No. 22
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 15. März
1878
achtundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1878 Nr. 22 Seite 1]

Politische Rundschau.

Schönberg. Auf Befehl Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs ist die Vertretung des Fürstenthums Ratzeburg berufen, am Donnerstag den 21. März Vormittags 11 Uhr zusammenzutreten. Wir können hierzu nur unsern wiederholt ausgesprochenen Wunsch erneuern, nämlich den, daß endlich einmal die Mehrheit der Vertreter dieser Aufforderung Folge leisten möchte. Ist doch nur dann auf das Inslebentreten der verschiedenen für das Land so wünschenswerthen Einrichtungen zu rechnen, während jetzt die großen Ueberschüsse aus dem Landesfond, welche sich bereits auf ca. 140,000 M. belaufen, in keiner Weise dem Lande nutzbar werden. Wie Vieles ließe sich allein aus diesen Ueberschüssen erzielen!
Ueber den Berliner Congreß liegen heute nur bestätigende Nachrichten vor; so hat auch Italien zustimmend geantwortet und die Wiener offiziöse "Montagsrevue" bezeichnet den 31. März als den Tag der Zusammenkunft des Congresses.
Die von Neuem aufgetauchten Meldungen, daß die deutsch=österreichischen Zolltarifs=Verhandlungen im April wieder aufgenommen werden sollen, finden von Wien aus Bestätigung.
In der Bundesrathssitzung vom 7. d. wurden mehrere Eingaben vorgelegt und den zuständigen Ausschüssen überwiesen, nämlich 1. eine Eingabe der Vereinsbrauerei Berliner Gastwirthe und Genossen, betreffend Verkauf von Bier nach Litern; 2. eine Eingabe des Verbandes deutscher Architecten= und Ingenieurvereine, betreffend Erforschung und Erhaltung der deutschen Baudenkmäler; 3. eine Eingabe des deutschen Anwalts=Vereins, betreffend Errichtung einer Ruhegehaltskasse für die deutschen Rechtsanwälte, ihre Wittwen und Waisen.
Dem im Mai zu Paris zusammentretenden diesjährigen Weltpost=Congreß wird u. A. Modell und Zeichnung einer Uhr vorgelegt werden, die das moderne Zehntheilungs=System auch auf die Zeitmessung überträgt. Wir theilen den Tag in 24 Stunden = 1440 Minuten = 86,000 Secunden = 5,184,000 Tertien. - Der neue Vorschlag, von dem vormaligen Fabrikanten Ferdinand Noll aus Brandenburg a. d. H., geht dahin, den Tag in 20 Stunden, die Stunde in 100 Minuten, die Minute in 50 Sekunden und die Sekunde in 5,000,000 Tertien einzutheilen. Vorläufig dürfte das Projekt vielleicht nur einen akademischen Werth haben; sollte es aber jemals ins praktische Leben übertreten, so wollen wir nicht vergessen, daß die Dezimaleintheilung der Zeit eine deutsche Idee, ebenso wie der Fernsprecher von einem Deutschen erfunden und erst auf einem großen Umwege aus Amerika wieder zu uns gekommen ist.
Endlich ist's heraus, wozu Andrassy die 60 Millionen Gulden haben will, bevor er auf den Congreß geht. Er will sie haben nicht zu einer Mobilmachung, aber zur Möglichkeit einer raschen Mobilmachung, wenn's auf dem Congreß quer geht und Oesterreich im Stiche gelassen wird gegenüber Rußland. Oesterreich muß das Geld haben, sagte er den Delegirten, um sich gegen jede Ueberraschung sicher zu stellen und in dem Augenblicke in voller Rüstung aufzutreten, wo politische Gründe im Stiche lassen." (und nur die Kanonen durchschlagen).
In den militärischen Kreisen Belgiens wird offen von einer bevorstehenden Umwandlung der belgischen Armee gesprochen, in dem Sinne, daß dieselbe ganz nach deutschem Muster neuorganisirt werden soll. Diese Reorganisation würde dann zu einer Art Verbindung zwischen beiden Mächten führen, so daß das deutsche Reich die belgische Integrität garantiren würde, während Belgien seine militärischen Kräfte Deutschland zur Verfügung stellen müßte. Soweit die Gerüchte, welche, wie ein Correspondent der "Frankf. Ztg." meint, selbst in den höheren Kreisen Glauben finden.
Papst Leo hat an den Kaiser von Rußland ein Schreiben gerichtet, in dem er die Hoffnung ausspricht, daß die Verhandlungen zwischen Rußland und dem Balkan bezüglich der katholischen Kirche in Polen wieder aufgenommen werden würden. Der Papst beabsichtigt einen ähnlichen Schritt bei dem deutschen Kaiser zu thun und einen Specialgesandten nach Berlin zu senden, doch macht die Partei der "Unversöhnlichen" bis jetzt noch Schwierigkeiten. - Der neue päpstl. Staatssekretär, Kardinal Franchi, hat ein Rundschreiben an die päpstlichen Nuntien gerichtet und dieselben darin zu eingehenden Mittheilungen über ihre Beziehungen zu den Regierungen, bei denen sie beglaubigt seien, aufgefordert. Er wünscht darin u. A. Auskunft darüber wie die Regierungen einen Wechsel der Politik des Vatikans in festem, aber doch versöhnlichem Sinne ansehen würden.
Bezüglich der Friedens=Bedingungen ist auch noch nichts Officielles bekannt und führt hier Rußland genau wieder dasselbe Versteckspiel auf, wie bei Abschluß des Waffenstillstandes. Wesentlich wäre, wenn sie sich bewahrheitete, die von der "Times" gemeldete Thatsache, daß sich der Sultan verpflichtet habe, auf dem Kongreß sich in allen Punkten auf die Seite Rußlands zu stellen.
Der Großfürst=Thronfolger von Rußland hat vom Czaren ein Kaiserliches Handschreiben erhalten, worin ihm ein goldener mit Diamanten geschmückter Degen verliehen wird mit Inschrift: "Für ausgezeichnete Befehligung des Rustschuker Detachements." - Der beabsichtigte Besuch des Großfürsten Nicolaus beim Sultan ist einstweilen aufgeschoben worden.
Serbien wird um 120 Quadratmeilen Land mit 250,000 Einwohnern vergrößert werden.
Die Besitzergreifung von Bessarabien durch die Russen scheint sich trotz des passiven Wiederstandes der Rumänen in aller Form zu vollziehen. Am 6. d. haben russische Truppen die zu Rumänien gehörenden bessarabischen Städte Ismail, Cahul und Belgrad besetzt. Ein Ministerrath unter Vorsitz des Fürsten solle stattgefunden haben, um einen Protest gegen die Occupation an die Mächte zu beschließen.


- In Wien ist Erzherzog Franz Carl gestorben, ein lieber alter Herr, der Niemand etwas zu Leid und Vielen vieles zu Lieb gethan hat, namentlich

[ => Original lesen: 1878 Nr. 22 Seite 2]

den Armen und dem Papst und den Geistlichen. Es wäre schwerlich in der Welt viel von ihm gesprochen worden, wenn er nicht der Mann der Erzherzogin Sophie und der Vater des Kaisers Franz Joseph gewesen wäre. Eigentlich hätte er im großen Krach des Jahres 1848 und nach der Abdankung seines Bruders Ferdinand Kaiser werden müssen, er verzichtete aber auf dringendes Zureden seiner Gemahlin auf den Thron zu Gunsten seines Sohnes und war glücklich ohne Regierungssorgen. Das Jahr 1866 konnte er nie vergessen, er war immer den Tag zuvor abgereist, wenn Kaiser Wilhelm daselbst zum Besuch eintraf, und wenn er von Bismarck hörte, schlug er entsetzt ein Kreuz wie vor dem Gottseibeiuns.
- Borsig in Berlin liegt an der Herzbeutel=Wassersucht schwer danieder.
- Die Familie Rothschild in Paris zahlt jährlich 1,207,000 Francs Steuern. Kein Sozialdemokrat möchte mit ihr tauschen.
- Die Fabrik, die in den letzten Jahren am flottesten ging, war eine geheime Fabrik in Chemnitz. Die Fabrikanten waren Falschmünzer und machten falsche Thalerstücke. 30 Theilnehmer sind bereits eingezogen.
- 500 Tscherkessen von 2500 sind auf dem Lloyd=Dampfer Sphinx verbrannt.
- Der italienische Minister Crispi, der wenigstens eine Frau zu viel hat, ist abgetreten; der Skandal war doch zu arg.
- Nach 42 verschiedenen Beobachtungen beim Durchgangs der Venus durch die Sonne beträgt die Entfernung der Erde von der Sonne nur 93,373,000 Meilen.
- Die fetteste Milch giebts in der Milchsiederei in Cham. Die Aktionäre schöpfen von ihr fast jährlich 24 Procent Rahm oder Dividende ab.
- Aus Bleicherode wird unterm 11. März geschrieben: Als Seltenheit ist zu berichten, daß in den letzten Tagen des vorigen Monats im Gehölz der hiesigen Vorberge eine brütende Amsel mit vier Eiern im Neste gefunden wurde.
- Das Februarheft der preußischen Jahrbücher enthält einen Artikel, in welchem untersucht wird, von welchen Rechtsgeschäften sich eine Reichsstempelsteuer erheben lasse. Es werden als solche folgende 8 aufgeführt: 1) den Kauf auf Kredit; 2) das Darlehen einschließlich der Hypothek; 3) Testamente und Eheverträge; 4) Lebensversicherungen; 5) Feuerversicherungen; 6) Statuten von Aktiengesellschaften; 7) Vollmachten; 8) Wechselproteste. Die Staatsbürger=Zeitung spricht sich zustimmend zu diesen Vorschlägen aus, mit größtem Nachdruck zu Nr. 1, auf den auch der Verfasser ein besonderes Gewicht legt, indem es ihm vor allem darauf ankommt, die Differenzgeschäfte zu treffen.
- In Bulgarien sind in dem russisch=türkischen Kriege mehr als 350 Dörfer und 8 Städte gänzlich zerstört und nahezu 300,000 Menschenleben zu Grunde gegangen. Die Städte, welche am meisten gelitten haben und fast ganz zerstör wurden, sind Tatar=Bayardschik, Eski=Sagra, Kalofer, Kasanlik, Karlowa, Plewna, Lowtscha und Tschirpan. Türken, Bulgaren, Tscherkessen und Kosaken haben sich gegenseitig in Grausamkeiten überboten.
- Die Herren der Handels= und Gewerbekammer in Ulm scheinen jetzt wie viele andere Leute manche schlaflose Nacht zu haben; denn sie haben einen Preis von 300 Mark auf die beste Zeichnung zur Einrichtung eines Schlafzimmers in einem gut bürgerlichen Wohnhause ausgesetzt. Die Einrichtung soll bestehen in einer Bettstelle, einem Nachtkästchen, einer Waschcommode, einem Kleiderschrank, einer Commode mit Spiegel etc. und einem Stuhle. Die Preiszeichnnngen mit Motto sollen bis zum 1. Juni d. J. nach Ulm eingeschickt werden.
- Die Westf. Ztg. berichtet: Das Schwurgericht zu Osnabrück fällte am 9. d. ein Todesurtheil und zwar in der Anklagesache gegen die Ehefrau Dahmann aus Gehrde. Die zum Tode Verurtheilte hatte dem Kinde ihrer Tochter, einem Knaben von etwa 4 Wochen, ein keilförmig zugespitztes Stück eines Flaschenkorkes in die Speiseröhre hineingepreßt, welches den Tod des Kindes an Erstickung herbeiführte. Die Mörderin ihres kleinen Enkels steht außerdem im Verdachte, zehn ihrer eigenen Kinder und vier Kinder ihrer einzigen Tochter gewaltsam aus dem Leben geschafft zu haben. Nachdem das Todesurtheil gesprochen war, welches die Angeklagte, nachdem sie während der Verhandlung tiefen Schmerz geheuchelt hatte, mit größter Ruhe anhörte, legte sie auf dringliche Ermahnungen des Staatsanwalts und einiger Richter das Geständniß ab, daß sie das Kind mittelst des Korkes getödtet. Als sie dann die Richter aufforderten, weitere Geständnisse abzulegen und die plötzlichen Todesfälle der anderen vierzehn Kinder zu erklären, erwiderte sie weinend, daß sie diese That nicht gestehen könne. Die Vernehmung der Angehörigen der Mörderin, der Mutter und des Vaters des getödteten Kindes, machte auf die Zuhörer einen erschütternden Eindruck. Die zum Tode Verurtheilte steht im Alter von 55 Jahren.


Anzeigen.

Auf Antrag Dris. C. Plitt als Güterverpflegers und Contradictors der Concursmasse des insolventen Bauunternehmers Hinrich Johann Diedrich Kock werden hiedurch:

1) alle Gläubiger des insolventen Bauunternehmers Hinrich Johann Diedrich Kock unter dem Rechtsnachtheile des Ausschlusses von der Concursmasse, sowie alle diejenigen, welche an einzelne im Besitze der Concursmasse befindliche Gegenstände Ansprüche zu haben vermeinen unter dem Präjudiz des Verlustes ihres Rechts schuldig erkannt, solche Forderungen und Ansprüche binnen sechs Monaten, mithin spätestens bis zum 26. April 1878 unter Beifügung der vorhandenen Beweismittel in Original und Abschrift sowie mit Angabe des etwa in Anspruch genommenen Vorzugsrechts bei dem Güterpfleger und Contradictor Dr. C. Plitt gegen Empfang eines Anmeldescheines, im Falle dessen Widerspruchs beim Stadt= und Landgerichte, und zwar Auswärtige durch einen hiesigen Bevollmächtigten anzumelden;
2) alle diejenigen, welche zur Concursmasse gehörige Sachen in Händen haben, schuldig erkannt, von diesen Sachen und den ihnen etwa angeblich daran zustehenden Rechten innerhalb gleicher Frist Anzeige bei dem Güterpfleger und Contradictor zu machen, unter dem Rechtsnachtheile, daß sie widrigenfalls ihrer Rechte für verlustig erklärt, auch zur unentgeltlichen Herausgabe solcher Sachen verurtheilt und unter Umständen als unredliche Besitzer zur Verantwortung gezogen werden sollen;
3) alle Schuldner des Cridars aufgefordert, bei Vermeidung abermaliger Zahlung, ihre Schuld nur an den implorantischen Güterpfleger zu berichtigen.
Lübeck den 26. October 1877.

Das Stadt= und Landgericht
Zur Beglaubigung     Funk Dr., Act.


Holz=Auction.

Am Montag den 18. März, Morgens 9 Uhr, sollen beim Gastwirth Michelsen zu Selmsdorf aus den Hohemeiler Tannen nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

     205 Rmtr. kiefern Kluft,
     250 Rmtr. Knüppel,
       39 Fuder kiefern Durchforstholz von Schleetstärke,
19 1/2 Fuder kiefern Durchforstholz von Hopfenstangenstärke,
       11 Fuder Heckenholz
       24 Rmtr. kiefern Rodestämme.
Herr Förster Polle weis't auf Ansuchen das zum Verkauf kommende Holz nach.
Schönberg, den 10. März 1878.

Der Oberförster     
C. Hottelet.        


Holz=Auction.

Mittwoch, den 20 März d. J. sollen im Woitendorfer Holze, Vitenser Forste, meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:

[ => Original lesen: 1878 Nr. 22 Seite 3]

Eichhester, zu Nutz= und Pfahlholz tauglich,
Eichen=Klafterholz, zum Theil für Böttcher brauchbar,
Eichen=Stangenholz, zu kleinen Feldzaunpfählen tauglich,
Eichen=Zweigholz,
Buchen=Nutzholz=Drümme,
Buchen= Klafterholz,
Buchen= Zweigholz,
Fichten=Stangenholz, von Hopfenstangen=, Leiterbaum= und Schleet=Stärke,
Fichten=Klafterholz und
2 Fauleschen=Drümme.
Die Auction beginnt Morgens 9 Uhr und wollen Käufer sich beim Holzwärterhause zu Woitendorf einfinden.
Vitense, den 12. März 1878.

L. Wiegandt.     


Lohe=Verkauf.

Am Donnerstag den 21. März 1878, Vormittags 11 1/2 Uhr, soll zu Lübeck auf der Kriegsstube im Rathhause öffentlich meistbietend verkauft werden, die im Frühjahr 1878 zu gewinnende Eichen=Lohborke, und zwar:

im Schretstackener Forstrevier:

ca. 960 Tonnen in 2 Cavelingen,

im Poggenseer Forstrevier:

ca. 1610 Tonnen in 4 Cavelingen,

im Behlendorfer Forstrevier:

ca. 500 Tonnen in 2 Cavelingen,

im Israelsdorfer Forstrevier:
a. im Alt=Bauerhof und Israelsdorfer Bezirk

ca. 1110 Tonnen in 3 Cavelingen,

b. im Waldhausener Bezirk

ca. 300 Tonnen in 1 Caveling,

c. im Schattiner Bezirk

ca. 30 Tonnen in 1 Caveling,

im Schwinkenrader Forstrevier:

ca. 200 Tonnen in 1 Caveling,

im Kronsforder Forstrevier:
a. im Kronsforder Bezirk

ca. 510 Tonnen in 3 Cavelingen,

b. im Wülfsdorfer Bezirk

ca. 300 Tonnen in 2 Cavelingen,

zus. ca. 5520 Tonnen größtentheils von Eichhestern.
Die Verkaufsbedingungen werden vor dem Aufgebot verlesen.
Lübeck, im März 1878.

Das Finanzdepartement.     


Kampfgenossen=Verein 1870/71.

Zur Feier des Geburtstags Sr. Majestät des Kaisers am 22. d. M.

Theater und Ball

im Vereinslokale. Zur Aufführung kommt:

I. Die Uniform des Feldmarschall Moltke.
Ort der Handlung: Ein Elsäßisches Dorf nach einem statttgehabten Gefechte im Jahre 1870.
II. Nichte und Tante. Lustspiel in 1 Act.

Zu dieser Feier laden wir alle patriotisch gesinnten Freunde hiermit ergebenst ein.
     Entree für Nichtmitglieder:
          zum Theater à Person 50 Pfennig (Mecklenburg),
          zum Ball für Herren 1 M.

Kriegs=Dekorationen sind anzulegen.

Schönberg, im März 1878.

Die Committe.     


60,000 Stück
gut gebrannte
Mauersteine

ab Ziegelei habe noch abzugeben zu billigst gestellten Preisen. Ferner empfehle mein Lager von

Portland Zement und Sandsteinwaaren

aufs Beste.
Ratzeburg, den 1. März 1878.

A. Bartels.     


Oeffentliche Versammlung
des Gadebusch-Rehnaer Missions-Vereins
zu Rehna
am Montag den 18. März, Nachm. 2 Uhr,
im Saale des Herrn Gastwirth Blenck.

1) Einleitende Ansprache über Zweck und Aufgabe der Versammlung. (Pastor Keil=Pokrent.)
2) Was kann in den Gemeinden zur Verbreitung guter Volksschriften und Bücher geschehen? (Pastor Krabbe=Roggendorf.)
An den zweiten Vortrag wird sich eine Besprechung knüpfen.
Der Zutritt zu der Versammlung ist jedermann gestattet.

                          Im Austrage des Vorstandes
Pastor Wehner=Rehna.


Den alleinigen Verkauf unseres

Löschkalkes

haben wir für Ratzeburg und Umgegend dem Herrn

Maurermeister A. Bartels

in Ratzeburg übertragen.
Lüneburg, den 1. März 1878.

Daetz & Comp.     

--------------

Bezugnehmend auf obige Annonce, empfehle den rühmlichst bekannten

Löschkalk

von Daetz & Comp. in Lüneburg zur gefälligen Abnahme.
Der Kalk wird in Oxhoften abgegeben, welche richtig verarbeitet fünfzig Cbfß. des besten Mörtels liefern. Ferner gebe auch in Tonnen, die Hälfte der oben genannten Oxhofte enthaltend, ab.
Ratzeburg, den 1. März 1878.

A. Bartels.     


Guano, Superphosphate und Knochenmehl

aus den Fabriken von Emil Güßefeld, Hamburg, empfiehlt zu Fabrikpreisen

                          Aug. Spehr, Schönberg.


Blech=Grabkränze
in schöner Auswahl, als
blühende Rosen=, Myrthen= und Lilien=,
ferner
Eichen=, Epheu= und Lorbeer=Kränze
empfiehlt                                                    Klempner Wieschendorf. Schönberg.


Für Frühjahrsdüngung
empfiehlt und liefert
Ammoniak= und Nitril=Superphosphate
aus Knochenkohle
die Nitril=Superphosphatfabrik
Krümmel bei Lauenburg a/d Elbe.
A. Schram.

Lager werden in Lauenburg, Geesthacht, Schwarzenbeck und Anderorts gehalten.
Preiscourante franco auf Verlangen.


Decimal- u. Tafelwaagen
Gewichte u. Maaße
aller Art,

empfehlen billigst

Jürgensen & Robschuld,
Lübeck.
717. große Burgstraße, 717.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 22 Seite 4]

Baseler Versicherungs-Gesellschaft gegen Feuerschaden in Basel.
Vollständig begebenes Grundkapital 10 Millionen Franken.

Nachdem Herr Emil Hempel nach freundl. Uebereinkunft die Agentur niedergelegt hat, bringen wir hiedurch zur allgemeinen Kenntniß, daß wir dieselbe dem Herrn H. Kock übertragen haben.
Altona, den 1. März 1878.

Die General=Agentur     
H. Broussin.         

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Bezugnehmend auf obige Annonce, empfehle ich mich zur Uebernahme von Feuer=Versicherungen aller Art. Die Prämien sind fest und Nachschüsse finden unter keinen Umständen statt.

H. Kock.     


Ich beabsichtigte mein vis a vis vom alten Kirchhofe belegenes Ackerstück in Parcelen zu verpachten und mögen Pachtliebhaber sich bei mir melden.
Schönberg.

H. Mußfeld, Färber.     


Künstliche Zähne wie ganze Gebisse

nach der neuesten Methode plombiren, reinigen bei

R. Kanus,        
Rehna, Markt Nr. 7.


Geölten Glühdraht
als billigste Bedichtung für
Kuhweiden
empfiehlt                                                     C. Schwedt, Schönberg.


Eßkartoffel

erwartet dieser Tage und empfiehlt

                          F. Heitmann,
                          Schönberg.


Vertrauen kann ein Kranker
nur zu einer solchen Heilmethode haben, welche, wie Dr. Airy's Naturheilmethode, sich thatsächlich bewährt hat. Daß durch diese Methode äußerst günstige, ja staunenerregende Heilerfolge erzielt wurden, beweisen die in dem reich illustrirten Buche:
Dr. Airy's Naturheilmethode
bgedruckten zahlreichen Original=Atteste, laut welchen selbst solche Kranke noch Heilung fanden, für die Hilfe nicht mehr möglich schien. Es darf daher jeder Kranke sich dieser bewährten Methode um so mehr vertrauensvoll zuwenden, als die Leitung der Kur auf Wunsch durch dafür angestellte praktische Aerzte gratis erfolgt. Näheres darüber findet man in dem vorzüglichen, 544 Seiten starken Werke: Dr. Airy's Naturheilmethode, 100. Aufl., Jubel=Ausgabe, Preis 1 Mark, Leipzig, Richter's Verlags=Anstalt, welche das Buch auf Wunsch gegen Einsendung von Briefmarken à 10 Pf. direct franco versendet.

 

Warnung! Um nicht durch ähnlich betitelte Bücher irre geführt zu werden, verlange man ausdrücklich Dr. Airy'sillustrirtes Originalwerk, herausgegeben von Richter's Verlags=Anstalt in Leipzig.


Stotternde

und dergl. Sprachleidende finden zu ihrer Heilung nur noch kurze Zeit Aufnahme. Original=Atteste 400 Geheilter, sowie früher durch mich geheilter Personen aus hiesiger Gegend sind deren Zeugnisse bei mir einzusehen. Herr Pastor Birckenstaedt in Flensburg wird die Güte haben, über meine Heilresultate Auskunft zu geben. Sprechst. tägl. v. 12-1 u. 4-5 Uhr Nachm. z. Z. Lübeck, Glockengießerstr. 241 parterre.

D. Tenweges.     


Auf dem Hofe zu Selmsdorf sind circa

25 Ctr. sehr schönen Sommerrogen,

à Ctr. 8 Rmk., zu verkaufen.


Zu vermiethen in einem freundlichen Dorfe nahe bei Lübeck auf ein oder mehrere Jahre ein neues freundliches Wohnhaus, enthaltend 6 Zimmer mit etwas Gartenland.
Hierauf Reflectirende wollen sich gefälligst wenden an

H. F. Ebell, Schlutup.     


Gesucht ein nüchterner und solider Knecht zu Ostern bei gutem Lohn und leichter Arbeit. Vom Militair freie erhalten den Vorzug. Wer sagt die Exped. der Anz. zu Schönberg.


Gesucht zu Ostern ein Küchenmädchen. Pfaffenmühle bei Ratzeburg.


Ziegenbock Zwei Ziegen, welche Anfang April milchend werden, stehen Umstände halber preiswürdig zu verkaufen.
Zu erfragen in der Expedition der Anzeigen zu Schönberg.


Tesch's Restauration.

Am 22. d. Mts., als am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers,

Restauration à la carte:
Krebs Suppe - Bouillon - Karpfen - Beefsteak - Cotelettes,

wozu freundlichst einladet

F. Tesch, Schönberg.     


Am 22. März, zur Feier des Geburtstags Sr. Majestät des Kaisers,

Tanzmusik
bei                                                    Gastwirth Creutzfeldt in Carlow.


Eintragungen in die Standes=Register
des Standesamtsbezirks Schönberg.

Geboren: D. 20. Februar dem Hauswirth Krellenberg zu Kleinfeld ein Sohn. - D. 26. dem Bildhauer Hauschild zu Schönberg eine Tochter. - D. 25. dem Nachtwächter Claasen zu Schönberg ein Sohn. - D. 21. dem Schlachtermeister H. F. Stockfisch zu Schönberg eine Tochter. - D. 22. dem Arbm. J. H. Claasen zu Schönberg ein Sohn. - D. 22. dem Kofferträger Jabs zu Schönberg ein Sohn. - D. 28. ein unehelicher Knabe zu Schönberg. - D. 4. März ein unehelicher Knabe zu Törpt.

Gestorben: D. 20. Februar Paul Jochen Diederich Schütt, Schmiedsohn zu Schönberg, 5 J. 8 M. alt. - D. 21. Engel Margarethe Lenschow geb. Renzow, Webermeisterwittwe zu Schönberg, 67 J. 4 M alt. D. 26. das am 25. Februar geborene Kind des Nachtwächters Claasen zu Schönberg. D. 27. Hans Heinrich Badstein, Hauswirthsaltentheiler zu Petersberg, 84 J. 11 M. alt. D. 28. Heinrich Ollrogg, Knecht zu Kl. Bünsdorf, 52 J. 4 M. alt. - D. 3. März Emma Caroline Catharine Kock, Uhrmachertochter zu Schönberg, 3 J. 11 M. alt. - D. 4. Maria Caroline Catharine Holst, Arbm.tochter zu Schönberg, 2 J. 9 M. alt. - D 7. Heinrich Christian Adolf Stüve, Tischlergeselle zu Schönberg, 27 J. 3 M. alt. - D. 7. Hans Scharf, Arbm. zu Schönberg, 94 J. alt. - D. 7. Heinrich Friedrich Wilhelm Kahl, Bahnwärtersohn zu Lockwisch, 1 J. 2 M alt. - D. 8. Friedrich Prager, Arbm. zu Bauhof=Schönberg, 83 J. alt. - D. 11. Elise Oldörp geb. Hamann, Hauswirthin zu Petersberg, 48 J. 1 M. alt.

Eheschließungen: D. 5. März Schuhmachermeister Joachim Friedrich Wasmund und Arbm.wittwe Maria Dorothea Catharina Köhler geb. Bössow zu Schönberg. - Arbm. Johann Peter Holst und Anna Maria Catharina Retelsdorf zu Schönberg. -


Kirchliche Nachrichten.

Bußtag, 15. März.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Sonntag, 17. März.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen17 M -Pfennig  bis 21 M 50Pfennig.
Roggen12 M 50Pfennig  bis 14 M 30Pfennig.
Gerste14 M -Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.
Hafer12 M -Pfennig  bis 14 M -Pfennig.
Erbsen14 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,20 .
Tauben d. St. M0,50 .
Hühner d. St. M1,30 .
Spickgans d. St. M2,90 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,70 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,45 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,20 .
Eier 7 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 22 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 22 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 15. März 1878.


Ein Zug aus dem Leben des Kaisers.
[Erzählung.]
(Schluß.)

[ => Original lesen: 1878 Nr. 22 Seite 6]

Ein Zug aus dem Leben des Kaisers.
[Erzählung.]
[Schluß.]


- Kein Geld, kein Schweizer! Dieses schöne Sprüchwort hat auch der neue Papst zu schmecken bekommen. Als er seiner Schweizergarde das nach dem Tode eines Papstes übliche Geschenk verweigerte, da kam er gut an. Die Schweizer murrten und drohten und als er seine Gensdarmen gegen sie aufbot, luden die Schweizer ihre Gewehre und machten Anstalt zu schießen. Da that der Papst einen tiefen Griff in die Peterspfennige hinein und nun präsentiren sie wieder vor ihm das Gewehr.
- Der berühmte Tierbändiger van Aken macht in Wien bekannt, "daß durch zufälliges Zusammentreffen mit seiner Frau seine Menagerie um ein merkwürdiges Exemplar vermehrt worden sei." Der Zudrang ist außerordentlich.
- London hat seine Löwen der "Saison" - Paris seine Löwen des Jahres. Vor Kurzem waren es die Nubier, die durch ihre edlen Gesichtszüge und ihre orientalische Ruhe die Blicke der neugierigen Pariser auf sich zogen. Dann kamen die Eskimos, die Dank ihrer Häßlichkeit Furore machten, sich aber trotz aller Hätscheleien und Bequemlichkeiten, die man ihnen entgegenbrachte, bald nach ihrer eisigen Disco Bay zurücksehnten. - Gestern noch waren es die spanischen Studenten, die im Costüm des 16ten Jahrhunderts mit Castagnetten - Tambouriren - Guitarren und Geigen in den Straßen hier herumzogen. Heute sind es die eben angekommenen Annamitischen Gesandten. Letztere sind wunderbare Erscheinungen. Ihre weiten, reichen, seidenen Gewänder sind in den buntesten Farben mit allerlei phantastischen Zeichen- Drachen - Kranichen - Schildkröten -bedeckt. Ihre Haare, als Chignon verschlungen, sind unter einem winzigen, schwarzen Hütchen versteckt, zu dessen Seiten zwei fußlange goldene, durchsichtige Flügel horizontal hinausstreben - ähnlich wie bei den Wasserlibellen. Im Gürtel tragen sie ein langes elfenbeinernes Papiermesser als Zeichen ihrer hohen Stellung im Staat. Der Chef der Mission "Pynzen-and-Doan" gehört zu den Weisen seines Landes und hat Kraft seines Amtes das Recht, seine Fingernägel 15 Centimeter lang wachsen zu lassen. Der zweite Gesandte "Ton-Ahalt-Chan" ist Mitglied des Cultusministeriums und hat nebenbei über die Sicherheit des Königs zu wachen. - Bei den Annamitern werden nicht nur die, welche sich gegen den König verschworen, mit dem Tode bestraft, sondern auch ihre Eltern und Kinder und wenn letztere noch minderjährig sind, so läßt sie der Staat bis zur Großjährigkeit erziehen und dann erdrosseln. - Trotz dieses Reichthums an Löwen wird heute im "Figaro" für eine Löwenbändigerin ein "Löwe" gesucht. Es meldete sich nämlich gestern Abend eine schöne, große, blonde Frau mit blauen Augen, 29 Jahre alt, auf der Polizei=Präfektur und bat um Nachtlager und Brod! In ihrem bleichen Gesichte war ein Abdruck, der sagen wollte: "fordere Niemand mein Schicksal zu hören," aber Figaro war unerbittlich. - In Petersburg geboren - bei den Ursulerinnen in Paris erzogen - als 15 jähriges Mädchen mit einem Löwenbändiger davongelaufen - in der Nähe von Rio mit sämmtlichem Circus und wilden Thieren gescheitert, ihren Mann und 2 Kinder ertrinken sehend - als Wittwe nach Havre zurückgekehrt, dann zu Fuß nach Paris gekommen und am Ende aller Irrfahrten wieder einen Löwen suchend! Die Fama sagt, daß die Löwen in Paris viel seltener und die Löwenbändigerinnen immer zahlreicher werden. -
- Daß ein Mensch seine Wohnung auf dem Rücken trägt, wie dies jüngst in der That der Fall war, ist doch wohl etwas Funkelnagelneues. Ein kleines, kaum ein Meter hohes Männchen wanderte dieser Tage vom Bahnhofe von Dortmund aus durch die Lindenallee mit einem Vogelkorb auf dem Rücken zum Restaurant Lindemann, wo es seine Bürde ablegte und dieselbe unter der Decke befestigen ließ. Alsdann kletterte der kleine Mann behende an einer Leiter hinauf, kroch in den Vogelkorb und ließ von da aus in den verschiedensten Vogeltönen seine Weisen erschallen. Er lockte durch seinen munteren Gesang so viele Gäste an, daß der große Raum bald zu klein wurde. Glaubte der seltene Vogel genug gepfiffen zu haben, so stieg er wieder herab und mischte sich unter die Leute, um von diesen in klingender Münze die nöthige Anerkennung einzuheimsen. War diese reichlich ausgefallen, so ging er flugs wieder in den Käfig. Es machte einen überaus komischen Eindruck, wenn dem "Vogel" ab und zu eine Tulpe hinaufgereicht und von diesem geleert wurde.
- Das Wiener Völklein hat auch in geflügelten Schimpfworten seine eigene Art. Die gebräuchlichsten Schimpfwörter, die vor Gericht oft theuer bezahlt werden müssen, sind außer Trott'la, Haderlump'n und Bagage Affenpoldl, alter Schippel, alter Pintsch, ausg'schwabt's Vindelgesicht, a'zogener Haring, blade Blunzen, blinder Hecht, Beinershaufen, gottverlassener Drilling, Elendkramer, Eselskopf, a'gschlederter Eibischthee, Großschädel, G'lumpert, Hundling, Jodl, Karpf, pamstige Kröt, hatscheter Kerl, Larer=Ant'n, Mordkanaille, z'quetschter Maikäfer, a'gschlederter Naderer, Pletsch'nfresser, Radibuck, Sumper, tyrannische Sau, Thaddädl, Zwilling patscheter u. s. w. - Die allerwitzigsten, aber auch allerbedenklichsten sind derartig, daß Guttenbergs schwärzeste Lettern roth werden würden.


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