No. 59
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 26. Juli
1878
achtundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1878 Nr. 59 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Eine frohe Botschaft verbreitete sich am Montag unerwartet und blitzschnell durch Berlin: Nachmittags gegen 2 Uhr hatte Kaiser Wilhelm, nach zwei vorangegangenen Ausfahrten, sein Hoflager nach Schloß Babelsberg verlegen können. Die Abfahrt des Kaisers erfolgte vom Ankunftsperron des Potsdamer Bahnhofs. Nur wenige Personen hatten davon Kunde, aber auch diesen war der Zuritt nicht erlaubt und der Zugang streng abgesperrt. Der Kaiser erschien an der Seite der Kaiserin in geschlossenem Wagen, er trug Militärmantel und Mütze. Die Grüße der am Wege Harrenden erwiderte der Kaiser durch leichte Hebung der linken Hand. Außer der Kaiserin befanden sich in der Umgebung des Monarchen die Frau Großherzogin und Prinzessin Victoria von Baden, sowie der Leibarzt Dr. v. Lauer und der General=Adjutant Graf Lehndorff. Der Polizei=Präsident v. Madai und der Gouverneur von Berlin, General=Adjutant v. Boyen, waren auf dem Bahnhofe anwesend. Die ländliche Ruhe und Zurückgezogenheit wird hoffentlich dazu beitragen, die glücklicherweise recht erfreulich vorgeschrittene Heilung der Wunden des Kaisers ganz zu vollenden, sodaß der Monarch bald ganz seinem Volke wiedergegeben wird.
Die Aufhebung des Verbots der Ausfuhr von Pferden ist schneller erfolgt, als allgemein erwartet wurde. Bereits am Montag brachte der "Reichsanzeiger" die diesbezügliche Kaiserliche Verordnung, die vom Kronprinzen gezeichnet und vom Grafen zu Stolberg als Stellvertreter des Reichskanzlers gegengezeichnet ist. Die Verordnung tritt sofort in Kraft.
Es wird vielfach die Nachricht verbreitet, daß die russische Regierung die Verordnung wegen Zahlung der Grenz=Zölle in Gold vom 1. September d. Js. ab außer Kraft zu setzen beabsichtige. Indessen liegen thatsächliche Anhaltspunkte für dieses nach Lage der Verhältnisse wenig glaubwürdige Gerücht bisher nicht vor.
Der "Reichsanzeiger publicirt das Gesetz, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung vom 17. Juli cr., sowie eine Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend die Ausführung der Tabaksenquete. Danach hat die Enquete=Kommission die Aufgabe, durch Erhebungen über den Umfang, innerer Gliedung und wirthschaftliche Bedeutung der bei der Beschaffung, der Verarbeitung und dem Betriebe des Tabaks betheiligten Erwerbsthätigkeit eine Grundlage zu gewinnen, auf welcher sie unter Vernehmung von Sachkundigen feststellt, welche der verschiedenen Formen der Tabaksbesteuerung für Deutschland geeignet sind und ein befriedigendes finanzielles Ergebniß in Aussicht stellen.
Nachdem die Vorverhandlungen der Havarie=Commission in Kiel, betreffend den Untergang des Panzerschiffes "Großer Kurfürst" bei der Admiralität eingegangen sind, haben, wie offiziös gemeldet wird, die Einleitungen zum kriegsgerichtlichen Verfahren begonnen.
