No. 86
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 04. November
1879
neunundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1879 Nr. 86 Seite 1]

      Der Schlachtermeister Carl Stockfisch hieselbst beabsichtigt, in seinem neu erbauten Hause an der Ecke der Siemzer= und Moorstraße, gegenüber der Haupteinfahrt zum alten Kirchhofe, die Schlächterei zu betreiben und hat bei Vorlegung der erforderlichen Zeichnung und Beschreibung der fraglichen Localität um die obrigkeitliche Erlaubniß nachgesucht.
      Solches wird nach Maßgabe der Bestimmungen im §. 17 der Gewerbeordnung hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht mit der Anforderung, etwaige Einwendungen gegen die bezeichnete Anlage binnen 14 Tagen bei der unterzeichneten Behörde anzubringen.
      Schönberg, den 27. October 1879.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Politische Rundschau.

Deutschland. Die Thronrede, mit welcher Kaiser Wilhelm am Dienstag den preußischen Landtag eröffnete, hat nach keiner Richtung die vielfach ausgesprochene Befürchtung von ungemessener Reaction bestätigt und vielleicht gerade darum wird sie von den oppositionellen Blättern vielfach bemängelt deren Prophezeihungen nicht eingetroffen und die nun eines passenden Angriffsobjects beraubt sind. Die Thronrede hat im Grunde genommen speciell nur für Preußen Interesse, da sie jede Anspielung auf die auswärtige Politik, die der Zuständigkeit des Reiches untersteht, vermeidet, dagegen zum Schlusse hin der Hoffnung Ausdruck giebt, das die beginnende Landtagssession auch den Frieden im Innern nach allen Richtungen fördern und dadurch eine segensvolle Bedeutung gewinnen möge. Die Frage wegen Beilegung des Culturkampfes ist direkt nicht erwähnt. - Die Reichsregierung hat den Cabinetten von Frankreich und Italien ihre Geneigtheit ausgesprochen, nunmehr die Unabhängigkeit Rumäniens anzuerkennen.
Die Einigung der Neu= und Altkonservativen im preußischen Landtage zu einer konservativen Fraktion ist zu Stande gekommen, wenn auch unter Verlust von ungefähr ein Dutzend Mitgliedern. Die konservative Fraktion zählt 105 Mann, genau so viel wie die Nationalliberalen.
Nachdem sich das preußische Abgeordnetenhaus konstituirt und die Herren v. Köller (cons.) zum 1., v. Benda (nat.=lib.) zum 2. und v. Heeremann (Cent.) zum 3. Präsidenten erwählt hat, legte in der Freitagssitzung der Finanzminister Bitter den nächstjährigen Haushaltsetat vor, der eine Einnahme von 720 Mill., eine Ausgabe von nahezu 768 Mill. aufweist. Der Minister erläuterte die allgemeine Finanzlage des Staats und kündigte die Vorlage eines Gesetzes an, nach welchem das Deficit von 47 Mill. durch eine Anleihe aufgebracht werden soll. Die nächste Sitzung findet Dienstag statt.
Am Freitag Mittag ist in Berlin der hochverdiente General=Inspector der deutschen Artillerie, General v. Podbielsky, einem Schlaganfalle plötzlich erlegen, v. Podbielsky war während des französischen Krieges Generalquartiermeister und als solchem fiel ihm die ehrenvolle Aufgabe zu, die Kriegsdepeschen zu redigiren. Seine militärische Kürze, sein "Vor Paris nichts Neues" wird noch im allgemeinen Andenken sein. Die Armee verliert in ihm ein besonders in der Organisation außerordentliches Talent.
Zwischen Berlin und Varzin findet ein lebhafter Depeschenwechsel statt. Fürst Bismark nimmt an allen Fragen der inneren und äußeren Politik regen Antheil und arbeitet auf seinem Landsitze unaufhörlich mit, trotzdem sein neuralgisches Leiden bis zum Unerträglichen sich gesteigert hat. Bekanntlich hatte sich der Reichskanzler bei seiner Abreise von Berlin schon darüber beklagt, daß er in allen Gliedern Schmerzen fühle. Seitdem haben sich diese bedeutend verstärkt und versetzen durch ihre ununterbrochene Fortdauer den Leidenden in Erregung und Schlaflosigkeit.
Wie man hört, wird bei den bevorstehenden Verhandlungen zwischen den deutschen und österreichischen Commissarien der mit dem 31. Dezember d. J. ablaufende Meistbegünstigungs=Vertrag auf ein weiteres halbes Jahr, bis zum 30. Juni 1880, verlängert werden. Wenn für diese Verlängerung die Grundlage gewonnen sein wird, dann werden die eigentlichen Verhandlungen über den Abschluß eines Handelsvertrages beginnen.
Die Casernirung des Reichsheeres beschäftigt seit Jahr und Tag die Reichsregierung. Die Summe, welche früher als Maximal=Betrag einer aufzunehmenden Anleihe festgehalten wurde, soll nicht überschritten werden, es soll aber eine solche Vertheilung der Summe stattfinden, die den Wünschen möglichst aller Bundesregierungen entspricht, damit nicht, wie bereits Württemberg, Baden, Hessen, Sachsen Mecklenburg=Schwerin und neuerdings Schwarzburg=Sonderhausen gethan, noch andere Staaten Entschädigungs=Ansprüche für frühere Casernements=Einrichtungen erheben.
Nach telegraphischen Mittheilungen, welche von Sydney (Australien) seitens des deutschen Reichskommissars Professor Reuleux in Berlin eingegangen sind, erfreut sich die deutsche Abtheilung der dort am 17. September eröffneten internationalen Ausstellung allseitiger Anerkennung.
Bezüglich der Hebung des "Großer Kurfürst" wird offiziös geschrieben, daß das Leck des Schiffes vollständig geschlossen ist. Erst jetzt, nachdem diese Vorbedingung jedes Hebeversuches erfüllt, ist ein Gelingen der Hebung möglich geworden. Als fernere Neuigkeit wird mitgetheilt, daß nach den letzten Berichten Herr Leutner um die Mitte dieses Monats bei günstiger Witterung mit dem eigentlichen Hebungsversuche zu beginnen beabsichtigt. Allerdings läuft der bisherige Kontrakt, den die Admiralität mit Leutner geschlossen hat, nur bis Ende Oktober; indeß ist derselbe abermals bis Ende des Jahres verlängert worden.

