No. 73
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. September
1878
achtundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1878 Nr. 73 Seite 1]

Zur Innern Lage.

[] In dem Moment, wo in Berlin der neu gewählte Reichstag zu einer kurzen, aber auf alle Fälle unendlich folgenreichen Session zusammentritt, wollen wir eine Umschau halten nach denjenigen Fragen , die das deutsche Vaterland aufs Engste berühren, die das Thema der Zeitungen bilden und deren baldige Lösung in dieser oder jener Richtung allseitig gewünscht wird.
Das Schlagwort "Reaction" ist während der letzten neun Wochen von Seiten aller Parteien, die links von den Freiconservativen stehen, mit großer Virtuosität gehandhabt worden; im Wahlkampfe hat es der einen Seite manche guten Dienste geleistet, der andern manchen Schaden zugefügt. Alle Befürchtungen vor einer "Reaction" hat aber die officiöse "Provinzial. Correspondenz" treffend in dem Satze niedergelegt:
"Daß eine Rektion im wahren Sinne, (d. h. der Versuch, geschweige denn der dauernde Wille, dem wahren Bedürfniß der nationalen Entwickelung entgegen zu handeln) ein unmöglicher Gedanke ist, diese Ueberzeugung soll die deutsche Nation in dem Augenblick, wo ein schweres Uebel durch fernere Vernachlässigung zum Unheil heranzuwachsen droht, aus dem Vertrauen zu sich selbst schöpfen."
Wenn die Erkenntniß von der Unmöglichkeit einer Rektion selbst in Regierungskreisen vorhanden und von einem Regierungsblatte zugegeben wird, so sollte doch billiger= und vernünftigerweise das Geschrei der Gegner der Regierung verstummen; bessere Beweise gegen den Versuch einer Reaktion, als die Regierung selber vorbringt, können sie doch wahrhaftig nicht zu Tage fördern und darum sollten sie aufhören, jenes Schlagwort als Popanz zu gebrauchen, womit der in politischen Dingen weniger bewanderte Staatsbürger erschreckt werden soll.
Um was handelt es sich denn nun und was giebt der Anwendung jenes Schlagwortes ihre scheinbare Berechtigung? Der Umstand, daß die Reichsregierung, in einigen Fragen sogar bisher der Reichskanzler allein, Reformen anstrebt, deren Durchführung sie für unerläßlich zum Heile des Gesammt=Vaterlandes oder aber zur Vereinfachung der Regierungs=Maschinerie für unerläßlich erachtet.
Das Gesetz gegen die Ausschreitungen der Social=Demokratie, das Tabaksmonopol, die indirekten Steuern, Schutzzölle, der Ausgleich mit Rom, - das sind alles Gegenstände von tief einschneidendem Interesse und die Meinungen darüber sind sehr verschieden. In bei den meisten dieser Fragen läßt sich die Meinungsverschiedenheit darüber nicht einmal nach den verschiedenen Parteigruppirungen feststellen, d. h. man kann nicht sagen, diese oder jene Partei ist für oder gegen die betr. Vorschläge. Die Schutzzöllner z. B. rekrutiren sich aus den verschiedensten politischen Parteien, ebenso die Anhänger des Modus einer indirekten Besteuerung. Vom Tabaksmonopol läßt sich dagegen nicht einmal sagen, daß alle Konservativen dafür stimmen.
Die Stellung der Parteien zum Sozialistengesetz ist schon so oft und so eingehend in der Presse erörtert worden, daß man mit einiger Wahrscheinlichkeit voraussagen kann, die Vorlage werde, wenn auch nicht ohne erhebliche oder abschwächende Modificationen zum Gesetz werden.
Ob das Tabaksmonopol ein bloßer Lieblingswunsch des Reichskanzlers bleiben , oder aber in Deutschlands zur Thatsache wird, ist im Wesentlichen abhängig von den Ergebnissen der Enquete, welche die damit betraute Kommission aufzunehmen hat. Die Baumwollen= und Eisenenquete, die sich vorbereitet, soll ein möglichst anschauliches und richtiges Bild von der Lage der beiden für Deutschland so wichtigen Industriezweige geben, um darnach bemessen zu können, ob die letzteren eines, wenn auch nur mäßigen Schutzes gegen die Konkurrenz des Auslandes durch Zölle bedürftig sind.
Dies führt uns auf das Gebiet des Schutzzolls überhaupt. Es wird von keiner Seite geleugnet werden, daß das Schutzzollsystem bei uns in den letzten Jahren eine große Zahl von Anhängern erworben hat und unter diesen Männer, denen man gewiß keine "reaktionären Neigungen nachsagen kann. Man mag nun über die Berechtigung und Zweckmäßigkeit des Schutzzolles denken, wie man wolle, seine Anhänger werden selbst zugeben, daß sich ihre Zahl durch dieselben Umstände vermehrt hat, wie die Zahl der socialistischen Wähler: nämlich durch das beklagenswerthe anhaltende Darniederliegen der Industrie. Man sucht dafür Erklärungsgründe und glaubt, sie im Freihandel gefunden zu haben, weshalb man in dem Entgegengesetzten die Rettung vermuthet.
Man sagt, der Reichskanzler habe es betreffs der Erneuerung des Handelsvertrages mit Oestereich nicht so eilig, es liege ihm überhaupt nicht viel an dem Zustandekommen desselben. Das mag wohl sein; der Reichskanzler will eben einen autonomen Tarif, der paßt in seinen Steuer= und Zollreformplan, soweit derselbe bis jetzt durchsichtig ist, am besten.
Bezügliglich der indirekten Besteuerung sind die mannigfachsten Verbrauchsartikel, als Petroleum, Spiritus, Kaffee, Zucker u. s. w. als Objecte bezeichnet worden. Es handelt sich bei diesem Besteuerungsmodus wesentlich darum, das Reich auf die eigenen Füße zu stellen und die Matrikularumlagen der einzelnen Staaten möglichst ganz zu beseitigen, wenigstens aber zu verringern.
Die Wiederherstellung eines auskömmlichen Verhältnisses zwischen der Staatsgewalt und dem Vatikan ist zu einem allseitig gefühlten Bedürfniß geworden. Der Schwerpunkt der diesbezüglichen liegt allerdings nicht im Reichstage, sondern im preußischen Landtage; aber die Rückwirkung auf das Reich wäre ja ganz zweifellos.
Alle diese Fragen schwirren im bunten Chaos durcheinander, bewegen die Gemüther und hemmen in ihrem ungelösten Zustande die Wiedergeburt unserer Industrie.


