No. 38
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. Mai
1878
achtundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1878 Nr. 38 Seite 1]

Aus Neustrelitz traf hier am 11. Mai die frohe Nachricht ein, daß Ihre Königliche Hoheit die Erbgroßherzogin am 8. Mai, Abends 8 Uhr glücklich einer Prinzessin genesen sind, durch welches frohe Ereigniß Se. Kön. Hoheit der Großherzog, Se. Kön. Hoheit der Erbgroßherzog sowie das ganze Großherzogliche Haus in große Freude versetzt wurde.


Politische Rundschau.

Mit Blitzesschnelle verbreitete sich am Sonnabend Nachmittag die Nachricht in Berlin, daß auf Kaiser Wilhelm soeben unter den Linden ein Mordattentat verübt worden, das jedoch glücklicherweise durch 5 Fehlschüsse vereitelt sei. Der Hergang ist folgender:
Der Kaiser kehrte, wie er es gewöhnlich in diesen schönen Maientagen zu thun pflegt, im offenen Wagen, in einer Halbkalesche von einer Spazierfahrt aus dem Tiergarten zurück. In dem Wagen neben ihm saß seine Tochter, die Großherzogin von Baden. Auf dem Bock befand sich der Kutscher und der bekannte Leibjäger des Kaisers. Der Kaiser selbst war in seinem großen grauen Soldatenmantel gehüllt, unter dem er die Uniform trug. (Wir erwähnen bei dieser Gelegenheit, daß dieser Soldatenmantel allein wahrscheinlich hingereicht hätte, die Gewalt der Revolverkugeln zu mindern.) Der Kaiserliche Wagen fuhr schnell dahin und wie gewöhnlich bildete sich an den beiden Seiten unter den Linden ein Spalier von Grüßenden. Da plötzlich fielen von der Promenadenseite der Linden drei Revolverschüsse auf den Wagen. Man sah einen Menschen, der an das Gitter gelehnt, einen Revolver in der Hand hielt und der nun den Versuch machte, davon zu eilen. Der Leibjäger des Kaisers war aber mit außerordentlicher Schnelligkeit vom Bock heruntergesprungen und hatte die eine Hand auf den Attentäter gelegt. Dieser suchte sich von ihm loszuringen, aber die kräftige Faust des Jägers ließ ihn nicht von der Stelle. Sie leistete seinen Bemühungen, sich loszureißen, Widerstand, selbst als ein zweites Individuum, augenscheinlich ein Complice des Attentäters, versuchte, diesen aus der Hand des Leibjägers zu befreien. Während dieses Kampfes aber, während der Leibjäger die eine Hand des Attentäters gefaßt hielt, versuchte dieser mit der andern Hand noch zwei Revolverschüsse nach der Richtung des Wagens hin abzufeuern; auch die beiden letzteren verfehlten, so gut wie die drei ersten, ihr Ziel. Die Kugeln flogen über ihr Ziel hinaus und scheinen irgendwo auf der Fahrstraße Unter den Linden niedergefallen zu sein. Man bemühte sich, sie aufzufinden, was indeß nicht gelungen ist. Schnell hatte sich nun eine immer mehr und mehr anwachsende Menschenmenge angesammelt, der Leibjäger hielt den Attentäter noch immer mit starker Hand fest. Inzwischen aber - Alles das war das Werk weniger Minuten - waren Schutzleute hinzugekommen; dieselben nahmen sowohl den Attentäter als auch seinen Complicen in Beschlag und führten sie nach der Polizeiwache in der Mittelstraße.
