No. 64
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 19. August
1879
neunundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1879 Nr. 64 Seite 1]

Neustrelitz den 12. August. Die "M. A." schreiben: Heute feiert das mecklenburger Land den hundertjährige Geburtstag des Hochseligen Großherzog Georg, dieses unvergeßlichen Fürsten, dessen Andenken in ganz Deutschland und in allen ihm verwandten fürstlichen Häusern Europas hoch in Ehren gehalten wird, eines Fürsten, der sich im weitestem Sinne des Worts die größte Liebe seiner Unterthanen zu erwerben verstanden hatte. Es war ein edler Fürst, einer jener seltenen Menschen, die das Gemeine nicht berührt, ein weiser Fürst, der seine reiche Erfahrung zum Wohle seines Volkes auszunutzen verstand, ein Fürst, der für alles Wahre und schöne empfänglich war, der Kunst und Wissenschaft pflegte und schützte, ein Herr, deß Herz von Freundlichkeit und Milde überfloß, ja das ganze Wesen dieses edlen Fürsten war Milde, Güte und Liebe. Sein Andenken bleibt in Segen!


Politische Rundschau.

Deutschland. Kaiser Wilhelm kam am Donnerstag Nachmittag wohlbehalten in Babelsberg an. Dort hatten sich zu seiner Begrüßung die in Potsdam anwesenden Mitglieder der königlichen Familie bereits versammelt.
Am Sonnabend hat der Reichskanzler seine Badekur in Kissingen beendet und ist zu einer Nachkur nach Wildbad Gastein abgereist.
Das politische Tagesereigniß ist eine Rede, die der neue preußische Cultusminister bei der Eröffnungsfeier des Cösliner Gymnasiums gehalten hat. "Ich muß von vornherein bemerken, heißt es in derselben, daß ich nicht auf dem Standpunkte meines Herrn Amtsvorgängers stehe, daß ich nicht mit seinen politischen, nicht mit seinen religiösen Ansichten übereinstimme. Erwarten Sie von mir nicht zu viel. Mit demselben Pflichtgefühl, das unsern kaiserlichen Herrn beseelt, werde ich mein Amt verwalten und es niederlegen, wenn ich mit Denen, die mich dazu berufen haben, mit meinem Kaiser und dem Fürsten Bismarck, nicht mehr im Einvernehmen sein sollte." Die Zeitungen begleiten diese Rede mit den von ihren verschiedenen Standpunkten dictirten Bemerkungen.
Zur Untersuchung des auf der "Freya" vorgekommenen Unglücksfalles (Explosion wegen unterlassenen Kesselverschlusses) wird ebenfalls ein Kriegsgericht zusammentreten.
Eine überaus fatale Erfahrung scheint unserer Admiralität bevorzustehen. Dieselbe hat bekanntlich mit einem gewissen Albert Leutner in Hamburg einen Vertrag wegen Hebung des "Großer Kurfürst" abgeschlossen. Die "Hamb. Börsen=Halle" hat nun bezüglich des p. Leutner Erkundigungen eingezogen und veröffentlicht auszugsweise Briefe von sieben verschiedenen Absendern, welche sämmtlich die Ehrenhaftigkeit L's stark in Zweifel stellen. Derselbe soll wegen Lotterieschwindelei, die er in Deutschland begangen, steckbrieflich verfolgt und nach England entkommen sein. Man wird sich zudem entsinnen, daß Leutner den Versuch machte, zur Hebung des "Großer Kurfürst" und anderer versunkener Schiffe erst jüngsthin in London eine Actien=Gesellschaft zu gründen. Wenngleich nun auch der deutschen Admiralität keine finanziellen Nachtheile aus jenem Vertrage mit L. erwachsen, so ist doch die ganze Angelegenheit für die deutsche Reichsregierung nicht angenehm.
Oesterreich. Oesterreich hat ein neues Ministerium. Inzwischen hat der Kaiser auch die Entlassung des Reichskanzlers Andrassy angenommen. Wer des letzteren Nachfolger werden soll, ist noch nicht zu sagen; es ist wohl nur ein Scherz, wenn man den Namen Beust wieder in's Spiel mischt.
- Bei dem Brande von Serajewo verbrannten dem türkischen Militair=Bevollmächtigten sämtliche Protokolle, welche auf die Erhebungen wegen der Besetzung Novibazars durch die Oesterreicher Bezug hatten. Den Ermittelungen des Magistrats zufolge sind 1476 Häuser abgebrannt. Der Schaden beträgt 45 bis 50 Millionen Gulden. 46 Soldaten sind verunglückt.
Frankreich. Grevy hat vergangene Woche wieder 65 Communeverurtheilte begnadigt. - Die Republik wird ihren nationalen Festtag bekommen. Der Ministerrath hat sich schon mit dieser Frage beschäftigt und wahrscheinlich wird er sich für den 14. Juli, den Jahrestag der Erstürmung der Bastille (1789) entscheiden. - In den großen Städten platzen die politischen Gegensätze oft auf einander; so am Mittwoch in Lyon, wo auf Verlangen vieler Anwesenden die Marseillaise gespielt werden sollte; gleich beim Beginn pfiffen die Clericalen. Darüber kam es zu Händeln, denen die Polizei durch Verhaftung von ca. 20 der Pfeifer ein Ende machte.
- Zu der bevorstehenden Stichwahl in Bordeaux wird die Regierung officiell erklären lassen, daß alle auf Blanqui lautenden Stimmzettel einfach den ungültigen zugezählt werden würden. - Gambetta ist von der Universität zu Athen zum Ehrendoktor ernannt worden.
England. Das Frage= und Antwortspiel zwischen Regierung und Volksvertretung läßt dem Parlament nicht Zeit, auch nur die allernothwendigsten Gesetzarbeiten zu Stande zu bringen. Die Session ist fast zu Ende und es werden mehr als 60 unerledigte Gegenstände in die Ministerialbureaus zurückwandern müssen. - Der Zulukönig Cetewayo hat um gefällige Auskauft darüber gebeten, ob ihm im Falle seiner Unterwerfung das Leben geschenkt werden würde. Obwohl ihm dies in zuvorkommender Weise zugesagt wurde - die englische Diplomatie ist auch den Kaffern gegenüber so höflich, wie in der Kriegsführung grausam - scheint er doch Bedenken zu haben, sich der Gnade Englands zu übergeben. - In Afghanistan wird England wahrscheinlich Gelegenheit finden, die übernommene Beschützerrolle praktisch zu bewähren. Die Unzufriedenheit mit den Friedensbedingungen ist nämlich bei der dortigen Bevölkerung so groß, daß bereits eine ernsthafte Bewegung gegen die Autorität Jacub Khans Platz gegriffen hat.