Politische Rundschau.

Deutschland. Die Eröffnung des Reichstags fand am Montag durch den Stellvertreter des Reichskanzlers, Grafen Stollberg, mit einer Thronrede im königlichen Schlosse zu Berlin statt. Bald darauf fand sich im Reichstagssaale eine zahlreiche

[ => Original lesen: 1878 Nr. 73 Seite 2]

Versammlung von Reichstagsmitgliedern ein. Der Alterspräsident v. Bonin eröffnete die Sitzung mit einem Hoch auf den Kaiser, in das sämmtliche Anwesenden, sich von ihren Plätzen erhebend, begeistert einstimmten; nur der Abg. Liebknecht blieb sitzen, während seine andern gleichfalls anwesenden Parteigenossen Bebel und Fritzsche den Saal verliesen. So viel Redner wie in der ersten Sitzung haben noch nie in einer einzelnen Palamentssitzung gesprochen; es waren ihrer nicht weniger als 271. Freilich waren sie alle recht einsilbig, sie sagten nur "hier", wenn der Alterspräsident ihren Namen von der Mitgliederliste verlas. - In der Sitzung am Mittwoch schritt der Reichstag zur Wahl seines Präsidenten, bei welcher den Abg. v. Forckenbeck 240 Stimmen, v. Frankenstein 114 und Delbrück 3 Stimmen erhielt. Ersterer nimmt die Wahl mit etwa folgenden Worten an: "Ich erblicke in der auf mich gefallenen Wahl, die ich mit dem Ausdrucke des herzlichsten Dankes für das mir bewiesene Vertrauen annehme, den Ruf zur ernstesten Pflichterfüllung und verspreche, das Amt des ersten Präsidenten, das ich für die nächsten 4 Wochen übernehme, gerecht und mit strenger Unparteilichkeit zu verwalten.
Oesterreich. Auf dem Okkupationsschauplatz in Bosnien nimmt der Wiederstand der muselmännischen Bevölkerung einen täglich wachsenden Umfang und einen immer fanatischeren Charakter an. Wie es scheint, haben die Oesterreicher am 7. d. M. wieder eine arge Schlappe erhalten. Nach einer Meldung des Generalmajors Zach vom 8. d. M. mußte derselbe am Sonnabend Nachmittag nach 3 Uhr einen weiteren Angriff auf die stark befestigte Position des Gegners bei Bihac aufgeben und wieder nach Zavalje zurückkehren. Die Verluste der österreichischen Truppen waren beträchtlich, 1 Oberst, 1 Oberstleutnant und 14 andere Offizire wurden verwundet, 2 Offiziere sind gefallen, 2 andere werden vermißt. Die Zahl der verwundeten Mannschaften beträgt 400. - Trebinje ist am Sonnabend Mittag ohne Widerstand von den österreichischen Truppen besetzt worden. Die im Kastell der Stadt zusammengezogenen türkischen Truppen rückten friedlich ab.
Frankreich. Das kühlere Wetter zieht jetzt eine ungeheure Anzahl Fremder zur Ausstellung nach Paris, so daß die Preise der Logis und Lebensmittel sich in's Fabelhafte steigern. - Der Jahrestag der Proklamation der Republik von 1870 ist ruhig verlaufen; in den Arbeitervierteln von Paris hatte man militärische Vorsichtsmaßregeln getroffen.
England. Die englischen Truppen auf Cypern scheinen dem mörderischen Klima zum Opfer fallen zu sollen. Von allen dort angekommenen Regimentern liegen schlechte Nachrichten vor.
