No. 79
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 09. Oktober
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1877 Nr. 79 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Der "Staatsanzeiger" veröffentlichte am 7. Oct. die Königliche Verordnung, welche den preußischen Landtag auf den 21. October einberuft.
Fürst Bismarck ist am 6. Oct. früh mit dem Hamburger Courierzuge von seinen lauenburgischen Besitzungen nach Berlin zurückgekehrt. Wie die "Kreuz=Ztg." hört, begiebt sich derselbe mit der Fürstin v. Bismarck, die augenblicklich noch in Tölz verweilt, frühestens zu Ende nächster Woche nach Varzin.
Wie die "Wes.=Ztg." mittheilt, sind Vorlagen bezüglich der Revision der Gewerbeordnung für die nächste Reichstagssession in Aussicht genommen.
Die Börsensteuer ist den börsen=liberalen Blättern ein Dorn im Auge. Bekanntlich hat die Stempelsteuer=Commission beschlossen, dem Bundesrathe die Einführung von einer Steuer auf die Börsen=Schlußscheine vorzuschlagen. Die Berliner Börsenzeitungen äußern sich sehr bitter darüber und weisen darauf hin, daß ein solches Gesetz beim Reichstag jetzt wie im vorigen Jahre durchfallen werde.
Frankreich. Am 14. October wählt Frankreich seine neue Kammer. Je näher der Wahltag rückt, desto größer wird die Spannung. Für die Mehrheit des Volkes handelt es sich darum, Republikaner zu wählen, das heißt Männer, welche die Republik als die augenblicklich einzig mögliche Regierungsform aufrichtig und energisch erhalten und weder einen Napoleon'schen Kaiser, noch einen Bourbonischen oder Orleanistischen oder auch Mac Mahon'schen König haben wollen, weil das den Bürgerkrieg bedeuten würde, wie Thiers sagte. Diese Republikaner würden auch den Präsidenten Mac Mahon bis 1880, wo sein Amt abläuft, unterstützen, wenn er zeigte, daß er's mit der Republik ehrlich meine. Aber da steckt der Haken. Mac Mahon betreibt die Wahlen und läßt sie betreiben, als handle es sich um einen Kreuzzug für Rom, sein Einverständniß mit den Römlingen und seine Abhängigkeit von denselben tritt immer greller hervor. Und darin liegt das ernste Interesse Deutschlands an den französischen Wahlen. Wenn Mac Mahons Partei siegt, so kann Rom sagen: ich habe gesiegt, Frankreich ist mein Schwert! Wir Deutsche wissen, was das heißen will. In den Hirtenbriefen der Bischöfe und in den Wahlaufrufen ist viel mehr von Rom, das heißt nicht von dem Rom Victor Emanuels, sondern von dem päpstlichen Rom die Rede als von Frankreich. Der Papst selber hat französische Wallfahrer angewiesen, wie sie wählen sollen, der Bourbone Henri V. hat seinen Lilienstengel gesenkt vor Rom; wählt, wie Rom befiehlt, hat er seinen Anhängern erklärt. Der Erzbischof von Bourges, Fürst Latour d'Auvergue, hat eine dreitägige Andacht vor den Wahlen ausgeschrieben und allen Anhängern Mac Mahons im Namen des Papstes 300 Tage "Indulgenz" und einen vollkommenen Ablaß zugesichert; es handelt sich, schreibt er, um Erhaltung des katholischen Frankreich, um Wahrung der wahren Interessen der römischen Kirche, um Befreiung des Papstes (Wiedererlangung von Rom für den Papst) zu Gunsten dieser Sache hätten alle Thronbewerber zu verzichten. Es fehlt nur noch, daß die Bischöfe alle Glocken zur Wahl läuten lassen. Sonderbar ist's daß die ultramontanen Zeitungen mit Vorliebe von einer lebenslänglichen Präsidentschaft Mac Mahons schreiben. In Rom war dieser Tage Morgens an vielen Plätzen und Häusern ein Bild angeschlagen, Mac Mahon darstellend, wie er mit einem Heere in Civitavechia landet, um nach Rom zu marschiren und Victor Emanuel zu verjagen.
Vom Kriegsschauplatze wird geschrieben: Am Balkan meldet sich der Winter mit Schnee und Regen und drängt zu wichtigen Entscheidungen. Die russische Heerführung muß sich entscheiden, ob sie einen Winterfeldzug und eine Entscheidungsschlacht riskiren will oder das Heer, ehe es zu spät wird, über die Donau zurückführen. Vom Großfürsten Nicolaus sagt man, er sei schwer erkrankt und werde das Oberkommando an Tottleben abgeben müssen. Der boshafte Witz der Times wurmt gewaltig, nach welchem die türkischen Soldaten strengen Befehl erhalten haben sollen, auf keinen russischen General zu schießen, damit kein General getödtet, verwundet und ersetzt werde. Im türkischen Heer wechseln die Commando's. Mehemed Ali, der in Constantinopel schlecht angeschrieben ist, wurde von der Jantra abberufen, Suleiman Pascha, der bisherige Commandant der Balkan=Armee, wurde zum Commandanten der Donau=Armee und Reuf Pascha an seiner Stelle zum Befehlshaber der Truppen im Schipka=Passe ernannt. - In Asien haben die Türken einen großen Sieg erfochten.


