No. 62
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. August
1879
neunundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1879 Nr. 62 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Das Gesetz betr. die Disciplinargewalt des Reichstages gegen seine Mitglieder beschäftigt das Reichskanzleramt abermals. Es soll in veränderter Form und mit neuer Motivirung dem nächsten Reichstag wieder vorgelegt werden.
Die Nachricht daß die conservativen des Kreises Herzogthum Lauenburg bei der bevorstehenden Reichstagswahl ihre Stimmen dem Grafen Herbert Bismark geben würden, wird als unbegründet bezeichnet. Graf Herbert Bismark beabsichtigt überhaupt nicht, wie er öffentlich erklärt hat, ein Mandat zum Reichstag anzunehmen.
Wie man hört, haben im Reichsgesundheitsamt die Vorarbeiten für den Entwurf eines Gesetzes zur Unterdrückung des Geheimmittelschwindels begonnen.
Die betrübenden Nachrichten von unserer Marine mehren sich schnell. Auf der Corvette "Freya", die sich auf der Heimreise nach Deutschland befindet, flog der Deckel vom Dampfkessel ab, das umherspritzende heiße Wasser tödtete 4 Personen und beschädigte mehrere andere. - Ein anderer Unfall wird aus Christiania gemeldet, in dessen Nähe der Avisodampfer "Falke" eine norwegische Yacht anrannte und zum Wrack machte. - Ferner ist der Kommandant des Kanonenboots "Nautilus", Kapitän=Lieutenant Jeschke, mitten in der Erfüllung seiner Berufspflichten einem jähen Tode erlegen. Ein Hitzschlag hat seinem Leben ein vorzeitiges Ende gemacht.
Die Reichs=Admiralität hat einen Bericht über den Bestand und Gliederung der deutschen Flottenstreitkräfte erstattet. Nach dem Flottengründungsplan, der im März 1873 durchgeführt sein soll, wird unsere maritime Streitkraft bestehen aus 8 Panzerfregatten, 6 Panzercorvetten, 1 Monitor, 13 Panzer=Kanonenbooten, 20 Corvetten, 6 Avisos, 9 großen und 9 kleinen Kanonenbooten, 2 Artillerieschiffen, 4 Segelbriggs und einer noch näher zu bestimmenden Zahl von Torpedobooten.
Spanien. Ein unheimlicher Geist hält seinen Umzug im spanischen Königsschlosse: Der Todesengel hat seine schwarzen Fittiche über dasselbe gebreitet und fordert Opfer auf Opfer. Vor kaum mehr als Jahresfrist starb die liebreizende jugendliche Königin Mercedes; das Trauerjahr des königlichen Wittwers war noch nicht beendet, als auch schon die ältere Schwester der Verstorbenen dieser ins Grab folgte. Und jetzt, wo König Alfons im Begriff steht, sich eine neue Gemahlin zu erküren, eilt abermals von Madrid aus die Trauerkunde durch die Welt: Des Königs älteste Schwester, die Infantin Marie del Pingar ist nach kurzer Krankheit plötzlich gestorben.
Türkei. Nachdem Rußland seine ihm durch den Berliner Vertrag auferlegte Pflicht wegen Räumung des türkischen Gebiets bis 3. August in loyaler Weise gelöst, bleiben als wesentliche Schwierigkeiten noch zu überwinden: Die griechische Grenzfrage, die rumänische Judenfrage, die Besetzung Novibazars, die Durchführung der Organisation in Bulgarien, und Ostrumelien; dazu in zweiter Linie die egyptische Frage, die Regulirung der türkischen Finanzen, die Sicherstellung der türkischen Gläubiger und die Reformen in Kleinasien; gewiß ein sehr reichhaltiges
Menu an dem sich noch mancher Diplomat den Magen verderben kann.
Amerika. Ueber die Ursachen der Revolution auf Hayti hört man, daß der Bruder des Präsidenten in der Kammer von einem anderen Abgeordneten heftig beleidigt wurde, darauf seinen Revolver zog und den Beleidiger niederschoß. Sofort zogen auch die übrigen Kammermitglieder ihre Revolver und eröffneten ein regelrechtes Feuer auf einander. Es muß gut geschossen worden sein, denn nicht weniger als vierzig Abgeordnete wurden mehr oder minder schwer verwundet. Dann setzte sich der Kampf auf der Straße fort. - Neuere Meldungen besagen, daß der Präsident abgedankt habe und aus dem Lande geflohen sei.


