No. 17
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 27. Februar
1880
fünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1880 Nr. 17 Seite 1]

      Nachdem von dem Herrn Landphysikus Rath Marung Großherzoglicher Landvogtei zur Anzeige gebracht ist, daß mehrfache Fälle der Rachenbräune in hiesiger Stadt vorgekommen sind, wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht,

daß bei dieser gefährlichen, schnell fortschreitenden und ansteckenden Krankheit es sich dringend empfiehlt, sofort ärztliche Hülfe zuzuziehen; zugleich aber angeordnet, daß
1. für die thunlichste Absonderung der Gesunden von den Erkrankten gesorgt, und die nicht zur Pflege nöthigen Hausgenossen von den Kranken fern gehalten werden, insbesondere daß nicht Gesunde mit den erkrankten zusammenwohnen oder gar dasselbe Bett einnehmen. Es dürfen
2. die Kinder aus einem Hause, in welchem die Krankheit ausgebrochen, die Schule nicht besuchen; ebenso wenig
3. die von den Kranken gebrauchten Gegenstände, Eß= und Trinkgeschirre, Kleidungsstücke, Leib= und Bettwäsche, Betten u. s. w. vor ihrer gründlichen Reinigung und Desinfection nicht von den Gesunden benutzt werden. Ferner ist
4. Jede Berührung mit den Leichen thunlichst zu vermeiden, daher die übliche Reinigung, Einkleidung und Ausstellung derselben zu unterlassen, und die stille Beerdigung derselben ohne Gefolge anzuordnen.
Schönberg, den 24. Februar 1880.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Politische Rundschau.

Es sind jetzt dem Bundesrathe die Entwürfe der Börsen=, der Quittungs= und Wehrsteuer zugegangen. Was namentlich die letzte Steuervorlage betrifft, so war man in vielen Kreisen noch vor Kurzem sehr geneigt, sie als einen bloßen Schreckschuß zu betrachten.
Die Reichstagssitzung am Montag war zunächst der Budgetberathung für das auswärtige Amt gewidmet. Die Verhandlung machte einen ziemlich weiten Seitensprung nach den Samoa=Inseln hin, wo sie eigentlich stecken blieb. Fürst Bismarck war nicht anwesend und so ging denn die Bewilligung ganz glatt von Statten. Die Diskusion über die Lage Europa's bleibt bis zur großen Militärdebatte aufgespart. Die Erhöhung des Gehalts für den Staatssekretair im auswärtigen Amt (um 14,000 M.) wurde mit ansehnlicher Majorität bewilligt, bei welcher auffiel, daß sich das Centrum spaltete; die Führer stimmten mit etwa ein Drittel der Partei dafür, das Gros dagegen. Eine gleiche Spaltung der genannten Partei zeigte sich bei der Abstimmung über den Antrag, die strafrechtliche Verfolgung gegen sozialdemokratische Abgeordnete während der Dauer der Session aufzugeben. Windhorst und Herr v. Helldorf sprachen für Ueberweisung dieses Antrages an eine Commission, wurden aber von der Mehrzahl der Centrumspartei in Gemeinschaft mit den anderen Fractionen überstimmt. Der Reichstag entschied sich nahezu einhellig für die Einstellung der Untersuchung gegen Fritzsche und Hasselmann.
Kaum scheint der Frühling seinen Einzug halten zu wollen, da schwirren auch schon wieder Kriegsgerüchte durch die Luft. "Krieg mit Rußland", so heißt es in den offiziösen Blättern und dann folgen als Beweis für diese Annahme die beunruhigendsten Mittheilungen; so schreibt die "Nordd. Allg. Ztg": "Auf der Westgrenze Rußlands sind neue Befestigungen in Aussicht genommen, namentlich soll Kowno mit detachirten Forts umgeben und zu einem befestigten Lager gemacht werden. Auch heißt es, daß an der Petersburger=Bahn bei Bialystok und Grodno Befestigungsarbeiten vorbereitet werden. In den maßgebenden Kreisen kann vor einem Angriff Deutschlands auf Rußland eine Besorgniß schwerlich vorhanden sein; ganz ohne Zweck werden so ausgedehnte und kostspielige fortificatorische Anlagen aber doch nicht unternommen werden. Der nächste Zweck dürfte wohl der sein, auf das russische Volk den Eindruck zu machen, als fürchte man von Deutschland angegriffen zu werden. Gelingt es, diese Vorstellung zu erzeugen, so ist von da bis zur feindlichen Erregung gegen den angeblich bedrohlichen Nachbarn kein weiter Weg mehr. - Napoleon I. hat bekanntlich behauptet, daß Europa in fünfzig Jahren entweder republikanisch oder kosakisch sein würde. Diese fünfzig Jahre sind nun allerdings verflossen, auch wohl sechzig, aber bezeichnend bleibt es immer, daß ein Kenner wie der erste Napoleon die Franzosen und die Russen als die einzigen beiden erobernden, nicht mit dem eigenen Lande befriedigten, sondern nach Weltherrschaft strebenden Völker betrachtete. - Ohne berechtigte Grundlage ist diese Auffassung nicht, wenn man auf die Geschichte beider Nationen zurückblickt. Weder Rußland noch Frankreich hatten Angriffe von Deutschland zu befürchten. - Die kolossalen Rüstungen der beiden Staaten, welche zwingend auf das übrige Europa drücken, können daher nur auf eine Angriffs=Politik ihrerseits berechnet sein."
Das 150jahrige Jubelfest des Ziethen=Husaren=Regiments in Rathenow wird drei Tage währen und Rathenow, die freundliche Lindenstadt, mit ungewohntem Glanz erfüllen.
Rußland. In Petersburg lauscht man jetzt aufmerksam auf die Urtheile, welche Europa über die Zustände, wie sie sich auf dem geheiligten Boden des russischen Reiches entwickelt haben, fällt. Zum allerernsten Nachdenken fordert in dieser Beziehung eine volltönende, ruhige österreichische Stimme

