No. 27
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 04. April
1879
neunundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1879 Nr. 27 Seite 1]

Bekanntmachung.

      Das diesjährige hiesige Musterungsgeschäft wird in folgender Weise

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe

abgehalten werden:

1. Donnerstag den 8. Mai,
Morgens präcise 8 Uhr

Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften:

Bäck, Bardowiek, Bechelsdorf, Blüssen, Boitin=Resdorf, Gr. Bünsdorf, Kl. Bünsdorf, Campow mit Hoheleuchte, Carlow, Cronscamp, Demern (Hof und Dorf nebst Röggeliner Ziegelei), Dodow, Domhof Ratzeburg, Duvennest, Falkenhagen, Grieben, Hammer, Herrnburg, Horst, Kleinfeldt, Klocksdorf, Kuhlrade, Lankow, Lauen, Lenschow, Lindow, Lockwisch (Hof und Dorf), Lübseerhagen, Lüdersdorf, Mahlzow, Mannhagen, Mechow (Hof und Dorf mit Wietingsbäck), Menzendorf (Hof und Dorf), Gr. Mist, Kl. Mist, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neschow mit Maurin=Mühle, Neuhof, Niendorf, Ollndorf, Palingen, Panten, Papenhusen, Petersberg, Pogez, Rabensdorf (Hof und Dorf), Raddingsdorf, Retelsdorf, Rieps, Rodenberg, Römnitz, Rottensdorf, Gr. Rünz, Kl. Rünz, Rüschenbeck, Rupensdorf.

2. Freitag den 9. Mai,
Morgens präcise 8 Uhr

Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften:

Sabow, Samkow, Schaddingsdorf, Schlagbrügge, Schlag=Resdorf mit Perückenkrug, Schlagsdorf (Hof und Dorf mit Heiligeland), Stadt Schönberg, Bauhof Schönberg, Schwanbeck, Selmsdorf (Hof und Dorf mit Hohemeile), Gr. Siemz, Kl. Siemz, Stove (mit Meierei Röggelin), Schbrg.=Sülsdorf, Schlag=Sülsdorf, Teschow, Thandorf Törpt, Torisdorf, Wahlsdorf, Wahrsow (Hof und Dorf), Walksfelde, Wendorf, Westerbeck, Zarnewenz (Hof und Dorf), Ziethen.

3. Sonnabend den 10. Mai,
von Morgens 8 Uhr an

Loosung der Militairpflichtigen des Jahrgangs 1859.
      Das Nichterscheinen zur Loosung hat keine Nachtheile zur Folge; für die dazu nicht Erscheinenden wird durch ein Mitglied der Ersatzkommission geloost.
      Zur Musterung haben sich bei Vermeidung der im § 24. 7, der Ersatzordnung (deutsche Wehrordnung vom 28. September 1875) angedroheten Strafen zu gestellen:

alle im Jahre 1859, sowie alle in früheren Jahren geborenen Militairpflichtigen ohne endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht, sofern sie nicht von der Gestellung ausdrücklich entbunden sind:
      Sämmtliche Militairpflichtigen haben ihre Geburtsscheine, sowie die Militairpflichtigen der älteren Jahrgänge außer den Geburtsscheinen ihre Loosungsscheine mitzubringen.
      Die im hiesigen Fürstenthum gebürtigen und außerhalb ihres Geburtsortes sich aufhaltenden Militairpflichtigen haben sich mit den Militairpflichtigen ihres Geburtsortes zu gestellen.
      Wer durch Krankheit am Erscheinen verhindert ist, hat ein beglaubigtes ärztliches Attest einzureichen.
      Reclamationsgesuche auf Zurückstellung vom Militairdienst wegen häuslicher Verhältnisse etc. sind rechtzeitig bei dem unterzeichneten Civilvorsitzenden anzubringen. Behauptete Erwerbsunfähigkeit muß durch ärztliche Untersuchung im Musterungstermin bestätiget werden; es sind daher die aus der angeführten Veranlassung reclamirenden Angehörigen eines Militairpflichtigen zum persönlichen Erscheinen vor der Ersatzcommission verpflichtet.

[ => Original lesen: 1879 Nr. 27 Seite 2]

      Etwaige zur seemännischen Bevölkerung gehörende Militairpflichtige (§ 21. der Ersatz=Ordnung) haben sich im Musterungstermine über ihre gewerbliche Qualification durch Vorlegung von Seefahrtsbüchern u. s. w. zu legitimiren.
      Die Beorderung der Militairpflichtigen zur Musterung ist Sache der Ortsvorsteher. Die mit Führung der Rekrutirungsstammrollen betrauten Personen haben zum Musterungsgeschäft mitzuerscheinen. Die Stammrollen werden von hier aus im Musterungstermin zur Vorlage gebracht werden.
      Die Ortsvorstände werden noch besonders auf ihre Verpflichtung hingewiesen, die nach Aufstellung der Stammrollen zuziehenden fremden, sowie die das hiesige Fürstenthum verlassenden Militairpflichtigen zwecks Berichtigung der Listen sofort hierher namhaft zu machen oder dieselben zur persönlichen Anmeldung oder Abmeldung hierherzuweisen.
      Im Anschluß an das Musterungsgeschäft und zwar am Freitag den 9. Mai, wird die Classificirung der für einen Mobilmachungsfall auf Zurückstellung Anspruch erhebenden Mannschaften der Reserve, Landwehr, Seewehr und Ersatzreserve I. Classe stattfinden, die gemäß § 18 der Control=Ordnung ihre Gesuche rechtzeitig vorher eingebracht haben müssen. Dieselben haben zu dem bezeichneten Termin zu erscheinen.
      Schönberg, den 12. März 1879.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungs=Bezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
I. V.: Horn.