Oesterreich. Die Verhandlungen mit der Pforte wegen der Besetzung Bosniens haben einen ernsthafteren Charakter angenommen. Am 19. ging die Nachricht um, sie seien gänzlich abgebrochen, dies ist aber in Wirklichkeit nicht der Fall; allein sie schreiten auch nicht vorwärts. Die Pforte verlangt, daß in dem bezüglichen Vertrage eine gewisse Zeitdauer für die Occupation festgesetzt werde, worauf Oesterreich natürlich nicht eingehen will. Die Türken wollen nur der Gewalt weichen. Inzwischen rückt die österreichische Armee, etwa 60,000 Mann stark, immer näher an die bosnische Grenze heran. - Bei seiner Anwesenheit in Berlin hat Graf Andrassy auch mit dem Fürsten Bismarck über den beiderseitigen Standpunkt zum deutsch=österreichischen Handelsvertrage verhandelt; die beiden Staatsmänner sollen unter einander einig geworden sein und werden demnächst die Verhandlungen zwischen den deutschen und österreichischen Delegirten wieder aufgenommen werden.
Frankreich. Im Ministerrathe machte Waddington die Mittheilung, England hätte der französischen Regierung die Oberhoheit über Tunis anbieten lassen. Ein Beschluß, ob dies Anerbieten acceptirt werden soll, ist noch nicht gefaßt worden.
- Ein probates Mittel hat der Präfekt des Nord=Departements gegenüber einem drohenden Aufruhr strikender Albeiter in Anwendung gebracht: Gleich beim Ausbruch des Strikes ließ er alle Schankstätten polizeilich schließen und diese Maßregel soll bis zur Beendigung des Strikes in Kraft bleiben.
- Die zur Zeit in Paris herrschende große Hitze (32 Grad im Schatten) wirkt auf den Besuch der Weltausstellung sehr nachtheilig ein. - In der geographischen Gesellschaft zu Paris trägt man sich mit dem Plan, eine Expedition nach dem Nordpol mittelst Luftballons (!?) zu veranstalten. - Es wurde vielfach angenommen, die französische Kammer werde auf kurze Zeit einberufen werden, um den Berliner Vertrag zu genehmigen. Es wird dies nicht geschehen, weil in demselben weder die Finanzen noch das Gebiet Frankreichs berührt werden; es genügt somit die Unterschrift des Präsidenten der Republik.
England. Während die Mehrzahl des englischen Volkes sich freudig begeistert über die Erfolge Disraelis zeigt, fährt die liberale Opposition fort, die Politik des Premierministers anzugreifen. Gladstone, der Hauptführer der Liberalen, veranstaltet überall im Lande Massenversammlungen, um gegen die Annexion Cyperns zu protestiren. Am Sonntag fand unter Gladstone's Vorsitz solch ein Meeting in London statt. Auf derselben sagte er u. A.: Die Convention vom 4. Juni (zwischen England und der Pforte wegen Cypern) verdient nur eine Kritik: es sei eben eine Abmachung "ohne Sinn und Verstand." Kein einziger großer Staatsmann der letzten vierzig Jahre würde ein derartiges Schriftstück unterzeichnet haben, das eine Schande für England sei. Natürlich haben diese Reden keinen anderen Erfolg, als den englischen Liberalismus in seinem eigenen Vaterlande zu discreditiren und die Neuwahlen zum Parlament werden beweisen, daß die Engländer in ihrer großen Meßzahl mit der Politik ihres Premierministers einverstanden sind.
Aus dem Vatikan. Papst Leo hat angeordnet, daß das Dienstpersonal im Vatican, soweit als nur immer möglich, verringert werden solle, auch ist bereits festgesetzt worden, daß vom 1. August an die

