No. 31
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 22. April
1879
neunundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1879 Nr. 31 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Kaiser Wilhelm hat am Donnerstag Abend Berlin verlassen und sich nach Wiesbaden begeben , wo er von der Bevölkerung enthusiastisch empfangen wurde. Mit Ende des Monats kehrt der Monarch nach Berlin zurück. - Auf die Haltung des Episcopats wirft der Umstand ein sonderbares Licht, daß die Bischöfe von Straßburg und von Metz sich weigerten, gelegentlich der diesmaligen Geburtstagfeier des Kaisers in ihren Diöcesen Festgottesdienste abhalten zu lassen! - In Veranlassung des Attentats auf den Czaren soll deutscherseits wiederum die Idee einer internationalen Verständigung betreffend gemeinsame Maßregeln gegen die Umsturzparteien in Anregung gebracht sein.
Der Kaiser hat den General von Werder, der im letzten Feldzuge in genialer Weise die Durchbruchsversuche Bourbaki's vereitelte und den genannten mit seinem ganzen Heere zum Uebertritt in die Schweiz zwang, auf eigenen Wunsch zur Disposition gestellt und in den Grafenstand erhoben.
Die offizielle Betheiligung Deutschlands an den Weltausstellungen in Australien (Sidney und Melbourne) ist eine beschlossene Sache. Dem Bundesrath wird in Kurzem eine diesbezügliche Vorlage zugehen.
Die erste Lesung des Zolltarifs wird wahrscheinlich den Reichstag fast eine Woche lang beschäftigen. Unter den maßgebenden Persönlichkeiten der dem Programm des Reichskanzlers zustimmenden Parteien scheint eine Einigung darüber erzielt worden zu sein, daß man mit Ausnahme der Baumwollen= und Chemikalienzölle, eventuell auch von Eisen und Leder, die an eine besondere Commission zu verweisen seien, alle übrigen Positionen des Tarifs im Plenum berathen könne. An competenter Stelle scheint diese Absicht Anklang gefunden zu haben; Freiherr von Varnbüler hat vor seiner Abreise von Berlin mit den dort anwesenden parlamentarischen Leitern der Schutzzollpartei über diese Angelegenheit eingehende Besprechungen gepflogen.
Die Versuche zur Hebung des "Großer Kurfürst" werden bereits in der ersten Maiwoche durch die Gesellschaft Leutner und Co. und zwar nicht, wie ursprünglich beabsichtigt, von Folkstone, sondern von Dover aus beginnen. Der Etat pro 1879 bis 1880 setzt für diese Arbeiten im Falle des Gelingens die Summe von 1,000,000 M. aus.
Zur Vorberathung des Entwurfs eines Reichs=Viehseuchengesetzes tritt am 1. Mai eine aus Delegirten der Bundesstaaten bestehende Commission zusammen, zu deren Vorsitzenden der Geh. Ober=Regierungsrath Starke im Reichskanzler=Amte ernannt worden ist.
Am Montag wird dem Bundesrath die Vorlage wegen Ankaufs der Gräflich Raczinski'schen Palais, auf dessen Grundstück das Reichstags=Gebäude errichtet werden soll, zugehen.
Der frühere Lehrer Lenzin in Cöln, welcher seit etwa 5 Jahren die von der preußischen Militair=Verwaltung angeordneten Versuche in der Verwendung von Brieftauben für militärische Zwecke geleitet hat, ist vom Kriegsminister nunmehr zum "Director des Militair=Brieftaubenwesens" ernannt worden.
Rußland. Wie zu erwarten stand, wird jetzt der Belagerungszustand in allen bedrohten Theilen des Landes verhängt und die Generalgouverneure sind bereits durch kaiserlichen Ukas mit sehr weit gehenden Vollmachten versehen worden. - General Drentelen hat seine Entlassung erbeten. - Der Attentäter Soloffjeff ist der Sohn eines Stalldieners aus dem Palais der Großfürstin Katharina. Eine Korrespondenz meldet, er gäbe sich für einen Nachkommen des (falschen) Demetrius aus und reklamire für sich den Thron des Czaren. Er soll in vielfachem Verkehr mit Beamten gestanden haben. -Ein nihilistischer Mord wird jetzt auch aus dem hohen Norden Rußlands gemeldet. Ein Polizeimeister aus dem Gouvernement Archangelsk wurde in seiner Wohnung erdolcht vorgefunden und neben ihm ein Zettel, auf welchem die Worte standen: "Du warst ein Pole, den hierher verbannten Polen gegenüber aber ärger, als der grausamste der russischen Henker; fahre hin, denn Du bist nicht würdig, unter Menschen zu leben. Das Executiv=Comitee." Die Untersuchung wurde eingeleitet, blieb aber bis jetzt erfolglos.
Die Nihilistenbewegung in Rußland hat zu einem Depeschenwechsel zwischen der Russischen und Englischen Regierung geführt. Das Russische Gou=


Anzeigen.

