No. 90
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 16. November
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1877 Nr. 90 Seite 1]

   Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß unter den Schafen zu Niendorf die Räudekrankheit ausgebrochen ist.
   Zugleich wird den Besitzern der erkrankten Schafe die Beobachtung der mittelst Bekanntmachung vom 20. März d. J. veröffentlichten Vorsichtsmaßregeln hiermit bei 20 M. Strafe aufgegeben.
   Schönberg, den 12. November 1877.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.


Politische Rundschau.

Der Kaiser von Rußland hat in Veranlassung des Hinscheidens des General=Feldmarschalls Grafen von Wrangel unserem Kaiser telegraphisch seine aufrichtigste Theilnahme bei dem Tode dieses "ältesten Soldaten der preußischen Armee" und zugleich sein lebhaftes Bedauern darüber aussprechen lassen, daß es nicht möglich sei, von dem vor dem Feinde stehenden Regimente, dessen Chef der verewigte Feldmarschall gewesen, eine Deputation hierher zu senden, um dem Dahingeschiedenen bei der Bestattungsfeier die letzte Ehre zu erweisen.
Auch die Königin von England hat der Wittwe des Feldmarschalls Grafen Wrangel ihr Beileid ausgedrückt.
Im Reichsgesundheitsamt ist die Commission zusammengetreten, welche ein Normalstatut für locale Untersuchungsstationen zu Gesundheitszwecken (Fälschung von Lebensmitteln) entwerfen soll.
Die Anfertigung des Braut=Spitzentrousseau's der Prinzessinnen Charlotte und Elisabeth von Preußen ist der Berliner Spitzenmanufactur von B. Wechselmann übertragen worden.
- Es werden Rauchopfer sein, die wir dem Deutschen Reiche bringen müssen, damit es eigene Einnahmen bekommt. Die Sachverständigen suchen nämlich nach einer Steuer für das Reich, die 1) tüchtig flutscht und 2) leicht einzuheben ist und nicht wehe thut, wie sie sagen. Eine solche Steuer soll die Tabackssteuer oder auch ein Tabacks=Monopol des Reiches werden, wie solche Monopole in Oesterreich, Frankreich und in Italien schon lange bestehen und große Summen abwerfen. Von der Salzsteuer, sagen die betr. Steuersucher, kämen im Reiche auf den Kopf 93 Pfennige, von dem Tabak nur 35 Pfg. Sie finden das unleidlich und trösten die Raucher damit, daß eine reichlich lohnende Besteuerung des Stink=Krautes viele andere Steuern unnöthig machen werde.
Der Criminalsenat des Kammergerichts hat das Erkenntniß des Kreisgerichtes bestätigt, durch welches der Schriftsteller Rudolph Meyer wegen Beleidigung des Fürsten Bismarck zu 9 Monaten Gefängniß verurtheilt worden ist. Die Beleidigung fand sich bekanntlich in einem Artikel der von Meyer herausgegebenen "Sozialpolitischen Correspondenz", der die (falsche) Enthüllung der "Reichsglocke" besprach, daß Fürst Bismarck bei der Gründung der Preuß. Central=Boden=Credit=Actiengesellschaft sich betheiligt habe.
In Rom wurde neulich der Jesuit Cruci's aus dem Jesuitenorden ausgestoßen, weil er eine Schrift veröffentlicht hatte, in welcher er den Standpunkt vertritt, daß es rathsam sei, daß der Papst seinen Widerspruch gegen die politische Umgestaltung Italiens aufgebe und sich mit dem Könige versöhne. Wie aus Rom berichtet wird, hat sich nunmehr ergeben, daß Cruci's damit ausgesprochen hat, was viele Cardinäle und andere im Vatican einflußreiche Männer denken und es scheint, daß selbst der Kanzler des Papstes, Simeoni, einem Ausgleich nicht ganz abgeneigt sei. Man glaubt, daß die Jesuiten jetzt die Ausstoßung Cruci's aus dem Orden bereuen, weil sie dadurch nur Oel ins Feuer gegossen haben, welches sonst wohl still verglommen wäre.
Eine anglo=französische Gesellschaft hat für 8 1/2 Millionen Francs eine große Strecke Landes in der unmittelbaren Nähe von Paris - zwischen Colombes, Courbevoie und Bezons - angekauft, um daselbst eine vorläufig auf 10,000 Einwohner berechnete Stadt zu gründen. Die Arbeiten für Straßenbauten und großartige Wasserleitungen werden sofort in Angriff genommen, und die Compagnie läßt fünfhundert zweistöckige Häuser bauen, welche an die zuerst sich ansiedelnden Bewohner verkauft oder vermiethet werden sollen. Ein ähnliches Unternehmer die Gründung der Stadt Vesinet zwischen Paris und Saint=Germain, wurde vor zehn Jahren von Herrn Alphonse Pallu angeregt und hat bei der seitherigen Durchführung guten Erfolg gehabt.
Vom Kriegsschauplatze. Die Russen rücken nunmehr Osman Pascha hart zu Leibe. Die Erstürmung des Grünen Berges bei Krischin durch General Skobeleff ist eine derartige Gefahr für Plewna geworden, daß die Türken dreimal denselben und jedesmal vergeblich zurückzuerobern suchten. General Skobeleff hat durch diese Erstürmung die Scharte ausgewetzt, die er am 11. und 12. September bei Plewna und zwar fast genau an derselben Stelle erlitten hat. Diese neue Offensivoperation Skobeleffs deutet darauf hin, daß die Russen Plewna nicht aushungern, sondern einen neuen Versuch, dasselbe durch Sturm zu nehmen, machen wollen. Sie sind diesmal an Zahl so überlegen, daß ihnen die Attaque, wenn auch unter immensen Verlusten, glücken dürfte. Es sind nämlich seit dem berühmten Namenstage des Czaren nicht blos die Garden dort eingetroffen, sondern auch zahlreiche Depot=Bataillone (Ersatztruppen), welche die durch die Türkischen Kugeln gerissenen Lücken so ziemlich wieder ausgefüllt haben, so daß die mehr als decimirt gewesenen Armeecorps wieder nahezu den vollen Stand haben sollen, wie beim Ausrücken. Die Russisch=Rumänische Armee vor Plewna besteht demnach gegenwärtig aus zusammen 140,000 bis 150,000 Mann, denen höchstens 50,000 Türken gegenüber stehen. Die Russen haben also dreifache Uebermacht. Unter diesen Umständen dürfte auch ein

