No. 80
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. Oktober
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1877 Nr. 80 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Die kaiserlichen Majestäten weilen noch in Baden. - Se. K. K Hoheit der Kronprinz hat sich am 8. d. M. nach Marienburg begeben, um der Enthüllung des Denkmals Friedrich des Großen beizuwohnen. - Am 8. d. M. ist der Reichskanzler Fürst Bismarck unerwartet mit seinem ältestem Sohne nach Varzin abgereist, es sollen alle prinzipiellen Fragen bezüglich des preußischen Landtages, wie bezüglich der Arbeiten des wieder zusammengetretenen Bundesraths während der Anwesenheit des Reichskanzlers ihre Erledigung gefunden haben.
Am 9. Oct. trat der Bundesrath im Reichskanzleramt zur ersten Plenarsitzung der neuen Session 1877/78 zusammen.
Der von der Sachverständigencommission wegen Einführung einer Reichsstempelsteuer ausgearbeitete Gesetzentwurf zerfällt in fünf Abschnitt, und zwar: 1) die Besteuerung der Schlußnoten, Lombarddarlehen und Werthpapiere, 2) die Besteuerung von Quittungen, 3) von Lotterieloosen, 4) von Spielkarten und 5) einer Reihe von Urkunden, welche auf Grund von Reichsgesetzen ertheilt werden, wie z. B. Naturalisationsurkunden, Militärloosscheinen etc.
Die "Nordd. Allg. Ztg." theilt mit, daß die Revision der Gewerbeordnung nicht aufgegeben und die Vorarbeiten dazu nicht eingestellt seien, sondern ihren Fortgang nehmen.
Wie amtlich constatirt worden, ist in Königsberg bei Eger die Rinderpest ausgebrochen.
Großbritannien. Der Prinz von Wales wird in vierzehn Tagen sich nach Sortmouth begeben, um seine Söhne, die Prinzen Albert Victor und George, als Cadetten der "Britannia" einzuführen.
Die Bauern in Frankreich ducken die Köpfe, als ob's auf sie hagelte. Und es hagelt auch, aber nicht Schlossen, sondern Wahlaufrufe, Ansprachen und offene und heimliche Briefe für die Wahl am 14. October. Beide streitende Parteien wissen, daß die Republikaner in den Städten siegen werden, beide wissen aber auch, daß die Bauern den Ausschlag in der Wahlschlacht geben werden. Und darum hagelts auf sie ein. Und wenn die Bauern im Augenblick die Köpfe unwillkürlich ducken, so heben sie sie dann um so höher. Es sind pfiffige und durch schwere Erfahrungen gewitzige Köpfe, sie sagen jedem anklopfenden Werber, was er gern hört, und thun, was sie wollen. Da ist schlecht prophezeihen. Mac Mahon ist zwar lange kein Napoleon, an seinem Namen hängt kein Glorienschein, aber er lebt doch und steht am Ruder, jeder Geistliche arbeitet für ihn und obendrein der Maire, der Präfekt und jedes Weiblein in der stillen Kammer. Thiers, den Jeder kennt, ist todt, der rothe Gambetta ist für einen fürsichtigen und seßhaften Mann noch nicht genug nachgedunkelt und Grevy, Thier's Nachfolger, zwar sehr respektabel, aber unbekannt. Mancher weiß vielleicht heute noch nicht, was er über acht Tage thun und wie er stimmen soll und die geübtesten Propheten getrauen sich nicht einmal zu prophezeihen. Jedermann steht vor dem Unbekannten und Unberechenbaren.
Der alte Thiers empfing etwa 14 Tage vor seinem plötzlichen Tode einen französischen General, der ihm ziemlich nahe stand. Er sagte zu ihm: So eben hat mich Lord Lyons (der englische Gesandte) verlassen; wir haben von Politik gesprochen und ich sagt ihm: Jetzt nachdem die Russen das Grab ihrer Machtstellung gefunden haben, wäre der Augenblick sehr günstig, alles Unglück, was in den letzten 20 Jahren über Europa hereingebrochen, ungeschehen zu machen. Nichts wäre leichter und naturgemäßer als ein Bündniß folgender Mächte: Oesterreich, England, Frankreich, Dänemark und Holland. Man müßte vereint einen Bruch mit Preußen (Deutschland) herbeiführen, welches vereinzelt, wie es nach der Ohnmacht Rußlands dasteht, einem so gewaltigen Bunde niemals gewachsen wäre. Dann könnte man im Orient den alten Stand wieder herstellen; Oesterreich könnte seine alte Stellung in Deutschland, Frankreich und Dänemark ihre alten Provinzen wiedergewinnen und Holland endlich gegen jede Gefahr vor Deutschland gesichert werden. - Und was sagte Lord Lyons? fragte der General. - Weder ja, noch nein, erwiderte Thiers, aber er lächelte schadenfroh.-Und was werden die deutschen Leser dazu sagen? Doch wohl, daß wir keine Nationaltrauer um Thiers anzulegen brauchen.
Gegen Gambetta ist wegen eines von ihm veröffentlichten Wahlaufrufs ein neues gerichtliches Strafverfahren eingeleitet worden, seine Verhaftung soll bevorstehen.
Auf dem Kriegsschauplatz ist nichts Neues vorgefallen - als neuer Schnee. Nicht bloß auf dem Schipkapaß, sondern auch bei Plewna ist Schnee gefallen; das Wetter ist sehr schlecht, wodurch bei den ohnehin schlechten Wegen des Landes die Bewegungen sehr gehemmt werden.
Rußland hat 700 Gußstahlkanonen bei Krupp in Essen bestellt.


- In Mühlhausen im Elsaß haben am 8. October, Morgens 5 Uhr, 2 Erdstöße stattgefunden.
- Bei sämmtlichen Garderegimentern der Berliner Garnison haben sich am 1. d. Mts. außerordentlich viele Rekruten freiwillig zum Eintritt gemeldet und in den meisten Fällen wegen Brodlosigkeit dringend um Einstellung gebeten. So z. B. haben sich beim 2. Garde=Ulanenregiment mehr als 100, bei einer Eskadron allein 34 Mann gestellt, von denen nur 2 Mann als zum Militärdienst nicht tauglich zurückgewiesen wurden. Es ist diese Thatsache wieder ein Zeichen der jetzigen ungünstigen Erwerbsverhältnisse.
- Die Königliche Regierung zu Merseburg erläßt folgende Bekanntmachung: "300 Mark Belohnung sichern wir Demjenigen zu, welcher überzeugend nachweist, auf welche Art und Weise der Colorado= oder Kartoffelkäfer Doryphora docemlineata) in die Feldmarken Probsthain, Langenreichenbach und Schilda eingeschleppt worden ist. Die

[ => Original lesen: 1877 Nr. 80 Seite 2]

bisher angestellten Ermittelungen haben nicht zu ergeben vermocht, wie die Einschleppung erfolgt ist, da es aber gleichwohl von großer Wichtigkeit ist, den Weg der Einschleppung festzustellen, ist obige Belohnung von uns ausgeschrieben worden."
Aus Meran und Umgegend werden jährlich nahezu 40,000 Centner Wein=Trauben versendet, die meisten nach Deutschland.
- Hans v. Bülow, der famose Klavierspieler, kommt als Kapellmeister nach Hannover. Er studirt dort bereits Beethovens Oper Fidelio ein und ist selber ganz Fidelio.
- In St. Francisko scheinen sich die Deutschen und Franzosen ganz gut zu vertragen und sogar musikalische Ehren zu erweisen. Auf demselben Boote kamen neulich zwei Miliz=Compagnien an, eine deutsche und eine französische. Die Franzosen stellten sich am Ufer auf, spielten die Wacht am Rhein und präsentirten das Gewehr. Sofort machten die Deutschen Halt und begrüßten die vorbeimarschirenden Franzosen mit der Marsellaise.
- Die Obstausfuhr aus den Vereinigten Staaten ist 1876/77 auf 12 Millionen Pfund gestiegen. Dieser Zuwachs ist Folge des Eifers, mit dem sich der amerikanische Bauer auf Trocknen, Dörren und Einmachen der Früchte verlegt hat. Californien erzeugt jährlich 300-500 Millionen Pfund Obst und Trauben. Man will jetzt die berühmten "Aepfelschuitze" im Großen bereiten. Somit sind also auch diese Erzeugnisse auf dem europäischen Markte zu erwarten.
- Aus Wurzen wird mitgetheilt, daß beziehentlich der dort vor einiger Zeit gewesenen Fleisch= bez. Milzkrankheits=Affaire die Personen, durch deren Gebahren die schlimme Situation über Wurzen verhängt ward, nunmehr in folgendem Maße verurtheilt worden sind: der Gutsbesitzer Möller zu 18,000 Mark, die Fleischer Schubert sen. und jun. zu je 6000 Mark Strafe; der Fleischer Richter, welcher in eine gleich hohe Summe verurtheilt ward, das Geld aber nicht aufbringen kann, ist in Haft behalten worden.
- Graf Palffy in Ungarn, ein gewaltiger Nimrod, jagte neulich in seinen Wäldern und blieb mit der Fangschnur seines Horns an einem Aste hängen, während sein Pferd davonjagte. Zum Glück war er nur ein halber Absolon; denn seine Jäger tödteten ihn nicht, wie's dem ächten Absolon geschah, sondern schnitten ihn ab.
- Die Bürger von Auglaize County, Ohio, wurden vorige Woche in große Aufregung versetzt. Die Kasse der Grafschaft war um 38,000 Dollars bestohlen worden. Den Schatzmeister fand man eines Morgens geknebelt in seinem Hause, wo er, nach seiner Angabe, während der Nacht von vier vermummten Männern überfallen, gebunden und unter allerlei Torturen zu der Herausgabe der Schlüssel zum Geldschrank des Countys gezwungen wurde. Sofort wurde die Polizei von dem Vorfall in Kenntniß gesetzt und mehre gewiegte Detectives an Ort und Stelle berufen, um den Behörden bei Habhaftwerdung der Räuber behülflich zu sein. Die Meisten von den Detectives ließen sich von dem Schatzmeister den Hergang der Sache erzählen, schüttelten die Köpfe und reisten wieder ab. Nur Einer blieb und unternahm es, der Sache auf die Spur zu kommen. Nach einigen Tagen war es ihm gelungen, genügendes Beweismaterial zu sammeln, um die Verhaftung des angeblich beraubten Schatzmeisters anzuordnen, und am nächsten Freitag schon wird die Verhandlung beginnen. Der Detective ist anscheinend fest überzeugt, den Beweis liefern zu können, daß die Angabe des Schatzmeisters erfunden und daß er selber der Dieb ist.
- (Mittel gegen Regenwürmer.) Regenwürmer sind nach einer Mittheilung des "Journal d'agriculture pratique" auf eine einfache Weise zu vertreiben, indem Topfpflanzen, die von ihnen leiden, mit Wasser begossen werden, welches ungefähr zum zehnten Theil mit der geriebenen Frucht der Rostkastanien (Aesculus Hippocastanum) vermischt ist, was das alsogleiche Hervorkriechen und Absterben der Regenwürmer bewirkt. Auch bei trockenen Früchten geht die giftige Wirkung nicht verloren. Dasselbe Journal macht wiederholt auf die Wirkung des Tabaksaftes aufmerksam, der mit Wasser vermischt gegen Engerlinge und Blattläuse sowohl bei Obstbäumen als bei Gemüsepflanzen anzuwenden sei.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Lübseerhagen belegene Vollstelle c. p. der Ehefrau des Schulzen Egert daselbst, Louise geb. Callies, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 13. October d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke, sowohl gegen die jetzige Besitzerin, als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 28. Juli 1877.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Horn.

A. Dufft.    


Zur Feier des Geburtstages Sr. Königl. Hoheit unseres allergnädigsten Großherzogs findet am Mittwoch den 17. d. M., Nachmittags 3 Uhr, ein

Diner

(à 3 M.) in Spehr's Hotel statt. Zu diesem Feste erlauben sich die ergebest Unterzeichneten einzuladen mit dem Bemerken, daß Anmeldungen hierzu auf der beim Herrn Aug. Spehr ausliegenden Subscriptionsliste bis zum Dienstag den 16. d. Mts. erbeten werden.
Schönberg, 11. October 1877.

Kammerherr von Arnim.      Dr. M. Marung.
Oberamtmann G. W. Wicke=Demern.


Bekanntmachung.

Der diesjährige Herbstbeitrag der Mitglieder des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins der Landbewohner ist in der Zeit vom 15. bis 30. November d. J. mit der Hälfte des einfachen Ansatzes (1/2 Simplum) auf dem hiesigen Bureau zu entrichten.
Lübeck, den 3. October 1877.

Die Direction
des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins der Landbewohner.
Namens derselben:
Bruhn, Secretair.


Diejenigen Tischlermeister, welche mit ihrem Quartalsgelde im Rückstande sind, werden hiedurch aufgefordert, dasselbe binnen drei Wochen an den Tischlermeister Flügge hieselbst zu berichtigen, da andernfalls wider die Säumigen die gerichtliche Beitreibung beauftragt werden wird.
Schönberg, den 11. October 1877.

Das Tischler=Amt.     


Es wird den Stadt= und Landmeistern der Bäcker hiermit bekannt gemacht, daß die Versammlung am

16. September, Nachmittags 2 Uhr

stattfindet.
Schönberg.

F. Grünthal.     
Joh. Greiff.      


Wohnungs=Veränderung.

Von Michaelis an wohne ich nicht mehr in dem Tischler Bruhn'schen Hause, sondern beim Schuhmachermeister Herrn C. Witt in Selmsdorf, welches ich meinen Gönnern hiermit zur Nachricht bringe.
Selmsdorf, im October 1877.

Ergebenst G. Berger, Tischler.     


[ => Original lesen: 1877 Nr. 80 Seite 3]

Ausverkauf einer Parthie Kleiderstoffe

von 25-40 Pfennig (Mecklenburg)., Werth das Doppelte,
Kleiderstoffe und Buckskins,
Reste zu jeden Preisen, um damit zu räumen.
Schlagsdorf.                                                     H. Siebenmark.


Zur Winter=Saison empfehle ich mein großes Lager in sämmtlichen Neuigkeiten:

in Buckskins, Paletot=Stoffen, schwarzen Seidenzeugen, zu alten Preisen, Kleiderstoffen, Plüschen, Damen=Paletots, Shawls und Tüchern u. s. w. u. s. w.

zu ganz billig gestellten Preisen.
Schönberg, October 1877.

                          Hochachtungsvoll
                          Heinrich Creutzfeldt.

Bemerke noch, daß ich bei comptanter Zahlung 4 Proc. (vom Thaler 19 Pfennige gebe.


Die Neuheiten für die Herbst- und Winter-Saison
in Buckskins, Ratines, Flockenes, Kleiderstoffen, Damenpaletots,
Shawls und Tüchern, Tricotagen und Phantasie=Artikeln, sowie sämmtliche Besatz-Artikel für die Winterconfection
sind in großer Auswahl eingetroffen und halte solche zu billigen Preisen bestens empfohlen.

NB. Schwarze Seidenzeuge gebe einstweilen noch zu den alten billigen Preisen ab.

H. Siebenmark, Schlagsdorf.     


Für Herbst und Winter

habe ich mein Lager mit allen Neuheiten sorgfältig completirt und mache ein geehrtes Publikum ganz besonders aufmerksam auf meine reiche Auswahl von Herrn= Paletot=Stoffen, Buckskins, Damen=Paletots, Kleiderzeugen, Warps, Beiderwands, Tücher aller Art u. s. w.
Die Preise äußerst billig gestellt, bittet um geneigten Zuspruch

August Creutzfeldt,     
Schönberg.              


Fertige Herren-Garderobe.

Einem geehrten Publikum von Stadt und Land bringe meine fertige Herren=Garderobe in großer Auswahl zu den billigsten Preisen in Erinnerung. Da ich meine Stoffe direct beziehe, bemerke ich, daß ich dieselben, bei comptanter Zahlung, zu Einkaufspreisen berechne, indem ich nur auf die Arbeit reflectire.

                          Hochachtungsvoll
                          Heinr. Hundt
                          in Schönberg.


Ich mache den geehrten Bewohnern von Schönberg und Umgegend bekannt, daß ich von jetzt an alle irdenen Kochtöpfe mit Draht beziehe.

Wittwe Loose in Schönberg.     

Meine Wohnung ist beim Tischlermeister Brockmüller, Wasserstraße.


Bekanntmachung.

Da der Tischlergeselle Berger Michaelis von mir hat ausziehen müssen, so wird nun die Tischlerei von mir wieder betrieben. Gute Arbeiten werden geliefert.

                          H. Bruhn,
                          Tischlermeister. Selmsdorf.


Wohnungs=Veränderung.

Von Michaelis an wohne ich nicht mehr beim Conditor Wagner, sondern beim Schuhmachermeister Kleinfeld in der Siemzerstraße.
Schönberg.

H. Clasen,                 

Herren=Kleidermacher.     


Neue Bettfedern
in verschiedenen sehr schönen Qualitäten
empfing                          
                          August Creutzfeldt,
                          Schönberg.


Am 14. und 15. October d. J. werde ich im Kruge zu Schlagresdorf 200 Pfd. fettes Rindfleisch

nach der Scheibe verschießen lassen, wozu ich hierdurch freundlichst einlade.

Büchsen werden von mir geliefert.

Am Montage den 15. October wird daselbst ein

Ball

stattfinden.

Schlachtermeister Boye     
zu Schlagsdorf.          


[ => Original lesen: 1877 Nr. 80 Seite 4]

Gut bei Lungenleiden!

     Herrn Fenchelhonigfabrikanten L. W. Egers in Breslau

Soest, den 10. Januar 1876.     

Möchte Sie ersuchen, mir doch sobald wie möglich 5 ganze Flaschen Fenchelhonig*) für 9 Mark zuzusenden. Ich habe mir ein Paar Flaschen von Hörde mitgebracht, leide schon ein Jahr an der Lunge und habe mich von diesen beiden Flaschen sehr gut befunden. Das Geld habe ich per Postanweisung geschickt.

Mit Achtung Wilhelm Wäller,                                  
per Adresse des Herrn Gustav Schulenburg.     

--------------------
     *) In Schönberg allein echt zu haben bei Buchbinder C. Sievers.


Bei der heute stattgefundenen Verloosung von 20 Antheilsscheinen zum Schützenhause wurden die folgenden Nummern gezogen:

41. 200. 428. 217. 229. 147. 63. 130. 47. 244. 322. 4. 38. 440. 99. 320. 292. 157. 211. 434.
Wir fordern die Besitzer dieser Antheilscheine hiedurch auf, gegen Rückgabe derselben die eingezahlten Beträge mit je 20 M. und 5 M. Zuschlag, also zusammen mit 25 M. bei dem unterzeichneten Kaufmann Petersen in den nächsten 8 Tagen in Empfang nehmen zu wollen.
Schönberg, den 11. October 1877.

Kapitän und Schaffner der Schützenzunft.
L. Vogel.     C. Sievers.     J. Ludw.     D. Petersen.


Am Donnerstag den 18. October
Ball
des Gesangvereins "Teutonia"
im Saale der Frau Boye. Anfang 7 Uhr. Einführung durch Mitglieder ist gestattet.
Schönberg.                                                    Der Vorstand.


Mauersteine,

prima Qualität, stehen zum Verkauf auf der Ziegelei Söhren bei Ratzeburg.


Ich mache meinen früheren Kunden die ergebene Anzeige, daß ich von jetzt an beim Herrn Duve, Wallstraße Nr. 123, wohne.
Schönberg, den 7. October 1877.

W. F. Borschel,      
Tischlermeister.      


Am Sonntag den 30. September ist auf dem Wege von Selmsdorf über Schönberg nach Rünz ein fast neuer, brauner Regenschirm verloren gegangen. Der ehrliche Finder wird gebeten, denselben gegen ein angemessenes Trinkgeld beim Fuhrherrn J. Arndt in Schönberg abgeben zu wollen.


Frankfurter
Essig=Essenz
in Original=Flaschen
empfiehlt                                                    J. Lud. D. Petersen.


Aale in Gelee,
grobkörniger Caviar
hält bestens empfohlen                          
                          J. Lud. D. Petersen.


Gesucht ein Mädchen.
                          Jürgens, Carlshof bei Lübeck.


Das illustrirte Originalwerk: "Dr. Airy's Naturheilmethode" ist zum Preise von 1 Mark in allen Buchhandlungen vorräthig.

Für Leidende!

Damit jeder Kranke, bevor er eine Kur unternimmt, oder die Hoffnung auf Genesung schwinden läßt, sich ohne Kosten von den durch Dr. Airy's Heilmethode erzielten überraschenden Heilungen überzeugen kann, sendet Richter's Verlags=Anstalt in Leipzig auf Franco=Verlangen gern Jedem einen "Attest=Auszug" (160. Auflage) gratis und franco. - Versäume Niemand, sich diesen mit vielen Krankenberichten versehenen "Auszug" kommen zu lassen.


Neue Malaga=Feigen und Traubenrosinen
empfiehlt                                                    J. Lud. D. Petersen


Kindermilch=Mehl
von Faust und Schusten, Gotting,
empfiehlt                                                    J. Lud. D. Petersen.


Filz=, Jagd= und Seidenhüte

in neuester Form empfiehlt

Heinr. Schäding     
in Schönberg.       


Das Neueste in
Herren= und Knabenmützen

     empfiehlt

Heinr. Schäding     
in Schönberg.       


Junge Mädchen, welche die

Schneiderei

erlernen wollen, können sich melden bei

                          Caroline Maaß
                          geb. Dähn.


Mit                                                             
neuen Bettfedern
in verschiedenen Preisen empfiehlt sich                          
Heinrich Creutzfeldt.
Schönberg 1877.                                                    


Damen= und Kinderfußzeug
in Zeug und Leder.
Filzschuhe und Filzpantoffeln
in allen Größen
empfiehlt                                                    Schmalfeldt,
Schönberg.                                                     Sabowerstraße Nr. 45.


Rostocker Lagerbier
aus der
Actien=Brauerei
vorm. Const. Steinbeck, Rostock,
guter Qualität in Gebinden und auf Flaschen.
Niederlage und Verkauf
bei                                                     Aug. Stapelfeldt, Ratzeburg.


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag, 14. October.
Früh=Kirche: fällt aus.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen18 M -Pfennig  bis 24 M -Pfennig.
Roggen13 M -Pfennig  bis 16 M -Pfennig.
Gerste13 M -Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.
Hafer12 M 50Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Erbsen13 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,25 .
Hasen d. St. M3 - 4 .
Enten d. St. M1,70 .
Hühner d. St. M1,20 .
Kücken d. St. M0,75 .
Tauben d. St. M0,45 .
Stoppelgänse d. St. M6 .
Eier 4 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.

[ => Original lesen: 1877 Nr. 80 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 80 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 12. October 1877.


Schwarzer Peter.
Eine Erzählung.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1877 Nr. 80 Seite 6]

Schwarzer Peter.
Eine Erzählung.
[Fortsetzung.]


Das russische Winterräthsel.

Unter dieser Aufschrift veröffentlicht die Berliner "Post" einen Aufsatz über die äußerst bedrohliche Lage Rußlands, der um so mehr Aufmerksamkeit verdient, als die "Post" (das sogenannte Botschafter=Organ) seither vollständig auf russischer Seite gestanden hat und noch steht. Der drohende Finanz=Ruin Rußlands ist nur angedeutet und vielleicht der wundeste Punkt, da Anleihen im Ausland nicht mehr gelingen und im Innern die Banknoten=Presse arbeitet. Der Artikel lautet:
Gerüchte, die in Gestalt von Telegrammen aus dem russischen Hauptquartier verbreitet werden, wissen zu melden, der Großfürst=Thronfolger habe im Kriegsrath den Rückzug über die Donau befürwortet. Andere Meldungen sprechen davon, daß wenigstens der Schipka=Paß nebst Tirnowa aufgegeben werden müsse, daß aber die russische Hauptarmee in befestigten Lagern nach Ost und West den Winter auf bulgarischem Boden zubringen solle. Wie deutlich immer diese Nachrichten den Stempel der Erfindung tragen, die Lage wird in der That von der Frage beherrscht, ob die Russen genöthigt sind, die Früchte des Sommerfeldzuges, welche bei der anfänglichen Passivität der Türken so leicht gepflückt wurden, vor dem Eintritt des Winters gänzlich wieder aus der Hand zu geben. Dabei kommt weniger auf die Entscheidung des russischen Hauptquartiers, als auf die Entscheidung des Schicksals an. Man kann den heroischen Entschluß fassen, während des Winters in Bulgarien auszuharren, aber man kann die russische Armee nicht vor dem Verderben sichern, wenn ungünstige Witterungseinflüsse besonders erschwerender Art mit glücklichen türkischen Wagnissen zusammentreffen sollten. Auch ohne besondere türkische Erfolge können Krankheit, Verpflegungsschwierigkeit, völlige Unwegsamkeit des Bodens über das russische Heer eine Katastrophe bringen. Beschließt man aber, vor dem Eintritt des eigentlichen Winters Bulgarien zu räumen, so ist sehr die Frage, ob man wieder hineinkommt. Die Ingenieurkunst mag das Aeußerste leisten, eine haltbare Brücke über die Donau herzustellen - eine vollkommene Sicherheit gegen die Frühjahrswellen der Donau, gegen türkische Torpedos u. s. w. wird sich nicht erreichen lassen. Im besten Falle aber werden die Russen im nächsten Feldzuge nicht erst am Balkan auf den türkischen Widerstand stoßen, dessen Zähigkeit sie kennen gelernt haben. Gesetzt aber, es geschähe, daß die Russen sich während des Winters in Bulgarien behaupteten und sogar den Schipka=Paß festhielten, wären sie dann bei Beginn des nächsten Feldzuges nicht gerade da, wo sie jetzt sind, auf beiden Seiten flankirt von türkischen Armeen? Und wenn es im nächsten Feldzuge gelänge, die Türken gegen Westen und gegen Osten gleichzeitig im Schach zu halten oder selbst die Weststellung endlich zu brechen, wird man die genügenden Streitkräfte aufbringen, um dann erfolgreich gegen Adrianopel vorzudringen oder gar das Herz der türkischen Macht in Konstantinopel zu treffen? Wie sollte eine solche Kraftentfaltung nach den bisherigen Erfahrungen wahrscheinlich geworden sein? Die Römer lernten in lange erneuerten Feldzügen endlich den Hannibal besiegen, die französischen Revolutionsheere lernten in gleicher Schule die geübten Soldaten ihrer Gegner überwinden, aber daß die Russen durch die Länge des Krieges die Türken besiegen lernen, ist nicht wahrscheinlich. Die Russen sind es, welche das geübte Material an Offizieren und Mannschaften verlieren, an natürlicher kriegerischer Begabung aber steht der Türke dem Russen mindestens gleich. Das zuströmende Menschenmaterial ist auf türkischer Seite williger, fanatischer und für eine rohe Kriegführung vielleicht begabter. Man sagt wohl, Sieger bleibe, wer den letzten Mann und den letzten Thaler auf das Schlachtfeld bringt, aber man darf den Weg nicht vergessen, den der letzte Mann zum Schlachtfeld zurückzulegen hat. Bei einer aufreibenden Offensive sind es nothwendig die Kräfte des Angreifers, die zuerst erlahmen. Und wer den letzten Thaler haben wird, wer mag das sagen, wenn eine von beiden Kriegskassen einer Befruchtung durch den Goldsäckel Englands zeitweise sich erfreut? So hat der Krieg den unheimlichen Charakter angenommen, wo kein Ende abzusehen ist.


- Der "Hofer Anz." schreibt: "Mit welcher Unverfrorenheit sogenannte "technische Artikel" für Brauereien angepriesen werden, zeigt uns der Preiscourant E des Herrn C. Schattenhofer, Tucherstraße 21, Nürnberg. Derselbe enthält Anpreisungen folgender Artikel: 1) Malzzucker - Biercouleur; 2) doppelt schwefligsaurer Kalk; 3) Natron; 4) Salocharin; 5) Biertannin; 6) Carahageenmoos; 7) Moussirungspulver; 8) Klärgalerte; 9) Gelatine; 10) Weinsteinsäure; 11) Salicylsäure; 12) Haselnußklärspäne; 13) Traubenzucker etc. etc.
- Folgender dem "Kahla'er Nachrichtsblatte" entnommener und auf das Gesetz vom 5. Juli 1876 über die Schonzeit des Wildes bezügliche poetische Erguß dürfte hier einen Platz finden: "Im Februar, März, April und Mai - Der Rehbock zu verschonen sei, - Wer in der Zeit sein Böckchen schießt, - Der wird mit dreißig Mark gebüßt. - Frau Rehbock steht im Jagdkalender - von Mitt' Okto= bis Mitt' December, - Zehn Monat darf die Ente ruh'n - Und ihre Mutterpflichten thun. - Die Kälber sind, paßt auf, Huronen - Das ganze Jahr hindurch zu schonen; - Grimbart, der Dachs, vom Fette schwer, - Im Okto= und im November; - Schießt Du ihn just zu andrer Zeit, - Leg' zwanzig und fünf Mark bereit. - Im Juni, Juli, August sei - Freund Lampe gänzlich ohne Blei, - Und denkst Du sträflich: "S' is nur Quark," - So zahlst Du fünf bis fünfzehn Mark. - Bedenk', das giebt manch' Töpfchen Bier, - D'rum sei vernünftig, folge mir! - Für den Aasjäger sei zuletzt - Zur Lehre noch hinzugesetzt. - Kommt der Advent, so laß das Huhn, - Bei Pön von fünfzehn Marken ruh'n; - Die Schneejagd in der Mondennacht - Vom wilden Jäger ist erdacht, - Der greift Dich, dreht Dir um die Binde, - Und dann: Adio Vogelflinte!


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