Der Kaiser selbst hatte sich in dem ersten Augenblick erstaunt umgesehen, - dann wie er sah, daß es sich um ein Attentat gehandelt hatte, überflog eine leichte Blässe sein Gesicht. Man merkte ihm an, daß er tief erschüttert sei. Er sah die Scene zwischen seinem Leibjäger und dem Attentäter mit an, sah die Menschenmasse und gab dann, als die Polizei die Attentäter in Beschlag genommen hatte, dem Kutscher Ordre, in schnellstem Tempo nach dem Palais zu fahren. Die Menschenmasse wich auseinander und der Wagen jagte dem Palais entgegen.
Von anderer Seite wird die folgende Schilderung des Hergangs gegeben, Ich habe den Attentäter zufällig von dem ersten Moment an gesehen. Er stand, als er zuerst schoß, nicht wie man allgemein annahm, an dem eisernen Gitter der Lindenpromenade, er stand vielmehr an der anderen Seite auf dem Trottoir. Von hier aus lief er hinter dem Wagen herum nach der Seite der Lindenpromenade und versuchte, sich unter dem Gitter durchzudrängen. Hier wurde er zuerst von einer Frau, die ein Kind auf dem Arme trug, am Rockschoß festgehalten. Jetzt feuerte er einen Schuß gegen diese Frau ab. Die Kugel scheint die Frau leicht gestreift zu haben, jedenfalls war das Kleid getroffen. Entsetzt sah die Frau sich nun nach ihrem Kinde um und ließ den Attentäter los. In demselben Momente war aber bereits der Leibjäger herbeigeeilt und legte die Hand auf ihn. Die Menschenmenge, die sich allmählig ansammelte, nahm natürlich eine sehr erregte Haltung gegen den Attentäter an und versuchte ihn zu lynchen. Die Schutzleute hatten Mühe, ihn vor der Wuth des Publikums zu retten. Trotzdem hat der Attentäter zuerst als Abschlagszahlung für seine weitere Strafe eine außerordentliche Tracht Prügel, Püffe und Stöße von dem Publikum hinnehmen müssen. Unter schutzmännischer Escorte wurde er dann nach dem Polizeibureau in der Mittelstraße gebracht.
Der Attentäter, ein Klempnergeselle Heinrich Max Hödel genannt Lehmann, ist am 27. Mai 1857 zu Leipzig geboren und seit dem 26. April in Berlin anwesend. Er ist von kleiner schmächtiger Statur, mit ausdruckslosem Gesicht. Eine Haussuchung bei ihm ergab, daß er mit Leib und Seele der Social=Demokratie angehört ; Photographien von Most, Weber und verschiedene socialistische Schriften wurden unter seinen Sachen vorgefunden. Der Attentäter giebt an, er habe sich selbst vor den Augen des Kaisers erschießen wollen, um diesem die Noth der Arbeiter zu zeigen. Viele Zeugen bestätigen jedoch, daß er wiederholt auf den Kaiser geschossen habe. Ein Nadler Bernemann giebt als Zeuge an, er habe am Vormittag vier Arbeiter unter den Linden gesehen, von denen der eine einen Revolver

[ => Original lesen: 1878 Nr. 38 Seite 2]

herumgezeigt. "Na, mach's man gut", hätte der eine gesagt, den er in Krüger wieder zu erkennen glaubt, während er in dem Besitzer des Revolvers den Attentäter vermutet.
Am Abend durchwogten dichte Menschenmengen die Straßen. Reichen Flaggenschmuck, den am Nachmittag nur die Häuser unter den Linden aufgewiesen hatten, zeigten nun auch die Gebäude in allen Hauptstraßen. Einzelne Häuser hatten illuminirt, diese festliche Beleuchtung wirkte um so mehr, als sie eine so vollkommen spontane Aeußerung der Freude war. Von besonderer Schönheit war die Decoration des "Cafe Bauer", das à l'improviste mit Guirlanden bekränzt, mit Wappenschildern und Fahnen geschmückt war. Das "Niederländische Palais" war von oben bis unten illuminirt, das Rathhaus war in der Abendstunde noch schnell festlich geflaggt worden. Vor dem Palais drängte sich bis zu später Abendstunde die Menschenmenge, von Zeit zu Zeit das "Heil Dir im Siegerkranz" und die "Wacht am Rhein" anstimmend.
Reichstags=Woche. Nach fünftägiger Berathung brachte der Reichstag in vergangener Woche die Diskussion über die Gewerbeordnungsnovelle zum Abschluß. Die Regierungsvorlage ist in vielen Punkten mit Zustimmung der Bundesbevollmächtigten verändert, doch ist nicht daran zu zweifeln, daß auch in dieser Form das Gesetz unserm so sehr daniederliegenden Handwerk eine Stütze werden wird, an der es sich theilweise wieder wird aufrichten können. - In der Freitagssitzung beschäftigte sich das Haus mit der Lesung des Gesetzes wegen der Tabaksenquete. Die Mehrheit der Redner sprach sich gegen das Monopol und eine zu hohe Fabrikatsteuer aus; doch sind die Conservativen und Nationalliberalen in dem Beschlusse einig, die von der Regierung verlangten Mittel zur Enquete bewilligen zu wollen, wogegen Fortschritt und Centrum eine unbedingt ablehnende Haltung annahmen.
Zur Orientkrisis. Schuwaloff, der sich auf der Reise von London nach Petersburg befindet, hat auf seiner Fahrt in Friedrichsruh beim Fürsten Bismarck mit vorgesprochen und mit diesem eine lange Konferenz gehabt. Ebenso hat er sich noch längere Zeit in Berlin aufgehalten. Damit tritt nun aller Wahrscheinlichkeit nach bis auf Weiteres eine Pause in dem Fortgang der diplomatischen Action ein und man wird sich für die nächsten Tage auf Combinationen und Symptome untergeordneten Grades angewiesen sehen. Bis es sich zeigt, ob die Mission, der Graf Schuwaloff sich unterzogen, eine fruchtbare ist oder nicht, werden nothwendig noch mehrfach An= und Rückfragen zwischen Petersburg und London erforderlich sein.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über das zu Schönberg vor der Siemzerstraße sub No. 165 belegene Wohnhaus c. p. der Ehefrau des Schuhmachermeisters Schabacker allhier, Doris geb. Lenschow, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 23. Juli d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzige Besitzerin als die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel richtig und vollständig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 7. Mai 1878.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


In Sachen betreffend den Concurs über das Vermögen des Kaufmanns Ferdinand Seelig in Schönberg, wird hiedurch gemeinkundig gemacht:

daß in dem Termine am 3. d. Mts. der Präclusivbescheid sofort zu Protokoll erlassen und publicirt, sowie daß der in diesem Termine von dem unterzeichneten Concursgerichte proponirte Vergleich nunmehr von allen nicht präcludirten Seelig'schen Gläubigern rein und ohne Vorbehalt angenommen ist.
Schönberg, den 7. Mai 1878.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Horn.

A. Dufft.     


Am Donnerstag den 16. Mai cr. sollen im Gastwirth Boye'schen Gasthause hieselbst, von Morgens 10 Uhr an, diverse abgepfändete Mobilien etc. öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden.
Schönberg.

Staffeldt, Landreiter.     


Zur Nachachtung.

Bis zum 25 d. Mts. ersuche ich die Holzabfuhren aus dem Rupensdorfer Holze zu beschaffen, da alsdann die Schlagbäume für den Sommer geschlossen werden.
Schönberg, den 13. Mai 1878.

Der Oberförster     
C. Hottelet.        


Allgemeine Gesellenkrankenkasse.

In der auf den 17. Februar d. J. abgehaltenen Generalversammlung wurde die Abänderung des § 7 der Statuten von den anwesenden Mitgliedern einstimmig beschlossen und am 1. Mai von Großherzoglicher Landvogtei die Genehmigung hierzu ertheilt und lautet § 7 jetzt:

Jeder Geselle hat pro Tag 2 Pf. Beitrag zur Krankenkasse zu erlegen. Dieser Beitrag kann bei mehreren Krankheitsfällen, doch nur so lange, als dringend nothwendig, auf 3 Pf., aber nicht mehr erhöhet, auch bis zu 1 Pf., doch nicht tiefer, herabgesetzt werden, wenn die Kasse im Besitze von 450 M. ist.

Schönberg.                                                     Der Vorstand.


Englische Milchsatten
sowie
emaillirte & verzinnte Milchsatten
empfiehlt zu den billigsten Preisen
                                                    Aug. Spehr.


Hiedurch bringe ich zur Anzeige, daß ich mit dem heutigen Tage Herrn W. Creutzfeldt in Carlow eine Niederlage meiner künstlichen

Mineralwasser

übergab.
Rehna, den 8. Mai 1878.

Ludw. Wolter.     

Unter Bezugnahme auf Obiges halte ich mich zur geneigten Abnahme bestens empfohlen.
Carlow, den 8. Mai 1878.

W. Creutzfeld.     


H. Prüss in Ratzeburg.
Fabrik für Herrengarderobe.
Lager von Tuch= und Manufacturwaaren.
Neueste deutsche, engl., franz.
Stoffe für die Sommerzeit.

I. ganze Anzüge und Sommerüberzieher,
II. leichte Sommerröcke in 20 Sorten von 3,75 M. bis 12,00 M., berliner Reise=, Staub= und Wagen=Röcke, Knabenanzüge und Turnjacken.
III. Arbeiter=Anzüge.
Feste Preise per comptant äußerst billig.


Gefunden am 8. Mai eine silberne Cylinder=Uhr, die der sich ausweisende Eigenthümer zurückerhalten kann beim

Maler Heitmüller     
in Schönberg.       


[ => Original lesen: 1878 Nr. 38 Seite 3]

Bilanz
der
Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank
in Schwerin
pro ultimo April 1878.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Schwerin, im Mai 1878.

Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank.
C. A. Schwerdtfeger, Director.
C. L. F. Soltau, General=Agent.


Die Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebensversicherungen, Leibrenten=Versicherungen, Kapital=Einlage=, Darlehns= und alle sonstigen Geld=, Inkasso= und Commissions=Geschäfte durch das unterzeichnete Bureau zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar=Bank=Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt.

Bureau der Mecklenburgischen Lebens=Versicherungs= und Sparbank in Schönberg.
W. Stephan.      W. H. Schacht.


Unübertrefflich
ist der L. W. Egers'sche
Fenchelhonig

gegen alle Affectionen des Kehlkopfes, der Luftröhre und Lungen, gegen Katarrhe, Husten, Heiserkeit, Verschleimung, gegen den Keuch= und Stick=Husten der Kinder, überhaupt gegen alle Leiden und Beschwerden der Athmungsorgane vom leichten Husten und Katarrh bis zur beginnenden Lungenschwindsucht. Man nehme ihn täglich 3 bis 4 Mal, auch öfter, jedes Mal einige Theelöffel. Wer an Verstopfung leidet, nehme jedes Mal einen Eßlöffel voll. Kindern giebt man ihn Theelöffelweise, selbst bei den kleinsten kann er ohne Bedenken angewendet werden. Namentlich auf dem Lande, wo Arzt und Apotheke oft entfernt, sollte der L. W. Egers'sche Fenchelhonig in keinem Hause fehlen. Wie manches Kind ist durch seinen rechtzeitigen Gebrauch schon gerettet worden! Nur hüte man sich vor den zahlreichen Nachpfuschungen des seit nunmehr 18 Jahren vieltausendfach bewährten L. W. Egers'schen Fenchelhonigs und achte mit der peinlichsten Sorgfalt darauf, daß derselbe nur dann echt ist, wenn die Flasche das Siegel, den Namenszug und im Glase eingebrannt die Firma von "L. W. Egers in Breslau" trägt. Meine Verkaufsstelle ist in Schönberg allein bei Buchbinder C. Sievers.

L. W. Egers in Breslau.


Vorzügliches
Sommer=Lagerbier
auf Gebinden und Flaschen empfiehlt
                                                    Aug. Spehr.


Man biete dem Glücke die Hand!
375,000 R.-Mark

Haupt-Gewinn im günstigsten Falle bietet die allerneueste grosse Geld-Verloosung, welche von der hohen Regierung genehmigt und garantirt ist.
Die vortheilhafte Einrichtung des neuen Planes ist derart, dass im Laufe von wenigen Monaten durch 7 Verloosungen 49,600 Gewinne zur sichern Entscheidung kommen, darunter befinden sich Haupttreffer von eventuell R.-M. 375,000 speciell aber

1 Gewinn à M. 250,000
1 Gewinn à M. 125,000
1 Gewinn à M. 80,000
1 Gewinn à M. 60,000
1 Gewinn à M. 50,000
2 Gewinne à M. 40,000
1 Gewinn à M. 36,000
3 Gewinne à M. 30,000
1 Gewinn à M. 25,000
5 Gewinne à M. 20,000
6 Gewinne à M. 15,000
1 Gew. à M. 12,000
23 Gew. à M. 10,000
4 Gew. à M. 8,000
31 Gew. à M. 5,000
74 Gew. à M. 4,000
200 Gew. à M. 2,400
412 Gew. à M. 1,200
621 Gew. à M. 500
700 Gew. à M. 250
28015 Gew. à M. 138
etc. etc.
Die Gewinnziehungen sind planmässig amtlich festgestellt.
Zur nächsten ersten Gewinnziehung dieser grossen vom Staate garantirten Geldverloosung kostet
1 ganzes Original-Loos nur Mark 6
1 halbes Original-Loos nur Mark 3
1 viertel Original-Loos nur Mark 1 1/2.
Alle Aufträge werden sofort gegen Einsendung, Posteinzahlung oder Nachnahme des Betrages mit der grössten Sorgfalt ausgeführt und erhält Jedermann von uns die mit dem Staatswappen versehenen Original-Loose selbst in Händen.
Den Bestellungen werden die erforderlichen amtlichen Pläne gratis beigefügt und nach jeder Ziehung senden wir unseren Interessenten unaufgefordert amtliche Listen.
Die Auszahlung der Gewinne erfolgt stets prompt unter Staats-Garantie und kann durch directe Zusendungen oder auf Verlangen der Interessenten durch unsere Verbindungen an allen grösseren Plätzen Deutschlands veranlasst werden.
Unsere Collecte war stets vom Glücke begünstigt und hatte sich dieselbe unter vielen anderen bedeutenden Gewinnen oftmals der ersten Haupttreffer zu erfreuen, die den betreffenden Interessenten direct ausbezahlt wurden.
Voraussichtlich kann bei einem solchen auf der solidesten Basis gegründeten Unternehmen überall auf eine sehr rege Betheiligung mit Bestimmtheit gerechnet werden, und bitten wir daher, um alle Aufträge ausführen zu können, uns die Bestellungen baldigst und jedenfalls vor dem 31. Mai d. J. zukommen zu lassen.

Kaufmann & Simon,
Bank- und Wechsel-Geschäft in Hamburg.
Ein- und Verkauf aller Arten Staatsobligationen, Eisenbahn-Actien und Anlehnsloose.

P. S. Wir danken hierdurch für das uns seither geschenkte Vertrauen und indem wir bei Beginn der neuen Verloosung zur Betheiligung einladen, werden wir uns auch fernerhin bestreben, durch stets prompte und reelle Bedienung die volle Zufriedenheit unserer geehrten Interessenten zu erlangen.

D. O.          


[ => Original lesen: 1878 Nr. 38 Seite 4]

Die Norddeutsche Hagel-Versicherungs-Gesellschaft zu Berlin

war schon im 9. Jahre ihres Bestehens nicht nur die bedeutendste Gegenseitigkeits=Anstalt, sondern auch die größte aller Hagel=Versicherungs=Gesellschaften.

Geschäfts=Resultat pro 1877:
21,376 Mitglieder mit 223,693,616 Mark Versicherungssumme.
Reservefond
(an dem auch neu hinzutretende Mitglieder sofort Theil haben)
242,446 Mark 6 Pfennig.
Special=Reserve: 86,966 Mark 91 Pfennige.
Besondere Vortheile:

Regulirung des Schadens durch Vertrauensmänner welche von den Mitgliedern gewählt werden. Titel VI des Statuts.) Vergütung von 1/15 ab. Abschätzung ohne Trennung der Körner vom Stroh und ohne Reduction der versicherten Summe. Auszahlung der vollen ermittelten Entschädigung sofort nach Feststellung.
Ermäßigung der Prämie um 25 % bei Uebernahme einer Selbstversicherung von 2 % der Gesammtversicherungssumme; außerdem Bewilligung eines jährlichen Rabatts von 5 % bei 5jähriger Versicherung.
Ueberschüsse werden an die Mitglieder zurückgezahlt. (1876: 20 % der Prämie.)
Vorstehende Vortheile werden jedem Versicherten die Ueberzeugung aufdrängen, daß die von Landwirthen gegründete und verwaltete

Norddeutsche Hagel-Versicherungs-Gesellschaft

keine gewinnsüchtigen Zwecke verfolgt, vielmehr lediglich den Interessen der Landwirthe dient und deshalb mit Recht allen Versichernden empfohlen werden kann.
Zu jeder gewünschten näheren Auskunft, sowie Aufnahme von Anträgen sind die Unterzeichneten gerne bereit.

P. Drückhammer, Lübeck.
W. A. Utermöhl, Rupensdorf bei Schönberg i. Meckl.


Zuchtmarkt
für edlere Pferde in Neubrandenburg.
Das unterzeichnete Comite wird in Neubrandenburg am                          
2. Marktage, den 22. d. M., Nachmittags 4 Uhr,
auf dem Pferdemarktplatze
ein Rennen für untrainirte Pferde

veranstalten und sind für die Abtheilungssieger Preise von je M. 30,00, für den Hauptsieger von M. 150 ausgesetzt.
Die Reiter und Pferde, welche am Rennen theil nehmen, haben am 2. Markttage von Nachmittags 3 Uhr an freien Zutritt zum Marktplatze und sind vorherige Meldungen nicht erforderlich.

Neubrandenburg, den 7. Mai 1878.                                                     Das Comité.


Eine große Parthie
reinschmeckenden Maracaibocaffee à Pfd. 90 Pfennig (Mecklenburg)
außerdem                          

Maracaibo Caffee à Pfund 100 Pfennig (Mecklenburg).,
f. Laguayra Caffee in LisPfund Pfund 100 Pfennig (Mecklenburg).,
Maracaibo Caffee à Pfund 110 Pfennig (Mecklenburg).,
f. Maracaibo Caffee à Pfund 120 Pfennig (Mecklenburg).,
ff. gew. Laguyra Caffee à Pfund 125 Pfennig (Mecklenburg).,
ff. Guatemala Caffee in LisPfund à Pfund 125 Pfennig (Mecklenburg).,
ff. Maracaibo Caffee à Pfund 130 Pfennig (Mecklenburg).,
Java Caffee à Pfund 140 Pfennig (Mecklenburg).,
ff. Java Caffee à Pfund 150 Pfennig (Mecklenburg).,
ff. Ceylon Caffee à Pfund 150 Pfennig (Mecklenburg).,
braun Java Caffee à Pfund 175 Pfennig (Mecklenburg).,
Mocca Caffee à Pfund 175 Pfennig (Mecklenburg).,

empfiehlt                          
                                                    Aug. Spehr.


Tesch's Restauration.
Morgen
Marienthaler Doppel=Bier vom Faß.


Dampf=Färberei. Woll=, Flachs= und Heede=Spinerei.
Gebr. Verhein, Lübeck,
604 gr. Burgstraße 604.

Alle Aufträge werden reell, bald und billig ausgeführt.


Alle, die noch Forderungen an den Nachlaß des verstorbenen Kaufmanns Aug. Creutzfeld haben, wollen ihre Rechnungen bis zum 1. Juni d. J. bei den Unterzeichneten einreichen; ebenso fordern wir auch alle diejenigen auf, die noch an denselben zu zahlen haben, ihre Rechnungen bis zur obengenannten Zeit zu berichtigen.
Schönberg, den 1. Mai 1878.
                                                    C. Schultze.
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,10 .
Tauben d. St. M0,45 .
Hühner d. St. M1,30 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,45 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,10 .
Eier 7 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 38 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 38 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 14. Mai 1878.


Im Zuchthause, Zelle Nr. 8.
Criminal=Erzählung von Ottomar König.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1878 Nr. 38 Seite 6]

Im Zuchthause, Zelle Nr. 8.
Criminal=Erzählung von Ottomar König.
[Fortsetzung.]


- Der bekannte Laternenmann Henry Rochefort wird sich mit einer deutschen Schriftstellerin, Fräulein Katharina Strebinger aus Grünstadt (Pfalz) vermählen.
- An der Pacific=Bahn wurde ein 46 Fuß langes versteinertes Krokodil ausgegraben und von einem Museum für 2000 Dollar gekauft.
- In Herrheim bei Landau wurde durch Ausruf verkündet, daß für den Liter Maikäfer 5 Pfennig (Mecklenburg) bezahlt werde. Abends waren bereits 1200 Liter eingeliefert.
Man schreibt aus Konstantinopel: In Mekka, der heiligen Stadt des Islam, existirt seit uralter Zeit die Verordnung, daß kein alleinstehendes fremdes Frauenzimmer dieselbe betreten darf. Wittwen oder Mädchen, die nun ihr religiöser Drang dennoch dazu veranlaßt, nach dieser heiligen Stadt zu wallfahrten, müssen vor den Thoren so lange warten, bis sich ein Bewohner Mekka's herbeiläßt, sie für die kurze Zeit des Aufenthalts in dieser Stadt zu heirathen und erst unter dem Schutze ihres neuen Gatten darf die vereinsamte Frau die Geburtsstätte des Propheten betreten Die so glücklich, wenn auch nur für kurze Zeit unter die Haube gekommene, muß gewöhnlich ihrem so erworbenen Gatten für die Ehre, daß er sich herbeiläßt, sie in seinen Harem aufzunehmen, ein schönes Sümmchen Geld erlegen. Natürlich tritt er in alle Rechte eines wirklichen Ehegatten. In Mekka existirt daher eine eigene Klasse Menschen, deren Beschäftigung nur darin besteht, die dort ankommenden fremden Wittwen und Mädchen zu verheirathen, was ihnen im Laufe des Jahres, besonders während der Zeit der großen Wallfahrt ein schönes Einkommen abwirft. In neuester Zeit hat nun die Stadtbehörde die Verordnung erlassen, daß eine jede solche Ehe vor ihr legalisirt werden muß, wofür von der Frau eine beträchtliche Summe bezahlt werden muß. Aber auch diese Steuer vermag nicht der Frömmigkeit der muhamedanischen Frauen Abbruch zu thun, und noch immer strömen sie schaarenweise nach der heiligen Stadt.
- Ein Güterzug, der von Stendal nach Berlin am 4. Mai früh abgelassen worden war, wurde von dem folgenden Schnellzuge bei Wustermark angetroffen, als bereits 11 Güterwagen in Brand standen. Die Hitze war so intensiv, daß der Schnellzug auf dem zweiten Geleise die Brandstätte nicht passiren konnte. Die Ursache des Unglücks war darin zu suchen, daß einer der in der Mitte des Zuges laufenden Wagen einen Achsenbruch erlitt, in Folge dessen eine Entgleisung und demnächstige Entzündung stattfand.
- Professor Rudolph Sohm sagt in einem Aufsatze über die Stellung der Frauen im deutschen Recht: "Die Ranggleichheit der Ehegatten bedeutet die Gleichstellung der Frau mit dem Manne auch an gesellschaftlichem Werth der Persönlichkeit. Die Frau nimmt wie an dem Namen, so auch an den Titulaturen des Mannes Antheil. So heißt es Frau Geheimräthin, Frau Doctorin. Wie die Frau des Doctors Frau Doctorin, so wird die Frau des Grafen Frau Gräfin. Wir meinen wohl besonders richtig zu sprechen, wenn wir nicht Frau Doctorin, sondern Frau Doctor, nicht Frau Geheimräthin sondern Frau Geheimrath sagen. Dennoch ist dieser Sprachgebrauch ebenso verkehrt, wie wenn wir statt Frau Gräfin Frau Graf sagen wollten. Die Frau des Doctors ist nicht blos Frau Doctor, d. h. Frau eines Doctors, sondern ist selbst Frau Doctorin, die Frau des Professors selbst Frau Professorin. Die Eingehung einer Ehe bewirkt, daß Rang und Titel des Mannes von der Frau zu eigenem Recht erworben wird. Dies Gleichordnungsverhältniß, welches aus der Ehe hervorgeht, wirkt nach außen. Dritten gegenüber. Der Mann will, und das Recht gewährt ihm diese Forderung, daß eine Frau von jedem Dritten völlig gleich geschätzt werde wie er selbst. Dagegen übt das Unterordnungsverhältniß, welches die zweite Folge der Ehe darstellt, seine Wirkung nach innen, auf das Verhältniß der Ehegatten zu einander. Die Ehe erzeugt die eheherrliche Gewalt, die Vormundschaft des Mannes über die Person der Frau. In der Hand des Ehemannes hat die frühere Geschlechtsvormundschaft ihre Energie bewahrt und sie ist es vor allem, welche dem persönlichen Verhältniß der Ehegatten ihren Stempel aufdrückt. (Das ist das noch ältere: "Er soll dein Herr sein" - - ohne hetzen zu wollen.)
- Bidel, der bekannte Tierbändiger, giebt gegenwärtig Vorstellungen in Madrid. Durch Versehen eines Wärters war es möglich geworden, daß ein Panther zu einem Eisbären gelangen konnte. Es entspann sich ein aufregender Kampf zwischen den Bestien, welcher die Zuschauer - die Scene fand kurz vor Beginn der Vorstellung statt - mit Schrecken erfüllte. Der Bär war schon im Begriffe zu triumphiren, denn vergeblich versuchte es der Panther, der ein ohrenzerreißendes Schmerzgebrüll ausstieß, sich aus den gewaltigen Umarmungen des Eisbären zu befreien, als Bidel, bloß mit einer Peitsche bewaffnet, in den Käfig trat und sich in demselben einschließen ließ. Mit einer unglaublichen Verwegenheit stürzte sich der Mann zwischen die Kämpfenden, ergriff den Bären an der Gurgel und bearbeitete ihn mit der Peitsche. Das wilde Geheul der rachedurstigen Bestien wurde von Bidel's donnernder Stimme übertönt; sein Eintritt in den Käfig machte den Kampf zu einem ungleichen, so daß der Bär bald genöthigt war, seinen Feind los zu lassen. Blitzschnell ergriff Bidel diese Gelegenheit und jagte den bluttriefenden Panther durch die Verbindungsthür in dessen Käfig zurück. Der Bär hingegen, als er sich seinem Herrn allein gegenüber sah, verkroch sich scheu und zitternd in einen Winkel, worauf Bidel den Bärenkäfig verließ.


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