No. 83
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. Oktober
1879
neunundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1879 Nr. 83 Seite 1]

Politische Rundschau.

Der Justizausschuß des Bundesraths ist in die zweite Lesung des Strafvollzugsgesetzes eingetreten, welche die Hindernisse, die sich einer Verständigung über die entscheidende Frage der Einzelhaft entgegengestellt haben, beseitigen dürfte. Der eigentliche Stein des Anstoßes sind die Bestimmungen über die Einzelhaft, weil eine Reihe von Staaten, Bayern obenan, vor den Ausgaben zurückschreckt, welche die völlige Durchführung jener Bestimmungen nach sich ziehen würde.
Die Kommission zur Ausarbeitung des bürgerlichen Civil=Gesetzbuchs wird sich demnächst unter Vorsitz des früheren Präsidenten des Reichs=Oberhandelsgerichts zu Leipzig Dr. Pape versammeln, um über die künftige Geschäftsbehandlung Beschluß zu fassen, was um so nöthiger scheint, als einzelne Theile der Aufgabe dem Abschluß nahe sind.
Durch eine Verfügung des Generalpostmeisters sind sämmtliche Verkehrsanstalten und Ober=Postkassen angewiesen worden, am 31. Oktober festzustellen, welche Beträge an Reichsgoldmünzen und Einthalerstücken, nach beiden Sorten getrennt, unter ihren Geldbeständen an dem bezeichneten Tage beim Schluße der Dienststunden vorfanden gewesen sind, und das Ergebniß dieser Feststellungen der vorgesetzten Ober=Postdirection unverzüglich anzuzeigen.
Die "Gesetzsammlung" publizirt eine Königl. Verordnung vom 15. October 1879, nach welcher der Landtag der preußischen Monarchie auf den 28. October einberufen wird.
Der Bündnißvertrag zwischen Deutschland und Oesterreich kann als unzweifelhafte Thatsache angesehen werden. Wahrscheinlich ist der betreffende Vertrag im Laufe der vergangenen Woche bereits durch die beiden Kaiser unterzeichnet worden. Kaiser Wilhelm soll sich mit Rücksicht auf Rußland, nur schwer zu dem Schritte entschlossen haben. Aber der Uebermuth und die Feindseligkeiten der Regierungskreise des Czarenreiches waren so weit gestiegen, daß Deutschland durch die Achtung vor sich selber genöthigt wurde, auf seine Sicherheit Bedacht zu nehmen.
Einer der tüchtigsten deutschen Staatsmänner, der Staatssekretär v. Bülow, ist am Montag Nachmittag in Frankfurt a. M. am Herzschlage gestorben. Herr v. Bülow befand sich auf einer Reise nach dem Süden, um seine stark angegriffene Gesundheit wiederherzustellen.
In den Kreisen der Reichsregierung wird gegenwärtig die Frage erörtert, ob auf einer Station der Südsee=Inseln noch ein Berufskonsulat vom Reiche eingerichtet werden soll. Die Ausdehnung, die der deutsche Handel auf den australischen Inseln angenommen hat machen die Einsetzung eines zweiten Consulats daselbst (vor vier Monaten wurde der erste Berufsconsulat, und zwar auf den Samoa=Inseln, errichtet) sehr wünschenswerth.
Dem Reichtage wird in der nächsten Session ein unter Benutzung der früheren Reichstagsbeschlüsse umgearbeiteter Entwurf zur Regelung des Pfandbriefwesens und des Pfandrechts an Eisenbahnen zugehen.
Die Berufung des Bundesraths=Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten ging formell von Bayern aus, welches in diesem Ausschusse verfassungsmäßig das Präsidium führt. Doch ist anzunehmen, daß der Reichskanzler nicht nur vorher von der Berufung verständigt war, sondern selbst die Anregung dazu gegeben hat, in dem Wunsche den Bundes=Regierungen erschöpfende Mittheilungen über die Resultate der Wiener Besprechungen und die Lage der europäischen Politik zu machen. Die Auskunft, welche der Vicepräsident Graf Stolberg als Vertreter des Reichskanzlers in der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten ertheile, soll denn auch ebenso eingehend wie befriedigend ausgefallen sein.
Die Annahme des Landtagsmandats durch Bennigsen wird von verschiedenen Seiten auf Einflüsse Bismarcks zurückgeführt und als ein Zeichen für die Bildung einer liberalen Mittelpartei angesehen. Auch soll von dieser einflußreichen Seite gewünscht werden, daß Bennigsen zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses gewählt werde.
Rußland. Die Großfürstin Katharina von Rußland, Wittwe des Herzogs Georg von Mecklenburg=Strelitz, ist Sonntag, von Paris kommend, mit ihren Kindern in Straßburg eingetroffen, am Bahnhofe von dem Statthalter, Generalfeldmarschall von Manteuffel empfangen worden und wird daselbst einige Tage verweilen. Der Sohn derselben, Herzog Georg, verbleibt in Straßburg, um die dortige Hochschule zu besuchen.


