No. 43
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 05. Juni
1879
neunundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1879 Nr. 43 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Der Kaiser hat am 2. Juni in Babelsberg wieder einen Unfall erlitten. Bei dem Umhergehen ist er wiederum am dem Parquetboden ausgeglitten und hat sich an der Kniescheibe verletzt. Die sofort herbeigerufenen Aerzte erklärten die Verletzung für keine erhebliche, doch thut Ruhe in hohem Grade Noth und dieselbe wird denn auch auf Andringen der Aerzte für die nächsten Tage gewahrt werden. Die Aerzte sind der Meinung, daß durch die mannigfachen Anstrengungen der letzten Zeit, durch das viele Zupferdesitzen während der Paraden etc. eine gewisse Schwächung eingetreten ist, durch welche der Fall auf dem glatten Parquetboden veranlaßt ist.
Die Ernennung des Corvetten=Capitäns Zembsch zum Consul mit dem Charakter als General=Consul auf den Samoa=Inseln ist jetzt erfolgt; derselbe wird jedoch erst in vier bis sechs Wochen nach seinem Bestimmungsorte abreisen und bis zu dieser Zeit im auswärtigen Amte behufs Information für seinen neuen Posten arbeiten. Capitän Zembsch wird vorläufig nur beurlaubt; er verbleibt als Corvetten=Capitän im Admiralstabe.
Die Tabacksteuer=Kommission hat in erster Lesung beschlossen, ausländischen Taback mit einem Zoll von 60 M., inländischen mit einer Steuer von 28 M. für 100 Kilogramm zu belegen. Die Regierungsvorlage forderte 120 resp. 80 M. Diese Beschlüsse werden indessen in der zweiten Lesung sicher eine Correctur nach obenhin erfahren.
Das Sperrgesetz ist in der Bundesrathssitzung vom Freitag, wie zu erwarten war, in der Fassung, in welcher es aus der dritten Lesung des Reichstages hervorgegangen ist, angenommen worden. Die Publikation ist bereits erfolgt und zugleich die Verordnung des Kanzlers erlassen, durch welche die sofortige Anwendung des Gesetzes auf Roheisen ausgesprochen wird.
Es sei einstweilen referirend bemerkt, daß man in Regierungskreisen mit dem Plane umgeht, eine zweijährige Budgetperiode statt der bisherigen einjährigen einzuführen und die Legislaturdauer des Reichstages von drei auf fünf Jahre festzusetzen; eine feste Gestalt hat dieser Plan indeß keineswegs angenommen.
Die Kommission, welcher die Gebühren=Ordnung für Rechtsanwälte übertragen worden ist, hat ihre Arbeiten beendet und u. A. beschlossen, das der Rechtsanwalt bei bestehendem Vertrage wohl ein Extrahonorar annehmen könne, daß dies jedoch nicht auf Grund einer rechtlichen Verpflichtung gefordert werden dürfe.
England. Nachrichten aus Indien zufolge wurde die Ratification des Friedensschlusses mit Afghanistan bereits am vergangenen Sonnabend erwartet. Alle englischen Truppen, die um und in Jellalabad standen, sind zurückgezogen worden. - England knüpft im Stillen rings um Afrika, so weit es einen Absatzmarkt für den brittischen Handel zu liefern verspricht, seine Netze. Jetzt hat sich, einer Londoner Nachricht, auch der Sultan von Zanzibar bereit erklärt, zur Verwirklichung eines Planes beizutragen, durch den Mittel=Afrika dem Handel erschlossen werden soll. Der Sultan will eine Strecke Landes zur Anlegung einer Eisenbahn hergeben.
Rußland. Es soll dem General Gurko gelungen sein, das gesammte, aus neun Mitgliedern bestehende nihilistische Exekutiv=Komité aufzuheben, wobei wichtige Funde von der Polizei gemacht worden sein sollen. Man versichert, daß eines der Mitglieder in nahen Beziehungen zu den höchsten russischen Kreisen stehen soll.