- Der verdienstvolle Buchhändler Westermann in Braunschweig hat sein goldenes Geschäftsjubiläum u. a. damit gefeiert, daß er eine Stiftung von 30,000 Mark errichtete, aus welcher talentvolle Schüler nicht nur in der Schule, sondern auch später unterstützt werden.
- Die Engländer wissen deutsche Musik zu schätzen, sie selber klimpern am liebsten mit dem Gold in der Tasche. In diesem Jahre ist ihnen aber der Musik fast zu viel geworden. Da kamen nach und mit einander die Geiger Joachim, Wilhelmi, Auer, Remenyi, Strauß, Viadort und Francke und die Damen Veruda und Pomereuil aus Paris; die Pianisten Rubinstein, Jaell. Breitner, Wieniowsky, Pauer, Helle, Frau Schumann, Fräulein Krebs und Hennes; die Cellisten Piatti, Hausmann und Kletzel. Dazu Flötisten, Hornisten und Contra=Bassisten in Menge. Nicht alle haben ihre Rechnung gefunden, goldene Geschäfte haben nur gemacht Rubinstein, der 8-10,000 Pfund zusammengespielt hat, und die ungarische Sängerin Etelka Gerster, die auch Berlin erobert hat.
- Weil die Russen sagen, sie seien um der christlichen Bulgaren willen gegen die Türken marschirt und gewissermaßen von ihnen gerufen, so behandeln die Türken die Bulgaren als Verräther und Rebellen und für solche giebts in der Türkei nur den Tod. Die Kriegsgerichte arbeiten fürchterlich und machen die Straßen in Adrianopel und Philippopel und die Straße zwischen beiden Städten zum Galgenweg. Galgen zwar sieht man nicht, aber überall Gehängte: an den Bäumen, an beiden Seiten der Schaufenster Kaufläden, unter den Fen=

[ => Original lesen: 1877 Nr. 79 Seite 2]

stern und es wird kein Unterschied gemacht zwischen Bauern, Bürgern, Geistlichen, Lehrern. Viele Bulgaren, die etwas sind oder haben, werden schwerlich den Krieg überleben.
- Aus Freude darüber, daß sich bei Eröffnung des Wintersemesters unter den Bewerbern um Aufnahme in das Wiener Conservatorium nicht weniger als 42 befanden, die den wohlklingenden Namen "Cohn" tragen, stellte der witzige Direktor in einer der letzten Sitzungen den erheiternden Antrag: "Conservatorium" in Zukunft mit einem "h" zu schreiben.
- In dem der preußischen Grenze nahe liegenden holländischen Dorfe Bredenbrok ereignete sich vor einigem Tagen der Fall, daß ein Pferd von Bienen zu Tode gestochen wurde. Dasselbe war in der Nähe von Bienenstöcken angebunden und warf diese durch einen Schlag mit dem Hufe um, worauf Tausende von Bienen über das arme Thier herfielen. Namentlich den Kopf des Pferdes hatten sie mit ihren Stichen übel zugerichtet.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über das auf dem Domhofe bei Ratzeburg belegene Wohnhaus c. p., die Daldorf'sche Curie genannt, des Particuliers C. August Müller daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden dabei alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 30. October d. Js.,
Vormittags 11 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 8. August 1877.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     


Am Sonnabend den 13. October d. J., Vormittags 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Kaven in Pogetz an abgepfändeten Gegenständen öffentlich meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

1 Sopha, 1 Lade, 1 Brettstuhl, 1 Mütze, 2 Chemisetts, 1 Hose, 1 Stock, 1 Weste, 1 Bort, 12 Scheffel Kartoffeln.
Carlow, den 3. October 1877.