- Die Chinesen kehren den Spieß um und suchen die Christen zum Heidenthum zu bekehren. Mit den Amerikanern fangen sie an. In Chicago ist kürzlich ein gelehrter Chinese Wong=Chin=Foo angekommen und hat eine regelmäßige Missionspredigt zur Bekehrung der Christen gehalten.
- Herr Egon Waldegg verlangt in seiner Flugschrift: "Die Judenfrage gegenüber dem deutschen Handel und Gewerbe u. a. "Verdrängung der semitischen Rasse aus dem Reichstag und den Kammern der Einzelstaaten, sowie aus dem Reichs= und Staatsdienst" und er verlangt weiter, daß den Juden kein Bürgerrecht gegeben und sie selber ins gelobte Land geschickt werden.
- Der erste Schöffe, welcher sich dem Berliner Amtsgericht vorstellte, war ein wohlbeleibter Geschäftsmann, der am Sonnabend sich einem Schreiber des Schöffengerichts in mächtigen Wasserstiefeln und seinem Arbeitsanzug etwa mit folgenden Worten präsentirte: "Nu, sagen sie mir mal, lieber Mann, Sie haben mir zum Dinstag als Schöppen vorjeladen, wat habe ick da eijentlich zu thun?" Der Beamte erklärte ihm seine Pflichten, worauf der Schöffe erwiederte: "Ja, ja, ick sehe ja die jroße Ehre in, die mir widerfährt, aber Dinstag, sehen Sie mal, Dinstag, Herr Jerichtsschreiber, unmöglich, erst das Jeschäft und dann die Ehre. Sehen Sie, auf die Ehre bin ick stolz aber leben kann ick doch nich von ihr, - Dinstag komme ick nich, ick kann beim besten Willen nich, ick komme schon ein anderes Mal, wenn ick Zeit habe und wieder jerufen werde." - Wieder belehrt ihn der Gerichtsschreiber das er kommen müsse. "Na, wat krieje ick denn Verjütigung für meine Versäumnisse?" fragt der Schöffe wiederum. - "Nichts," entgegnete der Beamte. "Nichts? Nee, des is zu wenig, da jehe ick doch lieber meinem Jeschäfte nach, ick kann Dins=

[ => Original lesen: 1879 Nr. 83 Seite 2]

