No. 55
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. Juli
1878
achtundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1878 Nr. 55 Seite 1]

   Dem im hiesigen Lande durch den Bürgermeister Hofrath Fischer hieselbst vertretenen Gesammt=Comité für die Kaiser Wilhelms=Spende ist die Einsammlung von Beiträgen zu dem gedachten Zwecke mittelst Auslegens von Sammelbogen und öffentlicher Aufforderung zur Einzeichnung in dieselben für den Bereich des Großherzogthums gestattet.
Neustrelitz, den 8. Juli 1878.

Großherzoglich Mecklenburgische Landesregierung.
A. Piper.


   Die sämmtlichen Ortsvorstände des hiesigen Fürstenthums werden hiedurch aufgefordert, die ihnen von dem Comité für die Wilhelms=Spende zugegangenen Bekanntmachungen am Sonntag, den 14. d. Mts., an einem dazu geeigneten Orte in ihrer Dorfschaft anzuheften, die Sammelbögen am 20., 21. und 22. d. Mts. zur Entgegennahme von Zeichnungen in ihrer Wohnung aufzulegen, den Sammelbogen am 23. d. M. abzuschließen, den gezeichneten Betrag an das Bankhaus J. Henry Schroeder u. Co. in Hamburg einzusenden und den Sammelbogen unter der Aufschrift: "Wilhelms=Spende. Berlin=Rathhaus" einzuschicken.
Schönberg, den 11. Juli 1878.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Der Prozeß gegen den Attentäter Hödel.

Am 10. d. früh um neun Uhr hat in dem Verhandlungssaale des Kammergerichts in der Lindenstraße die Verhandlung gegen den Attentäter Hödel begonnen. Der Andrang des Publikums war selbstredend ein enormer.
Hödel trägt den grauen Anzug, in den er bei der That selbst gekleidet war. Er sieht ganz sauber aus, sein bleiches, freches Gesicht aber würde einen abstoßenden Eindruck machen, selbst wenn man nicht wüßte, daß man es hier mit dem "Attentäter Sr. Majestät" zu thun hat. Er sieht sich im Saale um, freut sich augenscheinlich über das zahlreich erschienene Publikum und nimmt dann auf der Anklagebank Platz. Fesseln sind ihm nicht angelegt. In seiner Nähe sitzt an einem kleinen besonderen Tisch sein Offizial=Vertheidiger, Justizrath Wilke. Vor dem Angeklagten sitzen ein Polizei=Lieutenant und ein Schutzmann=Wachtmeister, hinter ihm sitzen zwei stämmige Schutzleute. Hödel affectirt die unglaublichste Gleichgültigkeit. Er hört die Anklageschrift gleichgültig mit an, sieht sich im Saale um - ganz als ob er in einer sozialdemokratischen Volksversammlung säße und nicht vor dem Stadtgerichtshofe in der Erwartung eines wahrscheinlichen Todesurtheils stehe.
Die Frechheit des Angeklagten machte geradezu Sensation bei der Zuhörerschaft, selbst bei den am Richtertisch ergrauten Mitgliedern des Staatsgerichtshofes. Aehnliches scheint auch in der That unerhört. Nie ist ein Angeklagter von solcher Frechheit erschienen, und wäre er eines noch so kleinen Verbrechens angeklagt gewesen, selten ist irgend ein Verbrecher mit ähnlicher Sicherheit aufgetreten.
Einen ganz merkwürdigen Eindruck machte es, als ein Gerichtsbote im Auftrage des Präsidenten den noch neuen Revolver dem Angeklagten reicht, mit dem dieser geschossen hatte. Hödel nahm die Waffe in die Hand - es machte ihm Freude, sich nochmals etwas theatralisch in der Geste zu zeigen, in der er den Schuß abgefeuert hatte. Er stellte sich ordentlich in Positur, dann knipste er den ungeladenen Revolver mehrmals ab, besah ihn sich mit aller erdenklichen Aufmerksamkeit, spielte damit und reichte ihn lächelnd wieder dem Gerichtsboten zurück. Auch dieser Augenblick rief begreifliche Sensation in dem Zuschauerraum und selbst am Tische der Richter hervor.
Um 1/2 11 Uhr war bereits die Verlesung der Anklage beendigt und das Verhör des Angeklagten geschehen und es wurden nun die dreiunddreißig Zeugen zu gleicher Zeit vorgeführt. Es war ein merkwürdiger Zug, der da in den Versammlungssaal hineintrat. Das Verhör der Zeugen war im Vergleich zu der Vernehmung des Angeklagten, diese überaus interessante Momente lieferte, vergleichsweise matt und von geringem Interesse.
Seine eigene Frechheit überbot der Angeklagte, als die Zeugen einer nach dem andern zu seinen Ungunsten aussagten, als ein Zeuge nach dem anderen ihn wiedererkannte und mit Sicherheit recognoscirte. Er rief ohne Weiteres den Zeugen zu: "Das ist erlogen," oder "Das ist ja ganz frech," oder "Na so'n Quatsch" und dergleichen mehr.
Ein ekelerregender Moment war gerade der, als Hödel vom Präsidenten veranlaßt wurde, seinen weichen Filzhut, den er vor und bei dem Attentat getragen, aufzusetzen, und als er dies thut, den Hut kühn auf das rechte Ohr drückt und sich nun nach allen Seiten hin umdrehte, dem Auditorium zulachte, den Richtern und Zeugen entgegengrinste.
Während der Vertheidiger sich für ihn bemühte, war und blieb Hödel störrisch, renitent, cynisch. "Er wolle keine Vertheidigung, keine Gnade." Das waren seine letzen Worte bei der Verhandlung.
Der Gerichtshof zog sich endlich zurück und der Präsident verkündigte nach zwanzig Minuten das Urtheil:
Todesstrafe und vorherige Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte.
Hödel hörte auch den Urteilsspruch mit gleichgültiger Frechheit an. Er wurde sofort mit dem Arrestantenwagen Nr. 5 nach der Stadtvoigtei zurückgebracht. Ende der Verhandlung 4 Uhr.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 55 Seite 2]

