No. 91
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 20. November
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1877 Nr. 91 Seite 1]

Politische Rundschau.

Mecklenburg. In der am 15. d. M. stattgehabten Sitzung des Landtags wurden zuerst die Wahlen in die Committe vorgenommen, sodann überreichten die Schwerinschen Landtags=Commissarien 1) den Etat der Landes=Recepturkasse pro 1878/79, welcher mit 2,141,790 M. balancirt; derselbe wird an eine Committe verwiesen; 2) den Entwurf einer Verordnung zur Ausführung des Gerichtsverfassungsgesetzes nebst Motiven und Anlagen. In diesem Rescripte wird bemerkt, daß für den Fall eines von Sr. K. H. dem Großherzoge von Mecklenburg=Strelitz zu beantragenden Anschlusses des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz an die Mecklenburg=Schwerinschen Landgerichte der Entwurf einzelne entsprechende Veränderungen bedürfen würde. Auch dieses Rescript wird nach lebhafter Debatte an die betr. Committe verwiesen.
Deutschland. Ueber den Aufenthalt des Prinzen Wilhelm in Bonn vernimmt man, daß derselbe fleißig Collegien hört und regen Verkehr mit den Studenten unterhält, besonders mit den Angehörigen des Corps "Borussia". Abends besucht er die Häuser und Familien mehrerer Professoren, bei denen er hört.
Die Differenzen zwischen dem Reichskanzler und dem Minister Camphausen scheinen sich immer mehr zuzuspitzen und ein untrügliches Symptom dafür, daß der Bruch zwischen ihnen kaum zu vermeiden ist, dürfte aus dem Umstande hervorgehen, daß außer der "Post" auch die "Nordd. Allg. Z." gegen Herrn Camphausen Front macht.
Für den Gebrauch des Fürsten Bismarck ist vor einigen Tagen auf Anordnung des Generalpostmeisters Stephan durch einen Beamten des Central=Telegraphenamtes auch in Varzin ein Telephon aufgestellt und mit Berlin in Verbindung gesetzt worden. Der Erfolg ist als ein überaus günstiger und gelungener zu bezeichnen.
Wie die "Volks=Zeitung" hört, läßt der Finanzminister gegenwärtig einen Zollgesetzentwurf, der nicht allein gegen Oesterreich gerichtet, sondern allgemeiner Natur sein soll, ausarbeiten.
In Sachen der Hessischen Agnaten wider den Fiskus hat das Kreisgericht zu Kassel die Zugehörigkeit des ganzen Kapitalbestandes des Hausschatzes zum untheilbaren und unveräußerlichen Familien=Fideikommisse des Kurhauses Hessen anerkannt und damit die Nichtzugehörigkeit desselben zum preußischen Staatsvermögen ausgesprochen. Von Seiten des Fiskus ist hiergegen Appellation eingelegt worden.
In Frankreich wird die Situation von Tag zu Tag ernster. Die Reaction beginnt sich bereits zu Schutz und Trutz zu wappnen. Man scheint an einen Staatsstreich zu denken. Der Polizeipräfekt von Paris hat eine längere Konferenz mit dem Marschall gehabt. Der Minister des Innern hat den Beamten seines Ressorts aufs Strengste anbefohlen, ihr Hauptaugenmerk auf die früheren Wahlcomites zu richten. Wo jetzt noch welche beständen, wären sie unter allen Umständen aufzulösen. Die Kammer hat trotz des energischen Widerspruchs des Ministeriums eine Kommission gewählt, welche die bei den Wahlen vorgekommenen Unregelmäßigkeiten genau untersuchen soll. - Seit dem Untergange des polnischen Reiches hat die Weltgeschichte kein ähnliches Beispiel von der Auflösung und dem Zerfall eines Staatslebens gegeben, wie es uns gegenwärtig Frankreich bietet. Der blinde, engherzige Haß der Parteien, die unlauteren Mittel, die bei den Wahl= und parlamentarischen Kämpfen angewendet werden und der Cynismus, mit dem die gegenwärtigem Gewalthaber ihre Regierungsakte vor dem Kampfe zu rechtfertigen wagen - Alles das zeigt uns, daß die französische Krise, die mit dem Jahre 1789 begann, zu einer Katastrophe hindrängt.
England ist und bleibt das gelobte Land der Reden und Redner und namentlich ist es Herr Gladstone, der ehemalige Premierminister, und seine näheren Freunde und Gesinnungsgenossen, die alle paar Tage mindestens einmal einen langen "Speech" loslassen müssen. letzt hat wieder Herr Forster, hervorragender Minister im Kabinet Gladstone, in Bristol eine Rede gehalten, worin er erklärte, er glaube, England sei noch nicht absolut frei von der Gefahr, in den Krieg hineingezogen zu werden, und wenn der Krieg mit einer türkischen Niederlage enden sollte, so würde er mit Vergnügen Konstantinopel im Besitze der Griechen sehen.
Die Situation auf dem bulgarischen Kriegsschauplatze ist wenig verändert. In voriger Woche sandte Totleben einen Parlamentär nach Plewna hinein und ließ Osman Pascha auffordern, sich zu ergeben. Der letztere aber erklärte kurzweg, daß seine Vertheidigungsmittel noch nicht erschöpft seien. Osmann hat auch einen Ausfall gemacht und die Stellungen des Generals Skobeleff angreifen lassen, wurde aber unter empfindlichen Verlusten zurückgewiesen. Der türkische Kriegsrath hat auch beschlossen, der Armee Mehemed Ali's bei Orkhanie bedeutende Verstärkungen zugehen zu lassen. Der Beschluß mag bald gefaßt sein, aber mit der Ausführung steht es schwierig, da sich bereits der Truppenmangel besonders geltend macht.
Nachrichten aus Pest zufolge steht die Aktion der Serben unmittelbar bevor. Die Belgrader Milizbrigade ist für den 18. d. Mts. einberufen. Es treten zahlreiche Freiwillige in die Armee.
In Kleinasien scheint die Periode der größeren Kämpfe vorläufig abgeschlossen. Nur bei Erzerum, das von den Russen belagert wird, geht es hin und wieder heiß her. Die Stadt wird bombardirt. - Moukthar Pascha hat sich als ein sehr vorsichtiger Feldherr bewiesen; er ließ nämlich sein Vermögen im Betrage von etwa 72,000 Pfund Sterling nach Konstantinopel schaffen. Strenge Zucht hält er auch; nach der unglücklichen Schlacht bei Kars soll er 4 Stabsoffiziere mit eigener Hand niedergeschossen haben.
Die Constantinopolitanische Zeitung "Neologos" enthält die Nachricht, daß König Johann von Abessynien seinen Nebenbuhler Melenek in einer 30stündigen Schlacht besiegt hat. Die Zahl der Todten auf beiden Seiten soll 30,000 betragen und König Johann den Sieg seinen vorzüglichen Feuerwaffen verdanken. Jetzt, wo er unbestrittener Herr von Abessynien ist, hat er eine Gesandtschaft zum