- Die Angelegenheit der Pensionszahlung an die Königin Marie von Hannover und deren Töchter hat nunmehr ihren vollen Abschluß gefunden, indem die Zahlung der Beträge von im Ganzen 240,000 M. jährlich bereits für das zweite Quartal d. J. angewiesen worden ist.
- In den letzten Tagen beschäftigen sich die Zeitungen mit der Frage der Währung im Deutschen Reiche und kommen hiebei zu dem Schluß, daß seitens der Reichsverwaltung das Verlassen der Goldwährung in Aussicht stände. Wir können erklären, schreibt die "Nordd. Allg. Ztg." daß in maßgebenden Kreisen hiervon Nichts bekannt ist.
- In Südaustralien hat man in dürrster Gegend mittelst dreier tiefer artesischer Brunnen äußerst reichliches Wasser gefunden; dieselben liefern täglich bezüglich 12000, 30000 und 10000 Galonen Wasser. Ergeben die weiter anzustellenden Versuche ebenso günstige Resultate, so werden die weiten Strecken des australischen Continentes, die jetzt aus Wassermangel noch öd liegen, bald der Kultur gewonnen werden; namentlich dürften die Schäfereien, die jetzt schon über 44 Millionen Schafe zählen, ganz außerordentlich sich vermehren.
- Zur Ergänzung unserer Notiz, daß der neue Fürst von Bulgarien bereits auf Freiersfüßen geht, können wir heute noch hinzufügen, daß die ihm zugedachte Auserwählte, Fürstin Jussopoff, eine durchaus interessante Erscheinung, etwas jünger als Fürst Alexander ist, deren Bekanntschaft er bereits in Petersburg und Berlin gemacht hat und der es entschieden nicht zum Nachtheile gereicht, daß sie einst 25-30 Millionen Rubel erben wird, die ihr Vater in zahlreichen Häusern in Petersburg, Bergwerken, Fabrikanlagen und Gütern besitzt.
- Von den rothen Communisten in Paris, die im Jahre 1871 gesengt und gebrennt haben, sind bis jetzt 2840 begnadigt worden. Präsident Grevy muß ja wissen, was er thut und wird hart genug gedrängt von einem Theil der Kammer und der öffentlichen Meinung, der andere Theil aber läßt sich die Sorge nicht wegdisputiren, daß man es zu bereuen haben werde.
- Der bonapartische Klopfechter Paul v. Cassagnac ist fast schlimmer als jene Mordbrenner; er spektakelt ohne Unterbrechung in der Kammer und in seiner Zeitung und läßt Niemanden zu Ruhe kommen. Am liebsten schießt er sich mit seinen Gegnern aus Pistolen und er ist ein eben so vor=

[ => Original lesen: 1879 Nr. 43 Seite 2]

trefflicher Schütze, wie begabter Pasquillerschreiber. Es wurde ihm Niemand in den Weg treten, wenn er nicht Jedermann in den Weg träte. Die jetzigen Minister hat er alte Ladenhüter genannt und sich ungemein gewundert, daß sie das übel nahmen.
- Auf der Hundeausstellung in Hannover hat Frau Dr. Fischer aus Berlin einen Seidenspitz ausgestellt, für den ein Engländer 1000 Pfd. Sterling geboten hat, ohne ihn zu bekommen.
- Wie tiefsinnig manchmal die Aussprüche der Kinder sind! "Sage mir einmal mein Kind, was ist Eis?" fragte die Großmutter ihr kleines Enkelchen. Bebe besinnt sich einen Augenblick und antwortet dann: "Eis nennt man das Wasser, wenn es schläft."


Anzeigen.

Ueber den Nachlaß des am 15. October 1878 verstorbenen Schlossermeisters Hans Heinrich Böttcher zu Schlagsdorf wird, nachdem die Vormünder seiner beiden minderjährigen Töchter und Beneficialerbinnen, Productenhändler Burmeister und Gastwirth Reimers daselbst. am 4. d. M. wegen Unzureichlichkeit der inventirten Nachlaßmasse zur Deckung der inzwischen bekannt gewordenen Schuldforderungen an den Erblasser, dieselbe dessen Gläubigern abgetreten haben, hiemit, unter Vorbehalt der creditorischen Rechte, der formelle Concurs eröffnet und deshalb mittelst gegenwärtigen Proclams ein Liquidationstermin auf

Donnerstag den 12. Juni d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem Großherzoglichen Justizamte hieselbst angesetzt, zu welchem Alle, welche aus irgend einem Grunde Ansprüche und Forderungen an den Schlosser Böttcher'schen Nachlaß zu haben vermeinen, zwecks Anmeldung ihrer Ansprüche und Vorlegung ihrer schriftlichen Beweismittel, sowie zur Prioritätsausführung unter dem hierdurch ein für alle Mal angedroheten Nachtheile der Abweisung von der vorhandenen Masse und des Ausschlusses mit ihren Beweismitteln und der Prioritäts=Ausführung geladen werden.
Ferner wird ein Termin auf

Sonnabend den 5. Juli d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem hiesigen Justizamte anberaumt, zum Versuche vergleichsweiser Aufgreifung des Debitwesens, zu welchem die nicht präcludirten Böttcher'schen Gläubiger zur Abgabe ihrer Erklärungen unter dem ein für alle Mal angekündigten Nachtheile der Ablehnung der vergleichsweisen Beilegung des Debitwesens hiedurch geladen werden.
Gleichzeitig werden alle Diejenigen, welche noch aus irgend einem Rechtsgrunde Zahlungen an den verstorbenen Schlossermeister Böttcher zu leisten haben, hiemit bei Vermeidung von Zwangsverfügungen, aufgefordert, spätestens binnen 4 Wochen den Betrag der resp. Schuldpöste an das Concursgericht einzuzahlen.
Die sonstige nur noch aus den Schmiedegeräthschaften und geringfügigen Mobiliargegenständen bestehende Nachlaßmasse ist bereits öffentlich meistbietend verkauft und der Auctionserlös von 290 M. 72 Pfennig (Mecklenburg) zum gerichtlichen Verwahrsam genommen.
Schönberg, den 12. März 1879.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.       