tag nich," replizirt der Schöffe. - "Sie müssen kommen," antwortet wiederum der Beamte. "Na, was habe ick denn zu thun?" fragt endlich beschwichtigt der Schöffe. - "Sie müssen sitzen und Recht sprechen," entgegnete der Schreiber. "Denn schick' ick meine Frau," ruft der Schöffe, "die sitzt jut und spricht den ganzen Tag lang und hat immer Recht." - Nach längerem Hin= und Herdebattiren erklärt der Schöffe endlich resignirt: "Na kommen werde ick, aber jleich in de Wasserstiebeln, damit ick, wenn et alle is, auch jleich an de Arbeit jehen kann. -Die Ehre is ja jroß, aber das Jeschäft am Dinstag futsch, na das schadt denn schließlich ooch nischt, wir habens ja dazu!" -
- Die Frau des Restaurateurs Koch zu Köthen saß vor einigen Tagen im Restaurantlocal gegen 2 Uhr ganz allein, als ein elegant gekleideter Herr mit schwarzem Haar und schwarzem Vollbart eintrat, sich nacheinander zwei Glas Bier geben ließ und urplötzlich mit seiner Hand der Wirthin, als sie ihm das dritte Glas brachte mehre Male über den Mund strich. Frau K. verlor hierauf die Besinnung und als sie nach wenigen Minuten wieder zu sich kam, war der Fremde mit ihrer um den Leib gegürteten Geldtasche verschwunden, welche jener während ihrer Bewußtlosigkeit von dem Gurt getrennt hatte. Bis heute ist weder eine Spur des Räubers noch das Mittel ermittelt worden, womit er die Frau betäubt hatte.
- Eine Operation. Aus Masuren 6. Oct. schreibt man der "T. Z.": Unter dem Vieh der Frau Gutsbesitzerin Kl. in G. war der Milzbrand ausgebrochen, in welcher Zeit die Frau Kl. von einer Fliege unmerklich gestochen wurde. Schon am nächsten Morgen war bei heftig brennendem Schmerze die Hand und ein Theil des Unterarms geschwollen, welcher Zustand die Frau, die in Besorgniß gerathen war, eiligst nach Lyck trieb, um den Doctor S. zu consultiren. Dieser constatirte, nachdem er den Vorgang erfahren hatte, eine Blutvergiftung und telegraphirte, da die Geschwulst noch nicht den Oberarm erreicht hatte, sofort nach dem Professor Sch. in Königsberg (der aber leider gerade in Cranz war) während er durch Abbinden und Einspritzungen mit Carbolsäure etc. die Geschwulst in Schranken hielt. Mit dem nächsten Zuge kam denn auch Herr Sch. und eine bisher noch nicht dagewesene Operation, ohne den Arm zu amputiren, wurde vorgenommen; der inficirte Theil des Armes und der Hand wurde, nachdem auch der letzte Tropfen Blut entfernt war, förmlich ausgegerbt - wenn ich mich als Laie dieses Ausdrucks bedienen darf - und dann gesundes Blut eingepumpt. Die Operation gelang, und Frau Kl. behält, wenn auch unsägliche Schmerzen auszustehen waren, und ein fünfmaliges Chloroformiren erforderlich wurde, ihren Arm.
- Amtlich wird die badische Residenz Karlsruhe nicht mehr Carlsruhe geschrieben. - Der neue Fürst von Bulgarien, der seither in der Garde in Berlin diente, hat seine Leibköche aus Wien, seine Adjutanten, Unteroffiziere, Diener etc. aber aus Berlin bezogen von wegen des "Ordre pariren."
- Ein vielbewegtes Leben. Wer etwa zwei Jahre vor der 48er Revolution das öffentliche und gesellschaftliche Leben Berlins kennen gelernt hat, erinnert sich jener emancipirten Dame, die damals wegen ihrer excentrischen Lebensweise Aufsehen erregte. Und wer am vorigen Sonnabend jenen einfachen Wagen sah, der durch die Louisenstraße fuhr und auf dem ein nothdürftig zusammengezimmerter, kaum angestrichener Sarg stand, der ahnte wahrlich nicht, daß in diesem armseligen Bretterhause jene Emancipirte zur ewigen Ruhe bestattet wurde. Marie v. C. war die Tochter eines Offiziers, der zu jener Zeit in Kassel lebte, als noch der Kurfürst regierte. Er wurde frühzeitig Wittwer und gab seiner Tochter eine etwas wunderliche Erziehung. Marie v. C. war schon mit 16 Jahren eine gefeierte Dame; sie war schön, hatte auch Aussicht, einst von ihrem Vater viel zu erben. Man sah sie gewöhnlich zu Pferde, sie rauchte und trug oft Herrenkleider. Ihr Vater wurde in ein Duell mit einem Verläumder seiner Tochter verwickelt, dem er zum Opfer fiel. Nach seinem Tode lebte Marie bei einem Oheim, aber die strenge, fast puritanische Lebensweise, die in der Familie dieses Mannes herrschte, behagte ihr nicht und sie entfloh. Berlin war