No. 44
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 04. Juni
1878
achtundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1878 Nr. 44 Seite 1]

Bekanntmachung.

   Das diesjährige Ober=Ersatzgeschäft zur Aushebung der Militairpflitchtigen des hiesigen Aushebungsbezirks findet statt

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe
am
Donnerstag, den 27. Juni.

   Zu demselben haben sich diejenigen Militairpflichtigen, welche nach Ausweis ihrer Loosungsscheine eine endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht zu erwarten haben, und denen übrigens noch besondere Ladungen zugehen werden, Morgens präcise 7 Uhr einzufinden.
   Nicht verpflichtet zum persönlichen Erscheinen sind die bei der letzten Musterung für dauernd untauglich befundenen und die zur Ersatzreserve zweiter Classe angesetzten Militairpflichtigen, sofern sie nicht speciell beordert sind; jedoch ist jeder in den Grundlisten des Aushebungs=Bezirks enthaltene Militärpflichtige berechtiget, im Aushebungstermine zu erscheinen und der Ober=Ersatzcommission etwaige Anliegen vorzutragen.
   Die bei der Musterung für diensttauglich befundenen Mannschaften gelangen zurst zur Vorstellung. Im Anschluß an das Ober=Ersatzgeschäft findet die Superrevision der Temorär=Invaliden statt.
   Militairpflichtige, welche zum Termin nicht pünktlich erscheinen, haben, sofern sie nicht dadurch zugleich eine härtere Strafe verwirkt haben, auf Grund des § 24,7 der Ersatz=Ordnung (Deutsche Wehrordnung vom 28. September 1875) eine Geldstrafe bis zu 30 M. oder Haft bie zu drei Tagen zu gewärtigen und können denselben die Vortheile der Loosung entzogen werden. Ist diese Versäumniß in böslicher Absicht oder wiederholt erfolgt, so werden sie dem Befinden nach als unsichere Heerespflichtige zur sofortigen Einstellung gebracht werden.
   Die Ortsvorsteher haben für die pünktliche Gestellung der betreffenden Militairpflichtigen aus ihrer Ortschaft Sorge zu tragen.
   Schönberg, den 1. Juni 1878.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirk für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Politische Rundschau.

Am Sonntag Nachmittag 4 Uhr traf hier die Nachricht ein, daß in Berlin abermals ein Attentat auf Se. Majestät den Kaiser verübt sei. So unglaublich diese Nachricht auch erschien, so findet dieselbe leider doch in der folgenden, heute Montag eingegangenen Depesche volle Bestätigung:
Bekanntmachung des Polizei=Präsidiums in Berlin. Als der Kaiser heute gegen 3 Uhr die Straße unter den Linden passirte, fielen aus zweiter Etage des Hauses 18 unter den Linden zwei Schüsse, durch welche Se. Majestät der Kaiser mehrfach getroffen wurde. Der Thäter ist ein Dr. phil. Landwirth Ed. Nobiling, geboren am 10. April 1838 zu Koller bei Birnbaum, seit 2 Jahren in Berlin und seit Anfang Januar unter den Linden wohnhaft. Derselbe wurde unmittelbar nach der That ergriffen und befindet sich in Haft; die zwei Schüsse auf den Kaiser sind von ihm aus dem Fenster zweiten Stocks aus mit Schrot geladenem Doppelgewehr abgegeben. Bei seiner Verhaftung brachte er sich, nachdem er mit bereit liegendem Revolver auf in sein Zimmer eindringende Personen geschossen hatte, schwere Verletzungen bei. Nobiling ist der That geständig, schweigt aber hartnäckig über die Motive, die ihn zu derselben veranlaßten. - Der Kaiser ist nach ausgegebenem Bulletin im Gesicht, am Kopf, an beiden Armen und am Rücken durch etwa 30 eingedrungene Schrotkörner verwundet. Polizeipräsident Freiherr v. Herzberg.
Als der Kaiser getroffen war, setzte sich der mit ihm fahrende Leibjäger zu ihm in den Wagen und führte ihn in's Palais zurück, wo er zu Bette gebracht und von den Aerzten v. Lauer, Professor Langenbeck behandelt wurde; mehrere Schrotkörner sind entfernt und hat der Kaiser einen starken Blutverlust gehabt. Die Wunden sind ungefährlich und giebt der Zustand des Kaisers zu keiner Besorgniß Veranlassung, doch hat derselbe heftige Schmerzen, verlor aber keinen Augenblick die Besinnung. Das Staats=Ministerium trat um 7 Uhr zu einer Sitzung zusammen.
Der Meuchelmörder ist in der Krankenstation der Stadtvoigtei in Haft, es wurden zahlreiche Waffen bei ihm vorgefunden.
In der Stadt herrscht die größte Aufregung.
Eine andere traurige Nachricht bringt der Telegraph von der südenglischen Küste, eine traurige Kunde, die Tausenden tiefen Schrecken, entsetzenvolle Trauer bringen wird. Eines der größesten, stolzesten Schiffe der deutschen Flotte ist zu Grunde