Es wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die über den Arbeiter Ernst Oldenburg zu Kl. Mist wegen Schwachsinns angeordnete Curatel durch Terminsbescheid vom 8. d. M. wieder aufgehoben und der p. Oldenburg aus derselben entlassen ist.
Schönberg, den 9. April 1879.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.       


Loh=Auction.

Am Mittwoch den 23. April Morgens 11 Uhr soll in Kösters Hotel zu Schönberg im Fürstenthum Ratzeburg nachstehend ausgeführte Lohrinde, zur Selbstgewinnung auf dem Stamme unter vor der Auction bekannt zu machendem Bedingungen meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.

a. Im Rupensdorfer Holze.

von 134 Stück Eichen Stangen und ältere Eichen

b. im Samkower Holze, Carlower Revier

von 148 Stück Eichen Stangen und ältere Eichen.
Nähere Auskunft ertheilt der unterzeichnete Oberförster für das Rupensdorfer Holz; der Herr Förster Joachimi=Carlow für das Samkower Holz.
Schönberg i. M. den 11. April 1879.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


[ => Original lesen: 1879 Nr. 31 Seite 2]

Auction.

Am Freitag den 25. April d. J. Morgens 11 Uhr werde ich auf meiner Meierei wegen Verpachtung meiner Holländerei, 15 Stück meist tragende Säue und 1-2 Eber meistbietend gegen Baarzahlung verkaufen.

Kl. Rünz.                                                     H. Rusch.


Ersparniß- & Vorschuß-Anstalt
in Schönberg.

Das Geschäftslocal der Anstalt befindet sich jetzt in dem der Anstalt gehörigen, der Kirche gegenüber sub Nr. 213 an der Siemzerstraße neben dem ersten Pfarrgehöfte belegenen Wohnhause und ist an jedem

Mittwoch
von 8 -12 Uhr Vormittags

geöffnet.

Das Directorium.       


Ich wohne jetzt in dem der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt gehörigen Hause.
Schönberg den 16. April 1879.

R. Rackow,       
Advocat.           


Heute Morgen 1/2 6 Uhr wurde uns unsere innigstgeliebte Tochter, Schwester und Schwägerin Sophie nach langjähriger schwerer Krankheit durch den Tod entrissen.

Die tiefbetrübten Eltern
            Carl Ohls und Frau
                        nebst Angehörigen.

P. S. Die Beerdigung findet am Dienstag den 22. d. M. Nachmittags 3 Uhr statt.
Schönberg den 19. April 1879.


Kampfgenossen=Verein 1879/71.

Sonntag den 27. April, Abends 8 Uhr außerordentliche General=Versammlung. Alle müssen antreten.

Der Vorstand.
            Dr. Marung.


Spottbillige Musikalien.

Folgende beliebte Musikstücke für Clavier zu 2 Händen werden gegen Einsendung des Betrages von H. Alexander's Musikalienhandlung in Pr. Stargardt unter Beifügung von 20 Pf. für Francatur franko versandt:

1. Badarzewska, Das Gebet der Jungfrau, statt 1,00 für 20 Pf.
2. Beethoven, Trauermarsch statt 1,00 für 20 Pf.
3. Ketterer, Silberfischchen 1,50 für 40 Pf.
4. Gerville, Carillon de mon chocher statt 1,00 für 20 Pf.
5. Leybach, Fantasie sur un thème allemand statt 2,00 für 50 Pf.
6. Weber, C. M., Aufforderung zum Tanz statt 1,50 für 50 Pf.
7. Wely-Lefebure, Klosterglocken statt 1,50 für 40 Pf.
8. Mendelsohn, Hochzeitsmarsch statt 1,20 für 30 Pf.
                                                    ----------------------
                                                    Mark 2,70

Alle Stücke für 1,80 Mk.

Für tadellose neue Exemplare wird garantirt. Da der Vorrath nur gering, so können nur zuerst eingehende Aufträge berücksichtigt werden.
Mendelsohn, 48 Lieder ohne Worte, brillante Ausgabe, für 80 Pf franco!


Werkzeuge
unter Garantie.

            Möbelbeschläge
            Fensterbeschläge,
            Thürbeschläge,
            Draht und Stifte,
            Dachfenster,
            Stall- und Kellerfenster,
en gros und en détail empfehlen

Jürgensen & Robschuld,
Lübeck, gr. Burgstr. 717.


Hagel-Versicherungs-Verein für Mecklenburg Schwerin und Strelitz.