[ => Original lesen: 1877 Nr. 90 Seite 2]

Entsatz=Armee, wenn sie nicht weniges 100,000 Mann stark ist, wenig Aussicht auf Erfolg haben.


- Der österreichische Magnat Prinz Rudolph Liechtenstein hat sich mit der Schauspielerin Hedwig Stein vermählt, nachdem er sich von seiner ersten Frau, einer Gräfin Sermage hatte scheiden lassen.
- Frankreich hat nach der Zählung vom August 1876 36,905,291 Einwohner, 802,000 oder 2,17 Proz. mehr als 1872. Paris hat 1,988,000, Lyon 342,000, Marseille 318,000, Bordeaux 215 000, Lille 162,000, Toulouse 131,000, Nantes 122,000, Rouen 104,000, Havre 92,000 Einwohner.
- Eine alte Prophezeihung in Wien lautet:
Quando Marcus Pascha dabit, Antonius Pentecosta abit et Joannes in corpore stabit, totus mundus vae clamabit. Das heißt zu Deutsch: Wenn das Osterfest auf den St. Marcustag (25. April) fällt, Pfingsten auf St. Anton von Padua (13. Juni) und das Fronleichnamsfest auf St. Johann d. Täufer (24. Juni), dann wird alle Welt wehklagen, nämlich wegen bisher unerhörter Bedrängnisse - In der That fiel das Osterfest seit langer Zeit (1734) nicht auf den Marcustag (späteste Ostern waren in den letzten 25 Jahren 1859, nämlich am 24. April); erst In dem Jahre 1886 ist das Osterfest wieder an St. Marcus (25. April), aber auf so lange Zeit hinaus ängstigen wir uns schon lange nicht mehr, das haben wir in der Schwere der letzten Jahrzehnte verlernt. Hat doch jeder Tag seine eigene Plage.


Anzeigen.

Nachdem die Erbschaft der am 9. Juni v. J. zu Domhof Ratzeburg verstorbenen Advocaten Rohrdantz wegen Ueberschuldung von den Intestaterben ausgeschlagen worden, ist nicht so viel unstreitige Masse ermittelt, daß daraus die Kosten eines zu eröffnenden Concurses bestritten werden können, indem der größte Theil des vorhandenen Mobiliars von der Wittwe, als ihr Eigenthum in Anspruch genommen wird. Es werden deshalb die Creditoren des p. Rohrdantz hierdurch aufgefordert, binnen 4 Wochen für die Concurskosten einen Vorschuß zum Betrage von 150 Mark bei Gericht einzuzahlen, widrigenfalls die von ihr vindicirten Mobilien der Wittwe überlassen und die übrige Masse derselben auf ihre Illatenforderung zum Betrage von 1000 Thlr. wird überwiesen werden.
Neustrelitz, den 5. November 1877.

Großherzogl. mecklenb. Justiz=Canzlei.
E. v. Blücher.
(L. S.)                                                     Scharenberg.


In das hiesige Handelsregister Fol. XXI Nr. 34. betreffend die Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt zu Schönberg, ist heute eingetragen:

Col. 6: "Das statutenmäßig ausscheidende erste Mitglied des Directorii der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt hieselbst, Oberamtmann Stamer zu Mechow, ist in der am 22. October d. J. abgehaltenen ordentlichen Generalversammlung der Actionäre dieser Anstalt als Mitglied des Directorii einstimmig wiedergewählt worden und als solches durch die ad [18] act. anliegende notarielle Urkunde d. d. Schönberg, den 22. October d. J., welche auch die Erklärung der Annahme der Wahl und Zeichnung des Namens seitens des etc. Stamer enthält, legitimirt."

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 26. October 1877.
Das Handelsgericht.
v. Arnim.

A. Dufft.     


In Sachen betreffend des Concurs über das Vermögen des Mühlenbesitzers A. Capell zum Hammer steht zur Erklärung der Gläubiger über die Liquidate ein Termin auf

Freitag, den 14. December d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Concursgerichte an, zu welchem die nicht präcludirten Capell'schen Gläubiger, bei Strafe der Anerkennung der Liquidate und des Gebundenseins an die Concursgerichtswegen genehmigten Beschlüsse der erschienenen Gläubiger, hiemit geladen werden.
Schönberg, den 10. November 1877.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     


Die zum Nachlasse des Tischlermeisters D. Greif zu Schönberg gehörigen Grundstücke, als:

1) das zu Schönberg an der Siemzerstraße sub Nr. 130 belegene Wohnhaus c. p.;
2) das auf dem hiesigen Stadtfelde, im Mühlenkamp, belegene Ackerstück;
3) das auf dem hiesigen Stadtfelde, im Rübenkamp, belegene Ackerstück;
4) das auf dem hiesigen Stadtfelde, im Mühlenkamp, belegene Ackerstück
sollen auf Antrag der D. Greif'schen Erben und nach ertheiltem obervormundschaftlichen Veräußerungsdecrete öffentlich meistbietend verkauft werden.
Zu solchem Zwecke steht ein Termin auf

Freitag, den 7. December d. Js.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Gerichte an, zu welchem Kaufliebhaber mit dem Bemerken hiemit geladen werden, daß die Besichtigung der Grundstücke nach zuvoriger Meldung bei den Greif'schen Vormündern, Schmiedemeister Oldenburg und Webermeister Oldörp hieselbst, freisteht und die Verkaufsbedingungen auf der Gerichts=Registratur einzusehen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten sind.
Schönberg, den 8. November 1877.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Auctions=Anzeige.

Am

Dienstag, den 20. und Mittwoch, den 21. dieses Monats,

jedesmal von 9 Uhr Morgens an, sollen im Locale des Gastwirths Herrn Blenck hieselbst auftragsmäßig für Rechnung, den es angeht, nachfolgende Gegenstände:

mehrere Sophas, verschiedene Tische, circa 2 Dutzend Rohr= und Polsterstühle, mehrere Stand Betten, circa 8 Bettstellen, theilweise mit Matratzen, 1 Schreibtisch, 1 Lehnstuhl, Commoden, 1 Kleiderschrank, 1 gut erhaltenes Fortepiano, Garderobenständer, 1 Zeugrolle, Porzellan= und Glassachen, Haus= und Küchengeräth, 1 doppelläufiges Gewehr mit Futteral, 1 Aneroid=Barometer u. s. w. u. s. w.
öffentlich meistbietend gegen sofortige Baarzahlung verkauft werden, wozu ich Kaufliebhaber hindurch einlade.
Rehna, den 10. November 1877.

Bruse, Stadtsecr.     


Auction.

Am Freitag, den 23. November c., Mittags 12 Uhr, sollen im Kruge zu Campow an abgepfändeten Gegenständen in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

2 rothe Kühe, 1 rothe Starke, 10 Schaafe, 1 großer Milchenschrank, 1 Decimalwaage mit Gewichten, 1 großer Tisch, 1 Rommel, 1 Phaeton.
Schlagsdorf, den 12. November 1877.

Krüger, Landreiter.     


In meinem Pensionate können zu Weihnachten d. J. oder zu Ostern nächsten Jahres noch einige junge Mädchen Aufnahme finden, die eine hiesige Schule oder ein Seminar besuchen sollen. Gewissenhafte körperliche, wie geistige Pflege wird zugesichert. Nähere Auskunft zu ertheilen sind gerne bereit: Herr Superintendent Bard hieselbst, sowie Herr von Behr auf Mühlenbeck bei Zachun und Frau Rentier Ueltzen=Schwerin.
Schwerin, den 10. Nov. 1877.

Bertha Martens,     
geb. Burger.        


[ => Original lesen: 1877 Nr. 90 Seite 3]

Ich erlaube mir die ergebenste Anzeige zu machen, daß ich mich hier als

Herrenkleidermacher

etablirt habe, und bitte das geschätzte Publikum von Schönberg und Umgegend, mich mit ihren Aufträgen zu beehren, indem ich reelle Arbeit und solide Preise verspreche.

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Schönberg und Carlow.


Stiftungsfest
des
Sonnabend-Vereins zu Schönberg
am
Dienstag den 27. November 1877.
-------------
Programm.
Musikalische und mündliche Vorträge.
Abendessen. Ball.
Anfang 6 1/2 Uhr.
                                                    Der Vorstand.


Ueber Spielwerke.

Im Inseratentheile unseres Blattes finden unsere verehrten Leser und schönen Leserinnen wiederum, wie alljährlich, die Empfehlungen der weltberühmten Spielwerke von Herrn J. Heller in Bern. Derselbe liefert diese so allgemein beliebten Werke in einer geradezu staunenerregenden Vollkommenheit; wir können daher Jedermann nicht warm genug empfehlen, sich ein Spielwerk anzuschaffen, und bietet die bevorstehende Weihnachtszeit die schönste Gelegenheit hierzu; kein Gegenstand, noch so kostbar, ersetzt ein solches Werk.
Was kann wohl der Gatte der Gattin, der Bräutigam der Braut, der Freund dem Freunde Schöneres und Willkommeneres schenken? Denjenigen in vorgerückten Jahren vergegenwärtigt es glücklich verlebte Zeiten; es tröstet den unglücklich Liebenden; es klagt, lacht und hofft mit ihm; dem Leidenden, dem Kranken gewährt es die angenehmste Zerstreuung; dem Einsamen ist es ein treuer Gesellschafter; es erhöht die Gemüthlichkeit der langem Winterabende im häuslichen Kreise u. s. w.
Hervorheben möchten wir noch ganz besonders die nur zu lobende Idee vieler der Herren Wirthe, die sich ein solches Werk zur Unterhaltung der Gäste angeschafft. Die gemachte Ausgabe hat dieselben, wie uns von mehreren Seiten bestätigt wird, nicht gereut; es erweist sich somit auch deren praktischer Nutzen auf's Evidenteste und möchten wir allen Herren Wirthen rathen, sich ohne säumen ein Spielwerk anzuschaffen, da die Gäste stets dahin wiederkehren, wo ihnen eine solche Unterhaltung geboten.
Wir bemerken noch, daß die Wahl der einzelnen Stücke eine fein durchdachte ist; die neuesten, sowie die beliebtesten älteren Opern, Operetten, Tänze und Lieder heiteren und ernsten Genres finden sich in den Heller'schen Werken auf das Schönste vereinigt. Kurz, wir können keinen aufrichtigeren und wohlmeinenderen Wunsch an die geneigten Leser und Leserinnen unseres Blattes aussprechen, als den, sich recht bald in den Besitz eines Heller'schen Spielwerkes zu setzen; reichhaltige illustrirte Preis=Courante werden Jedermann franco zugesandt.
Wie wir vernehmen, werden von Händlern gewöhnlich andere Werke für Heller'sche angepriesen; jedes seiner Werke und Dosen trägt seinen Namen; alle anderen sind fremde, auch diejenigen mit geschriebenen Namen.
Wir rathen Jedermann, sich direkt an das Haus zu wenden.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 90 Seite 4]

Der Kalender für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1878

ist erschienen und an den bekannten Verkaufsstellen zu 25 Pfennigen das Stück zu haben.

Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.     


Man biete dem Glücke die Hand!
375,000 R.-Mark

Haupt-Gewinn im günstigen Falle bietet die allerneueste grosse Geld-Verloosung, welche von der hohen Regierung genehmigt und garantirt ist.
Die vortheilhafte Einrichtung des neuen Planes ist derart, das im Laufe von wenigen Monaten durch 7 Verloosungen 46,200 Gewinne zur sicheren Entscheidung kommen, darunter befinden sich Haupttreffer von eventuell R.-M. 375,000 speciell aber

-------------------------
1 Gewinn a M. 250,000
1 Gewinn a M. 125,000
1 Gewinn a M. 80,000
1 Gewinn a M. 60,000
1 Gewinn a M. 50,000
1 Gewinn a M. 40,000
1 Gewinn a M. 36,000
3 Gewinn a M. 30,000
3 Gewinn a M. 25,000
3 Gewinn a M. 20,000
7 Gewinn a M. 15,000
1 Gewinn a M. 12,000
23 Gewinne a M. 10,000
3 Gewinne a M. 8,000
27 Gewinne a M. 5000
52 Gewinne a M. 4000
200 Gewinne a M. 2400
410 Gewinne a M. 1200
621 Gewinne a M. 500
706 Gewinne a M. 250
25,635 Gewinne a M. 138
etc. etc.
Die Gewinnziehungen sind planmäßig amtlich festgestellt.
Zur nächsten ersten Gewinnziehung dieser grossen vom Staate garantirten Geldverloosung kostet
   1 ganzes Original-Loos nur Mark 6
   1 halbes Original-Loos nur Mark 3
   1 viertel Original-Loos nur Mark 1 1/2
Alle Aufträge werden sofort gegen Einsendung, Posteinzahlung oder Nachnahme des Betrages mit der grössten Sorgfalt ausgeführt und erhält Jedermann von uns die mit dem Staatswappen versehenen Original-Loose selbst in Händen.
Den Bestellungen werden die erforderlichen amtlichen Pläne gratis beigefügt und nach jeder Ziehung senden wir unseren Interessenten unaufgefordert amtliche Listen.
Die Auszahlung der Gewinne erfolgt stets prompt unter Staats-Garantie und kann durch directe Zusendungen oder auf Verlangen der Interessenten durch unsere Verbindungen an allen grösseren Plätzen Deutschland's veranlasst werden.
Unsere Collecte war stets vom Glücke begünstigt und hatte sich dieselbe unter vielen anderen bedeutenden Gewinnen oftmals der ersten Haupttreffer zu erfreuen, die den betreffenden Interessenten direct ausgezahlt wurden.
Voraussichtlich kann bei einem solchen auf der solidesten Basis gegründeten Unternehmen überall auf eine sehr rege Betheiligung mit Bestimmtheit gerechnet werden, und bitten wir daher, um alle Aufträge ausführen zu können, uns die Bestellungen baldigst und jedenfalls vor dem 30. November d. J. zukommen zu lassen.

Kaufmann & Simon,
Bank- und Wechsel-Geschäft in Hamburg
Ein- und Verkauf aller Staatsobligationen, Eisenbahn-Actien und Anlehensloose.

P. S. Wir danken hierdurch für das uns seither geschenkte Vertrauen und indem wir bei Beginn der neuen Verloosung zur Betheiligung einladen, werden wir uns auch fernerhin bestreben, durch stets prompte und reelle Bedienung die volle Zufriedenheit unserer Interessenten zu erlangen.

D. O.     


Aus meiner Buschkoppel wird seit einiger Zeit von Unbefugten Sand geholt, was ich hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung verbiete.

Hauswirth Baars     
in Niendorf.       


Heute
Marienth. Bier vom Faß
und
frische Bierwürstel,
wozu freundlichst einladet                          
                                                    Fr. Tesch, Schönberg.


Von

Prima böhm. Salon=Stück=Kohlen,
Braunkohlenbriquettes,
Westph. Ruß=, Stück= und Schmiede=Kohlen

erwarte Zufuhr in den nächsten Tagen und offerire selbe ab Bahnhof billigstens.
Ab Lager höhere Preise und bei Bezug von 200 resp. 220 Ctr. Zechepreise.

F. Heitmann.     
Schönberg.        


Der Feldweg vom hiesigen Hofe über die Eisenbahn ist vom 14. November d. J. ab wegen Sielbaues gesperrt.

Hof Wahrsow.                                                    W. Hörcher.


Zum

Ball

am 22. November in meinem Hause lade ich meine Freunde und Bekannten zu zahlreichem Besuche hierdurch freundlichst ein.

Gastwirth Tretow     
in Demern.          


Zu dem bei mir am Sonntag den 18. d. Mts. stattfindenden

Kaffee=Ball

ladet freundlichst ein

Reimar, Gastwirth.     

Schlagsdorf, den 12. November 1877.


Zu dem am Freitag den 23. Nov. bei mir stattfindenden

Ball

erlaube ich mir meine Freunde und Bekannten hierdurch zu zahlreichem Besuche ergebenst einzuladen.

                          Gastwirth Kaven, Pogetz.


Zu dem am

Dienstag den 20. d. M.

bei mir stattfindenden

Bauernball

erlaube ich mir sowohl die geehrten Hauswirthe als auch meine geschätzten Gönner zur gütigen Theilnahme hierdurch einzuladen.

Gastwirthin Boye.     
Schönberg.          


Kirchliche Nachrichten.

Sonntage 18. November.
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen18 M -Pfennig  bis 23 M -Pfennig.
Roggen13 M -Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Gerste13 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Hafer12 M -Pfennig  bis 14 M -Pfennig.
Erbsen13 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,25 .
Hasen d. St. M3 - 4 .
Fette Enten d. St. M1,80 .
Hühner d. St. M1,20 .
Kücken d. St. M0,75 .
Tauben d. St. M0,45 .
Gänse 500 Gr. M0,80 .
Eier 4 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 90 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 90 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 16. November 1877.


- Aus des alten Wrangel Leben seien ein paar Characterzüge herausgehoben, die ihn kennzeichnen. In der Schlacht bei Heilsberg (1807) erwarb er sich durch einen Angriff auf französische Cavallerie den ersten Orden, aber sogleich den höchsten, den Orden pour le mérite, den der alte Fritz für die Fälle heldenmüthiger Tapferkeit gestiftet hatte; ein eisernes Kreuz gab es damals noch nicht. In dem Feldzug von 1814 gegen Napoleon hatte er einmal mit seinen ostpreußischen Kürassieren den Rückzug des russischen General Kapzewitsch zu decken und wurde von den Franzosen umgangen. Es gab keinen anderen Ausweg als sich durchzuschlagen. Wrangel zögerte keinen Augenblick. Den Parlamentär, der ihn zur Uebergabe aufforderte, zurückweisend, rief er seinen Leuten zu: Wir sind von allen Seiten von feindlichen Colonnen umringt, wir müssen uns durchschlagen. Ich werde stets an Eurer Spitze kämpfen, ich breche die Bahn, festgeschlossen folgt mir! Nun in Gottes Namen vorwärts - und brachte das Regiment glücklich zum General Ziethen zurück, der es für verloren gehalten hatte. Er wurde dafür zum Commandeur eines Dragoner=Regiments ernannt. Im Jahre 1840 war er kommandirender General in Königsberg. Er sah nur Heil in einem starken Königthum von Gottes Gnaden. Herr von Schön, der Oberpräsident und alte Freund des Königs Friedrich Wilhelm IV., war liberal und war für eine Verfassung thätig. Wrangel kam darüber mit ihm und sogar mit dem König wiederholt in hartem Streit und wurde in Ungnaden abberufen, erhielt aber das Commando des Pommerschen Armeecorps. Nachdem er bei seiner persönlichen Meldung in Berlin dem König seinen Dank dafür abgestattet, daß Se. Majestät, obwohl mit seinen politischen Ansichten unzufrieden, ihm dennoch das Commando anvertraut habe, fügte er hinzu, daß er unterthänigst bemerken müsse, "daß er seine conservativen Ansichten nie ändern werde, noch könne." Der König entließ ihn ohne ein Wort der Erwiderung. - Auch später einmal in Pommern sagte er zu dem König auf den Thurm in Colberg deutend: Sollten Ew. Majestät wieder einmal wegen meiner politischen Gesinnungen mit mir unzufrieden sein, so haben Sie die Gnade, mich zum Commandanten von Colberg zu machen, wo mein Vater lange treu gedient hat. - Der König, bei dem damals der Umschwung schon stattgefunden hatte, sagte ernst: Sie haben Recht gehabt, daß v. Schön's liberales Wirken sich meiner Regierung feindlich gezeigt hat; es war mir eine bittere Erfahrung. Dann reichte er ihm die Hand: Vergessen Sie, daß ich Sie verkennen konnte. Ende 1850, kurz vor den Tagen, da Preußen zur Durchführung der politischen Union sein Heer gegen Oesterreich und dessen Verbündete marschiren ließ (Bronnzell), schrieb Wrangel an den damals bei dem König sehr einflußreichen General v. Gerlach folgenden Brief: "Die unheilvolle Politik, die Preußen in der letzten Zeit verfolgt, hat uns völlig isolirt; unsere alten treuen Freunde, sie stehen jetzt in den Reihen unserer erbittertsten Feinde; selbst die Fürsten, die durch die heiligsten Bande der Verwandtschaft mit unserem Königshause verbunden, auch sie kehren sich, wenn auch mit blutendem Herzen, von uns ab und werden unsere Widersacher. Allein steht Preußen da und ist im Begriffe das Schwert zu ziehen gegen fast alle gesalbten Häupter von Europa. Kein Alliirter will offen mit uns gehen, aber dennoch werden bei dem ersten Kanonenschuß Tausende und abermal Tausende und vielleicht ganze Völkerstämme wie aus Grabesdunkel erstehen und sich drängen, um unter Preußens heiliger Standarte den Kampf mit uns zu machen. Wehe und aber wehe, wenn Preußen diese Rotte zu seinem Bundesgenossen annehmen sollte, uns würde die Strafe des Höchsten so gewiß treffen, als der Sonne der Tag folgt; denn diese Verbündeten sind Eidbrüchige und daher von Gott verflucht, weil sie sich ihrem angestammten Fürsten widersetzen. Preußens Ehre, dieses heilige Vermächtnis unserer Väter (für die auch ich mein Blut freudig vergossen habe), wird von unserem theueren ritterlichen Könige und durch Preußens treue Söhne wohl bewahrt und vertheidigt werden, kann aber nie durch eine Fehde gegen alle durch Gottes Gnade auf den Thronen sitzenden Fürsten erkämpft werden. Wer Preußens Ehre wahren will, der wende sich ab von der eidbrüchigen Rotte, denn wer mittrinkt aus einem Kelche - der trinkt sich selber das Gericht. Ew. Excellenz ersuche ich dieses Schreiben Sr. Majestät dem Könige ehrfurchtsvoll vorzulegen. Berlin, den 30. October 1850. v. Wrangel."
- Aus Hamburg wird unterm 11. November über die Ermordung eines Knaben im Hammerbrook Folgendes berichtet: Am Freitag Abend gegen 9 Uhr hörte ein Everführer, als er in der Nähe der Banks= und Ernststraße patrouillirte, daß eine Kindesstimme ausrief: "Vater, Mutter, was wollt Ihr thun, habt Erbarmen; bedenkt doch, es giebt einen Gott, der Euch sieht!" Kaum war der letzte Ruf verhallt, als der Everführer ein starkes Plätschern im Wasser vernahm. Er eilte dem Mittelkanal zu und sah, wie drei Personen, zwei Männer und ein Frauenzimmer, eiligst davon liefen. Leider gelang es ihm nicht, die Leute wieder einzuholen. Es wurde sofort in dem Canal gefischt und endlich die Leiche eines 10jährigen Knaben aus dem Wasser hervor gezogen. Der ermordete Knabe war mit einem blau und weiß gestreiften Hemd, dunkelblauem Jacket, einem melirten Halstuch und Schnürstiefeln bekleidet. In seinem Beinkleid befand sich eine Mundharmonika. Da seine gesammten Kleidungsstücke, sowie sein Taschentuch ohne Namenszeichen waren, so bieten dieselben zur Feststellung der Identität des umgebrachten Knaben und zur Ermittelung der Thäter sogleich noch keine Anhaltspunkte dar. Man vermuthet, daß jene drei Personen sich eines Verbrechens schuldig gemacht haben, wovon der Knabe Kenntniß erlangt. Auch bringt man diese That mit dem vor einigen Wochen stattgehabten Verschwinden eines noch nicht wieder aufgefundenen Erdarbeiten=Unternehmers in Verbindung.
- In Barmen wurden am 7. Novbr. 7 Spezereihändler wegen Verkaufs von verfälschtem Zimmt zu je 30 Mark verurtheilt. Die Angeschuldigten suchten sich damit zu entschuldigen, daß sie behaupteten, sie hätten nicht gewußt, daß der Zimmt verfälscht gewesen sei. Der Polizeirichter erwog jedoch, daß die Händler, wenn sie vom Grossisten Zimmt beziehen, der pro Pfund nur eine Mark und darunter kostet, wissen müßten, daß der Zimmt verfälscht sei, weil reine Waare pro Pfund 6-7 Mark koste. Nächstens werden sich in Barmen weitere Spezereihändler zu verantworten haben, weil sie verfälschten Pfeffer, Essig, Petroleum etc. verkauft haben. Auch ist gegen eine Mannheimer Großhandlung, von der ein Theil des oben erwähnten Zimmt bezogen worden ist, eine Untersuchung eingeleitet.
- Einer der albernsten Späße ist es, einem sich Setzenden den Stuhl wegzuziehen. In Mainz fiel ein junger Mann bei solchem Spaß zu Boden und biß sich die Zunge ab.
- Aus Schottland kommen traurige Nachrichten über die Ernte. Seit Menschengedenken hat es in einem Jahre in Schottland nicht so viel geregnet, wie in den zwölf Monaten bis zu Michaelis. Die Folgen lassen sich denken. Im mittleren Schottland hat man mit der Ernte eigentlich erst gegen Mitte September angefangen. Im Norden begannen Hafer und Gerste vielfach erst am 1. October die Farbe zu wechseln. Bis dahin waren sie grasgrün. Die Weiden sind den Sommer hindurch so naß gewesen, daß das Vieh sich kaum hat niederlegen können, deshalb hat es auch trotz des reich=

[ => Original lesen: 1877 Nr. 90 Seite 6]

lichsten Futters nur sehr mäßig an Gewicht zugenommen. Bei dem gegenwärtigen Futtermangel ist das Vieh überdies billig. Um das Uebel voll zu machen, fiel am 11. October unerwartet 2 Zoll Schnee. Es folgte ein scharfer Frost, der alle grünen Feldfrüchte vernichtete, und seitdem hausen abwechselnd Regen, Schnee und Sturm.
- In Folge der überaus günstig ausgefallenen Versuche mit dem Telephon hat sich die Kaiserliche Telegraphen=Verwaltung veranlaßt gesehen, bei der Firma Siemens und Halske in Berlin 200 solcher Apparate zu bestellen, welche zur Errichtung einer entsprechenden Anzahl von Telephon=Stationen dienen sollen. Hierfür sind zunächst solche kleinere Poststationen beziehungsweise Agenturen ins Auge gefaßt, bei denen der Verkehr zu gering ist, um die Einrichtung einer Telegraphen=Station und die Ausbildung eines Beamten zum Telegraphendienst lohnend erscheinend zu lassen. Letzteres würde aber bei einer Telegraphen=Station nicht erforderlich sein, da ohne specielle Vorbildung jeder Beamte sofort im Stande ist, sich des Telephons zur Beförderung von Depeschen zu bedienen. Was nun den Apparat selbst betrifft, so beruht derselbe darauf, daß jedem Tone eine ganz bestimmte Anzahl von Schwingungen der Luft beziehungsweise fester Körper entspricht. Bei diesem Instrumente wird gegen eine in einem Holzgehäuse befindliche dünne Eisenplatte gesprochen und diese dadurch in den Tönen entsprechende Schwingungen versetzt. Der andern Seite der Platte gegenüber befindet sich der Pol eines senkrecht zu ihr stehenden Stabmagneten. Die Platte dient Letzterem somit als Anker, ist von ihm aber etwas entfernt. In Folge der Schwingungen wird sie dem Pole genähert, resp. von ihm entfernt, und dadurch die Stärke des Magnetismus des Stabes verändert. Um diesen Pol ist ferner eine Rolle isolirten Kupferdrahtes gewickelt, deren Ende zu den zwei Leitungsdrähten führen die ihrerseits wieder am anderen Ende mit einem gleichen Instrumente in Verbindung stehen, wodurch ein geschlossener Stromkreis ohne Batterie und Erdverbindung hergestellt ist. Durch die Veränderung des Magnetismus im Stabe werden nun in der Drahtrolle Inductionsströme erzeugt, welche an dem Apparate der anderen Station dieselbe Wirkung auf den dortigen Magneten ausüben, also seine Anziehungskraft entsprechend ändern und somit veranlassen, daß die ihm gegenüberstehende Eisenplatte bald mehr bald weniger stark angezogen und mithin in dieselben Schwingungen wie die Platte der Aufgabestation versetzt wird. Hierdurch wird aber bewirkt, daß das an das Instrument der Empfangsstation gehaltene Ohr dieselben Schallwellen erhält und somit die ankommenden Worte zum Verständniß gelangen. Das ganze Instrument ist 5 1/2 Zoll lang, sehr einfach construirt, billig herzustellen und dürfte ihm eine große Zukunft bevorstehen.
- Der russisch türkische Krieg bekommt Concurrenz in Ostasien. China und Siam sind nahe daran, über einander herzufallen. Siam hat sich seit zwanzig Jahren geweigert, Boten mit Tribut zu senden und die Oberhoheit China's anzuerkennen. Die Chinesen verlangen jetzt drohend den vollständigen rückständigen Tribut, während Siam auf seine Verträge mit auswärtigen Mächten verweist, die für seine Unabhängigkeit zeugten.
- Der "Goslarschen Krsztg." wird von einem Braunschweiger Lotterie=Ober=Collecteur versichert, daß in diesem Herbste die Lotterie=Spielsucht im Publikum Norddeutschlands so zugenommen hat, daß, um den Bedarf herzustellen, mit höchster Genehmigung die Hamburger Lotterie um 6000, die Braunschweiger Lotterie um 2000 ganze Loose vermehrt worden ist.
- Die Marktpolizei hat am Freitag Abend auf dem Dönhofsplatze in Berlin den ganzen Inhalt eines Gänsewagens confiscirt, weil die Waare verdorben war. Das milde Wetter bereitet den Gänsehändlern, die nur todte und gerupfte Gänse zu Markte bringen, viele Verluste und verleidet dem Publikum oft den Gänsebraten.
- Die Militärverwaltung in Wien ließ aus Interesse an der Sache Brod von jeder Gattung kommen, wie solches die Nahrung der russischen Soldaten auf dem Kriegsschauplatze bildet und übergab dasselbe Fachmännern zur genauen Untersuchung. Diese lieferte ein Ergebniß, welches es begreiflich macht, daß die russischen Intendanten und Lieferanten kriegsrechtlich halbdutzendweise erschossen werden. Jenes Brod enthält nämlich nicht weniger als 19 Proc. Sägespäne und 14 Proc. Sand.
- Der Versuch mit der Eisenpflasterung sollte in Berlin in der Neuen Wilhelmsstraße gemacht werden. Indeß hat man diese Strecke dafür wohl nicht geeignet gefunden, denn der Versuch wird jetzt Unter den Linden auf dem inneren Fahrwege ins Werk gesetzt. Von dieser Art, obgleich sehr theuer. verspricht man sich große Leistungsfähigkeit. Sie wird so hergestellt, daß unten eine Lage größerer Steine ausgebreitet, mit Kies beworfen, mit der Dampfwalze eingewalzt und dann mit grobem Sande bedeckt wird. Darauf werden dann große viereckige Granitsteine in regelmäßigen Reihen gestellt und schließlich werden die Zwischenräume mit einer flüssigen Mischung von Cement und Gyps ausgefüllt. Das Ganze wird, wenn es trocken, noch mit Sand bedeckt.
- Des Fürsten Bismarck Lieblingshund Nero hat, wie die Sektion ergeben hat, den Tod durch Vergiftung gefunden. Der Fürst sowie die Fürstin haben je 300 Mark auf die Entdeckung des Thäters ausgesetzt. Ueber Nero's Bestattung schreibt man dem "B. Tgbl." aus der Nähe Varzins: "In einer Kiste auf Stroh, das mit einer schwarzen Sammthülle bedeckt war, lag Nero. Eine zweite schwarze Sammtdecke diente als faltenreicher Ueberwurf. Acht schwarz gekleidete Gutsarbeiter trugen die Leiche zu Grabe, welches in dem Gutsparke hergerichtet war. Nach Schluß der Feierlichkeit drückte der Fürst jedem der Leichenträger als Begräbnißgebühren ein Zehnmarkstück in die Hand."
- Giebts einen strengen oder gelinden Winter? Gegen den "harten Winter in Sicht" schreibt ein Bienenzüchter (Imker) in der Provinz Sachsen: Die Bienen, denen ein besonders starker Instinct die künftige Witterung zu sagen scheint, verkleben in jedem Herbste mehr oder weniger die Fluglöcher mit Klebewachs. Nach meinen Beobachtungen und Erfahrungen sind vor einem strengen Winter die Löcher stets stark verklebt gewesen; im Herbste 1870 z. B. so, daß nur noch eine einzelne Biene durch die gelassene Oeffnung schlüpfen konnte. In diesem Jahre ist nicht das Geringste zu sehen, ja die Bienenvölker haben sogar noch viele Drohnen, die sonst oft schon im August abgeschlachtet werden. Aus dem Allen schließe ich auf einen äußerst gelinden Winter." - Wer wird Recht behalten?
- Vom Wetter. Die Wetterverhältnisse Europas im Laufe der jüngst verflossenen Woche waren über den ganzen Continent fast gleich; allgemein herrschte ununterbrochen ruhiges Wetter mit ziemlich hoher Temperatur. Im Westen war diese Wärmezunahme besonders auffallend und erstreckte sich über ganz Großbritannien, Frankreich, Belgien, Norddeutschland bis gegen Petersburg, da in den französischen Stationen 14 bis 16 Grad, in Deutschland 10 bis 15 Grad und selbst in Petersburg bis zu +10 Grad Celsius schon in der Morgenbeobachtung notirt wurden. In den Alpen, wie im ganzen Thal der Donau und im Siebenbürger Hochland jedoch dominirten Nebel bei fast täglicher Reifbildung; es wurden wohl auch hier häufig tagsüber bei Aufklären ganz angenehme Temperaturen notirt, doch hatte in Folge des großen Feuchtigkeitsgehaltes der Luft das Wetter schon den winterlichen Character. Niederschläge als Regen fanden in geringem Maße nur in Frankreich und Süddeutschland statt, die Winde waren bei vorherrschend südlicher Richtung auf dem ganzen Continent nur schwach, die See allenthalben nur leicht bewegt oder ruhig.


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