Struck, Landreiter.     


Unter Gottes gnädigem Beistande wurde heute meine liebe Frau Elisabeth geb. Moebius von einem kräftigen Mädchen entbunden.

Bernh. Drenkhahn.     

Statt besonderer Meldung.

Das uns am 6. d. M. geborene Töchterchen hat der liebe Gott heute in der Frühe wieder zu sich genommen.
Schönberg i/M., den 8. October 1877.

Actuar Dufft     
und Frau.       


Bekanntmachung.

Der diesjährige Herbstbeitrag der Mitglieder des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins der Landbewohner ist in der Zeit vom 15. bis 30. November d. J. mit der Hälfte des einfachen Ansatzes (1/2 Simplum) auf dem hiesigen Bureau zu entrichten.
Lübeck, den 3. October 1877.

Die Direction
des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins der Landbewohner.
Namens derselben:
Bruhn, Secretair.


Nächsten Donnerstag den 11. d. M., Nachmittags 3 Uhr, im hiesigen Schützenhause

Rechnungsablage.

Darauf

Ausloosung von 20 Schützenhaus=Antheilscheinen.
à 25 Mark. Später Concert resp. Tanz gegen Entree.
Alle Antheilschein=Inhaber und Schützenmitglieder ladet hierzu ein

der Vorstand der Schützenzunft zu Schönberg.


Neue Bettfedern
in verschiedenen sehr schönen Qualitäten
empfing                          
                          August Creutzfeldt,
                          Schönberg.


Damen= und Kinderfußzeug
in Zeug und Leder.
Filzschuhe und Filzpantoffeln
in allen Größen
empfiehlt                                                    Schmalfeldt,
Schönberg.                                                     Sabowerstraße Nr. 45.


Zum heutigen Markttage empfehle ich meine

Conditor= und Kuchen=Waaren,

bestehend in

Makronen, Pariser Pflastersteinen, Othello, Windbeutel, Berliner Pfannkuchen
und alle in dieser Branche vorkommenden Artikel.
                          Achtungsvoll
                          Wittwe Greiff, Conditor.

Mein Stand ist vor dem Haus des Herrn Bürgermeister Bicker.


Es wird den Stadt= und Landmeistern der Bäcker hiermit bekannt gemacht, daß die Versammlung am

16. September, Nachmittags 2 Uhr

stattfindet.
Schönberg.

F. Grünthal.     
Joh. Greiff.      


Am 14. und 15. October d. J. werde ich im Kruge zu Schlagresdorf 200 Pfd. fettes Rindfleisch

nach der Scheibe verschießen lassen, wozu ich hierdurch freundlichst einlade.

Büchsen werden von mir geliefert.

Am Montage den 15. October wird daselbst ein

Ball

stattfinden.

Schlachtermeister Boye     
zu Schlagsdorf.          


Filz=, Jagd= und Seidenhüte

in neuester Form empfiehlt

Heinr. Schäding     
in Schönberg.       


Das Neueste in
Herren= und Knabenmützen

     empfiehlt

Heinr. Schäding     
in Schönberg.       


Gesucht ein Mädchen.
                          Jürgens, Carlshof bei Lübeck.


W. Kolls,
Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 79 Seite 3]

Ausverkauf einer Parthie Kleiderstoffe

von 25-40 Pfennig (Mecklenburg)., Werth das Doppelte,
Kleiderstoffe und Buckskins,
Reste zu jeden Preisen, um damit zu räumen.
Schlagsdorf.                                                     H. Siebenmark.


Die noch vorräthigen, von J. Schweigmann übernommenen Waaren habe zum

Ausverkauf

gestellt, und verkaufe dieselben um gänzlich damit zu räumen

! zu jedem nur irgend annehmbaren Preise !

Zum Ausverkauf kommen unter Andern:
Kleiderstoffe, Beiderwands, Cattune, Tuche, Buckskins, Leinen, Drelle, Jackets, Regenmäntel, Jacken, Tücher, Unterröcke, halbwoll. Buckskin, Tischgedecke, Servietten, Tischtücher, Handtücher, Möbeln, Rieps, Federn, Stauts, Wagen=Rieps, Decken, Gardinen, Hüte und vieles Andere.