Vergeßt der treuen Todten nicht.

Wer sie gesehen, die Schlachtfelder in den deutschen Grenzgauen da draußen wo anno 1870/71 die Kanonen brüllten und Tausenden von wackeren Kriegskameraden zu Grabe läuteten, dem überkommt eine unsagbare Wehmuth, wenn er die zahlreichen Hügel erblickt unter denen so viel Menschenglück begraben liegt. Groß waren die Errungenschaften groß aber die Opfer jener siegesgewaltigen Zeit des letzten deutsch=französischen Krieges, und nach den blutigen Schlachttagen mußte so manches Grab gegraben und mancher brave Kamerad fern von der Heimath und fern von seinen Lieben, eingesenkt werden zur letzten ewigen Ruhe.
Schon manchen Monat schlafen sie nun in ihrer stillen Gruft; grün sprießt der Rasen auf den großen Massengräbern üppig empor, die Vögel unter dem Himmel singen den Schläfern tief unter der Erde ihre schönsten Lieder und die sinkende Sonne küßt mit ihren letzten Strahlen jeden Tag die einsam liegenden Heldengräber, wie die daselbst errichteten Denkmäler. Und wenn auch den meisten derselben am Todestage der in ersteren schlafenden Tapfern die Kränze fehlen, von liebender Hand geflochten, - das Andenken der in den Tod gegangenen Braven, wie ihr heldenmüthiges Sterben wird im Vaterlande nicht allein durch die Kirchen und auf Denktafeln - in heimischer Flur errichtet - eingegrabenen Namen der 1870/71 auf dem Felde der Ehre Gebliebenen noch kommenden Geschlechtern als Vermächtniß aus großer Zeit überliefert werden, sondern auch im Herzen der Nation allezeit unvergessen sein und bleiben.
Und so wollen wir denn auch, liebe Mitbewohnern des Fürstenthum's Ratzeburg, unsern tapfern gefallenen Kameraden des Fürstenthum's Ratzeburg ein Denkmal errichten, das den Gefallenen zum Gedächtniß, den Lebenden zur Anerkennung und der Jugend zur Nachahmung sein soll.
Gleichzeitig auch eine Stätte, an der es den Anverwandten der treuen Todten vergönnt ist, am Todestage der im fernen Feindeslands Gebliebenen mit liebender Hand einen Kranz nieder zu legen.
Sie starben freudig für ihr Volk und Vaterland den Heldentod, und haben mit ihrem Herzblute den Boden zurückgekauft, auf den einst die zuchtlosen Horden des Franzmannes den Fuß gesetzt haben.
Wir richten daher an Sie, liebe Mitbewohner des Fürstenthum's Ratzeburg, die kammeradschaft=

[ => Original lesen: 1879 Nr. 62 Seite 2]

liche Bitte, uns in diesem recht patriotischen Werke nach besten Kräften zu fördern und zu unterstützen.

Mit treu kammeradschaftlichem Gruß       
Eduard Gierloff.
Mitglied des Kampfgenossen=Vereins 1870/71.      

      Was sterbend - doch als Sieger - sie erwarben,
      O schützt es als ein unantastbar Gut;
      Den neuen Bund, getauft mit Heldenblut;
      Reißt Wahnwitz Euch auf's Neu zu innern Fehden,
      Ruft ihre Geister auf zum Volksgericht,
      Daß zu den Lebenden die Todten reden; -
      Vergiß, mein Volk, der treuen Todten nicht.