Mit Berücksichtigung der in der letzten General=Versammlung stattgefundenen Wahlen werden die Districte in diesem Jahre von den nachstehenden Herren vertreten.
                    I. District: Grevesmühlen.
          Vorsteher: Herr Molter=Parber
          Substitut: Herr Oberlach=Degtow.
                    II. Disirict: Hagenow=Wittenburg.
          Vorsteher: Herr Förster Rochow=Neu Zachun.
          Substitut: Herr Eißfeldt=Harst.
                    III. District: Grabow=Parchim.
          Vorsteher: Herr Quade=Malow.
          Substitut: Herr Baumann=Dütschow.
                    IV. District: Sternberg=Goldberg.
          Vorsteher: Herr Schröder=Gr. Niendorf.
          Substitut: Herr Prestin=Hof Hagen.
                    V. District: Neubukow=Bützow.
          Vorsteher: Herr Uhthoff=Kl. Warin.
          Substitut: Herr Köster=Kleekamp.
                    VI. District: Rostock=Tessin.
          Vorsteher: Herr v. Walsleben=Kneese.
          Substitut: Herr Hencke=Cammin.
                    VII. District: Teterow=Laage.
          Vorsteher: Herr Rehm=Dehmen.
          Substitut: Herr Busch=Lünigsdorf.
                    VIII. District: Malchin=Waren.
          Vorsteher: Herr Wartens=Christinenhof.
          Substitut: Herr v. Hobe=Lansen.
Das Herzogthum Strelitz ist dem 8. District und das Fürstenthum Ratzeburg dem 1. District bis auf Weiteres zugelegt worden.
Statuten und Antragslisten sind von dem Secretair des Vereins, Herrn Senator Freytag in Grevesmühlen unentgeltlich zu beziehen und wird noch bemerkt, daß Eintritts= und Legegelder nicht bezahlt und die Beiträge alljährlich erst im November erhoben werden.
Grevesmühlen, den 16. April 1879.

Die Direction                          
M. v. Leers auf Mühlen Eixen.       


[ => Original lesen: 1879 Nr. 31 Seite 3]

      Mit Freuden bezeuge ich hierdurch, daß meine kleine Tochter durch den Gebrauch des L. W. Egers'schen Fenchelhonigs*) von einem sehr gefährlichen und hartnäckigen Husten völlig befreit worden ist.

Varel.                                                     B. Higgen, Steindrucker.
      *) Man beachte, daß jede Flasche des echten Fenchelhonigs Siegel, Namenszug und die im Glase eingebrannte Firma von L. W. Egers in Breslau trägt. Verkaufsstelle in Schönberg bei Buchbinder C. Sievers.


Als anerkannt bestes Mast= und Milchfutter offeriren wir

neues frisches Palm=Kuchenmehl

mit ca. 18 % Proteinstoffen, ca. 35 % Kohlehydraten und ca. 5 % Fett

mit 4,50 Mark pro Centner

ab Berlin, exclusive Säcke, die zum Transport geliehen werden, bei Entnahme von mindestens 100 Ctr. (die Eisenbahntarife für 200 Centner sind am günstigsten).
Da Palmmehl stets trocken und darin über 90 % verdauliche Stoffe enthalten sind, so ist es das billigste Kraftfutter.
Ueber Eisenbahnfrachten von Berlin nach allen Stationen geben gerne Auskunft; sowie wir auch auf Wunsch ausführlicher über dies anerkannt gute, gesunde und nahrhafte Futtermittel berichten.
Fabrik: Moabit, Kaiserin Augusta=Allee 7.

                          Palmkern= und Cocos=Oel=Fabrik
                          Rengert & Co.,
                                                    Berlin, C. Linienstraße Nr. 81.


Heinrich Behrens,
Dach- und Schieferdecker.
Lager von
Schiefer, Asphalt, Theer, Dachlack, Pappe, Leisten, Nägeln, etc. etc.
Schönberg, Mecklbg.=Strelitz,

hält sich dem geehrten Publikum zur Anfertigung von Dächern mit Schiefer, Asphalt und Pappe, sowie Reparaturen unter Zusicherung reeller, prompter und billigster Bedienung bestens empfohlen.
Durch directe Baarkäufe 1 Schiffsladung besten Schiefers aus England, sowie Pappen aus den ältesten, berühmtesten Fabriken Deutschlands bin ich im Stande sämmtliche Arbeiten in diesem Fache zu wahrhaft billigen Preisen, bei solider Arbeit, unter Garantie zu liefern.


Verkauf von Pappen,
zu Fabrikpreisen.
                        Verkauf von Schiefer,
zu Hamburger en gros Preisen.


Guano der Peruanischen Regierung

Bleiblombe aus den Importationen der Herren Dreifus Frères & Cie. in Paris.
-------------------
Direct importirtem Peru-Guano
offeriren und werden eingehende Aufträge jederzeit prompt effectuiren
Bleiblombe
                                                    Ohlendorff u. Co.,
                                                    alleinige Agenten der Herren Dreifus Frères & Cie. in Paris
                                                    für Deutschland und den Norden.
Hamburg, im Februar 1879.                                                    
Die chemischen u. Dünger-Fabriken von Ohlendorff & Co.
Hamburg, London, Antwerpen u. Emmerich a. R.
offeriren hiermit
Bleiblombe aufgeschlossenen Peru-Guano
bekannter Qualität unter Garantie eines Gehaltes in demselben von
7 % gegen Verflüchtigung geschütztem Stickstoff
u. 9 1/2 % leicht löslicher Phosphorsäure
sowie
Bleiblombe
Bleiblombe pulverisirten rohen Peru-Guano,
frei von Stücken und Knollen, unter Garantie eines Gehaltes
in demselben von 7 % Stickstoff
                und 14 % Phosphorsäure
(bei bekannter Analysenlatitude).
Bleiblombe
Ueber Preise und sonstige Verkaufsbedingungen wird auf Anfrage bereitwilligst Auskunft ertheilt.