Anzeigen.

Nach der gestern gemachten Anzeige sind in der Nacht vom 28./29. v. Mts. aus dem Schweinestall des Domainenpächters Hildebrand zu Römnitz zwei weiße, 4 Wochen alte Ferkel gestohlen.
Wir bitten um Vigilanz resp. Anhaltung der gestohlenen Thiere und des Diebes sowie um sofortige Benachrichtigung.
Schönberg, den 2. April 1879.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.       


Der Seefahrer August Joachim Carl Oldörp, geboren zu Dorf Lockwisch am 12. April 1856, welcher sich zu den von der Ersatzbehörde angeordneten Revisionen nicht gestellt hat, wird in Gemäßheit der Verordnung vom 23. December 1870, betreffend das Verfahren gegen ausgetretene Militairpflichtige etc. edictaliter hiedurch geladen, in dem auf

Dienstag den 17. Juni d. J.
Vormittags 11 Uhr

vor dem unterzeichneten Justizamte anstehenden Termine sich einzufinden unter dem Nachtheil, daß er im Falle seines Ausbleibens in dem anberaumten Termine dem Befinden nach des angeschuldigten Vergehens für überführt angenommen und gegen ihn auf die gesetzliche Strafe wird erkannt werden.
Schönberg, den 9. Februar 1879.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.       


Auf Antrag Dris. C. Plitt für den hiesigen Kaufmann Hans Heinrich Rethwisch als Nachlaßcurator der am 28. Februar d. Js. hieselbst verstorbenen Catharina Elisabeth Isenbiel werden

1. alle diejenigen, welche an den Nachlaß der genannten Catharina Elisabeth Isendiel Forderungen zu haben vermeinen, aufgefordert und schuldig erkannt, binnen drei Monaten vom Erlaß dieser Edictalladung angerechnet, also spätestens am 21. Juni d. Js. ihre Forderungen bei dem Nachlaßcurator Kaufmann Hans Heinrich Rethwisch gegen Empfang eines Anmeldescheins, im Falle des Widerspruchs aber im Stadt= und Landgerichte geltend zu machen;
2. alle Schuldner des Nachlasses aufgefordert und schuldig erkannt, ihre Schuld bei Vermeidung nochmaliger Zahlung nur an den Nachlaßcurator zu bezahlen;
3. alle diejenigen, welche zum Nachlasse gehörige Gegenstände oder Werthpapiere in Händen haben, aufgefordert, von diesen Sachen und von ihren vermeintlichen Rechten daran binnen gleicher Frist dem genannten Nachlaßcurator Anzeige zu machen, unter dem Rechtsnachtheile, daß sie widrigenfalls dieser Rechte verlustig erklärt, zur unentgeltlichen Herausgabe der Sachen schuldig erkannt, auch unter Umständen als unredliche Besitzer zur Verantwortung werden gezogen werden.
Lübeck den 21. März 1879.

Das Stadt= und Landgericht.
Zur Beglaubigung       Funk Dr., Act.


Verkaufs=Anzeige.

Am Montag den 7. April d. J. Mittags von 12 Uhr an sollen im Kruge beim Hauswirth Lohse in Herrenburg nachstehende abgepfändete Gegenstände öffentlich meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden.

1 mahagoni Schreibsecretair, 1 dito Eckschrank, 1 Küchenschrank, 1 Kommode, 1 Stubenuhr, 1 Decimalwaage, 1 Wassertonne, 1 Rohrstuhl und 1 Kohleneimer.
Schönberg, den 3. April 1879.

Kutzbach Landreiter.       


Holz=Auction.

Im Vitenser Forste, Revier Törber Holz= und Törber=Eichkoppel am Mittwoch den 9. April 1879, unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:

Eichhester zu Nutz= und Pfahlholz,
Eichen Stangenholz zu kleinen Feldzaunpfählen tauglich.
Buchen Drümme.
Buchen Klafterholz.
Buchen Zweigholz.
Weiden Zaunbusch.
Versammlung Morgens 9 Uhr. Die Auction beginnt in der Törber Eichkoppel am Wege von Törber nach Törberhals.

Großherzgl. Forst=Inspection Rehna.


