No. 72
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 10. September
1878
achtundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1878 Nr. 72 Seite 1]

Die Motive zum Sozialistengesetz.

Vor einigen Tagen erschien eine offiziöse Mittheilung, nach welcher die Motive zum Gesetzentwurf gegen die auf Untergrabung der bestehenden Staats= und Gesellschaftseinrichtung abzielenden Bestrebungen der Sozialdemokratie nicht, wie es ursprünglich hieß, im Reichsjustiz=Amt, sondern im preußischen Justizministerium ausgearbeitet würden. Die offiziöse "Provinzial=Correspondenz" vom 4. September enthält nun einen Artikel, den man gewissermaßen als Vorläufer der Motive ansehen kann und die Ansichten der preußischen Regierung, der die übrigen Verbündeten beigetreten sind, darlegt.
Der Artikel bezeichnet die Sozialdemokratie als ein dem Leben unseres Volkes künstlich eingeträufeltes, in seinen Wirkungen sich immer mehr ausbreitendes und verschlimmerndes Gift und bestreitet die oft gehörte Behauptung, daß in unserm Volke, in unserer Gesellschaft bereits ein naturgemäßer nicht zu überbrückender Gegensatz gewisser Klassen bestehe. Die Sozialdemokratie sei nicht entsprungen in der vorzugsweise durch körperliche Arbeit thätigen Volksklasse, die socialdemokratische Lehre sei vielmehr auf dem Boden der Wissenschaft, wenn auch einer künstlich verbildeten, erwachsen.
Weiter bestreitet der Artikel, daß die Socialdemokratie beschränkt sei auf die körperlich arbeitende Klasse. Sie zähle zu ihren Anhängern alle Unzufriedenen, die das menschliche Loos der Entsagung nicht auf sich nehmen wollen, die zu neidisch seien, um die Güter, die sie entbehren, anderen zu gönnen, und zu selbstsüchtig befangen, um zu begreifen, daß kein Besitz äußerer Güter die Besitzer glücklich macht. Daß das Glück des Menschen unabhängig von allen äußeren Gütern in ihm selbst in dem Frieden mit Gott und in dem pflichtmäßigen Verhalten zur Mitwelt liege, daß dem treuen guten Herzen ein Quell der reinsten Freude fließe, das sei bis vor einiger Zeit die Lehre gewesen, die unserm Volke in allen Ständen als ein köstliches Gut und als der einzige Leitstern des Lebens eingeprägt worden sei. Heute komme die Socialdemokratie und wolle diesen Leitstern für ein künstlich ersonnenes Trugbild ausgeben, indem sie glauben zu machen suche, sie könne dem Menschen die Last der Pflicht abnehmen, sie könne ihm ein dem Wunsche eines Jeden entsprechendes und doch genau und gerecht bestimmtes Maß des Genusses verbürgen, und sie könne die ungeheure Menge der Genußmittel, welche durch eine solche Befriedigung erforderlich werden, herbeischaffen, ohne Jemanden über seine Kräfte, und selbst mehr als seine Annehmlichkeit zuläßt, anzustrengen.