Politische Rundschau.

Deutschland. Eine hohe Freude wurde Sonnabend Vormittag elf Uhr den auf der Nordseite des Opernplatzes an dem Palais des Kaisers Vorübergehenden zu Theil. Der Kaiser zeigte sich zum ersten Male seit dem 2. Juni an dem berühmten Eckfenster und zwar in Uniform. Er schien in dem Zimmer spazieren zu gehen, trat zuerst an das zweite Fenster vom Opernplatz aus, dann an das Eckfenster und begab sich dann nach der Veranda hin.
Der Bundesrath wird von jetzt ab seine Sitzungen aussetzen - nicht schließen -, um dieselben in der Mitte des kommenden Monats wieder aufzunehmen. Ueber den Termin zur Eröffnung des Reichstages ist noch nichts bestimmt.
Im Kriegsministerium wird die Frage ventilirt, ob nach dem bevorstehenden Abschluß des Friedens im Orient das viel angefeindete Pferdeausfuhrverbot in der nächsten Zeit nicht außer Kraft gesetzt werden kann. Bekanntlich hat der Kriegsminister Herr von Kameke in der letzten Reichstagssession ausdrücklich erklärt, daß, wenn die kriegerischen Befürchtungen verschwunden seien, die Militärverwaltung auch keine Veranlassung mehr haben werde, auf das Pferdeausfuhrverbot zu bestehen. Dieser glückliche Zeitpunkt des Friedens ist jetzt herangenaht und somit wird die Militärverwaltung nicht mehr säumen können, beim Reichskanzler zu beantragen, das so lästige Pferdeausfuhrverbot für ganz Deutschland aufzuheben.
Schweden. Zwei schwedische Kriegsschiffe haben in letzter Zeit Unglück gehabt. Das Minenfahrzeug "Rom" stieß auf der Stockholmer Rhede mit dem Dampfschiff "Balder" zusammen und durchschnitt die eine Seite desselben, sodaß der Raum mit Wasser gefüllt wurde und das Schiff in sinkendem Zustande aufs Land gesetzt werden mußte, wo seine aus Steinkohlen bestehende Ladung gelöscht werden konnte. Ferner gerieth das Kanonenboot "Urd" auf Grund dicht bei Vaxholm und ist es einem zu Hülfe geschickten Dampfboot noch nicht gelungen, dasselbe abzubringen.
Serbien. Durch Beamten=Bestechlichkeit ist ein geheimer Befehl des Ministers des Innern bekannt geworden, in welchem eine Belohnung von zwanzigtausend Ducaten Demjenigen zugesichert wird, der den Fürsten Peter Karageorgewics nach Serbien lockt - und seine Gefangennahme zu Stande bringt. Zwanzigtausend Ducaten - das ist ein großes Wort. Aber in Serbien kennt man vielleicht auch das Sprüchwort: Versprechen und Halten ist Zweierlei! Aber Schöner Mittel bedient man sich im Lande Jung=Milan's!
Asien. In China scheint man die Verantwortlichkeit neuerdings ziemlich scharf zu nehmen. Wie die "Pekinger Staatszeitung" meldet, wurde auf Befehl der beiden Kaiserinnen der Reichsregent von China, Prinz Kung, vor ein Gerichtstribunal gestellt, weil er gegen die jetzt dort herrschende Hungersnoth nicht gehörig vorgesorgt hatte. Seine Minister wurden einem Tribunal zur Züchtigung per Bambus übergeben und ihrer Würden für verlustig erklärt. Ihre Ministerämter dürfen sie jedoch alle beibehalten.