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auf, welche dem Czaren die Wahl zwischen Schuwaloff und Gurko, zwischen Sein und Nichtsein stellt. Wenn der Czar den Weg einschlägt das gesammte russische Volk durch Generale mit Skorpionen geißeln zu wollen, so wird er weder den Thron und die Dynastie befestigen, noch seine Völker glücklich machen. - Die "Neuen hessischen Volksblätter sind ermächtigt, einen Brief des Prinzen Alexander von Hessen aus Petersburg vom 18. d. Mts. an seine Gemahlin auszugsweise zu veröffentlichen. Nach demselben wurde der Prinz am Bahnhofe von allen Söhnen Kaiser Alexanders u. von dem Fürsten von Bulgarien empfangen und nach dem Winterpalais geleitet. Der Prinz fährt fort: "Auf der Treppe des Palais erwartete mich der Kaiser. Wir begaben uns durch einen großen Korridor nach seinen Appartements, als plötzlich eine furchtbare Detonation erfolgte. Der Boden hob sich wie durch ein Erdbeben; alle Gasflammen im Korridor erloschen und es umgab uns vollständige Finsterniß. Wir nahmen einen entsetzlichen Staub und den Geruch von Pulver oder Dynamit wahr. Man rief uns zu, daß der Kronleuchter in dem Salon, wo die Tafel für das Familiendiner gedeckt war, heruntergestürzt sei. Ich eilte mit dem Großfürsten Thronfolger und dem Großfürsten Wladimir dorthin, während Graf Adlerberg in der Ungewißheit, was noch folgen könnte, da man an eine Gasexplosion dachte, den Kaiser zurückhielt. Im Speisesaal angelangt fanden wir alle Fensterscheiben zerbrochen, die Wände stark beschädigt. Ein erstickender Pulvergeruch machte sich bemerkbar. Es war kein Zweifel mehr, daß unter dem Salon eine Mine gesprungen war. Wegen meiner Ankunft war die Zeit für das Diner um eine halbe Stunde hinausgeschoben worden, und so kam es, daß die kaiserliche Familie noch nicht im Speisesaale versammelt war."
Oesterreich=Ungarn. Die Verhandlungen über den Abschluß eines Zoll= und Handelsvertrages zwischen Oesterreich=Ungarn und Deutschland werden demnächst wieder beginnen. Baron Haymerle hat eine Note aus Berlin erhalten, welche vollständig auf jenen Principien beruht, über die man sich bei den am Schlusse des vorigen Jahres in Berlin gepflogenen Unterhandlungen verständigt hat. Die Note bringt die auf deutscher Seite gehegten Wünsche und die Zugeständnisse zu welchen man in Berlin, bezüglich der künftigen Zoll= und Handels=Beziehungen, bereit ist, zur Kenntniß der österreichisch=ungarischen Regierung. Der Kernpunkt dieser Eröffnungen bildet das Princip, für die in beiderseitigem Verkehre die wichtigste Rolle spielenden Waaren eine Stabilität der Zölle zu erzielen. Um nun den Inhalt dieser Note zu erwägen und für die Delegirten Oesterreichs und Ungarns zu den Berliner Verhandlungen die erfordernden Informationen zu vereinbaren, wird die österreichisch=ungarische Zollconferenz bis spätestens am 25. d. Mts. in Wien zusammentreten.
Großbritannien. Die Minister Englands sind jetzt in einiger Verlegenheit, den Rückzug aus Afghanistan dem Volke plausibel zu machen und so spricht man denn von einem großen europäischen Kriege und von einem Krach in Constantinopel. - Herat soll an Persien ausgeliefert werden, und Rußland wird sich nicht widersetzen, trotzdem gehen die Unterhandlungen nicht glatt, weil die Geldfrage die Schwierigkeiten bei den Unterhandlungen zwischen England und Persien bildet. Der Schah hat dem englischen Gesandten Thomson erklärt, er habe die zur Occupation Herats nothwendigen Gelder nicht zur Verfügung, England möge ihm also einen Vorschuß machen oder den Abschluß einer Anleihe begünstigen, zu deren Sicherstellung Persien bereit wäre, die Zölle von Buschir und Herat zu verpfänden oder in seinen Schutz zu nehmen.