! 1 Parthie Rester !
Der Ausverkauf befindet sich vom Hauseingang links.
---------------------------------------------

Gleichzeitig empfehle ich mein in jeder Beziehung aus das reichhaltigste, completirte Lager, und bin ich durch äußerst günstige Einkäufe im Stande, den mich beehrenden Kunden bei guter Waare sehr billige Preise zu stellen.

     Schönberg.
                                                     Ferdinand Seelig.


Für Herbst und Winter

habe ich mein Lager mit allen Neuheiten sorgfältig completirt und mache ein geehrtes Publikum ganz besonders aufmerksam auf meine reiche Auswahl von Herrn= Paletot=Stoffen, Buckskins, Damen=Paletots, Kleiderzeugen, Warps, Beiderwands, Tücher aller Art u. s. w.
Die Preise äußerst billig gestellt, bittet um geneigten Zuspruch

August Creutzfeldt,     
Schönberg.              


Die Neuheiten für die Herbst- und Winter-Saison
in Buckskins, Ratines, Flockenes, Kleiderstoffen, Damenpaletots,
Shawls und Tüchern, Tricotagen und Phantasie=Artikeln, sowie sämmtliche Besatz-Artikel für die Winterconfection
sind in großer Auswahl eingetroffen und halte solche zu billigen Preisen bestens empfohlen.

NB. Schwarze Seidenzeuge gebe einstweilen noch zu den alten billigen Preisen ab.

H. Siebenmark, Schlagsdorf.     


Wohnungs=Veränderung.

Von Michaelis an wohne ich nicht mehr in dem Tischler Bruhn'schen Hause, sondern beim Schuhmachermeister Herrn C. Witt in Selmsdorf, welches ich meinen Gönnern hiermit zur Nachricht bringe.
Selmsdorf, im October 1877.

Ergebenst G. Berger, Tischler.     


Am Montag, den 15. October, Nachmittags findet das diesjährige

Böttcher=Quartal

statt

Schönberg.                                                    Der Aeltermann.


Schaf In diesen Tagen ist bei mir ein Hammel zugelaufen, den der sich ausweisende Eigenthümer zurückerhalten kann gegen die Kosten.

Maurinmühle.                                                     Arbeitsmann Robrahn.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 79 Seite 4]

Pantoffeln
für Herren, Damen und Kinder
in großer Auswahl wieder vorräthig bei                          
                               F. Seelig.


Junge Mädchen, welche die

Schneiderei

erlernen wollen, können sich melden bei

                          Caroline Maaß
                          geb. Dähn.


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.     


Wohnungs=Veränderung.

Von Michaelis an wohne ich nicht mehr beim Conditor Wagner, sondern beim Schuhmachermeister Kleinfeld in der Siemzerstraße.
Schönberg.

H. Clasen,                 

Herren=Kleidermacher.     


Von jetzt an wohne ich nicht mehr am Markt beim Webermeister Baumann, sondern in der Hinterstraße beim Maurergesellen Wilms neben dem Pferdehändler Ohlsen.

Drechsler Renzow.     
Schönberg.               


Wohnungs=Veränderung.

Meinen geehrten Kunden die ergebenste Anzeige, daß ich von Michaelis ab beim Herrn Conditor Wagner, Siemzerstraße Nr. 177, wohne.

                          Hochachtungsvoll
                          W. Hundt, Schuhmacher
                          in Schönberg.


Photographisches Atelier
von
C. Kindermann,
Lübeck,
Breitestrasse 788.


Den geehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich an den beiden Markttagen mit meiner Kuchenbude vor dem Hause des Gastwirth F. Fick stehen werde und halte alle Sorten

Honigkuchen, berl. Pfannkuchen, Macronen und sonstigen Backwerke

bestens empfohlen. Um zahlreichen Besuch bittet

                          J. Wagner, Conditor.
                          Schönberg.


Zum Einsetzen
künstlicher Zähne wie ganzer Gebisse
nach der neuesten Methode, sowie zum                          
Plombiren und Reinigen
empfiehlt sich                           Hochachtungsvoll            
                              Rehna Markt Nr. 7.      R. Kanus.


Einem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebenste Anzeige, daß ich den bevorstehenden Jahrmarkt mit meinen bekannten

Schuhmacher=Arbeiten

als: alle Sorten Damenstiefel in Zeug und Leder, Herren=Stiefel, Stiefeletten in Lack und Leder, Kinderstiefel aller Größen, besuchen werde. Mein Stand ist vor der Stadt=Apotheke und mit meiner Firma versehen.