Zur grösseren Sicherstellung der Abnehmer vor Täuschungen wird jeder einzelne Sack aufgeschlossener und roher pulverisirter Peru-Guano mit der respectiven, vorstehend abgebildeten, die behördlich registrirte Schutzmarke tragenden Plombe versehen, worauf bei Ankäufen zu achten nicht dringend genug empfohlen werden kann.


[ => Original lesen: 1879 Nr. 31 Seite 4]

Norddeutsche Hagel-Versicherungs-Gesellschaft in Berlin
Director: F. Gruner.

Diese bei weitem größte aller Hagel=Versicherungs=Gesellschaften versichert Feldfrüchte jeder Art und zahlt nach Feststellung des Schadens sofort die ermittelte Entschädigung. Geschäfts=Resultat pro 1878: 23500 Mitglieder mit 232,957,985 M. Versicherungs=Summe; Prämie nach Abzug von 20 % Rückzahlung: 1,410,096 M. = 60 1/2 Pf. pro 100 Mark Versicherungs=Summe. Durchschnittsprämie in den letzten 5 Jahren nur 76 Pfennig (Mecklenburg).
Reserven: 483,238 Mark.
Zu jeder gewünschten näheren Auskunft, sowie Aufnahme von Anträgen sind die Unterzeichneten sowie die Spezial=Agenten der Gesellschaft jederzeit gern bereit.

E. W. Peters General=Agent in Güstrow.
P. Drückhammer Haupt=Agent in Lübeck.
W. A. Untermöhl Haupt=Agent in Rupensdorf bei Schönberg i. M.
H. F. Langmack Haupt=Agent in Brackrade bei Eutin.


Gesucht

zum 1. Mai: Ein erfahrener, verh. Knecht (Kutscher) m. g. Zeugnissen, der auch Landarbeit versteht.
Kaninchenberg bei Lübeck.

Seebohm.       


Man biete dem Glücke die Hand.
400,000 RM.

Haupt-Gewinn im günstigen Falle bietet die allerneueste grosse Geldverloosung, welche von der hohen Regierung genehmigt und garantirt ist.
Die vortheilhafte Einrichtung des neuen Planes ist derart, dass im Laufe von wenigen Monaten durch 7 Verloosungen 44,000 Gewinne zur sicheren Entscheidung kommen, darunter befinden sich Haupttreffer von eventuell Mark 400,000, speciell aber
         1 Gewinn a M. 250,000
         1 Gewinn a M. 150,000
         1 Gewinn a M. 100,000
         1 Gewinn a M. 60,000
         1 Gewinn a M. 50,000
         2 Gewinne a M. 40,000
         2 Gewinne a M. 30,000
         5 Gewinne a M. 25,000
         2 Gewinne a M. 20,000
       12 Gewinne a M. 15,000
         1 Gewinn a M. 12,000
       24 Gewinne a M. 10,000
         5 Gewinne a M. 8000
       54 Gewinne a M. 5000
       71 Gewinne a M. 3000
     217 Gewinne a M. 2000
     531 Gewinne a M. 1000
     673 Gewinne a M. 500
     950 Gewinne a M. 300
24,700 Gewinne a M. 138
                          etc. etc.
Die Gewinnziehungen sind planmässig amtlich festgestellt.
Zur nächsten ersten Gewinnziehung dieser grossen vom Staate garantirten Geldverloosung kostet
                  1 ganzes Original-Loos nur M. 6
                  1 halbes Original-Loos nur M. 3
                  1 viertel Original-Loos nur M. 1 1/2
Alle Aufträge werden sofort gegen Einsendung, Posteinzahlung oder Nachnahme des Betrages mit der grössten Sorgfallt ausgeführt und erhält Jedermann von uns die mit dem Staatswappen versehenen Original-Loose selbst in Händen.
Den Bestellungen werden die erforderlichen amtlichen Pläne gratis beigefügt und nach jeder Ziehung senden wir unseren Interessenten unaufgefordert amtliche Listen.
Die Auszahlung der Gewinne erfolgt stets prompt unter Staats-Garantie und kann durch directe Zusendung oder auf Verlangen der Interessenten durch unsere Verbindungen an allen grösseren Plätzen Deutschlands veranlasst werden.
Unsere Collecte war stets vom Glücke begünstigt und hatte sich dieselbe unter vielen anderen bedeutenden Gewinnen oftmals der ersten Haupttreffer zu erfreuen, die den betreffenden Interessenten direct ausbezahlt wurden.
Voraussichtlich kann bei einem solchen auf der solidesten Basis gegründeten Unternehmen überall auf eine sehr rege Betheiligung mit Bestimmtheit gerechnet werden, und bitten wir daher, um alle Aufträge ausführen zu können, uns die Bestellungen baldigst und jedenfalls vor dem 15. Mai d. J. zukommen zu lassen.