das Ziel ihrer Wünsche, und es gelang ihr auch bald, hier eine bedeutende Rolle zu spielen, aber trotz ihrer Ausschreitungen konnte ihr doch Niemand den geringsten Vorwurf machen. Räthselhaft war nur, woher sie die Mittel nahm, um ihr luxuriöses Leben zu bestreiten, denn sie hatte eine höchst elegante Wohnung, mehrere Diener, männlichen und weiblichen Geschlechts und hielt sich ein Reitpferd. Man behauptete, sie habe das Vermögen, ihres Vaters, das von ihrem Oheim verwaltet wurde bei der Flucht aus dessen Haus mitgenommen, und der alte Mann, der froh war, diesen "weiblichen Dämon" nicht mehr in seinem Hause zu sehen, habe sich nicht weiter darum bekümmert. Nach kaum vier Jahren begann aber das Vermögen zu schwinden, denn zu allen Ausschreitungen der Emancipirten gesellte sich endlich auch die Neigung zum Hazardspiel. Sie fiel Wucherern in die Hände und als endlich ihr kostbares Meublement gepfändet werden sollte, fand man nichts in den Zimmern und die Bewohnerin war verschwunden. Nach längerer Zeit erzählte man, daß sie in Wien lebe und daß ein allgemein bekannter Finanzmann ihr "Beschützer" sei. Diese Nachricht bestätigte sich, denn die Gläubiger fuhren nach Wien, präsentirten ihre Wechsel und der Finanzmann bezahlte Alles. Aber auch diese Herrlichkeit dauere nicht lange - der Finanzmann hatte manche Ursache eifersüchtig zu sein, er machte kurzen Prozeß und gab ihr den Laufpaß. Mehrere Jahre hindurch hatte sie dann theils in Wiesbaden, theils in Homburg die Löwin des Tages gespielt und verschwand dann für lange Zeit vom Schauplatz. Endlich tauchte sie wieder im Jahre 1863 in Prag auf. Sie war dort mit der Pustawoitow, jener bekannten Adjutantin des damaligen polnischen Insurgenten=Generals Langiwiez, erschienen, aber sie muß es selbst dieser wenig verwöhnten Dame zu arg getrieben haben, denn es kam bald zum Bruch. Nun sank Marie immer tiefer und tiefer. Mehre Jahre war sie die Begleiterin eines böhmischen Bänkelsängers, mit dem sie von Dorf zu Dorf zog, aber sie ergab sich so sehr dem Trunke, daß selbst dieser Mensch sie in irgend einem Dorfe sitzen ließ, ohne sich weiter um sie zu kümmern. Vor etwa 6 Monaten reiste durch Berlin ein Menageriebesitzer der gewöhnlich Jahrmärkte zu besuchen pflegt. In seiner Begleitung war Marie; sie hatte die Aufgabe, in Kostüm einer Wilden vor der Bude zu stehen und das Publikum zum Eintritt aufzufordern. Hier wo sie einst so gefeiert war, wurde ihr das Herz doch schwer; sie suchte einige Bekannte aus früherer Zeit auf, damit man sie aus ihrer Lage befreie, aber Niemand kannte sie mehr und die sie kannten, wendeten sich von ihr ab. Sie verfiel einem nervösen Fieber und wurde in ein Krankenhaus geschafft; vor einigen Tagen starb sie, und ihre Leiche war es, die am Sonnabend in jenem armseligen Bretterhause zur ewigen Ruhe bestattet wurde.
- Eine große Indianer=Rathsversammlung, bei der 1200 Sioux=Indianer anwesend waren, wurde kürzlich unter dem Vorsitze des Ministers des Innern, Karl Schurz, auf dem zwischen dem Missouri=Fluß und dem Rosebud belegenen Gebiete das dem Stamme des Häuptlings Buntschwanz gehört, abgehalten. Die Indianer fanden sich in glänzender barbarischer Tracht auf ihren besten Ponies ein. Manche der Krieger waren geschmackvoll gekleidet und bemalt, andere in Kriegscostüm, ohne die schwarze Kriegsfarbe. Die 1200 Mann mit ihren hellfarbigen Costümen boten einen interessanten Anblick. Für Schurz war eine Tribüne errichtet worden, während die Indianer sich im Halbkreise herum gruppirten. Buntschwanz nahm auf einem Sessel zwischen der Tribüne und dem Halbkreise Platz. Er war blau gekleidet und trug eine weiße Toga, welche er nachlässig von den Schultern herabhängen ließ. Schurz eröffnete die Versammlung mit einer Ansprache, in welcher er seiner Freude Ausdruck gab, die Indianer persönlich begrüßen zu können, sie ermahnte, sich der Feldarbeit zu widmen und ihre Kinder in die Schulen zu schicken. Buntschwanz antwortete ihm. Er drücke Schurz seine Dankbarkeit für den Besuch aus und versicherte ihm, daß seine Rathschläge befolgt werden sollen. Seine Leute, sagte er, verdienen nun Geld und warten mit Sehnsucht auf die Ausmessung der Farmen. Die Indianer