[ => Original lesen: 1878 Nr. 59 Seite 2]

Besoldung der ehemaligen päpstlichen Staatsbeamten gänzlich aufzuhören habe. Die Ursache dieser Verordnungen liegt, wie man behauptet, lediglich darin, daß der Peterspfennig jetzt ungemein spärlich fließt.
Afrika. Der Krieg der Engländer gegen die aufrührerischen Kaffern ist endlich beendet. Die Regierung des Kaplandes hat eine allgemeine Amnestie erlassen, von welcher nur einige Rädelsführer ausgenommen sind.


- Der zum Tode verurtheilte Hochverräther Hödel hat die Frist zur Einreichung der Nichtigkeitsbeschwerde verstreichen lassen, ohne von diesem Rechtsmittel Gebrauch zu machen.
- Im "Berl. Fremdenblatt" findet sich wörtlich Folgendes: . . . "Schade, daß wir in Europa nicht einen Theil davon haben. In den amerikanischen Weststaaten herrscht eine ungewöhnliche Hitze. Es sind bereits viele Personen in Saint Louis, Chicago und anderen Städten am Sonnenstich gestorben." . . . So das Fremdenblatt. "Hat ihn schon" - den Sonnenstich nämlich.
-Zwölf Paar Eheleute in Bischofsgrün bei Berneck, die in den letzten Jahren ihre Ehe nur vor dem Standesbeamten geschlossen hatten, ohne den Segen der Kirche einzuholen, zogen am letzten Sonntag unter dem Geleite des neuen Pfarrers und des ganzen Kirchenvorstandes in die Kirche und ließen sich trauen.
- Das kürzeste Jahr haben die deutschen Studenten; er zählt niemals 12, sondern höchstens 7 bis 8 Monate und die Halbjahre oder Semester, nach denen sie rechnen, nur 3 - 4 Monate, obwohl sie den Herren Eltern bezüglich der Wechsel das Jahr immer voll anrechnen. Mancher brave Mann und Vater schreibt daher schon lange statt Musensöhne Muße=Söhne, von wegen der langen Muße oder Ferien. Cultusminister Falk in Berlin will diese Muße=Söhne nun daran erinnern, daß Student vom Studiren herkommt und ihre Ferien kürzen. Das Sommerhalbjahr soll von Anfang April bis Ende Juli, das Winterhalbjahr von Anfang October bis Ende März dauern, was eine 3monatliche Ferienzeit (März, August und September) ergeben würde. Die betreffenden Vorschläge sind den Rektoren und Senaten der Universitäten zur Begutachtung zugegangen.
- Delphine giebt's nicht nur in den Gedichten, sondern auch in der Nordsee. Bei Cuxhafen wurden neulich zwei gefangen, der eine von 2075, der andere von 1234 Pfund Gewicht. (Die neue Rechnung nach Kilo kennen die Delphine noch nicht.)
- Für indirekte Steuern statt neuer oder höherer direkten Steuern bin ich auch; denn wenn mir einmal ein Zahn ausgezogen werden soll, so bin ich für die schmerzloseste Weise des Ausziehens. Alle Zähne aber möchte ich nicht einmal auf diese sanfte und verführerische Weise verlieren.
- Wiederum hat ein junger Mann in Berlin, ein Gymnasiast, der auf der Eisenbahnfahrt stundenlang zum Fenster hinausgehen hatte, sein Augenlicht verloren. Zwei Tage lang klagte er über Augenschmerzen, am dritten Morgen wachte er erblindet auf.
- Ein wundervoller, nie gesehener Anblick war die nächtliche Beleuchtung des Rheinfalles bei Schaffhausen; sie dauerte nur eine Minute, aber 10,000 Menschen riefen Ah! Ein Engländer hatte die kostbare Beleuchtung veranstaltet, seine Mittel erlaubten ihm das; denn der arme Mann hat jährlich 20,000 Pfd. St. todtzuschlagen.
- Eine verhängnißvolle Cassette. Eine der bekanntesten Familien in Mexiko, die Damen Rafael Veraza, welche sich zum Sommeraufenthalt in Sant' Angel befanden, erhielten eines Abends, gegen Ende Mai, eine an sie von Martinez Zorilla in Mexiko aufgegebene Cassette, in welcher sie verschiedene Andachtsgegenstände, wie: Rosenkränze, Medaillen der Jungfrau von Lourdes u. s. w. vermutheten. Nachdem sie ihr Nachbarinnen, die Frauen Marcannee herbeigerufen, um mit ihnen die Oeffnung der Cassette beizuwohnen, wurde ein Diener beauftragt, den Deckel aufzusprengen. Man war wohl ein wenig überrascht, nun eine zweite hölzerne Casette vorzufinden, dann eine dritte und