In Sachen betreffend die Subhastation der zu Schwanbeck belegenen Käthnerstelle mit Ziegelei des Zieglermeisters Johann Homberg daselbst wird der auf

Dienstag den 10. Juni d. J.,
Mittags 12 Uhr,

anstehende Ueberbotstermin mit dem Bemerken hiedurch in Erinnerung gebracht, daß in dem Verkaufstermine am 17. d. M. ein Gebot nicht abgegeben ist.
Schönberg, den 19. Mai 1879.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.       


In Sachen betreffend die Subhastation des zu Schönberg vor dem Siemzer Thore belegenen Gartens des Schmiedemeistes W. Kühn allhier steht zur Erklärung der Gläubiger über die Liquidate ein Termin auf

Sonnabend den 14. Juni d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

Vor dem unterzeichneten Subhastationsgerichte an, zu welchem die interessirenden Kühn'schen Gläubiger unter dem Nachtheil der Anerkennung der Liquidate hiemit geladen werden.
Schönberg, den 18. Mai 1879.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.       


Zum öffentlich meistbietenden , in vim executionis verfügten Verkauf des dem Tagelöhner Johann Otto gehörenden, an der Grevesmühlen'schen Landstraße belegenen Wohnhauses Nr. 231 haben wir einen Termin auf

Donnerstage den 28. Juni d. J.
Vormittags 11 Uhr

und einen Ueberbotstermin auf

Donnerstag, den 17. Juli d. J.
Vormittags 11 Uhr

anberaumt, wozu Kaufliebhaber mit dem Bemerken geladen werden, daß die Tradition zu Michaelis d. Js. zu geschehen und die sonstigen Verkaufsbedingungen in der Gerichts=Registratur einzusehen sind.
Rehna, den 17. April 1879.

Großherzogliches Stadtgericht.


Auf zulässig befundenen Antrag des Erbpächters Peter Heinrich Voß Nr. 1 zu Zehmen, in väterlicher Vormundschaft seiner 3 Kinder aus der Ehe mit der wailand Catharina Maria geb. Retelsdorf, werden alle Diejenigen, welche ein näheres oder gleich nahes Erbrecht an den Nachlaß der am 8. Februar 1879 zu Zehmen mit Hinterlassung eines am 6. Februar 1879 vor Notar und 7 Zeugen errichteten und am 5. März 1879 vor Notar und 2 Zeugen eröffneten Testaments verstorbenen Erbpächterfrau Catharina Maria Voß geb. Retelsdorf daselbst zu haben vermeinen, als die in diesem Testament zu Erben eingesetzten drei noch minorennen ehelichen Kinder defunctae, Vornamens Heinrich, Anna und Ludwig, geladen, in dem auf

Dienstag den 17. Juni d. J.
Vormittags 11 Uhr

zur Liquidation solcher Ansprüche auf der Amtsgerichtsstube zu Rehna anstehenden Termin in Person oder durch gehörig legitimirte Bevollmächtigte zu erscheinen und ihre gleich nahen oder besseren Ansprüche darzulegen und gehörig zu bescheinigen, unter dem ein für alle Mal angedroheten Nachtheile, daß der Extrahent oder die sich Meldenden und Legitimirenden, für die rechten Erben angenommen, ihm resp. ihnen die in Rede stehende Verlassenschaft überlassen und das Erbenzeugniß ausgestellt werden, sowie daß die nach der Präclusion sich meldenden näheren oder gleich nahen Erben alle Handlungen und Disposition Denerjenigen, welche in die Erbschaft getreten, anzuerkennen und zu übernehmen schuldig sein sollen.
Gadebusch den 29. März 1879.

Großherzogliches Amtsgericht Rehna.


Auction
auf dem Löwitzer Mühlengehöfte.

Am Montag den 23. Juni d. Js., Vormittags 10 Uhr soll auf dem Löwitzer Mühlengehöfte der Nachlaß des verstorbenen Müllers Creutzfeldt öffentlich meistbietend verkauft werden, wozu Vorzugsweise gehört:

das lebende und todte Inventar des Mühlenbetriebes und der Ackerwirthschaft, sowie Mobilien, Betten, Haus= und Küchengeräthe, einige Faden Buchenholz und was sich sonst noch vorfindet.


[ => Original lesen: 1879 Nr. 43 Seite 3]

Ersparniß- & Vorschuß-Anstalt

Die Zinsen, welche zu Johannis d. J. auf die bei der Vorschuß=Anstalt belegten Capitalien fällig sind, werden bereits am

Dienstag den 3. Juni d. J.,
Mittwoch den 4. Juni d. J.,
Donnerstag den 5. Juni d. J.,
und
Freitag den 6. Juni d. J.
von 7 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags

im Geschäftslokale der Anstalt ausgezahlt.

Das Directorium.       


Thierschau in Schönberg.

1) In Folge Beschlusses des landwirthschaftlichen Vereins findet am Dienstag den 10. Juni d. J. auf dem sog. Baubrink hieselbst eine Thierschau, verbunden mit einer Industrie=Ausstellung statt.

2) Jedem steht es frei, Thiere zur Schau zu stellen. Indeß concurriren zu den Prämien nur Mitglieder des landwirthschaftlichen Vereins und Viehbesitzer des Fürstenthums Ratzeburg.