[ => Original lesen: 1879 Nr. 83 Seite 3]

werden alles Land benutzen. Sie wollen Schulen, wo ihre Kinder englisch lernen können, damit sie selbst mit den Weißen verkehren können. Ebenso sollten die jungen Leute zu Zimmerleuten, Schmieden und Sattlern ausgebildet werden. Nach Aufhebung der Versammlung drängten sich die Indianer an Schurz heran, um ihm die Hand zu drücken.
- Vor ein paar Tagen Panique auf der Börse in Paris. Die besten Papiere fielen gewaltig, Rothschild verkaufte 200 Millionen Rente; alles sagt der Krach kommt. Es kam aber Besserung. Die Herren von der Börse hatten den Kopf verloren über die Wühlereien der Rothen und die zweideutige Haltung Gambettas sie fürchteten, die honnette Republik höre auf und die rothe fange an.


Anzeigen.

I. Am Mittwoch jeder Woche Vormittags 10 Uhr hält das unterzeichnete Amtsgericht ordentliche Gerichtstage ab.
II. Die Gerichtsschreiberei hieselbst ist dem rechtsuchenden Publikum täglich Vormittags von
                                                    9 - 12 Uhr,
Sonn= und Festtage ausgenommen, und zwar in Registratur I. und II., geöffnet.
Für schriftliche Anträge außerhalb der Geschäftszeit ist im Gerichtsgebäude ein Briefkasten angebracht.
III. Die Bekanntmachungen zum Handels=, Muster= und Genossenschaftsregister geschehen bis zum Ablauf des Jahres 1880 durch das hiesige "Ratzeburger Wochenblatt" und die "Mecklenburgischen Anzeigen."

Die Decretur hat bis auf Weiteres der Herr Amtsrichter Dr. von Pentz.
Schönberg, den 18. October 1879.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

Arndt.       


Antragsmäßig soll über die zu Lindow belegene Vollstelle Nr. V. des Hauswirths Heinrich Woisin daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend den 3. Januar 1880
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen. Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 17. October 1879.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Das Verzeichniß der vom unterzeichneten Amtsgerichte in Civilsachen verkündeten und unterschriebenen Urtheile wird am Dienstag jeder Woche auf die Dauer einer Woche an der im Gerichtsgebäude befindlichen Gerichtstafel ausgehängt werden.
Schönberg, den 22. October 1879.