Zum Kongreß. Man darf behaupten, daß der Congreß in der Hauptsache seine Arbeit beendet hat; bereits am Sonnabend will unser Reichskanzler in's Bad nach Kissingen. Ein abschließendes Bild der Grenzverletzung und Staaten=Neubildungen, wie sie aus den Beschlüssen des Congresses sich ergeben, wird sich erst nach Schluß der diplomatischen Friedensarbeit entwerfen lassen. Größere Schwierigkeiten scheinen nicht mehr zu bestehen. Die Festungen Varna und Schumla sollen unverzüglich von den Türken geräumt werden und die türkischen Congreßdelegirten haben sich bereits, einer Aufforderung ihrer Regierung folgeleistend, mit den österreichischen Vertretern in Verbindung gesetzt, um wegen des Einmarsches der Oesterreicher in Bosnien und die Herzegowina die nöthigen Vereinbarungen zu treffen.
Ein wichtiger Theil der Congreßarbeit ruht jetzt bei den verschiedenen Commissionen und bei dem Secretariat. Fürst Bismarck dringt auf Beschleunigung der Arbeit, doch wird mutmaßlich erst der letzte Tag der Woche die offizielle Schlußsitzung bringen. Nach dem Schluß des Congresses bleibt noch eine Ausführungscommission unter dem Vorsitz des Fürsten Hohenlohe als "Europäische Conferenz" in Thätigkeit. Die Commission wird gebildet aus den in Berlin beglaubigten Botschaftern der Signatarmächte unter Hinzuziehung von Militärs derselben behufs Verhandlungen über Grenzfragen etc. Derselben sollen dann auch noch Festsetzung in den türkischen Finanzangelegenheiten obliegen. Jedenfalls harrt der Commission noch eine mühsame und umfangreiche Arbeit.
Eine Nachricht, deren Tragweite sich noch nicht ganz überblicken läßt, kommt aus London: Die Königin von England hat mit dem Sultan einen Vertrag abgeschlossen, auf Grund dessen England die Unantastbarkeit des asiatischen Besitzstandes der Pforte verbürgt, der Sultan dagegen die Insel Cypern an England abtritt. Dieser Coup des Lord Beaconfield ist das Ereigniß der Tages für alle diplomatischen und politischen Kreise, der die Türkei mit einem Schachzuge zum englischen Vasallenstaate macht und Cypern in directe englische Herrschaft gebracht hat. Den Congreß=Diplomaten - Fürst Bismarck nicht ausgenommen - kam der geheim gehaltene Coup vollkommen überraschend. - Fürst Bismarck hat die Verstimmung, die wohl auch er empfindet, in nichts merken lassen, während die französischen und namentlich die italienischen Abgeordneten ihre Mißstimmung über den geschickten Schachzug Englands, der diesem einen bedeutenden Machtzuwachs einbringt, während sie leer ausgehen, in nichts verbergen.