Kaufmann & Simon,
Bank- und Wechsel-Geschäft in Hamburg
Ein- und Verkauf aller Arten Staatsobligationen, Eisenbahn-Actien und Anlehnsloose.

P. S. Wir danken hierdurch für das uns seither geschenkte Vertrauen und indem wir bei Beginn der neuen Verloosung zur Betheiligung einladen, werden wir uns auch fernerhin bestreben, durch stets prompte und reelle Bedienung die volle Zufriedenheit unserer geehrten Interessenten zu erlangen.

D. O.       


Unterzeichnete beabsichtigt von jetzt an Unterricht in Handarbeit zu geben, und ersuche ich freundlichst die geehrten Eltern von Stadt und Land, welche geneigt sind, mir Ihre Kinder anvertrauen zu wollen, mit mir Rücksprache zu nehmen.
Zugleich bringe ich meine Haararbeiten in freundliche Erinnerung.
Schönberg im April 1879.

Frau Johanna Wieschendorff.       


Zu vermiethen.

Eine freundliche Stube und Schlafstube mit Mobilien zu Ostern oder später.

H. Fanselow,            
Schneidermeister.       


Tesch's Restauration.
Am Sonntag den 27. April
Fest=Essen,
von 1 Uhr an wozu freundlichst einladet
                                                    F. Tesch.


Zu Johannis suche ich ein tüchtiges Stubenmädchen und einen zuverlässigen Knecht.

Schönberg den 17. April 1879.

Aug. Spehr.       


Am 14. d. M. am 2. Ostertage Morgens ist meine Cylinder Uhr mit Namen, zerbrochenem Glas und Kette verloren gegangen auf dem Wege von Hof=Lockwisch nach der Bahn. Der ehrliche Finder wird gebeten die Uhr gegen eine Belohnung abzugeben beim Arbeitsmann

J. Wigger zu Westerbeck.       


Dienstag, den 22. d. Mts.
Concert der Günther'schen Berg=Capelle
Nach dem Concert Ball.
Anfang 7 1/2 Uhr.       Entree a Person 50 Pfennig (Mecklenburg).

Ergebenst       
J. Köster Wwe.       

Schönberg, den 16. April 1879.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.

[ => Original lesen: 1879 Nr. 31 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 31 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 22. April 1879.


vernement hat Grund zu glauben, daß die Urheber der letzten Attentate nach England geflüchtet seien und sich hier aufhalten. Das Russische Cabinet hat das Englische aufgefordert, sich ihrer zu bemächtigen und sie an Rußland auszuliefern. Die Britische Regierung soll jedoch dieser Aufforderung nicht nachgekommen sein unter dem Hinweise, daß es sich um "politische" Verbrecher handle und daher eine Auslieferung nicht statthaft sei.
England. Die spärlichen Nachrichten aus Asien lauten nach wie vor beunruhigend. An der Grenze von Birma nimmt die Panik und mit ihr die Auswanderung zu. In dem Theile von Afghanistan, welchem englische Truppen bereits besetzt und als annectirt proclamirt hatten, werden die Grenzstämme wieder sehr lästig und namentlich mit ihrer Hülfe scheint Jacub Khan den Kampf fortsetzen zu wollen. Der bekannte Major Cavagnari der schon mehrfach als Unterhändler verwendet worden ist, soll wieder nach Kabul geschickt worden sein, um dem Khan neue Vorschläge zu überbringen. Nach der letzten Depesche aus Lahore ist inzwischen das Vorrücken auf Kabul angeordnet. - Auch im Zulugebiet scheinen nunmehr, nachdem genügende Verstärkungen angelangt sind, entscheidende Kämpfe bevorzustehen.
Italien. Der Professor Hergenröther aus Würzburg, welcher beim nächsten Consistorium zum Cardinal erhoben werden soll, wird jetzt als der Friedensunterhändler zwischen dem Vatikan und Deutschland bezeichnet.
Frankreich. Im vorigen Jahre wurde ein Oberst absetzt weil er seiner Regimentskapelle das Spielen des Revolutionsliedes "Marseilleise" gestattet hatte; jetzt ist der Oberkommandant des Districts von Saint Malo zur Disposition gestellt worden, weil er das Spielen der "Marseilleise" verboten hat. - Die Regierung will die Garnison=Geistlichen abschaffen. - In Bordeaux fand Sonntag eine Stichwahl statt, die weit über die Grenzen Frankreichs hinaus Aufsehen erregt. Die Radikalen hatten nämlich den Communard Blanqui, gegenwärtig noch im Staatsgefängnisse zu Paris, auf ihren Schild erhoben und den alten Garibaldi gebeten, eine offene Ansprache an die Wähler zu Gunsten dieses Candidaten von Stapel zu lassen. Der bekannte spanische Demokrat Emilio Castelar hat schon ein Manifest an die Wähler der "hochberühmten Stadt Bordeaux" erlassen, in welchem er sich für die Wahl des Gegenkandidaten ausspricht. Blanqui ist ein Mann von 74 Jahren, ein professioneller Barrikadenmann, der nicht weniger als 40 Jahre seines Lebens im Gefängnisse zugebracht hat.
Türkei. Kheireddin Pascha, dem Großvezier, scheint der Hals sehr zu jucken. In der wohlgemeinten Absicht, der Welt zu zeigen, ein wie liberaler Musterstaat die Türkei ist, hat er eine Brochüre veröffentlicht "Ueber die nothwendigen Reformen in der Türkei", worin u. A. ein Passus vorkommt, der die Fälle anführt, in welchen selbst der Sultan abgesetzt werden könne. Sultan Abdul Hamid hat diese Art der Vertheidigung osmanischer Staatszustände überaus ungnädig aufgenommen und die Konfiskation der Brochüre seines Großveziers angeordnet. - Ostrumelien, das bis zum 1. Mai von den Russen geräumt sein muß, hat in Aleko Pascha einen umsichtigen Gouverneur erhalten.
Egypten. Der Vicekönig läßt im ganzen Lande Petitionen gegen die europäischen Minister unterschreiben. Die geängsteten Fellahs (Bauern), Griechen und Juden beeilen sich, zu unterzeichnen. Der Scheik ul Islam (mohamedanischer oberster Priester) allein widersteht. Die Paschas, welche das nöthige Geld zur Bezahlung des Mai=Coupons erpressen wollen, zwingen die Fellahs die reifende Ernte an Wucherer zu verkaufen. England und Frankreich scheinen vorläufig jeden feindlichen Schritt gegen den Khedive aufgegeben zu haben. In Constantinopel soll man demselben jetzt sogar freundlich gesinnt sein, wohl in Folge der bekannten zehn Kisten Goldes.