Großherzogliches Amtsgericht.
v. Pentz, Dr. jur.

Arndt.       


Auf Antrag Dris. jur. Paul Curtius als gerichtlich bestellten Güterpflegers und Contradictors für die Concursmasse des insolventen Tischlers und Dampfsägerei=Besitzers Andreas Heinrich Küntzel werden hiedurch

1) die Gläubiger des Gemeinschuldners unter dem Rechtsnachtheile des Ausschlusses von der Concursmasse, imgleichen Alle, welche an einzelne im Besitze der Concursmasse befindliche Gegenstände, sei es kraft Eigenthums= oder Seperationsrechtes oder aus irgend einem anderen Grunde, Ansprüche zu haben vermeinen, bei Verlust ihres Rechtes aufgefordert und schuldig erkannt, ihre Forderungen und Ansprüche binnen 6 Monaten, also spätestens bis zum 18. Januar 1880 bei dem implorantischen Güterpfleger Dr. jur. Paul Curtius gegen Empfang eines Anmeldescheines, im Falle dessen Widerspruches aber bei dem Stadt= und Landgerichte, Auswärtige durch einen hiesigen Bevollmächtigten, anzumelden, und zwar mit Beifügung der vorhandenen Beweisstücke in Original und Abschrift, sowie mit Angabe des etwa in Anspruch genommenen Vorzugsrechts;
2) alle Diejenigen, welche zur Concursmasse gehörige Gegenstände in Händen haben, aufgefordert und schuldig erkannt, von diesen Sachen und ihren vermeintlichen Pfand= und Retentionsrechten daran binnen gleicher Frist Anzeige zu machen, unter dem Präjudiz, daß sie widrigenfalls dieser Rechte für verlustig erklärt, zur unentgeltlichen Herausgabe der Sachen schuldig erkannt, auch unter Umständen als unredliche Besitzer zur Verantwortung werden gezogen werden;
3) die Schuldner des Gemeinschuldners bei Vermeidung abermaliger Zahlung angewiesen, ihre Schulden an den Güterpfleger Dr. jur. Paul Curtius zu bezahlen.
Lübeck, den 18. Juli 1879.

Das Stadt= und Landgericht.
Zur Beglaubigung       Funk Dr., Act.


Auction.

Am Donnerstag den 30. October cr. von Morgens 10 Uhr an, sollen im Gastwirth Boye'schen Locale zu Schönberg verschiedene Gegenstände als namentlich:

Betten und Leinenzeug, Tische, Stühle, Komoden, Bettstellen, Koffer, diverses Haus= und Küchengeräth, auch Männerkleidungsstücke u. s. w.
öffentlich meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden.

Schönberg.                                                     Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Bekanntmachung.

Der diesjährige Herbst=Beitrag der Mitglieder des Lübecker=Feuerversicherungsvereins der Landbewohner ist mit fünf Zehntel und die letzte Rate zum Reservefond mit ein Zehntel, also der Gesammtbetrag mit sechs Zehntel des einfachen Ansatzes (6/10 Simplum) in der Zeit vom 15.-30. November d. J. auf dem hiesigen Bureau zu entrichten.
Lübeck den 8. October 1879.

                          Die Direction
                          des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins der Landbewohner
                          Namens derselben: Bruhn, Secretair.


Bekanntmachung.

Die Flachs=Reinigungs=Fabrik zu Schönberg bearbeitet in diesem Jahre den Flachs pro 100 Pfd. für 2 M. und bittet um baldige Zusendung.

Frau Amt. Drevs.       


                          Russ. Caviar
                          Christ. Anchovis
                          Brab. Sardellen

                          empfiehlt
                          J. Ludw. D. Petersen.


ff. schwedischen Punsch
à Flasche 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Wohnungsveränderung

Seit Michaelis wohne ich bei dem Conditor, Herrn J. Wagner, und empfehle mich den geehrten Bewohnern von Stadt und Land, mit Grabkränzen, Blumenbouquets, Körben, Lampen= und Lichtschirmen, sowie einzelnen französischen Papierblumen.