- Der Sohn des deutschen Kronprinzen Prinz Heinrich hat gelegentlich seiner Weltumsegelung in Yokohama u. A. auch ein Theater besucht. Vom Direktor des Schiotomiza=Theaters zur Aufführung des berühmten Dramas "Sekinoba" eingeladen, begab sich der Prinz in Begleitung des Prinzen Kitaschirakawa in eifern offenen Wagen Abends 7 U. zur Vorstellung. Das Theatergebäude war mit Gasflammen und Tausenden rother Papierlaternen glänzend erleuchtet, der Haupteingang war mit Blumen (in großem Vasen) und den deutschen und japanesischen Fahnen reich geschmückt, ebenso das Innere des ganzen Theaters und vorzüglich die Loge des Prinzen. Der Direktor erschien vor Beginn des Schauspiels auf der Bühne und hielt eine kurze Ansprache, in welcher er seine Dankbarkeit für die ihm erwiesene hohe Ehre zum Ausdruck brachte. Um 1/2 8 Uhr begann die Vorstellung. Es entfaltete sich das Hauptquartier des japanischen Generals Kumagaya, eines berühmten Feldherrn des Schogun (Taikun) Yoritomo, welcher vor etwa 700 Jahren den Schogun Taira stürzte. Der General Kumagaya besiegte das Heer Tairas, tödtete alle Mitglieder seines Hauses und brachte deren Köpfe vor seinen Schogun Yoritoma. Nach Beendigung dieses Stückes wurde ein grotesker Tanz, Geniobu=odorie, von 25 Schauspielern vorgeführt, welche in Japanischmittelalterliches Kostüm gekleidet waren.
- Eine siebentägige Distancefahrt, welche unlängst von Bonn nach Potsdam ausgeführt wurde, macht in der Sportwelt viel von sich reden, da die Leistung in jeder Beziehung eine hervorragende und gelungene war. Die "Bonn. Ztg." bringt folgende interessante Details über diese Fahrt: Am 12. Juni, Morgens 7 Uhr, verließ Rittmeister Mühlberg zu Wagen Bonn und traf am 18. Juni, Abends 7 Uhr, nach einer Fahrt von 554 Kilometern mit gesunden und vollständig frischen Pferden in Potsdam ein. Die Durchschnittsleistung von 79 Kilometern täglich vertheilt sich wie folgt: 1. Tag bis Olpe 87 Kilometer, 2. Tag bis Winterberg 69 Kilometer, 3. Tag bis Grevenstein 86 Kilometer, 4. Tag bis Herzberg 83 Kilometer, 5. Tag bis Halberstadt 65 Kilometer, 6. Tag bis Burg 74 Kilometer, 7. Tag bis Potsdam 96 Kilometer, im ganzen also 554 Kilometer. Der zweite Marschtag von Olpe nach Winterberg und ebenso der fünfte Tag von Herzberg nach Halberstadt ging über eine geringere Strecke, da die Berge des Sauerlandes resp. die bedeutenden Steigungen des Harz=Vorgebirges einem raschen Fortkommen hinderlich waren. Die Pferde, zwei leichte schnittige, edle Ungarische sieben= und achtjährige Stuten stammen aus dem Stalle des Herzogs von Nassau und wurden im Frühjahr 1879 dem Rittmeister als Vollblut verkauft. Bei der Ankunft in Potsdam waren die Jucker vollständig marschthätig und hätten in gleichen Etappen noch tagelang gehen können. - Der Fahrt ging ein sechswöchentlicher Training in Bonn voraus. Die Pferde wurden zwei Stunden im Schritt bewegt und Nachmittags an lange sich täglich steigernde Arbeit gewöhnt. Während des Trainings wurde den Pferden überlassen, sich das Tempo im Trabe selbst zu suchen und waren dieselben bei der Abfahrt von Bonn so vorbereitet, daß sie bei einer Schnelligkeit von 12 Kilometern die Stunde 4 bis 5 Meilen gehen konnten, ohne eine Anstrengung zu zeigen. Dieses Tempo von 12 Kilometern die