J. Schleuß,                   
Schuhmachermeister aus Lübeck.     


Gusseiserner Ofen
Zu außerordentl. billigen Preisen.
Gußeiserne Oefen
in großer Auswahl,
--- Sparheerde ---
in allen Größen,
Gußeis. Stall=, Keller= und Dach=Fenster,
Dachpappen, Drathstifte etc. etc.
empfiehlt
Heinr. Pagels, Lübeck,
Magazin für vollständige Haus= und Küchen Einrichtungen.


Rostocker Lagerbier
aus der
Actien=Brauerei
vorm. Const. Steinbeck, Rostock,
guter Qualität in Gebinden und auf Flaschen.
Niederlage und Verkauf
bei                                                     Aug. Stapelfeldt, Ratzeburg.


Symbol für Anzeige 'Alles Gummi'
Alles
aus dieser Masse
Schutzmittel und chirurg. Gummi-Apparate, versendet zollfrei die Gummiwaaren-Fabrik
H. Mielck, Hamburg.
Special -Preis-Courant gratis.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen18 M -Pfennig  bis 24 M -Pfennig.
Roggen13 M -Pfennig  bis 16 M -Pfennig.
Gerste13 M -Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.
Hafer12 M 50Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Erbsen13 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,25 .
Hasen d. St. M3 - 4 .
Enten d. St. M1,70 .
Hühner d. St. M1,20 .
Kücken d. St. M0,75 .
Tauben d. St. M0,45 .
Stoppelgänse d. St. M6 .
Eier 4 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 79 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 79 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 9. October 1877.


Schwarzer Peter.
Eine Erzählung.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1877 Nr. 79 Seite 6]

Schwarzer Peter.
Eine Erzählung.
[Fortsetzung.]