Schönberg.                                                     Frau Sterlie.


[ => Original lesen: 1879 Nr. 83 Seite 4]

Man biete dem Glücke die Hand!
400,000 Mark

Haupt-Gewinn im günstigen Falle bietet die allerneueste grosse Geld-Verloosung, welche von der hohen Regierung genehmigt und garantirt ist.
Die Vortheilhafte Einrichtung des neuen Planes ist derart, dass im Laufe von wenigen Monaten durch 7 Verloosungen 49,000 Gewinne zur sicheren Entscheidung kommen, darunter befinden sich Haupttreffer von eventuell Mark 400,000 speziell aber

        1 Gewinn a M. 250,000
        1 Gewinn a M. 150,000
        1 Gewinn a M. 100,000
        1 Gewinn a M.   60,000
        1 Gewinn a M.   50,000
        2 Gewinne a M.  40,000
        2 Gewinne a M.  30,000
        5 Gewinne a M.  25,000
        2 Gewinne a M.  20,000
      12 Gewinne a M.  15,000
        1 Gewinn   a M.  12,000
      24 Gewinne a M.  10,000
        5 Gewinne a M.     8000
      54 Gewinne a M.     5000
      65 Gewinne a M.     3000
    213 Gewinne a M.     2000
    631 Gewinne a M.     1000
    773 Gewinne a M.       500
    950 Gewinne a M.       300
26450 Gewinne a M.       138
etc. etc.

Die Gewinnziehung sind planmäßig festgestellt.
Zur nächsten ersten Gewinnziehung dieser grossen vom Staate garantirten Geldverloosung kostet

1 ganzes Original-Loos nur Mark 6      
1 halbes Original-Loos nur Mark  3      
1 viertel Original-Loos nur Mark  1 1/2

Alle Aufträge werden sofort gegen Einsendung, Posteinzahlung oder Nachnahme des Betrages mit der grössten Sorgfalt ausgeführt und erhält Jedermann von uns die mit dem Staatswappen versehenen Original-Loose selbst in Händen.
Den Bestellungen werden die erforderlichen amtlichen Pläne gratis beifügt und nach jeder Ziehung senden wir unseren Interessenten unaufgefordert amtliche Listen.
Die Auszahlung der Gewinne erfolgt stets prompt unter Staatsgarantie und kann durch directe Zusendungen oder auf Verlangen der Interessenten durch unsere Verbindungen in allen grösseren Plätzen Deutschlands veranlasst werden.
Unsere Collecte war stets vom Glücke begünstigt und hatte sich dieselbe unter vielen anderen bedeutenden Gewinnen oftmals der ersten Haupttreffer zu erfreuen, die den betreffenden Interessenten direct ausbezahlt wurden.
Voraussichtlich kann bei einem solchen auf der solidesten Basis gegründeten Unternehmen überall auf eine sehr rege Betheiligung mit Bestimmtheit gerechnet werden, und bitten wir daher, um alle Aufträge ausführen zu können, uns die Bestellungen baldigst und jedenfalls vor dem 15. November d. J. zukommen zu lassen.

Kaufmann & Simon,
Bank- und Wechsel-Geschäft in Hamburg.
Ein- und Verkauf aller Arten Staatsobligationen, Eisenbahn-Actien und Anlehnsloose.

P. S. Wir danken hierdurch für das uns seither geschenkte Vertrauen und indem wir bei Beginn der neuen Loosung zur Betheiligung einladen, werden wir uns auch fernerhin bestreben, durch stets prompte und reelle Bedienung die volle Zufriedenheit unserer geehrten Interessenten zu erlangen.
                                                     D. O.


Stollwerck'sche
Brust-Bonbons

eine nach ärztlicher Vorschrift bereitete Vereinigung von Zucker und Kräuter-Extrakten, welche bei Hals- und Brust-Affectionen unbedingt wohltuend wirken. Naturell genommen und in heisser Milch aufgelöst, sind dieselben Kindern sowie Erwachsenen zu empfehlen.
Vorräthig in Schönberg bei J. Lundwald,
in Herrnburg bei Joachim Kleinfeldt.