Stunde wurde von den Pferden während der ganzen Tour durchgehalten. Bergauf wurde meist Schritt, bergunter mit angelegtem Hemmschuh stets Trab gefahren. Die Pferde waren in Bonn durch den Fahnenschmied der Escadron mit leichten Stahleisen versehen und hielt der Beschlag so vorzüglich, daß die mitgenommenen Reserveeisen nicht in Brauch kamen. Nur bei einem Hintereisen mußten in Brandenburg a. d. Havel die Nägel ausgezogen werden. Die Pferde gingen vor einer leichten offenen Break und nahm außer dem Kutscher noch die Gemahlin des Rittmeisters an der Fahrt Theil, jeden Morgen um 5 Uhr wurde abgefahren und traf man Mittags zwischen 12 und 2 Uhr im Quartier ein. Nur am letzten Tage wurde den Pferden in Brandenburg eine fünfstündige Ruhe gegönnt, sonst auf zwei Drittel des Tagesmarsches ein halbstündiger Halt gemacht und den Pferden Brod und Wasser gegeben. Um zu vermeiden, daß die Thiere aus Durst das im Quartier sofort gebotene Heu verschmähten, wurde ihnen eine halbe vor Ende des Marsches jedesmal einige Schluck Wasser gereicht.
- Mittel gegen den Kartoffelkäfer. Bisher hat man bekanntlich in Amerika nur das sogenannte Schweinfurter Grün, welches sehr giftig ist, gegen dieses Ungeziefer in Anwendung gebracht. Jetzt wird von einem amerikanischen Chemiker (im Boston Journal of Chemistry) statt desselben carbolsaurer Kalk, ein Präparat aus Karbolsäure und Kalk zur Vertilgung des Käfers empfohlen. Dasselbe soll ebenso wirksam sein, als das Schweinfurter Grün, ohne dessen giftige Eigenschaft zu besitzen. Andererseits wollen amerikanische Farmer die Entdeckung gemacht haben, daß Flachs, zwischen die Reihen der Kartoffel gesäet, ein gutes Mittel gegen den Käfer sei. Er soll das betreffende Feld verlassen und nicht mehr dorthin zurückkehren.
- Blattläuse auf Rosen. Der schönste Rosenflor, besonders Remontanten, wird oft durch massenhaft auftretende Blattläuse zerstört. In kleineren Glashäusern ist man im Stande, durch Tabackrauch die Thiere zu tödten, nicht so bei im Freien stehenden Rosen. Es dürfte deshalb wohl manchem Leser angenehm sein, ein Mittel kennen zu lernen, welches ein bekannter Rosenzüchter, Th. Rivers, seit lange anwendet und sicher empfiehlt. Acht Loth Quassiaspäne werden in 4-5 Liter weichem Wasser 10 Minuten gekocht, die Flüssigkeit durchgeseiht und acht Loth feine Seife darin aufgelöst. Nach dem Erkalten wird gut umgerührt und die Rosen damit tüchtig bespritzt; noch besser ist es, die jungen Triebe und Knospen mit der Flüssigkeit sauber abzuwaschen. Der Erfolg macht sich bald bemerkbar, und nach 15-20 Minuten müssen die todten und sterbenden Insekten durch recht starkes Bespritzen mit reinem Wasser von der Pflanze abgespült werden.
- Bracteatenfund. Vor Kurzem sind in der Nähe von Lehmke bei Uelzen mehr denn 1500 sogenannte Bracteaten (Silberblechmünzen) gefunden, die sich an der betreffenden Stelle in einer vergraben gewesenen Urne gefunden haben. Leider ist die Urne gänzlich zertrümmert und ein Theil der alten Münzen, weil man solche für werthlos gehalten, bereits abhanden gekommen. Durch die Bemühungen des Landgendarmerie=Wachtmeisters Walther zu Uelzen sind noch etwa 1200 der gefundenen Münzen herbeigeschafft und werden solche an das Museum zu Hannover eingesandt werden.