Auch der englische Botschaftssecretär Baring, welcher von Constantinopel nach Cypern entsendet wurde, ist am Fieber erkrankt. Ein Detachement Pioniere wurde in das Innere der Insel expedirt; nachdem lange Zeit keine Nachricht von ihnen kam, sah man sich veranlaßt, mehrere Patrouillen nach demselben auszusenden. Nach mehrtägigem Suchen wurde endlich das Detachement, und zwar hilflos in einem abgelegenen Farmhause (Bauerhütte), sämmtliche Soldaten im höchsten Fieber=Delirium darniederliegend vorgefunden. Ungeachtet dieser traurigen und abschreckenden Thatsachen sind noch immer viele Leute aus Syrien, Egypten und Griechenland auf der Auswanderung nach Cypern begriffen. In der nächsten Woche reisen 40 Architekten welche vom englischen Gouvernement berufen sind, nach dieser Insel ab.
Aus dem Vatikan. Papst Leo wird im Laufe des Septembers ein Consistorium halten und soll in demselben das heilige Collegium, welches gegenwärtig 11 erledigte Hüte zählt, Zuwachs erhalten. Man nennt Lasagni der während des Conclave als Sekretär fungirte, und Jacobini, den derzeit auf Urlaub in Rom befindlichen apostolischen Nuntius am Wiener Hofe, als Candidaten für den heiligen Purpur der Kardinäle.
Türkei. Am Sonnabend hat die Türkei ihren besten Mann verloren. Mehemed Ali, von Geburt ein Deutscher (in Magdeburg geboren), der seinen Eltern entlief, der Schiffsjunge wurde, dann wieder entlief, weil sein Kapitän ihn durchgeprügelt, der einst nackt und hungernd durch die Straßen von Konstantinopel irrte, dann in türkische Dienste trat, höher und höher stieg, um schließlich neben Osman Pascha der bedeutendste Kriegsführer der Pforte zu werden, der dann als Vertreter der Pforte an dem grünen Congreßtisch in Berlin saß - er ist am Sonnabend mit 20 seiner Begleiter elend massacrirt worden in einem einsamen Winkel Albaniens, wohin er gesandt worden war, um das Land zu beruhigen und daselbst wieder geordnete Verhältnisse herzustellen. Die betr. Depesche lautet: "Die Einwohner von Jakowa und Jpek rotteten sich zusammen und stürmten den Konak, wo Mehemed Ali mit seinem Stabe Wohnung genommen hatte, so daß sich ein blutiger Streit zwischen der Leibwache des Generals und den Aufständigen entspann. Nachdem diese einen Theil des Konaks in Brand gesteckt hatten, gelang es Mehemed Ali, sich in ein befestigtes Blockhaus zu flüchten. Auch hierher von den Aufständischen verfolgt, welche mit Gewalt in das Versteck eindrangen, wurden der Muschir (Marschall) und einige Offiziere seiner Begleitung erschlagen." - Batum ist endlich den Rußen ausgeliefert worden.
Essen. Die Krupp'sche Fabrik nimmt massenhaft Arbeiterentlassungen vor - aus Mangel an Arbeit, wie es in den Zertifikaten heißt. Sollten sich darauf Hoffnungen auf längern Frieden bauen lassen?
- Anfang October verläßt der berühmte Afrikareisende G. Rohlfs Weimar, um eine neue Expedition im Auftrage der geographischen Gesellschaft zu unternehmen. Er begiebt sich zunächst nach Tripolis und von dort nach Wadai. Die Dauer der Reise ist auf etwa 18 Monate berechnet.
- Dr. Heinrich Schliemann hat von der griechischen Regierung die Erlaubniß erhalten, in der Provinz Ithaka Ausgrabungen veranstalten zu dürfen.