[ => Original lesen: 1879 Nr. 86 Seite 2]

Während der französischen Herrschaft war eine große Anzahl deutscher Ortsnamen im Elsaß und Deutsch=Lothringen gallisirt worden. Das war in der Weise erfolgt, daß die Namen entweder übersetzt oder - wenn sie für die französische Zunge nicht mundgerecht waren, oft in recht wunderlicher Weise umgemodelt wurden. So wurden z. B. Heiligenkreuz Sante=Croix, Lützelstein Petite Pierre, Sennheim Cernai, Rappoltsweiler Ribeauvillè, Pfirt Ferette u. s. w. genannt. Außerdem wurden in allen Fällen die Endungen "burg", "weiler", "weier", "dorf", "ingen", französirt, indem man "bourg", "viller", "wihr", "stroff", "ange" sagte. Die Bezeichnungen wurden ausschließlich in der Schriftsprache und vielfach auch in der gewöhnlichen Umgangssprache gebraucht. Die deutsche Regierung hat hierin Wandel geschaffen, indem sie zunächst wenigstens im amtlichen Verkehr den alten deutschen Namen wieder zu ihrem Recht verhalf. Nicht weniger als 680 Aenderungen von Ortsnamen sind seit 1871 vorgenommen worden. Der fortwährende amtliche Gebrauch dieser Namen hat bereits jetzt bewirkt, daß sie auch im Privatverkehr wieder angewendet werden.
Spanien. Die verheerenden Unwetter in den südlichen Provinzen haben sich wiederholt und abermals einen sehr beträchtlichen Schaden angerichtet. Infolgedessen wird die Hochzeit des Königs in Madrid ohne besondere Festlichkeiten stattfinden. Die Feier wird auf die religiöse Ceremonie, zu der die officiellen Personen und das diplomatische Corps Einladungen erhalten sollen, und auf einen einfachen Empfang im königlichen Palais beschränkt bleiben. Die Summen, welche ursprünglich für größere Festlichkeiten, Galacuren, Volksbelustigungen, Stiergefechte u. s. w. ausgesetzt waren, sollen den Unglücklichen von Murcia zufließen. Es geschieht dieses auf besondere Anregung der künftigen Königin, welche dadurch gewiß am Besten die Sympathien der Spanier gewinnt.