[ => Original lesen: 1878 Nr. 44 Seite 2]

gegangen, Millionen an Reichs=Eigenthum sind zerstört, da einer unserer Panzer=Kolosse in Meerestiefen begraben liegt - aber was will das Alles sagen gegen die dreihundert blühenden Menschenleben, die durch die Wellen verschlungen sind, um die die klagenden Eltern, Bräute, Frauen und Waisen gemeinsam trauern. Aehnliches ist der deutschen und ihrer Vorgängerin, der preußischen Marine, nicht mehr geschehen, seit vor 17 Jahren der "Frauenlob" in den asiatischen Gewässern spurlos im Sturme verschwand, seit das Schulschiff "Amazone" an der holländischen Küste scheiterte und ebenfalls Hunderte von junger Menschenleben in den Meeresgrund hinabzog.
Das Unglück ist am 31. Mai in früher Vormittagsstunde geschehen. Die von Wilhelmshaven gemeinsam abgedampften Schiffe kamen gleichzeitig auf der Höhe von Folkestone an und dort, beim Manövriren auf der Rhede ist der Zusammenstoß des "Kaiser Wilhelm" und der Fregatte "Großer Kurfürst" geschehen. Welches von beiden Schiffen die Schuld trägt wird der strenge Spruch des Kriegsgerichts festzustellen haben, aber wie das Unglück überhaupt geschehen konnte, ist bis jetzt noch unbegreiflich. Der "Kurfürst" sank in wenigen Minuten und scheint für immer in den Wellen begraben, er liegt in 15 Faden Tiefe. Als das Schiff im Sinken und das Wasser in die Oefen und Kessel eingedrungen, erfolgte eine Explosion. Der "Kaiser Wilhelm" ist leck und halb zerstört in Plymouth in Nothhafen gebracht worden. Das Vordertheil ist mit Segeln und Hängematten verstopft. Die englische Küstenwache half, soviel sie es vermochte. Die Admiralität hat Schiffe zum Beistand geschickt, und ein Dock in Porthmouth zur Verfügung gestellt.
Der deutsche Kronprinz, der in London weilt, hat sich sofort nach Plymouth begeben.
Der "Große Kurfürst" ist 1869 in Wilhelmshaven erbaut und 69 Meter lang, 16 M. breit und geht 7,5 M. tief, er hat etwa 8 Millionen Mark gekostet.
Das Gerücht von einem gegen den Kronprinzen des deutschen Reiches verübten Attentate hat, wie sich nachträglich herausstellt, seinen Ursprung in dem von einer Anzahl deutscher Sozialdemokraten in London vorvergangenen Sonntag gemachten Versuche, die Ueberreichung einer Ergebenheits=Adresse zu verhindern, welche von den deutschen Arbeitern in London an den Kronprinzen gerichtet war und auf der deutschen Botschaft daselbst übergeben werden sollte. Die Sozialdemokraten rotteten sich, durch einige Franzosen verstärkt, vor dem deutschen Botschaftshotel zusammen, sangen die Marseillaise und stießen den Ruf aus: "Nieder mit dem Kronprinzen!" Schließlich wurden die Tumultanten von der Polizei auseinandergetrieben.
Vierzig Reichstagsabgeordnete haben nach dem soeben erschienenen stenographischen Bericht bei der Abstimmung über das Sozialistengesetz ohne jede Entschuldigung gefehlt. Die deutschen Botschafter in Paris und Wien, Fürst Hohenlohe und Graf Stolberg, sind in der verflossenen Session des Reichstages überhaupt gar nicht in das Haus eingetreten.
Die Sozialdemokraten scheinen nichts davon Wissen zu wollen, daß der projektirte Congreß in Gotha, wie man annahm, nicht abgehalten werden soll. Das sozialistische Centralwahlcomite schreibt unter dem 27. Mai von Neuem im 'Vorwärts' eine Einladung zu dem am 15. Juni beginnenden in Gotha abzuhaltenden Congreß aus. Die Sozialdemokraten scheinen das thatsächliche, offizielle Verbot provociren zu wollen.
Auch in Oesterreich werden alle Sozialdemokratischen Versammlungen, in welchen über das Attentats Hödels und die Sozialdemokratie referirt werden soll, von der Polizei verboten. Bis jetzt geschah dies in Wien, Graz und Reichenberg.
England. Am 28. Mai starb der 86jährige Graf John Russell, einer der hervorragendsten Staatsmänner Englands in diesem Jahrhundert, der mehrmals Minister war und auch für Deutschland die wärmsten Sympathien hegte. Die Regierung hat das Begräbniß des bedeutenden Mannes auf Staatskosten übernommen und beide Häuser des Parlaments zu der Beerdigungsfeier eingeladen.
Italien. Die Vielfach erwähnte Skandalaffaire Crispi verläuft in den Sand. Der Untersuchungsrichter zu Neapel hat den gegen Crispi mit so großem Aplomb in Scene gesetzten Bigamie=Prozeß eingestellt, weil nach italienischem Gesetz dessen erste Ehe als gesetzlich nicht vorhanden zu betrachten war. Die erste Ehe ist nämlich auf der Insel Malta geschlossen worden. Wenn nun auch das Gesetz den ehemaligen Minister schützt, das Rechtsbewußtsein des Volkes, dessen Abgott er kurze Zeit war, verurteilt ihn.
Amerika. Der Streit über die Wahl des Präsidenten Hayes hat sich noch immer nicht gelegt. Die Demokraten haben den Beschluß durchgesetzt, daß die Unregelmäßigkeiten bei der Wahl des Präsidenten in allen Staaten genau untersucht werden sollen. Der Generalpostmeister Key erklärt nun in einer Zeitschrift an die Bevölkerung der Südstaaten, die Bewegung zum Sturze des Präsidenten Hayes könnte nur gelingen um den Preis eines blutigen Bürgerkrieges. Er hoffe, die Leiter der Bewegung würden im Süden nicht diejenige Unterstützung finden, auf die sie mit so vielem Vertrauen rechneten.
Zur Orientkrise. Der Zusammentritt des Congresses gilt definitiv gesichert. Diese Nachricht wiederholt der Telegraph in allen möglichen Wendungen. Die englische Zeitung "Globe" weiß auch schon zu berichten, in welchen Punkten eine vollständige Einigung zwischen den Cabinetten von Petersburg und St. James erzielt worden sei.
Das Verdienst, die Situation wesentlich erleichtert zu haben, gebührt jedoch nicht ausschließlich dem Grafen Schuwaloff; die persönliche Intervention des Kaisers Wilhelm, sowohl in Petersburg wie in den Londoner Hof= und ministeriellen Kreisen, hat ihren großen Antheil daran. Die Aufträge, mit welchen der deutsche Kronprinz und seine Gemahlin seitens seines Kaiserlichen Vaters an die Königin Victoria betraut waren, haben wesentlich dazu beigetragen, die äußerst schwül gewordene Atmosphäre in den Londoner hohen Kreisen zu reinigen.


Anzeigen.

Auf Instanz einer Gläubigerin sollen die zu Schönberg vor dem Siemzer Thor an der Ratzeburger Chaussee belegenen Grundstücke des Schmiedemeisters W. Kuhn allhier öffentlich meistbietend verkauft werden.
Demgemäß wird der Verkaufstermin auf

Dienstag den 27. August d. J.,
Vormittags 12 Uhr,

der Ueberbotstermin auf

Sonnabend den 21. September d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Justiz=Amte anberaumt, zu welchen Kaufliebhaber hiemit geladen werden.
Dem Schuldner, sowie den Gläubigern wird freigelassen, in dem Verkaufstermine behufs endlicher Regulirung der Verkaufsbedingungen zu erscheinen.
Der Entwurf der Verkaufsbedingungen kann 14 Tage vor dem Verkaufstermine auf der Gerichts=Registratur eingesehen werden, und wird aus demselben hierher bemerkt, daß die Conventionalpoen 1000 Mark beträgt, die eine Hälfte des Kaufgeldes bei der Tradition der Grundstücke, unter An= und Abrechnung der Conventinoalpoen, die andere Hälfte des Kaufgeldes zu Antoni 1879 zu entrichten ist mit Zinsen à 4 % vom Tage der Uebergabe an.
Gleichzeitig wird zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an die zu verkaufenden Grundstücke, zur Vorlegung der Originalien und der sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritäts=Ausführung ein Termin auf

Dienstag den 27. August d. J.,
Morgens 11 Uhr,

angesetzt, zu welchem die nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommenen Gläubiger bei Strafe der Abweisung und des Ausschlusses hierdurch geladen werden.
Schönberg, den 24. Mai 1878.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Horn.

A. Dufft.     


[ => Original lesen: 1878 Nr. 44 Seite 3]

Nach der heute gemachten Anzeige des Productenhändlers Hundt in Zarnewenz sind demselben gestern Nachmittag mittelst Einbruchs aus seiner Wohnstube

eine silberne Cylinderuhr mit Goldrand (mittelgroß und flach, mit einem Secundenzeiger, römischen Ziffern und einer Talmikette - s. g. Schlangenkette -),
ein Zehnmarkstück,
ein Einmarkstück,
ein Fünfpfennigstück,
ein Einpfennigstück,
zwei kleine grauleinene Geldbeutel mit einigen Fünf= und Zehnpfennigstücken und einigen alten schwedischen Münzen, auch einigen Mecklenburger Dreipfennigstücken
gestohlen worden.
Verdächtig sind drei Handwerksgesellen, welche zur Zeit des Diebstahls in der Nähe der Wohnung des Bestohlenen gesehen sind, deren Signalement aber nicht angegeben werden kann.
Wir ersuchen alle Gerichts= und Polizeibehörden um Vigilanz auf die Diebe und die gestohlenen Gegenstände, resp. um deren Anhaltung, sowie um Benachrichtigung dienstergebenst.
Schönberg, den 1. Juni 1878.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstentums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Bekanntmachung.

Zum öffentlich meistbietenden Verkauf des zur Müller Köppcke'schen Concursmasse gehörenden, auf der Ratzeburger Feldmark belegenen Mühlengrundstücks c. pert. (Schuld= und Pfand=Protocoll Vol. VIII. fol. 9 und Vol. X. . fol. 2) ist dritter und letzter Termin auf

den 19. Juni cr.,
Mittag 12 Uhr,

vor dem unterzeichneten Amtsgericht anberaumt, zu welchem Kaufliebhaber hierdurch vorgeladen werden.
Ratzeburg, den 17. Mai 1878.

Königliches Amtsgericht.
Sachau.

Bodmer.     


Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt in Schönberg.

Die Zinsen, welche zu Johannis d. J. auf die bei der Vorschuß=Anstalt belegten Capitalien fällig sind, werden wir bereits am

Dienstag, den 11. Juni,
Mittwoch, den 12. Juni,
Donnerstag, den 13. Juni,
Freitag, den 14. Juni,

                          und
Sonnabend, den 15. Juni,
von 7 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags
im Geschäftslokale der Anstalt auszahlen.
Schönberg, den 1. Juni 1878.

Das Directorium.     


Zur bevorstehenden Bausaison erlaube ich mir mein sehr gut assortirtes Lager von Holz= und Baumaterialien in gütige Erinnerung zu bringen und empfehle

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Ratzeburg, Mai 1878.

                          H. Röper.
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Einem geehrten Publikum der Stadt und des Landes mache ich hierdurch die ergebene Anzeige, daß ich von Rehna nach Schönberg übergesiedelt bin und empfehle mich zur

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Zahnschmerzen jeder Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitig. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruhm erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke,
Bandagist.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 44 Seite 4]

Das Quartal der Schneiderzunft findet am Montag den 17. Juni d. J. Nachmittags um 2 Uhr im Amtshause statt.
Das Erscheinen sämmtlicher Mitglieder wäre wünschenswerth, da über gewisse Punkte in Betreff der Zunft gesprochen werden soll.
Rückständige Quartalsgelder sind bis dahin zu berichtigen, widrigenfalls selbige executivisch eingezogen werden.
Schönberg, den 3. Juni 1878.

Der Vorstand der Schneiderzunft.     


Man biete dem Glücke die Hand!
375,000 R.-Mark

Haupt-Gewinn im günstigsten Falle bietet die allerneueste grosse Geld-Verloosung, welche von der hohen Regierung genehmigt und garantirt ist.
Die vortheilhafte Einrichtung des neuen Planes ist derart, dass im Laufe von wenigen Monaten durch 7 Verloosungen 49,600 Gewinne zur sichern Entscheidung kommen, darunter befinden sich Haupttreffer von eventuell R.-M. 375,000 speciell aber

1 Gewinn à M. 250,000
1 Gewinn à M. 125,000
1 Gewinn à M. 80,000
1 Gewinn à M. 60,000
1 Gewinn à M. 50,000
2 Gewinne à M. 40,000
1 Gewinn à M. 36,000
3 Gewinne à M. 30,000
1 Gewinn à M. 25,000
5 Gewinne à M. 20,000
6 Gewinne à M. 15,000
1 Gew. à M. 12,000
23 Gew. à M. 10,000
4 Gew. à M. 8,000
31 Gew. à M. 5,000
74 Gew. à M. 4,000
200 Gew. à M. 2,400
412 Gew. à M. 1,200
621 Gew. à M. 500
700 Gew. à M. 250
28015 Gew. à M. 138
etc. etc.

Die nächste erste Gewinnziehung dieser großen vom Staate garantirten Geld- Verloosung ist amtlich festgestellt und findet

schon am 12. u. 13. Juni d. J. statt

und kostet hierzu

1 ganzes Original-Loos nur Mark 6
1 halbes Original-Loos nur Mark 3
1 viertel Original-Loos nur Mark 1 1/2.
Alle Aufträge werden sofort gegen Einsendung, Posteinzahlung oder Nachnahme des Betrages mit der grössten Sorgfalt ausgeführt und erhält Jedermann von uns die mit dem Staatswappen versehenen Original-Loose selbst in Händen.
Den Bestellungen werden die erforderlichen amtlichen Pläne gratis beigefügt und nach jeder Ziehung senden wir unseren Interessenten unaufgefordert amtliche Listen.
Die Auszahlung der Gewinne erfolgt stets prompt unter Staats-Garantie und kann durch directe Zusendungen oder auf Verlangen der Interessenten durch unsere Verbindungen an allen grösseren Plätzen Deutschlands veranlasst werden.
Unsere Collecte war stets vom Glücke begünstigt und hatte sich dieselbe unter vielen anderen bedeutenden Gewinnen oftmals der ersten Haupttreffer zu erfreuen, die den betreffenden Interessenten direct ausbezahlt wurden.
Voraussichtlich kann bei einem solchen auf der solidesten Basis gegründeten Unternehmen überall auf eine sehr rege Betheiligung mit Bestimmtheit gerechnet werden,man beliebe daher schon der nahen Ziehung halber alle Aufträge baldigst direct zu richten an

Kaufmann & Simon,
Bank- und Wechsel-Geschäft in Hamburg.
Ein- und Verkauf aller Arten Staatsobligationen, Eisenbahn-Actien und Anlehnsloose.

P. S. Wir danken hierdurch für das uns seither geschenkte Vertrauen und indem wir bei Beginn der neuen Verloosung zur Betheiligung einladen, werden wir uns auch fernerhin bestreben, durch stets prompte und reelle Bedienung die volle Zufriedenheit unserer geehrten Interessenten zu erlangen.

D. O.          


Wegen Dämmung der Dorfstraße ist die Passage durch Kl. Siemz von Mittwoch den 12. Juni cr. an auf 14 Tage gesperrt.

Die Dorfschaft Kl. Siemz.     


Siegel Honig-Kräuter-Malz-Extrakt
und
Honig-Kräuter-Malz-Extract Caramellen
Siegel

von L. H. Pietsch & Co. in Breslau.
Untersucht von dem Königl. Sanitäts =Rath Dr. Schlegel. Anerkannt beste Hausmittel gegen

Husten, Catarrh,

entzündliche Zustände der Athmungs=Organe, Lungenschwindsucht, Heiserkeit, Verschleimung u. s. w.
Außer zahlreichen Anerkennungen besitzen wir auch ein Dankschreiben Sr. Durchl. des deutschen Reichskanzlers

Fürsten von Bismarck.

Zu haben in Schönberg bei Kaufmann J. Ludw. D. Petersen.


Barometer     Die Vorausbestimmung d. Wetters in Bezug auf Regen oder klaren Himmel etc. zu ermöglichen ist der
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Zu beziehen unter Garantie der Genauigkeit durch die Fabrik meteorologischer Instumente (unt. persönl. Leit. des Prof. Klinkerfues).

Wilh. Lambrecht, Göttingen.

Am 1. Pfingsttage
Concert
im Boye'schen Garten.
Anfang Nachmittags 4 Uhr.
Entree die Person 20 Pfennige.
Abends Illumination des Gartens.
Bei ungünstiger Witterung findet das Concert im Saale statt.
Es laden hiezu freundlichst ein.

Die Vereins=Musiker.          


Zu dem am 10. und 11. Juni d. J. bei mir stattfindenden

Scheibenschießen
nach Gewinnen

lade ich hierdurch freundlichst ein. Ein Satz von 3 Schüssen kostet 1 Mark, auf den nur 1 Gewinn fallen kann. Büchsen u. s. w. werden von mir geliefert.
                                                    Gastwirth Michaelsen.
                                                    Selmsdorf.


Einladung zum Scheibenschießen
am 2. Pfingsttage und dem darauf folgenden Tage.

Der Ball findet am 2. Pfingsttage statt, wozu ergebenst einladet

A. Reimers.     

Schlagsdorf, den 25. Mai 1878.
NB. Besondere Einladung findet nicht statt.

Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen18 M -Pfennig  bis 22 M -Pfennig.
Roggen14 M -Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Gerste15 M -Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.
Hafer14 M -Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Erbsen15 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M0,90 .
Tauben d. St. M0,40 .
Hühner d. St. M1,15 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 .
Küken d. St. M0,80 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,10 .
Eier 7 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 44 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 44 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 4. Juni 1878.


Im Zuchthause, Zelle Nr. 8.
Criminal=Erzählung von Ottomar König.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1878 Nr. 44 Seite 6]

Im Zuchthause, Zelle Nr. 8.
Criminal=Erzählung von Ottomar König.
[Fortsetzung.]


- Die marokkanische Gesandtschaft hat viele und kostbare Geschenke nach Berlin überbracht, welche jedoch sämmtlich mehr für orientalische als für abendländische Verhältnisse zu passen scheinen. Als werthvollste Stücke werden 10 verschiedene farbige Pferdedecken von Goldbrocat mit Stickereien in Seide und Gold bezeichnet, wovon jede das ganze Pferd bedeckt. Dann folgen 4 prächtige große Tischdecken aus rothem und grünem Sammet mit fingerdicker Goldstickerei. In derselben Weise sind 2 sogenannte Frauengürtel, welche eine Breite von einem Fuß haben, ausgeführt, als Gegenstücke dazu 2 etwas weniger breite Männergürtel. Eine Unmasse Burnusse aus schwerster Seide, die das Auge durch die Sättigung ihrer Farben entzücken, hatten den Raum vieler Kisten in Anspruch genommen. Als zierlichstes Geschenk machen 10 Paar ganz wunderbar hergestellte Pantoffeln für Herren und Damen den Beschluß. Sie sind aus dem feinsten Maroccinleder hergestellt und ebenfalls aus fingerstarken Stickereien in Gold und Silber geschmückt. Die Stickereien stellen Blumen, Arabesken und Thiergestalten dar. Auffallend erschien die Abwesenheit der Waffen, und der Botschafter mochte wohl diesen Gedanken ahnen, denn aus freien Stücken erklärte er, sein erhabener Herr habe die Uebersendung von Waffen aus Hochachtung von der Ueberlegenheit der deutschen Waffen unterlassen.
- Mit der Vernehmung der aus Leipzig am Freitag in Berlin eingetroffenen Eltern Hödels, ist die Voruntersuchung so ziemlich als geschlossen zu betrachten. Die Vernehmung der Eltern Hödels bot hochinteressante Momente. Der Stiefvater, Schuhmachermeister Traber, ist ein kleiner, schmächtiger Mann, eine fast zwerghafte Erscheinung, zeigt aber entschieden mehr Geist, als die Mutter, eine einfache solide Arbeiterfrau, sauber und reinlich in ihrem Aeußern, deren Züge noch heute von einstiger Schönheit zeugen. Während der Vernehmung seiner Eltern bewahrte der Sohn dieselbe Ungenirtheit, die er bisher beobachtete. Er blieb gleichgültig, als die Mutter ihm zurief: "Er hätte sich lieber erschießen sollen, denn ihnen die letzten Spargroschen stehlen. - Die Mutter bekundet, daß er sie seit seiner Kindheit fort und fort bestohlen, daß er nichts liegen lassen konnte und sie alles vor ihm verstecken mußte, das letzte Geld hatte sie in den Strohsack ihres Bettes versteckt, damit es der "Bube" nicht finde, er habe es doch aufgefunden und ihnen geraubt. Der Stiefvater erklärte, daß der "Junge" von der Mutter verzogen wurde, die ihm alles nachgegeben. Der Arbeiterbildungsverein zu Leipzig, meint der Vater, sei die Pflanzstätte der Sozialdemokratie, "Jungen von 16 - 17 Jahren" lauschen dort den Vorträgen von Bebel, Liebknecht und Most; doch auch dort hat sich Hödel so schlecht betragen, daß sie ihn hinausgeworfen haben. Ueber seine in der Volksversammlung zu Schkeuditz gehaltenen Rede ist festgestellt, daß Hödel über die "Orientalische Frage" sprach. Schkeuditz scheint er deshalb gewählt zu haben, weil dort seine Verwandten wohnen und um denen gegenüber den großen "Agitator" zu spielen, berief er nach dort eine Volksversammlung. Diese Sucht zu "glänzen", verläßt den Attentäter selbst im Gefängniß nicht, denn wie der Untersuchungsrichter mittheilt, unterschrieb Hödel vom Gefängniß aus an seine Eltern vor wenigen Tagen einen Brief: "Max Hödel, Attentäter Sr. Majestät des Kaisers." Als die Mutter das Zimmer des Untersuchungsrichters verließ, trat Hödel auf sie zu und wollte ihr die Hand zum Abschied reichen, abwehrend rief die tieferschütterte Frau dem Entarteten zu: "Geh weg, ich will nichts von Dir wissen." Das machte einen tiefen Eindruck auf Hödel, hier zeigte er die erste und einzige menschliche Regung seit seiner Verhaftung. Der Stiefvater war weichherziger gestimmt als die Mutter er reichte dem Verbrecher die Hand, als dieser sie ihm zum Abschied reichte.
"Bei der jetzigen geschäftslosen Zeit hält es für junge Kaufleute oft recht schwer, ein passendes Unterkommen zu finden. So sucht in den "Dresd. Nachr." schon seit geraumer Zeit "ein neunjähriger Reisender in Spiritus für seinen verstorbenen Chef einen neuen Prinzipal in obiger Flüssigkeit" - leider noch immer vergeblich.


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