Anzeigen.

Der Müllergeselle Albert Härtel aus der Priegnitz, welcher der Unterschlagung einer dunkelblauen Tuchhose und Weste, eines dunklen Rocks und eines Oberhemdes dringend verdächtig ist, hat sich seit dem 5. d. M. heimlich von hier entfernt und wahrscheinlich in holsteinisches Gebiet begeben. Wir ersuchen alle s. t. Behörden, auf denselben zu vigiliren, ihn im Betretungsfalle zu verhaften und uns schleunigst zu benachrichtigen. Bemerkt wird noch, daß der p. Härtel von mittelgroßer, kräftiger Statur ist, vor seiner Entfernung von hier einen rothen Schnurrbart trug, rothes Haar und schiefe Beine hat, sowie wahrscheinlich mit einem mehlbestäubten Mülleranzuge bekleidet sein wird.
Schönberg, den 9. September 1878.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


In Sachen, betreffend die Subhastation der zu Lüdersdorf belegenen Winkenwerder'schen Halbstelle c. p. wird hiedurch öffentlich gemeinkundig gemacht, daß in dem Termine am 4. d. M. der Präclusivbescheid sofort zu Protokoll erlassen und publicrt worden ist.
Schönberg, den 4. September 1878.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)                                                     A. Dufft.


Bekanntmachung.

Die Schulden=Regulirungs=Section beabsichtigt, in Gemäßheit des Rath= und Bürgerschlusses vom 10. Mai 1875, an der Ausloosung theilnehmende Obligationen der alten Anleihen, sowohl der freiwilligen wie der contributionsmäßigen, von den Mindestfordernden anzukaufen.
Offerten mit Angabe der Loosnummern und des Betrages der einzelnen Stücke, sowie des Zinsfußes und des Zinsverfalltages sind bis zum 30. d. M. versiegelt und mit dem Vermerk "Verkaufsofferte" bei Senator Schröder hieselbst einzureichen.
Lübeck den 1. September 1878.

Schulden=Regulirungs=Section.     


[ => Original lesen: 1878 Nr. 73 Seite 3]

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Schönberg, den 20. August 1878.

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Schönberg.

Julius Wagner,     
Conditor.        


Hiedurch fordere ich meine Gläubiger auf, künftig ihre Forderungen an mich bei dem Hauswirth H. Saß in Schlagsdorf einzureichen, ebenso diejenigen, die mir noch schuldig sind, ihre Schuld an mich an denselben zu berichtigen, den ich mit der Verwaltung meines Vermögens beauftragt habe.

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[ => Original lesen: 1878 Nr. 73 Seite 4]

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Schönberg, den 5. September 1878.