- Die von Windhorst=Meppen dem Reichskanzler vorgetragene Rechtsansicht, daß der Königin Marie von Hannover nach dem Grundgesetze des früheren Königreichs eine Pension von 180,000 M. gebühre, soll die Zustimmung des Kanzlers erhalten haben und in Folge dessen soll die Bewilligung der bezeichneten Summe aus den 2 1/2 Millionen abwerfenden Zinsen des Welfenfonds bevorstehen.
- Die großartigen Vorbereitungen, die zur goldenen Hochzeit des Kaiserpaares getroffen werden, sollen, wie man aus Kreisen, die von den Vorkommnissen bei Hofe unterrichtet sind, erfährt, durchaus nicht dem Wunsche des Kaisers entsprechen. Es wird sogar erzählt, der greise Monarch habe sich geäußert, selbst ein Souverain habe das Recht, wenn er das so seltene Fest der goldenen Hochzeit feiert, an diesem bedeutungsvollen Tage sich wie ein jeder Bürger des Staates lediglich als das Haupt seiner Familie zu betrachten und das so schöne Fest im engsten Kreise derselben in patriarchalischer Glückseligkeit zu verleben. - Wir wissen freilich nicht mit Bestimmtheit, inwieweit dieser Ausspruch des Kaisers authentisch ist oder nicht, wenn man aber das Familienleben des kaiserlichen Hauses in Erwägung zieht, so hat es sehr viel Wahrscheinlichkeit für sich, daß der Monarch diese, oder vielleicht ähnliche Worte gebraucht habe. Dieser Zug bürgerlichen Sinnes war überhaupt von jeher ein charakteristisches Merkmal fast aller Hohenzollern, namentlich hat sich aber dieser Zug bei dem König Friedrich Wilhelm III. in wahrhaft wohlthuender Art bei verschiedenen Gelegenheiten offenbart. So haben sich besonders zwei Ereignisse, die an sich höchst unbedeutend erscheinen, aber doch ein tief charakteristisches Gepräge verrathen, bis zum heutigen Tage in gewissen Kreisen und auch in verschiedenen Schriften eine dauernde Erinnerung bewahrt: Einen Tag nach der Thronbesteigung Friedrich Wilhelm III. überreichte der Hofmarschall den Küchenzettel, und der König, der zwei Schüsseln mehr darauf verzeichnet fand, als bisher üblich war, strich dieselben ohne Weiteres aus. "Wozu zwei Schüsseln mehr" - fragte der Monarch den erstaunten Hofmarschall - "habe ich denn seit gestern einen größeren Magen bekommen?" Und als sein Kammerdiener ihn an demselben Tage beim Eintritt in das Frühstückszimmer beide Flügelthüren öffnete, während sonst dem Kronprinzen immer nur die eine geöffnet worden war, fragte Friedrich Wilhelm III: "Bin ich denn seit gestern so dick geworden, daß eine Thür für mich nicht weit genug ist?" - Dieser bürgerliche Sinn des Königs übte damals einen höchst wohlthätigen Einfluß auf viele Klassen der Gesellschaft aus.
- Während der drei= bis vierwöchentlichen Vorkur des Kaisers in Wiesbaden waren für die persönliche Sicherheit des Monarchen insofern erweiterte Vorkehrungen getroffen, als anfänglich nur vier Criminalbeamten die Reise mitmachen sollten. Die beunruhigenden Ereignisse im Osten haben jedoch auch bei uns eine erhöhte Wachsamkeit nöthig erscheinen lassen, was daraus erhellt, daß nicht vier, sondern sechs Criminalbeamten in der unmittelbaren Nähe des Monarchen weilen werden. Jeder dieser Beamten erhält für den Extradienst 7 M. Diäten.
- In der seltsamen Luxemburger Testaments=Affaire findet wir jetzt in der "Kreuz=Ztg." eine, augenscheinlich officiös inspirirte Darstellung, die wir in ganzer Ausdehnung wiedergeben zu sollen glauben. Der Artikel lautet: "Seit fast 3 Monaten giebt das angeblich nicht aufzufindende Testament oder Codicill des am 13. Januar d. J. zu

