No. 2
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 06. Januar
1880
fünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1880 Nr. 2 Seite 1]

Publicandum.

     Es ist hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die im Jahre 1860 und früher geborenen, resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehenen militairpflichtigen jungen Leute, welche im hiesigen Fürstenthum ihren dauernden Aufenthalt haben, verpflichtet sind, sich zwecks Eintragung ihrer Namen in die Recrutirungs=Stammrolle in der Zeit

vom 15. Januar bis 1. Februar d. Js.

bei dem Ortsvorstande ihres Aufenthaltsortes anzumelden, und zwar die auswärts geborenen unter Vorlegung eines Geburtsscheins (der zu diesem Zwecke kostenfrei ertheilt wird) sowie die schon früher Gemusterten unter Vorlegung ihres Loosungsscheines.
     Im Uebrigen wird bezüglich der Meldepflicht auf die Vorschriften des § 23 der Ersatz=Ordnung (deutsche Wehrordnung vom 28. September 1875) hingewiesen und wird hervorgehoben, daß von der Meldepflicht nur die mit dem Berechtigungsschein zum Einjährigfreiwilligendienste oder mit besonderer Ausstandsbewilligung versehenen Militairpflichtigen ausgenommen sind. Sind zur Meldung Verpflichtete vorübergehend von ihrem ständigen Aufenthaltsorte abwesend, so haben ihre Eltern, Vormünder, Lehr=, Brod= oder Fabrik=Herren etc. die Verpflichtung sie zur Stammrolle anzumelden.
     Zugleich werden sämmtliche Militairpflichtige sowohl, wie die Ortsvorstände des hiesigen Fürstenthums auf die genaue Befolgung resp. Ueberwachung der Bestimmungen im § 23 sub 8 der Ersatz=Ordnung aufmerksam gemacht, wonach Militairpflichtige, welche nach Anmeldung zur Stammrolle im Laufe eines ihrer Militairpflichtjahre ihren dauernden Aufenthalt oder Wohnsitz nach einem anderen Aushebungsbezirke verlegen, dieses zwecks Berichtigung der Stammrolle sowohl beim Abgange der Behörde oder Person, welche sie in die Stammrolle aufgenommen hat, als auch nach der Ankunft an dem neuen Orte derjenigen, welche daselbst die Stammrolle führt, spätestens innerhalb dreier Tage zu melden haben.
     Die Unterlassung der vorgeschriebenen Meldungen ist mit Geldstrafe bis zu 30 M. oder mit Haft bis zu 3 Tagen bedroht.
     Schönberg, den 1. Januar 1880.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirk für das Fürstenthum Ratzeburg.

I. V.

W. v. d. Lancken.


Politische Rundschau.

Deutschland. Der Neujahrsempfang der kaiserlichen Majestäten hat in üblicher Weise stattgefunden. Die königliche Familie, der Hofstaat, die Generalität, die Meister und die in Berlin anwesenden Botschafter der Großmächte brachten ihre Glückwünsche dar. Irgendwelche officielle Ansprachen fanden nicht statt, was gegenüber den Meldungen eingeweiht sein wollender Blätter ausdrücklich constatirt werden muß. Die Stimmung während des ganzen Empfangsactes wird als eine gehobene bezeichnet.
Einer Allerhöchsten Verfügung zufolge, welche der "Reichs= und Staats=Anzeiger" vom 30. Dec. veröffentlicht, wird das Reichskanzler=Amt fernerhin den Namen "Reichsamt des Innern" und der Vorstand desselben den Titel "Staatssekretair des Innern" führen. Die neue Benennung entspricht den mit dieser Behörde vorgenommenen Veränderungen; denn wichtige Theile derselben sind zu selbstständigen Aemtern mit Staatssekretären an der Spitze abgezweigt worden, und der verbliebene Rest ist in der That nur noch ein Reichamt des Innern. Die Organisation der Reichsbehörden ist damit für's Erste wohl als abgeschlossen anzusehen.
- Der am 22. Mai 1865 zwischen Deutschland und Belgien abgeschlossene Handelsvertrag ist mit Ausschluß der die Tarifbestimmungen enthaltenden Artikel 7 und 8, die vom 1. Januar 1880 außer Kraft treten, bis zum 30. Juni d. J. verlängert worden. Zwischen Deutschland und Oesterreich=Ungarn ist endlich der auf ein halbes Jahr lautende Meistbegünstigungsvertrag zum Abschluß gekommen.
Fürst Bismarck wurde am Sonnabend in Berlin erwartet. Der Aufenthalt soll zwar ein kurzbemessener sein, wird sich aber doch wohl bis über die Wiedereröffnung der Sitzungen des preußischen Landtages erstrecken.
Nachdem Herr v. Seydewitz, der letzte Präsident des Reichstages, Oberpräsident von Schlesien geworden ist, tauchen bereits allerlei Conjuncturen über seinen Nachfolger auf. In erster Linie wird Herr von Bennigsen genannt. Für denselben hat sich bereits eine Coalition der Freiconservativen und Nationalliberalen gebildet; wenn die Fortschrittspartei, die Gruppe Löwe und die Elsässer Autonomisten dazu treten, dürfte die Candidatur v. Bennigsens durchgehen.
Noch für diesen Winter steht ein größeres Militär=Avancement bevor. Einige höhere Officiere, unter denen der kommandirende General des fünften Ar=

[ => Original lesen: 1880 Nr. 2 Seite 2]

mee=Corps, von Kirchbach, genannt wird, sollen ihres hohen Alters wegen um ihre Entlassung nachgesucht haben.
In diesem Jahre findet in Deutschland wiederum eine Volkszählung statt.
Von dem spanischen Gesandten in Berlin sind als Gabe seines Souverains 10,000 M. dem auswärtigen Amt für Oberschlesien übermittelt worden. Für diese hochherzige Gabe hat der Kaiser dem König Alfons durch den deutschen Gesandten in Madrid seinen lebhaft empfundenen Dank aussprechen lassen.
Die Geschäfte des Reichspatentamts haben im vorvergangenen Jahre 36534 Journalnummern umfaßt, die Einnahmen betrugen seit Gründung des Amtes (Mitte 1877) bis Ablauf 1878 ca. 475,000, die Ausgaben ca. 351,000 M.
England. Als angenehme Neujahrsgabe sind die fast gleichlautenden Berichte aus London und Petersburg aufzufassen, denen zufolge eine Annäherung zwischen England und Rußland in Aussicht steht. An Stelle Schuwaloffs ist Fürst Lobanoff, der bisherige russische Botschafter bei der Pforte, in gleicher Eigenschaft nach London versetzt worden und wie genehm für England die Persönlichkeit des Letzteren ist geht schon daraus hervor, daß die Königin Victoria, wie es sonst nicht üblich, ihre Freude über die Ernennung dem Czaren in einem eigenhändigen Briefe ausgedrückt hat. - Aus Afghanistan liegen keine neuere Nachrichten vor; Südafrika dagegen kommen die ersten Kabelmeldungen (das Kabel ist erst kurz vor Weihnachten dem Verkehr übergeben worden.) Diesen zufolge fügen sich die Boers (die Bewohner den vormaligen Transvaal=Republik) in ihr Schicksal, von England annektirt zu sein. Wenn die Annektirten auch noch protestiren, so geben sie sich doch wenigstens thatsächlich in die neuen Verhältnisse.
Frankreich. Freycinet hat an die Vertreter im Auslande eine Depesche gerichtet, in welcher er sie davon in Kenntniß setzt, daß er das Portefeuille des auswärtigen übernommen habe; zugleich spricht er den Wunsch aus, mit allen Mächten gute Beziehungen zu unterhalten. - Der abgetretene Waddington hat den ehemaligen Gesandten bei der Schweiz, Graf d'Harcourt, wegen beleidigender Artikel im "Figaro" zum Duell gefordert. - Die neue Regierung hat bereits umfassende Veränderungen im oberen Beamtenpersonal der Ministerien vorgenommen; eine "Säuberung" des Richterstandes steht bevor. - Den radikalen Organen scheint der neue Kriegsminister Farre nicht schnell genug zu arbeiten. "Rappel" eifert schon gegen ihn, daß er orleanistische Prinzen in hohen Commandostellen der Armee dulde.
Spanien. Noch am letzten Tage des verflossenen Jahres trug der Telegraph die Schauerkunde von einem neuen Mordanfall durch die Welt, der gegen das junge Ehepaar auf dem spanischen Throne gerichtet war. Am 30. December Abends gegen 5 Uhr, als der König und die Königin von einer Spazierfahrt im offenen Wagen nach dem Palaste zurückkehrten, feuerte ein junger Mensch von 13 Jahren, Ottero Gonzalez (auch Francesco Ottero wird er genannt), ein Kuchenbäcker aus der Provinz Galicien, aus einer kleinen Pistole zwei Schüsse auf dieselben ab, glücklicherweise ohne Jemand zu treffen. Er wurde sofort verhaftet und soll erklärt haben, daß er Mitschuldige habe.
Italien. Im November 1869 traten die katholischen Bischöfe in Rom zum Conzil zusammen, das durch die Ereignisse des folgenden Jahres in der bekannten Weise unterbrochen wurde; jetzt nach zehn Jahren erklärt Papst Leo die Kirchenversammlung factisch für geschlossen, nachdem eine Congregation von Cardinälen die Frage, ob dieselbe wieder aufgenommen werden könnten, verneint hatte. Der Papst hat den Befehl gegeben, die Mauern und Verschläge fortzuräumen, durch welche ein Theil der Peterskirche zum Conszilssaal abgegrenzt war.
Rußland. Im nächsten Monat findet bekanntlich das 25jährige Regierungsjubiläum des Czaren statt. Anläßlich desselben erwartet man bedeutsame Entschließungen des Czaren, sei es der Erlaß einer Verfassung, sei es seine Abdankung oder sonst irgend etwas. Man hat in letzter Zeit geglaubt, gerade die Abdankungsgerüchte kurzer Hand abthun zu können. Durch mehrere Anreden, die Kaiser Alexander am Sylvesterabend hielt, empfängt das Gerücht neue Nahrung. Er besichtigte das Palow'sche Garde=Regiment und forderte dabei die Truppen auf ihren zweiten Chef, dem Großfürsten=Thronfolger, ebenso treu zu dienen, wie ihm. Bei einem späteren Anlaß hat der Czar diese Worte wiederholt. Der officiöse Telegraph hat diese Thatsache in demonstrativer Weise in die Welt hinausposaunt. - Das Befinden der kranken Czarin hat sich immer noch nicht gebessert.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Pahlingen sub Nr. XIV. belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Joachim Heinrich Faasch daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag den 16. März 1880
Vormittags 11 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einen, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 29. December 1879.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.     


Antragsmäßig soll über die zu Grieben belegene Büdnerstelle Nr. II. des Wilhelm Greve, vertreten von seinem Vater, dem Schmiedemeister Hartwig Greve zu Grieben ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag den 16. März 1880
Vormittags 11 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte au dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen, als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 31. December 1879.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.     


In Sachen betreffend die Subhastation der Homberg'schen Käthnerstelle zu Schwanbeck ist zur Auflösung dieses Debitwesens vor unterzeichnetem Amtsgerichte Termin auf

Mittwoch den 14. dieses Monates
Vormittags 10 Uhr

anberaumt worden, zu welchem die Creditoren hiedurch geladen werden, unter dem Nachtheile, daß das Debitwesen aufgelöst und die auf sie entfallenden Beträge auf ihre Gefahr und Kosten wieder zum gerichtlichen Depositum werden genommen werden.
Schönberg den 3. Januar 1880.

Großherzogliches Amtsgericht.
v. Pentz, Dr. jur.

A. Dufft.     


[ => Original lesen: 1880 Nr. 2 Seite 3]

Holz=Auction

Am Montag den 12. Januar Morgens 10 Uhr sollen im Kruge zu Petersberg nachstehende Holzsortimente aus dem Niendorfer Zuschlage meistbietend verkauft werden:

30 Stück eichen Wagendeichseln
28 Rmt. eichen Knüppel
25 Fdr. eichen Durchforstholz von Schleetstärke
  1 Fdr. eichen Durchforstholz v. Hopfenstangen
  1 Fdr. eichen Zweigholz
41 Rmt. tannen und fichten Kluft
47 Rmt. tannen und fichten Knüppel
40 Stück fichten Leiterbäume.
Schönberg den 4. Januar 1880.

Der Oberförster:              
C. Hottelet.          


Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt                                      
ist während des
Antoniitermines
vom
17. bis 24. Januar d. J.
täglich
von 8 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags,
am
Sonntag den 18. Januar d. J.
aber nur
von 8 Uhr Morgens bis 10 Uhr Morgens
geöffnet.                                                            

Das Directorium.                    


Spahngeflecht kauft
                                                    H. Bohnhoff,
                                                    Sattlermeister.


Kampfgenossen-Verein 70/71
Montag den 12. Januar 1880.
Theater & Ball in Kösters-Salon.
Das Sonntagsräuschchen,
Lustspiel in 1 Act von M. Flotow.
Demokrit und Heraklit.
Lustspiel in 1 Act von Theodor Wehl.
Der Schimmel.
Lustspiel in 1 Act von G. v. Moser.

Entree: 1. Platz 1 M., 2. Platz 75 Pfennig (Mecklenburg)., 3. Platz 50 Pfennig (Mecklenburg). Ball für Herren 1 M. - Billets sind vorher beim Kassenführer des Vereins Kaufmann Diersen zu haben. Für die bei demselben vorher gelösten Billets werden die ersten Reihen der Sitzplätze reservirt.
Die Einnahme, nach Abzug der directen Auslagen, wird dem Comite für das Krieger=Denkmal überwiesen.
Zur Teilnahme an dieser Festlichkeit werden alle Mitbürger von Stadt und Land freundlichst eingeladen.
Kassenöffnung 6 U. Anfang d. Vorstellung 6 1/2 U.
Die Mitglieder des Kampfgenossen=Vereins haben ihre Kriegs=Decoration anzulegen.

Das Comite
vom Kampfgenossen-Verein.


Den Pantoffelmachern zur Anzeige, daß ich circa 1000 Fuß erlen Holz zu verkaufen habe.

Hauswirth Hs. Retelstorf,     
Rieps.                    




Weil's Häckselmaschinen
vor Nachahmung geschützt.
Neueste grösste und beste, Allerbilligster Preis
franco jede Station.
      Für Grünfutter, Spreu, Stroh, Heu u. s. w., die beste leistungsfähigste und solideste Maschine welche es giebt, stündliche Leistung 800 Pfd. Schwungrad 4 Fuss Durchm. Schnittfläche 248 Quadratctm. verstellbar auf sechs verschiedene Längen, einfachste Behandlung, leichtester Betrieb, billigster Preis. Durch Reichspatent ausschliesslich geschützt. Agenten erwünscht. Für Händler Rabatt.
Moritz Weil jun. Masch.=Fabrik, Frankfurt a. M., Heiligkreuzg. 12, 14 und 16.
Landwirthsch. Halle vis-à-vis.


Wieder von hoher Staats=Regierung
9 Millionen 718 Tausend Reichsmark

dazu bestimmt, um in den nächsten Monaten durch Verloosung in sechs Abtheilungen vertheilt zu werden. 48,000 Nummern erhalten sicher, im glücklichsten Fall:

1 Prämie und Gewinn von 450,000 Reichsmark, sonst aber:
      1 Gewinn 300,000 Mark.
      1 Gewinn   150,000 Mark.
      1 Gewinn   100,00 Mark.
      1 Gewinn   75,000 Mark.
      2 Gewinne a 50,000 Mark.
      1 Gewinn   40,000 Mark.
      6 Gewinne 30,000 Mark.
      1 Gewinn   25,000 M.
      2 Gewinne a 20,000 M.
    12 Gewinne a 15,000 M.
      1 Gewinn   12,000 M.
    22 Gewinne a 10,000 M.
      2 Gewinne a 8,000 M.
      4 Gewinne a 6,000 M.
    62 Gewinne a 5,000 M.
      6 Gewinne a 4,000 M.
  107 Gewinne a 3,000 M.
  313 Gewinne a 2,000 M.
  623 Gewinne a 1000 M.
  848 Gewinne a 5000 M.
1300 Gewinne a 3000 M.

Für die unparteiliche Vertheilung und pünktliche Auszahlung des ganzen Capitals von 9,718,000 Mk. hat der Staat die Garantie übernommen. Die Ziehung der Nummern und Gewinne geschieht durch zwei Waisenknaben unter steter Aufsicht einer dazu eingesetzten obrigkeitlichen Behörde im öffentlichen Saal, wozu der Eintritt Jedem frei gestattet ist. Nach geschehener Ziehung werden die Nummern und die Gewinne noch mal auf das Genaueste revidirt, reihenfolgend geordnet und dann die, unter Aufsicht in der Staatsdruckerei gedruckten, amtlich gestempelten Gewinn=Ziehungs=Listen ausgegeben. Man verwechsele diese Prämien=Verloosung nicht mit den vielen Privat=Lotterien, auch bitte ich, mich nicht etwa mit jenen Loos=Händlern zu verwechseln, vor welchen in den Zeitungen gewarnt wird. Ich stehe mit der hohen Behörde in direkter Verbindung und kann Jeder, der sich an mich wendet, der reellsten und pünktlichsten Bedienung versichert sein. Auch bei der vor Kurzem beendeten Capital=Verloosung hatte ich wieder das Vergnügen, sowohl hier am Platze wie nach entfernten Orten viele der größten Gewinne auszuzahlen, für meine gewissenhafte Handlungsweise erhielt ich eine Menge Dankschreiben. Meiner strengen Redlichkeit habe ich es auch wohl zu danken, daß meine Loose zum größten Theil im Voraus feste Abnehmer haben. Man mache daher die Bestellung sofort, zumal schon am

15. Januar 1880 die 1. Ziehung

beginnt und über die voraus bestimmte Zahl, den Gesetzen nach keine Loose nachgeliefert werden. Um Jedem die Betheiligung nach seinen Verhältnissen zu ermöglichen, ist von hoher Regierung der Preis für diese 1. Ziehung in humanster Weise

für ein ganzes Original=Loos zu 16 Mark
für ein halbes Original=Loos zu 8 Mark  
für ein viertel Original=Loos zu 4 Mark  
 für ein achtel Original=Loos zu 2 Mark   

festgestellt und versende ich zu diesem Preise die mit dem Staatswappen und meinem Namensstempel versehenen Loose gegen Einsendung des Betrages durch Postanweisung oder Brief, oder auf Wunsch auch gegen Postvorschuß, mit amtlichem Prospect oder Plan, nach allen Gegenden; mache aber aufmerksam, daß Postnachnahme bedeutend theurer kommt. Es werden nur Gewinne gezogen, und sende ich nach der Ziehung die amtlich gestempelte Gewinn=Ziehungs=Liste, sowie die Gewinngelder prompt und verschwiegen. Gesang=, Turn=, Schützen= und anderen Vereinen, auch Clubs und Spielgesellschaften, kann ich noch mit Partien in beliebiger Theilung dienen, wenn mir die Aufträge baldigst zugehen. Hiesige Firmen, wie hohe Behörde selbst können die beste Auskunft über mich ertheilen.
Man wende sich stets nur direkt an den

Haupt=Collecteur Carl Hemme in Braunschweig
Bohlweg 7, gegenüber dem Herzoglichen Residenzschloß

NB. Wer es unterläßt, dem Glücke ein Fensterchen zu öffnen, hat es oft sich selbst zuzuschreiben, daß er trotz aller Mühen und Arbeiten nie auf den Standpunkt des Wohlergehens gelangt, wohin ihn ein derartiger Versuch so schnell erheben kann.


[ => Original lesen: 1880 Nr. 2 Seite 4]

Lotterie
für die Errichtung eines Deutschen Militair-Curhauses auf Sylt
Lotterie

Gesammtwerth der Gewinne:
Mark 46,000.
1. Hauptgewinn Rm. 10,000 u. s. w.
Die Gewinn-Ausstellung in Bremen ist eröffnet und währt bis Ende Januar 1880.
Loose à 3 M.
sind durch das Comité und durch den General-Debiter E. Calmann, Hamburg zu beziehen.
Ziehung
am 1. Februar 1880.
Bei Entnahme von 10 Loosen gewährt das Comité ein Freiloos, bei grösserer Abnahme sehr günstige Bezugsbedingungen.
Tarifsätze, photographische Abbildungen der 8 Hauptgewinne, sowie Prospecte und Plakate stehen Jedermann gratis und franco zu Diensten.
Man wende sich
An das Lotterie-Comité
in Bremen,
Domhof Nr. 28.


Unten verzeichnete sehr schöne und trockne Bretter sollen schnell und zu billigen Preisen verkauft werden:

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Gebr. Burchard.     


Aus meiner Caffeebrennerei
empfehle ich stets frisch gebrannten reinschmeckenden
Domingo Caffee a Pfund M. 1,00
Maracaibo Caffee a Pfund M. 1,20
Laguayra Caffee a Pfund M. 1,40
                                                    C. H. Vock.


Alten besten Rostocker Doppel=Korn=Kümmel,

Kistchen mit 3 Bord=Flasch. incl. Glas u. Kiste franco 1. Zone für M. 2,75, sonst M. 3,00 Nachnahme od. Einzahlung, versendet die Dampf=Kornbrennerei Julius Kranstöver, Matthias Meyer's Nachfolger., Rostock i. M.


Sehr triebkräftige Preß=Hefe,

pr. Ko. frei ab M. 1,00 pr. Cassa, empfiehlt die Dampf=Kornbrennerei Julius Kranstöver, Matthias Meyer's Nachfolger., Rostock i. M.


Am Mittwoch den 31. December, Abends ist im Lokale des Gastwirths Tretow=Demern ein dunkelblauer Flacone=Herren=Paletot mit schwarzem Sammtkragen, und mit breitem Bande eingefaßt, abhanden gekommen. Inhalt der Taschen: ein halbseidenes Shwaltuch und ein Paar braune Buckskin=Handschuhe.
Es wird ergebenst ersucht, den Rock an Herrn Tretow=Demern zurück zu liefern und wird eine gute Belohnung hierfür gerne zugesichert.


Bei der von mir veranstaltet Mobilien=Verloosung sind die Gewinne auf folgende Nummern gefallen.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

und sind die betreffenden Gewinne gegen Vorzeigung der Loosnummer bei mir in Empfang zu nehmen.

J. Klodt.     


Der von mir gesuchte Arbeitsmann ist angenommen.

G. Creutzfeldt.              
Lockwisch=Mühle.           


In der Flachs=Reinigungsfabrik zu Schönberg werden noch einige Frauen zum Schwingen bei gutem Lohn gesucht. Meldung an Wirthschafter Stoll.

Bauhof, Schönberg den 5. Januar 1880.

Frau Amtmann Drevs.     


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hiezu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1880 Nr. 2 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 2 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 6. Januar 1880.


Musik.
                                            ("Haltet Frau Musika in Ehren.")
                                                    Dr. Luther.

In welch' hohem Maße Luther für die Musik, namentlich für den Gesang sich interessirt und mit welcher Begeisterung er diese "königliche Kunst" ausgeübt hat, geht aus einem Briefe hervor, welchen der Musiker Jerome de Cockx nach einem Besuche bei Luther in Wittenberg an seinen Meister Stiegen in Antwerpen gerichtet hat. Dr. Martin Luther, erzählt er, verbringt seine Abende meistentheils im Gasthofe zum Adler, wo der Wirth seinem Stammgast immer denselben Stuhl und Tisch frei hält. Hier giebt er seine Abend=Audienzen. Dort suchte ich ihn auf. Die Gäste saßen an kleinen Tischen und tranken Landwein oder Bier. Darunter befanden sich Melanchthon, Jonas, Aurifaber und Lang. Anfangs fühlte ich mich zwischen Unbekannten etwas verlegen. Als aber der Doctor sagte, daß ich vlämischer Musiker sei, bot mir ein Jeder seine Freundschaft an und trank auf meine Gesundheit. Luther sprach alsbald vom Teufel. "Der Teufel ist ein trübseliger Geist und bedrückt die Menschen. Auch duldet er nicht, daß man lustig sei. Darum sucht er das Weite, wo Musik erschallt und harrt nie aus, wo man fromme Cantaten singt. Eines Tages hatte der Teufel mir so den Sinn zerstört, daß ich das Gebet vergaß; ich sang eine Cantate und das Gedächtniß kehrte sofort zurück. Könige und Fürsten müßten die Musik ermuthigen und die freien Künste ebenso wie die nützlichen Wissenschaften protegiren. Die Bibel lehrt uns, daß die guten Könige immer Sänger um sich hatten. Die Musik ist der Trost, welcher den betrübten Geistern zusteht; sie frischt das Herz und gibt ihm Frieden."
Er sprach dann von gleichgültigen Dingen. Ein junger Mann kam zu mir und bot mir auf Grund der Musik seine Freundschaft an. Er nannte sich einen Schüler von Rupff. Rupff, sagte er, der dort mit Walther bei Luther sitzt, ist der Capellmeister des Fürsten von Sachsen. Als Luther die neue Liturgie verfaßte, schrieb er an den Fürsten Johann, daß Rupff und Walther ihm hülfen. - Wie wir so sprachen, trat Walther heran. Eine Stimme von außerordentlicher Kraft unterbrach uns. "Walther, rief Luther, es genügt nicht, die Musik zu loben, man muß singen statt leere Worte zu predigen. Der Teufel lacht vielleicht, uns hier trinken zu sehen, er wird weniger lachen. Singen wir mit unsern schönsten Tönen: "Mensch willst du leben." Alle Schüler traten zu ihm und sangen. Thränen traten mir in die Augen. Dann huben sie ein Madrigal von Orlando de Lasso an. Es war eine Höflichkeit für mich, daß sie ein Werk des Landsmannes sangen, den man den König der Musiker seiner Zeit nannte. Luther sprach begeistert vom Lied: "Da Gott uns in diesem Leben so herrliche Gaben verlieh, wie schön wird alles erst im jenseitigen sein. Die Möglichkeit gute Musik ohn Unterlaß zu hören ist ein großes Glück." - Jemand stellte Luther einen angehenden Lehrer vor. Er befragte ihn über seine Studien und ob er Musik verstünde. Als jener verneinte, sagte Luther: "Dann, lieber Freund, denkt nicht daran, Lehrer zu werden, wenigstens rechnet nicht auf mich. Die Musik muß eine wichtige Stelle im Unterricht der Kinder einnehmen und jeder Lehrer muß sie verstehen. Nach mir würde eines Tages ganz Deutschland Musik wie die Bibel lesen."
Schlag 10 Uhr brach Luther auf. Rhaw, Luthers Verleger, lud mich ein seine Offizin zu besuchen. Dort sah ich eine Sammlung von Luthers Werken, durchlief dieselbe und es erschien mir sein Musiktalent größer noch als seither. Zuweilen erinnern seine Melodien an die alten katholischen Cantaten, die er als Schüler in Eisenach und im Kloster so oft gesungen. Für mehrere Cantaten bediente er sich deutscher Volkslieder. Ist er nicht Schöpfer dieser Gesänge, so ist er es doch bezüglich der schönen Harmonisirung, welche ihnen ein so großer Schmuck ist. Bei meinem Abschied empfing Luther mich recht herzlich. - Er schenkte mir eine eben componirte Cantate. - Was Luther, dieser Mann Gottes, der die tiefe Bedeutung des religiösen Gesanges auf das Gemüth des Menschen erkannte, für die Verherrlichung des Gottesdienstes durch Gesang gethan, wie er den Gesang in Schulen gefördert und den der öffentlichen Singechöre in den Städten verbessert hat, ist unvergeßlich. Von seinen geistlichen Liedern, die s. Z. in Häusern und Werkstätten, auf Märkten Gassen und Feldern gesungen wurden, wird "Ein' feste Burg ist unser Gott" erschallen, so lang die evangelische Kirche steht.


Die Kraft der Sonne.

Die Einwirkung der Sonne auf alle Dinge, welche von ihren Strahlen beschienen werden, ist im Allgemeinen eine bekannte Sache. Aber wahrscheinlich kennen nur verhältnismäßig Wenige den Umfang dieser Kraft oder die Ansichten der neueren Naturforscher in Bezug auf die Art und Weise welche in dieser Kraft sich äußert. Wir sehen vielleicht den Wasserspiegel eines Sees, der an einem warmen Sommertage den Sonnenstrahlen ausgesetzt ist; ringsumher herrscht die tiefste Ruhe, so daß wir zu dem ganz natürlichen Schluß kommen, daß keine Bewegung von irgend welcher Wichtigkeit vor sich gehe. Und dennoch wird man finden, daß es in der Wirklichkeit anders ist, denn die Strahlen der Sonne üben eine Kraft aus, von der wir uns kaum einen angemessenen Begriff machen können. Gesetzt der See hätte einen Flächenraum von nur zwei englischen Quadratmeilen. So kann man berechnen, daß an einem einzigen Tage mehr als vierundsechzigtausend (64,821) Tonnengewicht Wasser vermittelst der Sonnenstrahlen von seiner Oberfläche in die Höhe gehoben werden. Dies kommt der Kraft von wenigstens zehn Dampfmaschinen, jede zu zweihundert Pferdekraft, für denselben Zeitraum gleich, wenn man voraussetzt, daß obiges Gewicht durchschnittlich blos auf eine Höhe von drei= bis vierhundert Fuß gehoben wird. Um dieser Last das Gegengewicht zu halten, würde ein Erdhügel von dreißig Fuß Höhe, hundert Fuß Breite und sechshundert Fuß Länge erforderlich sein. Bei Aufstellung der Berechnungen, welche zu diesen Ergebnissen geführt haben, ist angenommen worden, daß an einem heißen Sommertage von der den Sonnenstrahlen ausgesetzten Fläche eines Sees in zwölf Stunden ein Viertelzoll verdunsten würde; bei einem Flächeninhalt von zwei Quadratmeilen betrüge dies 2,323,000 Kubikfuß, die zu 62 1/2 Pfund per Kubikfuß, 64,821 Tonnen ausmachen. Nun ist aber ein Viertelzoll nicht das Maximum der Verdunstung, sondern blos die Hälfte dessen, was nach guten Autoritäten bei einer Temperatur von 73° bis 75° Fahrenheit durch die Verdunstung wirklich entfernt worden ist, so daß man auf Thatsachen gestützt annehmen kann, daß nicht 64,000 sondern 130,000 Tonnen (à 20 Ctr.) in einem Tage von einem Wasserspiegel in die Höhe gehoben werden, dessen Flächeninhalt nicht über zwei englische Quadratmeilen beträgt.


Nahrungsmittel der Chinesen.

Die Chinesen haben das Pferd, den Stier, den Büffel den Hund, die Katze, das Schwein und alle andern Thiere zu Hausthieren gemacht, wie dies in Europa geschehen, nebst noch einigen andern, mit welchen uns dies nicht gelungen ist. Sie essen ohne Unterschied fast jedes lebende Geschöpf, welches ihnen in den Weg kommt; Hunde, Katzen, Habichte, Adler, Eulen und Störche sind regelmäßig auf dem Victualienmarkt zu finden; in Ermangelung dieser ist ein Gericht Ratten, Fledermäuse oder Schlangen willkommen. Schaben und andere Insekten und Reptilien werden sowohl zur Nahrung als zu Arzneien verwendet. Die Vorliebe für Hundefleisch ist bei den Chinesen eine wahre Leidenschaft zu nennen. Junge, fette, saftige und zarte Hündchen werden sehr theuer bezahlt, und ein von einem geschickten Koche hergerichteter Hundebraten gilt für ein Göttermahl. Bei jedem großen Gastmahl kommt Hundefleisch in dieser oder jener Gestalt mit auf die Tafel, und Europäer welche es genossen haben, sagen, es schmecke wirklich delikat.


[ => Original lesen: 1880 Nr. 2 Seite 6]

- Zu den unangenehmensten Folgen der Kälte gehört das Einfrieren der neumodischen Abfallrohre. Die badische Gewerbezeitung empfiehlt zur Reinigung Folgendes: Ist das Rohr einmal zugefroren, so nützt in der Regel Einguß von heißem Wasser nicht, da solches den Eispfropf in dem Rohre nur wenig schmelzen kann, indem das heiße Wasser als specifisch leichteres oben bleibt. Ein ganz einfaches Mittel, den Pfropf, wenn er auch noch so dick ist, zum vollständigen schmelzen zu bringen, besteht darin, daß man einige Hände voll Kochsalz in das Rohr hineinwirft, oder wenn man nicht unmittelbaren Zutritt zu den senkrechten Abfallrohre hat, daß man eine gesättigte Kochsalzlösung eingießt, welche man rasch durch Zusammenrühren von Salz mit Wasser bereitet. Festes Salz hat die Eigenschaft, Eis bis zu einer Temperatur von 19. Gr. R. unter 0 zu Schmelze, indem sich dabei die gesättigte Salzlösung bildet; wendet man Letztere an, so schmilzt das Eis ebenfalls, dabei verdünnt sich aber die Lösung, und die Wirkung nimmt allmählig ab, so daß bei einer gewissen Temperatur unter Null und einer gewissen Concentration der Lösung ein weiteres Schmelzen nicht eintritt. Steht an dem Eispfropfen in dem Abfallrohre eine gemischte Schicht Salzlösung, so bildet sich an dem Eis selbst eine verdünnte Lösung, welche als leichtere in die Höhe steigt, so daß die ganze Salzlösung immer eine gleichmäßige Mischung bildet und bis zu Ende auf das Eis einwirken kann. Wenn man bei Closets mit Wasserverschluß spület, so wird bei Anwendung einer über halb gesättigten Salzlösung (1 Salz auf 6 Wasser) ein Gefrieren nicht eintreten können, da dann die Rohrwand immer mit Salzwasser bedeckt bleibt, das zum Gefrieren eine viel niedrigere Temperatur bedingt, als je im Innern unserer Wohnhäuser eintreten kann. Auch die Küchenabfallrohre kann man durch Einschütten von Salz oder Eingießen von Salzlösung aufthauen, wenn sie gefroren sind, und durch Nachgießen von Salzw., wenn vorher anderes kaltes Wasser durchgeflossen ist, vor dem Einfrieren schützen, mit Sicherheit wenigstens, wenn sie innerhalb des Hauses laufen. Als Salz für diese Zwecke verwendet man mit Vortheil das Viehsalz, welches durch Zusatz von Röthel etc. für den Genuß durch die Menschen unbrauchbar gemacht wurde. - Dasselbe kostet pro Centner mit Sack 3 M. Da ein Gewichtstheil Salz in drei Theile Wasser sich löst, so erhält man in jener Menge vier Centner gesättigte Lösung, man wird mit jenem somit schon längere Zeit reichen. Jedenfalls sind die Unkosten unerheblich, besonders wenn man die Reparaturkosten bei etwaigem Zerplatzen der gefrorenen Rohre in Vergleich zieht.
- Die Todtenliste des Jahres 1879 ist eine sehr umfangreiche. Am schwersten sind die Bonapartes betroffen worden, es starben der junge Prinz Napoleon im Zululande und seine Großmutter die Gräfin Montijo und drüben in Amerika Frau Patterson, die geschiedene Frau des alten Jerome. Von bekannten Fürstlichkeiten starben Herzog Wilhelm von Mecklenburg und Prinz Heinrich der Niederlande; von Ministern und Diplomaten: der ehemalige kurhessische Minister Schäffer und der preußische Staatssecretair v. Bülow (der frühere Groß.=Mecklenb. Strel. Staatsminister). Militärs: Feldmarschall Graf v. Roon, General von Podbielski und von Alvensleben in Coburg, der schon in Schill's Truppe focht. Parlamentarier: Classen=Kappelmann in Cöln und Dr. Giskra in Wien. Gelehrte: Dr. Wentz, Direktor in Weihenstephan, Dr. Geisler, der Physiker und Chemiker, ein Thüringer; Handtke, der Kartograph, Dr. Sonnenschein, der Chemiker in Berlin, Dr. Karmarsch, der Technolog in Hannover, Dr. Dove, der Erforscher der Winde und Stürme in Berlin, August Köhler, Dir. des Lehrerinnen=Seminars in Gotha, Dr. B. Sark, der Alterthumsforscher in Heidelberg, Prof. Kreysig in Frankfurt. Geistliche: Pastor Horn in Neu=Brandenburg, der Waffenbruder Theodor Körners und Mitgründer der Burschenschaft; Gobat, evangelischer Bischof in Jerusalem, Dr. Conrad Martin, Bischof von Paderborn, Prälat Kapff in Stuttgart und Dr. Harleß in München, Präsident des Ober=Consistoriums. Schriftsteller: Adolf Strodtmann in Steglitz, Carl Beck, der ungarische Dichter des "armen Mann" und selbst armer Mann; Michael Etienne in Wien, der Gründer und Chef=Redacteur der "Neuen Freien Presse"; Herman Uhde in Halle, Aug. Reichenau in Berlin. Künstler: C. F. Meyerheim in Berlin, der Maler. Semper der geniale Baumeister; Musiker: der Pianist Ratzenberg in Wiesbaden und der Hofkapellm. Lampert in Gotha. Männer des Handels, der Industrie und Börse: Die Buchhändler Hirt in Breslau und Kollmann in Leipzig, Westermann in Braunschweig, Longmann in Braunschweig, Longman in London, Hallberger sen. in Stuttgart; Baron Lyonel v. Rothschild in London, Favre, der Erbauer des Gotthard=Tunnels. In Amerika: Elihu Burrit, der Friedensapostel, hoffentlich kein Omen!
- Die Anrede, welche der Papst Leo XIII. am Weihnachtabende an die ihre Gluckwünsche überbringenden Kardinäle gehalten hat, beweist, daß er nicht gesonnen ist, von den Grundsätzen und Ueberlieferungen, welche von jeher im Vatikan herrschend gewesen und nur abwechselnd mehr oder weniger stark hervorgetreten sind, auch nur das geringste zu opfern, daß er namentlich an der Idee der weltlichen Macht des Papstthums festhält. Er sagt darin unter Anderem: "Die Kirche wird gegenwärtig in ihren Lehren, in ihrer providentiellen Sendung in die Welt grausam bekämpft. Die bürgerliche Gesellschaft ist, nachdem man die ersten Grundlagen aller Ordnung bis ins Tiefste erschüttert hat, durch inneren Zwiespalt durchwühlt und durch böse und tollkühne Menschen mit dem vollkommensten Zerfall bedroht. Aber selbst in dieser Zeit ist es uns gegebene das rührende und tröstende Schauspiel zu sehen, daß die katholische Kirche inmitten der bürgerlichen Zerwürfnisse den köstlichen Schatz ihrer Einheit und die Eintracht des Episcopas aller Königreiche und Länder mit den apostolischen Stuhl bewahrt. Wir, die wir durch den unerforschlichen Willen der Vorsehung berufen sind zur Regierung der ganzen christlichen Familie, werden mit unablässiger Sorgfalt mit Hülfe der göttlichen Gnade für die Vertheidigung und den Schutz der geistlichen und weltlichen Rechte der Kirche und des römischen Stuhles wachen, deren Dienste wir alle unsere schwachen Kräfte für unser ganzes Leben gewidmet haben. Aber zugleich, voll Mitleid für die Verirrten und lebhaft wünschend, daß auch sie Theil haben möchten an den Wohlthaten, welche der Erlöser auf die Erde gebracht hat, öffnen wir ihnen mit apostolischer Liebe die Arme und fordern sie auf, sich zu Ihm zu wenden.
- Die am 29. Decbr. eingestürzte, über den Tay, in der Nähe seiner Mündung führende Eisenbahnbrücke war eines der luftigsten Bauwerke der Neuzeit und galt für ein wahres Wunderwerk im Gebiete der Eisenconstruction. Ihr Bau hat 6 Jahre erfordert und etwa 350,000 Pfd. Sterling. gekostet. Im Febr. 1878 wurde sie amtlich auf ihre Standhaftigkeit geprüft und am 31. März des genannten Jahres dem Verkehr übergeben. Da der Fluß an der Uebergangsstelle fast zwei engl. Meilen, etwa eine halbe deutsche Meile, breit ist, so hatte sie eine Länge von 3450 Yards (englische Ellen) und bestand aus 85 Oeffnungen, von denen die mittleren je 245 engl. Fuß weit waren. Die Unterkante derselben lag 88 Fuß über der Hochwassermarke. Nach den Ufern zu ruhen die Tragpfeiler auf Felsboden, nach der Mitte hin, fällt dieser aber so plötzlich ab, daß er unerreichbar war und man sich mit einem mit Kies vermischten Thonboden begnügen mußte, auf welchem mit Bèton (unter Wasser erhärtender Mörtel) gegründet wurde. Nicht nur hierin liegt der Grund, daß die Brücke dem wüthenden Sturme wich, sondern auch in ihrer geringen Breite; denn sie war nur eingeleisig gebaute folglich bei der gewaltigen Höhe und Länge seitlich von nur geringer Widerstandsfähigkeit. Schon während des Baues soll ein berühmter Ingenieur die Befürchtung ausgesprochen haben, daß ein heftiger Sturmwind einmal das ganze Bauwerk in den Fluß werfen werde. Wie furchtbar aber der Sturm gewüthet haben muß, geht daraus hervor, daß der Sturz einer so gewaltigen Eisenmasse von Niemand gehört worden ist, obschon auf der Dundee=Seite der Brücke mehre Personen nach dem erwarteten Zuge ausschauten und daß die Anwesenden auf allen Vieren kriechen mußten, um nicht vom Sturme weggeweht zu werden. Dreizehn massive Spannungen verschwanden sammt dem Zuge im Nu im Strome, ohne daß auch nur eine Spur von ihnen hinterblieb.


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