Am Sonntag und Montag den 15. und 16. d. M. wird bei mir ein

Scheibenschießen

nach Gewinnen stattfinden, wozu ich meine geehrten Freunde und Gönner ergebenst einlade.
Ein Satz von 3 Schüssen kostet 1 M.

Montag, den 16. Sept. Ball.

Palingen d. 9. Sept. 1878.

J. Oldenburg.     


Ein ordentliches Mädchen zum Alleindienen in einem kleinen Hausstande in Schönberg wird zum 1. October d. J. gesucht.
Nachweis ertheilt die Expedition dieserAnzeigen.


Sonntag d. 15. d.

Nachmittags von 4 Uhr an lasse ich einen Posten guten alten Wein verkegeln und werden Liebhaber dazu freundlichst eingeladen.
Schönberg.

Jul. Wagner,     
Conditor.         


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag, 15 September.
Früh=Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,00 .
Tauben d. St. M0,40 .
Hühner d. St. M1,30 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,90 .
Küken d. St. M0,70 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,20 .
Eier 6 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,50 .


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen18 M -Pfennig  bis 19 M 50Pfennig.
Roggen11 M 50Pfennig  bis 12 M 50Pfennig.
Gerste14 M -Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Hafer12 M -Pfennig  bis 13 M -Pfennig.
Erbsen14 M -Pfennig  bis 18 M -Pfennig.


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 73 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 73 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 13. September 1878.


Die Wege des Schicksals.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1878 Nr. 73 Seite 6]

Die Wege des Schicksals.
[Fortsetzung.]


- Zur Haftpflicht der Gastwirte. Auf einem Bahnhofe standen bei der Ankunft eines Eisenbahnzuges die Hotelwagen der Stadt zum Transport der Reisenden und ihres Gepäcks nach den einzelnen Gasthöfen unter Aufsicht der Kutscher bereit. Ein solcher Kutscher, der am Eingange des Perrons die ankommenden Reisenden einlud, den Gasthof seines Prinzipals zum Aufenthalt zu wählen, nahm einem Reisenden, der auf sein Anerbieten hörte, das Gepäck ab, legte es auf den Wagen, während der Reisende das Innere des Fuhrwerks bestieg, und begab sich dann wieder auf den Perron, um auf andere Reisende zu fahnden. In dieser Zeit muß das Gepäck des ersten Reisenden vom Wagen gestohlen worden sein, wenigstens fand es der zurückkehrende Kutscher dort nicht mehr vor. Der Verbleib des Gepäcks ist nie ermittelt worden. Als sich der Gasthofbesitzer und Dienstherr des Kutschers weigerte, den Werth des Gepäcks zu ersetzen, wurde er verklagt und verurtheilt, denn er haftete für den Schaden nach Ansicht des Richters nicht nur als Fuhrherr, sondern auch als Gastwirth.
- Aerztliche Verordnungen können nicht genau genug sein. Zum Beweise dessen erzählen berliner Blätter das nachstehende Geschichtchen: Ein Rentier wurde seit einiger Zeit so corpulent, daß es ihm lästig fiel und er deshalb seinen Arzt befragte. Dieser verordnete dem Dicken mehr Bewegung und gab ihm auf, täglich neunmal den Kreuzberg hinauf und herabzusteigen. Nach Verlauf einiger Monate suchte der Arzt seinen Patienten wieder auf und äußerte ganz verwundert: "Aber Sie sind ja noch viel fetter und röther geworden?" - "Ja, ich kann nichts dafür," war die Antwort, "Ihren Rath habe ich ganz genau befolgt. Sie können sich überzeugen, fragen Sie unten im Kaiserstein und oben auf Tivoli an!" - "Was heißt das?" - "Nun, ich habe jedesmal unten und oben ein Seidel getrunken!" - "Herr, das macht ja täglich achtzehn Seidel, und da wollen Sie mager werden?" - "Aber, Herr Doctor, davon haben Sie mir ja gar nichts gesagt!"
- Auch die deutschen Kellner fühlen den unabweislichen Trieb, "sich zu versammeln". In Erfurt findet am 14. und 15. October d. J. ein allgemeiner deutscher Kellner=Congreß statt, auf welchem die einzelnen "Kellner=Klubs" meist durch ihre Präsidenten vertreten werden.


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