Mühlen=Verpachtung

Von der Gutsherrschaft zu Löwitz soll das Löwitzer Windmühlengehöft mit Zubehör zu Johannis d. Js. neu verpachtet werden. - Wir haben auf Antrag der gedachten Gutsherrschaft zu dieser Verpachtung im Wege des Meistgebots einen Termin auf dem Löwitzer Mühlengehöfte auf

Dienstag den 15. April d. Js.

Nachmittags 3 Uhr anberaumt, wozu Pachtliebhaber mit dem Bemerken eingeladen werden, daß die Verpachtungs=Bedingungen auf dem Hofe zu Löwitz einzusehen sind und die Besichtigung des Mühlengehöfts zu jeder Zeit gestattet ist.

Patrimonial=Gericht Löwitz, den 18. März 1879.


Die heute Morgen 4 Uhr erfolgte glückliche Entbindung meiner lieben Frau Betty geb. Busch von einem kräftigen Mädchen beehre ich mich hierdurch anzuzeigen.

Dr. M. Marung.       

Schönberg, den 3. April 1879.


[ => Original lesen: 1879 Nr. 27 Seite 3]

Für Confirmanden

starke schwarze, weiße und couleurte Glacehandschuhe, auch werden eine Parthie schwarze Glace=Damenhandschuhe a Paar 1 M. billigst abgegeben bei

Emil Jannicke,       
Handschuhmacher.       


Viehwaschpulver
bewährtes, sicher wirkendes Mittel zur Vertilgung des Ungeziefers bei Rindvieh empfiehlt
in Packeten zu 75 Pfennig (Mecklenburg). (genügend für 5 St. Hornvieh)
und Packeten zu 1,25 Pfennig (Mecklenburg). (genügend für 11 St. Hornvieh)
die Apotheke zu Schönberg.

Zu gleichen Preisen ist das Pulver auch zu beziehen von:

Herrn Thierarzt Reimer in Schönberg.
Herrn Senator Aug. Spehr Schönberg.
Herrn Kaufmann C. Schwedt Schönberg.
Frau Kaufmann Maaß Schönberg.
Herrn Kaufmann Borchert in Carlow.
Herrn Kaufmann Kleinfeldt in Herrnburg.
Herrn Kaufm. Siebenmark in Schlagsdorf.
Herrn Kaufmann Buschow in Selmsdorf.


Niederlage
von Mauersteinen, Dachpfannen und Drains bei
                                                    Chr. Wulff,
                                                    Ratzeburg, Vorstadt.
Nähere Auskunft ertheilt                          
                                                    H. Wede, daselbst.


Wilson's Corned Beef.
(Gekochter Pökelfleisch)
in Dosen a 2 Pfund engl.                                
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


          Oberl. roth. Kleesaat,
          Oberl. weiß do.
          Oberl. Thymothee,
          Oberl. Honiggras,
          Oberl. engl. Reygras,
empfiehlt billigst

J. Ludw. D. Petersen.       


Billige Bordeaux-Weine,
chemisch analysirt und für Reinheit garantirt.

Durch vortheilhafte Einkäufe und direkte Bezüge von Produzenten liefere ich:
Nr. I. 1 Kiste, enth. 12 Flaschen Bordeaux=Medoc 10 M.
Nr. II. 1 Kiste, enth. 6 Fl. Bordeaux=Medoc u. 6 Fl. St. Julien 12 M.
Nr. III. 1 Kiste enth. 4 Fl. Bordeaux=Medoc, 4 Fl. St. Julien u. 4 Fl. Margeaux 15 M.

Franko Kiste gegen Nachnahme.

Bei größeren Bestellungen Preisermäßigung.
Bei guten Referenzen gewähre

3 Monat Ziel gegen Tratte.
Hofmann & Co. Nachfg,
großh. Hess. Hoflt., Frankfurt a. M.


Einen Knaben in die Bäckerlehre sucht zu Ostern

Bäcker Greiff.     


          Feinstes oberländisches roth Kleesaat
          Feinstes oberländisches weiß Kleesaat
Steinklee, schwed. Klee sowie alle Sorten Grassämereien empfiehlt billigstens.

Aug. Spehr.       


Stollwerck'sche
Brust-Bonbons

eine nach ärztlicher Vorschrift bereitete Vereinigung von Zucker und Kräuter-Extrakten, welche bei Hals- und Brust-Affectionen unbedingt wohltuend wirken. Naturell genommen und in heisser Milch aufgelöst, sind dieselben Kindern sowie Erwachsenen zu empfehlen.
Vorräthig in Schönberg bei J. Lundwald,
in Herrnburg bei Joachim Kleinfeldt.


Tesch's Restauration.
Sonnabend Morgen 10 Uhr Anstich
Rostocker Bock=Bier.


Frischen                          
Engl. Chlorkalk
und
do. Seifenstein
empfiehlt                                                    
                                                    Friedr. Dierking.
                                                    Ratzeburg.


