No. 16
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 22. Februar
1878
achtundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1878 Nr. 16 Seite 1]

Politische Rundschau.

Das Ereigniß dieser Woche ist die lang erwartete Rede des Fürsten Bismarck am Dienstag. Lange vor Beginn der Sitzung war das Reichstags=Gebäude von einer dichten Menschenmenge umlagert, welche, da sie vergeblich Einlaß suchte, sich damit begnügte, die herankommenden Abgeordneten, und sonstigen Persönlichkeiten, welche der Sitzung beiwohnen konnten, zu mustern. Nach 12 1/2 Uhr erschien Fürst Bismarck im offenen Wagen und trat alsbald in den Verhandlungssaal herein. Auf den Tribünen hatte ein ausgewähltes Publikum Platz genommen. Außer zahlreichen Vertretern der verschiedenen Gesandschaften - auch die Chinesische fehlte nicht - sah man die Spitzen unserer wissenschaftlichen und politischen Kreise. Unmittelbar nachdem Fürst Bismarck, der allseitig freundliche Händedrücke entgegen nahm, eingetreten war, wurde die Sitzung eröffnet. Der erste Gegenstand der Tagesordnung war rasch erledigt, und der Schriftführer verlas die Interpellation. Der Präsident machte den Reichskanzler in verbindlichster Form auf die Interpellation aufmerksam und dieser erklärte sich bereit, die Interpellation sofort zu beantworten. Zunächst bat Fürst Bismarck um Entschuldigung wegen seiner angegriffenen Gesundheit, die ihm nicht gestatte, so laut als nöthig zu sprechen. Im Laufe der Rede setzte er sich wirklich (malitöse Stimmen wollten darin eine Entschuldigung für seine gestrige Abwesenheit von den Hoffestlichkeiten sehen), er erholte sich aber wieder und sprach den Schluß seiner mit großen Beifall aufgenommenen Rede stehend, von der wir hier die Hauptstellen folgen lassen.
Reichskanzler Fürst Bismarck: Ich kann nicht leugnen, daß ich beim ersten Anblick der Interpellation zweifelhaft gewesen bin, ob ich diesselbe überhaupt beantworten könnte; nicht, weil ich besonders viel zu verschweigen hätte, sondern umgekehrt, weil ich eigentlich nichts zu sagen habe, was nicht schon bekannt geworden ist. Die Verhandlungen des englischen Parlaments haben ja schon die Beantwortung eines Theils der Frage, nämlich, welches die politische Lage augenblicklich sei, fast erschöpft. Wenn ich trotzdem nicht "Nein" gesagt habe, so geschah dies wegen der Befürchtung, daß man daraus den Schluß ziehen könnte, ich hätte viel zu verschweigen, und ein solcher Eindruck immer etwas Beunruhigendes hat, und deshalb spreche ich mich lieber ganz offen aus. Nach der Art, wie die Interpellation eingeleitet worden ist, habe ich den Eindruck bekommen, daß die Deutsche Politik im Ganzen nichts Weiteres zu thun haben wird, als ihren bisherigen Gang fortzusetzen, um dadurch der Meinung der Majorität des Reichstages zu entsprechen. (Zustimmung.) Was die jetzige Lage betrifft, so vermute ich allerdings, daß dasjenige, was ich darüber zu sagen habe, bekannt ist. (Der Reichskanzler verbreitet sich hierauf über die gegenwärtige Stellung der Russischen Armee und ergeht sich dann namentlich unter Bezugnahme auf den Originaltext des Prälaminarvertrages über die den Russen in demselben eingeräumte dominirende Stellung.)