[ => Original lesen: 1879 Nr. 31 Seite 6]

Schloß Walferdingen bei Luxemburg gestorbenen Prinzen Heinrich der Niederlande in verschiedenen Blättern der Tagespresse zu mehr oder minder unrichtigen Artikeln Anlaß, welche zum Theil selbst von Verdächtigungen bestimmter Persönlichkeiten nicht frei geblieben sind. Da die Testaments=Angelegenheit immer wieder hier und da auftaucht, so mögen die nachfolgenden Mittheilungen hier ihren Platz finden. Unmittelbar nach dem Ableben weiland des Prinzen Heinrich der Niederlande, begaben sich der Präsident der Luxemburger Regierung, Staatsminister v. Blochhausen, und der Generaldirector der Justiz Dr. Eyschen, nach Walferdingen, wo dieselben im Laufe der Vormittagsstunden des 13. Januar die nach solchem Todesfalle nothwendigen Geschäfte erledigten. Die Minister stellten sich der Prinzessin Heinrich ganz zur Verfügung, ohne jedoch von derselben empfangen zu werden, und fuhren sodann am kommenden Tage deren Vater, dem Prinzen Friedrich Karl, entgegen. Die Mittheilung, daß der Präsident des Luxemburgischen Ministeriums von der Prinzessin einen goldenen Schlüssel zu einer Kassette erbeten haben soll, ist eine durchaus unrichtige. Sobald die Nachricht von dem Ableben des Prinzen Heinrich zur Kenntniß des Königs der Niederlande gekommen war, gab derselbe, da weder der Frau Prinzessin Heinrich, noch dessen Prinzlichem Vater von dem Vorhandensein eines Testamentes des verstorbenen Prinzen etwas bekannt war, in hochherziger Weise sofort Befehl, möglichst genau zu ermitteln, welche Intentionen der heimgegangene Prinz wohl in Bezug auf die Zukunft seiner Gemahlin gehabt habe, und jede, auch die scheinbar unbedeutenste Willensäußerung dieser Art, in welcher Form sie sich auch vorfinden werde, zu seiner, des Monarchen, Kenntniß zu bringen. Da die Regulirung des Nachlasses des Prinzen Heinrich, dessen Vermögen nicht nur im Mutterlande, sondern namentlich auch in den Niederländischen Colonieen Indiens und am Suez=Canal sehr bedeutend engagirt ist, somit längere Zeit erfordern wird, so sind alle an jene Erbschaftsregulirung bis jetzt geknüpften Mittheilungen als voreilige und verfrühte zu bezeichnen. Nur das wäre als bezeichnend hier wohl hinzufügen, daß die nächstberechtigten Erben, die Frau Prinzessin Heinrich, der König der Niederlande und die Frau Großherzogin zu Sachsen, in dieser Angelegenheit in vollstem Einvernehmen sind, wofür am besten wohl der Umstand spricht, daß die drei fürstlichen Persönlichkeiten einen gemeinschaftlichen Erbschaftsliquidator haben. - Auf andere Punkte früherer irriger Berichte in der Presse näher einzugehen, würde zu weit führen und dürfte auch um so weniger erforderlich sein, als jene Unrichtigkeiten für jeden Kenner des im Luxemburgischen allein geltenden Französischen Rechtes zur Evidenz sich von selbst ergeben. Im Deutschen wie in Luxemburgischen Kreisen haben die verschiedenen Gerüchte über das angebliche Testament des Prinzen Heinrich natürlich gleich peinlich berührt, und es mag daher diesen Mittheilungen schließlich die noch angereiht werden, daß Se. Kgl. Hoh. der Prinz Friedrich Karl, als Vater der Frau Prinzessin Heinrich, dem Minister v. Blochausen in Luxemburg selbst sein Bedauern schriftlich ausgedrückt hat darüber, daß in Bezug auf seine, des Ministers, Person und diese Testaments=Angelegenheit so irrige Mittheilungen ihren Weg in die Oeffentlichkeit finden konnten."
- In einer Grenzstadt in Mähren sollte neulich die schöne und liebenswürdige Tochter einer wohlhabenden jüdischen Familie verlobt werden. Da trat eine alte Bäuerin ins Festzimmer und erklärte den Eltern der Braut, daß sie ihre Einwilligung zu der bevorstehenden Vermählung nicht ertheile. Man glaubte es anfangs mit einer Irrsinnigen zu thun zu haben, doch die Bäuerin beharrte auf ihrer Erklärung und begründete diese wie folgt: "Wie Ihr mich nun erkennen werdet (was auch geschah), war ich vor 20 Jahren bei Eurem Kinde Amme. Ich hatte in einer Nacht das Unglück, Euer Kind im Schlafe zu erdrücken. Aus Furcht vor Strafe beseitigte ich das todte Kind und legte an dessen Stelle mein in gleichem Alter stehendes Töchterchen. So wurde dieses, mein eigenes Kind, bis zum heutigen Tage von Euch ernährt und wohl erzogen, und ich danke Euch dafür, doch, da es jetzt verheirathet werden soll, werdet Ihr es begreiflich finden, wenn ich als Mutter mein Recht ausübe, und somit verbiete ich als gute Christin, daß mein in der christlichen Kirche getauftes Kind einen Juden heirathe. Die Sache liegt dem Gerichte vor.