Hobelblöcke und Hobeleisen jeglicher Art,

Breitbeile, Aexte, Sägen, Winkeleisen, Beitel, Feilen, Meißel, Brett=, Drumm= u. Forstsägen, krumme und gerade Zugmesser, Maurer=, Fugen= und Dachkellen in gut sortirter Auswahl empfiehlt billigst

C. Schwedt.       


Reinen Haid=Leck=Honig, 8 Pfund. a Pfund. 60 Pfennig (Mecklenburg). 100 Pfund. 50 M.
Feinsten Haid=Seim=Honig, (prima ausgedrückter Honig) 8 Pfund. a Pfund. 40 Pfennig (Mecklenburg)., 100 Pfund. 35 M.,
Futterhonig gestampft und in großen Scheiben a Pfund. 35-55 Pfennig (Mecklenburg)., 100 Pfund 30-50 M. Fastage 50 Pfennig (Mecklenburg). und 2 M. Bienenwachs pr. Pfund. 1 M. 40 Pfennig (Mecklenburg), 100 Pfund. 130 M., versendet gegen Nachnahme

E. Dransfeld.                 
Soltau, Lüneburger Haide.       

Nicht passendes nehme fco. zurück.


      Empfehle mein Lager von
engl. Schiefer, Dachpappe, Asphalt=Theer und Dachlack, eis. Stall=, Keller= und Dachfenster Rohrschieber, Pappnägel und Drathstifte zu den billigsten Preisen

C. Schwedt.       


Unterzeichneter empfiehlt sich einem geehrten Publicum Schönbergs und Umgegend zur Anfertigung von Papp= und Schieferdächern und verspricht bei reeller Arbeit und soliden Preisen sich das vollste Zutrauen zu erwerben. Reparaturen werden prompt und billigst besorgt.

Hubert Keul,              
Papp= und Schieferdecker.       
Wallstraße.                 


Frischen Westph. Kalk
und                          
Prima Portland=Cement
empfing und empfiehlt                          
                                                    A. Wigger Nachfolger.


      Mit Freuden bezeuge ich hierdurch, daß meine kleine Tochter durch den Gebrauch des L. W. Egers'schen Fenchelhonigs*) von einem sehr gefährlichen und hartnäckigen Husten völlig befreit worden ist.

Varel.                                                     B. Higgen, Steindrucker.
      *) Man beachte, daß jede Flasche des echten Fenchelhonigs Siegel, Namenszug und die im Glase eingebrannte Firma von L. W. Egers in Breslau trägt. Verkaufsstelle in Schönberg bei Buchbinder C. Sievers.


[ => Original lesen: 1879 Nr. 27 Seite 4]

Guano der Peruanischen Regierung

Bleiblombe aus den Importationen der Herren Dreifus Frères & Cie. in Paris.
-------------------
Direct importirtem Peru-Guano
offeriren und werden eingehende Aufträge jederzeit prompt effectuiren
Bleiblombe
                                                    Ohlendorff u. Co.,
                                                    alleinige Agenten der Herren Dreifus Frères & Cie. in Paris
                                                    für Deutschland und den Norden.
Hamburg, im Februar 1879.                                                    
Die chemischen u. Dünger-Fabriken von Ohlendorff & Co.
Hamburg, London, Antwerpen u. Emmerich a. R.
offeriren hiermit
Bleiblombe aufgeschlossenen Peru-Guano
bekannter Qualität unter Garantie eines Gehaltes in demselben von
7 % gegen Verflüchtigung geschütztem Stickstoff
u. 9 1/2 % leicht löslicher Phosphorsäure
sowie
Bleiblombe
Bleiblombe pulverisirten rohen Peru-Guano,
frei von Stücken und Knollen, unter Garantie eines Gehaltes
in demselben von 7 % Stickstoff
                und 14 % Phosphorsäure
(bei bekannter Analysenlatitude).
Bleiblombe
Ueber Preise und sonstige Verkaufsbedingungen wird auf Anfrage bereitwilligst Auskunft ertheilt.

Zur grösseren Sicherstellung der Abnehmer vor Täuschungen wird jeder einzelne Sack aufgeschlossener und roher pulverisirter Peru-Guano mit der respectiven, vorstehend abgebildeten, die behördlich registrirte Schutzmarke tragenden Plombe versehen, worauf bei Ankäufen zu achten nicht dringend genug empfohlen werden kann.


Als anerkannt bestes Mast= und Milchfutter offeriren wir

neues frisches Palm=Kuchenmehl

mit ca. 18 % Proteinstoffen, ca. 35 % Kohlehydraten und ca. 5 % Fett

mit 4,50 Mark pro Centner

ab Berlin, exclusive Säcke, die zum Transport geliehen werden, bei Entnahme von mindestens 100 Ctr. (die Eisenbahntarife für 200 Centner sind am günstigsten).
Da Palmmehl stets trocken und darin über 90 % verdauliche Stoffe enthalten sind, so ist es das billigste Kraftfutter.
Ueber Eisenbahnfrachten von Berlin nach allen Stationen geben gerne Auskunft; sowie wir auch auf Wunsch ausführlicher über dies anerkannt gute, gesunde und nahrhafte Futtermittel berichten.
Fabrik: Moabit, Kaiserin Augusta=Allee 7.