- Der 14. deutsche Juristentag wird vom 29. bis 31. August in d. J. in Jena stattfinden.
- Der persische Schah ist von Paris über München nach Wien gereist.
- In Bad Ems ist die Kaiserin Eugenie zur Kur angekommen.
- Als neulich die Deutschen und Oesterreicher, die Russen und Engländer, die Franzosen, Italiener und Türken vom europäischen Congreß sich im Zoologischen Garten in Berlin bewundern ließen und Thee tranken, da hatte der Concertmeister seine liebe Noth; denn er mußte Jedem seine Ehre anthun und sein Nationallied spielen. Bei den meisten war das kein Kunststück; was für ein Nationallied aber haben die Franzosen und die Türken? Die Marseillaise konnte man doch den friedliebenden Herren nicht vorspielen? und die Hymne von Gounod, die neuerdings dafür gilt, war in der Eile nicht aufzutreiben. Man behalf sich schließlich mit der Gavotte Louis XIII. und den Türken spielte man Beethovens türkischen Marsch vor (oder auch Mozarts Entführung aus dem Serail). Sie schienen auch alle zufrieden und loben die Berliner Concertmeister in den Himmel hinein; denn auch Fürst Bismarck dirigirt das europäische Concert so sicher und gut, daß kaum ein Mißton aufkommt, obgleich doch jeder von diesen Musikussen ein Virtuos zu sein glaubt (die bekanntlich schwer zu dirigiren sind) und es an kleinen Querpfeifern nicht fehlt.
- Zur Beachtung für Eisenbahn=Reisende. Auf Anordnung des Reichseisenbahn=Amtes ist auf allen Bahnhöfen Deutschlands der Local=Fahrplan für die betreffenden Bahnen, auf chromgelbem Papier gedruckt, angebracht und läßt sich dadurch unter den zahlreichen Fahrplänen sehr leicht herausfinden. Durch diese Maßregel kann sich der Reisende in kürzester Zeit rasch orientiren.
- Der Unterschied zwischen dem Aufstehen um 6 und um 8 Uhr beträgt in vierzig Jahren 29,200 Stunden oder drei Jahre einhundertneunundzwanzig Tage und sechszehn Stunden; oder acht Stunden des Tages zehn Jahre lang, so das das Aufstehen um 6 Uhr in Hinsicht auf die Geschäfte ebenso gut ist, als lebte man zehn Jahre länger.
- Auf dem Bahnhofe in Hermannstadt (Siebenbürgen) hat eine schöne und vornehme Dame den Oberstlieutenant v. Georgivics in den Leib geschossen; er soll ihr ungetreuer Verehrer gewesen sein.
- Im Kasernenbrunnen in Czernowitz fand man die Leiche eines Deserteurs; sie hatte 3 Wochen in dem mehrere Klafter tiefen Brunnen gelegen und in dieser Zeit war von dem Wasser gekocht und getrunken worden, ohne daß wunderbarer Weise eine Erkrankung vorkam.
- Bei den Schießübungen des Fußartillerie=Regiments in Glogau krepirte eine 15=Centimeter=

[ => Original lesen: 1878 Nr. 55 Seite 3]

