No. 24
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 22. März
1878
achtundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1878 Nr. 24 Seite 1]

     Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 25. Februar d. J. bringe ich hiedurch zur allgemeinen Kenntniß, daß vor der Musterungs=Commission die Hauptmusterung der von den Districtsvorständen beorderten Pferde des hiesigen Fürstenthums stattfinden wird

1) für die Stadt Schönberg, die sämmtlichen Ortschaften der beiden Vogteien Rupensdorf und Stove, sowie für das Gut Torrisdorf am

Dienstag, den 26. März d. Js.,
von Morgens 8 Uhr an,

     in Schönberg auf dem sogenannten Amtsbauplatze gegenüber dem Schützenhause,

2) für sämmtliche Ortschaften der Vogtei Schönberg am

Mittwoch, den 27. März d. Js.,
von Morgens 8 Uhr an,

     in Schönberg auf dem sogenannten Amtsbauplatze gegenüber dem Schützenhause,

3) für sämtliche Ortschaften der Vogtei Schlagsdorf am

Donnerstag, den 28. März d. Js.,
von Morgens 9 Uhr an,

     in Schlagsdorf auf dem Dorfplatze in der Nähe des alten Kirchhofes,

4) für sämmtliche Ortschaften der Vogtei Mannhagen, sowie für das Gut Horst am

Freitag, den 29. März d. Js.,
von Morgens 10 Uhr an,

     im Dorfe Mannhagen auf der Dorfstraße vor dem Viceschulzengehöfte.

   Die Besitzer der von den Districtsvorständen als diensttauglich bezeichneten Pferde haben letztere in dem bestimmten Termine pünktlich an Ort und Stelle vorzuführen.

   Schönberg, den 28. Februar 1878.

Der Großherzogliche Bezirkscommissarius.
F. Graf Eyben.


Politische Rundschau.

Das Stellvertretungs=Gesetz soll unverzüglich publicirt werden und auch sofort praktische Wirkungen erlangen, indem auf Grund derselben noch vor der Wiederaufnahme der Berathungen im Reichstage ein Träger für das neu geschaffene Amt des Vice=Kanzlers ernannt wird. Als Kandidat für diesen Posten bezeichnet man nunmehr mit aller Bestimmtheit den Grafen Otto zu Stollberg=Wernigerode, mit welchem der Reichskanzler unausgesetzt in Verbindung steht.
In Abgeordnetenkreisen zu Berlin wurde gestern mit großer Bestimmtheit versichert, die Verhandlungen mit dem deutschen Botschafter in Wien, Grafen Otto zu Stolberg=Wernigerode, über seinen Eintritt in die preuß. Regierung und als Stellvertreter des Reichskanzlers hätten nicht zum Ziele geführt; der Graf hätte sich zur Uebernahme eines Ministerpostens nicht entschließen können.
Elsaß=Lothringen ist bekanntlich außerordentlich waldreich. Nach den Erhebungen der kaiserlichen Oberforstdirektion haben die Waldungen des Reichslandes einen Werth von ca. 12 Milliarden Mark, wovon 460,573 Hektare im Werthe von 500 Millionen Staatseigenthum sind. Der Hektar Wald wirft in Elsaß=Lothringen jährlich 45 M., in Frankreich 21 M., in Preußen 20 M., wogegen allerdings auch in Preußen die Verwaltungskosten weitaus höher sind. Im Jahre 1876 hatte die Landeskasse der Reichslande aus den Waldungen eine Brutto Einnahme von 6 944,000 M.
In politischen Kreisen Dänemarks erregt neuerdings ein Artikel des der dortigen Regierung nahestehenden Blattes "Der Conservative" Aufsehen, in welchem für ein Bündniß Dänemarks mit Deutschland plaidirt wird. Das Blatt widerlegt zunächst die landläufige Ansicht, daß Deutschland sich zum Herrscher über Dänemark machen wolle und sagt dann: "Deutschland will offenbar bei den bevorstehenden kriegerischen Begebenheiten eine neutrale Stellung einnehmen, und dadurch ist auch unsere Stellung gegeben; wir müssen mit allen uns zu Gebote stehenden Kräften für unsere Neutralität eintreten. Wären wir mit Deutschland alliirt, dann wäre unsere neutrale Stellung gesichert, denn keine Macht würde es wagen, uns anzugreifen, aus Furcht vor einem Kriege mit Deutschland."
Da zu Ende des vorigen Monats im Kreise Warschau wieder verschiedene Fälle von Rinderpest vorgekommen sind, so haben die zur Absperrung der preußischen Grenze im vorigen Jahre getroffenen Maßregeln nicht aufgehoben werden können.
Papst Leo hat, wie verschiedenseitig versichert wird, ein eigenhändiges Schreiben an Kaiser Wilhelm gerichtet. Ueber den Inhalt des Briefes verlautet nichts bestimmtes.
Viele Zöglinge der bekannten französischen Mi=

[ => Original lesen: 1878 Nr. 24 Seite 2]

litairschule von St. Cyr sind von den Jesuiten erzogen und haben von ihnen gelernt, den kirchlichen Gehorsam über den militairischen zu stellen. Das militairische Reglement verbietet ihnen jede politische Kundgebung und ohne Erlaubniß ihrer Vorgesetzten dürfen sie an Niemand eine Adresse richten. Nun haben aber jene Zöglinge heimlich dem Papste eine Adresse geschickt. Die Sache wurde ruchbar und ein Sergeant machte dem Direktor Anzeige. Sofort traten die Absender zusammen und wählten zwei Kameraden durchs Loos, die den Verräther ohrfeigten. Die ganze Schule gerieth in große Aufregung.
Am Sonntage sind die Friedensurkunden in Petersburg ausgetauscht worden. Dazu paßt schlecht die Meldung, daß die russische Garde immer mehr an Konstantinopel heranrücke, angeblich um sich zur Rückkehr nach Rußland einzuschiffen. Von der Garde heißt es, sie werden bei Kiew als Reservearmee aufgestellt bleiben, um den neuen Staat zu organisiren. - Die Donaufestungen werden neu armirt.
Nach der "Köln. Ztg." liegen Anzeichen vor, daß auf dem Congresse eine "glückliche" Lösung der Orientfrage auf Basis der Beseitigung der Osmanenherrschaft aus Europa versucht werden soll. Das berliner Cabinet soll diesem Plan günstig sein. So wünschenswerth eine solche Lösung auch sein möchte, gehört sie doch wohl vor der Hand in das Bereich der Unwahrscheinlichkeit.
Wie man einst rief: Polen ist todt! so wird man auf dem Congreß in Berlin rufen: Die Türkei ist todt! Es soll wirklich im Werke sein, der muhamedanischen Herrschaft in Europa den letzten Gnadenstoß zu geben und die Türken dahin zu schicken, woher sie gekommen sind, nach Asien. Mehrere Großmächte, man nennt unter ihnen Deutschland, halten die Lösung der orientalischen Frage als die einzig richtige und gründliche. Da Rußland oder ein guter Freund Bulgarien und die Rumänen, Serben und Montenegriner Fetzen des türkischen Reiches bekommen, so sieht Niemand ein, warum die Griechen nicht auch die Ihnen benachbarten Provinzen bekommen sollen und die Oesterreicher haben fette Trinkgelder niemals abgelehnt. Für den Sultan bleibt also in der That nichts übrig als - zu gehen. Minister Savfet Pascha hatte eine Ahnung von diesem Ende; denn als er neulich seinen Namen unter den Friedensvertrag in Stefano setzte, legte er die Feder nieder und weinte bitterlich. Mephisto Ignatieff tröstete ihn auf seine Weise: Sehen Sie, ich habe es Ihnen gleich gesagt, daß England Sie im Stiche lassen würde. Die Engländer haben noch niemals Wort gehalten. Es ist gekommen, wie ich Ihnen prophezeit!


Anzeigen.

Oeffentlich meistbietender Zwangsverkauf eines Grundstücks.

Das dem Mützenmacher Göllner zu Ratzeburg gehörige, in der Töpferstraße unter No. 34a. daselbst belegene Wohnhaus nebst Zubehör (Schuld= und Pfand=Protecoll Vol. VII fol. 327) soll, ausgeklagter Forderung halber, im Wege der Hülfsvollstreckung öffentlich meistbietend verkauft werden.
Zu diesem Ende ist

erster Termin auf                                                    
den 3. April d. Js., Vormittags 11 Uhr,
zweiter Termin auf                                                  
den 3. Mai d. Js., Vormittags 11 Uhr,
dritter und letzter Termin auf                          
den 4. Juni d. Js., Vormittags 11 Uhr,

vor unterzeichnetem Amtsgericht anberaumt.
Alle und Jede, welche Ansprüche und Forderungen irgend welcher Art an das zu verkaufende Grundstück c. p. zu haben vermeinen, haben dieselben zur Vermeidung des Ausschlusses

am 3. Mai d. Js., Vormittags 11 Uhr,

anzumelden und zu bescheinigen.
Auswärtige haben auch Bevollmächtigte am Gerichtsort zu bestellen.
Der Ausschließungs=Bescheid wird nur an der Gerichtsstelle angeheftet werden.
Ratzeburg, den 3. März 1878.

Königliches Amtsgericht.
Sachau.

Bodmer.     


Holz=Auction.

Am Donnerstag den 28. März, Morgens 9 Uhr, sollen im Gastwirte Boye'schen Saale hieselbst nachstehende Holzsortimente aus dem Rupensdorfer Holze meistbietend verkauft werden:

    2 buchen Nutzholzblöcke,
    8 Rmtr. eichen Kluft und Knüppel,
194 Rmtr. buchen Kluft 1., 2. und Knüppel,
  12 Fuder buchen Durchforstholz,
  40 Fuder buchen Zweigholz.

Schönberg, den 21. März 1878.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Holz=Auction.

Am Dienstag den 26. März, Morgens 10 Uhr, sollen im Kruge zu Manhagen nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz gegen baar verkauft werden:

aus dem Manhäger Zuschlage:

  30 Rmtr. eichen Kluft 1. u. 2. Cl.,
  23 Fuder starkes eichen Durchforstholz zu Pfahlholz geeignet,
197 Rmtr. buchen Kluft 1. u. 2 Cl.,
  50 Rmtr. fichten Kluft,
    9 Fuder fichten Reiserholz,
  13 Fuder weiden Zaunbusch.
Nähere Auskunft ertheilt auf Anfrage der Herr Förster Solvie zu Manhagen bei Mölln i. L. und der Unterzeichnete.
Schönberg i. M., den 18. März 1878.

Der Oberförster     
C. Hottelet.        


Holz=Auction.

Am Montag den 25. März, Morgens 9 Uhr, sollen beim Krüger Jabs zu Schlagresdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen baar verkauft werden:

1. aus dem Schlagbrügger Holze:

12 Stück kleine Fichtenblöcke,
29 Stück fichten Klassenbäume und Stangen,
30 Rmtr fichten Kluft und Knüppel;

2. aus dem Bahlen:

  60 Stück fichten Klassenbäume und Stangen,
100 fichten Schleete und Leiterbäume,
  40 fichten Hopfenstangen
100 Rmtr. fichten Kluft und Knüppel;

3. aus dem Garnseerholz u. Priestertannen:

    1 buchen Block,
  98 Stück fichten Klassenbäume und Stangen,
300 Stück fichten Schleete und Leiterbäume,
  35 Stück fichten Hopfenstangen,
100 Rmtr. fichten Kluft und Knüppel.
Schönberg, den 18. März 1878.

Der Oberförster     
C. Hottelet.        


Sonnabend den 30. d. M., von Morgens 9 Uhr an, sollen beim Kl. Siemzer Chausseehause

mehrere Haufen Weiden= und Pappelbusch=Holz
gegen gleich baare Bezahlung öffentlich meistbietend verkauft werden.
Schönberg, den 20. März 1878.

                          Die Landes=Chausseeverwaltung.


Am Montag den 25. März c., Mittags 1 Uhr, sollen im Kruge zu Campow an abgepfändeten Gegenständen in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

1 rothe Kuh, 1 Chatulle mit Aufsatz, 1 Lehnstuhl, 1 Spiegel, 1 Koffer, 1 großes Milchenschrank, 1 Rommel, 2 Sielen, 1 Phaeton.
Schlagsdorf, den 15. März 1878.

Krüger, Landreiter.     


[ => Original lesen: 1878 Nr. 24 Seite 3]

Bekanntmachung. Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert, ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 18. März 1878.

Die Armenbehörde.     


Bekanntmachung.

Die diesjährige Frühjahrs=Control=Versammlungen im Compagnie=Bezirk Schönberg werden in Schlagsdorf am 12. April Morgens 9 Uhr und in Schönberg an demselben Tage Nachmittags 2 Uhr stattfinden.
Neustrelitz, den 19. März 1878.

Großherzogliches Landwehr=Bezirks=Commando.


Heute Nachmittag 2 Uhr entschlief nach schwerem Leiden mein innigst geliebter Mann und meiner Kinder liebevoller Vater, der Domainenpächter H. Dräger in seinem 67. Lebensjahre.
Hollenbeck, den 19. März 1878.

Caroline Dräger       
geb. Hörcher.         

Die Beerdigung findet am Montag den 25. d. M. auf dem Kirchhofe zu Selmsdorf Nachmittags 2 Uhr statt.


Damit jeder Kranke,
bevor er eine Kur unternimmt,oder die Hoffnung auf Genesung schwinden läßt, sich ohne Kosten von den durch Dr. Airy's Heilmethode erzielten überrraschenden Heilungen überzeugen kann, sendet Richter's Verlags=Anstalt in Leipzig auf Franko=Verlangen gern Jedem einen "Attesat=Auszug" (100. Aufl.) gratis und franco. - Versäume Niemand, sich diesen mit vielen Krankenberichten versehenen "Auszug" kommen zu lassen- Von dem illustrirten Originalwerke: Dr. Airy's Naturheilmethode erschien die 100. Aufl., Jubel=Ausgabe, Preis 1 Mk. zu beziehen durch alle Buchhandlungen.

 

Warnung! Um nicht durch ähnlich betitelte Bücher irre geführt zu werden, verlange man ausdrücklich Dr. Airy'sillustrirtes Originalwerk, herausgegeben von Richter's Verlags=Anstalt in Leipzig.


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Lübeck.
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Den alleinigen Verkauf unseres

Löschkalkes

haben wir für Ratzeburg und Umgegend dem Herrn

Maurermeister A. Bartels

in Ratzeburg übertragen.
Lüneburg, den 1. März 1878.

Daetz & Comp.     

--------------

Bezugnehmend auf obige Annonce, empfehle den rühmlichst bekannten

Löschkalk

von Daetz & Comp. in Lüneburg zur gefälligen Abnahme.
Der Kalk wird in Oxhoften abgegeben, welche richtig verarbeitet fünfzig Cbfß. des besten Mörtels liefern. Ferner gebe auch in Tonnen, die Hälfte der oben genannten Oxhofte enthaltend, ab.
Ratzeburg, den 1. März 1878.

A. Bartels.     


Unentgeltl. Kur der Trunksucht

Allen Kranken und Hülfesuchenden sei das unfehlbare Mittel zu dieser Kur dringenst empfohlen, welches sich schon in unzähligen Fällen auf's Glänzendste bewährt hat, und täglich eingehende Dankschreiben die Wiederkehr häuslichen Glückes bezeugen. Die Kur kann mit auch ohne Wissen des Kranken vollzogen werden. Hierauf Reflectirende wollen vertrauensvoll ihre Adresse an W. Kröning in Berlin, Lichterfelder Str. 29, senden.


Mejillones=Guano=Superphosphat
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halte den Herrn Landwirthen zu Fabrikpreisen bestens empfohlen. Lager sowie bei größeren Parthien Bestellung bei Herrn H. Pumplün, Carlow.

F. Becker.     


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Ammoniak= und Nitril=Superphosphate
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die Nitril=Superphosphatfabrik
Krümmel bei Lauenburg a/d Elbe.
A. Schram.

Lager werden in Lauenburg, Geesthacht, Schwarzenbeck und Anderorts gehalten.
Preiscourante franco auf Verlangen.


Stotternde

und dergl. Sprachleidende finden zu ihrer Heilung nur noch kurze Zeit Aufnahme. Original=Atteste 400 Geheilter, sowie früher durch mich geheilter Personen aus hiesiger Gegend sind deren Zeugnisse bei mir einzusehen. Herr Pastor Birckenstaedt in Flensburg wird die Güte haben, über meine Heilresultate Auskunft zu geben. Sprechst. tägl. v. 12-1 u. 4-5 Uhr Nachm. z. Z. Lübeck, Glockengießerstr. 241 parterre.

D. Tenweges.     


Mein completes Magazin für Haus- & Kücheneinrichtungen empfehle zu äußerst billigen Preisen.

Heinr. Pagels, Lübeck,
Breitestraße b. Markt 945.
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Portland Zement und Sandsteinwaaren

aufs Beste.
Ratzeburg, den 1. März 1878.

A. Bartels.     


Ich beabsichtige meine im sog. Moor belegenen zwei Wiesen, ethes Kuhfutter, auf mehrere Jahre zu verpachten.

Schönberg.                                                    Johanna Creutzfeldt, Sabowerstraße.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 24 Seite 4]

Mit dem heutigen Tage habe ich für Rehna und Umgegend ein

Sarg=Magazin

eröffnet, und halte solide und gute von hiesigen Tischlern gearbeitete Särge zu billigen Preisen empfohlen.
Rehna, 20. März 1878.

Gustav Foy.     


Theater in Schönberg.
Kösters Hotel.
Mit hoher obrigkeitlicher Erlaubniß Montag den 25. März 1878
Gastspiel des plattdeutschen Schauspiel-Ensembles vom Tivoli-Theater zu Lübeck.
Die Nachtigall aus dem Bäckergang.
Hamburger Volksstück in 3 Akten von J. Stinde.
Zum Schluß:
Tante Lotte.
Lustspiel in 1 Akt von Stinde.
Preise der Plätze: Nummerirter Sperrsitz M. 1,50, 1. Platz M. 1,00, 2. Platz und Gallerie 60 Pfennig (Mecklenburg).
Billets sind am Tage der Vorstellung in Kösters Hotel und Spehrs Hotel zu haben.
Cassenöffnung 7 Uhr. Anfang 7 1/2 Uhr.

Es finden nur 3 Vorstellungen statt, und zwar am 25., 27. und 29. März, und wird mit dem heutigen Tage eine Missive, zum Abonnement mit ermäßigten Preisen, in Umlauf gesetzt.
Die vorher gelösten Billets müssen Abends an der Casse umgetauscht werden.

                          Carl Waldmann,
                          Director des Tivoli=Theaters zu Lübeck.


Saatgerste,
circa 60 Sack, ist zu verkaufen auf Hof Stove.


Eßkartoffel

erwartet dieser Tage und empfiehlt

                          F. Heitmann,
                          Schönberg.


Gefunden eine Wagenkette, welche deren rechtmäßiger Eigenthümer gegen die Insertionskosten wieder in Empfang nehmen kann bei

J. Licht, Bürstenmacher.     

Schönberg, den 21. März 1878.


Tapeten & Borden
in 120 geschmackvollen Mustern empfiehlt
                                                    C. Schwedt.


Reste von Tapeten
werden unterm Preis verkauft bei                          
                                                    C. Schwedt.


Zu verkaufen ein Faselschwein.

Wo? sagt die Expedition der Anzeigen zu Schönberg.


Otto's Gasthof
= 170 Holstenstrasse, Lübeck, =
(in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes)
wird hiermit den geehrten Reisenden bestens empfohlen.
Confortable eingerichtete Logiszimmer.
Civile Preise.
Restauration zu jeder Tageszeit.


2 Arbeiterwohnungen
sind noch zu Ostern frei auf Hof Stove.


Gesucht zu Ostern ein Küchenmädchen. Pfaffenmühle bei Ratzeburg.


Tesch's Restauration.
Heute
Bock=Bier
Marienthaler Bier und
Wismarsches Bier
vom Faß.


Freitag den 22. März
Kieler Bockbier vom Faß
zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers.
wozu einladet                                                     J. Kibbel.


Kirchliche Nachrichten.

Freitag, 22. März.
Passionspredigt: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen17 M -Pfennig  bis 21 M -Pfennig.
Roggen12 M 50Pfennig  bis 14 M -Pfennig.
Gerste15 M -Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.
Hafer12 M -Pfennig  bis 14 M -Pfennig.
Erbsen15 M -Pfennig  bis 18 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,25 .
Tauben d. St. M0,45 .
Hühner d. St. M1,35 .
Spickgans d. St. M2,80 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,70 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,45 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,20 .
Eier 7 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .


(Hiezu Offic. Anzeiger Nr. 3 und eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 24 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 24 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 22. März 1878.


Der Kosackenkrug.
Von Oscar Freymuth.


- Die vor wenigen Tagen im Vatikan vorgekommene Auflehnung der päpstlichen Schweizergarde war dadurch veranlaßt worden, daß ihr der herkömmlich beim Ableben eines Papstes zur Vertheilung kommende dreimonatliche Extrasold - eine Monatslöhnung auf Rechnung des todten Papstes, eine zweite auf Rechnung des bis zur Neuwahl re=

[ => Original lesen: 1878 Nr. 24 Seite 6]

gierenden Cardinal=Cämmerers und die dritte Monatslohnung auf Rechnung des neuen Papstes - nicht ausbezahlt worden war und zwei von den urwüchsigen Burschen aus Schwyz, Uri und Unterwalden wegen Ungezogenheiten in Arrest abgeführt werden sollten. Nur mit Mühe und unter Zusicherung voller Straflosigkeit gelang es dem commandirenden Hauptmann, die aufgeregten Leute zu bändigen. 32 der Hauptschuldigen wurden darauf mit einer Abfindungssumme von je 1000 Lire entlassen. Da die noch verbleibenden Schweizer nach der Meinung Leo's XIII. vollkommen für den Dienst ausreichen, so werden neue Leute statt der entlassenen nicht angeworben.
- Die in Schleswig rühmlichst bekannte Holzschnitzschule von Magnußen hat anläßlich der Vermählung der Prinzessin Charlotte von Preußen mit dem Erbprinzen Bernhard von Sachsen=Meiningen derselben einen prachtvollen Credenz=Schrank von höchstem künstlerischen Werth als Hochzeitsgeschenk überwiesen. Die Zierde des Schrankes bilden drei von der Frau Kronprinzessin eigenhändig entworfenen und von der Anstalt modellirte Bildwerke nach Motiven aus der englischen Geschichte, nämlich die Kinder König Eduards im Gefängniß, Johanna Grey in der Bibel lesend und Maria Stuart beim Gebet. Als Dank für die herrliche Ausführung wurde Herrn Magnußen durch Uebersendung eines Sträußchens von Myrthenzweigen, welches die Prinzessin Charlotte am Hochzeitstage getragen, sowie durch ein Stück Weddingkake (Hochzeitskuchen) ganz besonders geehrt.
- Otto v. Leixner schreibt: Kennzeichnend für die Berliner Gesellschaft ist die Stellung des Judenthums. Man kann die Israeliten in zwei streng geschiedene Klassen theilen: in Juden und Jüden. Die ersteren stehen ganz auf der Höhe der Zeitbildung, sie wirken als Politiker, Gelehrte, Advocaten, Aerzte. Frei von religiösen Vorurtheilen, mit scharfem Urtheil und lebendigem Geist begabt, bilden sie mit andern Gärstoffen ein wichtiges Element der Gesellschaft. Zu ihnen gehören geistvolle Parlamentarier und Staatsmänner, hervorragende Schriftsteller und liebenswürdige, hochachtbare Menschen. Diese jüdischen Familien vereinigen in ihren Kreisen ein geistig reges Völkchen, sie lieben schöne Geselligkeit, halten an den Ueberlieferungen der Familienpietät fest, die im Wesen des alten Judenthums liegt und vermeiden den aufdringlichen, oberflächlichen Luxus. Ganz anders wie die Judenkreise sind die Jüdenkreise. Das intelligente Element unter ihnen sammelt die ganze Kraft auf den Erwerb und verachtet alle idealen Bestrebungen, mit denen es nicht zugleich prunken kann. Nach außen hin fallen diese Kreise nur durch den größten Luxus auf, ihre Frauen tragen die kostbarsten und modernsten Kleider, die größten Brillanten. Ihr Benehmen wird vom Geldstolz bestimmt: nach unten- "unten" ist alles, was nicht gleich viel Geld besitzt - lächerliche Aufgeblasenheit, die alle Mühe aufwendet, vornehm zu erscheinen; nach oben das Bestreben, um jeden Preis bemerkt zu werden. Bei allen Gelegenheiten, wo man gesehen werden kann, drängen sich diese Kreise vor - sie "machen in Wohlthätigkeit" der Bazaren, wo ihre Frauen alle Reize ihrer Erscheinung mit Hülfe Gersons in das beste Licht stellen; man sieht sie bei allen ersten Aufführungen im Theater auf den auffallendsten Plätzen, man begegnet ihnen auf der Promenade, auf den großen Bällen und im Sommer in den Modebädern; Kunst und Literatur sind ihnen kein geistiges Bedürfniß, sondern ein Luxusgegenstand, den man bezahlt; Künstler und Schriftsteller sind für sie nur ein Schmuck ihrer Salons, den man bei Gesellschaften ausstellt. Ihr eigentlicher Lebenszweck ist der Sinnengenuß, bald gröber, bald feiner. Die Frauen denken nur an Kleider, Schmuck und nicht selten an einen Mann, der gerade nicht der ihrige zu sein braucht; die Männer haben ihre "eleganten Passionen", wie man schonend und mit zartem Gefühl selbst die gemeinsten Ausschweifungen bezeichnet. Diese Gattung von Juden sucht sich gegenseitig durch äußeren Glanz zu überbieten; jeder sucht seine Feste reicher zu machen, die Weine besser zu wählen, mehr Aristokraten an sich zu ziehen und mehr Berühmtheiten auszustellen, die leider zu eitel sind, um sich nicht gebrauchen zu lassen. Aber durch dieses prahlerische Auftreten wird das trotz allem noch bestehende Vorurtheil, das Selbst gebildete Christen gegen die Juden hegen, nur unterstützt; der hohe und mittlere Adel zuckt über sie die Achseln, der feste Stamm der höheren Staatsbeamten, Professoren und reichen Bürger läßt diese Kreise nicht für voll gelten und dehnt oft - das ist das große Unrecht - sein Vorurtheil auf das ganze Judenthum aus. Nach unten aber, in den Kreisen des niedrigeren Volkes wird durch den Geldhochmuth der jüdischen Parvenus der noch nicht erloschene Haß gegen die Jüden stets wach erhalten und sie treten auch jenen Jsraeliten, die an Bildung und Charakter in den ersten Reihen stehen, mit Mißtrauen, ja oft mit schlecht verhehlter Geringschätzung entgegen, wenn sie nicht die Selbstsucht zur Geschmeidigkeit zwingt. An dieser Ungerechtigkeit der Gesellschaft, die sich vertuschen, aber nicht wegleugnen läßt, ist der Jüd schuld, an diesem selbst aber jener Theil der christlich=germanischen Gesellschaft, der in hündischer Unterthänigkeit vor dem goldenen Kalb schweifwedelnd, den Geldhochmuth großzuziehen, beigetragen hat.
- Als Mozart zum ersten Male in Berlin ankam, so berichtet ein Zeitgenosse, war es gegen Abend. Kaum war er ausgestiegen, fragte er den Kellner im Gasthofe, der ihn nicht kannte: "Giebt's diesen Abend nichts von Musik hier?" - "O ja, sagte dieser, "soeben wird die langweilige Deutsche Oper angegangen sein." - "So, was geben sie heute?" - "Die Entführung aus dem Serail, oder Belmonte und Constanze," erwiderte der Kellner. - "Charmant," rief Mozart lachend aus - "Ja," fuhr der redselige Kellner fort, "es soll ein recht hübsches Stück sein von dem - wie heißt er doch nur gleich?" - Mozart wartete jedoch nicht ab, bis der gelehrte Kellner sich seines Namens erinnerte, sondern eilte im Reiserrocke nach dem Theater. Am Eingange des Parterre blieb er, der Unbekannte, stehen, auf die Aufführung des Orchesters lauschend. Aber bald freute er sich sehr über den Vortrag einzelner Stellen, bald wieder war er unzufrieden mit den Tempis, bald machten ihm Sänger und Sängerinnen zu viel Schnörkeleien, wie er es zu nennen pflegte; kurz, sein Interesse wird immer lebhafter erregt, er drängt sich bewußtlos immer näher und näher dem Orchester zu, indem er bald dies, bald jenes, bald leise, bald lauter brummt und murrt und dadurch die Umstehenden, die auf das unscheinbare Männchen im Reiserock spöttisch herabsahen, Stoff genug zum Lachen giebt - wovon er natürlich nichts merkt. Endlich kam es zu Pedrillo's Arie: "Frisch zum Kampfe, frisch zum Streite! Die Partitur war verändert und die zweite Violine hatte bei den Worten "nur ein feiger Tropf verzagt" ein dis statt eines d. Da konnte Mozart sich nicht mehr mäßigen und schrie laut: "Verflucht wollt Ihr wohl d greifen!" Alles sah nach ihm hin, man wollte ihn schon exmittiren, da erkannte ihn ein Geiger aus dem Orchester. Wie ein Lauffeuer ging es durch das ganze Theater: "Mozart ist da." Ein panischer Schrecken ergriff Sänger und Sängerinnen, besonders die Damen, welche ihrer Sache nicht so ganz sicher waren. Eine Sängerin, welche die "Constanze" spielte, wollte durchaus nicht wieder auf die Bühne und Mozart erfuhr dies von dem Capellmeister, neben dem er sich hatte setzen müssen. Sogleich eilte er durch die Seitenthür auf's Theater hinter die Coulissen und rief der Sängerin zu: "Madame, was treiben Sie für dummes Zeug! Sie haben herrlich, herrlich gesungen, und damit Sie's ein ander Mal noch besser machen, will ich die Rolle morgen mit Ihnen einstudiren." Die Sängerin trat getröstet wieder auf, das ganze Personal gab sich die größte Mühe, weil es wußte, der Meister sei anwesend , und Mozart war mit der weiteren Aufführung sehr zufrieden. Uebrigens hielt er am andern Tage sein Wort, gab der Sängerin Unterricht, und sie bildete sich dadurch zur vollendeten Künstlerin aus. Die hier erzählte Geschichte ist wahr; was würde man wohl sagen, wenn Wagner sich etwas Aehnliches im Theater erlaubte, als es Mozart gethan hat? Würde er nicht als der anmaßendste Mensch der Welt verschrieen werden?


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