                          Palmkern= und Cocos=Oel=Fabrik
                          Rengert & Co.,
                                                    Berlin, C. Linienstraße Nr. 81.


Das Neueste und Feinste in Filz= und Seidenhüten, sowie ein reichhaltiges Lager in Herren= und Knabenmützen empfiehlt

Heinr. Schäding.       


Zu vermiethen.

Eine freundliche Stube und Schlafstube mit Mobilien zu Ostern oder später.

H. Fanselow,            
Schneidermeister.       


Zu vermiethen zu Michaelis eine Wohnung bestehend aus 4-5 Zimmern, Küche, Keller, Abseite und Stall bei

W. Nothdurft.            
Siemzerstraße.       


Ein möblirtes Wohn= nebst Schlafzimmer ist zu vermiethen Wasserstraße 63.


Am Sonntag den 9. April und während der Festzeit                          
Bock=Bier vom Faß
bei                                                    
                                                    Boye.


Knaben, welche zu Ostern die hiesige Realschule besuchen sollen, finden gute und billige Aufnahme bei
Carl Rahn, sen. Kaltendamm.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 6. April.

Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittags=Kirche: Prüfung der Confirmanden. Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1879 Nr. 27 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 27 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 4. April 1879.


Politische Rundschau.

Deutschland. Offiziös wird geschrieben: Eine Anzahl größerer Provinzial=Zeitungen constatirt eine Aenderung in den Stimmungen des Reichstages. Und in der That macht man die erfreuliche Beobachtung, daß die parlamentarische Atmosphäre von den mancherlei Conflictsstimmungen, von welchen sie längere Zeit erfüllt war, gereinigt ist. Die eine Zeit lang gehegte und von gewissen Seiten geflissentlich genährte Besorgniß einer Reichstags=Auflösung ist verschwunden und dagegen der Ueberzeugung Raum geschafft, daß die Regierung den dringenden Wunsch hegt, mit dem jetzigen Reichstage zu einer Verständigung über die großen wirthschaftlichen Fragen zu gelangen. Die Dringlichkeit dieses Wunsches wird durch die Rücksicht auf die Uebergangszeit und die damit verbundene Ungewißheit der wirthschaftlichen Verhältnisse gesteigert, welche so schnell wie möglich ihr Ende erreichen muß. Gerade in dieser Beziehung steht der Regierung die öffentliche Meinung zur Seite und in dieser Ueberzeugung denkt die Regierung daran, die Frage ohne jede weitere, nicht durch die Natur der Dinge gebotene Zögerung zum Abschluß zu bringen.
Am Montag stand die erste Berathung der Anträge betr. den Wucher zur Tagesordnung. Nach längerer durchaus sachgemäßer Debatte, an der sich die Abg. v. Kleist, Reichensperger, Freund, Schorlemer=Alst, Marschall, von Dreyer und von Geß betheiligten und nachdem der Regierungscommissar Staatssecretair Friedberg die Geneigtheit der Regierung bekannt gegeben, der vorliegenden Frage gemeinsam mit der vom Reichstage zu bildenden Commission näherzutreten, wurden die Anträge einer Commission von 21 Mitglieder überwiesen.
Das von dem Generalpostmeister geplante unterirdische Telegraphennetz soll in anderthalb Jahren fertig sein. Es werden dann durch das deutsche Reich zwei Diagonalen liegen, deren eine, von Nordost nach Südwest, Königsberg mit Straßburg, und die andere, von Nordwest nach Südost, Hamburg mit Ratibor verbindet. In Berlin laufen diese beiden großen Kabel zusammen.
Die vom Kultusminister eingeholten Gutachten der deutschen Aerztevereine über die Zulassung der Realschüler zum Studium der Medizin sind nunmehr aus allen Theilen Deutschlands eingegangen und zwar von 163 Vereinen. Von diesen haben sich 157 gegen und nur 6 für die Zulassung erklärt.
England. Bei der Blitzgeschwindigkeit mit der heutzutage Nachrichten von irgendwie hervorragender Art über die ganze civilisirte Welt verbreitet werden, erinnern uns die vom Cap einlaufenden Nachrichten, was nämlich die Schnelligkeit anlangt, an die Berichterstattung früherer Jahrhunderte. Am Montag liefen in London Meldungen ein, die bis zum 11. v. M. reichen und nach denen in der Kapstadt die ersten Verstärkungen von der Insel St. Helena kommend, eingelaufen waren. Die Ankömmlinge wurden bestimmt, die Befreiung der in Ekowe eingeschlossenen Truppen des Obersten Pearson zu versuchen. - Nicht geringes Aufsehen erregt eine Rede des Premierministers Beaconsfield, die derselbe im Oberhause hielt und worin er sich zum Anhänger des Schutzzolles bekennt. Er sagte, "der jetzige Nothstand der Landwirthschaft sei beispiellos. Hervorgerufen sei derselbe einmal durch die Aufhebung des Schutzzolles, wodurch sich die schlechten Ernten fühlbar machten, weil sie nicht durch höhere Preise aufgewogen werden könnten; sodann sei aber die auswärtige Concurrenz höchst nachtheilig für die Landwirtschaft." Fürst Bismarck kann sich zu dem neuen Gesinnungsgenossen gratuliren.