Schönberg. Am 2. September d. J. legte der Kampfgenossen=Verein in feierlicher Weise den Grundstein zu einem längst projectirten Krieger=Denkmale, zu dessen Kosten, wie es in der Ansprache des Vorsitzenden des Vereins hieß, ein Jeder nach seinen Mitteln beisteuern solle. Zur Erreichung dieses Zweckes hat nunmehr das Comite zur Errichtung des Kriegerdenkmals das Fürstenthum Ratzeburg in 12 Districte getheilt, deren jeder einem Comite=Mitgliede zur Einsammlung von Beiträgen überwiesen ist, das unter Beihülfe anderer Kameraden und angesehener Bewohner des Landes von Haus zu Haus gehen wird, um Jedem Gelegenheit zu geben, sich an diesem patriotischen Werke durch Geldspenden zu betheiligen. Wenn in dieser Weise die Sammlungen beendet sein werden, wird das Resultat derselben veröffentlicht und unter Angabe der einzelnen Ortschaftsbeiträge Quittung erfolgen. Sollen wir dieser Mittheilung noch einen Wunsch hinzufügen, so ist es der, daß die Sammler überall willige Geber finden und reichliche Spenden erhalten mögen zu dem schönen Werke, das Zeugniß ablegen soll, wie sehr das Land seine gefallenen Söhne ehrt.
- Die deutsche Turnerschaft bestand am 1. Jan. d. J. aus 164,974 Mitgliedern, welche in 17 Turnkreisen mit 170 Turngauen auf 1832 Turnvereine des deutschen Reiches und Deutsch=Oesterreichs sich vertheilten. Im Juli oder August des nächsten Jahres beabsichtigt der leitende Ausschuß derselben wieder ein allgemeines deutsches Turnfest in Frankfurt am Main zu veranstalten.
- Von hoher Hand in Petersburg ist an eine hohe Hand in Berlin unlängst ein Schriftstück gelangt, angefüllt mit Anklagen gegen Bismark. Man kann diese Anklagen ähnlich zusammenfassen, wie einmal der Engländer Lord Russell ähnliche Klagen gegen Lord Palmerston, den Feuerbrand, in das Wort zusammen faßte: Sein ganzes Unrecht besteht darin, daß er nicht handelt als Minister Rußlands, Oesterreichs oder Frankreichs, sondern als Minister Englands." Bismarcks Unrecht besteht auch in nichts anderem, als daß er als der unabhängige Minister eines großen Reiches gehandelt hat. Im Uebrigen hat es wohl nie einen Staatsmann gegeben, der Rußland freundlicher gesinnt war, als er.
- In katholischen Kreisen will man wissen, daß der Papst nächstens einen offenen Brief an die deutschen Bischöfe erlassen werde.
- Wer Briefe schreibt, die über Deutschland hinaus gehen, der schreibe die Aufschrift in lateinischen Buchstaben. Wir Deutsche können nicht verlangen, daß alle Postmeister und Briefträger der Welt Deutsch lesen können, und weil sie nicht Deutsch lesen können, so kommen viele Briefe mit deutscher Aufschrift (Adresse) als unbestellbar zurück. Wir müssen dem K. Generalpostamt dankbar sein, daß es immer wieder darauf aufmerksam macht; denn eigentlich schreiben wir doch Briefe, damit sie gelesen werden.
