No. 47
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. Juni
1878
achtundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1878 Nr. 47 Seite 1]

   Zur Ausführung eines Beschlusses des Bundesrathes, betreffend die statistische Aufnahme der Dampfkessel und Dampfmaschinen, ist von hoher Großherzoglicher Landesregierung zu Neustrelitz mittelst Rescripts vom 18./26. v. Mts. die Aufstellung eines Verzeichnisses der im hiesigen Fürstenthume gegenwärtig vorhandenen Dampfkesselanlagen und Locomobilen angeordnet und zugleich bestimmt worden, daß in dem aufzustellenden Verzeichniß gleichzeitig auch

solche Kochkessel, in welchen Dampf aus Wasser durch Einwirkung von Feuer erzeugt wird, die aber mit der Atmosphäre durch ein unverschließbares in den Wasserraum herabreichendes Standrohr von nicht über fünf Meter Höhe und mindestens acht Centimeter Weite nicht verbunden sind,
auszuführen feien.
   Demgemäß werden Alle Diejenigen im hiesigen Fürstenthum, welche im Besitze von Kochkessel=Anlagen der voraufgeführten Construction sich befinden, hiedurch aufgefordert, binnen spätestens acht Tagen bei der unterzeichneten Landvogtei bezügliche Anzeige zu machen.
   Schönberg, den 2. Juni 1878.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Auflösung des Reichstages.

[] Wenn unsern Lesern diese Nummer unseres Blattes zu Gesicht kommt, wird die Entscheidung des Bundesraths bereits gefallen sein, die den Antrag Preußens auf Auflösung des Reichstages gutheißt.
Aus dem allgemeinen Gefühl heraus: "Es muß etwas geschehen!" hat die preußische Regierung die Initiative ergriffen und da der gegenwärtige Reichstag das sogenannte Socialistengesetz abgelehnt hat, so will sich die Regierung mit ganzem Vertrauen an das deutsche Volk wenden und fragen , ob es auf demselben Standpunkt stehe, den seine Vertreter der Regierung gegenüber eingenommen haben.
Zwei schmachvolle Attentate auf die Majestät des Reichsoberhauptes, geradezu zahllose Majestätsbeleidigungen in Verbindung mit jenem Frevel, anonyme Drohbriefe an hervorragende Persönlichkeiten und die naheliegende Vermuthung, daß die Attentate nicht nur, was an und für sich schon schlimm genug wäre, Producte persönlichen Entschlusses, sondern vielmehr planmäßige Thaten einer weitverzweigten Complottierbande sind, die auf dem Boden des communistisch=demokratischen Prinzips steht, legen der Regierung in dringendster Weise die Verpflichtung auf, ganz energisch einzuschreiten.
Am 17. Mai vorigen Jahres sagte der Abgeordnete Lasker von sich und seiner Partei, der nationalliberalen im Reichstage: "Wir sind stolz darauf, das Erwachen des allgemeinen Menschengefühls, welches überschäumt in der Sozialdemokratie, durch unsere Gesetzgebung hervorgerufen und befestigt zu haben." Hier weist Herr Lasker selber mit anerkennenswerther Offenheit auf die eigentlichen Wurzeln der Sozialdemokratie hin; er zeigt aber damit zugleich, welche Wege eingeschlagen werden müssen, um diesem "Ueberschäumen der Socialdemokratie" entgegenzutreten; die Tendenz der Gesetzgebung muß geändert werden. An Stelle der eingeführten vielen Freiheiten müssen Ordnungen treten, Sitte, Zucht und wahre Religion müssen wieder die Grundlagen der Erziehungsmethode für unsere Jugend bilden, wenn wir aus ihr kräftige, sittlich=gebildete Staatsbürger erzielen wollen; dazu thun uns eine starke Regierung, durchgreifende Gesetze und durchgreifende Reformen auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens noth.
Es muß wieder ganz entschieden betont werden, wie es schon unser greiser Heldenkaiser nach der glücklichen Vereitelung des gegen ihn gerichteten ersten Bubenstreiches that, daß die Religion im Volk wieder lebendig gemacht werden muß, - es muß kräftig betont werden, daß wir ein Staatsleben auf christlicher Grundlage haben, in dem fremdartige Elemente allerdings jederzeit geduldet werden, aber keineswegs dominiren dürfen. Der verschwindend kleinen Zahl der Fremdlinge wäre es nicht möglich geworden, in so gefahrdrohender Weise unsere allbewährte deutsche Zucht und Sitte zu untergraben, wenn sie nicht dem Volke zunächst die Religion zu entreißen gesucht und dasselbe durch Vorspiegelung trügerischer Freiheiten für sich zu ködern gewußt hätten. Die Minorität wollte herrschen, wollte die Regierung beeinflußen und sich selbst bereichern mittels des Constitutionalismus, aber dazu war nöthig, daß man vorerst das Volk der Religion dem Glauben seiner Vorfahren entfremdete. Das religionslos gemachte Volk war dann leicht zu lenken, nachdem die Schranken zwischen ihm und den Fremdlingen eingerissen waren und es von den letzteren durch Flitterkram einer heuchlerischen Humanität und Moral, die die christliche Religion zu ersetzen bestimmt war, angelockt wurde.
Die Früchte dieses demagogischen Treibens zeigen sich jetzt in schrecklichster, höchster Blüthe; wir verlangen nach dem Gärtner, der nicht nur die Dolden dieser Wucherpflanze abschneidet, sondern die letztere mit Stumpf und Stiel ausrodet.
Darum, wenn sich jetzt dem Volke ein Reichstags=Candidat präsentirt, muß die erste Frage lauten: "Stehst du auf dem Boden der religiösen

[ => Original lesen: 1878 Nr. 47 Seite 2]

Weltanschauung?" Und wenn er antwortet: Man dürfe die Religion nicht mit der Politik vermischen oder daß eine solche Frage nur von einem einseitigen Parteistandpunkte aus gestellt werden könnte, so entgegne man ihm, daß ein Mann, der unsere historische Entwickelung verleugnet, der den Glauben unserer Väter als bloßes, wohl gar verächtliches Beiwerk betrachtet, kein Vaterlandsfreund und nicht würdig sei, das deutsche Volk im Reichstage zu vertreten.
Deutsche Männer mit religiöser Gesinnung können allein unsere legitimen Vertreter sein und wenn sich auch zwischen solchen Leuten Meinungsverschiedenheiten herausstellen, werden die letzteren doch niemals zur Geltendmachung einer selbstsüchtigen und engherzigen Parteidoktrin gemißbraucht werden.
Möge das deutsche Volk den gewaltigen Mahnruf verstehen, der an dasselbe durch die ruchlosen Attentate und nun durch die Auflösung des Reichstages ergeht. Diese Mahnungen sind stark genug, als daß sie nicht zu dem Glauben berechtigen das deutsche Volk werde erwachen zu neuem Leben und den falschen Freiheits= und Humanitätsaposteln aller Farben verächtlich den Rücken zu kehren.


Politische Rundschau.

Deutschland. Das Befinden des Kaisers ist unausgesetzt den Umständen nach ein gutes. Seine Majestät verläßt jetzt schon bei Tage das Bett und sitzt in einem eigens zu diesem Zwecke construierten Lehnstuhle. Die Anschwellung am rechten Arm vermindert sich.
Es ist nicht möglich, auch nur auszugsweise die nach Hunderten zählenden Berichte aus den verschiedensten Städten des In= und Auslandes über die Kundgebungen anläßlich des neuen Attentats wiederzugeben. Leider muß auch konstatirt werden, daß weit mehr als hundert Personen im deutschen Reiche verhaftet worden sind, welche entgegen der allgemeinen Entrüstung über die ruchlose That, sich Majestätsbeleidigungen zu Schulden kommen ließen. Meistentheils ist der Prozeß, der diesen verächtlichen Subjekten gemacht wird, ein sehr kurzer. In einigen Fällen sind bereits mehrjährige Zuchthausstrafen erkannt worden.
Die halbamtliche "Provinzial=Correspondenz" schreibt: Die Auflösung des Reichstages, welche der Bundesrath am Dienstag (11.) einstimmig beschlossen hat, wird nach der bereits am nämlichen Tage erfolgten Vollziehung seitens Sr. Kaiserlichen und königlichen Hoheit des Kronprinzen unverweilt verkündet werden. Die Wahlen zu dem neuen Reichstage werden nach Kaiserlicher Verordnung vom 11 d. M. am 30. Juli stattfinden.
Der "Köln. Z." schreibt man aus Berlin: Im Ministerium des Innern sind alle Vorkehrungen getroffen, damit unmittelbar nach dem Beschlusse über die Auflösung des Reichstages die Verfügungen an die Bezirksregierungen zur sofortigen Anordnung der Wahlvorbereitungen abgehen können. Die weiteren Arbeiten sollen auch mit größtmöglichster Beschleunigung vor sich gehen und alle etwa inzwischen angeordneten Nachwahlen auf der Stelle aufgehoben werden.
Die marokkanische Botschaft, welche fast drei Wochen in Berlin verweilte, und leider Zeuge des entsetzlichen Frevels gegen unsern Kaiser werden mußte, hat Berlin verlassen und ist zunächst nach Essen zur Besichtigung des Krupp'schen Kanonen=Etablissements abgereist. Dem Botschafter, seinem Bruder, den Offizieren der Gesandtschaft und dem Dolmetscher sind ihrem Range entsprechend von dem Kaiser Orden verliehen und ihnen am Mittwoch von dem Kronprinzen die betreffenden Insignien überreicht worden. Der Botschafter hat vom Kaiser eine, auf der Vorderseite mit dem Bilde des Kaisers, auf der Rückseite mit der Ansicht des Königlichen Palais geschmückte, prachtvoll ausgestattete Vase zum Geschenk erhalten, die Offiziere der Gesandtschaft erhielten Waffen.
Socialdemokratische Blätter machen bekannt daß der allgemeine Gewerkschaftskongreß, welcher während der Pfingstfeiertage in Hamburg tagen sollte, von der Hamburger Polizeibehörde untersagt worden ist. - Ebenso ist seitens des Stadtraths in Gotha die Abhaltung des nach dieser Stadt ausgeschriebenen diesjährigen Socialisten=Congresses untersagt worden. - Ueberall gehen die Behörden energisch gegen die Socialdemokratie vor. Versammlungen und Vereine werden aufgelöst, Haussuchungen gehalten, Verhaftungen vorgenommen. Die sozialdemokratischen Blätter haben indessen noch nichts von ihrer aufreizenden Schärfe verloren.
England. Trotzdem der englische Premierminster bereits zum Friedenscongreß in Berlin ist, dauern die Rüstungen immer noch an. Allerdings machen auch die Aufstände und Kriege der südafrikanischen Staaten der Regierung genug zu schaffen. Um für alle Fälle vorbereitet zu sein, ist die Arbeitszeit in den Kriegs=Arsenalen wieder verlängert. In den Londoner Docks laden zwei Dampfer Material zur Hafenvertheidigung Natals und Singapores, darunter 150 Tons Torpedos.
Italien. In einem vom Papst Leo XIII. an die Großmächte gerichteten Schreiben drückt derselbe die Bitte aus, der Congreß möge die Christen des türkischen Reiches kräftigst in Schutz nehmen.
Spanien. Vor wenigen Wochen hörte man von einem durch einige Dutzend Individuen ausgeführten republikanischen Putsch, der indessen im Sande verlief; die Rebellen flüchteten sich über die französische Grenze. Jetzt langt die Nachricht an, daß bei Moncado (in der Nähe Barcelonas) ein von dort nach der französischen Grenze gehender Eisenbahnzug geplündert worden sei. Wahrscheinlich steht dieser Vorfall mit dem ersterwähnten Putsch in Verbindung.
Zur Orientkrise. Der Berliner Congreß giebt der gesammten Presse Anlaß zu allerlei Betrachtungen, die sich im Ganzen sehr günstig für eine solche Lösung der orientalischen Frage stellen. Die Vertreter der einzelnen Mächte sind bereits in Berlin getreten. Bei dieser Gelegenheit sei hier ein Vergleich gestattet: Der englische Premierminister braucht zu seiner direkten Reise von London nach Berlin vier Tage; in vergangener Woche hat das kronprinzliche Paar, das von London aus an das Schmerzenslager des Kaisers eilte, dieselbe Tour in 24 Stunden zurückgelegt.
Das Programm der ersten stattfindenden Sitzung des Congresses wird insofern eine Erweiterung erfahren, als auf dasselbe außer der Begrüßung der Congreßgäste und außer der Abnahme des Ehrenwortes auf volle Verschwiegenheit, ferner außer der Vorlage des Präliminar=Friedens von San Stefano im Wortlaute, auch die Frage wegen Zulassung der kleineren Orientalischen Staaten bereits in dieser ersten Sitzung gestellt werden wird. Wie es scheint, ist es Rußland, welches in dieser Beziehung Schwierigkeiten erhebt, während England die Zulassung dieser Staaten positiv verlangt. Uebrigens zweifelt man in unterrichteten Kreisen nicht daran, daß in dieser, ja im Grunde rein formellen Frage eine Uebereinstimmung noch vor der eigentlichen Berathung erzielt worden ist.
Nach der neuesten Meldungen wird der Congreß als solcher vom 13. bis 25. Juni dauern und während dieser Zeit nur die Grundsätze der Abmachungen feststellen. Es sollen alsdann noch Conferenzen stattfinden, die ebenfalls von sämmtlichen Großmächten beschickt werden, und welche die Ausführungsbestimmungen regeln sollen. Wo diese Conferenz stattfinden soll, ist noch nicht bestimmt; die Wahl schwankt zwischen Constantinopel, London und Wien.
Rumänien ist mit der Lage der Dinge sehr unzufrieden und zeigt sich hauptsächlich deswegen verletzt, weil es, obgleich bei der Regelung der orientalischen Angelegenheiten eng betheiligt, nicht mit zum Berliner Congresse eingeladen worden ist. Der Ministerpräsident Bratiano erwiderte auf eine diesbezügliche Interpellation in der Deputirtenkammer, die Regierung könne, da sie noch nicht eingeladen sei, nicht sagen, ob sie den Congreß beschicken werde. Sie werde aber für die rumänische Sache bei den Mächten wirken und den Congreß bitten, keine Entscheidungen zu treffen, ohne Rumänien vorher gehört zu haben. Es könne Niemand behaupten, daß Bessarabien nicht Rumänien gehöre. Die Regierung begreife nicht, wie Europa Rumänien den Austausch Bessarabiens gegen die Dobrudscha werde aufzwingen können. Rumänien habe nicht gleichgültig bleiben können in Betreff der Befreiung der Christen im Orient, deren Leiden es gekannt habe; für die dargebrachten Opfer verlange es aber, geachtet zu werden.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 47 Seite 3]

Anzeigen.

Antragsmäßig soll über das zu Schönberg vor der Siemzerstraße sub No. 165 belegene Wohnhaus c. p. der Ehefrau des Schuhmachermeisters Schabacker allhier, Doris geb. Lenschow, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 23. Juli d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzige Besitzerin als die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel richtig und vollständig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 7. Mai 1878.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Am Sonnabend den 15. Juni, Morgens 1/2 9 Uhr, wird in der Hinterstraß hieselbst eine Parthie Ausschußdämmsteine öffentlich meistbietend versteigert.
Schönberg, den 13. Juni 1878.

Der Magistrat.


Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt in Schönberg.

Die Zinsen, welche zu Johannis d. J. auf die bei der Vorschuß=Anstalt belegten Capitalien fällig sind, werden wir bereits am

Dienstag, den 11. Juni,
Mittwoch, den 12. Juni,
Donnerstag, den 13. Juni,
Freitag, den 14. Juni,

                          und
Sonnabend, den 15. Juni,
von 7 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags
im Geschäftslokale der Anstalt auszahlen.
Schönberg, den 1. Juni 1878.

Das Directorium.     


Zum bevorstehenden Johannis=Termine suche ich in zwei Hauswirthsstellen hiesigen Fürstenthumes gegen gute hypothekarische Sicherheit die Summe von

M. 6900 und M. 1500

zu zeitgemäßem Zinsfuße.
Schönberg, im Juni 1878.

E. Wohlfahrt,     
Advocat.        


Das Quartal der Schneiderzunft findet am Montag den 17. Juni d. J. Nachmittags um 2 Uhr im Amtshause statt.
Das Erscheinen sämmtlicher Mitglieder wäre wünschenswerth, da über gewisse Punkte in Betreff der Zunft gesprochen werden soll.
Rückständige Quartalsgelder sind bis dahin zu berichtigen, widrigenfalls selbige executivisch eingezogen werden.
Schönberg, den 3. Juni 1878.

Der Vorstand der Schneiderzunft.     


Helene Boje
Paul Wehrend.
Verlobte.
Schönberg.                                                     Lübeck.


Berta Hose
Ludwig Köster.
Verlobte.
Grevesmühlen.                          


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Wilh. Lambrecht, Göttingen.

[ => Original lesen: 1878 Nr. 47 Seite 4]

Hagelschaden=Versicherungs=Verein für Mecklenburg
Schwerin und Strelitz

Nachdem sich mehrere Strelitzer Landwirthe zum Eintritt in den Verein gemeldet, haben wir Veranlassung genommen, von der Bestimmung im § 2 unserer Statuten Gebrauch zu machen und die Bestätigung der Statuten des Vereins bei der hohen Großherzoglichen Landesregierung zu Neustrelitz nachgesucht. Dieselbe ist mittelst Allerhöchster Bestätigungs=Urkunde vom 9. d. Mts. erfolgt und ist die Publikation der Statuten mit Genehmigung der hohen Landesregierung durch Beilegung in dem Neustrelitzer und dem Schönberger Officiellen Anzeiger verfügt. - Wir verfehlen nicht, solches zur Kenntniß der Herren Vereins=Mitglieder zu bringen.
Grevesmühlen, den 18. Mai 1878.

Die Direction.     
M. von Leers.     


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C. Kindermann,
Lübeck,
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Zu dem am Sonntag und Montag den 16. und 17. d. M., beide Tage von Nachmittags 3 Uhr ab, stattfindenden

Vogelschießen

lade ich hiermit meine geehrten Gönner und Freunde ganz ergebenst ein.
Der Beitrag der Theilnahme beträgt à Person 75 Pfennige.

Jul. Wagner.     

NB. Am Montag Nachmittag von 3 Uhr an Harmonie-Musik Entree à Person 20 Pfg.

D. O.     


Einladung
zum
Eleven-Ball
am Montag den 17. Jun 1878
im Boye'schen Saale. Anfang 6 Uhr,

zu welchem ich alle Bewohner der Stadt und des Landes hierdurch freundlichst einlade.

W. Landt, Tanzlehrer.


W. Kolls,
Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung.
Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden prompt und billig ausgeführt.


Einladung zum
Scheibenschießen
nach Mobiliengewinnen
am 23. und 24. Juni d. J.

Ein Satz von 3 Schüssen kostet 1 Mark und werden Büchsen sowie Schießbedarf von mir geliefert.
Hierzu ladet freundlichst ein

Gastwirth Oldenburg     
in Lockwisch.           


Eingesandt.

Wie wir aus sicherer Quelle erfahren, ist eine Anzahl patriotischer Männer zusammengetreten, um zu veranlassen, daß auch die hiesige Bevölkerung der Entrüstung über die an unserem Kaiser verübte Schandthat, sowie über das fluchwürdige Treiben der Urheber desselben, der Socialdemokraten, öffentlich Ausdruck gebe. Es ist zu diesem Behufe an einem der nächsten Sonntage (wahrscheinlich am Sonntage den 23sten) eine in Schönberg und den sämmtlichen Kirchdörfern zu gleicher Zeit stattfindenden Volks=Versammlung in Aussicht genommen, in der nach einer kurzen Ansprache eine Adresse an den Kaiser verlesen werden soll, die dem erhabenen Herrn die tiefste Empörung unseres Volkes über das Attentat und das innigste Beileid, sowie andererseits die hohe Freude über seine Genesung ausdrücken soll. Die Adresse wird zur Unterzeichnung einige Tage in öffentlichen Lokalen ausliegen, und dann dem Kaiser übersandt werden. Zugleich wird in denselben Lokalen eine Sammlung für die Hinterbliebenen der auf dem "Großen Kurfürsten" Verunglückten stattfinden. Die Feier wird eine durchaus ernste sein, und von jeder rauschenden Lustbarkeit Abstand genommen werden. Wir sprechen die Hoffnung aus, daß dieser Plan zur Ausführung komme und von glänzendem Erfolge gekrönt werde! Wir Bewohner des Fürstenthums Ratzeburg haben noch in besonderem Maße die Ehrenpflicht, unseren deutsch=patriotischen Gefühlen öffentlich Ausdruck zu geben, als es der Agitation gelungen ist, bei vorigen Wahlen über zweihundert Stimmen für den Candidaten der Umsturzpartei zu werben. Laßt uns den Schandfleck von dem glänzend reinen Schilde unseres engen Vaterlandes abwaschen!


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag, 16. Juni.
Frühkirche fällt aus.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen18 M -Pfennig  bis 22 M -Pfennig.
Roggen14 M -Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Gerste15 M -Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.
Hafer14 M -Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Erbsen15 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M0,90 .
Tauben d. St. M0,40 .
Hühner d. St. M1,30 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 .
Küken d. St. M0,80 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,10 .
Eier 6 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 47 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 47 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 14. Juni 1878.


Im Zuchthause, Zelle Nr. 8.
Criminal=Erzählung von Ottomar König.
(Fortsetzung.)


- Die Londoner Sozialdemokraten machen neuerdings viel von sich reden. Mit den bubenhaften Tumulten vor dem Deutschen Botschaftshotel haben sie zuerst die öffentliche Aufmerksamkeit auf ihre widerwärtige Existenz gelenkt, und neuerdings

[ => Original lesen: 1878 Nr. 47 Seite 6]

wollen Londoner Correspondenten Berliner, Wiener und Pariser Blätter wissen, die Sozialdemokraten in London sollen auf das Attentat von Nobiling vorbereitet gewesen. Unter diesen Umständen ist eine Schilderung nicht uninteressant, welche das "Londoner Journal" von der dortigen Sozialisten=Gesellschaft giebt. Das Blatt schreibt: "Wenn man die sozial=demokratische Partei in ihrer Nacktheit und Unverfrorenheit kennen lernen will, dann bietet sich nur in London die Gelegenheit dazu. Es existiren hier mehrere sozialistische Vereine, deren Mitglieder lediglich Deutsche Arbeite sind. Alles, was Deutschland den Rücken kehrt, theils, weil es der Militairpflicht nicht genügen will, theils, weil es durch gemeine Handlungen mit den Gesetzen in Collision gekommen, wendet sich hier der Sozial=Demokratie zu. Von ihr erhoffen sie, die sich aus eigenem Verschulden und aus Schlechtigkeit mit der menschlichen Gesellschaft zerworfen, ihr Heil und ihre Zukunft. Man braucht nur die Reihen der hiesigen Deutschen Sozialdemokraten zu mustern, um über dieselben zu erschrecken. Die Führer leben von den Mitteln, die ihnen die Gesinnungsgenossen in Deutschland senden, und die Verführten sind die anrüchigsten, dunkelsten Existenzen, die nur ein Land ausspeien kann. In ihren Vereinen wird der Mord gepredigt und gegen den Deutschen Thron und die Zustände in Deutschland erbärmlich und unsäglich getobt, werden die unfläthigsten und revolutionären Schriften verfaßt und nach Deutschland geschmuggelt, kurz, eine Meute herangezogen, die in der Stunde der Gefahr und der Entscheidung ein Schrecken der Welt sein könne. Im Lager der Deutschen Sozialdemokratie in London wetteifert die crasseste Unwissenheit mit der brutalsten Rohheit."
- Am Sonntag traf der Schah von Persien in Paris ein. Im Grand Hotel sind für ihn und sein Gefolge fünfundzwanzig Zimmer, und zwar besonders schön eingerichtet worden. Die Privatzimmer des Schah werden dieselben sein, die im vorigen Jahre der Kaiser von Brasilien und kürzlich Prinz Heinrich der Niederlande bewohnt haben. Es ist für den Schah ein besonderer Eingang reservirt. Der Eingang war mit Persischen und französischen Fahnen besonders für die Ankunft des Schah geschmückt worden. Auf seinem Wege von Berlin nach Paris hat er sich bekanntlich ziemlich lange Zeit in Baden=Baden aufgehalten, wo es ihm sehr gut gefallen hat. Er hat im "Hotel zum Englischen Hof" gewohnt. Ein Hofrath aus dem preußischen Haus=Ministerium begleitete ihn bis Baden-Baden, wo er sich von seiner Majestät dem Sohne der Sonne verabschiedete. In Baden=Baden lebte der Schah sehr einfach, fuhr manchmal spazieren, ging Abends zu Fuß auf der Promenade, hörte die Musik des Kur=Orchesters mit an und war besonders entzückt, als dasselbe ihm zu Ehren einen Persischen Marsch spielte. Dem Schah zu Ehren waren übrigens alle Säle des Conversations=Hauses glänzend erleuchtet. Da der Schah gerne einmal eine Oper hören wollte, so war zu Ehren des verstorbenen H. Götz, Francesca da Ramini angesetzt worden. Die tragische Oper langweilte natürlich Seine Majestät von Persien ganz fürchterlich und er gab sich denn auch gar nicht die Mühe, dies zu verhehlen, sondern stand auf und ging fort. Vielmehr Vergnügen bereitete ihm eine Hirschjagd, die er in Begleitung der Großherzoglichen Forstbeamten unternahm. Der Schah wollte auch einmal gerne die närrischen Abendländer tanzen sehen, da er das bisher noch nicht mit angeschaut hatte. In Folge dessen wurde ihm zu Ehren ein Ball im Conversations=Hause veranstaltet, über den er sich außerordentlich amüsirt hat. Doch schien er nicht zu begreifen, wie es Leuten Vergnügen machen könnte, sich so ohne alle Würde und ohne allen Ernst herumzudrehen.
- Aus Berlin schreibt man: Im Palais des Reichskanzlers wird noch immer gerückt und gerüstet, der Reichskanzler ist mit seinem Umzuge noch nicht vollständig fertig und erst wenn dieser ganz beendet ist, wird die Einrichtung der Zimmer für die Conferenz geschehen können. Selbstredend wird die Arbeit heute, d. h. vierundzwanzig Stunden vor Beginn des Congresses, vollendet sein. Vielleicht interessirt es unsere Leser, etwas über die kleinen Bequemlichkeiten zu erfahren, welche man den fremden Diplomaten bei dem Congresse gewähren wird. Es wird während der Dauer der Conferenz fortwährend ein opulentes Frühstück in einem Nebenraum servirt sein, dessen Lieferung dem Hof=Traiteur Borchardt übertragen ist. Es werden bei demselben kalte Speisen, alle Weine, Champagner etc. servirt sein. Am Donnerstag fand ein Begrüßungs=Diner im Königlichen Schlosse von hundertfünfzig Gedecken statt, bei welchem der Kronprinz die Honneurs machen wird. Außerdem dürfte der Kronprinz auch in seinem eigenen Palais die Congreß=Gäste bewirthen. Ferner werden die Botschafter durchweg Diners und Soirees zu Ehren der Congreß=Delegirten veranstalten. - Um den einzelnen Theilnehmern am Congreß auch äußerlich den Respect unserer Deutschen Gastfreundschaft zu bezeugen, werden vor der Wohnung eines jeden Mitgliedes des Congresses je zwei Schildwachen während der ganzen Dauer der Anwesenheit aufgestellt sein.
- Der Sozialdemokratische Reichstags=Abgeordnete, Hofbaurath Demmler, dem in den letzten Nächten in Schwerin die Fenster eingeworfen wurden, hat sich weiteren Ovationen durch eine Badereise in's Ausland entzogen.
- Im Königreiche Sachsen sind während der letzten Feiertage alle sozialdemokratischen Festlichkeiten polizeilich verboten worden. Gleiche Nachrichten liegen aus Hessen und Holstein vor.
- Am Dienstag früh traf in Berlin die Herzogin von Edinburg, die Tochter des Kaisers von Rußland, auf der Durchreise nach Petersburg ein. Die Fürstin, die in Berlin von ihrer Schwägerin, der Kronprinzessin, begrüßt worden ist, eilt an das Krankenbett ihrer Mutter, der Russischen Kaiserin, die sehr leidend ist.
- Charakteristisch ist die Notiz, daß der Berliner Kunstanstalt von E. Hoppe und Co. in der Thurmstraße dieser Tage aus Newyork auf telegraphischem Wege ein Auftrag von 4000 Portraits unseres Kaisers in Oeldruck zugegangen ist. In der bezüglichen Depesche heißt es, daß die Firma, wenn sie nicht die volle Zahl auf Lager habe, wenigstens unverweilt schicken solle, was sie vorräthig hat.
- Ein Streit um des Kanzlers Bart war jüngst ausgebrochen. Die Einen wollten wissen, Fürst Bismarck habe sich einen Vollbart stehen lassen, Andere, die an einen solchen Bruch mit alter Bismarcktradition nicht glauben, die sich den Kanzler nicht anders denken konnten, als wie er eben war und hunderttausendfach gemalt, gezeichnet, carrikirt wurde, bestritten dies. Ein Berliner Blatt, das im Kanzlerpalais Erkundigungen einzog, erhielt ausweichenden Bescheid. Dunkles Geheimniß umhüllte des Kanzlers Bart. Nun endlich schwindet das Geheimniß, und die Aufklärung kommt von einer Seite her, von der wir eben jetzt keine Schwärmereien für Licht und Aufklärung gewöhnt sind, - von der "Post." Dies Blatt schreibt: Vom Fürsten Bismarck theilen die Zeitungen mit, daß er jetzt einen Vollbart trage. Es ist dies richtig. Der Fürst ist allerdings mit einem Vollbart aus Friedrichsruhe zurückgekehrt und trägt diesen Bart jetzt kurz geschoren.
- Ein Fremder in Paris schlenderte dieser Tage wohlgemut über die Jena=Brücke; da kam ein Windstoß und entführte ihm den Hut in die Seine. Die Leute lachen, Hüte giebt es genug in Paris, der Mann aber lief ans Ufer und schickte einen Bootführer seinem Hute nach; er folgte dem Boot in fieberhafter Spannung und gerieth in helle Verzweiflung, als der Hut rettungslos in die Tiefe verschwand; die Leute lachten noch mehr, er hatte aber Recht, denn sie wußten nicht, daß er 7500 Franks in das Hutfutter eingenäht hatte aus Furcht vor Dieben. (Ein Taucher hat für 500 Franks den Hut herausgefischt.)


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