- In der Lützowstraße in Berlin saß Großmütterchen am stillen Charfreitag im Großvaterstuhl und harrte einer Nachricht voll Furcht und Hoffnung. Da kam die Depesche aus Guben: Deine Enkelin hat einen Sohn geboren und du bist Urgroßmutter! - Die Freude war eingekehrt und die neue Urgroßmutter sagte: Packt mir meinen Sonntagsstaat ein, Nachmittags will ich nach Guben und will mit Enkelin und Urenkel die schönen Osterfeiertage feiern. Zuvor will ich ein Stündlein schlafen, weckt mich zur rechten Zeit! - Glück und Sonnenschein im Gesicht schlief sie im Stuhle ein. Die Stunde war längst vorüber, Urgroßmutter aber schlief noch süß und mußte glücklich träumen, ihr Gesicht war so verklärt. Als man sie endlich wecken wollte, war sie im Glück hinübergeschlummert in die andere Welt.
- Unter den Ausfuhrartikeln der Vereinigten Staates nimmt die Baumwolle im Betrage von mehr als 800 Millionen Mark die erste, Getreide und Mehl (mehr als 600 Mill. Mark) die zweite, Schweinefleisch (mehr als 300 Mill. M.) die dritte, Petroleum (etwa 250 Mill. M.) die vierte Stelle ein. Was letzteren Artikel betrifft, so wurden im Jahre 1861, zwei Jahre nach Auffindung der Petroleumquellen, zuerst nur 27,000 Barrels ausgeführt; innerhalb 16 Jahren hat die Ausfuhr sich aber so ernorm gesteigert, daß sie 1877 ungefähr das 54fache, nämlich 14 1/2 Millionen Barrels betrug.
- Am vor. Freitag wurde ein junger Mann von Lippstadt, 24 Jahre alt, Ersatzreservist, früh Morgens von der Polizei geweckt, zum Bahnhofe und mit der Bahn nach Soest begleitet und dort der Militärbehörde übergeben, die ihn den Fahneneid schwören ließ und ihn dann direct zum 16. Regiment nach Cöln schickte. Der junge Mann war seiner Zeit auf Grund der Reclamation seiner verwittweten Mutter zur Ersatz=Reserve geschrieben, hatte aber die Unterstützungspflicht gegen seine Mutter in gröbster Weise vernachlässigt und ist, als solches der Behörde bekannt geworden , auf Grund dessen für drei Jahre in das active Militär eingestellt - von Rechtswegen.
- Eine sehr hübsche Sitte hat seit einigen Jahren der Gartenbauverein in Grünberg eingeführt. Er vertheilt nämlich an die Konfirmanden Obstbäumchen, deren Anpflanzung und Pflege er überwacht. In diesem Jahre haben sich 80 Konfirmanden zur Empfangnahme von Bäumchen gemeldet, ein Beweis, daß das erstrebte Ziel, bei der Jugend Liebe zur Baumzucht zu erwecken, dadurch ihren im muth= und böswilligen Beschädigungen der Obstbäume nur zu häufig sich kund gebenden Zerstörungstrieb zu brechen und zugleich im Allgemeinen die Obstkultur zu fördern, im Volke bereits erkannt und gewürdigt worden ist. Wir verfehlen nicht, das gegebene Beispiel auch anderwärts zur Nachahmung zu empfehlen.
- In Dresdener Blättern wird erzählt, in den elegantesten Dresdener Restaurants würden die erheblichsten Quantitäten Pferdefleisch als Rinderfilets, Beefsteaks und Rumsteaks "verarbeitet." Bei dem Concurse eines größeren feinen Etablissements, das der geringen Rentabilität wegen Concurs machte, sei eine Forderung von 2400 M. angemeldet worden und zwar vom Pferdeschlächter. Ob es in Berlin und anderen größeren Städten sehr Viel anders ist? Der Berliner Volkswitz hat sich über die Gewißheit, daß sehr viel Pferdefleisch zu Würsten verarbeitet wird, bekanntlich mit den echt Berlinerischen Worten fortgeholfen: "Det is allens ejal, wenn man man nich die Droschkennummer rausschmeckt." . . .


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