- Wieder hat eine Massenverhaftung von Nihilisten in Kasan stattgefunden. In der genannten Gouvernementsstadt gab es am 15., 16. und 17. d. M. große und blutige Krawalle, welche durch die Entdeckung einer nihilistischen Verschwörung provozirt wurden und hunderte von Verhaftungen junger Männer (Studenten) und Mädchen zur Folge hatten. Die Krawall waren so groß, daß Behufs Beschwichtigung derselben die ganze Kasaner Garnison ausrücken mußte. Polizisten und Gendarmen feuerten in die Menge hinein und verwundeten viele Personen. Kosacken hieben auf die Studenten mit Säbeln ein, während sie die zusammengepackten Mädchen bei den Haaren nach dem Gerichtsgebäude schleppten. Aus Anlaß dieser Vorgänge herrscht jetzt in Kasan furchtbare Aufregung.
- Die französische Infanterie soll bekanntlich eine andere Bekleidung erhalten. Das in Saint=Denis garnisonirende 131. Regiment ist dazu bestimmt worden, die neue Uniform probeweise zu tragen. Man sieht seit mehreren Tagen Soldaten dieses Regiments, welche einen Helm auf dem Kopfe tragen und mit einem Mittelding zwischen einer Blouse und einem Waffenrock bekleidet sind. Die Epauletten sind durch grün und gelbe Achselklappen ersetzt. Die ganze Uniform ist wie man sagt sehr practisch und sehr bequem im Feld. Von Eleganz ist keine Rede. Der neue Helm hat ein Gerippe von Kork, das mit grobem blauem Tuch überkleidet ist, die Schilder sind von Leder; oben befindet sich kein Helmschmuck sondern eine Art von kupfernem Riegel. Ein Sturmbandkettchen von Messing ist angebracht, das von der Rechten zur Linken geht und unten mit einem Häckchen am Helm befestigt wird. Vorn über der Kokarde befindet sich eine messingene Granate.
- Die buntesten Bilder kirchlichen Lebens bilden entschieden die großen Städte Amerikas, unter den europäischen aber wohl keine ein bunteres als Amsterdam. Von den 62 christlichen und jüdischen Gotteshäusern gehören 10 den Niederländisch=Reformirten, 2 den Französisch=Reformirten, 1 den Englisch=Reformirten, 3 den Christlich=Reformirten, 1 den Alt=Reformirten , 2 den Evangelisch=Reformirten, 1 den Evangelisch=Lutherischen, 1 den Armenianern, 1 den Englisch=Bischöflichen, 2 den Jansenisten, 1 den vereinigten Menoniten, 19 den Römisch=Katholischen, 8 den niederländischen Israeliten und 1 den portugisischen Israeliten an.
- Womit wird Petroleum gelöscht? Wenige dürften wissen, erzählt "Debrelzen," welches Mittel Petroleum am sichersten löscht, daher es am Platze sein mag, einen Fall der sich vor Kurzem in Ungarn zugetragen, zu erwähnen. Bei einer M.=Szigeter Familie stürzte eine Dienstmagd aus Unvorsichtigkeit eine brennende Petroleumlampe um. Man versuchte alles mögliche, um das Feuer zu löschen bis endlich, als garnichts helfen wollte, die Dienstmagd einen Topf Milch ergriff und ihn über die Flamme ausgoß, welche sofort erlosch.
- Wie vorsichtig man mit Benzin umgehen muß, das zeigt wieder ein von der "Kreuz=Ztg." erzählter Unfall. Eine in Berlin wohnende Frau reinigte am Freitag den Paletot ihres Sohnes mit Benzin und wollte den Rock nach der Reinigung aufbügeln. Als sie mit dem heißen Eisen die Benzinstellen berührte, entwickelten sich Dämpfe, die sich an dem heißglühenden Eisen entzündeten und den Paletot in Flammen setzten. Die Frau erlitt Brandwunden an den Händen.
- Ein neuer Fleischextract. Die Allg. Hopfen=Zeitung schreibt: Ein englischer Chemiker, der Münzmeister Graham, hat vor längerer Zeit die Entdeckung gemacht, daß, wenn man eine Flüs=