3) Nichtmitglieder des landwirthschaftlichen Vereins, welche Vieh zur Schau stellen, haben 3 M. zu bezahlen.

4) Es sind folgende Prämien ausgesetzt:

A. für Pferde.

a. für die beste 4jährige und ältere Stute 60 .
b. für die beste 3jährige Stute 30 M.
c. für das beste Wagenpferd 45 M.
d. für das beste Arbeitspferd 36 M.
e. für das beste 2jährige Füllen 24 M.
f. für das beste 1jährige Füllen 24 M.

B. Für Rindvieh.

a. für den besten 2jähr. oder älteren Bollen 24 M.
b. für den besten 1jährigen Bollen 18 M.
c. für die beste milchgebende Kuh (Preis der Stadt Schönberg) 50 M.
d. für die nächstbeste Kuh 36 M.
e. für die beste 2= oder 3jährige Starke 24 M.
f. für die nächstbeste dito 18 M.

C. Für Schweine.

a. für den besten Zuchteber 18 M.
b. für die beste Sau 15 M.
c. für die nächstbeste 12 M.

5) Es dürfen nicht mehrere Prämien für dasselbe Thier ausgegeben und darf daher ein Pferd nicht gleichzeitig als Stute und als Wagen= oder Arbeitspferd prämirt werden.
Jeder Preis wird nur ertheilt, wenn mindestens zwei Thiere concurriren, es sei denn, daß die Preisrichter das allein zur Bewerbung stehende Thier für besonders preiswürdig erklären.

6) Die Stellung sämmtlicher Thiere auf dem Baubrink, wo ihnen der Platz angewiesen werden wird, muß bis spätestens 9 Uhr Morgens des Thierschautages geschehen sein. Die Thierschau wird pünktlich um 9 Uhr eröffnet.

7) Mit der Einsammlung von freiwilligen Beiträgen für die Thierschau ist seitens des hiesigen Magistrats der Stadtdiener Boye beauftragt. Uebrigens ist auch der Secretair des landwirthschaftlichen Vereins zur Entgegennahme freiwilliger Beiträge bereit. Derselbe vertheilt auch die für die Mitglieder des landwirthschaftlichen Vereins, sowie diejenigen, welche sich mit freiwilligen Beiträgen betheiligt haben, bestimmten Karten.
Einlaßkarten, das Stück 1 M. sind bei dem Herrn Aug. Spehr und bei der Frau Gastwirthin Boye, sowie am Tage der Thierschau auf dem Baubrink zu bekommen.
Sämmtliche ausgegebenen Eintrittskarten gelten auch für die mit der Thierschau verbundene Gewerbe=Ausstellung.
Schönberg den 28. Mai 1879.

Der Vorstand des landwirthschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Tapeten und Borden

in schöner Auswahl sowie ausrangirte Muster schon von 20 Pfennig (Mecklenburg). an empfiehlt

C. Schwedt.       


Industrie-Ausstellung
am Thierschautage den 10. Juni 1879
zu Schönberg.

Mit der am Tage der Thierschau zu Schönberg stattfindenden Industrie=Ausstellung soll mit Genehmigung der Großherzoglichen Landvogtei eine Verloosung von daselbst angekauften Industrie=Gegenständen verbunden werden.
Es werden daher alle Diejenigen, welche Erzeugnisse der einheimischen Industrie zur Ausstellung liefern wollen, ersucht, solche am 9. Juni Abends oder spätestens am 10. Juni bis 9 Uhr Morgens bei unterzeichnetem Comite einzuliefern und zwar in's Schützenhaus.
Jeder Aussteller hat seine Ausstellungs=Gegenstände mit seinem Namen zu versehen und den Preis dabei zu notiren, wofür es käuflich.
Jeder Aussteller muß seine Ausstellungs=Gegenstände selbst beaufsichtigen oder durch sichere Personen beaufsichtigen lassen, da das Comite in keiner Beziehung eine Garantie übernehmen kann, wiewohl ein Wärter angestellt ist.
Jeder Aussteller muß sich den Anordnungen der Mitglieder des Industrie=Comites hinsichtlich der Ausstellung fügen.
Loose zur Industrieausstellung zu 1 M. (20 Stück 19 M.) sind bei den unterzeichneten Mitgliedern des Comites fortwährend zu haben, wie auch am Tage der Thierschau im Schützenhause, hier jedoch nur zum Preise von 1 M. pr. Stück.
Alle Aussteller werden gebeten, zum Zwecke der Gewinnung von Platz möglichst früh die Ausstellungs=Gegenstände bei dem Herrn Rentier J. Greiff in Schönberg anzumelden, wo sie dann zugleich eine Karte zum freien Eintritt in die Ausstellungsräume entgegennehmen können.
Die Gewinnliste wird am Freitag den 13. Juni durch die hiesigen "Wöchentlichen Anzeigen" publicirt werden.
Schönberg den 18. Mai 1879.

Das Comite der Industrie=Ausstellung.
G. W. Wicke.      L. Bicker.       J. Burmeister       J. Greiff.


Beste englische emaillirte
Milchsatten

sowie eine kleine Parthie verzinnte Satten zu sehr billigen Preisen empfiehlt

Aug. Spehr.       