Granate vor dem Einsetzen in das Rohr, tödtede zwei Kanonire und verwundete einen Unteroffizier und zwei Mann schwer und den Hauptmann Brennecke und zwei Mann leicht.
- In Oesterreich haben die Frauen wieder einmal über die Männer den Sieg davon getragen. Die Zeitschrift "Heimath" hatte Preise ausgeschrieben für die beste Erzählung. Den ersten Preis erkannten die Preisrichter (NB. Männer!) der Schriftstellerin Elise Linhart zu für die Novelle: Kampf ums Glück. Nach ihr lieferten die besten Erzählungen Aglaja v. Enderes: "Auf dem Boden der Heimath" und Pauline Hann: "Zum Manne gereist." In Novellen (Neuigkeiten) und Fabuliren waren die Frauen den Männern immer über.
- Goldene Regeln. Auf dem Grabstein John Donnough's in Neuorleans sind folgende Grundsätze als kaufmännischer Wegweiser für junge Leute auf ihrer Lebensbahn eingegraben: 1) Erinnere dich allezeit, daß Arbeit eine der Grundbedingungen deiner Existenz ist. 2) Zeit ist Geld, wirf keine Minute weg, sondern lege eine jede verzinslich an. 3) Thu' allen Menschen, wie du wünschest, das sie dir thun. 4) Schieb nie dem morgenden Tag zu, was heute geschehen kann. 5) Heiße nie einen Anderen thun, was du selbst thun kannst. 6) Begehre nie, was nicht dein Eigen ist. 7) Halte nie eine Sache für so unbedeutend, daß sie der Beachtung nicht werth wäre. 8) Gieb nie aus, was nicht wieder einkommt. 9) Vergeude nicht, sondern erwerbe. 10) Laß die strengste Ordnung die Handlungen deines Lebens regeln. Sinne dein Lebelang, wie du so viel Gutes als möglich stiften könntest. 11) Entziehe dir nichts, was zum Behagen des Lebens nothwendig ist, aber bleibe einfach und genügsam. 12) Arbeite so lange, als es deine Kraft nur erlaubt; Ruhestand ist Rückgang.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über das zu Schönberg vor der Siemzerstraße sub No. 165 belegene Wohnhaus c. p. der Ehefrau des Schuhmachermeisters Schabacker allhier, Doris geb. Lenschow, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 23. Juli d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzige Besitzerin als die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel richtig und vollständig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 7. Mai 1878.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Auf Antrag Dris. Hahn für

1) die Ehefrau des Hauswirthes H. J. Böttcher zu Rieps im Fürstenthum Ratzeburg Elise Böttcher geb. Böttcher cum cur. mar.,
2) die Ehefrau des Hauswirthes Peter Blomberg zu Sülsdorf bei Schönberg i. M. Maria Magdalena Blomberg geb. Vagt cum cur. mar.
werden hiedurch alle diejenigen, welche außer der Implorantinnen an den auf den Namen von Jochim Krützfeld in Wendorf geschriebenen, am 26. Mai 1807 über 1000 Mark Courant, mit der Loosnummer 182 ausgestellten Lübecker Stadtkassenbrief, sowie an den von der hiesigen Stadtkasse über die Summe von 900 Mark Courant auf den Namen von Engel Vagt zu Zarnewenz (alias Sermentz) unterm 12. Juli 1798 bezw. am 9. Juli 1799 und am 1. Juli 1806 ausgestellten mit der Loosnummer 900 bezeichneten Schuldbrief, in deren Besitz die Antragstellerinnen durch Erbgang gelangt sein wollen; Ansprüche zu haben vermeinen, aufgefordert und schuldig erkannt, diese Ansprüche binnen doppelter sächsischer Frist vom Datum des erlassenen Proclams, mithin spätestens am 27. September dss. Js. im Stadt= und Landgerichte hieselbst, Auswärtige durch einen hier wohnhaften gehörig legitimirten Bevollmächtigten, geltend zu machen, unter dem Rechtsnachtheile, daß sie widrigenfalls mit ihren Ansprüchen ausgeschlossen und die Stadtkasse (Schuldenregulirungs=Commission) ermächtigt und angewiesen werden soll, den auf den sub 1 gedachten Stadtkassenbrief ausgeloosten Betrag von 1000 Mark Courant an die sub 1 genannte Implorantin und das auf den sub 2 gedachten Stadtkassenbrief gekündigte Capital an die sub 2 genannte Implorantin auszuzahlen.
Lübeck den 28. Juni 1878.