[ => Original lesen: 1879 Nr. 86 Seite 3]

sigkeit, welche Salze und schleimige Bestandtheile enthält, eine Blase füllt und diese in gewöhnliches Wasser hängt, die salzigen Theile alsbald durch die Wände des tierischen Gewebes schwitzen und sich mit dem Wasser vereinigen, während die übrige Flüssigkeit in der Blase verbleibt. Diesen interessanten Vorgang, welchen man "Dialyse" nennt, hat er bereits für das praktische Leben nutzbar zu machen gesucht, indem er aus der Pökelbrühe, welche bis jetzt als werthlos weggegossen wurde, ein höchst kräftiges Nahrungsmittel herstellt. Zu diesem Behufe füllt er dieselbe in Blasen, welche einen Hals von Guttapercha haben und mit einem Stöpsel geschlossen sind, und hängt diese in Gefäße mit Wasser. Dieses wird alle Tage ein= oder zweimal erneuert, und nach drei Tagen findet sich, daß fast alles Salz und der Salpeter aus der Pökelbrühe entfernt sind, und daß die in den Blasen zurückgebliebene Flüssigkeit reiner, frischer und wohlschmeckender Fleischsaft ist. Man kann daraus Suppen bereiten oder ihn durch Eindampfen concentriren, in Blechbüchsen füllen und in den Handel bringen. Dieser Fleisch=Extract ist ungemein nahrhaft und gesund. Er läßt sich besonders für Spitäler, für Schiffe und Armeen im Felde mit Vortheil verwenden. Wo viel Fleisch gepökelt wird, wie in Seehäfen, ist diese Entdeckung von großer Wichtigkeit, aber auch in kleineren Schlächtereien und in den Haushaltungen läßt sie sich mit Vortheil in Anwendung bringen, da man zu der Operation nichts als eine Anzahl Blasen braucht, welche mittelst eines Trichters gefüllt, zugebunden und in Wasser gehängt werden.
- Ein erfinderisches Gaunerpaar hat bei einem Berliner Bäckermeister einen originellen Streich ausgeführt. Den in der Nähe eines vielbesuchten Wochenmarktes belegenen Laden des Meisters betrat am Sonnabend eine anständig gekleidete Frau, keuchend unter der Last eines am Arme hängenden, schwer belasteten Marktkorbes. Unter dem zugeklappten Deckel des Korbes lugten an der einen Seite verführerisch einige Rothkohlblätter, an der andern Seite die wie üblich über Kreuz gebundenen Füße einer Gans hervor. Die Frau setzte den Korb, sich verschnaufend, etwas abseits, und forderte dann sieben Fünfgroschen Brote, wobei sie redlich ein Gespräch anknüpfte, in welches der Meister der guten Kundin gegenüber freundlich einstimmte, ihr auch eigenhändig die sieben Brote nebst Zugabe auf die Arme packte. Auf die Bemerkung des Bäckers, wer nun den schweren Marktkorb trage, meinte die Frau, das besorge ihr Mann, der draußen vor der Ladenthür sie erwarte, wobei sie diese öffnete und sie selbst sich grüßend entfernte. Der Gerufene trat herein, wechselte dann einige gleichgültige Worte und wollte sich dann mit der Gans im Korbe entfernen. Jetzt machte ihn der Bäcker darauf aufmerksam, daß die "Frau Gemahlin" die Brote - jedenfalls im Gespräche - zu bezahlen vergessen hätte, worauf der Mann ganz erschrocken den Korb niedersetzte und unter dem Ausrufe: "Herr Gott, - meine Frau hat ja die Börse!" eiligst der Vergeßlichen nachstürzte, immer die Straße: "Linchen! Linchen!" hinabrufend. Der Bäcker setzte im Hinblick auf den Korb mit der leckeren Last der Entfernung des "Linchenrufers" kein Hinderniß entgegen. Als dieser aber garnicht wieder erscheinen wollte, unterzog er den Korb einer Revision, traute aber seinen Augen nicht, denn der Korb enthielt - alte Ziegelsteine, die oben mit auf dem Markte aufgelesenen Kohlblättern bedeckt waren, an den neugierig unter dem Deckel hervorlugenden Gänsepfoten fehlte die Gans.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuches über das zu Schönberg an der Sabowerstraße sub Nr. 17 belegene Wohnhaus c. p. des Pfarrackerpächters Friedrich Bielefeldt allhier wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am 9. d. M. abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Präclusivbescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 28. October 1879.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Torf=Auction.