Henkels Waschmittel
à Pfund 40 Pfennig
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Lefauchex & Lancaster
Patronenhülsen,
Filz= und Papp=Ladepfrofen
Kugel= und Schrotpatronen zu Tesching's
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Dr. med. Horn
empfiehlt sich als prakt. Arzt in Rehna und Umgegend.


Ein alter einspänniger Wagen, als Milchwagen leicht herzustellen, steht billig zu Kauf bei

H. Teege,               
in Boitin=Resdorf.       


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Packet-Cichorien &
Caffee-Ersatzmittel.

Probe-Packete sende fr. per Post.
Lübeck.                     W. Prilloff, Fünfhausen 33.


[ => Original lesen: 1879 Nr. 43 Seite 4]

Duve's Hotel Schönberg i. M.
Dienstag, den 10. Juni 1879.
Thierschautag
Table d'hote 1/2 3 Uhr,
pr. Couvert 1 M. 75 Pfennig (Mecklenburg).
Restauration zu jeder Tageszeit.
                                                    H. Duve.


Man biete dem Glücke die Hand.
400,000 RM.

Haupt-Gewinn im günstigen Falle bietet die allerneueste grosse Geldverloosung, welche von der hohen Regierung genehmigt und garantirt ist.
Die vortheilhafte Einrichtung des neuen Planes ist derart, dass im Laufe von wenigen Monaten durch 7 Verloosungen 44,000 Gewinne zur sicheren Entscheidung kommen, darunter befinden sich Haupttreffer von eventuell Mark 400,000, speciell aber
         1 Gewinn a M. 250,000
         1 Gewinn a M. 150,000
         1 Gewinn a M. 100,000
         1 Gewinn a M. 60,000
         1 Gewinn a M. 50,000
         2 Gewinne a M. 40,000
         2 Gewinne a M. 30,000
         5 Gewinne a M. 25,000
         2 Gewinne a M. 20,000
       12 Gewinne a M. 15,000
         1 Gewinn a M. 12,000
       24 Gewinne a M. 10,000
         5 Gewinne a M. 8000
       54 Gewinne a M. 5000
       71 Gewinne a M. 3000
     217 Gewinne a M. 2000
     531 Gewinne a M. 1000
     673 Gewinne a M. 500
     950 Gewinne a M. 300
24,700 Gewinne a M. 138
                          etc. etc.
Die Gewinnziehungen sind planmässig amtlich festgestellt.
Die nächste erste Gewinnziehung dieser grossen vom Staate garantirten Geld-Verloosung ist amtlich festgestellt und findet

schon am 11. und 12. Juni statt

und kostet hierzu
                  1 ganzes Original-Loos nur M. 6
                  1 halbes Original-Loos nur M. 3
                  1 viertel Original-Loos nur M. 1 1/2
Alle Aufträge werden sofort gegen Einsendung, Posteinzahlung oder Nachnahme des Betrages mit der grössten Sorgfallt ausgeführt und erhält Jedermann von uns die mit dem Staatswappen versehenen Original-Loose selbst in Händen.
Den Bestellungen werden die erforderlichen amtlichen Pläne gratis beigefügt und nach jeder Ziehung senden wir unseren Interessenten unaufgefordert amtliche Listen.
Die Auszahlung der Gewinne erfolgt stets prompt unter Staats-Garantie und kann durch directe Zusendung oder auf Verlangen der Interessenten durch unsere Verbindungen an allen grösseren Plätzen Deutschlands veranlasst werden.
Unsere Collecte war stets vom Glücke begünstigt und hatte sich dieselbe unter vielen anderen bedeutenden Gewinnen oftmals der ersten Haupttreffer zu erfreuen, die den betreffenden Interessenten direct ausbezahlt wurden.
Voraussichtlich kann bei einem solchen auf der solidesten Basis gegründeten Unternehmen überall auf eine sehr rege Betheiligung mit Bestimmtheit gerechnet werden, man beliebe daher schon der nahen Ziehung halber alle Aufträge baldigst direct zu richten an

Kaufmann & Simon,
Bank- und Wechsel-Geschäft in Hamburg
Ein- und Verkauf aller Arten Staatsobligationen, Eisenbahn-Actien und Anlehnsloose.

P. S. Wir danken hierdurch für das uns seither geschenkte Vertrauen und indem wir bei Beginn der neuen Verloosung zur Betheiligung einladen, werden wir uns auch fernerhin bestreben, durch stets prompte und reelle Bedienung die volle Zufriedenheit unserer geehrten Interessenten zu erlangen.

D. O.       


Verloren auf dem Wege von Ratzeburg nach Schönberg eine große Handtasche von weißem Leinen mit rothem Bügel. Abzugeben in der Expedition der Anzeigen zu Schönberg.


Kraft-Hefe
für Bäcker, welche die doppelte Gährkraft der bisher producirten Preßhefe besitzt, liefert frisch zu 80 Pfennig pr. 1/2 Kilo die Korn=Brennerei von

A. F. Lorenz.       

Rostock den 27. Mai 1879.


Im nächsten Monat erwarte ich einige Ladungen

I. böhm. Salon Stück Kohlen
und
I. Steinkohlen
ab Bahnhof zu liefern                          
                                                    Aug. Spehr.