Das Stadt= und Landgericht.
Zur Beglaubigung      Funk Dr. Act.


Vorläufige Benachrichtigung.

Von den Schönberger Einwohnern, welche Torf zum ermäßigten Preise empfangen, erhalten diejenigen ihren Torf in diesem Sommer auf dem Rüntzer Moor, welche auch im vergangenen Sommer dort Torf empfangen haben, und ebenso diejenigen vom Hohemeiler Moor, welche im vergangenen Sommer dort Torf erhalten haben.
Wer im vergangene Sommer überhaupt keinen Torf genommen, hat sich vom Unterzeichneten für diesen Sommer die nötige Anweisung abzuholen.
Die auf der Armenliste befindlichen in Schönberg wohnhaften Armen erhalten ihren diesjährigen Torf vom Hohemeiler Moor.
Die Torf=Anweisetage werden noch näher bekannt gemacht und werden die betr. Bekanntmachungen auch in der Rathstafel angeheftet werden.
Schönberg, den 11. Juli 1878.

Der Oberförster     
C. Hottelet.        


Sonnabend, Morgens 9 Uhr, sollen in der Hinterstraße Ausschußsteine öffentlich meistbietend verkauft werden.
Schönberg, 11. Juli 1878.

Der Magistrat.


Auction.

Am Mittwoch den 17. Juli, Vormitags 11 Uhr, soll auf der Hofstelle des Müllers Röper in Herrnburg in öffentlicher Auction gegen gleich baare Bezahlung meistbietend verkauft werden

1 Pferd, brauner Wallach, 6 Jahre alt.

Schönberg.                                                    Staack, Cammer=Executor.


Bekanntmachung.

Das diesjährige Missionsfest in unserem Fürstenthum wird in der Kirche zu Ziethen am Donnerstag den 18. Juli gefeiert werden und der Gottesdienst 10 1/2 Uhr Vormittags anfangen. Es werden alle Freunde der Missionssache von nah und fern freundlich eingeladen. Nachmittagsfeier um 3 Uhr.

Der Vorstand des Missionsvereins.


Der Herr Gutsbesitzer Pogge auf Blankenhof schreibt mir, daß er am

Sonntag d. 14. d. M.

hier eintreffen und um 4 Uhr Nachmittags im Hause des Herrn Ackerbürgers Boye hieselbst seinen Wählern Bericht abstatten werde über die Reichstags=Verhandlungen der beiden letzten Jahre.
Schönberg, den 7. Juli 1878.

Kindler, Advokat.     


Ich wohne jetzt in der Königstraße Nr. 869, Ecke der Hüxstraße.

                          Dr. jur. E. Hahn,
                          Advocat und Notar
                          in Lübeck.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 55 Seite 4]

Ausverkauf!

Wegen Verlegung meines Geschäftes pr. Ende September d. J. nach meinem neuerbauten Hause

obere Holstenstraße Kohlmarkt 274

beabsichtige ich eine Räumung meines gesammten reichhaltigen Lagers, als:

Kleiderstoffe, schwarze und couleurte Seidenzeuge, schwarze ganz wollene und halbwollene Caschmires, Cattune, Perçales, karrirte Baumwollzeuge, Bettdrelle, Leinen, Halbleinen, Flanelle, Gardinen, Dammaste etc.
ferner:
Jackettes, Fichus, Umschlagtücher, Pariser Longchales, Regenmäntel. diverse Unterröcke u. Tischdecken,
sowie
Buckskins u. Regenmäntelstoffe.

Ich verfehle nicht, meine werten Kunden, sowie ein geehrtes Publikum auf diese günstige Gelegenheit zu einem billigen Einkauf aufmerksam zu machen, da die Preise ganz bedeutend ermäßigt sind.
Proben können nicht abgegeben werden.
Preise pr. comptant.