Rußland. Die Wogen der Nihilisten=Bewegung gehen immer höher. Der Geheimbund erweist sich mächtiger, als die Polizei, die vollständig den Kopf verloren zu haben scheint. In Charkow wollten denn auch die unteren Polizeibeamten "striken"; dafür wurden einige von ihnen nach Sibirien geschickt. Auch in Moskau wurden mehrere Gendarmen wegen Einverständniß mit den Nihilisten verhaftet und verbannt, in Kiew wurden alle Unterbeamte wegen Unzuverlässigkeit entlassen. Bei dieser Bewandniß ist es kein Wunder, daß der Dolch der Nihilisten wüthet wie die Pest. Es vergeht kein Tag, an dem nicht das "Revolutions=Commitee" ein Lebenszeichen von sich giebt, sei es durch aufrührerische Proclamationen, sei es durch Drohbriefe an hochgestellte Persönlichkeiten; und theilweise erfüllen die Drohbriefe ihren Zweck, denn die Behörden sind theilweise so eingeschüchtert, daß sie die gegen Nihilisten gefällten Todesurtheile nicht zu vollstrecken wagen. Zur Beruhigung des Publikums läßt die Polizei verbreiten, sie hätte ein Individuum verhaftet, daß muthmaßlich der Mörder des Fürsten Krapotkin sei, sichere Anzeichen sprächen dafür. Es ist in Rußland leider nur zu oft vorgekommen, daß die Behörden "sichere Anhaltspunkte" zu haben wähnten, die sich nachträglich als durchaus unzuverlässig herausstellten.
Frankreich. Im Senat scheint die Mehrheit gegen die "Heimkehr" der Kammern nach Paris zu sein. Am Sonnabend setzte sie es wenigstens durch, daß der Bericht der Commission, welcher sich dagegen ausspricht, verlesen wurde, während die Linke die Verlesung nicht wollte. Die Minister Sprachen im Ministerrath am Sonnabend die Ueberzeugung aus, daß der Senat die "Heimkehr" verwerfen werde. Die Minister haben aber keine Cabinetsfrage daraus gemacht. Die Gambettisten sind darüber ärgerlich und sie werden wahrscheinlich jetzt um so mehr wieder gegen das linke Centrum und das Ministerium vorgehen, als sie fürchten, daß der Senat auch die Ferry'schen Unterrichtsvorlagen zu Fall bringen werde. - Präsident Grevy soll kürzlich mit Gambetta die Eventualität eines Ministerwechsels besprochen und ihm für diesen Fall die Bildung des Cabinets nebst dem Finanzportefeuille angeboten haben. Gambetta soll sich aber wenig geneigt gezeigt haben, zur Regierung zu gelangen. Als Kammerpräsident wird wenig von ihm gesprochen, als Minister würde er sich möglicher Weise, wie alle seine Vorgänger, bald abnutzen.
Italien. Wie schon vorausgesagt wurde, hat der König Humbert das gegen den Attentäter Passanante ergangene Todesurtheil verworfen. Der Mörder ist nach der Insel Elba gebracht worden, wo er im Zuchthause sein Leben beschließen soll. Daß er gerade nach Elba, dem 1. Verbannungsort Napoleon I. gebracht wird, muß dem Frevler einen hohen Begriff von seiner eigenen politischen Bedeutung geben.
Türkei. Um die Frage wegen der Organisation Ostrumeliens endlich zu erledigen, haben die Großmächte das Project einer "gemischten Occupation" dieser Provinz angenommen; nur die Zustimmung der Pforte fehlt noch. Darnach würden alle Großmächte eine Anzahl Truppen dorthin entsenden. Deutschland und Frankreich stimmen auch principiell bei, werden sich aber an der Truppenentsendung nicht betheiligen. Es werden etwa im ganzen 20,000 Mann von England, Italien, Rußland und der Türkei geschickt werden, um die Ruhe aufrecht zu erhalten und den Bulgaren zu zeigen, daß es den Großmächten Ernst ist mit der stricten Ausführung des Berliner Vertrages.


Schönberg. Zu dem diesjährigen Abiturienten=Examen, das am 20. März unter dem Vorsitz des Herrn Consistorialraths Langbein aus Neustrelitz an der hiesigen Realschule abgehalten wurde, hatten sich 8 Schüler der 1. Classe gemeldete die sämmtlich das Zeugniß der Reise erhielten. Es waren

Hugo Hartwig aus Ahrensböck.
Johannes Benecke aus Hamburg.
Adolph Wegner aus Schönberg.
Johannes Söhlbrandt aus Schönberg.
Johannes Zölker aus Schönberg.
Heinrich Peters aus Niendorf.
Heinrich Wigger aus Rüschenbeck.
Eugen Langermann aus Menzendorf.