Gebrannt. Bruch-Caffee a Pfd. 90 Pf.
Gebrannt. Santos-Caffee a Pfd. 100 Pf.
Gebrannt. fl. Campinos-Caffee a Pfd. 115 Pf.
2 mal wöchentlich frisch geröstet, aus der Dampf=Caffee=Brennerei von C. Retelsdorf=Hamburg, empfehlt

C. J. W. Burmeister.     


Hals= und Brustkranken

ist der Aufenthalt auf dem Lande sehr wohlthuend. Daher sollten dieselben im Sommer in eine gegen Nord= und Ostwind geschützte, gesunde Gegend ziehen und neben Ruhe und Luft noch Milch, eine nahrhafte Kost und als diätetisches Mittel den L. W. Egerschen Fenchelhonig genießen. Derselbe ist nur echt, wenn die Flasche Siegel Namenszug und eingebrannte Firma von L. W. Egers in Breslau trägt und in Schönberg zu haben allein bei Buchbinder C. Sievers.


Der von mir gesuchte Knecht ist angenommen.

G. Creutzfeldt.       

Lockwischer Mühle.

Ammen und Mädchen erhalten bei hohem Lohn kostenlos Stelle durch Wiegers Ww. Nst. Neustr. 12 Hamburg.


Schön geräucherten von hiesigem Trichinenschauer untersucht - Speck - empfiehlt zum Preise von 45-50 Pfg. bei einzelnen Pfunden, bei Abnahme von mehreren Pfunden erheblich billiger

                                                    C. Stuhl,
                                                    Speckwaarengeschäft.
                                                    Lübeck, Hüxstraße 360.
NB. Wiederverkäufer erhalten Rabatt.


Der heutigem Nr. liegt ein Prospect der Firma Valentin u. Co. in Hamburg bei, betreffend eine neue große Geldlotterie.


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1879 Nr. 43 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 43 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 5. Juni 1879.


Erstes Gesangfest
des
Maurine=Sängerbundes
zu
Carlow am 6. Juni 1879
Festprogramm: Morgens 6 Uhr Reveille.
8 - 9 Uhr Empfang der Sänger.
10 Uhr Probe.
Nachmittags 12 1/2 Uhr Versammlung der Sänger, Bundeslied, Zug durch den Ort nach dem Festplatze.
2 Uhr Begrüßungslied, Ansprache, Beginn des Gesang=Concertes.
6 Uhr gemeinschaftliches Festessen. Festball.
Entree zum Concert a Person 50 Pfennig.
Ball=Entree für Herren 1 Mark.
Für Nichmitglieder sind Karten zum Festessen beim Gastwirth Herrn Eckmann zu haben.
Zahlreichen Besuch erbittet                                                    
                                                    Die Fest-Comittee.


Als anerkannt bestes Mast= und Milchfutter offeriren wir

neues frisches Palm=Kuchenmehl

mit ca. 18 % Proteinstoffen, ca. 35 % Kohlehydraten und ca. 5 % Fett

mit 4,50 Mark pro Centner

ab Berlin, exclusive Säcke, die zum Transport geliehen werden, bei Entnahme von mindestens 100 Ctr. (die Eisenbahntarife für 200 Centner sind am günstigsten).
Da Palmmehl stets trocken und darin über 90 % verdauliche Stoffe enthalten sind, so ist es das billigste Kraftfutter.
Ueber Eisenbahnfrachten von Berlin nach allen Stationen geben gerne Auskunft; sowie wir auch auf Wunsch ausführlicher über dies anerkannt gute, gesunde und nahrhafte Futtermittel berichten.
Fabrik: Moabit, Kaiserin Augusta=Allee 7.

                          Palmkern= und Cocos=Oel=Fabrik
                          Rengert & Co.,
                                                    Berlin, C. Linienstraße Nr. 81.


Es wird in Erinnerung gebracht, daß mit der am 17. Juni d. J. in Rehna stattfindenden Prämirung der Stutsaugefüllen seitens der Landesgestüts=Direktion gleichzeitig vom Verein kleiner Wirthe "Rehna" eine Füllenschau mit Prämirung von Saugefüllen, einjährigen und zweijährigen Füllen ohne Unterschied des Geschlechts und der Abstammung abgehalten wird. - Die Prämienvertheilung seitens des Vereins findet nur Anwendung auf Füllen welche im besitze von Vereinsmitgliedern sind. Anmeldungen werden erdeten bis zum 15. Juni bei Herrn Posthalter Dübrok und Herrn Kaufmann Rieck Rehna.

Der Vorstand.       


Den geehrten Bewohnern Carlows und Umgegend die ergebene Anzeige daß ich hierselbst am heutigen Tage

eine Fein- & Grobbäckerei

eröffnet habe und bitte, indem ich stets prompte u. reelle Bedienung verspreche, um geneigten Zuspruch.
Carlow, den 25. Mai 1879.

J. Krellenberg.       

NB. Hausbäckerei findet Dienstags, Donnerstags und Sonnabend statt.