Um eine solche Träumerei glaubhaft zu machen, wendet sich die Socialdemokratie an die schlimmste menschliche Leidenschaft, an den Haß, der bekanntlich blind macht. Sie beschäftigt sich wohlüberlegterweise viel weniger damit, ihr neues Paradies, und namentlich seine Möglichkeit auszumalen, als damit, den bethörten Massen einzureden es sei allein die Willkür, das Unrecht, der Betrug, der Raub von Seiten der Bevorrechteten, welche alles Leid über die Nothleidenden bringen. Die Thorheit einer solchen Lehre, welche durch die zerstörenden Ziele, um derentwillen sie verbreitet wird, im höchsten Grade strafbar ist, kann eine große Ausbreitung nur gewinnen durch die ungehemmte Freiheit der Bewegung, deren die Agitation geniest, welche die verderbliche Saat umherstreut. Es ist nicht blos eine Lehre, sondern eine mit allen Mitteln der Lüge und der Uebertreibung hantirende unausgesetzte Aufstachelung, eine planmäßige Aufreizung, die vielleicht mitgenährt wird von inneren Feinden, denen kein Preis zu hoch ist für die Vernichtung des deutschen Reichs und einer selbständigen deutschen Nation.
"Einer solchen Agitation gegenüber, heißt es dann wörtlich, "deren Waffe niemals die wissenschaftliche Beweisführung, sondern stets die moralische Verdächtigung ist, deren Folge die Aufziehung verbrecherischer Gelüste in wilden Gemüthern, die Entnervung und Zerstörung aller gesunden Thatkraft in schwachen Seelen ist, einer solchen Agitation mit den Waffen des gesetzlichen Verbots und der gesetzlichen Strafe entgegenzutreten, soll eine Bedrohung der öffentlichen Freiheit sein! Der Gebrauch der Freiheit kann nie in der Anwendung unsittlicher Mittel bestehen, die Entziehung solcher Mittel ist der Schutz der Freiheit."
Und weiter heißt es: So lange es Staaten giebt, hat noch nie ein Volk die systematische Verhetzung der aus Mangel an Erfahrung und Scharfblick dem Betrug zugänglichen Klassen durch alle Mittel der Lüge in seiner Mitte ruhig geduldet. Die Meinungsverschiedenheit kann also nur über die Wahl der besten Mittel für die staatliche Action sein.
Daß eine Reaction im wahren Sinne, d. h. der Versuch, geschweige denn der dauernde Wille, dem wahren Bedürfniß der nationalen Entwickelung entgegen zu handeln, ein unmöglicher Gedanke ist, diese Ueberzeugung soll die deutsche Nation in dem Augenblick, wo ein schweres Uebel durch fernere Vernachlässigung zum Unheil heranzuwachsen droht, aus dem Vertrauen zu sich selbst schöpfen.
"Möge der Reichstag," so schließt das halbamtliche Blatt, "die freieste Prüfung des ihm zugehenden Gesetzvorschlages unternehmen. Aber der innerste Wille und das wahre Gewissen der Nation erwartet, daß er entweder die Anwendung des vorgeschlagenen Mittels genehmige, oder ein besseres darbiete."