Das Lieblingsgetränk des schönen Geschlechts.

Eines der eingebürgertsten Genußmittel unserer Zeit ist unstreitig der Kaffee, besonders bei unsern Damen beliebt. Wir trinken täglich Kaffee und doch befinden sich viele in Unkenntniß über das Wesen desselben und darüber, welchen vielfachen Fälschungen derselbe unterworfen ist. Das Gutachten des Reichsgesundheitsamtes, welches den Motiven zu dem neuen Reichsgesetze, betreffend den Verkehr mit Nahrungsmitteln, Genußmitteln u. Gebrauchsgegenständen angefügt ist, gibt uns darüber interessante Aufschlüsse, die wir uns nicht versagen können, als Pendant zu den vor einiger Zeit erschienenen Artikeln der "Bierpanscherei" hier auszugsweise mitzutheilen. Was ist Kaffee? Kaffee ist das Getränk, welches man durch Übergießen der enthülsten und gerösteten Samen der Kaffeepflanze (coffea arabika) erhält. Ihre Wirkung ist zumeist einem narkotischen Bestandtheil den Koffein (Thein) in Verbindung mit der Kaffeegerbsäure und einem flüchtigen, aromatischen Oel zuzuschreiben. Im Handel kommen die Kaffeebohnen erstens ganz und ungeröstet, zweitens ganz und geröstet und endlich drittens gemahlen und geröstet vor. Was nun die Ver=

[ => Original lesen: 1879 Nr. 62 Seite 3]

fälschungen anbelangt, so vermengt man ihn zunächst im rohen Zustande nicht selten zur Gewichtsvermehrung mit grobem Seesand (Quarzgerölle), welcher ihm der Farbe nach sehr ähnlich ist. - Rohe grüne Kaffeebohnen werden in besonders dafür bestehenden Fabriken aus Thon und andern Massen plastisch nachgebildet. Dieselben sehen den natürlichen Bohnen auf das Ueberraschendste ähnlich und werden oft dem natürlichen Kaffee in nicht unbeträchlicher Menge zugemischt. Ebenso unterliegen die ungebrannten Bohnen vielfachen Färbungen. So wird häufig Chromgelb verwendet; auch durch Rollen der Kaffeebohnen mit Bleikugeln in Fässern sucht man denselben eine dunklere Nuance zu geben - Manipulationen, die als besonders gesundheitsgefährlich zu betrachten sind. Der weiteste Spielraum für Betrügerei ist beim Verkaufe gebrannten und gemahlenen Kaffees dargeboten. Auch gebrannte Kaffeebohnen werden künstlich dargestellt, theils aus Thon mit gebranntem Zucker, theils aus Mehlteig, theils aus schon ausgezogenem, gebrannten Kaffee unter Zusatz von Mehlteig. Gebrannten gemahlenen Kaffee vermischt man mit gebranntem Zucker und einer großen Anzahl von gerösteten und zerkleinerten Samen und Wurzeln der verschiedensten Pflanzen, Roggen und sonstigen Getreiden, Erbsen, Bohnen, Eicheln, Cichorienwurzel u. s. w. In England hat man auch gebrannte und pulverisirte Thierleber als Verfälschung von billigem Kaffee verwandt. - "Das sind ja ganz schreckliche Dinge"! werden unsere Damen ausrufen. Zur Beruhigung können wir hinzufügen, daß alle diese Verfälschungen leicht nachweislich sind und in unsern Gegenden wenig vorkommen dürften. Denn jeder Kaufmann einer kleineren Stadt würde seinen guten Ruf verlieren und sein Geschäft untergraben, wenn ihm derartige Betrügereien nachgewiesen würden. Mögen jedoch unsere Bemerkungen den Händlern zur Warnung dienen und das consumirende Publikum zur Vorsicht mahnen!


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Subhastation der zu Herrenburg belegenen Büdnerei c. p. des Bäckermeisters Schröder daselbst wird hierdurch gemeinkundig gemacht

I. daß der auf den 17. dieses Monats abgesetzte Ueberbotstermin auf

Dienstag den 19. August d. J. (1879)

ex. officio verlegt worden ist
II. und daß demgemäß zu diesem

am 19. August dieses Jahres Vormittags
11 Uhr allhier vor Gericht stattfindenden

Ueberbotstermin

Kaufliebhaber mit dem Eröffnen geladen werden:
I. daß die zu subhastirende Büdnerei c. p. nach dem über selbige 1871 errichteten Hypothekenbuche Alles in Allem angeblich 44 Scheffel Aussaat und 45 []R. groß ist, daß die Gebäude aus einem Wohnhause mit Anbau, einer Scheune mit Anbau, einem Kathen und einem Stallgebäude bestehen, deren Besichtigung nach voraufgegangener Meldung bei dem Ortsvorstand zu Herrenburg freisteht.
II. daß bisher in dem Wohnhause Bäckerei und Krämerei betrieben worden;
III. daß beim Zuschlage ein als Conventionalpoen haftendes Angeld von Eintausend Mark zu erlegen ist;
IV. Und daß in dem am 24. v. Mts. abgehaltenen ersten Verkaufstermin Gebote nicht abgegeben sind.
Schönberg, den 4. Juli 1879.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.       


In Sachen, betreffend den Concurs über den Nachlaß des Schlachtermeisters Daniel Stockfisch hieselbst wird zur Kenntniß der interessirenden Gläubiger gebracht, daß, wie sich nachträglich herausgestellt hat, zwei Kirchenstände, nämlich der Mannsstand Nr. 21 und der Frauenstand Nr. 64 hieselbst auf den Namen des wailand Schlächtermeisters Daniel Stockfisch zu Stadtrecht geschrieben sind.
Zur Beschlußfassung der Gläubiger über die Heranziehung gedachter Kirchenstände zur Masse und die Verwerthung derselben, gleichzeitig aber zur Prüfung der von dem Curator bonorum eingelieferten Rechnung, zur eventuellen Dechargeertheilung an denselben und zur Feststellung des ihm gebührenden Honorars ist ein Termin auf

Dienstag den 26. August d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Concursgerichte anberaumt, zu welchem die interessirenden Gläubiger unter dem Nachtheile geladen werden, daß diejenigen, welche nicht erscheinen werden, an die Beschlüsse der Erschienen gebunden sein sollen.
Schönberg, den 22. Juli 1879.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. Schumann v. c.

A. Dufft.       


Antragsmäßig soll über das zu Stove belegene Schmiedegehöft c. p. des Schmiedemeisters Johann Friedrich Wilhelm Heick daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Donnerstag, den 9. October d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

vor das zukünftige Großherzogliche Amtsgericht hierselbst peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke, sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderung auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden hat.
Schönberg, den 6. Juli 1879.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.       


Torf=Auction.

Donnerstag den 14. August d. J. soll auf dem Woitendorfer Torfmoore Baggertorf meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden.
Die Auction beginnt Morgens 9 Uhr und wollen Käufer sich bei der Hütte auf dem Woitendorfer Moore einfinden.
Rehna den 6. August 1879.

Großherzogliche Forstinspection.


Zur Versicherung gegen Feuerschaden empfehle ich die Providentia deutsche Versicherungs=Gesellschaft zu Frankfurt a. M.
mit einem begebenen Grundkapitale von über 17 Millionen Mark.

Besonders günstige Bedingungen für landwirthschaftliche Versicherungen.
Die Prämien sind fest, so daß die Versicherten in keinem Falle Nachzahlungen zu leisten haben. In der schleunigen und loyalen Erfüllung ihrer Verbindlichkeiten wird die Providentia sich von keiner anderen Gesellschaft übertreffen lassen.

Wilh. Heincke.       


Erntehandschuhe
sind stets zu haben in Schönberg bei                          
                          Emil Jannicke, Handschuhmacher.


[ => Original lesen: 1879 Nr. 62 Seite 4]

Guano der Peruanischen Regierung

Bleiblombe aus den Importationen der Herren Dreifus Frères & Cie. in Paris.
-------------------
Direct importirtem Peru-Guano
offeriren und werden eingehende Aufträge jederzeit prompt effectuiren
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                                                    Ohlendorff u. Co.,
                                                    alleinige Agenten der Herren Dreifus Frères & Cie. in Paris
                                                    für Deutschland und den Norden.
Hamburg, im Juli 1879.                                                    
Die chemischen u. Dünger-Fabriken von Ohlendorff & Co.
Hamburg, London, Antwerpen u. Emmerich a. R.
offeriren hiermit
Bleiblombe aufgeschlossenen Peru-Guano
bekannter Qualität unter Garantie eines Gehaltes in demselben von
7 % gegen Verflüchtigung geschütztem Stickstoff
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und ertheilen über Preise und sonstige Verkaufsbedingungen auf Anfrage bereitwilligst Auskunft.

Zur grösseren Sicherstellung der Abnehmer vor Täuschungen wird jeder einzelne Sack aufgeschlossener und roher pulverisirter Peru-Guano mit der respectiven, vorstehend abgebildeten, die behördlich registrirte Schutzmarke tragenden Plombe versehen, worauf bei Ankäufen zu achten nicht dringend genug empfohlen werden kann.


Guano der Peruanischen Regierung.

Wir bringen hierdurch zur Kenntniss, dass wir unseren Agenten, den Herren Mees & Moens in Rotterdam, untersagt haben, dem Herrn M. H. Salomonson in Rotterdam fernerhin Peru-Guano zu verkaufen und zu liefern.
Hamburg, Juli 1879.

Schröder. Michaelsen & Co.       


Bei meiner Möbel=Verloosung haben folgende Nummern gewonnen:
      Nr. 645 ein großer Kleiderschrank,
      Nr. 381 ein Eckschrank,
      Nr. 338 ein Leinen=Secretär,
      Nr. 453 ein einthüriger Kleiderschrank,
      Nr. 692 eine Komode,
      Nr. 567 eine Komode,
      Nr. 441 eine Komode,
      Nr. 762 ein Tisch,
      Nr. 239 ein Rohrstuhl,
      Nr. 282 ein Rohrstuhl,
      Nr. 387 ein Rohrstuhl,
      Nr. 644 ein Rohrstuhl,
      Nr. 92   ein Rohrstuhl,
      Nr. 322 ein Rohrstuhl.
Bei Vorzeigung der Loosnummer erhält jeder Gewinner seine Gewinne.
Schönberg d. 11. August 1879.

J. Melchert, Tischlermeister.       


Rein schmeckenden gebrannten                          
Marac. Caffee
à 80 Pfennig (Mecklenburg).
empfiehlt                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Von Morgen ab kann Korn bei mir eingefahren werden, über 20 Fuder haben Platz. Das Dreschen beginnt bei genügendem Vorrath sofort.

C. Egert.       


Junge Mädchen, welche das Strohhut= und Putzfach erlernen wollen, finden bei freier Station gegen entsprechende Vergütung zu sofort Aufnahme.

Schwerin i. M.                                                     Ernst Gaedt.


Nitril Superphosphat.

bewährter, bester Ersatz für Stalldünger, für jeden Boden passend, - liefert unter strenger Garantie zum Herbstanbau die

Nitril Superphosphat-Fabrik Krümmel
bei Hamburg.
(Comptoir): A. Schram in Mölln in L.

Fabriken in Oestreich Ungarn zu Lissik bei Prag und Pressburg in Ungarn.


Hierdurch allen Bewohnern Selmsdorf's und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich hieselbst eine

Colonialwaaren=, Farben=, Spiritiosenhandlung etc.

eröffnet habe.
Indem ich stets bemüht sein werde, jeden mir zukommenden Auftrag in jeder Hinsicht prompt und billigst auszuführen, ersuche ich freundlichst, mich durch Ihre werthen Besuche beehren zu wollen.

Ergebenst
Selmsdorf d. 5. August 1879.                          
                                                    P. Krellenberg.


Bei dem Wienck'schen Brande in Sahmkow ist mir ein Feuereimer, das mit meinem Namen versehen ist, abhanden gekommen, was ich hierdurch zur Anzeige bringe.

Schulze Ahrendt       
in Neschow.           


Zur Warnung

mache ich hiermit bekannt, daß das Mitführen von Hunden über meine Weidekoppel zu großem Unglück für die Betreffende führen kann. Ich empfehle den Hund so lange auf den Arm oder an die Leine zu nehmen.

Hauswirth Tews,       
in Bechelsdorf.         


Säcke
vermiethet                                                    
                                                    W. Holldorff.


prima Dachpfannen
empfiehlt                                                    
                                                    W. Holldorff.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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