D. O.       


Unterzeichneter empfiehlt sich als Besitzer des früher Webermeister Kähler'schen Geschäfts zum

Wollekratzen und spinnen, sowie zum Zeugmachen
bei reeller und guter Bedienung.                          
                                                    J. Voss, Tuchmachermeister,
                                                    am Kirchhof Nr. 132.


Breitestraße 804 Friedr. Matz, Breitestraße 804
Lübeck.
Lager von
Tapeten und Decorationsgegenständen,
Rouleaux,
Gold- und Politurleisten,
Teppichen und Cocosmatten,
Wachstuch und Ledertuch.


Zu verkaufen
2,000 Pfund Heu
                                                    J. Kibbel.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 8. Juni.

Früh=Kirche: fällt aus.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


[ => Original lesen: 1879 Nr. 43 Seite 6]

Herkulische Menschen.

Bisweilen scheint es, als würde de Natur des ewigen Geleises ihrer Normen überdrüssig und suchte etwas Abwechslung in das Einerlei ihrer Tagesordnung zu bringen. Dann treten Erscheinungen zu Tage, die uns wie Wunder Vorkommen. Man hat dergleichen in fast allen Gebieten beobachtet, ganz besonders aber im Organismus des menschlichen Körpers.
Dahin gehören in erster Linie die herkulischen Gestalten, deren einzelne schon im Alterthum bekannt waren, an denen aber namentlich das Mittelalter reich ist. Hier nur einige der hervorragendsten Beispiele.
Louis de Boufleurs mit dem Beinamen der Starke, der in der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts lebte, war von ungemeiner Körperstärke. Wenn er beide Füße zusammengestellt hatte, so vermochte ihn kein Mensch einen Schritt weder vor= noch rückwärts zu stoßen. Er zerbrach ein Hufeisen mit leichter Mühe und konnte einen Stier, den er am Schwanze gepackt hatte, hin und herziehen. Er hob ein ausgewachsenes Pferd mit seinen Armen in die Höhe und trug es auf seinen Schultern herum. In voller Rüstung sprang er zu Pferde, ohne es mit den Händen zu berühren und ohne den Fuß in den Steigbügel zu setzen.
Dabei war er ein gewandter Läufer, daß er auf eine Entfernung von zweihundert Schritten dem schnellsten spanischen Pferde zuvorkam. Dies alles scheint kaum glaublich, wird aber von den verschiedensten Augenzeugen einhellig bestätigt.
Ein französischer Major, Namens Barsabas, übertraf sogar diesen Herkules noch in einzelnen Punkten. Der Genannte war von solcher Körperkraft, daß er, wenn er zu Pferde saß und fest andrückte, dem Pferde die Knochen zerbrach. Er kam einmal in eine Schmiedewerkstatt. Während sich der Meister einen Augenblick entfernte, ergriff Barsabas den schweren Ambos und verbarg ihn unter seinem Mantel. Der Schmied erstaunte sehr, als der Ambos spurlos verschwunden war, aber noch mehr, als er ihn vom Major wieder an seinen Platz stellen sah, als sei es ein Kinderspielzeug.
An der Tafel seines Generals nahm Barsabas eine silberne Schale, welche mit Wein gefüllt war, und drückte sie mit zwei Fingern zusammen, daß kein Tropfen mehr darin blieb. Ein Gascogner, den er in einer Gesellschaft beleidigt hatte, forderte ihn zum Duell. "Ich stehe sehr gerne zu Dinsten," entgegnete der Major, "wenn mein Gegner mir einigermaßen gewachsen ist. Geben Sie mir einmal Ihre Hand." Der Gascogner that es und empfand sogleich einen solchen Druck, daß er laut aufschrie und von der Forderung Abstand nahm.
Bei einem Tournier zu Augsburg im Jahre 1459 ritt ein deutscher Ritter, Namens Maximilian Walter, mit in die Schranken, der durch seine Stärke Alles in Staunen versetzte. "Dieses Mannes Lanze," erzählte ein Chronist, von damals, "mußten zween Knechte auf die Stechbahn tragen. Er selbst aber führte seine schwere Lanze, gleich anderen Rittern, im Rennen mit dem Arme. Auf die ausgestreckte Lanze ließ er einen seiner Buben (Dienstknaben), so 14 Jahre alt gewesen, setzen und trug ihn über den Frohnhof hinüber und wieder zurück. In der Höhlung des Spießeisens dieser Lanze ging ein Maß Wein."
Zur Zeit des Kurfürsten Johann Georg, in der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, lebte in der Mark Brandenburg ein Ritter, Joachim von Schapelow, der ebenfalls Unglaubliches leistete. Der Kurfürst gestattete ihm einst, so viel Wein aus seinem Keller zu nehmen, als er auf einmal mit bloßen Armen fortbringen könne. Schapelow ließ sich das nicht zwei Mal sagen, nahm ein volles Faß unter den rechten und ein zweites unter den linken Arm und mit den vier Fingern einer jeden Hand faßte er das dritte und vierte - und stieg ohne sonderliche Mühe aus dem Keller heraus.
Der Kurfürst forderte ihn nicht zum zweiten Mal zu diesem Kunststücke auf.
Ein anderer Brandenburger Edelmann, Heinrich von Kottwitz, machte seiner Zeit nicht minder von sich reden. Wir wollen hier nicht die Kraftproben alle aufzählen, womit er Freund und Feind in Erstaunen setzte; schon die eine Thatsache, daß er mit der rechten Hand einen Mühlstein erfaßte und bis an den Kopf in die Höhe hob, ist bezeichnend für die Riesenkraft, womit Mutter Natur ihn gesegnet hatte.
Bekannt ist die Riesenstärke des Kurfürsten Friedrich August von Sachsen, der wegen seiner ungemeinen Körperkraft den Beinamen der Starke erhielt. Er zerbrach das stärkste Hufeisen, drehte dicke Eisenstangen wie Drath zusammen und hielt einen Trompeter auf der flachen Hand zum Fenster hinaus.
Nöthigt uns aber das schon Bewunderung ab, wie viel mehr müssen wir staunen, wenn auch das "zarte Geschlecht" bisweilen so geartet erscheint, daß es mit den stärksten Männern rivalisiren kann. Eine unnahbare Schönheit war beispielsweise Elisabeth von Pommern, die Gemahlin Kaiser Karls des vierten. Ihre Muskelkraft war so groß, daß sie Eisenstangen wie Holz zerbrach und Ringpanzer wie Leinenstücke auseinanderriß. So erzählen einstimmig zeitgenössische Geschichtsschreiber.
Der Marschall Moritz von Sachsen, Sohn August's des Starken, hatte von seinem Vater eine so große Körperkraft geerbt, daß man vergeblich nach einem Rivalen ausschaute, der es mit dem ebenso kräftigen als schönen Grafen aufnehmen könnte; kein Mann vermochte sich mit ihm zu messen. Dagegen fand sich eine Dame, einen Ringkampf mit ihm zu versuchen, und zwar mit solchem Glücke, daß er selbst gestehen mußte, Niemand habe ihm so lange Wiederstand geleistet, wie diese. Dies war die berühmte Demoiselle Gautier. Sie hatte solche Kräfte, daß sie einen silbernen Teller wie ein Kartenblatt zusammenrollte; dabei war sie gebildet, lebhaften Naturells und von künstlerischer Begabung. Sie dichtete und malte mit ziemlichen Geschick. Ihr Leben war sehr wechselvoll.
Im Jahre 1716 kam sie als Schauspielerin auf das Französische Theater und verließ dasselbe zehn Jahre später, um als Nonne in ein Carmeliterkloster zu treten. Wie vorher durch ihre Leibeskraft, so ragte sie nun durch ihre Frömmigkeit hervor, so daß die Gemahlin Ludwigs des Fünfzehnten mit ihr in Verbindung trat. Als sie in den letzten Jahren ihres Lebens erblindete, bediente sie sich doch nichtsdestoweniger selbst und wollte Niemandem beschwerlich fallen. So seltsam wandeln sich bisweilen die Menschen im Laufe der Zeit! (Erica.)


- Die Indianer im Zoologischen Garten in Frankfurt haben die wildesten Thiere ausgestochen, Jung und Alt strömt zu den interessanten Rothhäuten. Und wenn sie heimkehren, sind sie verwandelt. Sie kehren nicht zu ihren Weibern und an den häuslichen Herd zurück, sondern zu ihren Squaw's im Wigwann und im "Wäldchen" beziehen sie ihre Jagdgründe. In den Zeitungen streiten sie nicht mehr, sondern greifen zum Tomahak und stimmen Schlachtgesänge an. Die jüngsten Gymnasiasten werfen die Cigarre weg und lassen die Friedenspfeife kreisen und riskiren einen Schluck Feuerwasser. Die Leihbibliotheken werden im Sturm genommen; denn alles studirt die indianischen Ladenhüter von Cooper und Irving und vertieft sich in den letzten Mohikaner. In den Gasthöfen lassen sich die Enthusiasten die Hühner und Tauben ungebraten vorsetzen und verlangen Beefsteak nicht mehr deutsch oder englisch sondern "indianisch".
- Um Spatzen und andere Vögel von den Kirschen abzuhalten, braucht man nur einige Krebse in den schützenden Bäumen aufzuhängen. Der Verwesungsgeruch der Krebse verscheucht jeden Vogel. Will man die Früchte auf andere Weise, durch Windklappen, ausgestopfte Raubvögel u. a. m. schützen, so muß man vor der Reife damit beginnen und häufig mit den Scheuchen wechseln. Auch Knoblauchsgeruch vertreibt die Sperlinge.
- Mittel gegen Regenwürmer. Regenwürmer sind auf einfache Weise zu vertreiben indem Topfpflanzen, die von ihnen leiden, mit Wasser begossen werden, welches ungefähr zum zehnten Theil mit der geriebenen Frucht von Roßkastanien (Aesculus Hippocastimum) vermischt ist, was das allsogleiche Hervorkriechen und Absterben der Regenwürmer bewirkt. Auch bei trockenen Früchten geht die giftige Wirkung nicht verloren.
- Das Kriegsgericht. "Was ist ein Kriegsgericht?" wurde ein Soldat gefragt. - "Erbsen mit Speck", war die Antwort.


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