Am Sonnabend den 8. November Morgens 10 Uhr sollen auf dem Hungerpool= und Schwarzmühlen=Moor ca. 60 Mille Formtorf im Ring bei freier Concurrenz verkauft werden. Kaufliebhaber wollen sich zur angegebenen Zeit auf dem Schwarzmühlenmoor einfinden.
Schönberg den 1. November 1879.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Auction

Am Dienstag den 11. November cr. Morgens 11 Uhr sollen in Lüdersdorf an daselbst gepfändeten Sachen: Ein eisenachsiger Bauwagen, ein eisenachsiger kleiner Wagen, eine Komode und ein Stuhl vor dem Schulzengehöft öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden.
Schönberg den 1. November 1879.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.       


Unübertrefflich

ist der L. W. Egers'sche Fenchelhonig gegen alle Leiden der Athmungsorgane, vom leichten Husten und Katarrh bis zur beginnenden Schwindsucht. Bei Alt und Jung kann er angewendet werden. Wie manches Kind ist durch seinen rechtzeitigen Gebrauch schon gerettet worden! Namentlich auf dem Lande, wo Arzt und Apotheke oft entfernt, sollte der L. W. Egers'sche Fenchelhonig stets vorräthig gehalten werden. Derselbe ist in Schönberg allein echt zu haben bei Buchbinder C. Sievers.


Die Apotheke zu Schönberg empfiehlt:

          Liebig's Fleischextrakt.
          Malzextrakt, mit u. ohne Eisen.
          Pepsinwein nach Liebreich.
          Condensirte Milch.
          Nestle's Kindermehl.
          Entöltes Cacaopulver.
          Chokolade.
          Emser=Pastillen.
          Vichy=Pastillen.
          Biliner=Pastillen.
          Glycerinseife.
          Gallseife.
          Medicinal=Tokayer à Flasche 3 M. u. 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).


Viehwaschpulver
bewährtes, sicher wirkendes Mittel zur Vertilgung des Ungeziefers bei Rindvieh empfiehlt

in Paketen zu 75 Pfennig (Mecklenburg). (genügend für 5 St. Hornvieh)
und Paketen zu 1,25 Pfennig (Mecklenburg). (genügend für 11 St. Hornvieh)

                          die Apotheke zu Schönberg.

Zu gleichen Preisen ist das Pulver auch zu beziehen von:
        Herrn Thierarzt Reimer in Schönberg.
        Herrn Senator Aug. Spehr in Schönberg.
        Herrn Kaufmann C. Schwedt in Schönberg.
        Frau Kaufmann Maaß in Schönberg.
        Herrn Kaufmann Borchert in Carlow.
        Herrn Kaufmann Kleinfeldt in Herrnburg.
        Herrn Kaufm. Siebenmark in Schlagsdorf.
        Herrn Kaufmann Buschow in Selmsdorf.


Ich erbitte meine Korrespondenzen von jetzt ab Lübeck Hundestraße 125.