[ => Original lesen: 1879 Nr. 27 Seite 6]

- Wer heute in der Schweiz für Schwert und Strick predigt, kann auf ein dankbares Publikum rechnen. Das Volk ist nämlich in letzter Zeit durch eine Reihe geradezu gräßlicher Morde in Aufregung versetzt worden und ruft nach den schärfsten Strafen. Im Berner Jura haben Söhne ihren Vater ermordet, um ihn zu beerben; an einem andern Ort im Canton Bern hat eine junge Wirthin mit Hülfe ihres Knechtes ihren Mann erschlagen; ein Commis in Chauxdefonds tödtete einen seiner Vorgesetzten, um die Kasse zu berauben, weil er Geld bedurfte zur Gründung eines eigenen Herdes, und vorige Woche stachen in Zürich zwei entlassene Arbeiter ihren Arbeitgeber auf grauenhafte Weise nieder und entleibten sich dann selbst.
- Ueber den Mordanfall auf den General=Adjutanten Drentelen bringt die russische St. P. Z. noch folgendes Nähere: Der Verbrecher ist, so viel die Personen, die ihn vor und während der That gesehen haben, anzugeben vermögen, ein etwa 22jähriger junger Mann, von nicht hohem Wuchse, mit dunklem Haupthaar, das seit lange kein Scheermesser berührt hat; ein bräunliches, nicht eben volles Gesicht und das kleine Schnurrbärtchen, so wie der Totaleindruck der Persönlichkeit ließen auf einen kränklichen Mann schließen, der, dem Typus nach, aus Transkaukasien herzustammen scheint. Er ist mehreremal in früherer Zeit in sehr reicher Kleidung aufgetreten, gewöhnlich trug er einen abgetragenen Paletot aus dunkelblauem Drap=Stoffe, ohne Pelzkragen; nur selten that er den letzteren um. Sein Haupt bedeckte meist eine Fellmütze. Seit der zweiten Hälfte des vorigen Monates begann der junge Mann täglich und regelmäßig die Hrn. Strasse und Co. gehörige Manege (Mochowaja Nr. 29) zu besuchen. Das erste Mal trug er einen blanken Cylinderhut. Er verlangte ein Pferd, ein gutes Pferd, sei er doch ein guter Reiter. Und in der That, das war er, nach dem Urtheil derer, die ihn reiten sahen. Beim Fortgehen annoncirte er, daß er am nächsten Tage wiederkommen werde; seinen Hut ließ er in der Manege. Am nächsten Tage verlangte er noch ein besseres Pferd, er erhielt es. Am dritten Tage suchte er sich wiederum ein neues Pferd aus. So probirte er etwa zehn Pferde aus, bis er endlich bei einer sechsjährigen englischen Vollblutstute, der braunen "Lady", stehen blieb, die für die genannte Manege aus dem Stalle des Grafen Adlerberg erstanden worden war. Täglich setzte er auf ihr seine Reitübungen fort und zahlte für jedesmal anderthalb Rubel. Nie gebrauchte er Sporen oder Gerte; wenn er ritt, nahm er den Paletot ab und setzte den Cylinderhut auf. Am 2. März erklärte er dem Manege=Inhaber, daß er die "Lady" kaufen wolle und am 3. März probirte er auf der Mochowaja, wie dieses Pferd auf der Straße laufe. Er war zufrieden, kaufte das Pferd für 300 Rubel und zahlte sofort 25 Rubel als Monatspension für dasselbe pränumerando ein. Als der gegenwärtig im Auslande sich aufhaltende Manege=Besitzer nach den Namen des Käufers seiner "Lady" fragte, nannte der junge Mann ihm einen polnischen Familiennamen, der indeß den Leuten dort nicht mehr erinnerlich ist. Der Reiter war mit "Lady" sehr zufrieden, caressirte sie, reichte ihr Zucker und küßte sie selbst. Täglich ritt er in den Straßen umher, kehrte aber von diesen Ritten immer sehr bald zurück. Nur an dem dem Attentate vorhergehenden Tage betrat er die Manege gar nicht und am Schreckenstage selbst nahm er beim Fortreiten seinen Cylinder mit sich. Wie rasch er nach der That geritten, möge daraus erhellen, daß "Lady" ein Hufeisen ganz und ein anderes halb abgeworfen hat; das Blut strömte dem Thiere aus den Nüstern.