- Kaiser Wilhelm ist aus Gastein über Salzburg, wo er das erste Nachtlager, und über Eger,

[ => Original lesen: 1879 Nr. 64 Seite 2]

wo er das zweite Nachtlager genommen, nach Babelsberg zurückgekehrt und stärkt sich zu den Corpsmanövern, die er im September in Königsberg, Stettin, und Straßburg abhält. Die Salzburger berichten naiv, im "Hotel Europe" habe der Kaiser die Prachtzimmer bewohnt. Wirklich naiv! Wenn der Wirth sie dem deutschen Kaiser nicht aufschließt, für wen hebt er sie denn auf?
- Bebel ist Drechsler in Leipzig und noch dazu ein recht geschickter, der sich auf der Kunstgewerbe=Ausstellung eine Prämie erworben hat. Man redet ihm sehr zu, beim Drechseln zu bleiben.
- Geld heilt zwar alle Wunden, wie die Quacksalber behaupten, aber gegen Bienenstiche ist schon eine Kupfermünze heilsam, namentlich wenn man tüchtig auf die Wunde drückt.
- Ein Fleischer in Plechovik in Mähren hat die Mahnung "So dich ein Glied ärgert" etc. wörtlich ausgeführt. Er hat sich die drei mittleren Finger der linken Hand abgehauen, um niemals wieder Spielkarten fassen zu können. Er war ein ebenso leidenschaftlicher wie unglücklicher Spieler gewesen.
- Das Holz einer Pappel, die der Blitz getroffen, hat Heilkräfte wider viele Krankheiten. Wirkliche Heilkräfte? Bewahre, aber in Berlin glauben so viele abergläubische Leute daran, daß sie eine Pappel im Thiergarten, die der Blitz gespalten, in Splittern davon getragen haben, bis die Behörde den Baum stützte und eine Wache davor stellte.


Auch Rache nützt.
Novellette von Felix Linden.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1879 Nr. 64 Seite 3]

Auch Rache nützt.
Novellette von Felix Linden.
[Fortsetzung.]


Anzeigen.

In den Sachen betr. die Subhastation der zu Schwanbeck belegenen Käthnerstelle c. p. des Zieglers Homberg steht zur Erklärung der Gläubiger über die Liquidate, sowie zur Beschlußfassung über die Rückgabe des von dem Ziegeler Basedow in Gemäßheit des Vergleichs vom 25. März d. J. ad depositum judicii eingezahlten Caution von 300 M. ein Termin auf

Dienstag, 2. September d. J.
Vormittags 11 Uhr

vor dem unterzeichneten Subhastationsgerichte an, zu welchen die interessirenden Homberg'schen Gläubiger bei Strafe der Anerkennung resp. des Gebundenseins an die zu fassenden Beschlüsse hiemit geladen werden.
Schönberg, den 6. August 1879.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.       


In Sachen betreffend den Concurs über den Nachlaß des verstorbenen Schlossermeisters Böttcher zu Schlagsdorf steht zur Publication der abgesetzten Prioritätsurtel ein Termin auf

Donnerstag den 4. September d. J.
Morgens 11 Uhr

vor dem unterzeichneten Justizamte an, zu welchem die nicht präcludirten Böttcher'schen Gläubiger unter dem Nachtheile hierdurch geladen werden, daß auch im Falle ihres Ausbleibens mit der Urtelspublikation wird verfahren werden.
Schönberg, den 11. August 1879.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.       


Am Sonntag den 24. August c. Nachmittags von 1 1/2 Uhr an, soll beim Hauswirth Murjahn in Ziethen in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

2 Tische, Stühle, 1 Bettstelle, 1 Hobelbank, Zimmerhandwerkszeug, 1 Partie Bretter, Bienenkörbe.
Schlagsdorf den 15. August 1879.

Krüger Landreiter.       


Wilhelmine Flügge
Heinrich Ohldag.
Verlobte.
Schönberg.                                                     Mölln.

Erntehandschuhe
sind stets zu haben in Schönberg bei                          
                          Emil Jannicke, Handschuhmacher.


Den Bewohnern Schönbergs und Umgegend erlaube ich mir mein

Möbel-Magazin

in meinem Hause Siemzerstraße 182 freundlichst in Erinnerung zu bringen und verkaufe ich zu jedem nur irgend annehmbaren Preis. Bestellungen werden prompt und schnell ausgeführt und die billigsten Preise berechnet. Indem ich gute Arbeit verspreche, bittet um geneigten Zuspruch

Ergebenst               
J. Klodt, Tischler.       


Lampen

aller Art in neuesten Mustern und reichster Auswahl

empfiehlt
Heinr. Pagels.
Lübeck Breitestr. 945, beim Markt.


[ => Original lesen: 1879 Nr. 64 Seite 4]

Großes Concert

ausgeführt von der Kapelle der hiesigen Vereins=Musiker im Boye'schen Garten am Sonntag den 24. August d. J. von Nachmittags 4 Uhr an, Entree à Person 30 Pfennig (Mecklenburg)., wozu die geehrten Bewohner der Stadt und Umgegend ebenso freundlich als ergebenst einladet

Marie Boye, Wwe.       


Guano der Peruanischen Regierung

Bleiblombe aus den Importationen der Herren Dreifus Frères & Cie. in Paris.
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Direct importirtem Peru-Guano
offeriren und werden eingehende Aufträge jederzeit prompt effectuiren
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                                                    Ohlendorff u. Co.,
                                                    alleinige Agenten der Herren Dreifus Frères & Cie. in Paris
                                                    für Deutschland und den Norden.
Hamburg, im Juli 1879.                                                    
Die chemischen u. Dünger-Fabriken von Ohlendorff & Co.
Hamburg, London, Antwerpen u. Emmerich a. R.
offeriren hiermit
Bleiblombe aufgeschlossenen Peru-Guano
bekannter Qualität unter Garantie eines Gehaltes in demselben von
7 % gegen Verflüchtigung geschütztem Stickstoff
u. 9 1/2 % leicht löslicher Phosphorsäure
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und ertheilen über Preise und sonstige Verkaufsbedingungen auf Anfrage bereitwilligst Auskunft.

Zur grösseren Sicherstellung der Abnehmer vor Täuschungen wird jeder einzelne Sack aufgeschlossener und roher pulverisirter Peru-Guano mit der respectiven, vorstehend abgebildeten, die behördlich registrirte Schutzmarke tragenden Plombe versehen, worauf bei Ankäufen zu achten nicht dringend genug empfohlen werden kann.


Guano der Peruanischen Regierung.

Wir bringen hierdurch zur Kenntniss, dass wir unseren Agenten, den Herren Mees & Moens in Rotterdam, untersagt haben, dem Herrn M. H. Salomonson in Rotterdam fernerhin Peru-Guano zu verkaufen und zu liefern.
Hamburg, Juli 1879.

Schröder. Michaelsen & Co.       


Sedanfeier in Ratzeburg.

Nachdem die Vorbereitungen für die am 2. und 3. September d. J. hier zu begehende Erinnerungsfeier bereits begonnen haben, unterlassen wir nicht. Schon jetzt die Bevölkerung Ratzeburgs und der Umgegend zu zahlreicher Betheiligung aufzufordern.

Das Fest=Comite.       


Tesch's Restauration
u. Caffee- Garten
Mittwoch den 20. August,
Marienthaler=Bier auf Eis vom Faß,
wozu freundlichst einladet                          
                                                    F. Tesch.


Am Donnerstag den 21. d. M. werden auf meinem Felde Rappsschoten verbrannt.
Neuhof den 17. August 1879.

Aug. Städing.       


Zu verkaufen

5 große Gebinde noch sehr gut erhalten von circa 600 L. Inhalt, passend für Landleute.

C. Schwedt.       


Bekanntmachung.

Da ich nach Uebereinkunft mit dem Walkmüller Herrn Vorbeck zu Römnitz die Besorgung der zu walkenden Zeuge nach dort übernommen habe, so mache ich solches hiemit gemeinkundig und werde alle 3-4 Wochen einmal fahren, auch noch öfters, je nach Bedürfniß.
Schönberg, den 18. August 1879.

G. Breuel, jun.       
Färbermeister.          


Gesucht wird zu Michaelis in Schönberg ein Mädchen zu häuslichen Arbeiten. Zu melden in der Exp. d. Anz. z. Schönberg.


Zu kaufen gesucht: Zwei Schweine (ca. 1/2 J. a.) zum Fettmachen. Reflectanten wollen sich in der Exp. d. Anzeigen melden.


Junge Mädchen, welche das Strohhut= und Putzfach erlernen wollen, finden bei freier Station gegen entsprechende Vergütung zu sofort Aufnahme.

Schwerin i. M.                                                     Ernst Gaedt.


Bei dem Wienck'schen Brande in Sahmkow ist mir ein Feuereimer, das mit meinem Namen versehen ist, abhanden gekommen, was ich hierdurch zur Anzeige bringe.

Schulze Ahrendt       
in Neschow.           


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


(Hierzu Officieller Anzeiger Nr. 35.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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