Friedow Röper,          
(Käse=Fabrikant.)       


In eine werthvolle, den besten Weizenboden enthaltende Vollstelle des hiesigen Fürstenthums, werden zu Antoni 1880

18,000 Mark

in Pösten von 1500 M. oder 3000 M. auf völlig sichere Hypothek gesucht.
Nähere Auskunft ertheilt

Dufft, Advocat.       

Schönberg, den 3. November 1879.


[ => Original lesen: 1879 Nr. 86 Seite 4]

Gefunden

Am Ratzeburger Viehmarkttage ein goldenes Medaillon mit Kette. Der rechtmäßige Eigenthümer kann es gegen Erstattung der Insertionskosten zurück erhalten beim Hauswirth

Gr. Mist.                                                     H. J. Lühr.


Mit gütiger Erlaubniß des Herrn Oberförsters Hottelet habe ich dem Revierjäger Herrn Ahrens die Aufsicht über mein ganzes Land übertragen. Ich verbiete noch besonders jedem das unbefugte Betreten meiner Aecker und werde jedem darauf Betroffenen sofort dem Gerichte anzeigen.

Heinr. Spehr       
Ackerbürger.       


Rostocker Doppel=Malzbier

nicht allein als gesundes, kräftiges Bier anerkannt, auch von der Sandrock'schen Hof=Apotheke chemisch untersucht, das allen fremden und schädlichen Zusatz ausschließt besonders für Schwache zur Stärkung zu empfehlen, halten auf Flaschen vorräthig und empfehlen

Thede & Schlie - Schwerin.

Den alleinigen Verkauf unserer Flaschenbiere haben wir für das Fürstenthum Ratzeburg dem Herrn W. Holldorff= Schönberg übertragen.


Man biete dem Glücke die Hand!
400,000 Mark

Haupt-Gewinn im günstigen Falle bietet die allerneueste grosse Geld-Verloosung, welche von der hohen Regierung genehmigt und garantirt ist.
Die Vortheilhafte Einrichtung des neuen Planes ist derart, dass im Laufe von wenigen Monaten durch 7 Verloosungen 49,000 Gewinne zur sicheren Entscheidung kommen, darunter befinden sich Haupttreffer von eventuell Mark 400,000 speziell aber

        1 Gewinn a M. 250,000
        1 Gewinn a M. 150,000
        1 Gewinn a M. 100,000
        1 Gewinn a M.   60,000
        1 Gewinn a M.   50,000
        2 Gewinne a M.  40,000
        2 Gewinne a M.  30,000
        5 Gewinne a M.  25,000
        2 Gewinne a M.  20,000
      12 Gewinne a M.  15,000
        1 Gewinn   a M.  12,000
      24 Gewinne a M.  10,000
        5 Gewinne a M.     8000
      54 Gewinne a M.     5000
      65 Gewinne a M.     3000
    213 Gewinne a M.     2000
    631 Gewinne a M.     1000
    773 Gewinne a M.       500
    950 Gewinne a M.       300
26450 Gewinne a M.       138
etc. etc.

Die Gewinnziehung sind planmäßig festgestellt.
Zur nächsten ersten Gewinnziehung dieser grossen vom Staate garantirten Geldverloosung kostet

1 ganzes Original-Loos nur Mark 6      
1 halbes Original-Loos nur Mark  3      
1 viertel Original-Loos nur Mark  1 1/2