[ => Original lesen: 1877 Nr. 91 Seite 2]

egyptischen Vicekönig geschickt und verlangt, daß ihm der Hafen von Massaua mit allem dazugehörigen Land abgetreten werde, widrigenfalls er mit 100,000 Mann kommen werde, um ihn zu besetzen.


- Dem Bankhaus Rothschild in Paris ist sein erster Beamter durchgegangen; seinem Hause hat er nichts veruntreut, an der Börse aber ungeheure Schulden gemacht. Auch im Kartenspiel soll er an manchem Abend 20,000 Francs verloren haben.
- Rußland soll 15 Goldlager in Ostsibirien aufgefunden haben.
- Viele Pferdebesitzer haben eine Scheu vor neuem Hafer und neuem Heu, weil sie glauben, es schade den Pferden. Ein von einer Militär=Commission bei mehreren französischen Cavallerie=Regimentern angestellter Versuch hat diese Furcht als ganz unbegründet constatirt. Es wurden 150 Pferde von 4 bis 13 Jahren mit neuem Heu, jedoch alten Hafer gefüttert; von diesem gewannen 55 an Kraft und Ausdauer, 79 blieben unverändert und nur 26 gingen etwas zurück. Ein Fütterungsversuch mit 74 Pferden, welche nur neues Heu erhielten, fiel weniger günstig aus; es stellen sich zwar keine Krankheiten, wohl aber Schwäche, Appetitlosigkeit mit öfterem Schweiß ein; die Thiere fraßen jedoch das neue Heu lieber als das alte. Ein Versuch mit 1800 Pferde, welche nur neuen Hafer erhielten, ergab ein durchweg günstiges Resultat, indem sämmtliche Pferde an Beleibtheit und Ausdauer zunahmen.


Anzeigen.

Nachdem die Erbschaft der am 9. Juni v. J. zu Domhof Ratzeburg verstorbenen Advocaten Rohrdantz wegen Ueberschuldung von den Intestaterben ausgeschlagen worden, ist nicht so viel unstreitige Masse ermittelt, daß daraus die Kosten eines zu eröffnenden Concurses bestritten werden können, indem der größte Theil des vorhandenen Mobiliars von der Wittwe, als ihr Eigenthum in Anspruch genommen wird. Es werden deshalb die Creditoren des p. Rohrdantz hierdurch aufgefordert, binnen 4 Wochen für die Concurskosten einen Vorschuß zum Betrage von 150 Mark bei Gericht einzuzahlen, widrigenfalls die von ihr vindicirten Mobilien der Wittwe überlassen und die übrige Masse derselben auf ihre Illatenforderung zum Betrage von 1000 Thlr. wird überwiesen werden.
Neustrelitz, den 5. November 1877.

Großherzogl. mecklenb. Justiz=Canzlei.
E. v. Blücher.
(L. S.)                                                     Scharenberg.


Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf belegene Vollstelle c. p. - Nr. III - des Hauswirths Jochen Fick daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 9. Februar k. J.,
Vormittags 11 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke, sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 13. November 1877.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


In das hiesige Handelsregister Fol. XXI Nr. 34. betreffend die Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt zu Schönberg, ist heute eingetragen:

Col. 6: "Das statutenmäßig ausscheidende erste Mitglied des Directorii der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt hieselbst, Oberamtmann Stamer zu Mechow, ist in der am 22. October d. J. abgehaltenen ordentlichen Generalversammlung der Actionäre dieser Anstalt als Mitglied des Directorii einstimmig wiedergewählt worden und als solches durch die ad [18] act. anliegende notarielle Urkunde d. d. Schönberg, den 22. October d. J., welche auch die Erklärung der Annahme der Wahl und Zeichnung des Namens seitens des etc. Stamer enthält, legitimirt."

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 26. October 1877.
Das Handelsgericht.
v. Arnim.

A. Dufft.     


In Sachen betreffend des Concurs über das Vermögen des Mühlenbesitzers A. Capell zum Hammer steht zur Erklärung der Gläubiger über die Liquidate ein Termin auf

Freitag, den 14. December d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Concursgerichte an, zu welchem die nicht präcludirten Capell'schen Gläubiger, bei Strafe der Anerkennung der Liquidate und des Gebundenseins an die Concursgerichtswegen genehmigten Beschlüsse der erschienenen Gläubiger, hiemit geladen werden.
Schönberg, den 10. November 1877.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     


Verkaufs=Anzeige.

Am Montag, den 26. November d. J., Vormittags von 11 Uhr ab sollen im Kruge zu Duvennest in öffentlicher Auction gegen gleich baare Bezahlungen meistbietend verkauft werden:

gute Betten, Bettfedern, Bettlaken, Tischlaken, gegen 400 Ellen flächsen und heeden Leinwand, gehecheltes Flachs, 1 Kleiderschrank, 1 Koffer, 1 Lade, sehr gute Frauenkleidungsstücke und was sich sonst noch vorfindet.

Kutzbach, Landreiter.     


Auction.

Am Freitag, den 23. November c., Mittags 12 Uhr, sollen im Kruge zu Campow an abgepfändeten Gegenständen in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

2 rothe Kühe, 1 rothe Starke, 10 Schaafe, 1 großer Milchenschrank, 1 Decimalwaage mit Gewichten, 1 großer Tisch, 1 Rommel, 1 Phaeton.
Schlagsdorf, den 12. November 1877.

Krüger, Landreiter.     


Die
Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt
in Schönberg
ist an jedem                          
Mittwoch
von 8-12 Uhr Vormittags
geöffnet.                          
                                                    Das Directorium.


Carl Hasselmann,
Wilhelmine Russwurm,
Verlobte.
Lübeck.                                                     Lockwisch.


Prima
Christiania Anchovis
empfiehlt                                                    H. Duve.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 91 Seite 3]

Amerik.
Pumpen,

als
Saug- und Druck- Hof-, Küchen-, Spritz-, Jauche-, Noth- und Dampfpumpen,

Pupen für tiefe Brunnen und Ableitung unterhalb der Erde, Erdbohrer für artesische Brunnen, nebst dazu gehörigen Röhren, die wegen ihrer Billigkeit u. Leistungsfähigkeit große Anerkennung gefunden haben,

in größter Auswahl

empfehlen billigst

Suhr & Heick, Lübeck, Klingberg 678.


Stets vorräthig:

Einfache und doppele Bruchbänder in verschiedener Gattung, Suspensors oder Tragbeutel, Nabelbinden mit und ohne Luftkissen für Kinder, runde und Flügel=Mutterkränze, Clysopomps und doppelte Clystirspritzen zum Selbstklystiren, Wundspritzen aller Art zu jeglichem Gebrauch, Irrigators, Eisbeutel mit festem Verschluß, Gummi=Luftkissen für Kranke, Milchpumpen oder Warzenzieher, Brusthütchen bei wunder Warze, Warzendeckel, Brustgläser, wasserdichtes Zeug als Unterlage in den Wiegen wegen Durchnässen der Betten, Mutterrohre,
electro=motorische Zahnhalsbänder zur Erleichterung und Schutz des Zahnen bei Kindern sehr empfehlenswerth, Zahnringe in Gummi und Horn, die neuesten Milchflaschen mit Schlauch und Bürste, sowie ächte Milchsauger von reinem Gummi und dergleichen mehr sind stets zu haben bei

Emil Jannicke,        
Bandagist in Schönberg.     


Gummi-Regenröcke
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                          Emil Jannicke.
                          Handschuhmacher in Schönberg.


Goldene Ketten,
Ringe, Kreuze, Medaillons, Armbänder, Knöpfe, Broches und Ohrringe,
silberne Potage=, Punsch=, Eß= und Theelöffel, Serviettenbänder, Theesiebe,
Fisch= und Kuchenheber, Zuckerschalen, Platmenagen, sowie
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Heinrich Kock,
Uhrmacher & Goldarbeiter.
NB. Bestellungen und Reparaturen werden prompt und auf ausgeführt.


Ich erlaube mir die ergebenste Anzeige zu machen, daß ich mich hier als

Herrenkleidermacher

etablirt habe, und bitte das geschätzte Publikum von Schönberg und Umgegend, mich mit ihren Aufträgen zu beehren, indem ich reelle Arbeit und solide Preise verspreche.

Achtungsvoll     
P. Maas.     

align="center"Meine Wohnung ist bei Schuhmacher Hagen, Lübeckerstraße.


Nachdem ich mich hierselbst als

Drechsler

niedergelassen, empfehle ich mich den geehrten Bewohnern der Stadt und des Landes zu allen vorkommenden Drechslerarbeiten in Holz und Horn, indem ich reelle Arbeit und billige Preise verspreche.

Johann Holst,
wohnhaft bei Schlössermeister Hagen in der Sabowerstraße.


Grobk. Caviar, Sardellen, Sardinen in Oel
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Ein reiner

York-Shire-Eber

deckt junge fremde Saue zu Hof=Lockwisch für 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg).

Röper,              
Käse=Fabrikant.     


Verzeichnisse der am 15. October 1877 gezogenen Loosnummern Lübeckischer Stadtkassenbriefe werden in der Expedition d. Bl. kostenfrei verabfolgt.


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H. Mielck, Hamburg.
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Stiftungsfest
des
Sonnabend-Vereins zu Schönberg
am
Dienstag den 27. November 1877.
-------------
Programm.
Musikalische und mündliche Vorträge.
Abendessen. Ball.
Anfang 6 1/2 Uhr.
                                                    Der Vorstand.


Frau Landrath von Reuß
aus Lossen, Kreis Brieg,

schreibt an Herrn Fenchelhonigfabrikanten L. W. Egers in Breslau:

"Ich bezeuge hiermit Herrn Egers meine dankbare Anerkennung für den gegen Husten und Heiserkeit stets mit Erfolg angewandten Fenchelhonigextract.*)

Loßen, October 1877.                                                     Anna von Reuß.

*) Nur echt, wenn die Flasche Siegel, Facsimile, sowie die im Glase eingebrannte Firma von "L. W. Egers in Breslau" trägt, und allein zu haben in Schönberg bei Buchbinder C. Sievers.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 91 Seite 4]

A. F. Haussmann.
Pianoforte=Magazin und Leih=Institut.
Lübeck.
untere Aegidienstraße links Nr. 643.
Größte Niederlage der besten deutschen Fabriken:
Stutzflügel. Kreuzseitige Miniaturflügel. Aufrechtstehende Pianos in allen Sorten. Harmoniums zu billigsten Preisen.
Gebrauchte Pianos von 10 Thlr. bis 160 Thlr.


Man biete dem Glücke die Hand!
375,000 R.-Mark

Haupt-Gewinn im günstigen Falle bietet die allerneueste grosse Geld-Verloosung, welche von der hohen Regierung genehmigt und garantirt ist.
Die vortheilhafte Einrichtung des neuen Planes ist derart, das im Laufe von wenigen Monaten durch 7 Verloosungen 46,200 Gewinne zur sicheren Entscheidung kommen, darunter befinden sich Haupttreffer von eventuell R.-M. 375,000 speciell aber

-------------------------
1 Gewinn a M. 250,000
1 Gewinn a M. 125,000
1 Gewinn a M. 80,000
1 Gewinn a M. 60,000
1 Gewinn a M. 50,000
1 Gewinn a M. 40,000
1 Gewinn a M. 36,000
3 Gewinn a M. 30,000
3 Gewinn a M. 25,000
3 Gewinn a M. 20,000
7 Gewinn a M. 15,000
1 Gewinn a M. 12,000
23 Gewinne a M. 10,000
3 Gewinne a M. 8,000
27 Gewinne a M. 5000
52 Gewinne a M. 4000
200 Gewinne a M. 2400
410 Gewinne a M. 1200
621 Gewinne a M. 500
706 Gewinne a M. 250
25,635 Gewinne a M. 138
etc. etc.
Die Gewinnziehungen sind planmäßig amtlich festgestellt.
Zur nächsten ersten Gewinnziehung dieser grossen vom Staate garantirten Geldverloosung kostet
   1 ganzes Original-Loos nur Mark 6
   1 halbes Original-Loos nur Mark 3
   1 viertel Original-Loos nur Mark 1 1/2
Alle Aufträge werden sofort gegen Einsendung, Posteinzahlung oder Nachnahme des Betrages mit der grössten Sorgfalt ausgeführt und erhält Jedermann von uns die mit dem Staatswappen versehenen Original-Loose selbst in Händen.
Den Bestellungen werden die erforderlichen amtlichen Pläne gratis beigefügt und nach jeder Ziehung senden wir unseren Interessenten unaufgefordert amtliche Listen.
Die Auszahlung der Gewinne erfolgt stets prompt unter Staats-Garantie und kann durch directe Zusendungen oder auf Verlangen der Interessenten durch unsere Verbindungen an allen grösseren Plätzen Deutschland's veranlasst werden.
Unsere Collecte war stets vom Glücke begünstigt und hatte sich dieselbe unter vielen anderen bedeutenden Gewinnen oftmals der ersten Haupttreffer zu erfreuen, die den betreffenden Interessenten direct ausgezahlt wurden.
Voraussichtlich kann bei einem solchen auf der solidesten Basis gegründeten Unternehmen überall auf eine sehr rege Betheiligung mit Bestimmtheit gerechnet werden, und bitten wir daher, um alle Aufträge ausführen zu können, uns die Bestellungen baldigst und jedenfalls vor dem 30. November d. J. zukommen zu lassen.

Kaufmann & Simon,
Bank- und Wechsel-Geschäft in Hamburg
Ein- und Verkauf aller Staatsobligationen, Eisenbahn-Actien und Anlehensloose.

P. S. Wir danken hierdurch für das uns seither geschenkte Vertrauen und indem wir bei Beginn der neuen Verloosung zur Betheiligung einladen, werden wir uns auch fernerhin bestreben, durch stets prompte und reelle Bedienung die volle Zufriedenheit unserer Interessenten zu erlangen.

D. O.     


Zu dem am Freitag den 23. Nov. bei mir stattfindenden

Ball

erlaube ich mir meine Freunde und Bekannten hierdurch zu zahlreichem Besuche ergebenst einzuladen.

                          Gastwirth Kaven, Pogetz.


Zum

Ball

am 22. November in meinem Hause lade ich meine Freunde und Bekannten zu zahlreichem Besuche hierdurch freundlichst ein.

Gastwirth Tretow     
in Demern.          


Zum

Gänsebratenschmaus und Ball

am Mittwoch, den 28. d. M. ladet hochachtungsvoll und ergebenst ein

H. Böttcher,     
Gastwirth.       

Rieps.
NB. Weitere Einladung findet nicht statt.


Donnerstag, den 22.                          
Marienthaler Bier vom Faß
Enten-Braten.
                                                    Fr. Tesch.


Am Sonnabend ist mir ein weißes Schaaf mit linkem gestutzten Ohr, entlaufen. Wer über den Verbleib sichere Nachricht geben kann, erhält 3 M. Belohnung.

Hauswirth Kleinfeldt, Lockwisch.     


Aus meiner Buschkoppel wird seit einiger Zeit von Unbefugten Sand geholt, was ich hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung verbiete.

Hauswirth Baars     
in Niendorf.       


Gefunden wurde ein fast ganzer Käse, den der rechtmäßige Eigenthümer gegen Insertionskosten zurückerhalten kann beim

Nachtwächter Clasen.     


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen18 M -Pfennig  bis 22 M 50Pfennig.
Roggen13 M -Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Gerste13 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Hafer12 M -Pfennig  bis 14 M -Pfennig.
Erbsen13 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,25 .
Hasen d. St. M3 - 4 .
Fette Enten d. St. M1,80 .
Hühner d. St. M1,20 .
Kücken d. St. M0,75 .
Tauben d. St. M0,45 .
Gänse 500 Gr. M0,80 .
Eier 4 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 91 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 91 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 20. November 1877.


Verrathen.
Criminal=Erzählung von Ottomar König.

[ => Original lesen: 1877 Nr. 91 Seite 6]

Verrathen.
Criminal=Erzählung von Ottomar König.
[Fortsetzung.]


- Obwohl eigentlich nur Sagen und Märchen davon berichten, daß stolze Fürsten und Königstöchter ihr Herz gelegentlich schönen Hirten, Jägern oder namenlosen Helden zuwandten und sich von ihnen als Frauen heimführen ließen, so hat doch der Tod des kürzlich einer türkischen Kugel zum Opfer gefallenen Prinzen Sergei von Leuchtenberg die Erinnerung an eine alte russische Hof= und Herzensgeschichte wieder lebendig gemacht, welche bestätigt, daß der Blitzstrahl der Liebe bisweilen auch von unten nach oben fährt und selbst in den höchsten Regionen noch zündend einschlägt. Man erzählt sich die Sache also: Czar Nikolaus war auch seiner Familie ein tyrannisch strenger Herr, nur bei einem Kinde machte er eine Ausnahme, bei seiner einzigen Tochter Marie, die er abgöttisch liebte und stets mit ungewöhnlicher Milde behandelte. Eines Tages bemerkte er an seiner Tochter eine schwermüthige Niedergeschlagenheit und er fragte sie besorgt, ob ihr etwas fehle. Sie schüttelte das Köpfchen und blickte ihn traurig an, in ihrem Auge aber lag etwas wie eine stumme, scheue Bitte, und seltsam bewegt drang der Czar in sie, ihm ihr Leid rückhaltslos anzuvertrauen. Marie aber warf sich, in einen Thränenstrom ausbrechend, an die Brust des kaiserlichen Vaters und wollte noch immer nicht reden und schluchzte, als ob ihr das Herz im Leibe brechen würde. Der Czar aber neigte seine imposante Gestalt zu ihr herab und flüsterte ihr beinahe unhörbar eine Frage ins Ohr. Sie aber mußte trotzdem verstanden haben, denn sie nickte rasch mehrmals nacheinander und verbarg sich erröthend noch tiefer vor dem Blick des Vaters. Der Czar hob ihr sanft mit beiden Händen das Köpfchen empor und zwang sie, ihm ins Gesicht zu blicken . . . "Also wirklich verliebt?" fragte er lächelnd, "mein Täubchen hat sich gefangen? Und wer ist der Glückliche?" Marie aber fing wieder zu schluchzen an und verweigerte beharrlich jede Auskunft, als ob sie mit der Wahl ihres Herzens ein Verbrechen begangen. Eine leichte Wolke flog über die Stirn des stolzen Autokraten, aber er liebte sein Kind, und mit weicher beinahe einschmeichelndem Tone hub er wiederum zu forschen an: "Kenne ich ihn?" - Ein Nicken sagte Ja. - "Sehe ich ihn oft?" - Abermals ein Nicken. - "Ist er von fürstlichem Geblüt?" - Die Stimme des Czaren stockte fast bei dieser Frage. - "Ja" - Ein Stein fiel ihm bei dieser einsilbigen Antwort von der Brust. "Und nun sag' mir wenigstens, wie er aussieht?" - "Er trägt eine grüne Uniform und ist der einzige, der keinen Goldkragen hat." - Und wie ein scheues Reh schlüpfte sie aus dem Zimmer, während der Czar, in Gedanken versinkend, zurückblieb. Jetzt kannte er den Geliebten seiner Tochter wohl. Es war ein kleiner, unbedeutender Prinz aus einer depossedirten, nur halb ebenbürtigen Familie, ein Verwandter der Napoleoniden - der Czar schüttelte mißmuthig den Kopf, er konnte den Gedanken nicht fassen, daß seine einzige Tochter eine so erbärmlich schlechte Partie machen sollte. Aber Nikolaus liebte sein Kind, und 3 Monate später wurde das ganze weite Czarenreich von einem Avancement der beispiellosesten Art überrascht. Ein simpler Kapitän und Ordonnanz=Offizier wurde nacheinander zum General, zum Großkreuz des Alexander=Newsky=Ordens, zum Admiral des Reiches mit Marschalls=Rang, zum wirklichen Staatsrath und endlich - jetzt war das Räthsel allerdings erklärt - zum Großfürsten und Schwiegersohn des Czaren erhoben. Dieses glückliche Menschenkind, über welches Fortuna dergestalt ihr ganzes Füllhorn ausschüttete, nannte sich Herzog Maximilian von Leuchtenberg. Der gefallene Prinz Sergei stammte aus dieser Liebesehe der Czarentochter; er war der Enkel des stolzen Nikolaus und der Sohn der Großfürstin Maria, neben welcher sein Leichnam im Tode ruhen wird. Die Mutter allerdings hatte nach dem Tode des Herzogs - ihren Stallmeister geheirathet, der dann unter dem Namen Stroganeff geadelt wurde.
- Die Wetterpropheten haben's schlimm, denn die Zeichen für den Winter widersprechen sich. Dachse, Hamster u. s. w. haben sich überreichlich verproviantirt, Krammetsvögel sind ziemlich selten, die Engerlinge liegen sehr tief, - das sind Anzeichen eines harten Winters. - Es sind aber noch Staare da, die Bienenvölker "wächsen" nicht, die Eichhörnchen haben keine Wolle, - das sind altberechtigte Zeichen für gelinde Winter. Auswahl steht frei.
- Ueber die heldenmüthige Selbstaufopferung einer französischen Nonne erzählt die "Gazette Hebdomadaire de Medecine": "Bei einem Spaziergang wurde Schwester S. in Begleitung von 5 Kindern, deren das älteste 8 Jahre zählte, von einem großen Schäferhunde angegriffen. Das schreckliche Aussehen des Thieres, dessen Maul von Geifer triefte, ließ Sofort die Gefahr erkennen, und augenblicklich warf sie sich zwischen die entsetzten Kinder und das rasende Thier. Gleich beim ersten Anprall wurde sie furchtbar gebissen; aber während die Kinder sich schreiend an ihren Rock klammerten, warf sie sich muthig auf den Hund. Mehr als zehn Minuten lang hielt sie ihn fest, wälzte sich mit ihm auf dem Boden, suchte ihn zu ersticken, indem sie, unbekümmert um seine Bisse, ihm die Hand in den Rachen steckte. Endlich ließ der Hund, als einige Bauern zu Hülfe kamen, sein Opfer los und wurde erschlagen. Schwester S. wurde sofort in Pflege genommen; aber schon nach wenigen Tagen zeigte sich die Wasserscheu. Das edle Mädchen machte sich keine Täuschungen und sah dem grausamen Tod mit Ergebung entgegen. Sie hatte nur Sorge die aufopfernden Frauen, welche sie pflegten, zu entfernen, glücklich in ihrem Opfer und ihren Trost findend in dem Gedanken, daß sie um den Preis ihres Lebens die ihr anvertrauten Kinder gerettet habe.
- Ein junges Mädchen, Kindergärtnerin von Beruf, steht vor einigen Tagen vor dem Schaufenster einer Kunsthandlung und betrachtet eifrig die ausgestellten Kunstgrößen. Sie ist einfach, schlicht gekleidet, der Mode aber trägt sie insofern Rechnung, als an ihrem Paletot die Taschen derart angebracht erscheinen, daß sie Jedermann leichter zugänglich sind, als der Eigenthümerin. Dieser, dem Erwerb der Taschendiebe ungemein entgegenkommende Geschmack war bei unserer jungen Dame um so bedauerlicher, als aus einer der Taschen das Geldtäschchen kokett in die Welt hinausschaute und ein vorübergehender Langfinger dasselbe ohne Weiteres annektirte. Nachdem das Mädchen sich an unterschiedlichen Sängern und Sängerinnen satt gesehen, setzte sie ihren Weg fort, und als sie wegen eines keinen Einkaufes in ein Gewölbe trat, vermißte sie das Portemonnaie. Dasselbe enthielt 9 Gulden und einige Adressen. 9 Gulden sind nicht viel Geld, aber für die arme Kindergärtnerin war der Verlust empfindlich genug. Man kann sich daher die angenehme Ueberraschung derselben vorstellen, als sie den andern Tag eine Postanweisung mit 9 Gulden erhielt, welche ihren Verlust wettmachten. Auf dem Raume für schriftliche Mittheilungen aber standen folgende Zeilen. Mein Fräulein! Ich habe die Ehre, Ihnen anbei jene 9 Gulden, die ich gestern in Ihrer Brieftasche vorfand, zurückzusenden. Ich pflege nur in größeren Beträgen zu arbeiten und habe mich nie mit Kleinigkeiten abgegeben. Hochachtungsvoll Franz Moor. Trotz der schlechten Zeiten gibt es doch noch noble und humoristische Spitzbuben!
- Mehr als menschliche Geduld setzt ein Inserat des Berliner Intelligenzblattes voraus, welches lautet: "In der Buttergasse Nr. 4 werden die Haare 3 Treppen hoch geschnitten; sollte die Thüre geschlossen sein, so bittet man von Morgens 8 bis Abends 9 Uhr zu klingeln."


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