- Eine komische Mode unserer Vorfahren. Eine der sonderbarsten Moden unserer Vorfahren, die überhaupt alles liebten, was weit und breit in die Sinne fiel, bestand darin, daß man silberne Einfassungen, Spangen und Gürtel an den Kleidern trug, woran Glocken und Schellen hingen. Dieselben waren zehn, fünfzehn, nicht selten sogar 20 M. schwer. Im früheren Mittelalter hatten die Ritter nur ihre Pferde mit diesem klingenden Schmuck behangen, später fanden die Ritter selbst gefallen daran. Diese Mode scheint gegen Ende des 14. Jahrhunderts zuerst an Höfen aufgekommen zu sein und herrschte von ungefähr 1400-1430 bei Großen und Kleinen, Hohen und Niedern. Es war der höchste Wunsch jeder Bürgersfrau, ebenso klingelnd über die Gasse gehen zu können, wie die Damen von Adel und wer es nur irgend vermochte beglückte seine Gattin damit. Die Göttinger Chronik, "dat olde Book," erzählt schon vom Jahre 1370 und 1376, daß in Göttingen große Festlichkeiten stattfanden, wobei Ritter und Frauen in langen Röcken und mit goldenen und silbernen Schellengürteln erschienen, die gingen alle "Schurr, schurr, kling, kling". Beim Einzug des Herzogs Friedrich von Sachsen in Constanz 1417 hatten seine Ritter glockenbesetzte Gürtel an. Auf solches Geklingel der Vornehmen ist auch das Sprüchwort zurückzuführen: "Wo die Herren sind, da klingen die Schellen". Obrigkeitliche Erlasse suchten dem kindischen Spiel zwar Einhalt zu thun und der Rath von Nürnberg bestimmte z. B. im Jahre 1343 "kein Mann noch Frau soll keinerlei Glocken noch Schellen, noch keinerlei von Silber gemacht Ding an einer Kette noch an Gürteln tragen"; allein diese Verbote fanden wenig Beachtung. Wie aber die meisten Erfindungen der Mode bald durch die allgemeine Nachahmung ins Triviale verfallen, so auch dieser Schellenbesatz, der um die Mitte des genannten Jahrhunderts bereits als Attribut der Narren erscheint. In Folge dessen kam er natürlich bei allen vernünftig sein wollenden Leuten in Wegfall; zum dauernden Andenken erhielten aber die Schellen ihren Platz auf den deutschen Spielkarten.
- Rechtsgefühl. "Nun ich gratulire," sagt ein Advokat zu seinem Clienten, einem schwäbischen Bauer, "Ihr Prozeß ist nun entschieden, wir haben die Sache gewonnen." - "Das isch mer scho rächt", erwiederte Jener, "aber nu gehe wir gleich an'sch Appellgericht." Der Advokat schüttelte unwillig den Kopf. "So hören Sie doch", rief er, "wir haben ja gewonnen!" "Ebe drum!" erläuterte der gemüthliche Schwab, "jetzt solle sche obe uff'm Apellgericht aber auch wische, döß wir Recht habbe."
- Man hat berechnet, daß der Rhein bei Emmerich stündlich 265 Millionen Kubikfuß Wasser, der Nil bei Syut stündlich beim niederem Wasserstande 80, bei hohem 640 Mill. Kubikfuß der Ganges bei Sicligully 1520 Mill. Kubikfuß Wasser dem Meere zuführt. Die Wassermassen, welche diese Flüsse jährlich durch ihr Bett wälzen, betragen beim Rhein 1/6, beim Nil 2/5, beim Ganges über 1 Kubikmeile. So bewegt ein einziger Fluß in einem Jahre größere Massen als das ganze Menschengeschlecht seit seinem Ursprunge zu trinken im Stande war. Die Meeresfluth aber führt in je 6 Stunden gegen 200 Kubikmeilen Wasser aus einem Erdviertel in das andere.
- Unser Meerettig ist eines der vielnamigsten Gewächse, die es giebt. In Mecklenburg heißt er Maressig, in Oesterreich und der Oberpfalz Green, im Oberelsaß Fleischkraut, in Krain Kren. Nach neueren Forschungen verdankt übrigens das Wort Meerrettig seine Abstammung nicht dem Meere sondern der Märe (Gaul, Pferd) und bedeutet eigentlich Pferderrettig. In der That heißt die Pflanze auch im Englischen horseadish (Pferderettig) wie im Plattdeutschen: Marretsch.
- Von einem amüsanten Mißverständniß wird berichtet. Die Wirthschafterin einer Berliner Familie bittet die Herrschaft, zu der sie in diesem Verhältniß steht, um Urlaub, um ihren Vater zu besuchen. Man sagt ihr denselben bereitwillig zu und sie depeschirt nach Hause, daß sie mit dem Zuge um 3 Uhr nach ihrer Heimath - einem kleinen Stächen an der Stettiner Bahn - kommen werde. Als sie ankommt, sieht sie ihren Vater, ihre Schwestern und Verwandten mit sehr betrübten, verweinten Gesichtern am Bahnhof. Sie hatten eine Tragbahre mit Betten bei sich und erwarteten sehr besorgt die Ankommende. Als sie endlich dieselbe wohl und gesund wiederfinden, sind sie überaus erstaunt, daß sie mit geraden Gliedern ankommt. . . . Endlich klärt sich das Mißverständniß auf. Die Depesche war in folgenderweise angekommen: "Komme um 3 un" und darunter hatte das Telegraphenamt den üblichen Vermerk gemacht, "Verstümmelung wird vermuthet." Mit Entsetzen hatten die Verwandten vernommen, sie würden ihre Angehörige mit zermalmten Gliedern wiedersehen und sie hatten für eine Tragbahre mit Betten und einen Arzt gesorgt.


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