No. 14
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 17. Februar
1880
fünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1880 Nr. 14 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Der Reichstag ist am 12. Febr. in Berlin eröffnet worden. Die Thronrede hat Minister Graf Stolberg im Auftrage des Kaisers gehalten. Sie kündigte folgende Vorlagen an 1) Erhöhung der diesjährigen Matrikularbeiträge 2) eine Anleihe zu Deckungsmitteln von allerlei Art 3) Aenderung der Reichsverfassung (Art. 69 u. a.) dahin, daß die gesetzliche Feststellung des Reichshaushalts=Etats künftig auf einen Zeitraum von 2 Jahren (statt wie bis jetzt jährlich) stattfinden soll. 4) Militär=Vorlage 5) Erstreckung des Sozialdemokratengesetzes über den 31. März 1881 hinaus, 6) Gesetz über Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen, 7) und 8) Handelsverträge mit den Inseln Hawai und Samoa.
Der Wortlaut der Thronrede in den Hauptstellen über die Einführung zweijähriger Etatsperioden statt einjähriger, über die Militärvorlage und die allgemeine politische Lage lautet:
1) Die Bestimmung der Art. 69 der Reichsverfassung nach welcher der Reichshaushalts=Etat für jedes Etatjahr vor dessen Beginn festzustellen ist, macht es unvermeidlich, den Reichstag in einer Zeit einzuberufen, zu welcher in der Regel zahlreiche Landtage die ihnen verfassungsmäßig obliegenden Geschäfte noch nicht zur Erledigung gebracht haben. Um der Beeinträchtigung, welche den Reichs= wie den Landesinteressen aus der Gleichzeitigkeit des Tagens erwächst, wirksamer als seither zu begegnen, wird Ihnen eine Gesetzvorlage zugehen, welche den Art. 69 und einige mit ihm in Verbindung stehende Artikel der Reichsverfassung dahin umzuändern bezweckt, daß die gesetzliche Feststellung des Reichshaushalts=Etats fortan auf einen Zeitraum von je zwei Jahren stattfinden soll. 2) Eine Umgestaltung und Weiterbildung bedarf das Reichsmilitärgesetz von 1874 für das deutsche Heerwesen. Seit dem Erlaß dieses Gesetzes sind in benachbarten Staaten so umfassende Erweiterungen der Heereseinrichtungen zur Durchführung gelangt, daß das deutsche Reich, unbeschadet der Friedfertigkeit seiner Politik, im Interesse seiner Sicherheit genöthigt ist, auch seine militärischen Einrichtungen zu vervollständigen. Wenn angesichts der Opfer, welche das deutsche Volk schon jetzt für die Sicherstellung seiner Unabhängigkeit bringet, die verbündeten Regierungen nur mit Widerstreben eine Steigerung derselben in Aussicht nehmen, so hegt Se. Maj. der Kaiser doch keinen Zweifel, daß der Schutz der höchsten nationalen Güter gegen jede Gefährdung von außen her von dem ganzen deutschen Volk und seinen Vertretern mit gleicher Klarheit für nothwendig erkannt und gefordert werden wird, wie von den verbündeten Regierungen. 3) Die Beziehungen des Reiches zu allen auswärtigen Mächten sind friedlich und freundschaftlich. - - An allen Bestrebungen, den Frieden Europa's dauernd sicher zu stellen, bleibt das deutsche Reich nach wie vor eifrig betheiligt. Mit der Herstellung unserer nationalen Einigung sind die friedlichen Neigungen des deutschen Volkes in ihr volles Recht getreten. In Bethätigung derselben bleibt die Politik Sr. Majestät des Kaisers eine friedliche und enthaltende; mit der unbeirrten Sicherheit, welche das Gefühl eigener Kraft verleiht, wird sie auch ferner in voller Uneigennützigkeit für die Erhaltung des Friedens nicht nur selbst einzutreten, sondern die Mitwirkung und die Bürgschaft der gleichgesinnten Mächte zu gewinnen und sicher zu stellen.
Das Sozialistengesetz 31. läuft am 31. März 1881 ab, seine Dauer soll aber auf Antrag Preußens bis zum 31. März 1886 verlängert werden. Der betr. Antrag liegt dem Bundesrathe bereits vor. Die Begründung sagt, das Gesetz habe jetzt schon gute Dienste gethan und die Verlängerung werde noch größere Dienste thun.
Belgien. Die belgische Kammer hat den Gesetzentwurf betreffend die Verlängerung des Handelsvertrages mit Deutschland angenommen.
Oesterreich. Die Kaiserin von Oesterreich betheiligte sich am Mittwoch an einer Hetzjagd in Batterstock, etwa 15 Meilen von Dublin. Ihre Majestät ritt ein prächtiges Pferd, Namens Domino. Gegen Ende der Hetze collidirte das Pferd der Kaiserin beim Uebersetzen über eine Hecke mit einem anderen Pferde; das Thier wurde schwer verletzt die Kaiserin blieb unversehrt. Es heißt, die Kaiserin zahle 1000 Lstr. monatlich für Lord Longfords Landsitz in Irland, und sie habe bereits 2000 Lstr. für Verbesserungen verwendet.
Frankreich. Frankreich hat der Krieg von 1870 nach den neueren und genauesten Berechnungen der französischen Regierung 13,839 Millionen Franks gekostet. Die jährlichen Abgaben stiegen um 632 Millionen.
Kaiserin Eugenie fährt am 25. März nach dem Capland und wird den Todestag ihres Sohnes (1. Juni) auf der Aonga zubringen, wo der Prinz gefallen ist.
Italien. Aus Rom kommen allerlei Allarm=Nachrichten, die nichts mehr und nichts weniger besagen, als daß die junge, schöne, anmuthige Königin Marguerita von Italien, der Liebling ihres Volkes, die glückliche Mutter, - geistesgestört sei. Und die Gerüchte treten nichteinmal völlig bestimmt auf; man weiß nicht, ob es sich um eine momentane Geistesstörung ob es sich um eine wirkliche ernste Geisteskrankheit handelt. Hoffen wir, daß das Dementi diesen Gerüchten auf dem Fuße folgen wird; vorläufig aber finden sich dieselben in italienischen Blättern, wie in Telegrammen römischer Correspondenten einzelner ausländischer Blätter wiedergegeben. Ein römisches Blatt hat die Nachricht zwar dementirt aber in Rom selbst circuliren allerlei dumpfe Gerüchte, welche behaupten, die Königin leide an Verfolgungswahnsinn und trotz aller Versuche, ihren Zustand geheim zu halten. Sei es authentisch, daß sie fortwährend fürchte, vergiftet oder sonst ermordet zu werden. Angeblich soll die Königin Marguerita das Opfer der Furcht vor jenen Attentaten sein, die Europa in letzter Zeit leider so häufig in Schrecken zu setzen pflegten, und bei deren einem sie selbst, im Wagen neben ihrem Gatten sitzend, auf den der Mordstrahl gezückt war, eine Rolle spielte. Die Königin hat bereits Momente völliger Geistesstörung und neulich beim Souper hat sie den Hofdamen Suppe ins Gesicht gespritzt mit der Versicherung, es sei Weihwasser. Bei der großen Beliebtheit der Königin ist die Theilnahme eine allgemeine.

[ => Original lesen: 1880 Nr. 14 Seite 2]

Schönberg. Bei der am 12. d. M. geschehenen Ausloosung der Geschworenen zu den Schwurgerichtssitzungen, welche am 2. März zu Güstrow beginnen, sind aus der Vorschlagsliste drei aus dem Fürstenthum Ratzeburg (Pächter J. Breuel=Selmsdorf, Senator Heincke=Schönberg, Oberamtmann Wicke=Demern) und drei aus dem Herzogthum Strelitz (Pächter Bade=Pleetz, Kammerherr von Borck=Möllenbeck, Kaufmann Schüder=Neustrelitz) ausgeloost.
- Zum Kapitel der Gerichtskosten wird aus Potsdam folgender interessanter Beitrag geliefert: Beim dortigen Landgericht beantragte ein Gläubiger, Arrest auf das Vermögen seines Schuldners und zwar in Höhe von 300,000 M., der Antrag wurde, ohne daß es zu irgend einer Maßregel oder Verhandlung kam, durch Verfügung zurückgewiesen, desgleichen auch die über den ablehnenden Bescheid beim Kammergericht eingereichte Beschwerde. Die Kosten für diese beiden einfachen Verfügungen wurden von dem Gerichte in Gemäßheit des neuen Gerichtskostentarifs mit etwas über 700 M. (!) von dem Antragssteller gefordert. Vor dem 1. October 1879 betrugen die Gesammtkosten in diesem Falle 24 M.
- In Deutschland hat sich aus der alten Verwirrung und Zerfahrenheit die Orthographie fünf Kreise zusammen gezogen. Wir haben nämlich jetzt eine österreichische, eine württembergische und eine bayrische und eine preußische Schulorthographie, (die beiden letzten mit nur sehr geringen Abweichungen) und eine von mehr als 400 der bedeutendsten Firmen anerkannte Orthographie des Druckgewerbes. Die ersteren sind in den Regelbüchern der einzelnen Ministerien, letztere nach dem orthographischen Hülfsbuch von Sanders festgestellt. Hoffentlich entwickelt sich aus dieser Fünfzahl doch noch eine Einheit.
- Carl v. Holtei ist in Breslau, 83 Jahre alt gestorben, der fruchtbare schlesische Schriftsteller und Dichter, der unermüdliche Wanderer und liebenswürdige Plauderer, zuletzt doch todtmüde. Wir erinnern nur an sein populäres Singspiel Lenore.
- Die schwedische Regierung hat mit der Firma Krupp in Essen eine Lieferung von 6 Stück 8,4 Centimeter=Hinterladungskanonen mit Laffeten, Protzwagen nebst Zugehör und Geräthschaften sammt einigen Versuchsprojectilen abgeschlossen.
- Aus Ohlau in Schlesien wird berichtet, daß auf eine auf Abschaffung der Simultanschule und Wiedereinführung der konfessionellen Schulen gerichtete Petition vom Kultusminister von Puttkamer ein kurzer abweisender Bescheid ertheilt worden sei.
- Die Otts', die bei der Wiener Erbschaft leer ausgehen, mögen sich trösten; es geht nicht mehr als 397 Erblustigen so, sie sind alle abgewiesen.
- In Paris hat sich wieder ein Mann von der Bastille=Säule heruntergestürzt.
- Der bekannte Unternehmer von Gesellschaftsreisen, Karl Stangen, beabsichtigt in diesem Jahre eine zweite Reise ins Werk zu setzen. Ueber die Erfahrungen und Beobachtungen auf seiner ersten Reise um die Erde von 1878/79 gibt er zu Nutz und Frommen seiner künftigen Begleiter einen Bericht heraus, welcher demnächst bei Alfred Krüger in Leipzig erscheinen wird. Auch eine neue Nordpolreise wird von England aus beabsichtigt. Dieselbe soll mittelst Dampfer, Schlitten und Luftballon ausgeführt werden und 30,000 Pfund Sterling kosten. Die Anregung geht von der Londoner Aktien=Gesellschaft aus; durch Gründung von Local=Comités hofft man die erfordernde Summe aufzubringen.
- Die zweite Stangen'sche Gesellschaftsreise um die Erde soll Ende Mai 1881 unter persönlicher Leitung des Herrn Karl Stangen beginnen und acht Monate dauern. Sie wird über die wichtigsten Orte der nordamerikanischen Freistaaten nach Japan gehen, von da sollen Shangai, Honkong, Canton, Singapore, Batavia, Ceylon berührt, Vorderindien bis Lahore mit einem Ausflug in den Hymalaya bereist und schließlich über Aegypten die Heimreise angetreten werden. Wer 12,000 M. d'ran zu wenden hat, kommt mit der größten Bequemlichkeit um die Erde herum; denn gegen diese Einzahlung nimmt Herr Stangen seinen Begleitern alle Reisesorgen ab.
- Das böhmische Brauhaus in Berlin, am 14. Febr. 1870 gegründet, hat am 6. d. M. die millionste Tonne Bier zum Verkauf gebracht, mithin in den 10 Jahren seines Bestehens durchschnittlich jedes Jahr 100,000 Tonnen Bier gebraut.
- In Chemnitz ist die große Spinnerei Neefes vormals Heimann gänzlich niedergebrannt. Die Fabrik ist zum Glück versichert, die zahlreichen Arbeiter aber sind nicht versichert gegen Arbeitslosigkeit und Noth.
- Bei einem Eisenbahn=Unglück auf der Zweigbahn von Paris nach Argenteuil sind 20 Passagiere getödet und weit über 100 verwundet worden.
- Der bekannte Augenarzt Professor Dr. Förster in Breslau hat erklärt, daß ihm in seiner Praxis Hunderte von Fällen vorgekommen seien, in welchen Entzündungen und andere Augenkrankheiten durch das Tragen zu enger Halskrägen verursacht worden seien.
- Auf einem Landgute bei Barcelona wohnte der reiche Don Falgencio de Bercogna mit seiner Familie, ein fleißiger Landwirth. In der Nacht des 27. Januar wurden er, seine Frau, drei erwachsene Töchter, und die Wirthschafterin ermordet und beraubt, nur das jüngste 4jährige Töchterchen Anita entging dem furchtbaren Blutbade. Die Mörder sind der Schweinhirt des Gutes mit seinen beiden Söhnen. Wäre nicht rasch Militär bei der Hand gewesen, sie wären der Wuth des Volkes nicht entgangen.
- Die Stadt Berlin hat jetzt 1,100,000 Einwohner ohne Militär. Amtlich, aber unter Befragung der Statistiker, die jetzt soweit sind, daß sie das Gras wachsen hören, wird prophezeit, daß Berlin im Jahre 1899 wenigstens 2,400,000 Einwohner zählen werde, die Zukunftsmusik erschreckt die Einen ebenso sehr als sie die Andern stolz macht.
- Wir brauchen die Herren nicht - zum Tanzen, sagen die jungen Damen in Dürkheim, wo die guten Trauben wachsen. Seit Jahren schon halten sie in jeden Winter einen großen Maskenball ohne Herren und vergnügen sich wie sie sagen sehr. So auch in diesem Jahre.
- Nichts zeigt schlagender das amerikanische schnelle Auf= und Nieder, als das Schicksal der Stadt Pithole in Pensylvanien in der Oel=Region. Im Sommer 1865 war die Farm noch eine Wildniß. Man bohrte nach Oel und fand eine ergiebige Quelle. Dies veränderte die ganze Scene. Alles eilte, um sich in der Nähe des Oelbrunnens anzukaufen. In Zeit von 48 Stunden machte Tom Holders Farm den Eindruck als ob 8 Circusse ihre Zelte dort errichtet und ein jeder die Bevölkerung einer ansehnlichen Stadt herbeigezogen hätte. In Zeit von 8 Tagen waren 30 Brunnen gegraben. Fabelhafte Preise wurden bezahlt. Spekulanten, Ingenieure, Arbeiter zahlten 2-3 Doll. für eine Mahlzeit, 5 Doll. für ein Nachtlager, ein Paar Stiefel kostete 35 Doll. und ein Trunk Schnaps 1 Dollar. Im Handumdrehen war eine Stadt angelegt. Prachtvolle Häusergevierte, große Hotels, Theater, Kirchen wuchsen gleichsam aus der Erde hervor. Das Duncan=Hotel kostete 30,000 Doll., das Chafe House kostete 60,000 Doll. Ein Jahr später, 1866 hatte die Stadt 15,000 Einwohner, und Pithole war das dritte Postamt des Staates. Der Postmeister beschäftigte 8 Gehülfen. Aber schon im Jahre 1867 begann der Verfall, da die Oelquellen zu versiegen anfingen. Das Chafe House, das, wie oben bemerkt 60,000 Doll. gekostet, wurde für 60 Doll. verkauft, das Duncan Hotel wurde nach Ovil Cyti verlegt. Die Theater wurden geschlossen, Bürgermeister und Stadtrath vertagten sich, die beiden Zeitungen wanderten nach Ovil Cyti, und in Zeit von 3 Jahren stand die Stadt leer. Jetzt wohnen nur noch 3 Familien in Pithole. Wo früher die Straßen lagen sind jetzt Kartoffelfelder und nicht selten pflügt ein Ackerknecht ein Stück der Gasleitung auf. Wo früher das Theater stand in dem manchen Abend 2000 Doll. eingenommen wurden, ist ein Maisfeld. Jedenfalls ist diese Trümmerstadt schneller gewachsen und gefallen, als irgend eine der in Trümmern liegenden Städte des Alterthums.
- Ein bäuerliches Ehepaar in Kelchlingen wurde auf den 15. Januar zum Schöffengericht in Schwabmünchen als Zeuge geladen. Das Ladungsschreiben wurde richtig und rechtzeitig überge=

[ => Original lesen: 1880 Nr. 14 Seite 3]

ben, aber die beiden Alten hatten solchen Respekt vor dem großen Brief und dem Siegel der hohen Obrigkeit, daß sie es gar nicht öffneten und glaubten, sie dürften es nicht. Der Termin kam, aber das Pärlein nicht, der Termin wurde auf den 29. Januar verlegt und das Pärlein wegen Ungehorsams in je 15 M. Strafe verurtheilt. Ein neues Ladungsschreiben ging den beiden Alten zu und der Bote sagte ihnen: am 29. Jan. kommt Ihr vor's Gericht! - Das war ein Glück; denn sie kamen zwar, aber wieder mit uneröffnetem Schreiben. Die Richter hatten Mitleid mit solcher Naivität und erließen ihnen die Strafe, denn mit der Dummheit kämpfen Götter und Schöffen vergebens.
- Exellenz Stephan, der Reiniger der Deutschen Muttersprache, der Erfinder der Rohrpost, der Chef aller Telegraphisten und Telegraphistinnen, aller Briefträger, Postsekretäre und Posträthe im Deutschen Reiche, kann sich mindestens rühmen das seine orginellen Ideen nicht am Postschalter und am Briefkasten, im Telegraphenamte und im Rohrpost=Bureau Halt machen, sondern daß sich dieselben sogar bis in die Ballsäle hineinverpflanzen. Herr Generalpostmeister Stephan hatte am Donnerstag einen Ball veranstaltet, dessen Arrangements an Orginalität Alles übertrafen, was man bisher auf den Berliner Bällen keinen gelernt hat. Der Ball fand in der Wohnung des Generalpostmeisters, in dem prächtigen Gebäude des Generalpostamtes in der Leipzigerstraße statt. Auf den Treppen standen, wie bei Hoffestlichkeiten Diener oder Ehrenposten auf den Treppenstufen stehen, Postillone im Galla=Anzuge, welche - die Peitsche präsentirten. Der Cotillon brachte die erstaunlichste Ueberraschungen. Man merkte, daß man sich bei dem Chef des Post= und Telegraphenwesens im Deutschen Reiche befand. Da fuhr zum Beispiel ein völlig bespannter Postwagen, in den Saal, da tanzte man um eine mächtige Telegraphenstange, die mit bunten Bändern geschmückt war, da wurden aus einem Briefkasten wie er uns von den Straßenecken her bekannt ist. Rohrpostbriefe - wie man weiß die eigenste Erfindung des Generalpostmeisters Stephan, - vertheilt, die nichts anderes waren als maskirte Knallbonbons, da hatte der, mit seiner Gattin anwesende Berliner Edison, Herr Werner Siemens, einen elektrischen Leuchtthurm construirt, der ganz sonderbare Wunderwerke verübte. Berührte ihn das richtige Paar mit den elektrischen Schlüsseln, dann strahlte in dem Leuchtthurm eine elektrische Flamme auf, die durch den Saal glänzte, während das Paar tanzte. Versagte der Leuchtthurm, so mußte das Paar nolens volens abtreten . . . . Dieses Wunderwerk wurde durch eine elektrische Batterie bewirkt, die im Keller des Generalpostamts placirt war.
Gegen ein Uhr begann das Souper, zu dem Postillone mit mächtigen Fanfaren das Signal gaben, ebenso wie ein Fanfare der Postillone den Cotillon eingeleitet hatte. Das ganze Fest verlief, wie dies bei den orginellen Arrangements erklärlich genug ist, in ungemeiner Heiterkeit. Es waren zu demselben viele Persönlichkeiten aus den Hof= und Diplomatenkreisen eingeladen.


Anzeigen.

Der Abbruch des großen Brennofens auf der ehemaligen Feldziegelei selbst soll an den Mindestfordernden vergeben werden. Die Bedingungen können in der hiesigen Amts=Registratur eingesehen werden, und sind die schriftlichen Offerten bis zum 17. ds. Mts. hieher einzureichen.
Schönberg, den 10. Februar 1880.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Hinterstraße sub Nr. 57 belegene Wohnhaus c. p. des Schlossermeisters Rudolph Schrep zu Schönberg ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 28. Februar 1880
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 5. December 1879.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Konkursverfahren.

Ueber das Vermögen des Mühlenpächters Carl Metelmann in Dodow bei Wittenburg wird, da aus seinem eigenen Antrage und seiner heutigen Vernehmung die Insufficienz seines Vermögens, sowie die Zahlungsunfähigkeit genügend hervorgeht, heute am 12. Februar 1880, Vormittags 11 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Der Bürgermeister Rechtsanwalt Zegelin zu Wittenburg wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 3. März 1880 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines andern Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falls über die in §. 120 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf

Donnerstag den 11. k. M. März 1880
Vormittags 10 Uhr

sowie in Folge eines von dem Gemeinschuldner gemachten Vorschlags zu einem Zwangsvergleiche den vorbezeichneten Tag Vormittags 10 1/2 Uhr vor dem unterzeichneten Gerichte, Sessionszimmer I. Termin anberaumt.
Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, den Konkursverwalter bis zum 3. März 1880 incl. Anzeige zu machen.

Großherzogliches Amtsgericht zu Schönberg
den 12. Februar 1880.                          
                          Zur Beglaubigung
                          H. Diederich
                          Amtsgerichts=Actuar.


Holz=Auction.

Am Mittwoch den 18. Februar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Hölzer aus dem Heidenholze meistbietend verkauft werden.

  51 Stück eichen Wagendeichsel (in 8 Loosen)
    1 eschen Nutzholzblock
    8 buchen Nutzholzblöcke
    2 Rmt. eichen Kluft
  32 Rmt. eichen Knüppel
  24 Fuder starkes eichen Durchforstungsholz
232 Rmt. buchen Kluft und Knüppel
  63 Fuder buchen Durchforstungsholz und Zweigholz
Schönberg den 12. Februar 1880.

Der Oberförster:          
C. Hottelet.               


Auction

am Montag den 23. Februar cr. von Morgens 10 Uhr an sollen im Pfandlocal des hiesigen Gerichtsgebäudes die nachgenannten Pfandstücke als:

1. gegen 350 Flaschen Wein, namentlich:
Chat. Pomys, Chat. Latour, Chat. Priban, Chat. Dauzac, Sm. H. Lafitte, Vonê, Nuits, Champagner, Rüdersheimer, Liebfrauenmilch etc.
2. 31 Fl. feinen Arrac
3. eine Parthie Bier auf Flaschen und
4. 15/10 Kisten Cigarren
öffentlich meistb. gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg den 12. Februar 1880.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.     


[ => Original lesen: 1880 Nr. 14 Seite 4]

Holz=Auction.

im Vitenser Forste, Revier Cordshäger Holze am Mittwoch den 18. Februar 1880 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:

eichen Bau= und Nutzholz=Drümme
Eichhester zu Nutz= und Pfahlholz
eichen Kluftholz mit der Rinde
loheichen Kluftholz
loheichen Knüppelholz
loheichen Zweigholz
geringes eichen Durchforstungsholz zu Sprügel und Flechtzäunen, auch theilweise zu Spahnkörben tauglich,
buchen Kluftholz
buchen Knüppelholz
buchen Zweigholz
fichten Bauholz=Drümme
ellern Schleete für Pantoffelmacher.
Versammlung Morgens 9 Uhr im Cordshäger Holze auf der Kreuzschneiste.
Rehna den 10. Februar 1880.

Großherzogliche Forst=Inspection Rehna.


Nach langem schweren Leiden entschlief am 14. d. M. Morgens 10 Uhr sanft und still mein lieber Mann im Alter von 80 Jahren 5 Monaten, um stille Theilnahme bittet die betrübte hinterbliebene

Rademachermeisterwittwe Schwarz.     

Die Beerdigung findet am Mittwoch den 18. d. M. Nachmittags 4 Uhr statt.


ff. feinschmeckenden gebrannten Lagr. Caffe 1,30 M.
feinschmeckenden Campinos Caffee 1,20 M.
feinschmeckenden Campos Caffee 1,08 M.

empfiehlt                 
J. Ludw. D. Petersen.     


Eine kleine Parthie                          
Böhm. Pflaumen
                                                    empfiehlt billigstens
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Ein Sohn ordentlicher Eltern, der Lust hat das Schuhmacherhandwerk zu erlernen kann zu Ostern in die Lehre treten, bei

Carlow.                                                     J. Bruhn.


Bis Ende Februar.
Ausverkauf bei Ludwig Wendt in Lübeck.
Als besonders billig werden empfohlen:
Fertige Costume, sämmtliche Confection, schwarze und couleurte Seidenstoffe, grosse Parthien Kleiderstoffe, Gardinen, Teppiche, Möbelstoffe und Longchâles.


Für Confirmanden

empfehle meine eingetroffenen Neuheiten als: Tuche Buckskins, Confection, Tücher, Kleiderstoffe in schwarz und farbig, Unterröcke in weiß und farbig, Garnituren, Besatze etc. Eine Parthie Buckskins und Kleiderstoffe zu sehr ermäßigten Preisen.

Schlagsdorf.                                                     H. Siebenmark.


Auf dem Wege von Lockwisch bis Schönberg ist vor 8 Tagen eine Wagenbürste verloren gegangen. Abzugeben bei der Schusterwittwe Möller in Schönberg in der Wallstraße.


Technicum Mittweida.
(Sachsen.) - Höhere Fachschule für Maschinen-Ingenieure und Werkmeister. Vorunterricht frei.
Aufnahmen: Mitte April u. October.


Einige tüchtige Tagelöhner=Familien finden zu Ostern Unterkommen bei gutem Verdienst zu

Torisdorf.

NB. Hofgänger werden nicht gehalten.


Tesch's Restauration.
Donnerstag den 19. d. Mts.
Krebs=Suppe, in und außer dem Hause,
Erlanger Bier vom Faß.


Breitestraße 804 Friedr. Matz, Breitestraße 804
Lübeck.
Lager von
Tapeten und Decorationsgegenständen,
Rouleaux,
Gold- und Politurleisten,
Teppichen und Cocosmatten,
Wachstuch und Ledertuch.


2500 Schöfe gutes Dachrohr sind preiswürdig zu verkaufen bei

                          Wwe. Hagen
                          Rupensdorf.


Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg.

Geboren. D. 17. Jan. dem Rademacher W. Badstein zu Schönberg ein S. D. 10. ein unehel. Sohn zu Schönberg. D. 18. dem Kaufmann Duve zu Schönberg ein S. D. 20. dem Kaufmann Ratzeburg zu Schönberg eine T. D. 17. dem Gastwirth Krüger zu Schönberg eine T. D. 20 eine unehel. Tochter zu Retelsdorf. D. 23. dem Schneider Räsenhöft zu Lockwisch ein S. D. 24. dem Holländer Düker zu Bechelsdorf eine todte T. D. 28. dem Fischer H. Körner zu Gr. Bünsdorf eine T. D. 2. Febr. dem Schuhmacher Stree zu Schönberg eine T. D. 6. dem Hauswirthsanerben Lohse zu Kleinfeld eine T. D. 13. dem Arbeitsmann Lübcke zu Westerbeck, eine T. D. 11. dem Zimmergesellen Hans Peter Grevsmühl zu Schönberg eine T.

Gestorben: D. 19. Januar Anne Trine Niemann geb. Friedag, Arbeitsmannsfrau zu Petersberg, 62 J. 3 M. alt. D. 20. Anna Margarethe Kleinfeld geb. Kohlhase, Hauswirthin zu Lockwisch 56 J. 9 M. alt. D. 24. Catharina Maria Elisebeth Düker geb. Padge, Holländerfrau zu Bechelsdorf, 35 J. alt. D. 26. Hans Heinrich Fick, Maurergeselle zu Schönberg, 76 J. 3 M. alt. D. 28. Wilhelmine Helene Voß, Maurergesellentochter zu Sabow, 2 M. 21 Tage alt. D. 29. Johann Heinrich Kähler zu Schönberg, 1 M. 20 Tage alt. D. 31. Magdalene Marie Warnemünde geb. Lütjohann, Arbeitsmannswittwe zu Schönberg, 57 J. 5 M. alt. D. 31. Catharina Maria Busch geb. Schröder, Arbeitsmannswittwe zu Schönberg, 55 J. 8 M. alt. D. 2. Febr. Maria Pauline Catharine Eckmann, Schneidermeistertochter zu Schönberg, 3 J. 8 M. alt. D. 5. Hans Jochen Krohn, Arbeitsmann zu Schönberg, 73 J. 2 M. alt. D. 6. Coroline Marie Elisabeth Holst Arbeitsmanntochter zu Sabow, 1 J. 25 Tage alt. D. 8. Greth Dorothea Burmeister geb. Retelsdorf, Büdnerwittwe zu Ollndorf, 78 J. 11 M. alt. D. 13. Johanna Margarethe Elisabeth Sävke geb. Boye, Arbeitsmannsfrau zu Schönberg, 59 J. 7 M. alt. D. 14. Johann Jochen Schwarz, Rademacher zu Schönberg 80 J. 5 M. alt. D. 14. Anna Elisabeth Voß geb. Siebenmark, Hauswirthswittwe zu Petersberg, 78 J. 7 M. alt. D. 15. Ida Catharina Sophie Oldenburg, Hauswirthspächtertochter zu Kl. Siemz, 2 J. 10 M. alt. D. 15. Peter Renzow, Arbeitsmann zu Schönberg 64 J. alt.

Eheschließung: D. 6. Febr. Johann Heinrich Peter Steinfath, Nachtwächter aus Schönberg, und Arbeitsmannswittwe Christine Elisabeth Gode geb. Wiese, aus Herrnburg. D. 10. Kaufmann Gustav Heinrich Fritz Rosenberger gen. Saß aus Lübeck, und Anna Maria Elisabeth Tretow aus Schönberg.


(Hierzu Officieller Anzeiger Nr. 7.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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