Politische Rundschau.

Deutschland. Die fortschreitende Besserung im Befinden des Kaisers läßt dessen Abreise von Gastein nach Kassel zur Anwohnung der dortigen Manöver immer mehr wahrscheinlich erscheinen. Die Aerzte versprechen sich für die Heilung des Kaisers viel von einem schönen Herbst und von dem Aufenthalt des Monarchen in Süddeutschland.
- Heute, den 9. September, wird der Reichstag in Berlin durch den Stellvertreter des Reichs=

[ => Original lesen: 1878 Nr. 72 Seite 2]

kanzlers, Grafen Stollberg, im Namen des Kaisers eröffnet. Sämmtliche auf Urlaub gewesene preußische Minister sind dazu wieder in Berlin eingetroffen.
- Der Reichstag wählt am Beginn jeder Session fünf ständige Commissionen, die Petitions=Geschäftsordnungs=, Wahlprüfungs=, Budgets= und Rechnungs=Commission. Von der Wahl dieser beiden letzten Commissionen wird in dieser Session Abstand genommen werden, weil weder der Reichshaushaltsetat, noch Vorlagen von finanzieller Tragweite dem Reichstage zugehen werden.
Oesterreich. Weder über die Besetzung Bosniens, noch über den Gang der Verhandlungen wegen Abschlusses einer Convention mit der Pforte liegen Nachrichten von Belang vor. Soviel läßt sich aber ersehen, daß das Verhältniß zwischen Oesterreich und der Türkei ein nicht gerade freundliches ist. Einige Blätter gehen sogar schon soweit, einen neuen Krieg in Aussicht zu stellen. - Die deutschen Sozialdemokraten haben in einem Walde bei Klettau (Böhmen) ihren diesmaligen Jahreskongreß abgehalten. Von Seiten ihrer Blätter wurde diese Nachricht anfänglich als eine erfundene bezeichnet, jedoch weiß die Wiener "Neue Fr. Presse" jetzt ausführlich über den Vorgang zu berichten: An dem Kongresse hätten etwa 90 Personen theilgenommen, darunter Vertreter der meisten sozialistischen Blätter. Es waren Deputirte von Hamburg, Breslau, Berlin und Dresden anwesend. Das Programm lautete: "Welche Maßregel hat die deutsche Sozialdemokratie gegen die ihr durch das Sozialisten=Gesetz drohende Unterdrückung zu ergreifen? Nach abgehaltener Beratung reisten die Theilnehmer sofort wieder ab; viele von ihnen nahmen die Reiseroute über Prag, wo sie sich einige Tage aufhielten.
England. Die Regierung beschäftigt sich jetzt ernstlich mit der Aufstellung der Reformprojecte für die asiatische Türkei. Die Reformen sollen sich auf folgende Punkte beziehen: Bildung einer Gendarmerie, Ersetzung des Zehnten durch eine Grundsteuer, Errichtung einer Finanzverwaltung in jedem Vilajet und Reorganisation der Gerichte.
Holland. Der König, dessen Gemahlin am 3. Juni vorigen Jahres verstarb, wird sich im Oktober wieder vermählen und zwar mit der Prinzessin Pauline von Pyrmont.
Afrika. Ueber eine Vergiftung des Sultans von Marokko, Sidi Muley Hassa, wird nun gemeldet: Die Vergiftung war das Werk mehrerer Großen des Reiches, die den ihnen seiner liberalen Anschauungen und Bestrebungen wegen verhaßten Herrscher aus dem Wege zu räumen hofften. Während der Sultan vor seiner zweiten Hauptstadt, Marokko, campirte, wo er eben seine Krieger sammelte um gegen einen benachbarten Kabylenstamm zu Felde zu ziehen, ward ihm eines Abends das marokkanische Nationalgericht Kuskus mit Arsenik gereicht. Sidi Mulay Hassan, welcher von dem Mahle aß, liegt nun in Marokko sehr schwer erkrankt darnieder.
Amerika. Das gelbe Fieber grassirt in einer fürchterlichen Weise in den südlichen Staaten von Nordamerika. In Granada, ist die weiße Bevölkerung von 1400 Seelen in weniger als 3 Wochen auf 200 Köpfe reduzirt worden und fast sämmtliche Aerzte sind der Seuche erlegen. In New=Orleans, Memphis und anderen südlichen Städten liegen alle Geschäfte darnieder und wer die Mittel hat, flüchtet sich nördlich. Die Situation in den von der Seuche inficirten Distrikten spottet aller Beschreibung. Ganze Familien fallen in weniger als 24 Stunden der Krankheit zum Opfer; die Leichen müssen auf Frachtkarren nach den Friedhöfen befördert werden und die Kranken liegen oft tagelang ohne Verpflegung. So lange kein Frost eintritt ist keine Wendung zum Besseren zu erwarten. Auch in Cincinnati hat die Krankheit ihr Erscheinen gemacht, ohne indessen bis jetzt an Ausdehnung zu gewinnen.


Die Neustrelitzer Zeitung schreibt aus Wesenberg vom 5. September Folgendes: Bei der gegenwärtigen Reparatur des hiesigen Kirchthurmdaches vernothwendigte es sich, daß auch der Thurmknopf zwecks Neuverkupferung der Helmstange herabgenommen werden mußte. Derselbe enthielt eine kleine vernietete kupferne Dose in der Form eines Octavbüchleins, in welcher sich zwar keinerlei Münzen, wohl aber ein von dem zur Zeit der Errichtung des Thurms hieselbst fungierenden ersten Pastor der Stadt, Georg Nahmmacher, verfaßtes, höchst interessantes Aktenstück befand. Der Verfasser, welcher ein Ur=Urgroßonkel des hiesigen Rectors Nahmmacher, in den Jahren von 1713 bis 1736 das geistliche Amt an unserer St. Marienkirche bekleidete, erzählt nach einem lateinischen Gruße an den Leser (Lectori benevolo salutem â fonte nostrae salutis Jesu!), wie die Stadt Wesenberg 1706 durch ein in der jetzt nicht mehr vorhandenen Burgstraße ausgekommenes Feuer bis auf ein Haus und 6 Buden ein Raub der Flammen geworden und wie dabei "auch unsere schöne Kirche und Thurm in Rauch und Feuer aufgegangen." Obgleich bereits im folgenden Jahre mit dem Kirchbau wieder begonnen, habe man doch erst im Jahr 1715 am 3. Juli zur Richtung des Thurmes wieder schreiten können, "wegen der mehreren Kosten, die dadurch verursacht worden" und seien dem Zimmermann Meister Schneider in Strelitz von der Kirche für Bauen und Decken des Thurmes in allem 236 Reichsthaler contractlich zugebilligt worden.
Die Zeiten des Chronisten seien böse. Krieg und Kriegslasten drückten das Land und die Gemeinde. Nach der Niederlage des schwedischen Generals Stenbock bei Tönningen im Holsteinschen seien zweimal im Jahre 1712 moskovitische, polnische und sächsische Truppen, einmal 10,000 Mann zu Fuß und Tags darauf 1400 Mann Kavallerie, die letzteren unter Führung des Generals "Gewaltiger" und des Fürsten Repperin, die ersteren unter Führung des Generals Dolgoruki und des Fürsten Gallizin durch die Stadt gezogen, allwo sie Ruhetag gehalten, und die Führer auf dem Amte und in der Pfarre übernachtet, die Soldaten aber in den Bürgerhäusern einquartirt gewesen, die davon so voll geworden, daß man nicht Raum hatte, darin zu gehen. Bei ihrem Aufbruch hätten sie sämmtliche Pferde der Einwohner mit hinweggenommen vor Stettin und nicht wiedergeschickt. Am 18. Juni 1715 sei wiederum der preußische Generalmajor von der Albe durch Wesenberg gezogen mit sechshalbtausend Mann, um sich mit den Dänen zu conjungiren und Wismar zu blokiren, auch habe die Stadt wieder 16 Pferde für die Artillerie, so zu Friedland stünde und vor Stralsund gebraucht werden soll, liefern müssen.
Seit dem großen Brande seien sehr theure Zeiten gewesen. Im Jahre 1714 habe so große Dürre geherrscht, daß man von 1 Scheffel Gerste Aussaat nur 1 Viertel gebaut habe, und das Getreide Sei So kurz gewesen, daß man es in Säcken habe nach Hause tragen müssen. Nichtsdestoweniger sei durch Gottes gnädige Wunderhand das Wenige gesegnet und eigentliche Hungersnoth abgewendet worden. Der Scheffel Roggen habe zur theuersten Zeit 1 Thlr. 15 gGr., der Scheffel Gerste 1 Thlr. 6 gGr., der Scheffel Erbsen 1 Thlr. 16 gGr. und der Weizen ebensoviel gekostet.
Nachdem der Chronist dann noch eine Personalstatistik des regierenden durchlauchtigsten Fürstenhauses Adolf Friedrichs III., sowie der fürstlichen Räthe in den verschiedenen Collegien zu Strelitz, als auch ein Namenverzeichniß der obrigkeitlichen Personen Wesenbergs (Bürgermeister Christopher Schulz, gebürtig aus Soldien) und der beiden Prediger und des Rectors gegeben, schließt er mit einem innigsten Dank= und Bittgebet zu Gott, der soweit geholfen, daß Thurm und Kirche wieder errichtet sind, und der beide, sowie die ganze Stadt, das Amt und alle Eingepfarrte in seinen gnädigen Schutz nehmen und Zeitgenossen und Nachkommen mit seinem heiligen Geist regieren möge, auf daß sie in wahrer Liebe Gottes und seines Wortes einst alle mit einander selig werden möchten. -


Anzeigen.

In Sachen betreffend den Concurs über das Vermögen des Kaufmanns Ferdinand Seelig zu Schönberg giebt

das Großherzogliche Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg

[ => Original lesen: 1878 Nr. 72 Seite 3]

auf das abgehaltene Termins=Protocoll vom 31. Juli d. J., unter Vollstreckung der ladungsmäßigen Nachtheile, nachdem die öffentliche, gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Acten docirt worden, hierdurch den

Bescheid:

daß die in dem Termine vom 31. Juli d. J. nicht erschienenen Seelig'schen Gläubiger an die damals gefaßten Beschlüsse der Erschienenen gebunden sein sollen.

Von Rechts Wegen.

Schönberg, den 30. August 1878.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Horn.
(L. S.)                                                     A. Dufft.


In Sachen betreffend die Subhastation der Hennings'schen Freischulzenstelle zu Mannhagen hat der Käufer die ihm nach den Verkaufsbedingungen obliegenden Verpflichtungen nicht erfüllt.
Auf Antrag der interessirenden Hennings'schen Gläubiger ist in Gemäßheit der Bestimmungen aus § 22 der Subhastationsordnung nunmehr auf Gefahr und Kosten dieses Käufers der Wiederverkauf der Freischulzenstelle c. p. verfügt und sind dazu:

a) der Wiederverkaufstermin auf

Freitag den 18. October d. J.,
Vormittags 12 Uhr,

b) der Ueberbotstermin auf

Freitag den 8. November d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Gerichte anberaumt, zu welchen Kaufliebhaber mit dem Bemerken hiedurch geladen werden, daß die Besichtigung des Grundstücks nach vorheriger Meldung bei dem zum Curator bonorum bestellten Viceschulzen Brüggemann in Mannhagen jederzeit freisteht und die Wiederverkaufsbedingungen 14 Tage vor dem Verkaufstermine auf der Justizamtsregistratur einzusehen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten sind.
Außerdem ist

c) der Termin zur Erklärung der interessirenden Hennings'schen Gläubiger über die dem Wiederverkaufe grundleglich zu machenden Bedingungen auf

Freitag den 20. September d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

angesetzt, in welchem denselben das Erscheinen bei dem Nachtheile des Ausschlusses mit ihren etwaigen Widersprüchen freigelassen bleibt.
Bemerkt wird schließlich noch, daß der demnächstige Käufer beim bedingten sowohl als auch beim reinen Zuschlage ein als Conventionalpoen haftendes Angeld von 10000 Mark zu erlegen hat.
Schönberg, den 26. Juli 1878.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Horn.

A. Dufft.     


Auf Antrag Dris jur. E. Hahn als Güterpflegers der Concursmasse des Schänkwirths Justus Christoph Gottlieb Eckardt werden hierdurch

1) die Gläubiger des Gemeinschuldners, unter dem Rechtsnachtheile des Ausschlusses von der Concursmasse, sowie Alle, welche an einzelne im Besitze der Concursmasse befindliche Gegenstände, sei es kraft Eigenthums= oder Separationsrechts oder aus irgend einem anderen Grunde Ansprüche zu haben vermeinen, bei Verlust ihres Rechtes aufgefordert, ihre Forderungen binnen sechs Monaten, also spätestens am 21. December dss. Js. bei dem Güterpfleger und Contradictor Dr. Hahn gegen Empfang eines Anmeldescheines, im Falle dessen Widerspruchs aber, und zwar Auswärtige durch einen hiesigen Bevollmächtigten, beim Stadt= und Landgerichte anzumelden, mit Beifügung der vorhandenen Beweisstücke in Original und Abschrift sowie mit Angabe des etwa in Anspruch genommenen Vorzugsrechts;
2) alle diejenigen, welche zur Concursmasse gehörende Gegenstände in Händen haben, aufgefordert, von diesen Sachen und von ihren vermeintlichen Pfand= und Retentionsrechten daran binnen gleicher Frist dem Güterpfleger und Contradictor Anzeige zu machen unter dem Praejudize, daß sie widrigenfalls dieser Rechte für verlustig erklärt, zur unentgeltlichen Herausgabe der Sachen schuldig erkannt, auch unter Umständen als unredliche Besitzer zur Verantwortung werden gezogen werden;
3) die Schuldner des Gemeinschuldners bei Vermeidung abermaliger Zahlung angewiesen, ihre Schulden nur an den Güterpfleger und Contradictor zu zahlen.
Lübeck den 21. Juni 1878.

Das Stadt= und Landgericht.
Zur Beglaubigung     Funk Dr., Act.


Am Dienstag den 10. September, Nachmittags 1 Uhr, werden im s. g. Mühlen= und Moorkamp vor dem Siemzerthore 54 Parcelen auf 10 hintereinanderfolgende Jahre, sowie im Schlauen vor der Marienstraße 10 Parcelen auf 5 hintereinanderfolgende Jahre an Ort und Stelle meistbietend verpachtet werden.
Die Verpachtungsbedingungen werden vor der Verpachtung verlesen.
Pachtliebhaber werden hierdurch zu zahlreichem Erscheinen eingeladen.
Schönberg, den 2. September 1878.

Der Magistrat.


Am Dienstag den 10. September d. J. Nachmittags 2 Uhr soll die Nachmaht (Kuhfutter) auf der im Schlauen an dem Libeckflusse belegenen, 918 []Ruthen großen Wiese der verwittweten Frau Apotheker Saß hieselbst öffentlich meistbietend auf dem Stamme verkauft werden, und werden Kaufliebhaber ersucht, am bestimmten Tage und zur festgesetzten Stunde an Ort und Stelle sich einfinden zu wollen.
Schönberg, den 5. September 1878.


Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt in Schönberg.
Die Anstalt ist an jedem                          
Mittwoch
von 8 - 12 Uhr Vormittags,
geöffnet.                                                    
                                                    Das Directorium.


Bekanntmachung.

Die Schulden=Regulirungs=Section beabsichtigt, in Gemäßheit des Rath= und Bürgerschlusses vom 10. Mai 1875, an der Ausloosung theilnehmende Obligationen der alten Anleihen, sowohl der freiwilligen wie der contributionsmäßigen, von den Mindestfordernden anzukaufen.
Offerten mit Angabe der Loosnummern und des Betrages der einzelnen Stücke, sowie des Zinsfußes und des Zinsverfalltages sind bis zum 30. d. M. versiegelt und mit dem Vermerk "Verkaufsofferte" bei Senator Schröder hieselbst einzureichen.
Lübeck den 1. September 1878.

Schulden=Regulirungs=Section.     


Am Sonnabend den 7. d. M., Morgens 8 1/2 Uhr, entschlief sanft nach langem schweren Leiden im Alter von 33 Jahren 8 Monaten unsere geliebte Mutter und Schwester die Registratorwittwe Auguste Baumast hieselbst.

Um stille Theilnahme bitten

die beiden Kinder       
und die Geschwister.     

Schönberg den 7. September 1878.
Die Beerdigung findet statt am Dienstag den 10. d. M., Nachmittags 2 Uhr.


Die Hauswirte der Dorfschaft Rieps beabsichtigen ihr altes Schulhaus c. p. nebst dem sogenannten Hirtenacker, circa 4 Scheffel Aussaat groß, zusammen als Büdnerei unter der Hand zu verkaufen; zu diesem Zwecke sind die Verkaufsbedingungen bei dem Unterzeichneten von heute an bis zum 14. September cr., falls sich nicht schon vor dem letztgedachten Tage ein annehmbarer Käufer findet, einzusehen.
Rieps, den 30. August 1878.

H. Stein, Schulze.     


[ => Original lesen: 1878 Nr. 72 Seite 4]

Bilanz
der
Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank
in Schwerin
pro ultimo August 1878.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Schwerin, im September 1878.

Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank.
C. A. Schwerdtfeger, Director.
C. L. F. Soltau, General=Agent.


Die Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebensversicherungen, Leibrenten=Versicherungen, Kapital=Einlage=, Darlehns= und alle sonstigen Geld=, Inkasso= und Commissions=Geschäfte durch das unterzeichnete Bureau zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar=Bank=Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt.

Bureau der Mecklenburgischen Lebens=Versicherungs= und Sparbank in Schönberg.
W. Stephan.      W. H. Schacht.


Zu Michaelis d. J. sucht ein gutes Mädchen gegen hohen Lohn

A. Utermöhl.     

Schönberg, den 5. September 1878.


Ein ordentliches Mädchen zum Alleindienen in einem kleinen Hausstande in Schönberg wird zum 1. October d. J. gesucht.
Nachweis ertheilt die Expedition dieserAnzeigen.


Specialarzt Dr. Kirchhoffer
in Straßburg (Elsaß) behandelt speciell Schwächezustände, Polut. Impot., nächtl. Bettnässen. (H182Q)


Breitestraße 804.      Friedr. Matz,      Breitestraße 804.
Lübeck.
Lager von
Tapeten und Decorationsgegenständen,
Rouleaux,
Gold- und Politurleisten,
Teppichen und Cocosmatten,
Wachstuch und Ledertuch.


Am Sonntag und Montag den 15. und 16. d. M. wird bei mir ein

Scheibenschießen

nach Gewinnen stattfinden, wozu ich meine geehrten Freunde und Gönner ergebenst einlade.
Ein Satz von 3 Schüssen kostet 1 M.

Montag, den 16. Sept. Ball.

Palingen d. 9. Sept. 1878.

J. Oldenburg.     


Zahnschmerzen jeder Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitig. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruhm erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke,
Bandagist.


Tombola, Ratzeburg.

Bei der am 3. September stattgefundenen Verloosung sind folgende Gewinn Nummern gezogen:

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Gegen Rückgabe der betreffenden Loose sind die Gewinne in Empfang zu nehmen bei Herrn G. Scharnweber in Ratzeburg.

Das Comite.     


Heinr. Schnoor,
Lübeck, Holstenstraße 167,
empfiehlt sich als
Getreidemakler
und nimmt Proben und Offerten von Getreide gerne entgegen.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,00 .
Tauben d. St. M0,40 .
Hühner d. St. M1,30 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,90 .
Küken d. St. M0,70 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,20 .
Eier 6 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,50 .


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen19 M -Pfennig  bis 19 M 50Pfennig.
Roggen12 M -Pfennig  bis 13 M -Pfennig.
Gerste14 M -Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Hafer12 M -Pfennig  bis 13 M -Pfennig.
Erbsen14 M -Pfennig  bis 18 M -Pfennig.


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 72 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 72 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 6. September 1878.


Die Wege des Schicksals.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1878 Nr. 72 Seite 6]

Die Wege des Schicksals.
[Fortsetzung.]


- Wölfe in Rußland. Ueber die Verheerungen, welche in einzelnen Districten Rußlands durch Wölfe angerichtet werden, wird der Illustr. Jagdztg. aus Nikolskoi Nachstehendes berichtet: Es ist statistisch nachgewiesen, daß im Jahre 1876 im Gouvernement Kaluga allein die Wölfe den Bauern und Gutsbesitzern einen Schaden von etwa 70,000 Rubeln durch Vertilgung von Vieh verursachten. Es wurden vernichtet, Pferde 1351, Füllen 2120, Kühe 697, Kälber 1891, Schafe 10,468, Hunde 2055 und Federvieh 4813 Stück. Hierbei ist nur ein ganz geringer Mittelpreis angenommen. Erlegt wurden im Jahre 1876 in diesem Gouvernement 293 Wölfe; gebissen von Wölfen 11 Menschen, darunter 2 von tollen; im Ganzen starben hiervon 4 Menschen. Prämie zahlte man in diesem Gouvernement 2 Rubel für jeden erlegten oder in Eisen gefangenen Wolf.


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