In dieser Darlegung habe ich den ersten Theil der Interpellation erledigt, und fürchte nur, Ihnen nichts Neues gesagt zu haben. Was die Stellung, die Deutschland zu diesem Verhältnis genommen hat, betrifft, darüber kann Ich Ihnen leider keine Mittheilungen machen, da uns die betreffenden Actenstücke noch nicht amtlich zugegangen sind, denn diejenigen Actenstücke, auf die ich früher Bezug nahm, sind uns von befreundeter Seite privatim zugegangen. Was die Aenderung des Pariser Vertrages von 1856 betrifft, so wird sie jedenfalls der Sanction der Europäischen Mächte bedürfen. Das Interesse der Russischen Politik geht hier auch nur dahin, nicht alle zehn oder zwanzig Jahre mit der Türkei Krieg führen zu müssen, es will zu einer definitiven Abmachung gelangen. Daß Rußland aber geneigt sein sollte, die Anerkennung der Vertragsänderung für einen Europäischen Krieg zu erzwingen, halte ich für ausgeschlossen. Es huldigt nur dem Grundsatz beati possidentis. Man hätte also entweder Rußland aus dieser seiner Stellung zu verdrängen - dann hätte man auch zu bestimmen, was aus diesen Ländern der Europäischen Türkei werden soll, oder Rußland in diesem Beisitze zu belassen. Ich glaube nicht, daß der nächstbenachbarte Staat Oesterreich=Ungarn Lust hätte, die Erbschaft Rußlands hier zu übernehmen.
Ich kann mir's nicht denken, daß über die Besitzfrage dieser Länder ein Europäischer Krieg sich entwickeln wird. Um dieser Eventualität zu begegnen, ist von der Oesterreichischen Regierung eine Conferenz vorgeschlagen worden. Dieser Vorschlag fand allgemeine Zustimmung und es haben sich nur Schwierigkeiten über die Wahl des Ortes ergeben. Es wurden vorgeschlagen: Wien, Brüssel, Baden=Baden, Dresden, Wildbad (Heiterkeit), Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Baden=Baden gewählt werden. Unser Interesse ging nur dahin, eine Beschleunigung der Conferenzverhandlungen zu erzielen und ich habe hierbei nur die Forderung gestellt, daß, wenn die Conferenz auf Deutschem Boden stattfände, sie auch ein Deutsches Präsidium haben müsse. (Bravo!) Die Conferenz wird in der ersten Hälfte des Monats März beginnen. Ich komme auf den schwierigsten Theil der Interpellation, auf die Stellung Deutschlands zur Orientfrage. Es ist an uns die Zumuthung gekommen, nicht von irgend einer Regierung, sondern von der Presse und sonst wohlmeinender Seite, wir sollen vermittelnd eingreifen, so zu sagen mit dem Menu der Deutschen Politik eine Vermittlerrolle in Europa einzunehmen. Das wäre nicht Staatenpolitik, sondern Preßpolitik. Ich fasse unsere Stellung viel bescheidener auf, als die eines ehrlichen Maklers, der ein Geschäft zu Stande bringen will. Man kann sonst einen Korb oder eine unangenehme Antwort erhalten. Unsere Beziehungen zu allen Staaten sind durchaus freundlicher Natur, zu Oesterreich und zu Rußland wie zu England. Was das Dreikaiser=Verhältniß oder Bündniß betrifft, so beruht dasselbe nicht auf geschriebenen Verpflichtungen, es beruht auf dem persönlichen Umgang und dem persönlichen Vertrauen, den persönlichen Beziehungen der drei Monarchen. Ich bin nicht der Meinung, daß Deutschland den Schiedsrichter oder den Schulmeister in Europa zu spielen hat, wie dies neulich

[ => Original lesen: 1878 Nr. 16 Seite 2]

ein Artikel der "Allgemeinen Zeitung" forderte und auch bei uns Parteien fordern, die wohl nicht am Ruder sind, aber nichts dagegen hätten, wenn sie am Ruder wären. Wir können am wenigsten gegen das seit 100 Jahren uns befreundete Rußland so zu sagen hinter seinem Rücken den Dolch gegen dasselbe ziehen. Ich werde niemals die Verantwortung dafür übernehmen, einen sichern zuverlässigen Freund dafür aufzugeben, um in Europa eine Richterrolle zu spielen, die uns nicht gebührt. (Bravo!) Nur für den Schutz unserer Unabhängigkeit nach außen, für die Einigkeit nach innen und für diejenigen Interessen, welche die volle Begeisterung der Deutschen Nation hinter sich haben, würde ich den Muth haben, dem Kaiser einen Krieg zu empfehlen.
Aus Wien wird gemeldet: Deutschland hat endgültig abgelehnt, auf Oesterreichs Beschwerden wegen Ein= und Wiederausfuhr von Leinengeweben einzugehen.
Der Reichskanzler hat dem Bundesrath den Entwurf eines Gesetzes, betreffend den Verkehr mit Nahrungsmitteln, Genußmitteln und Gebrauchsgegenständen zur Beschlußnahme vorgelegt.
- Aus Rom wird telegraphirt: Die 'Agenzia Stefani' meldet: Cardinal Pecci ist zum Papst gewählt und hat unter dem Namen "Leo XIII." den päpstlichen Stuhl bestiegen.
In der Orientpolitik herrscht Aprilwetter: den einen Tag graues Kriegsgewölk und Waffengerassel, den andern Tag heller Friedenssonnenschein. Ehe noch ein politischer Kalendermacher seine Wetterbeobachtungen veröffentlichen kann, sind fast immer schon wieder so ungestaltende Veränderungen am diplomatischen Horizont vorgegangen, daß er für seine Aufzeichnungen kaum noch Glauben findet. Gegenwärtig herrscht friedliche Strömung. Die großen Nachrichten des Tages sind: Die Russen ziehen vorläufig nicht in Konstantinopel ein; und haben in Folge erzielten Einvernehmens mit der Türkei die neutrale Zone nicht überschritten. Die englische Flotte hat sich auf den Wunsch des Sultans nach Mudania. (etwa 40 Meilen von Konstantinopel entfernt) zurückgezogen. Die Conferenz kommt als Congreß, d. h. als Versammlung der auswärtigen Minister aller Signaturmächte, in Baden=Baden zu Stande.
Außerdem ist von Petersburg aus Befehl an das russische Hauptquartier gegangen, daß Gallipoli nicht besetzt werden soll. Dies beweist, daß Rußland bemüht ist, den Conflikt mit England zu vermeiden.
- Am 20. Februar ist in diesem Jahre im Fürstenthum Ratzeburg die erste Waldschnepfe geschossen.


Anzeigen.

In Sachen betreffend den Concurs über das Vermögen des Krämers August Schulze in Mannhagen steht zur Prioritätsmäßigen Vertheilung der Concursmasse ein Termin auf

Sonnabend, den 2. März d. Js.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Gerichte an, zu welchem die nicht präcludirten interessirenden Concursgläubiger hiemit geladen werden bei dem Nachtheil, daß im Falle ihres Nichterscheinens die an sie sonst zur Auskehrung gelangenden Liquidate auf ihre Gefahr und Kosten sollen deponirt werden.
Schönberg, den 15. Februar 1878.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Wasserstraße sub No. 62 belegene Wohnhaus c. p. des Zimmergesellen Jochen Heinrich Bohnhoff allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 11. Mai d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubige welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 13. Februar 1878.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


In Sachen betreffend die Ermittlung der auf dem Nachlasse des am 14. Juni 1877 zu Duvennest verstorbenen Hauswirths Hans Jochen Wittfoth ruhenden Schulden wird hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am 15. d. Mts. abgehaltene Liquidationsprotocoll sofort im Termin der Präclusivbescheid abgesetzt und publicirt worden ist.
Schönberg, den 15. Februar 1878.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstentums Ratzeburg.
Horn.

A. Dufft.     


In das hiesige Handelsregister, betr. das Handelsgeschäft des Kaufmanns Julius Schweigmann zu Schönberg, ist heute Fol. XXVII Nr. 40 eingetragen:

Columne 3: "Die Firma "Julius Schweigmann" ist, da der Kaufmann Julius Schweigmann zu Schönberg sein Handelsgeschäft aufgelöst hat, erloschen."

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg, den 16. Februar 1878.

Das Handelsgericht.
v. Arnim.

A. Dufft.     


Holz=Auction.

Am Sonnabend den 23. Februar, Morgens 9 Uhr, sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf meistbietend verkauft werden:

a. Aus dem Sülzdorfer Zuschlage.
    3 buchen Nutzholz=Blöcke,
  87 Raummeter eichen Kluft u. Knüppel,
140 Raummeter buchen Kluft u. Knüppel,
  20 Fuder buchen Zweigholz,
    6 Fuder Zaunbuschholz.
b. Aus dem Kleinfelder Zuschlage.
  14 Raummeter tannen Kluft u. Knüppel.

Schönberg, den 17. Februar 1878.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       



Holz=Auction

Mittwoch den 27. Februar d. J. sollen im Törber Holze, Vitenser Forste, meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:

Eichen=Drümme zu Bau= und Nutzholz,
Eichhester zu Nutz= und Pfahlholz
Eichen=Klafterholz, zum Theil für Böttcher brauchbar,
1 Rüster Drumm zu Bohlen,
Buchen=Klafterholz,
Buchen=Zweigholz,
Haseln=Zaunbusch.
Die Auction beginnt Morgens 10 Uhr und wollen Käufer sich auf dem Landwege im Törber Holze einfinden.
Vitense, den 18. Februar 1878.

L. Wiegandt.     


Am Montag den 25. Februar c., Mittags 1 Uhr, sollen im Kruge zu Campow an abgepfändeten Gegenständen in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

1 Phaeton, 1 Rommel, 2 Sielen, 1 Spiegel, 1 Lehnstuhl.
Schlagsdorf, den 15. Februar 1878.

Krüger, Landreiter.     


[ => Original lesen: 1878 Nr. 16 Seite 3]

Den geehrten Bewohnern von Rehna und Umgegend mache ich hiedurch die ergebene Anzeige, daß ich hierorts beim Tuchmachermeister Herrn L. Hoff eine Annahme für meine Färberei und Druckerei errichtet habe. Alle Aufträge werden prompt und gut ausgeführt werden.
Rehna, 18. Februar 1878.

Achtungsvoll
W. Dieckmann,
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Rehna.                                                     Ludw. Wolter.


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[ => Original lesen: 1878 Nr. 16 Seite 4]

Theater
in Köster's Hotel zu Schönberg.
Der ergebenst Unterzeichnete beabsichtigt in den nächsten Wochen einen Cyclus von
6 Theater=Vorstellungen

in Köster's Hotel zu geben und zwar vorzugsweise

== Stücke der plattdeutschen Muse. ==

Wöchentlich werden 1 oder 2 Vorstellungen stattfinden, und wird eine Missive zum Abonnement mit ermäßigten Preisen in Umlauf gesetzt.
Indem ich dieses Unternehmen dem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend bestens empfehle, sehe ich einer regen Betheiligung entgegen, und zeichne

hochachtungsvoll                         
Carl Waldmann,                     
Director des Tivoli=Theaters zu Lübeck.     

Schönberg, den 20. Februar 1878.


Köster's Hotel in Schönberg.
Mittwoch, den 27. Februar 1878
Gastspiel
des plattdeutschen Schauspiel-Ensembles
vom Tivoli-Theater zu Lübeck.
Die Nachtigall aus dem Bäckergang.
Hamburger Volksstück in 3 Akten von J. Stinde.
Zum Schluß:
Tante Lotte.
Lustspiel in 1 Akt von Stinde.
Preise der Plätze: Nummerirter Sperrsitz M. 1,50, 1. Platz M. 1,00, 2. Platz und Gallerie 60 Pfennig (Mecklenburg).

Billets sind am Tage der Vorstellung in Kösters Hotel und in Spehr's Hotel zu haben.

Cassenöffnung 7 Uhr.        Anfang 7 1/2 Uhr.
Die Direction: Carl Waldman.


Gesucht

zu Ostern ein Bursche, der die Müllerei erlernen will.

Pfaffenmühle bei Ratzeburg.     


Gesucht zu Ostern d. J. nach Maurinmühle 1 Mann zum Viehfüttern und sonstigen Arbeiten.
Für Stove=Mühle 1 Klein=Knecht oder erwachsenen Jungen zu allerlei Arbeiten.
Stove=Mühle.

Wilh. Wieschendorff.     


Gesuch.

Ein Bursche in die Bäckerlehre unter günstigen Bedingungen für Lübeck. Näheres bei

Rud. Schrep, Schlossermeister.     


20 Mark

zahle ich dem, der mir die Spitzbuben nennt, welche Stroh von meinem Bohnendiemen gestohlen, so, daß sie gerichtlich bestraft werden.

Römnitz.                                                     Th. Hildebrandt.


          De Plattdütschen.
"Se koomt, Se koomt! -Se koomt gewiß!"
Röpt man an alle Kanten.
Wer denn? - So segg' mi doch; wer denn?
"De plattdütschen Cum'janten!"
Ach, Plattdütsch! Klöhnkram! - Sollt wi denn
Uns so'ne Spraak unhören
Un op't Theater noch dartoo? -
Datt köönt wi sülvenst köhren! -
Du, swieg jo still un wahr Di gau,
Süß mugst Du noch erlewen
Dat Di Fritz Reuter noch watt langt
Dar booven von denn Heeven.
Denn watt so'n Dichter schreeven hätt
Mööt aller Welt gefallen! -
Wenn eene Spraak tom Hatten geiht -
De plattdütsche vor Allen!
De is vull Knorren un vull Knast,
Vull Poesie, so prächtig!
So vull von Leev un Lieblichkeit;
Bald weik un bald so mächtig!
De Spraak bringt Freude in de Bost
Ook Waater in de Oogen;
Se is so slicht, vull Ehrlichkeit,
Vull Wahrheit - nich verlogen!
Manch Woord klingt hochdütsch jämmerlich!
Wullt Du datt mal versäuken?
Denn segg mi datt in't Hochdütsch mal:
"Dat geiht över Eicken und Bäucken!"
Nich? - datt klingt knorrig? - Nu pass' op; -
Düß mößt Du ook probeeren,
Klingt datt in't Hoochdütsch woll so weik:
"Ick heff Di leev min Deern!"
Ja ja, ja ja! Un Du best meent
De Spraak leet sick nich föhren
Oo datt Theater; weil wi sülwst
Ook plattdütsch können köhren? -
Du warst Di wunnern, glööv mi datt;
Ick heff all männig Eenen
In plattdütsche Comeje sehn
Bald lachen un bald weenen.
Un wenn't vörbi wör, sprööken se:
"Ne, wo konn't angohn? - Eben
Do heff't wi doch nu würklich seehn
In'n Speegel von datt Leeben.
Un so natürlich speelt de Lüüd,
Ganz ohne Declamiren
Un watt se speelt kann anners nich
In Würklichkeit passiren.
Un ick, - ick seeg, wer düsse Lüd'
Man eenmal erst süht speelen,
De mag de annern Abende
In't Publikum nich fehlen.
Un wer da hochdütsch spickt un glowt,
He kann dat nich verstehen:
De snidd sick doch gewaltiglich, -
He soll man rinner gahen! -
Denn watt he unverständlich hört
Datt kann he dütlich lesen
In wahre Mimik. - Wahrheit is
Nie unverständlich wesen!
Süh so, - min Fründ! - Nu weeßt Bescheed.
Nu maak die datt Vergnögen
Un gah na de Comeje henn; -
Glöw mi, Du warst Die höögen.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen17 M -Pfennig  bis 21 M 50Pfennig.
Roggen12 M 50Pfennig  bis 14 M 30Pfennig.
Gerste14 M -Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.
Hafer12 M -Pfennig  bis 14 M -Pfennig.
Erbsen14 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,10 .
Hasen das St. M3,00 .
Hühner d. St. M1,30 .
Spickgans d. St. M3,00 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,45 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,20 .
Eier 6 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .


(Hiezu Off. Anz. Nr. 2 und eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 16 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 16 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 22. Februar 1878.


Der Schiffs-Capitän.
[Erzählung.]
(Schluß.)

[ => Original lesen: 1878 Nr. 16 Seite 6]

Der Schiffs-Capitän.
[Erzählung.]
[Schluß.]


- Die gegen den Sozialdemokraten Most in Berlin eingeleitete Untersuchung lautet auf Beschimpfung der Kirche und Beschimpfung der Geistlichkeit.
- Der Vatikan in Rom ist die Wohnung des Papstes und wenn er ein Gefängniß ist, so ist er das herrlichste der Welt, wie Hans Hopfen versichert. Die Päpstlichen rühmen diesem Riesen=Palast mit Gärten, Museen, Kirchen, Kasernen, Stallungen u. s. w. nach, er sei größer als die Stadt Turin, wo die neuen Könige von Italien zu Hause wären. Ich weiß nicht, ob das wahr ist. Aber so groß wie Charlottenburg oder wie ein Wiener Vorort mag der Vatikan vielleicht sein. Um ihn herumirrend, glaubt man der Sage, daß er elftausend Gemächer enthalte. Und in diesen Gemächern sind in sinnberückender Fülle die reichsten Schätze dieser Erde aufbewahrt: das Beste, Großartigste und Schönste, was von der antiken Kunst übrig geblieben und die Renaissance geschaffen hat. Der reichste Hofstaat geht dazwischen hin und her, Beamte von allen Graden, fürstlich geborene Kämmerer, die weisesten Priester und spitzfindigsten Laien, an den Pforten stehen stämmige Garden in mittelalterlicher Tracht mit modernen Zündnadelgewehren in der Hand, schweizerische Söldner und französische Freiwillige. Und auch an Frauen fehlt es nicht im Palaste. Nach denen, die man aus= und eingehen sieht, zu urtheilen, müssen die Beamten des Hauses sehr schöne Weiber und Töchter haben. Freilich, was ist das Alles gegen die Herrschaft der Welt!
- Die Anwendung der Spectralanalyse auf die Untersuchung unserer Sonne und ihre physische Beschaffenheit, diese wunderbare Errungenschaft der modernen Astronomie, hat kürzlich zu einem weiteren Aufschluß geführt. In einem Vortrag, welchen der amerikanische Forscher Henry Draper vor der "American Philosophical Society" erstattete, zeigte derselbe das Vorhandensein von Sauerstoff und Stickstoff in der Sonne an. Bisher wußte man nur, daß innerhalb der Sonnen=Atmosphäre Wasserstoff, Sodium, Eisen, Kupfer, Zink, Aluminium, Magnesium, Barium und einige andere metallische Elemente in gasförmigem Zustande entdeckt worden waren. Ihr Vorhandensein wurde bekanntlich durch eine Anzahl dunkler Lienien nachgewiesen, die mit den eben genannten Metallen übereinstimmen und das Sonnen=Spectrum durchziehen. Diese Metalle müssen sich sogleich in der Sonnen=Atmosphäre in einem verhältnißmäßig kühleren Zustande vorfinden, als in demjenigen des leuchtenden Kernes. Es blieb dem amerikanischen Entdecker Draper vorbehalten, durch Vergleichung des Sonnenlicht=Spectrums mit dem des electrischen Funkens in gewöhnlicher Luft zu zeigen, daß die beiden Elemente Sauerstoff und Stickstoff oder die ihnen eigenthümlichen Linien in der Sonne wirklich vorhanden sind. Wie er andeutet, mag dieselbe Methode für die Nachweisung von Schwefel, Phosphor, Chlorin und anderen nichtmetallischen Elementen anwendbar sein, welche bis jetzt noch nicht in der Sonne gefunden worden sind.
- Es giebt Leute, die immer mit vorgeneigtem Kopf und suchenden Augen herumgehen, um etwas zu finden, womit sie sich und Andern bange machen können. Bei ihnen ist jetzt der Kölner Dom an der Reihe: er wird einfallen, ja er muß einfallen, wenn auch erst in 1000 Jahren.. Diesen Einfall wird der Trachyt=Stein aus dem Siebengebirg herbeiführen, aus welchem ein großer, namentlich der ältere Theil des Doms gebaut ist. Dieser Trachyt besteht aus einer violetten Grundmasse von Feldspaht, welchem tafelförmige Sanidinkrystalle beigemengt sind, er sieht schön aus, verwittert aber leicht an der Luft. Die Kohlensäure der Luft mit der Feuchtigkeit zusammen zersetzt die Feldspahtmasse derart, daß sich Kaliumkarbonat bildet, welches schnell ausgelaucht wird und Porzellanerde zurückläßt. Die größten Quardersteine, die man aus dem Bau herausgenommen hat, zerfallen nach einigen Schlägen mit dem Hammer in lauter kleine Brocken u. s. w. u. s. w. Kurz, wenn man diesen Herren glaubt, so ist der Kölner Dom der reine Porzellanthurm und stürzt mit dem Deutschen Reich, dessen Sinnbild er sein soll, nächstens d. h. in 1000 Jahren zusammen.
- Die kaiserl. und königl. Hof=Malzpräparatenfabrik von Joh. Hoff in Berlin hat Etuis, mit Malzextrakt=Bonbons als Inhalt, neu eingeführt, welche als Weltuhr die Zeit von 35 Weltstädten angeben, die der Berliner Mittagszeit entspricht. Das Etui kostet nur 20 Pfennig und ist sehr bequem auf Reisen.


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