                          Eduard Jappe, Lübeck,
                          Schüsselbuden 226.


Da die von mir angeregte Wagenverloosung Umstände halber nicht stattfindet, ersuche ich hiermit Alle, welche in dieser Angelegenheit noch Forderungen an mich zu haben vermeinen, sich innerhalb acht Tagen bei mir zu melden. Spätere Ansprüche können nicht berücksichtigt werden.
Wendorf, den 12. Juli 1878.

                          Rademachermeister H. Burmeister.


Die an den Königschußtagen nicht verspielten

Porzellan-Waaren

verkaufe, um damit zu räumen, für den Einkaufspreis.

H. Ratzeburg, Schönberg.     


(Wird nur einmal bekannt gemacht).

Das Wintersemester der Baugewerk=, Architektur, höheren Maschinenbau, Tischler= und Malerschule zu

Buxtehude (bei Hamburg)

beginnt d. 5. Novbr. Vorkursus d. 8. Oktbr.
Schleunige Meldungen und Programmforderungen an den Direktor der technischen Fachschulen.

Hittenkofer.     


Das Ratzeburger Sängerfest

ist auf Sonntag den 4. und Montag den 5. August cr. verlegt.

Ratzeburg.                                                     Der Festausschuß.


Das von mir am 2. Königschußtage verlooste Kaffeeservice ist auf Nr. 95 gewonnen.

Wittwe Johanna Wienke in Schönberg.     


Frischen Schleuderhonig,
à Pfund 75 Pfennig,
empfiehlt                                                     J. Horstmann. Carlow.


Frischen Sommerhonig,
à Pfund 70 Pfennig,
empfiehlt                                                     Altentheiler Lange. Kl. Molzahn.


Ich suche zu Michaelis ein Mädchen zu häuslichen Arbeiten.
Schönberg, den 1. Juli 1878.

Aug. Spehr.     


Wagen=Verkauf.

Ein moderner Phaeton, fast neu, steht wegzugshalber preiswürdig bei mir zum Verkauf.

Schönberg.                                                     Th. Rütz, Malermeister.


Alle Diejenigen, welche noch Forderungen oder Zahlungen an den Nachlaß des verstorbenen Büdners und Maurergesellen Heinrich Wiese zu haben vermeinen, werden hierdurch aufgefordert, ihre Rechnungen bis zum 10 Juli d. J. bei dem Unterzeichneten einzureichen; spätere Rechnungen werden nicht angenommen.
Cronscamp, den 2. Juli 1878.

Hauswirths=Anerbe Joachim Oldenburg,
als Vormund der Wiese'schen Minorennen.


Forderungen an die Schützentasse wolle man in den nächsten Tagen bei J. Ludw. D. Petersen, solche an die Tombolakasse bei C. Sievers gefälligst durch Rechnung anmelden. Bei letzterem sind auch die Tombola=Gewinne in Empfang zu nehmen.
Schönberg, 11. Juli 1878.

Der Vorstand der Schützenzunft.     


Zur geneigten Abnahme empfehle unter Garantie feuerfeste und diebessichere

Geldschränke,
eiserne Sparheerde, sowie Nähmaschinen aller Art.

Rud. Schrep.          
Schlossermeister in Schönberg.     


Einladung zum
Holzfeste der "Concordia"
am Sonntag den 14. Juli 1878.
Beginn des Festes 3 Uhr Nachmittags.
NB. Besondere Einladungen finden nicht statt.

Grieben, den 8. Juli 1878.

Der Vorstand.     


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag 14. Juli.
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen20 M -Pfennig  bis 21 M -Pfennig.
Roggen13 M 50Pfennig  bis 14 M 50Pfennig.
Gerste14 M -Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Hafer13 M 50Pfennig  bis 14 M -Pfennig.
Erbsen14 M -Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M0,90 .
Tauben d. St. M0,40 .
Hühner d. St. M1,40 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,80 .
Küken d. St. M0,80 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,15 .
Eier 6 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .
junge M1,00 .


(Hiezu eine Gewinnliste zur Tombola.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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