schließlich eine sorgfältig hermetisch verlöthete bleierne Büchse, hielt sich aber dabei nicht auf. Um das letzte Hinderniß zu beseitigen, führte der Diener einen wuchtigen Hammerschlag auf den Metalldeckel. In diesem Augenblicke erfolgte eine furchtbare Explosion, die Mauern wankten und stürzten ein, Thüren, und Fenster wurden zerschmettert und in ganz Sant' Engel Schrecken und Ersetzen verbreitet. Alles eilte dem Schauplatze der Katastrophe zu, und hier bot sich ein grauenhafter Anblick dar: mitten unter den Trümmern des zerstörten Gemachs lagen sieben gräßlich verstümmelte Leichname. Die hierauf folgende Jammerscene zu beschreiben, wäre unmöglich; man hörte nur Schreie, Weinen und Schluchzen. Die sofort von dem Ereigniß in Kenntniß gesetzte Behörde ließ, wie man hört, Martinez Zorilla verhaften, bei dessen Verhör sich herausstellte, daß er sich einer Unvorsichtigkeit ohnegleichen schuldig gemacht, indem er oder einer seiner Angestellten statt einer Casette mit Rosenkränzen eine solche mit Dynamit=Patronen nach Sant'Angel abgeschickt hatte.
- Saarlouis, 8. Juli. Mitte der zwanziger Jahre diente beim 30. Regiment in Trier ein junger Mann aus dem Dörfchen Rümmelbach, Bürgermeisteri Lebach. Während seiner Dienstzeit wurde derselbe tobsüchtig und dem Landarmenhause in Trier übergeben. Als sich nach längerer Behandlung der Zustand des Patienten nicht gebessert hatte, wurden die Eltern desselben aufgefordert, ihren Sohn, der unheilbar wahnsinnig sei, von Trier abzuholen. Dies geschah und beim Abschiede forderte der damalige Direktor der Anstalt die Angehörigen auf, wenn sie den jungen Mann sonst nicht zu hüten vermöchten, ihn an die Kette zu legen. Dieser Rath, ob er nun ernst oder scherzhaft gemeint war, wurde von den guten Leuten befolgt und der junge Mann im Alter von 25 Jahren vermittelst eines um das rechte Handgelenk lose geschmiedeten Ringes und einer etwa 2 Fuß langen Kette an der Wand seines Zimmers befestigt. Das war im Jahre 1827. Der Wahnsinnige wurde gesetzlich interdizirt und ihm ein Vormund gesetzt, der alljährlich über sein Mündel berichten konnte, daß es körperlich gesund und immer noch wahnsinnig sei. Die Umgebung des Patienten hatte im Laufe der Zeiten sich geändert; seine Eltern und Geschwister waren gestorben und er in die Pflege des ältesten seiner Neffen, eines 46jährigen Mannes, gekommen, der es dem geisteskranken Oheim an nichts fehlen, ihn aber auch, wie er ihm überliefert worden, an der Kette angeschmiedet ließ. Vor Kurzem nun wünschte der Friedensrichter von Lebach eine nähere Auskunft über den Wahnsinnigen zu den Vormundschaftsakten zu erhalten und besuchte denselben persönlich, bei welcher Gelegenheit er von der Art der Verwahrung Kenntniß erhielt und dies dem kgl. Oberprokurator meldete. Auf dessen Anordnung begaben sich nun gestern ein Staatsprokurator und der kgl. Kreisphysikus in die Wohnung des Vormundes und fanden daselbst den Patienten in einem wohnlichen Zimmer und in einem sehr reinlichen Bette, das er, nach Aussagen der Verwandten, nur auf Augenblicke verläßt, und in der oben angegebenen Weise befestigt. Derselbe sah gesund und blühend aus, eine genaue Untersuchung zeigte an seinem Körper nicht einmal eine Spur des Durchliegens. Von den 51 Jahren, die er im Bette und mit der Kette am Arm zugebracht, hatte er absolut keine Erinnerung bewahrt, wohl aber erinnert er sich der Namen des Hauptmanns, des Feldwebels und mehrerer Unteroffiziere der Compagnie, bei der er im Jahre 1826 gedient hatte. Als man ihm aufforderte, etwas zu schreiben, und ihm Papier und Bleistift übergab, netzte er den Bleistift mit der Zunge, brachte aber nur Zeichen zu Stande. Selbstverständlich wurde die Lösung von der Kette angeordnet, was dem jetzt 76jährigen Patienten aber gar nicht behagte, denn er erklärte, Jeden, der seine Kette losmachen wolle, mit Fußtritten forttreiben zu wollen.


Anzeigen.

In Sachen betreffend den Concurs über das Vermögen des Kaufmanns Ferdinand Seelig zu Schönberg steht zur Berathung und Beschlußfassung der Gläubiger

a) über die Höhe des dem Curator bonorum für seine Mühewaltung zuzubilligenden Honorars;

[ => Original lesen: 1878 Nr. 59 Seite 3]

b) über die gegen die säumigen Seelig'schen Schuldner zu ergreifenden Maßregeln;
c) über die Annahme eines von dem Herrn Obergerichtsanwalt S. Büsch zu Hannover rücksichtlich einer streitigen Forderung proponirten Vergleichs
ein Termin auf

Mittwoch den 31. Juli d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Concursgerichte an, zu welchem die nicht präcludirten Seelig'schen Gläubiger unter dem ein für alle Mal angedroheten Nachteil des Gebundenseins an die Beschlüsse der erscheinenden hiemit geladen werden.
Schönberg, den 19. Juli 1878.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstentums Ratzeburg.
Horn.

A. Dufft.     


Zur Beachtung.

Diejenigen Schönberger Einwohner welche in diesem Jahre Torf zum ermäßigten Preise vom Rüntzer Moor erhalten, haben sich zur Ueberweisung desselben
     am Montag den 29. Juli, Morgen 9 Uhr,
     am Mitwoch den 31. Juli, Morgens 9 Uhr,
          und
     am Sonnabend den 3. August, Morgens 9 Uhr
auf dem Rüntzer Moor einzufinden, späteren Anmeldungen kann keine Berücksichtigung garantirt werden.
Schönberg, den 22. Juli 1878.

Der Oberförster     
C. Hottelet.        


Unsere heute vollzogene eheliche Verbindung zeigen wir hiermit ergebenst an.
                          Emil Wunder, Dr. phil.
                          Magdalena Wunder geb. Wohlfahrt.
Schönberg, Fürstenthum Ratzeburg,
                          den 23. Juli 1878.


Gestern Abend 11 Uhr schenkte uns Gott ein gesundes, kräftiges Töchterlein.
Winsen a/d. Luhe, den 23. Juli 1878.

Rich. Witte, Director     
und Frau.                


Aus unserer Niederlage für Schönberg und Umgegend bei dem Herrn

A. Zander

empfehlen wir unsere als rein gehaltenen bekannten durch den vereidigten Handelschemiker Herrn Dr. Ziureck untersuchten und empfohlenen

Bordeaux-, Rhein-, Mosel- und Ungar-Weine

zu billigsten vorgeschriebenen en gros-Verkaufspreisen.

Th. Baldenius Söhne.


Rehna-Schönberg.
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Der Opticus C. Paetsch sen. wird am nächsten Sonnabend und Sonntag in Rehna, Herrn Schreiber's Hotel, und am nächsten Montag nochmals in Schönberg, Herrn Senator Spehr's Hotel, vertreten sein; wer eine

gute Brille
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oder sonstige optische Gegenstände zu haben wünscht, möge sich rechtzeitig in den genannten Hotels melden.


Erndtehandschuhe

in verschiedenen Sorten und in großer Auswahl sind stets zu haben in Schönberg bei

Emil Jannicke,     
Handschuhmacher.     


Colonial=Melis
aus reinem indischen Zucker
empfiehlt billigstens                          
                                                    Aug. Spehr.


Eisenbahn    Mecklenburgische
Friedrich=Franz=Eisenbahn.

Am Sonntag den 4. August cr. wird ein Extrazug

Hamburg=Lübeck=Schwerin

und zurück abgefertigt.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Auf den vorgenannten Stationen werden an diesem Tage zu dem Extrazuge Hamburg=Lübeck=Schwerin

Fahrbillets II. und III. Wagenklasse nach Schwerin zum einfachen Fahrpreise
ausgegeben, welche zur Rückfahrt nicht allein zu dem Extrazuge Schwerin=Lübeck=Hamburg, sondern auch am 5. August cr. zu den fahrplanmäßigen, von Schwerin um 8 Uhr 9 M. und 1 Uhr 42 M. Nachmittags abgehenden Personenzügen Gültigkeit haben.
In gleicher Weise werden am 4. August zu den um 7 Uhr 55 Min. Morgens abgehenden Zuge in Wismar Billets zum einfachen Fahrpreise nach Schwerin ausgegeben, welche zur Rückfahrt mit allen fahrplanmäßigen Zügen am 4. und 5. August berechtigen.
Freigewicht für Gepäck wird auf diese Doppelbillets nicht gewährt.

Die Direction.     


Weiße Glashäfen und Einmachflaschen in allen Größen
empfiehlt                          
                                                    Aug. Spehr.


Leih= und Pfand=Geschäft
von J. H. Lissauer Wwe. in Lübeck,

Dankwärtsgrube 652, ist täglich von Morgens 8 bis Abends 10 Uhr geöffnet.


Soeben erschien in L. Körner's Verlag, Berlin, Friedrichstraße 235:

Rettung von Trunksucht
und Beseitigung ihrer schrecklichen Folgen.

Ein Wort zur Warnung und Beruhigung aller derjenigen, welche von diesem Laster geheilt und wieder in sichern Besitz von Gesundheit gelangen wollen. - Gegen Einsendung von 50 Pfennig (Mecklenburg). in Briefmarken wird dieses Werkchen jedem franko zugesandt.


Am Montag und Dienstag nächste Woche werden wir eine unserer Dampfdreschmaschinen vor dem Siemzerthore aufstellen und ersuchen Interessenten, ihr Korn rechtzeitig bringen zu wollen, da die Maschine am Mittwoch nach auswärts geht.

Wilh. Heincke und Greiff.     
Schönberg.                 


Alle bis zum 15. August nicht abgeholten

Tombola=Gewinne

werden zum Besten der Schützenkasse meistbietend verkauft.

Der Vorstand der Schützenzunft.     


[ => Original lesen: 1878 Nr. 59 Seite 4]

An die Wähler des Fürstenthums Ratzeburg.

Indem wir anliegend den Wahlaufruf der Mecklenburg=Strelitz'schen Conservativen den Wählern des Fürstenthums Ratzeburg übermitteln, und den Candidaten der conservativen Partei der Wahl empfehlen, richten wir zugleich ein offenes Wort an unsere Mitbürger.
Als die wirthschaftlichen Nothstände auch in unserem engeren Vaterlande immer greller hervortraten, vor Allem aber, als die Schüsse, die auf den Kaiser fielen, die Tiefe des Abgrundes hell beleuchteten, dem wir entgegen rollen, brach sich auch bei uns die Ansicht Bahn, daß es notwendig sei, den Schäden in unserem öffentlichen Leben durch eine conservative Reichstagswahl zu begegnen. Nun aber, wo es gilt, diesen Gedanken zur That werden zu lassen, werden hier und dort Einwände laut gegen die Person des von der conservativen Partei vorgeschlagenen Candidaten.
Man widerräth die Wahl desselben vornämlich aus zwei Gründen: 1) weil derselbe als Mecklenburgischer Ritter, als Feudaler kein Freund des Deutschen Reiches sein könne, 2) weil er nach seinem eigenen Bekenntnisse über die Angelegenheiten unseres Fürstenthums nicht genügend unterrichtet sei.
Wir sind in der Lage, diese Bedenken widerlegen zu können.
Mit Zustimmung des von uns empfohlenen Candidaten und unter Hinweis auf sein in dem beifolgenden Wahlaufruf niedergelegtes Programm sprechen wir die Versicherung aus, daß derselbe ein durch und durch reichstreuer und reichsfreundlicher Mann ist, und daß es daher auch seine erste Aufgabe sein wird, voll und ganz für die Reichsregierung gegen alle reichsfeindlichen und zerstörenden Elemente, und zwar ohne jeden Vorbehalt, in den Kampf zu treten.
Was den zweiten Einwand betrifft, so ist zu bedauern, daß die beregte Aeußerung des Herrn von Dewitz in diesem Sinne gegen denselben ausgebeutet wird. Die Ehrenhaftigkeit, mit der er erklärt hat, nicht mehr als die allgemein verbreiteten Kenntnisse über die Verhältnisse des Fürstentums Ratzeburg zu besitzen, die Gewissenhaftigkeit, mit der er zur Wahrnehmung unserer Interessen gründliche Kenntnisse derselben für nöthig hält, müssen uns gerade eine Gewähr dafür sein, daß er, wenn die Frage an ihn herantritt, sich über unsere Verhältnisse eindringend und gründlich unterrichten und mit ganzer Energie für uns eintreten wird. Und zur Vertretung unserer speziellen Interessen ist gerade er vermöge seiner streng conservativen Parteistellung in ganz besonderem Grade berufen. Denn während das Ziel der gesammten liberalen Parteien eine möglichst Alles umfassende constitutionelle Verfassung ist, was für unser Fürstenthum gleichbedeutend mit dem Aufgehen in das Herzogthum Strelitz wäre, ist es gerade die hervorragendste Aufgabe der conservativen Partei, die berechtigten Eigenthümlichkeiten der einzelnen Länder und Landschaften, somit auch unsers Fürstenthums zu erhalten.
Haben wir demnach in dem conservativen Candidaten einen Mann von reichstreuer Gesinnung, einen Mann, der unserm Fürstenthum nur nützen kann, warum also ihn nicht wählen, da doch die Ueberzeugung sich Bahn gebrochen hat, daß die Zeit der liberalen Herrschaft vorüber ist!
Aus diesen Gründen schließen wir Unterzeichneten uns mit vollster Ueberzeugung der Aufforderung unserer conservativen Mitbürger im Herzogthum an!
Gebt am 30. Juli Eure Stimmen dem Herrn

Vicelandmarschall von Dewitz auf Cölpin!
Das conservative Wahlcomite des Fürstenthums Ratzeburg.
Bürgermeister Bicker.     Amtmann Breuel=Selmsdorf.     Lehrer Grewe=Bäk.
Pastor Kämpffer.     A. Kaiser=Stove.     Pastor Langmann=Herrnburg.
Dr. M. Marung.     H. Pumplün=Carlow.     Director Dr. Schildt.     Oberamtmann Wicke=Demern.


Broden=Zucker, wie auch
Block=Zucker

empfiehlt zum Einkochen billigst

C. Schwedt in Schönberg.     


Täglich frisch gebrannten und gemahlenen
f. Melange=Caffee
in feinster Qualität,
d. Pf. 1,50, 1,40, 1,25, 1,00 Pf.
empfiehlt                                                    C. Schwedt in Schönberg.


Torf
ist zu kaufen bei                                                     P. Maaß, Wahrsow.


Zu Michaelis suche ich ein Hausmädchen, das milchen kann, und ein Stubenmädchen.
Lockwisch im Juli 1878.

A. Rußwurm.     


Am 28. und 29. Juli wird bei mir ein

Scheibenschießen

nach Gewinnen stattfinden, wozu ich hierdurch freundlichst einlade.
Ein Satz von 3 Schüssen kostet 1 Mark. - Büchsen werden von mir geliefert.
Am Montag Ball.

H. Voß, Rabensdorf.     


Vom heutigen Datum an bis auf unbestimmte Zeit fährt ein Fuhrwerk des Morgens von Carlow um 5 Uhr und von Schönberg um 8 Uhr ab.
Carlow, 22. Juli 1878.

F. Borchert.     


Tesch's Restauration.
Heute Erlanger Bier.
Morgen Marienthaler Bier v. Faß.
Sonntag Rostocker Bier v. Faß.


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag, 28. Juli.
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M0,90 .
Tauben d. St. M0,40 .
Hühner d. St. M1,40 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,90 .
Küken d. St. M0,80 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,20 .
Eier 6 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,50 .


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen20 M -Pfennig  bis 21 M -Pfennig.
Roggen13 M 50Pfennig  bis 14 M 50Pfennig.
Gerste14 M -Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Hafer13 M 50Pfennig  bis 14 M -Pfennig.
Erbsen14 M -Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.


(Hiezu Officieller Anz. Nr. 18.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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