Alle Aufträge werden sofort gegen Einsendung, Posteinzahlung oder Nachnahme des Betrages mit der grössten Sorgfalt ausgeführt und erhält Jedermann von uns die mit dem Staatswappen versehenen Original-Loose selbst in Händen.
Den Bestellungen werden die erforderlichen amtlichen Pläne gratis beifügt und nach jeder Ziehung senden wir unseren Interessenten unaufgefordert amtliche Listen.
Die Auszahlung der Gewinne erfolgt stets prompt unter Staatsgarantie und kann durch directe Zusendungen oder auf Verlangen der Interessenten durch unsere Verbindungen in allen grösseren Plätzen Deutschlands veranlasst werden.
Unsere Collecte war stets vom Glücke begünstigt und hatte sich dieselbe unter vielen anderen bedeutenden Gewinnen oftmals der ersten Haupttreffer zu erfreuen, die den betreffenden Interessenten direct ausbezahlt wurden.
Voraussichtlich kann bei einem solchen auf der solidesten Basis gegründeten Unternehmen überall auf eine sehr rege Betheiligung mit Bestimmtheit gerechnet werden, und bitten wir daher, um alle Aufträge ausführen zu können, uns die Bestellungen baldigst und jedenfalls vor dem 15. November d. J. zukommen zu lassen.

Kaufmann & Simon,
Bank- und Wechsel-Geschäft in Hamburg.
Ein- und Verkauf aller Arten Staatsobligationen, Eisenbahn-Actien und Anlehnsloose.

P. S. Wir danken hierdurch für das uns seither geschenkte Vertrauen und indem wir bei Beginn der neuen Loosung zur Betheiligung einladen, werden wir uns auch fernerhin bestreben, durch stets prompte und reelle Bedienung die volle Zufriedenheit unserer geehrten Interessenten zu erlangen.
                                                     D. O.


Den geehrten Bewohnern Selmsdorfs und Umgegend die ergebene Anzeige daß ich bei dem Herrn Kaufmann F. Sterli in Selmsdorf eine Niederlage meiner Wurstfabrikate halte und stets nur frische und gute Waare liefern werde.

Achtungsvoll
Schönberg                                                     H. Soltmann.


Angefangene und fertige Schuhe in den neuesten Mustern in großer Auswahl, die neue Wolle (Lamé pompadour) zu Tüchern, Tüllslipse mit Mustern und viele Sachen in Silbercannevas empfiehlt

Cathinka Wilhelm.       


2000 Stück Spahnkörbe zu 50 Pfd. anhält werden zu kaufen gesucht.
Näheres Schützenhof Lübeck

Chr. Thomssen.       


Gesucht zu sogleich ein junges Kindermädchen, das auch nähen kann.

Pfaffenmühle bei Ratzeburg.       


Gefunden

auf dem Wege von Duvennest nach Herrnburg zwei Polsterstühle. Abzufordern gegen Insertionskosten beim

Duvennest.                                                     Gastwirth H. Wittfoth.


Zu dem am 6. November d. J. anberaumten Schützenballe im Schützenhause werden die Mitglieder der Schützenzunft freundlichst eingeladen gegen

Entree für Herren 50 Pfennig (Mecklenburg). für Damen 25 Pfennig (Mecklenburg).
Anfang Abends 7 Uhr.

Der Vorstand der Schützenzunft.       

Schönberg, den 3. November 1879.


Liederkrone.

Zum Stiftungsball am Freitag den 7. November Abends 7 Uhr ladet die Mitglieder freundlichst ein

Entree frei.                          
                                                    Der Vorstand.


Bauerball

zu dem am Mittwoch den 19. d. Mts. bei mir stattfindenden Bauerball erlaube ich mir sowohl die geehrten Hauswirthe als auch meine geschätzten Freunde und Gönner zu gütiger Theilnahme hiermit ergebenst einzuladen.

Schönberg.                                                    Gastwirth Boye.


Theater in Schönberg.
Im Saale der Frau Köster.
Mittwoch den 5. November 1879.
Neu!         Zum ersten male:         Neu!
Prinz Louis Napoleon
Historisches Schauspiel in 3 Acten und 6 Bildern, nebst einem Vorspiel bei "Saarbrücken."
Freitag den 7. November 1879.
"Sneewittchen" oder: "die 7 Zwerge"
aus den Gold= und Silberbergen.
Volksmärchen in 5 Acten. Unter Mitwirkung von 7 kleinen Kindern hiesiger Eltern.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


(Hierzu Officieller Anzeiger Nr. 56.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD