No. 69
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 30. August
1878
achtundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1878 Nr. 69 Seite 1]

   Diejenigen Deputatisten, welche einen Theil ihres Deputatholzes pro 1879/80 der Forst gegen die Geldentschädigung zu überlassen beabsichtigen, haben dies bis zum 15. September c. hierher anzuzeigen.
   Schönberg, den 26. August 1878.

Großherzoglich Mecklenburgisches Domainen=Amt.
In Vertretung:
H. Spieckermann.


Politische Rundschau.

Am Sonnabend fand in den Paradezimmern des Stadtschlosses zu Potsdam die Unterzeichnung der Ehepakten zwischen der Prinzessin Marie von Preußen und dem Prinzen Heinrich der Niederlande statt. Daran schlossen sich die kirchlichen Ceremonien und die programmäßigen Festlichkeiten.
Die wiederholte Einladung zur Theilnahme an der Pariser internationalen Münzconferenz, welche auf den Antrag Italiens an die deutsche Regierung ergangen war, ist Seitens dieser nunmehr und zwar in denselben verbindlichen Formen, in denen die Einladung erfolgte, abgelehnt worden. Als Hauptgrund dafür ist die erst vor wenigen Jahren erfolgte Einführung der Goldwährung bezeichnet, welcher Thatsache gegenüber man deutscherseits doch außer Stande wäre, anderweiten Beschlüssen des Kongresses näher zu treten, wie ja eine Erklärung in ähnlichem Sinne auch von England abgegeben wäre.
In der Münzkonferenz ist die Stellung der Staaten folgende: Amerika, Italien und Oesterreich sind für die Doppelwährung; England, Schweden, Holland und die Schweiz wünschen für Europa die Goldwährung, für Asien und Amerika die Silberwährung. Frankreich, dessen Bank 900 Millionen Silber besitzt, verhält sich abwartend. Die amerikanische Union besitzt an gemünztem Silber 7 Millionen, an gemünztem Golde 140 Millionen Dollars.
Im Justizausschuß des Bundesrathes hat man sich über die Meinungsverschiedenheiten bez. des Sozialistengesetzes verständigt. Dieselben sind allerdings ziemlich groß gewesen und einst einander gegenübergetreten. Sehr lebhaft betheiligte sich bei den Debatten auch der preußische Minister des Innern, Graf zu Eulenburg, welcher auch einen erheblichen Antheil an der Entstehung des Gesetzes hat, obschon die Hauptarbeit an demselben dem Reichsjustizamt zugefallen ist. Am Dienstag fand die Plenarsitzung des Bundesrathes statt, welche über das Gesetz entscheiden soll. Zur Theilnahme an derselben hatte sich eine große Anzahl kleinstaatlicher Minister in Berlin eingefunden. Das Gesetz ist, im Wesentlichen übereinstimmend mit dem Antrage des Ausschusses, vom Bundesrathe angenommen.
Bezüglich der Ausführung des Heidelberger Steuerreformprogrammes hört man, daß die Beschlüsse jener Conferenz augenblicklich noch die Einzelregierungen beschäftigen. Erst wenn die Gutachten derselben vollständig vorliegen werden, kann man au die Ausarbeitung der Pläne herantreten. Als sehr wahrscheinlich darf es aber angesehen werden, daß die Petroleumsteuer einen erheblichen Punkt in dem Reformprogramm bilden wird.
Es wird beabsichtigt, nach Begründung des Reichsschatzamtes das "Reichskanzleramt" in ein "Reichs=Verwaltungsamt" umzuwandeln, wie dies bekanntlich der Reichskanzler in der letzten Reichstagssession schon angedeutet hatte.
Die Acten über die Katastrophe des "Großen Kurfürst" sind nunmehr allerhöchsten Orts überreicht worden, und werden nunmehr wohl in nächster Zeit die weiteren Maßnahmen angeordnet.
Nach Berichten aus Folkestone ist es den Tauchern am Wrack des "Großen Kurfürsten" gelungen, einen acht Tonnen schweren Anker von dem Schiffe loszumachen , aber stürmisches Wetter verhinderte die Hebung desselben. Ein Taucher war im Stande, in den Thurm hineinzudringen, und er sagt, daß sich in demselben mehrere Leichen befinden.
Gegenwärtig circulirt bei den Brauereibesitzern eine Adresse an den Reichstag, welche bereits von einigen zwanzig namhaften Firmen unterzeichnet ist. In derselben wird petitionirt, um die gesetzliche Feststellung des Begriffs "Bier" als eines Gebräues von Hopfen und Malz; sollten andere Surrogate zur Mischung zugelassen werden, so unterliegen sie einer hohen Besteuerung.
Oesterreich. Die Occupationsarmee in Bosnien ist nun endlich auf eine Stärke gebracht worden, die, wenn sie schon von Anfang an vorhanden gewesen wäre, beiden Parteien unendlich viele Opfer an Blut und Menschenleben erspart haben würde. Von Serajewo aus dehnen sich jetzt die Truppenzüge strahlenförmig über das ganze Land aus. Der Generalissimus Philippowich hat jetzt nahezu 150,000 Mann unter seinem Befehle vereinigt, so daß die völlige Occupation des Landes sich in allerkürzester Frist vollzogen haben wird. Trotzdem dauern die Gerüchte über eine zwischen Oesterreich und der Pforte abzuschließende Convention an; es ist aber gar nicht einzusehen, welchen Nutzen Oesterreich jetzt noch von einer solchen haben könnte.
Frankreich. Die Verhandlungen der jetzt tagenden Generalräthe nehmen die ganze öffentliche Aufmerksamkeit des Landes für sich in Anspruch. Die meisten Generalräthe haben Mittel angewiesen, um Lehrern den Besuch der Pariser Weltausstellung möglich zu machen. Ferner sind zahlreiche Beiträge zu einem Denkmal für Thiers bewilligt worden. - Die Pariser Polizei verhinderte am Sonnabend den Zusammentritt einer Versammlung zur Vorbereitung des sozialistischen Arbeiter=Congresses. Das Arbeiter=Blatt "Marseillaise" veröffentlicht einen Protest gegen das Verbot des Congresses und er=

[ => Original lesen: 1878 Nr. 69 Seite 2]

klärt, daß der Congreß trotzdem stattfinden werde. - Nach dem "Journal officiel" ist die Vertheilung der Preise an die von der Ausstellungsjury prämiirten Personen und Firmen auf den 21. Oktober festgesetzt. Die Ausstellung hat bisher etwa 5,600,000 Francs an Eintrittsgeldern eingenommen.
Rußland. Ein Ukas des Czaren hat aus Anlaß der Attentate auf Trepow und Mesenzoff für Staatsverbrechen und einzelne Verbrechen gegen Staatsbeamte das Standrecht publicirt. - Eine Prämie von fünfzigtausend Rubel ist von einem reichen Privatmanne für denjenigen deponirt worden, welche den Mörder des General=Adjutanten Mesenzoff dem Arme der Gerechtigkeit überliefern wird.
Aus St. Petersburg wird der "Morning Post" gemeldet: Frische Truppen werden von Rußland abgeschickt, um die heimkehrenden Garden vor Konstantinopel zu ersetzen. Diese Ausfüllung der Lücken wird als ein Zeichen betrachtet, daß Rußland vorerst nicht die Absicht hat, seine Truppen in endgültiger Weise vom Stambul zurückzuziehen.
Aus dem Vatikan. In London eingetroffene diplomatische Berichte unterstützen kräftig das vielfach verbreitete Gerücht, daß Cardinal Franchi nicht eines natürlichen Todes gestorben sei. Ein Glas Scherbet, das Franchi nach Celebrirung eine Messe getrunken hat, soll Gift enthalten und auch bei seinem Nachfolger Nina sollen sich schon verdächtige Krankheitssymptome gezeigt haben.


- Die Verpflegungs=Bedürfnisse für die Soldaten der 17. Division während des gegenwärtigen Herbstmanövers liefert die Firma Haupt, Ebeling und Co. in Mölln. Die Magazin=Rendantur in Schwerin liefert Brod und Hafer.
- Am 26. August hat ein Erdbeben stattgefunden, das im ganzen westlichen Deutschland sowohl, als in Belgien und andererseits nach Osten bis nach Hannover deutlich verspürt wurde. Aus Cöln zunächst schreibt man "Heute Vormittag wurden die Bewohner unserer Stadt durch ein von Westen nach Osten gehendes Erdbeben in Angst und Schrecken versetzt. Es mochte etwa 3 Minuten vor 9 Uhr sein, als sich plötzlich ein Beben und wellenförmiges Heben und Senken des Bodens bemerklich machte, das sich mehr und mehr steigerte, so daß die Gebäude in ein heftiges Schwanken geriethen. In den Zimmern machten Tische, Stühle, Betten, Oefen u. s. w. eine tanzende Bewegung, die so stark wurde, daß die auf denselben stehenden Figuren, und Nippsachen aneinanderschlugen und sogar umstürzten. Ja, von mehreren Seiten wird uns berietet, daß Oefen und andere Gegenstände zur Erde fielen, oder daß auf den Stühlen Personen mit Heftigkeit auf und nieder bewegt wurden. Viele behaupten, es sei ihnen dabei wie ein electrischer Strom in die Beine gefahren und sie hätten ein Gefühl empfunden, als würde ihnen der Boden unter ihren Füßen entzogen und als befiele sie ein starker Schwindel. In manchen Häusern wurden auch die Thürschwellen in Bewegung gesetzt, auf dem Dom soll das kleine Glöckchen mehrere Mal angeschlagen haben. In einzelnen Wohnungen standen auch die Pendel der Hausuhren still. Gegen Ende der Erschütterung, die 7-8 Sekunden anhielt, vernahm man ein dumpfes, einem fernen Donner ähnliches Rollen. Nach dem Stoße stürzte sofort Alles aus den Häusern auf die Straßen, hier sah man an einzelnen Stellen Dachschiefer und Kaminsteine, welche herabgeschleudert worden waren." Aehnliche Berichte werden aus den anderen von diesem Erdbeben betroffenen Gegenden mitgetheilt.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Subhastation der zu Lüdersdorf belegenen Halbstelle c. p. des wailand Halbhufners und Ziglermeisters August Winkenwerder daselbst steht zur Beschlußnahme wegen Beschaffung der Ernte und wegen der Wintersaatbestellung ein Termin auf

Mittwoch den 4. September d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Gerichte an, zu welchem die Winkenwerder'schen Hypothekgläubiger hiedurch geladen werden, mit der Auflage, sich durch Vorlegung ihres Hypothekenscheins zu legitimiren, sowie unter dem Nachtheile des Gebundenseins an die Beschlüsse der Erschienenen.
Schönberg, den 26. August 1878.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A Dufft.     


Torf=Auction.

Am Sonnabend den 7. September d. J., Morgens von 9 Uhr an, sollen auf dem Rüntzer Moor bei Demern bei freier Concurrenz und gleich baarer Zahlung meistbietend um jeden Preis verkauft werden

circa 500 mille Ruthen=, Form= und Stech=Torf.
Carlow, den 24. August 1878.

Im Auftrage     
Struck.          


Auctions=Anzeige.

Am Sonnabend den 31. d. M., Morgens von 10 Uhr an, sollen beim Gastwirth Kreutzfeld hieselbst in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

Maurerhandwerkszeug aller Art, gute Manns= und Frauen=Kleidungsstücke und noch verschiedene Sachen.
Carlow, den 21. August 1878.

Struck, Landreiter.     


Durch die glückliche Geburt eines gesunden Sohnes wurden heute hoch erfreut

U. Horn und Frau.     

Schönberg, den 28. August 1878.


Die Hauswirte der Dorfschaft Rieps beabsichtigen ihr altes Schulhaus c. p. nebst dem sogenannten Hirtenacker, circa 4 Scheffel Aussaat groß, zusammen als Büdnerei unter der Hand zu verkaufen; zu diesem Zwecke sind die Verkaufsbedingungen bei dem Unterzeichneten von heute an bis zum 14. September cr., falls sich nicht schon vor dem letztgedachten Tage ein annehmbarer Käufer findet, einzusehen.
Rieps, den 30. August 1878.

H. Stein, Schulze.     


Krieger-Verein für Rehna und Umgegend.

Zu der am 2. September d. Js. stattfindenden Sedan=Feier erlauben wir uns sämmtliche Mitglieder, sowie Freunde und Gönner des Vereins einzuladen.

Programm.
Sonntag den 1. September:

Abends 7 1/2 Uhr. Versammlung im Vereinslocal. Commerce.
9 Uhr. Großer Zapfenstreich. Fackelzug durch sämmtliche Straßen der Stadt.

Montag den 2. September.

Nachmittags 2 1/2 Uhr. Versammlung im Vereinslocal. Concert.
4 Uhr. Festmarsch durch die Stadt und zurück zum Vereinslocal. Concert.
8 Uhr. Beginn des Festballs.
Am Fackelzug können ebenfalls Nichtmitglieder theilnehmen und sind Fackeln zum Preise à Stück 60 Pfennig (Mecklenburg). im Vereinslocal zu haben.
Um zahlreiche Beteiligung bittet

der Vorstand.     


Eine große Auswahl von

Petroleum=Lampen

in allen möglichen Sorten zu höchst billigen Preisen sowie Cylinder, Glocken, Docht u. s. w. in bester Qualität hält vorräthig und empfiehlt

W. Wischendorf.     
Klempner.            

Schönberg.


Photographisches Atelier
von
C. Kindermann,
Lübeck,
788 Breitestraße 788


[ => Original lesen: 1878 Nr. 69 Seite 3]

Zur gefälligen Abnahme halte bestens empfohlen

Haar=Erneuerer
von Alexandre Taillandier, Hamburg.

Dieses Präparat giebt grauem Haar seine ursprüngliche Farbe wieder; ein unvergleichbares Mittel zum Wiederherstellen, Stärken, Zieren und Zurichten des Haares; dasselbe hat die Eigenschaft, gänzlich ergrautes Haar seine natürliche Farbe wieder zu geben und befleckt weder die Haut noch den feinsten Kopfschmuck.
Ferner empfehle eine große Auswahl Einsteckkämme von 50 Pf. an bis zu den feinsten Coiffürnadeln in prachtvollen Mustern, Haarnetze in allen Haarfarben von 18 Pf. an, Frisirwolle, Lockenwickel und Haarnadeln. Von ausgekämmtem Haar werden angefertigt Perrücken=Scheitel, Locken, Chignons, Rollen, Flechten, Uhrketten, Damenhalsketten, Ringe, Brochen, Ohrringe, Armbänder, Blumen und Kränze.
Alle vorstehenden Arbeiten halte stets in großer Auswahl fertig.
Schönberg, den 20. August 1878.

C. Söhlbrandt.     


Bestes Maschinenöl
empfiehlt billigstens                                                    
                                                    Aug. Spehr.


  Magenbitter      Bei der
jetzigen Jahreszeit
empfehlen als gesundestes Genußmittel den von den angesehensten Aerzten unserer Zeit besonders bei Schwäche der Verdauungen empfohlenen Magenbitter, genannt L'estomac, von Dr. med. Schrömbgens, prakt. Arzt in Kaldenkirchen (Rheinpreußen).
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[ => Original lesen: 1878 Nr. 69 Seite 4]

Sedanfeier in Schönberg.
Programm.

Zur Vorfeier, Sonntag den 1. September, Nachmittags von 3 1/2 Uhr an Concert und Schießen nach Silbergewinnen im Schützenhause, Abends 8 Uhr Freudenfeuer, Festrede und patriotische Gesänge auf der Landreiterkoppel, hierauf Fortsetzung des Concerts mit Commers.
Montag den 2. September. Morgens 6 Uhr Reveille durch die Stadt. Mittag 12 Uhr Festgottesdienst. 1 Uhr Ausmarsch vom Vereinslokal nach dem Schützenhause, nach Ankunft des Festzuges Concert und Schießen, sowie Belustigung der Schuljugend. Abends 8 Uhr Ball im Schützenhause und im Boye'schen Locale.
Zu dieser Feier laden wir hiermit alle patriotisch=gesinnten Mitbürger von Stadt und Land zu recht zahlreichem Besuche freundlichst ein und bitten alle Vereine und Corporationen, welche sich dem Zuge anschließen wollen, zu genannter Zeit im Vereinslokal (Boye) einzufinden.
Alle Bewohner der Stadt Schönberg werden ergebenst ersucht, Sonntag ihre Häuser zu schmücken und Abends zu illuminiren. Montag 11 1/2 Uhr Versammlung der Mitglieder im Vereinslokal, eines jeden Erscheinen ist notwendig.
Kriegs=Decorationen sind anzulegen.

Committe der Sedanfeier vom Kampfgenossen=Verein.     


Tesch's Caffee-Garten
Mittwoch den 4. September
Grosses Militair-Concert,
ausgeführt von der Regimentsmusik des 2. Hanseatischen Infanterie-Regimentes No. 76 aus Hamburg unter persönlicher Leitung des Capellmeisters A. Ganzer.
Entrée à Person 50 Pfennig (Mecklenburg). Anfang 6 Uhr.
Zur Aufführung kommen u. A: 1. Tannhäuser-Ouvertüre. 2. Walküren-Ritt. 3. Ouvertüre zu "Oberon."                          


Heinr. Schnoor,
Lübeck, Holstenstraße 167,
empfiehlt sich als
Getreidemakler
und nimmt Proben und Offerten von Getreide gerne entgegen.


Zu der
Sedanfeier in Schlagsdorf

werden die Bewohner von Schlagsdorf und Umgegend zu recht fleißiger Betheiligung hierdurch eingeladen.

Das Fest=Comite.     


Sedanfeier in Rieps.

Zur Sedanfeier in Rieps, am Montag den 2. September, verbunden mit Kinderbelustigung, Fackelzug, Freudenfeuer, Lustfeuerwerk und Tanzvergnügen ladet hochachtungsvoll und ergebenst ein

das Comite.     


Köster's Hotel, Schönberg.
Am Sedantage
Große
Militair=Tanzmusik.


Köster's Garten, Schönberg.
Mittwoch den 4. September
Großes Militair-Concert
von der 50 Mann starken Regiments=Capelle des 2. hanseatischen Infanterie=Regiments Nr. 76.
Capellmeister A. Ganzer.
Anfang 7 Uhr. Entree à Person 50 Pf.
Nach dem Concert Ball.
NB. Bei ungünstiger Witterung findet das Concert im Saale statt.


Tesch's Restauration.
Sonntag und Montag
Krebs=Suppe, 12 Uhr Mittags, kalte und warme Speisen und
Englischen Plumpudding, 12 Uhr Mittags.
Marienthaler Doppel=Bier
vom Faß.


Am Sonntag und Montag, den 1. und 2. September, wird bei mir ein

Scheibenschießen
nach Gewinnen
stattfinden, und lade ich meine geehrten Gönner zu recht reger Betheiligung hierdurch freundlichst ein.
Ein Satz von 3 Schüssen, auf den nur 1 Gewinn fallen kann, kostet 1 M. Büchsen sowie auch Schießbedarf werden von mir geliefert.

H. Tretow.          
Bäckermeister und Krüger     
in Demern.         


Umstände halber sind

2 Pianos
billig zu verkaufen. Lübeck, Schüsselbuden 190.


Zu Michaelis d. J. sucht ein Mädchen im Dienst.

Schönberg.                                                     Staffeldt.


Auf dem Wege von Schönberg nach Dassow ist am 21. August ein Packet, enthaltend einen Reitsattel, verloren worden. Der Finder wird ersucht, dasselbe gegen eine Belohnung abzugeben beim Restaurateur Tesch in Schönberg.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen19 M -Pfennig  bis 21 M -Pfennig.
Roggen12 M -Pfennig  bis 14 M -Pfennig.
Gerste14 M -Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Hafer13 M -Pfennig  bis 14 M -Pfennig.
Erbsen14 M -Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,00 .
Tauben d. St. M0,40 .
Hühner d. St. M1,30 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,90 .
Küken d. St. M0,70 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,20 .
Eier 6 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,50 .


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 69 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 69 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 30. August 1878.


Die Wege des Schicksals.
(Fortsetzung.)


Fürst Bismarck schickt seine Söhne immer wieder ins Gefecht. Sein jüngerer Sohn, Graf Wilhelm, der 26 Jahre alt ist und soeben sein Assessor=Examen machte, ist plötzlich in dem Wahlkreis Mühl=

[ => Original lesen: 1878 Nr. 69 Seite 6]

hauser=Langensalza dem bekannten Professor Reuleaur ("billig und schlecht") gegenüber als Candidat für den Reichstag aufgestellt worden. Keine sehr angenehme Sache, wenn er in einer dortigen Zeitung lesen muß: "wir möchten ihn seiner praktischen Ausbildung im Amte um keinen Preis entreißen."
- In Brüssel haben König und Königin ihre silberne Hochzeit gefeiert. Es ging hoch her, aber die Frauen haben alle ausgestochen. In jeder Gemeinde hatten sie in die eigene Tasche gegriffen (oder in die des Mannes) und eine silberne, mit Diamanten besäete Krone zusammengebracht, die sie der Königin überreichten. Es waren ihrer 2000, die schönsten des Landes, am schönsten die Bäuerinnen aus der Provinz Antwerpen, und die Tochter des Brüsseler Bürgermeisters sprach für alle und hielt die Anrede an die Königin, die ihrerseits klug und herzlich antwortete.
- In Schwerin schreitet der Ausbau des Palais für den Erbgroßherzog rüstig vorwärts. Wie es heißt, ist der Tag der Vermählung des Erbgroßherzogs mit der russischen Großfürstin auf Mitte Januar nächsten Jahres festgesetzt.
- Der Polizeipräsident von Berlin hat je ein Exemplar des Verbrecher=Albums an die obersten Polizeibehörden in Petersburg, London und Paris gesandt. Aus London liegen Nachrichten vor, wonach die Anfertigung einer ähnlichen Sammlung in Aussicht gestellt wird, mit welcher ein Gegengeschenk gemacht werden sollte. Dieselbe dürfte anstatt eines Bandes deren drei umfassen.
- Aus Schweden wird geschrieben, daß es dort in den Tagen vom 6.-8. August stark gefroren hat und daß die Feldfrüchte, namentlich die Kartoffeln, durch den Frost Schaden genommen.
- In Warschau wüthen die Pocken und haben nahezu 800 Menschen hingerafft.
- Die Schlachtfelder von Gravelotte, Mars la Tour etc. waren an den Jahrestagen 14., 16. und 18. August sehr besucht und die Gräber geschmückt.
- Der Arzt Dr. Virchow und der Schaubudenbesitzer Castan in Berlin baten um Auslieferung des Hödel'schen Schädels, beide aber wurden abschläglich beschieden.
- Das deutsche Kanonenbot Nautilus ist von einer 28 monatlichen Fahrt in den Gewässern Ostasiens und im Mittelmeer nach Kiel zurückgekehrt.
- Nobiling wird wahrscheinlich zur Beobachtung seines geistigen Zustandes in eine Irrenanstalt gebracht werden.
- Leise, ganz leise läuft ein Gerücht um, als werbe der Kronprinz Rudolf von Oesterreich um die Hand der Prinzessin Victoria von Baden, der Enkelin Kaiser Wilhelms. Eine Schwierigkeit ist, daß der Prinz Katholik, die Prinzessin Protestantin ist.
- Sehr interessant und lehrreich ist die Ausstellung der französischen Forstverwaltung in der Pariser Industrieausstellung. Sie führt zunächst in umfangreichen Stammkloben Holzproben von Bäumen vor, die das höchste Alter auszeichnet. Diese Altershelden sind meist Fichten und Lärchen, König darunter ist eine pinus cembra, eine Fichte, die ums Jahr 1240 geboren, erst mit 625 Jahren vom Leben schied. Die praktische Zerlegung gewisser Nutzhölzer ist durch Einschnitte an den Stammkloben dargelegt. An einer Wand voller Holzstücke von Balken und Pfählen, die so und so lange im Wasser und Erdreich Dienste leisteten, ist der Widerstand der verschiedenen Holzarten vorgeführt. Die Forstschule stellte in sauber gehobelten Würfelstücken Sammlungen aller europäischen und außereuropäischen Hölzer aus. Besondere Vertretung fanden mit ihrer Rinde die gemeine Eiche und die Korkeiche, und dabei sei des, wie diese gare Haut lehrt, von Erfolg gekrönten Gerbversuchs gedacht, den ein Oberförster mit gemahlenen Tannenzapfen anstellte. Im Korkgebiet glänzt ein unbekannter Schnitzkünstler mit einem hübsch entworfenen Kunstwerk. Auch der Holzhauer mit seinen Werkzeugen blieb nicht unberücksichtigt: die die Bäume fällende Axt erglänzt in vielfacher Gestaltung. Blinkend paradiren in umfangreichen Glasbehältern Proben der aus Holz genommenen Oele, Säuren u. s. w. Das Anziehendste in diesem Holzgebiet ist für das Auge der Raum mit Hölzern, welche der Kunstschreiner verwerthet. Hier liegt ein Block Maserholz vom Amboinabaum, in der polirten Fläche 1 1/2 Meter breit; welch ein Prachtholz, wie herrlich die Maserung, welch entzückender goldbrauner Glanz! Nebenan ragt ein 94 Centim. starker mannshoher Balken von einem Polisanderstamm; über einen kleinen Flächenbruchtheil daran erstreckt sich die vom Arbeiter erzeugte Glätte, und wie magisch schön erscheint bei der feinen Struktur das Fläckchen, zumal in der rauhwandigen Umgebung. Dann stehen und liegen da in kostbaren Blöcken Ebenholz, cajenner Amoranthholz, brasilianisches Korallenholz, Rosenholz. Weiter ab stoßen wir auf eine knorrige, an der Rohseite mit zahllosen konischen Auswüchsen besetzte, 1 1/2 Meter breite Nußbaumflader aus Türkisch=Armenien. Ein Blatt davon prangt von Schreinerhand geglättet in einem weiten Rahmen. Man kann es beim Anblick dieses in lieblicher Bräune die herzlichste Maserung zur Geltung bringenden Holzfläche begreiflich finden, daß der Eigenthümer den Werth der Flader auf 25,000 Fr. schätzt. Uebrigens versteht es der Kunstschreiner, aus einem solchen Block kostbaren Holzes den möglichen Nutzen zu ziehen. Einen Baumstamm von 1 Meter Länge zerlegt die Spaltmaschine der Länge nach in 5000 Blätter. Hier liegen mehre solcher Blätterhaufen. Die Flächen sind so gleichmäßig zerschnitten, daß der Haufen täuschend dem entrindeten ungetheilten Stamm gleicht. 150 Blätter aus einem 3 Centimeter dicken Brett - darin gipfelt das in der Hinsicht Erreichbare. Zu allen Luxusmöbeln verwendet der französische Kunstschreiner Holzblätter von 3/4 Millimeter Stärke.
- Die wahre Krebszeit beginnt, wie Kenner versichern, erst Mitte August und dauert trotz des Buchstaben R, der ihnen den Geschmack nehmen soll, bis in den October hinein. Gerade jetzt sind sie am vollsten und schmackhaftesten, da sie sich in ihren neuen Schalen bereits erholt und gekräftigt und die Hitze der Hundstage, die ihr Fleisch welk und nüchtern macht, vorüber ist. Sicherlich wird diese als wahr verbürgte und erprobte Mittheilung allen Freunden dieser Delikatesse willkommen sein.
- Ansteckende Viehkrankheiten im Jahre 1877. In England offenbarte sich die Viehseuche in 47 Ansteckungsherden, 28 in London, die übrigen in den Provinzen. 360 Stück Vieh wurden von der Krankheit ergriffen; hiervon starben 35 und 225 wurden getödtet; noch weitere 835 wurden getödtet, um die Ansteckungsheerde zu vertilgen. Der letzte Fall kam am 15. Juli vor. Die Kosten für Vergütung und andere Auslagen beliefen sich auf 13,000 Pfund Sterling. 7337 Stück Vieh erkrankten an der Lungenseuche, 3 genasen , 107 starben und die übrigen wurden getödtet für eine Schadenvergütung von 38513 Pfund. - In Oesterreich=Ungarn trat die Seuche blos in 10 Ställen von Dalmatien während des Monats Mai auf. - In der Moldau richtete die Viehseuche während des ganzen Jahres ihre gewohnten Verheerungen an.- Preußen. Bei 3121 Stück oder 0,0004 pCt. des Hornviehstandes wurde im Jahre 1877 die Lungenseuche festgestellt, davon starben 253; 2402 wurden auf höheren Befehl getödtet und 462 von den Besitzern geschlachtet. Die Entschädigung betrug 344 808 Mark. - Rußland. Zu Ende des Jahres waren noch verschiedene Grenzprovinzen voller Krankheitsherde, namentlich Bessarabien, Volhynien, Podolien, der Chersones, Tancien und der District Warschau. - Schweiz. 30 Fälle von Mund= und Klauenseuche kamen vor. Lungenseuche brach in einem Stalle aus, und die 3 Rinder wurden getödtet. - Türkei. Die Viehseuche herrschte in großem Maßstabe in der Umgegend von Philipopolis. 80 pCt. der kranken Thiere starben.
- Ein Ausweg. Vor einem amerikanischen Tribunal weigerte sich jüngst eine als Zeugin vorgerufene Dame, auf die ihr gestellte Frage Antwort zu geben. "Warum antworten sie nicht?" - "Weil das, was ich sagen müßte, kein anständiger Mensch hören darf." - "Nun gut," meinte der Staatsanwalt, "so sagen Sie es leise dem Herrn Präsidenten ins Ohr.


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