Einem geehrten Publikum verfehle ich nicht, die ergebene Anzeige zu machen, daß ich mich in Lockwisch als Schneidermeister niedergelassen habe und ersuche, mich mit geschätzten Aufträgen zu erfreuen.

H. F. Räsenhöft,                    
Schneidermeister in Lockwisch.       


2000 Stück Spahnkörbe zu 50 Pfd. anhält werden zu kaufen gesucht.
Näheres Schützenhof Lübeck

Chr. Thomssen.       


Am Dienstag den 28. October cr. im Saale des Herrn Gastwirth Boye:

Concert

des Gesangvereins "Teutonia" unter gütiger Mitwirkung der "Vereinsmusiker" zum Besten der Casse des Verschönerungsvereins.

Anfang 7 Uhr.                           Entrée nach Belieben.
Nach dem Concert Ball.
                                                    Der Vorstand.


Bei genügender Betheiligung fahre ich mit meinem Omnibus am Mittwoch den 29. d. M. zum Ratzeburger Viehmarkt. Abfahrt vom Boye'schen Gasthause Morgens 6 Uhr, Abfahrt von Ratzeburg Nachmittags 4 Uhr.

J. Tretow.       


Am Mittwoch den 29. fahre ich mit meinen Omnibus nach dem Ratzeburger Viehmarkt. Abfahrt von Carlow 6 Uhr. Abfahrt von Neu=Welt 7 1/2 Uhr.

Oldenburg.       


Gute Eßkartoffel
empfiehlt                          
Schönberg.                                                     N. Nehls.


Am Montag den 21. October kehre ich von meiner Reise zurück.

Dr. M. Marung.       


30 Pölke

12 Wochen alt sind wegen Fortzuges zum 1. November, zu jedem annehmbaren Preise in der Meierei zu verkäuflich.


Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg.

Geboren: D. 11. Octbr. dem Hauswirth Bade zu Ollndorf ein Sohn. - D. 12. dem Maurergesellen Maaß zu Ollndorf eine Tochter. - D. 15. dem Müller Thieß zu Niendorf ein Sohn. - D. 17. dem Glaser Creutzfeld zu Schönberg eine Tochter. - D. 19. dem Arbeitsmann Wiencke zu Rupensdorf ein Sohn.

Gestorben: D. 9. Octbr. die Hauswirthsaltentheilerin Catharine Marie Krellenberg geb. Wigger zu Kleinfeldt, 63 J. 11 M. alt. - D. 13. Anna Margarethe Hundt geb. Eckmann, Arbeitsmannsfrau zu Rottensdorf, 60 J. 10 M. alt. - D. 14. Marie Olrogge geb. Ollrogge, Hauswirthsaltentheilerin zu Mahlzow, 78 J. 6 M. alt.

Eheschließungen: D. 10. Octbr. Arbeitsmann Peter Heinrich Ernst Dähling aus Schönberg und Chatharine Marie Claasen aus Rieps. - D. 10. Arbeitsmann Jochen Heinrich Möller aus Rupensdorf und Anna Marie Elise Bade aus Selmsdorf. - D. 17. Hauswirth Johann Joachim Oldenburg aus Gr. Mist und Catharine Elisabeth Räsenhöft aus Petersberg. - D. 17. Wilhelm Friedrich Maack aus Lockwisch und Anna Marie Catharine Burmeister aus Schönberg. - D. 21. Arbeitsmann Johann Heinrich David aus Menzendorf und Anna Margaretha Marie Nevermann aus Sabow. - D. 21. Arbeitsmann Peter Heinrich Möller aus Kl. Siemz und Marie Sophie Elisabeth Maaß aus Kl. Siemz.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 26. October.
Ernte=Dankfest.
(Collecte für den Gustav=Adolf=Verein.)

Frühkirche: Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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