                                                     Domapotheke.


Zu verkaufen 2-3 Fuder Stroh.
                          H. Oldenburg, Bäckermeister.


Zu verkaufen

eine Ziege, die gleich nach Ostern gemolken wird. Wo? Zu erfragen in der Expedition d. Anzeigen.


Verloren

auf dem Markte einen schwarzen Pelzhandschuh von

Dr. Marung.     


Zugelaufen

am 5. d. Mts. ein großer Hund, abzuholen gegen Erstattung der Insertions= und Futterkosten bei

Kock in Selmsdorf.     


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD