No. 1
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. Januar
1878
achtundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1878 Nr. 1 Seite 1]

                          Neujahr 1878.

Die Sonne sinkt, des Jahres letzte Stunde
Beut traurig flüsternd uns den Scheidegruß,
Sie eilt zum Grab, und aus metall'nem Munde
Tönt ihre Klage, daß Sie sterben muß.
Dumpf hallt die Glocke wieder in der Runde,
Das letzte Echo bringt des Jahres Schluß,
Das Alte stürzt, und freudig aller Wegen
Schallt Jubelruf dem neuen Jahr entgegen.

Ein neues Jahr! In froher Zecher Kreise,
Der schnell des Glückes Augenblick genießt,
Wie in dem Kämmerchen der armen Waise,
Wird es mit gleicher Seligkeit begrüßt.
Und manches Hoffen, mancher Wunsch, der leise
Des Herzens Sehnen einzig heut umschließt, -
In naher Zukunft kann es wohl gelingen,
Das neue Jahr soll ihm Erfüllung bringen.

Ein neues Jahr! Und was an tiefen Schmerzen
Den Menschen brachte die entrückte Zeit,
Und wie verzagt die sturmdurchtobten Herzen
In trüben Stunden und in schwerem Leid,
Es ist vorbei! In Jubelrausch und Scherzen
Umhüllt es ewigtief Vergessenheit;
Ein frischer Hauch durchweht der Zeiten Schwingen,
Um Trost und Frieden aller Welt zu bringen.

Ein neues Jahr! Vom Himmel tönt es nieder,
Wie Segensgruß aus märchenschönem Land;
Dem Armen strahlt des Glückes Sonne wieder
An dessen Lager noch die Sorge stand.
Der frohen Brust entströmen frohe Lieder,
Und innig schmiegt der Liebe zartes Band
Sich um der Menschen frohbewegte Herzen,
Zu lindern alle Lebensnoth und Schmerzen!

Drum, wenn Euch heut des Lebens helle Sonne
Erglänzt in reiner Freude holdem Glück,
Wenn Gram und Kummer vor des Herzens Wonne
In Nichts zerrinnen, wenn der frohe Blick
Des Lebens Mühen sieht mit reichem Lohne,
Dankt tiefbewegt dem gütigen Geschick,
Daß ferner Euch vor Kampf und Leiden wahre,
Euch allen Glück und Heil zum neuen Jahr!


Politische Rundschau.

Deutschland. Ueber die Verhandlungen zwischen Deutschland und Oesterreich, betreffend des neuen Handelsvertrages, erfährt man, daß die deutsche Regierung den Abschluß eines sogenannten "Meistbegünstigungsvertrages" abgelehnt hatte, dagegen aber die Zusicherung ertheilte, über einen Zoll= und Handelsvertrag mit Oesterreich=Ungarn in Unterhandlungen zu treten. Oesterreich=Ungarn nahm den Vorschlag an und sollen die diesbezüglichen Unterhandlungen im Laufe dieses Januar, spätestens Februar, in Berlin beginnen.
Die innere Krisis soll, wie verschiedene Blätter melden, bereits grundsätzlich gelöst sein, indem der Kaiser dem Reichskanzler alle Forderungen und namentlich auch die, daß Führer der nationalliberalen Fraction Minister werden, bewilligt haben soll. Etwas durchaus Positives läßt sich indessen vorläufig, und wahrscheinlich vor dem Zusammentritte des Reichstages noch nicht, melden.
Im preußischen Finanzministerium werden gegenwärtig die Steuerreformvorschläge ausgearbeitet, welche die preußische Regierung im Bundesrathe machen will. Die Vorschläge sind die Ausführung des vom Finanzminister Camphausen kürzlich im preuß. Abgeordnetenhause entwickelten Programms.
Der "R.=Anz." enthält die Bekanntmachung, vom 24. December 1877, betreffend die Ausgabe von Schatzanweisungen im Betrage von 5.000,000 Mark.
Eine anderweite reichsgesetzliche Regelung des Auswandererwesens ist schon häufiger, namentlich aus dem Schooße des Reichstages, angeregt worden, allein es traten der Ausführung wiederholt ernsthafte Hindernisse entgegen. Eine erneute Anregung ist jetzt beim Bundesrathe seitens der preußischen Regierung erfolgt, nachdem sich herausgestellt hat, daß die preußischen Bestimmungen nicht mehr ausreichen, und den Auswanderungsagenten gegenüber anderweite Vorschriften erforderlich sind.
Frankreich. Die mehr als 80 Präfekten und Unterpräfekten in Frankreich, welche die Opfer des Mac Mahon'schen Schwankens geworden, d. h. von den neuen Ministern entlassen worden sind, stecken voll Bitterkeit. Einer von ihnen, Herr de la Briére, hat folgenden Brief an Mac Mahon gerichtet: "Herr Marschall! Conservativer und Katholik habe ich die Ehre, Ew. Excellenz zu bitten, mich von dem Posten zu entheben, den Sie mir im Mai d. J. anzuvertrauen geruhten. Genehmigen Sie, Herr Präsident, den Ausdruck der Gesinnungen, welche man einem Marschall von Frankreich schuldig ist, der sein geschworenes Wort nicht hält."
Die französischen Präfekten haben vom neuen Unterrichtsminister Bardoux die Weisung erhalten, alle seit dem 16. Mai aus politischen Gründen entfernten Schullehrer wieder in ihr altes Amt einzusetzen. Ausgenommen sind nur die Lehrer, welche auf eigenen Wunsch versetzt wurden, in ihrer neuen Stelle zu bleiben wünschen und selbstverständlich diejenigen, die aus anderen als politischen Gründen bestraft worden sind. Das neue Ministerium macht sich überhaupt rasch an die Arbeit, die Spuren der vorigen Verwaltung zu vertilgen. Eine Amnestie

[ => Original lesen: 1878 Nr. 1 Seite 2]

für Preß= und politische Vergehen aus der Zeit vom 16. Mai bis 14. November ist verfügt, ebenso die gründliche Umgestaltung des Präfektenpersonals. Die Zeitungen dürfen wieder unbehindert auf den Straßen verkauft werden und eine unzählige Menge von Kaffee= und Wirthshäusern, die Fourtou geschlossen, öffnen wieder ihre Thüren. Aus diesen und noch manchen anderen Erleichterungen erkennt die französische Nation die wohlwollenden Absichten ihrer jetzigen Regierung.
In England nimmt die Bewegung gegen die kriegerischen Gelüste der Regierung immer größeren Umfang an. Nicht nur die größeren Handelskammern, sondern auch die verschiedenen Gewerkvereine haben Proteste erlassen und in einem von einflußreichen Aristokraten unterzeichneten Aufruf heißt es: "Es sei dringend nothwendig, von allen Theilen der Bevölkerung eine klare und deutliche Erklärung zu Gunsten der Erhaltung der Neutralität und einen entschiedenen Protest gegen einen Krieg zur Unterstützung der Türkei zu erhalten, da sich nichts ereignet habe, was die verständige uns weise Erklärung Lord Derbi's, daß der Friede das größte Interesse für England sei, ändern könne.
Auf allen Kriegsschauplätzen im Orient macht der Winter seine vollen Rechte geltend und behindert die kriegerischen Bewegungen. Im Balkan tiefer Schnee, der einstweilen die natürliche Schutzwehr der Türkei gegen das Eindringen der Russen nach Rumelien bildet; in Asien tiefer Schnee, der die Aufrechterhaltung der russischen Cernirungslinie um Erzerum erschwert; auf der Donau Eistreiben, dem bereits mehrere russische Brücken zum Opfer gefallen sind.
Nur die Serben pflücken billige Lorbeeren. Sie haben Ak=Palanka gestürmt, Pirot besetzt und das Bombardement von Nisch begonnen. Ak=Palanka ist aus dem vorjährigen serbisch=türkischen Kriege bekannt und war von den Türken nur schwach besetzt; die Festungswerke, von denen der serbische Siegesbericht erzählt, wurde durch - 3 Geschütze vertheidigt. Der wohlbeleibte Fürst Milan wohnt dem Bombardement der Grenzfestung Nisch bei, welche von 30.000 Serben und 12,000 Rumänen belagert und sich kaum lange halten wird , da sie nur 3500 Mann Besatzung hat.
Das russische Hauptquartier ist nach Plewna verlegt worden, von wo aus die bevorstehenden Aktionen gegen das Festungsviereck Rustschuck, Varna, Schumla und Silistria geleitet werden sollen. Gegen die letztgenannte Veste ist General Zimmermann aus der Dobrudscha her in Anmarsch, während die Operationen gegen Rustschuck schon vor Wochen begonnen haben. - Um Plewna herum sind zum Theil noch die türkischen Gefangenen gelagert. Dieselben sind in Gruppen zu je 500 Mann eingetheilt und erhalten die gleiche Beköstigung wie die russischen und rumänischen Truppen. Zwischen den türkischen Gefangenen und den Rumänen insbesondere herrscht ein reger, freundlicher Verkehr. Tabak, Kaffee, Zwieback etc. werden oft brüderlich getheilt. Die Offiziere verständigen sich gegenseitig entweder durch Zeichen oder halb türkisch, halb griechisch oder rumänisch. Den Russen gegenüber sind die Türken reservirter und antworten ihnen nur sehr kurz oder gar nicht.
Einer türkischen Nachricht aus Schumla zufolge sollen alle Festungen nun vollständig verproviantirt und widerstandsfähig sein. Suleiman Pascha ist nach einer Unterredung mit dem Sultan nach Adrianopel zurückgekehrt, wo er sein Hauptquartier aufschlagen wird.
Die türkische Deputirtenkammer beschäftigt sich mit der Ausarbeitung einer Adresse an den Sultan als Antwort auf die Thronrede; man erwartet, daß dieselbe in durchaus kriegerischem Sinne ausfallen wird, wie auch der Scheik=ul=Islam die muselmännischen Deputirten in diesem Sinne beeinflußt.
Aus Kleinasien kommt die wichtige, amtlich allerdings noch nicht bestätigte Nachricht, daß Mukhtar Pascha Erzerum geräumt habe. Sollte ihm dies wirklich möglich gewesen sein, dann sah es mit der russischen Cernirung der genannten Stadt sehr dürftig aus.


- Ein eifriger Anhänger des Generalpostmeisters und deutschen Sprachreinigers Stephan setzt in der deutschen Tischler=Zeitung einen Preis von je 5 Mark aus für die beste deutsche Bezeichnung der im Möbelhandel täglich wiederkehrenden Fremdwörter: Büffet, Fautenil, Kommode, Sopha und Vertikow. Bewerbungen sind mit der Aufschrift "Sprachreinigung" versehen bis zum 1. Februar 1878 an die Redaction der Deutschen Tischlerzeitung, Berlin SW., Nostizstr. 50 postfrei einzureichen. 25 Mark liegen also gleich beim Eintritt des neuen Jahres für einen guten Deutschen auf der Straße.


Anzeigen.

Ueber das Gesammtvermögen der zu St. Georgsberg bei Ratzeburg wohnenden Ehefrau des Freischulzen Henning aus Mannhagen, Dorette geb. Solvie, ist vom Königlichen Amtsgerichte zu Ratzeburg unterm 7. Juli d. J. der Konkurs der Gläubiger erkannt worden; zu dem öffentlich meistbietenden Verkaufe der zur Masse gehörigen, zu Mannhagen belegenen Freischulzenstelle c. p. sind in Folge der erneuerten Requisition des vorerwähnten Koncurs=Gerichts vom 5. d. M. Termine vor dem unterzeichneten Gerichte anberaumt, und zwar

1) zum Verkauf des vorbezeichneten Grundstücks auf

Freitag, den 11. Januar 1878,
Mittags 12 Uhr,

2) zum Ueberbot auf

Freitag, den 8. Februar 1878,
Mittags 12 Uhr,

wozu Kaufliebhaber hierdurch mit der Bemerkung geladen werden, daß die Besichtigung des Grundstücks nach voraufgegangener Meldung bei dem Gerichtsvollzieher Solvie in Mannhagen jederzeit freisteht und die Verkaufsbedingungen 14 Tage vor dem Verkaufstermine auf der Justizamts=Registratur einzusehen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten sind.
Sämmtlichen Gläubigern wird freigelassen, in dem zur endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen auf

Freitag, den 11. Januar 1878,
Vormittags 11 1/2 Uhr,

anberaumten Termine zu erscheinen.
Gleichzeitig steht auch ein Termin auf

Freitag den 11. Januar 1878,
Vormittags 10 Uhr,

vor dem unterzeichneten Gerichte an zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an die vorbezeichnete, zu Mannhagen belegene Freischulzenstelle c. p., zur Vorlegung der Originalen und sonstigen schriftlichen Beweismittel und zur etwaigen Prioritätsausführung, zu welchem die interessirenden Gläubiger unter dem Nachtheil der Abweisung und des Ausschlusses hiemit geladen werden.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind die Hypothekengläubiger wegen ihrer intabulirten Kapitalpöste und laufenden Zinsen.
Schönberg, den 8. October 1877.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     


Holz=Auction.

Am Montag, den 7. Januar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Lange in Ziethen nachstehende Holzsortimente aus dem Garnseerholz meistbietend verkauft werden:

  63 Raummeter buchen, Olm und Knorren,
100 Fuder Buchen=Durchforstholz,
    3 Fuder Tannen=Durchforstholz.

Schönberg, den 31. Dezember 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Die auf Sonnabend, den 5. Jan. c., im Gastwirth Boye'schen Hause angesetzte Auction über Mobilien etc. findet nicht statt.
Schönberg, den 31. December 1877.

Staffeldt,          
Landreiter.     


[ => Original lesen: 1878 Nr. 1 Seite 3]

Holz=Verkauf.

Am Freitag, den 4. Januar 1878, sollen im Forstbezirke Schattin bei Grönau an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden:

  44 Raummeter Eichen, Birken und Aspen, Kluft= und Knüppelholz,
124 Haufen diverse Buschhölzer, darunter Eichen= und Weiden=Holz für Kiepenmacher.
    1 Cav. Eichen=Nutzholz, darunter Wagendeichsel.

Der Verkauf beginnt Morgens 11 Uhr in der Nähe der Holzvogtswohnung zu Schattin.
Lübeck, den 22. December 1877.

Das Finanz-Departement.


Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt
in Schönberg.

Die zu Antonii k. J. auf die bei der Vorschuß=Anstalt belegten Capitalien fällig werdenden Zinsen werden wir bereits

am Mittwoch den 2. Januar 1878 Donnerstag den 3. Januar 1878
Freitag den 4. Januar 1878
und
Sonnabend den 5. Januar 1878
von 8-12 Uhr Vormittags

im Geschäftslocale der Anstalt auszahlen.
Schönberg den 15. December 1877.

Das Directorium.     


Zum bevorstehenden Antoni=Termine suche ich gegen hypothekarische Sicherheit in ein hiesiges Grundstück die Summe von

M.  1500

zu zeitgemäßem Zinsfuße.
Schönberg, im December 1877.

E. Wohlfahrt,
Advocat.


Photographisches Atelier
von
C. Kindermann,
Lübeck,
788 Breitestraße 788


     Symbol für Frauen-Zeitung      Illustrirte
Frauen-Zeitung.
Aufgabe der "Modenwelt" mit Unterhaltungsblatt.
Gesammt-Auflage allein in Deutschland 227,000.
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Erscheint alle 8 Tage.
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Vierteljährlich M. 2,50.

Jährlich: 24 Nummern mit Moden und Handarbeiten, gegen 2000 Abbildungen enthaltend.
12 Beilagen mit etwa 200 Schnittmustern für alle Gegenstände der Toilette und etwa 400 Musterzeichnungen für Weiss-Stickerei, Soutache etc.
12 grosse colorirte Modenkupfer.
24 reich illustrirte Unterhaltungs-Nummern.

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Grosse Ausgabe. Vierteljährlich. M. 4,25.

Jährlich, ausser Obigem: noch 24, im Ganzen also 36 colorirte Modenkupfer und 24 Blätter mit historischen und Volkstrachten.

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Die Modenwelt,

jährlich: 24 Nummern mit Moden und Handarbeiten, sowie 12 Schnittmuster-Beilagen (wie bei der Frauen-Zeitung),

kostet vierteljährlich nur M. 1,25.

Abonnements werden von allen Buchhandlungen und Postanstalten jederzeit angenommen.


Ueber 8 Millionen
Mark Gold

müssen in der allerneuesten, vom Staate Braunschweig garantirten großen Geldlotterie innerhalb einiger Monate in 6 Abtheilungen sicher gewonnen werden, dieselbe enth. 85,000 Loose, worunter 44,000 Geldgewinne im Betrage von über 8 Millionen Mark Gold. Die Hauptgewinne sind event. Mk. 450,000 spec. Mk. 300,000, 150,000, 80,000, 60,000, 40,000 etc. Gewinnziehung

am 18. Januar 1878,

zu welcher Originalloose empfehle.

Nur 4 Mark

kostet ein Viertel, 8 Mark ein halbes und 16 Mark ein ganzes Originalloos. Amtl. Ziehungspläne werden jeder Loossendung beigelegt. Ausführliche Ziehungslisten und Gewinngelder sofort zugesandt.

Theodor Scheller,
Lotterie-Haupt-Collekteur.
Braunschweig.

P. S. Alle durch andere Bankhäuser in langgedehnten Annoncen offerirte Loose werden auch durch mich zu denselben Preisen prompt zugesandt.


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deren größte Sorte per Stunde 600 Pfund Rindviehfutter schneiden, weniger Betriebskraft erfordern als alle anderen, fast keine Abnützung haben und auf vier Schnittlängen verstellbar sind.

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Von Rm. 54 an. Leistung bis 3000 Pfund stündlich.
deren größte Sorte stündlich dreißig Centner Rüben schneidet und so construirt sind, daß man nach jahrelangem Gebrauch nur die Messer zu schärfen braucht, was auf jedem Schleifstein geschehen kann.

Patent=Schrotmühlen
Von Rm. 87 an.
Leistung der kleinsten 1 Ctr. stündlich.
mit gezahnten Walzen, welche nicht stumpf werden können deren kleinste Sorte ein Kind betreiben kann, mit welchen Hafer, Gerste, Roggen, Mais und Bohnen gleich gut geschrotet werden können, mit der kleinsten 1 Ctr. per Stunde.

Moritz Weil jun.. Maschinen=Fabrik in Frankfurt a. M., Seilerstraße 81.
Abbildungen und Beschreibungen auf Verlangen gratis und franco.
Nähere Auskunft Herr H. Diestel in Rehna.


Umstände halber:
Gänzlicher Ausverkauf
meines Seiden=Manufactur= u. Confections=Lagers.
Johannes Stöver, Lübeck,
Breitestraße 795,
gegenüber Düffcke's Hotel.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 1 Seite 4]

A. F. Haussmann.
Pianoforte=Magazin und Leih=Institut.
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Gegen Husten am Besten!

          Herrn Fenchelhonigfabrikanten L. W. Egers in Breslau.

Hadamar, Rgbz. Wiesbaden, 15. October 1877.          

Da nach dem Gebrauch von zwei halben Flaschen Ihres Fenchelhonig*) sich mein Husten bedeutend gebessert hat, so ersuche ich um 2 ganze Flaschen desselben Präparats (per Postvorschuß.)

Mit besonderer Hochachtung C. John.     

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*) Nur echt, wenn die Flasche Siegel, Facsimile, sowie die im Glase eingebrannte Firma von "L. W. Egers in Breslau" trägt, und allein zu haben in Schönberg bei Buchbinder C. Sievers.


Allen Denen, die unsern theuren Gatten und Vater die letzte Ehre erwiesen, sagen wir hiermit unsern tiefgefühlten Dank.

M. Schwedt       
nebst Kindern.     


Allgemeine Gesellen=Krankenkasse.

Die Einzahlung des vierteljährigen Beitrages von Neujahr, bis Ostern geschieht am Sonntag, den 6. Januar, Nachmittags 3 Uhr, im Locale des Herrn Gastwirth J. Krüger hieselbst.

Schönberg.                                                     Der Vorstand.


Stollwerck'sche Brustbonbons

sind sowohl naturel genommen als Abends und Morgens in heisser Milch oder Thee aufgelöst getrunken von vorzüglicher Wirkung gegen jedes Hals- und Brustleiden. In Originalpacketen à 50 Pfg. vorrätig in Schönberg bei Wigger Nachfolger F. Lundwald, in Herrnburg bei Joachim Kleinfeldt.


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Ratzeburg.                                                     Moritz Stein.


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Heute Abend ganz vorzügliches helles
Erlanger Bier vom Faß,
Anstich Abends 5 1/2 Uhr. Schönberg, den 1. Januar 1878.

H. Duve.                          


Heute am Neujahrstage

Kieler Lager=Bier
vom Faß
per Seidel 15 Pfennig,
bei                                                     F. C. Wolgast.


Tesch's Restauration.

Heute

Marienthaler Export=Bier
vom Faß,
Anstich Morgens 10 Uhr.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen17 M 7Pfennig  bis 21 M -Pfennig.
Roggen12 M 50Pfennig  bis 14 M 50Pfennig.
Gerste15 M -Pfennig  bis 16 M -Pfennig.
Hafer12 M -Pfennig  bis 14 M -Pfennig.
Erbsen14 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,30 .
Hasen das St. M3,00 .
Fette Enten d. St. M1,90 .
Hühner d. St. M1,30 .
Küken d. St. M0,80 .
Tauben d. St. M0,50 .
Eier 4 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .
Spickgans d. St. M3,00 .


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1878 Nr. 1 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 1 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 1. Januar 1878.


Weihnachten in Paris.

Seit 1870 sah Paris kein so heiteres Weihnachtsfest wie das diesjährige. Die Pariser waren - so schreibt der Correspondent der "Köln. Z." - wieder einmal so lustig und vergnügt wie in ihren besten Tagen, und mit Ausnahme der clerical=reactionären Leute, die in Paris aber nur in geringer Zahl vorhanden sind, überließ sich Alles ohne Rückhalt den Weihnachtsfreuden. Es wurde auch viel mehr Geld verausgabt als in den letzten Jahren, und die Kaffee, Bier und Weinhäuser, sowie die Restaurants, die bekanntlich das Recht haben, in der Weihnachtsnacht der Polizeistunde ungestraft Trotz zu bieten, wurden zum größten Theil seit Montag Abend nicht leer und waren auch am Dienstag den ganzen Tag überfüllt. Man hörte vielfach äußern: "Wir können etwas Geld verausgaben, da Alles gut abgelaufen ist; der Bürgerkrieg hätte uns viel mehr gekostet, und wir würden uns nicht amüsirt haben."
Die Pariser sind seit dem 13. December zwar nicht reicher geworden, aber da sie der nächsten Zukunft etwas ruhiger entgegensehen und hoffen, daß die Ausstellung glücklich verlaufen wird, so entschlug man sich aller Sorgen. Trotz alledem machen die Weihnachts= und Neujahr=Buden, die wie alle Jahre auf den Boulevards und den großen Straßen aufgeschlagen waren, so wie auch die großen Läden keine guten Geschäfte. Die Arbeiter und die sogenannten kleinen Leute, welche in den Boulevards=Buden die Geschenke kaufen, beschränkten sich auf das Notwendigste, damit ihnen Geld verbleibe, um den sogenannten "Reveillon" zu machen, d. h. die Nacht über mit den Ihrigen zu zechen. Die Händler beklagten sich deshalb auch, daß das Geschäft nicht gut gehe. Die großen Läden, namentlich die, welche mit Zuckerwerk handeln (dieselben haben "Bonbonnieres" ausgestellt, welche 2 bis 3000 Frcs. kosten), sind auch nicht zufrieden. Indessen thaten die Klagen der Buden= und Ladenbesitzer dem allgemeinen Frohsinn keinen Abbruch, und obgleich es Abends von 6 bis 9 Uhr ziemlich stark regnete, so waren doch am Montag die Boulevards bis 2 Uhr Morgens von einer so dichten Menge besetzt, daß man sich nur mit Mühe durch dieselbe hindurchwinden konnte Die Kaffeehäuser und Restaurants der Boulevards waren die ganze Nacht über äußerst belebt, und des Morgens um 6 Uhr, als halbwegs vernünftige Menschen endlich ihre Ruhestätte aufzusuchen für gut hielten, ging es auf den Boulevards noch äußerst toll zu und die Zahl derer, welche des Guten zu viel gethan und alle möglichen Lieder in den nahen Morgen hineinkrächzten, war ungeheuer. Man kann wohl sagen, daß Paris seit Jahren nicht so viele fröhliche Zecher sah als in der Weihnachtsnacht von 1877. Im Quartier Latin war man gegen 4 Uhr Morgens besonders erregt und die allgemeine Heiterkeit artete dort in Schlägereien aus, die aber, wie gewöhnlich unter den Pariser Studenten, wo es keinen "Comment" giebt, ohne weitere Folgen blieben.
Obgleich man auf den Straßen einen Lärm machte, der nur mit dem verglichen werden kann, welcher am Napoleons=Feste geduldet wurde, so verhielt sich die Polizei doch äußerst zurückhaltend. Die Nacht bewies übrigens, daß der Arzt Testelin ganz Recht hatte, als er in der National=Versammlung darzuthun suchte, daß das Gesetz gegen die Trunkenheit zu Nichts helfen werde.
Im Elysee ging es dieses Jahr still zu, da der Marschall und die Marschallin sich damit begnügten, ihre religiösen Weihnachtspflichten zu erfüllen. In vielen Familien aber wurden die Weihnachten nach deutscher Sitte gefeiert. Seit Napoleon III., der besonders den Weihnachtsbaum in Frankreich in Aufnahme brachte, pflanzen viele Bonapartisten, welche den Verstorben ehren wollen, den Tannenbaum am Weihnachtsabend auf, und die Republikaner thun dasselbe, weil sie damit auf diese Weise Elsaß=Lothringen, wo sich diese Deutsche Ueberlieferung ungeachtet der zweihundertjährigen Entfremdung erhalten hat, eine Huldigung darzubringen glauben.
Natürlich blieb auch diesmal nicht die Bescheerung für die Kinder der Elaß=Lothringer aus, welche für Frankreich optirt hatten. Die Feierlichkeit fand im Chatelet statt und den Mittelpunkt bildete ein Elsässischer Tannenbaum mit Elsässischer Erde, welche Madame Scheurer=Kerstner, die Schwiegermutter des radicalen Deputirten Floquet, nach Paris hatte kommen lassen.
Sehr toll ging es auch noch in den Cercles zu, welche man in Deutschland "Kränzchen" oder "Casinos" nennen würde. In Paris sind bekanntlich die Hazardspiele verboten und öffentliche Spielhöllen, wie sie bis 1840 bestanden, wo sie aufgehoben wurden, giebt es nicht mehr. An ihre Stelle sind die "Cercles" getreten, die, da man in denselben auch auf "Parole d'honneur" spielen kann, oft fast noch mehr Unheil anrichten, als früher die officiellen oder vielmehr ermächtigten Spielhöllen. Diese Cercles gaben am Montag wieder große Soupers, wo der beste Wein, namentlich Champagner, in Strömen floß, ohne daß es den Theilnehmern auch nur einen Groschen kostete. Nach dem Souper begann ein Spiel, wo man die Tausendfranken=Billets, wie sonst Louisd'or, auf das grüne Tuch warf und das bis Dienstag Abend fortdauerte.
Uebrigens gingen auch die Kirchen nicht leer aus; sie waren alle So überfüllt, daß, wer sich nicht stundenlang vor Beginn der Ceremonie einfand, keinen Platz mehr finden konnte; denn die besten Sänger und Sängerinnen von Paris wirken sowohl bei der Mitternachtsmesse, wo die Geburt Christi dargestellt wird, als bei den vielen Messen und den Hochämtern, die am Weihnachtstage in allen Kirchen stattfinden, mit. Besonders stark war der Zudrang der Menge in der Madelaine, der Eglise Saint Eustache und der Kirche Notre Dame de Lorette, die am reichsten sind und deshalb den meisten Aufwand machen können. In der Madelaine, wo der Zudrang besonders groß war, wurde man dieses Jahr nur zugelassen, wenn man vorher eine Eintrittskarte gelöst hatte. Das ganze Foubourg St. German (das legitimistische Viertel von Paris), So wie das Foubourg St. Honoré, wo die clericalen Financiers, so wie der Marschall und die Marschallin Mac Mahon wohnen, die sich ebenfalls um Mitternacht in der Madelaine eingefunden haben sollen, waren dorthin gekommen. Da zu viele Eintrittskarten ausgetheilt worden waren, so fand selbst eine große Anzahl derer, welche ihre Plätze bezahlt hatten, keinen Zutritt.
Die katholischen Gesellen=Vereine von Paris, ungefähr zwanzig, feierten Weihnachten nach ihrer Art. Ich besuchte einen solchen in der Rue des Carmes um 4 Uhr Morgens und hätte glauben können, ich befände mich um die nämliche Stunde im Quartier Latin. Das Fest hatte um 11 Uhr mit einer stillen Feier begonnen; dann fand ein Souper statt, das für den Kopf 1 Fr. 40 C. kostete und vortrefflich war. Die frommen Damen des Stadtviertels hatten nämlich eine Anzahl von Flaschen Wein, Speisen verschiedener Art und außerdem noch Geld gespendet. Dem Fest in der Rue des Carmes präsidirte ein Lieutenant zur See; derselbe hielt nach der stillen Feier und vor der Tafel eine längere Rede, in welcher er dem 16. Mai eine Lobrede hielt und darzuthun suchte, daß Frankreich zu Grunde gehen werde, wenn es nicht den

[ => Original lesen: 1878 Nr. 1 Seite 6]

vom Vatican beschütztem "Roy" wieder zum höchsten Leiter seiner Geschichte mache.
Noch sei bemerkt, daß Dienstag Abend der Deutsche Männergesangverein "Teutonia" das Weihnachtsfest bei Bonvalet feierte. Ein Christbaum für die Kinder, musikalische Vorträge für die Musikliebhaber, dann Tanzvergnügen für die erwachsene Jugend und schließlich Souper, so lautet das Programm, welches der ausgezeichnete Präsident Sauernheimer aufgestellt hatte.
Zum Schluß noch die Mittheilung, daß die Boulevards=Buden keine neuen Spielsachen zum Verkauf feil hatten. Man hatte allgemein an den Bürgerkrieg geglaubt und deshalb nur ein Spielzeug erfunden, das aber vor der hohen Obrigkeit keine Gnade fand; es führt den Namen: La question ministerielle.


- Möllinger's Sternkarte. In den langen Winternächten, in welchen der Sternenhimmel besonders schön glänzt und seine Pracht noch dazu recht lange dauert, wendet sich unser bewundernder Blick gar oft nach oben, und wir möchten gern wissen, wie denn der schöne Stern heißt, der vor allen strahlt, was das für eine Sterngruppe, deren Zusammengehörigkeit sofort von Jedem zu erkennen ist, u. s. w. Wie wenige können es aber sich oder Anderen sagen! Da bietet nun die neueste große Himmelskarte des Professors Möllinger in Zürich mit der dazu gehörenden, sie erklärenden "Astrognosie" die gewünschte Abhülfe. Diese Karte (Verlag von Cäsar Schmidt in Zürich) ist auf Carton gezogen, und die hervorragenden Sterne sind so durchgeschlagen, daß, wenn man den Carton gegen das Licht hält, man sie nach ihrer Größe und Stellung sofort erkennt; man kann also da das Himmelszelt am Tage auf der Karte gleichsam sehen und studiren, und Nachts dann dieses künstliche Bild mit dem wahren Firmament vergleichen und die Sterne und Sternbilder mit ihrem Namen erkennen. Durch Kreisverschiebungen ist nämlich dafür gesorgt, daß man zu jeder beliebigen Stunde auf der Karte genau alle Sterne in der Lage vom Aufgange bis zum Niedergange findet, wie sie am Himmel stehen, und durch das Nachschieben immer wieder das neue Bild auf der Karte gewinnt, wie es am Himmel sich abrollt. Solche durchsichtige Sternkarten sind nicht neu, auch die Idee der Verschiebung nicht; aber so zweckmäßig und zu so verhältnißmäßig billigem Preise ist noch keine hergestellt worden. Nur auf Eines müssen wir doch aufmerksam machen: So sehr das Werk die Bekanntschaft mit dem Himmel erleichtert, so wird diese doch auch hier nicht so ganz ohne alle Anstrengung zu erwerben sein; auch Möllinger's Karte und das dazu gehörige Buch verlangen ein mit Ernst gepflogenes Studium.
- Zwei Fälle von Blutvergiftung. Dieser Tage hatte sich ein junger Mann in Colberg mit einem Federmesser die Hand verletzt und starb an Blutvergiftung, weil die Wunde mit dem Wasser abgewaschen worden war, welches zum Befeuchten einer sogenannten "Wunderfeder" gedient hatte. Die Füllung derselben bestand wahrscheinlich aus sehr arsenikhaltigem Anilin. - Ein Obertertianer der höheren Bürgerschule in Braubach starb ebenfalls kürzlich nach dreitägigen Leiden in Folge von Blutvergiftung, welche er sich dadurch zugezogen, daß er in ein kleines im Munde befindliches Geschwür aus Unvorsichtigkeit Tinte gebracht hatte.
- Die Leipziger haben das Ballgespräch eines jungen Engländers mit seiner Tänzerin belauscht. Die hübsche Dame trug einen Strauß von weißen Camelien und Veilchen und ihr Tänzer war so entzückt von ihr, daß er ihr zuflüsterte: Mein Fräulein, Sie sind das Veilchen und ich das Kameel.
- Vom Katheder sind schon manche Dinge gelehrt worden, von denen sich vorher der simple Menschenverstand nichts träumen ließ. Hiervon einige neuere Beispiele: In den alten Comödien sieht man die Geizhälse mit einem Geldtopfe und einer Hacke, womit sie sich umsehen, ob sie auch Niemand bemerkt. - Sie griffen den Thurm hartnäckig an, stürmten auf ihn los und forderten ihn auf, herabzukommen. - Die gewonnenen Schlachten und besiegten Völker wurden dem Triumphator vorangetragen. - Die Erde war ursprünglich nur eine Halbkugel; seit der Entdeckung Amerikas ist sie eine Kugel - jedoch mußte man sich in der ersten Zeit Australien hinzudenken. - Wenn ein Spartaner aus der Schlacht heimkehrte, mußte er auch seinen Schild mitbringen. Wenn er wollte, so konnte er auch als Leiche darauf liegen. - Der eine oder der andere geneigte Leser wird sich wohl auch noch des nicht ganz ungegründeten Vorwurfs erinnern: Sie haben diese Fliege auf mich - gehetzt.
- Einem Dorfpfarrer in Frankreich wars nicht recht wohl und sein Doctor rieth ihm, ein Glas heißen Punsch zu trinken. - Unmöglich, antwortete der Pfarrer, ich habe von jeher meiner Gemeinde Enthaltsamkeit von geistigen Getränken gepredigt und Mary, meiner Haushälterin, auch. Die Mary merkts gleich, wenn ich mir heißes Wasser bringen lasse. - Verlangen Sie doch heißes Wasser zum Rasiren, rieth der Arzt, und so geschah's. - Nach einiger Zeit ritt der Arzt am Pfarrhaus vorbei und rief der Mary zu: wie geht's dem Herrn? - Ist verrückt gewordene schreit die Mary. - Wie so? - Rasirt sich täglich ein halbes Dutzend mal!
Der Wiener Wildpretsmarkt ist sehenswerth und glücklich Der, der Kaisergulden in der Tasche hat, um ein Stück heimzutragen. Man merkt sofort, daß Oesterreich das Land der Waldungen und Hochforste ist, die noch voll des verschiedensten Wildes stecken. Da sind Kaninchen aus dem Marchfelde und den Donau=Auen, Füchse, zuweilen auch Wildkatzen, fette Dachse, Wildenten, und Gänse, Fasanen, Auer= und Birkhähne, Rebhühner, Schnepfen, Wildtauben, Kibitze, Krametsvögel, Schneehühner, Raubvögel, Krähen, Elstern, Wiedehopf und dergleichen zum Ausstopfen bestimmte Thiere vervollständigen das Marktbild. Böhmen und Mähren liefern die meisten Hasen, 1000 Stück an einem Jagdtage sind nicht selten, auch Ungarn und Nieder=Oesterreich bleiben nur wenig zurück; die meisten Rehe kommen gleichfalls aus den böhmischen Wäldern, aber auch die Alpen und Steiermark und besonders Kärnthen liefern zahlreiche Rehe und Hirsche. Gemsen liefert Steiermark und Tirol und manches Stück wird auch unfern von Wien in den Hochalpen von Payerbach und Reichenau auf die Decke gebracht. Damhirsche kommen aus Böhmen und Ungarn, Wildschweine massenhaft aus den Karpathen. Die Wasservögel stammen aus Ungarn und zwar aus den untern Theisgegenden, wo Wildgans und Trappe in großen Schaaren zur Herbstzeit kampiren; die Wildenten (Anfangs November) langen aus den Theisgegenden und über Triest aus den Lagunen an. Die zierlichen Schneehühner kommen meist vom Karst, aber auch aus den Tiroler Alpen. Süd=Tirol liefert viele Schnepfen; Auerhähne werden aus den Gegenden, wo die Gemse haust, geliefert, auch Böhmen sendet manches Stück. Böhmen ist auch berühmt als Land der Fasanen; Wildtauben sind in Wien selten zu haben, desto mehr Rebhühner und Wachteln. - Wildschweine sind zu Hunderten aufgeschichtet.
- (Russisch.) Aus Warschau wird folgende spaßhafte Geschichte erzählt: Polizeidirector Trepoff geht die Gasse entlang, hinter ihm sein Leibkosak, ein stämmiger, kräftiger Bursche. Da tritt plötzlich ein junger, elegant gekleideter Mann an den Polizei=Director heran, versetzt demselben, ohne ein Wort zu reden, einen heftigen Schlag ins Gesicht und entfernte sich dann ruhig und unbehelligt. Der hohe Beamte, starr vor Schrecken und Aufregung, vermag kaum zur Fassung zu kommen. Endlich bricht er sein Schweigen. "Hund'" - herrscht er seinen Kosaken an - "warum ließest Du den Frechen entwischen, der mich ins Gesicht schlug?" - "Ich habe geglaubt, es sei Dein Vorgesetzter," erwiderte ruhig der Kosake.


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