Neustrelitz, 24. Februar. Heute Mittag 12 Uhr traf Ihre Majestät die Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen in Begleitung seiner Königlichen Hoheit des Erbgroßherzogs, welcher bis zur Landesgrenze nach Dannenwalde Ihrer Majestät entgegengereist war, mit einem Extrazuge von Berlin auf dem hiesigen Bahnhofe ein, wo eine Ehrenwache mit der Fahne und Musik und dem gesammten Officiercorps aufgestellt war und zahlreiche Zuschauer sich eingefunden hatten. Ihre Majestät ward von Ihren Königl. Hoheiten dem Großherzoge und der Großherzogin, Ihren Hoheiten dem Herzoge und der Herzogin von Anhalt und dem Hofstaate in gestickter Uniform empfangen und fuhren die Allerhöchsten Herrschaften nebst Gefolge in glänzenden Equipagen, deren wir zehn gezählt zu haben glauben, durch die mit Fahnen und Flaggen geschmückten Straßen theils über den Marktplatz am Monumente des hochseligen Großherzogs Georg vorüber, theils die Thiergartenstraße hinunter nach dem Großherzoglichen Schlosse zur ehrwürdigen Großherzogin=Mutter. Um 2 Uhr fand im Carolinen=Palais bei Ihren Königlichen Hoheiten dem Erbgroßherzoge und der Erbgroßherzogin die feierliche Taufe deren neugeborenen Prinzessin=Tochter statt und vertraten Ihre Majestät die Kaiserin Augusta und Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin Pathenstelle bei derselben. Die unter den Bäumen zwischen dem Karolinen=Garten und dem Orangerie=Gebäude aufgestellte Batterie gab die üblichen Salutschüsse ab. Wie wir hören, wird sich Ihre Majestät die Kaiserin und Königin heute Nachmittag 4 Uhr mit Extrazug nach Berlin zurückbegeben. Heute Abend hat Gala=Tafel im weißen Saal des Großherzoglichen Schlosses statt und beschließt die Feier des heutigen Tages.          (N. Z.)


Schönberg. Die nächste Sitzung der Strafkammer beim hiesigen Amtsgerichte ist auf den 16. März d. J. angesetzt.
- In Calais ließ sich eine junge Schauspielerin an dem dortigen Theater, Mademoiselle Josse, von dem in jener Stadt eben anwesenden Thierbändiger Bidel in einen zu dessen Menagerie gehörigen Löwenkäfig geleiten und deklamirte dort in mitten der unheimlichen Umgebung die "Caravane" von Victor Hugo. Die Stimme des tollkühnen Mädchens soll nach dem Berichte eines dortigen Lokalblattes so ruhig wie auf der Bühne geklungen haben; auch sollen die manchmal recht gefahrdrohenden Bewegungen der wilden Bestien auf die junge Dame ebenfalls nicht den geringsten Eindruck gemacht haben. Bidel hielt sich während des ganzen Vortrags zur Seite der Dame, ohne jedoch genöthigt gewesen zu sein, seine Zöglinge" zur Ordnung verweisen zu müssen. Ob dieselben durch die Anwesenheit des gefürchteten Bändigers oder durch die Macht der Poesie Hugo's zu diesem wohlerzogenen Benehmen veranlaßt worden sind, wird nicht näher erzählt.
- Einen Brautzug wie der Gänsehirt in Eierdorf bei Königshofen hat ein Bräutigam noch nie gehabt. Als er mit seiner Braut zur Kirche schritt, folgten ihm wie auf Commando sämmtliche Gänse des Ortes, schön gewaschen, geputzt und geschmückt. Die Bauern haben hoffentlich den etwas derben Spaß durch einen Hochzeitsbraten wieder gut gemacht.
- Frauenzimmer, die ohne Begleitung sind, dürfen sich in Straßburg seit Wochen nicht mehr auf der Straße sehen lassen, ohne von einem unbekannten Manne mit einem Dolche verfolgt und verletzt zu werden. Die Polizei macht bekannt, daß bis jetzt 15 Frauen und Mädchen verwundet worden seien. Man kann sich die Aufregung denken. Der Mann ist bis jetzt nicht erwischt worden, aber seit einigen Tagen unsichtbar geworden.
- Der durch seine Schwimmtouren bekannte Capitän Boyton soll in Amerika unter die Räder eines Dampfers gekommen und verunglückt sein. -
- Im Gasthof zum Reußischen Hofe in Gera kam auf die Nothleidenden die Rede. "Sie könnten von Ihrem Mehl etwas hergeben", sagte der Gastwirth zu einem wohlhabenden Mehlhändler. - "Ich gebe gern einen Sack Mehl von 1 1/2 Centner", antwortete dieser, "wenn sie ihn holen und auf dem Rücken heimtragen." - Ein Wort ein Manu, sagte der Gastwirth. Andern Tages kam er wie ein Arbeiter gekleidet in die Mühle, erbat sich einen Sack Mehl und trug ihn auf seinem Rücken bis in seinen Gasthof; es wurde ihm blutsauer; denn er ist ein wohlbeleibter Herr und er mußte mehrmals ausruhen, aber es gelang. Ein Müllerbursche, der ihm begegnete, rief ihm zu: Bruder, du machst dir's viel zu schwer! Auf die Achsel!
- In neuerer Zeit haben die Collidiebstähle in Berlin in einer so außergewöhnlichen Weise

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überhand genommen, daß die Sicherheitsbehörde sich veranlaßt fand, denselben mit außerordentlichen Mitteln entgegenzutreten. Vor einigen Tagen fuhr am späten Nachmittag von einem im Osten der Stadt belegenen Speditionshofe ein mit Kisten und Ballen reich beladener und mit einem Leinenplan bedeckter Rollwagen, der von einem robusten Criminalschutzmann gelenkt wurde, welcher natürlich in vollem Rollkutscherstaat paradirte. Dieser Wagen bewegte sich mit gebührender Langsamkeit durch verschiedene Straßen der Stadt; ab und zu verließ der Rosselenker seinen Sitz, um geschäftig in ein Haus zu treten, wobei er das Gefährt mit abgesträngten Pferden ohne Aufsicht auf der Straße stehen ließ. Solche Augenblicke boten natürlich den überall umherlungernden Collidieben prächtige Gelegenheit zur Ausübung ihres langfingerigen Handwerks. Und diese Gelegenheit ließen sie in der That nicht unbenutzt. Vorsichtig schlich sich ein solcher Strolch an den Wagen, griff unter den Plan, erfaßte einen handlichem Ballen; aber in dem Augenblick, in welchem er denselben vom Wagen zerren wollte, packten den Dieb auch schon ein paar unsichtbare kräftige Fäuste und hielten ihn mit eiserner Gewalt fest. Zwischen den durch Strike untereinander verbundenen Collis lagen nämlich drei Criminalbeamte auf der Lauer, welche die Spitzbuben festnahmen, die auf den verlockenden Köder anbissen. In kurzer Zeit waren drei Collimarder auf diese Weise dingfest gemacht, darunter ein sehr gefährlicher der unter dem Kriegsnamen "Rollspitz", bekannt ist. Er war früher selbst Sicherheitsbegleiter auf Rollwagen und hatte sodann die dabei erworbene Kenntniß der Geschäftspraxis für seine Diebesfahrten bestens ausgenutzt. Als Curiosum sei noch erwähnt, daß der polizeiliche Führer des Rollwagens auf seiner Tour nicht weniger als dreimal von Schutzleuten angehalten und notirt worden ist, weil er . . . . . keine Laterne am Gefährt hatte.
- Die Vorrichtung, den Magen vermittelst eines eingeführtem Schlauches zu waschen, ist schon seit etwa 15 Jahren bei Aerzten in Gebrauch, das Instrument ist nicht von einem Herrn Facher in Paris erfunden, sondern Ende der sechziger Jahre von Dr. Pawollek, damals Assistenzarzt der Poliklinik zu Marburg. Dieser sogenannte "Pawollek'sche Magenheber" ist übrigens mit der vielfach im Gebrauch stehenden Magenpumpe nicht identisch. - Der Magenheber hat vor der von Kußmaul erfundenen Magenpumpe den Vortheil, daß bei seiner Anwendung nicht so leicht ein Stück Magenschleimhaut ausgezogen werden kann.
- Was die Studenten=Verbindungen betrifft, so ist's ganz hübsch, daß die "alten Herren" in Amt und Würden alle Jahre ein= oder zweimal mit den jungen Herren Commerse u. s. w. feiern. Noch hübscher aber wäre es, wenn einmal die alten Herren mit den jungen ein ernstes Wort sprechen wollten, wenn sie z. B. sagten: Laßt doch, wenn Ihr einmal pauken müßt, die krummen Säbel und die Pistolen bei Seite und hebt sie für den Krieg und die böhmischen Wälder auf, wo's auf Tod und Leben geht! - Anlaß zu solchen Standreden geben eben jetzt wieder viele Duelle auf Universitäten. In Berlin ist ein Student im Pistolenduell kürzlich erschossen, ein anderer im Säbelduell so zugerichtet worden, daß der Arm abgenommen werden muß.
- Vor dem Sarge Carl v. Holtei's in Breslau stellte sich das Trompeten=Corps des Leibkürassier=Regiments auf und blies das Mantellied: "Schier 30 Jahre bist du alt". So hatte es Holtei gewünscht. Als der Sarg, dem Tausende folgten, gehoben wurde, spielten die Trompeter Chopin's Trauermarsch und unter den feierlichen Tönen des Liedes: "Wie sie so sanft ruhn" wurde der Sarg in das kühle Grab gesenkt. Zu oberst auf dem Sarg lag ein Eichenzweig. Er war aus Obernigk gesandt worden, wo Holtei seine glückliche Jugendzeit verlebte, war von dem Baume, den Holtei selbst gepflanzt hatte und trug an einem seidenen Bande die Inschrift: "Der Baum, den du gepflanzt - In schöner Jugendzeit - Er sendet Dir den Zweig als Dank zum Grabgeleit".


Anzeigen.

Holz=Auction.

Am Donnerstag den 4. März Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Michaelsen zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente aus den Hohenmeiler Tannen meistbietend verkauft werden:

ca. 100 Stück fichten Leiterbäume
ca. 100 Rmt. tannen Kluft
ca. 120 Rmt. tannen Knüppel
ca. 40 Fuder tannen Durchforstungsholz von Dachschächt= bis Hopfenstangenstärke.
Schönberg den 25. Februar 1880.

Der Oberförster:          
C. Hottelet.               


Die zum Krieger=Denkmal eingegangenen Entwürfe und Modelle werden morgen und übermorgen, jeden Tag von 2-6 Uhr Nachmittags im Vereins=Locale zur allgemeinen Ansicht ausgestellt sein.
Schönberg den 27. Februar 1880.

Das Comite.     


Wohnungsveränderung.

Erlaube mir hierdurch die ergebne Anzeige, daß ich die bisher im Kruge betriebene Gastwirthschaft von jetzt ab in dem Hause des Herrn Ziegeleibesitzers Leptin hieselbst fortsetzen werde.

Hochachtungsvoll               
Fahrenkrug.       
Lüdersdorf den 23. Februar 1880.               


Ein gut erhaltenes

Pianoforte

steht billig zu verkaufen. Wo? Zu erfragen in der Expedition dieser Anzeigen.


Eine große Parthie

fertiger Stiefel und Schuhe hält vorräthig und empfiehlt zu billigen Preisen.

Wilh. Lenschow.     
Hinterstraße 79.      


Gesucht zu Ostern ein Schuhmacherlehrling                          
                          von
                          H. Speck in Rieps.


Einige tüchtige Tagelöhner=Familien finden zu Ostern Unterkommen bei gutem Verdienst zu

Torisdorf.

NB. Hofgänger werden nicht gehalten.


Unentbehrlich für Jedermann.

Soeben erschien in unserem Verlage und ist in allen Buchhandlungen vorräthig:

Alphabetisches Verzeichniß
sämmtlicher Städte und Ortschaften
der Großherzogthümer
Mecklenburg=Schwerin und Strelitz
mit Angabe des betreffenden Amtsgerichtsbezirkes und der Poststation.
Nach amtlichen Quellen bearbeitet.
Preis gebunden 1 Mk. 25 Pf.
Hinstorff'sche Hofbuchhandlung
in Ludwigslust.

Nach Orten wo sich keine Buchhandlung befindet senden wir franko gegen Franko=Einsendung des Betrages.


2500 Schöfe gutes Dachrohr sind preiswürdig zu verkaufen bei

                          Wwe. Hagen
                          Rupensdorf.


Confirmanden=Hüte

in neuester Form von 3 Mark ab hält in großer Auswahl vorräthig

B. Gartz.       


Frischen Kalk und Cement,
                          besonders gut und billig, empfiehlt
                                                    W. J. Heymanson, Lübeck,
                                                                              Trave 300.


[ => Original lesen: 1880 Nr. 17 Seite 4]

Staatlich genehmigt!
Ziehung am 30. März 1880.
Lotterie
Zum Besten der Errichtung eines Deutschen Militär-Curhauses auf Nordseebad Sylt
für die Invaliden des Deutschen Reiches
anlässlich und zur bleibenden Erinnerung an die Feier des 50jährigen Ehejubiläums des Deutschen Kaiserpaares.

1. Hauptgewinn (Tafel-Service von 13 lötigem Silber für 24 Personen Wert R. 10,000.
(Vom "Albert-Verein" in Dresden dem Comité käuflich überlassen.)
2. Hauptgewinn (5 komplete Zimmer-Einrichtungen) Werth Rm. 6,500.
3. Hauptgewinn (eine vollständige Leinen-Wäsche-Ausstattung für Rm. 2,000.
4. Hauptgewinn (1 Bechstein'scher Concert-Flügel) für Rm. 2,000.
           Fernere
Hauptgewinne: 2 Concert-Pianinos, werth zusammen Rm. 2,000.
1 Meissener Porzellan-Tafel-Service für 24 Personen Werth Rm. 650.
Eine vollständige Küchen-Einrichtung, Werth Rm. 650.
      und
4494 Gewinne im Gesammtwerthe von Rm. 26,500.

Ziehung unwiderruflich in Bremen
am 30. März 1880.
Die Gewinn-Ausstellung in Bremen ist eröffnet. Loose à 3 Mark (auf 10 Loose ein Freiloos), bei grösserer Abnahme sehr günstige Bezugsbedingungen, durch das
Lotterie-Comité
in Bremen, Domshof No. 28.


Bis Ende Februar.
Ausverkauf bei Ludwig Wendt in Lübeck.
Als besonders billig werden empfohlen:
Fertige Costume, sämmtliche Confection, schwarze und couleurte Seidenstoffe, grosse Parthien Kleiderstoffe, Gardinen, Teppiche, Möbelstoffe und Longchâles.


Neueste
Confirmations-Anzüge

in schwarz und dunkelfarbig, elegante Facons in grosser Auswahl, worunter Tuch-Röcke von reiner Wolle, schon von 13 M. 50 Pfennig (Mecklenburg). und höher, Hosen und Westen äusserst billig wie auch passende Stoffe dazu empfiehlt

Lübeck,                                                     F. G. Oderich.
Holstenstrasse 177.                          


Zu Michaelis eine Wohnung: Parterre drei Zimmer nebst Küche, Keller und Stallplatz event. noch 2 Zimmer im ersten Stock zu vermiethen. Näheres bei

H. Hein          
vor Schönberg.     


Das heute Mittag um 1 Uhr nach kurzer Krankheit erfolgte Ableben unsers lieben Vaters, Schwiegervaters und Großvaters des pensionirten Schul= und Siechenmeisters J. P. Oldörp vom Siechenhause bei Schwanbeck im fast vollendeten 82. Lebensjahre zeigen wir, tiefbetrübt, hierdurch statt jeder besonderen Meldung an.
Neustrelitz den 24. Februar 1880.

Der Großherzogl. Landrentmeister C. Oldörp nebst Frau und Kindern.     


Heute Nacht 12 1/2 Uhr endete ein sanfter Tod die dreitägigen schweren Leiden unserer innigstgeliebten Tochter Maria in dem zarten Alter von 8 Jahren 8 Monaten. Um stille Theilnahme bitten die

tiefbetrübten Eltern        
H. H. Meier und Frau     
geb. Niemann.          

Schönberg den 25. Februar 1880.
Die Beerdigung findet am Sonnabend den 28. d. M. Nachmittags 2 Uhr statt.


Kirchliche Nachrichten.
Freitag, den 27. Februar.
Vormittags 10 Uhr Passionspredigt: Pastor Langbein.

Sonntag den 29. Februar.
Vormittagskirche: Reallehrer, Candidat Kolbatz.
Abends 6 Uhr Passionspredigt: Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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