- Löwe, Affe und Maulwurf. Das "Wiener Tageblatt" schreibt: In früheren Zeiten gab es kein größeres Lob für eine Armee, als wenn man ihr nachsagen konnte, sie hat gekämpft wie ein Löwe. Dann kamen Kriege, in welchen die affenmäßige Behendigkeit als militärische Tugend gepriesen wurde und jetzt dient als Lehrmeister und Vorbild dem Herrn der Schöpfung in einem Kriege, dessen bisherige Resultate den russischen Bären so außerordentlich beschämen, der Maulwurf. In der That hat es noch keinen Krieg gegeben, in welchem die Maulwurfsarbeit, die Schanzarbeit, zu so hohen Ehren gelangte, wie in dem jetzigen.
- Warnung. Eine junge Dame in Halle hatte Heidelbeeren gegessen und wollte eine Gesellschaft besuchen. Um nun die blauen Rosenlippen und Perlzähnchen geschwind in den rechten Stand zu bekommen, putzt sie dieselben mit etwas Chlorkalk. In der That, die blaue Farbe verschwand, aber binnen wenig Minuten auch die Besinnung. Schon halb festlich gekleidet, sank sie aufs Sopha und hatte einen einem zweitägigen Starrkrampf ähnlichen Schlaf, aus dem sie erst nach den angestrengtesten Bemühungen des Arztes durch Frottiren und Einreibungen erwachte. Noch Wochen lang war sie höchst angegriffen und wird nicht wieder vergessen, daß Chlorkalk ein gefährliches Gift ist, welches nur mit größter Vorsicht äußerlich angewendet werden darf.
- Ein junger Mann in Syrk an der Mosel wollte seinen Pudel ertränken. Er band ihm einen Stein an den Hals, bestieg mit ihm einen Kahn und ruderte bis in die Mitte des Flusses. Da warf er das treue Thier in den Strom und es verschwand sofort. Da aber der Strick, woran der Stein befestigt war, zerriß, so tauchte es wider auf und machte verzweifelte Anstrengungen, um den Kahn zu erreichen. So oft es aber herankam, stieß es sein Herr mit der Ruderstange zurück. Nach einer Viertelstunde wurde der junge Mann des Kampfes müde, er packte die Ruderstange mit beiden Händen und führte einen wüthenden Streich nach dem Kopf des Hundes, verlor dabei das Gleichgewicht, stürzte in den Strom und verschwand. Alsbald änderte sich die Scene. Der arme Hund tauchte unter das Wasser, packte seinem Herrn und schleppte ihn keuchend, nachdem er vielmals vom Strome beinahe fortgerissen worden war, nach dem Ufer. Er hatte ihm und sich das Leben gerettet.
- In einem Gasthof in Leipzig logirt sich ein Reisender ein, siedelt noch spät Abends in ein besseres Zimmer über und schläft den Schlaf des Gerechten. Andern Morgens aber wacht er mit Schrecken auf; denn ihm fällt ein, daß er in dem ersten Zimmer seine Geldtasche mit 36,000 M. zurückgelassen hat und zwar unter dem Kopfkissen seines Bettes. Tasche und Geld ist fort und auch der Fremde, der nach ihm in dem Zimmer übernachtet hat und den Niemand kannte.
- Stock und Stahlfeder gefährden die Augen, der Stock, wenn man ihn, die Spitze nach hinten, unterm Arm trägt, die Stahlfeder, wenn man sie hinter's Ohr steckt. Ein Kaufmann in Berlin trug die Stahlfeder hinterm Ohr. Neulich überrascht ihn seine auswärts verheirathete Tochter mit einem Besuche, er drückt sie küssend in seine Arme und - sticht ihr mit der Stahlfeder das Auge aus.
- Ein Engländer und mehrere Damen, Mitglieder des englischen Unterstützungsvereins für die türkischen Verwundeten und Flüchtlinge, hatten zu Anfang dieses Monats das Vergnügen, in Gesellschaft einiger Tscherkessen von Constantinopel nach Adrianopel zu reisen. Die letzteren vertrieben sich die Zeit damit, daß sie aus den Fenstern ihres Waggons schossen. Alles, was in Sicht kam, bald der rothe Unterrock eines Bulgarenmädchens, bald ein weidender Ochse mußte sich gefallen lassen, als Zielscheibe zu dienen. Aber bald wurden die Tscherkessen dieses Zeitvertreibens überdrüssig und gingen zu einer Abwechslung über, indem sie durch die aneinandergehängten Wagen zu schießen begannen. Das Begleitpersonal des Zuges konnte nichts Anderes thun, als von einer Station aus dem Gouverneur von Adrianopel die Sache telegraphisch zu melden, welcher alsbald 3-400 Mann Soldaten nach dem Bahnhofe schickte und die bei Ankunft des Zuges in Empfang genommenen Tscherkessen ins Gefängniß stecken ließ.
- Mit Bedauern werden die Leser vernehmen, daß auch ein Walfisch sich erkälten kann. Der junge Walfisch, welchen die Londoner für ihr Aquarium aus Newyork holten, erkältete sich auf der Reise, bekam die Lungenentzündung und starb nach vier Tagen.
- Marseiller Ingenieure wollen die Entdeckung gemacht haben, daß seit der Vollendung des Suez=Canales die Gewässer des Mittelländischen Meeres um nahezu 3 1/2 Zoll gefallen sind.
- Das Schwurgericht in Karlsruhe verhandelte kürzlich folgenden Fall: Der Angeklagte, Joseph Grünewald von Möhringen, war Heizer in der Nähmaschinenfabrik von Haid und Neu in Karlsruhe und hatte täglich Abends sog. Kesselstein=Lösung, eine Lösung von Aetznatron, im Maß von einem Liter, in das Wasserbehältniß , woraus der Kessel gespeist wird, zu schütten. Am 16. Mai d. J. trat er mit einem solche Flüssigkeit enthaltenden Glase in der Hand aus den unteren Fabrikräumen, als ihm der 49 Jahr alte, verheirathete Fabrikarbeiter Heinrich Wacker von Karlsruhe begegnete, diesem streckte er das Glas hin mit den Worten "Prosit Wacker". Letzterer that einen kräftigen Schluck obwohl ihm der Angeklagte ein "Halt" zurief; der Warnungsruf war zu spät, Wacker hatte von der giftigen Flüssigkeit, die er für Bier hielt - welches allabends in der Fabrik getrunken wird - hinuntergeschluckt; trotz sofort angewandter Gegenmittel trat am 6. Juni d. J. der Tod ein. Nach den Auffassungen der großh. Staatsanwaltschaft handelte es sich hier lediglich um eine fahrlässige Handlung; allein die Strafkammer ging darauf in der Sitzung vom 6. Juli d. I. nicht ein und erklärte sich im Hinblick auf die Möglichkeit einer vorsätzlichen That für unzuständig; so kam die Sache vor das Schwurgericht und bei der Verhandlung wurde angenommen, daß der Angeklagte beabsichtigt hat, den Heinrich Wacker zu schädigen oder gar zu tödten. Der Wahrspruch fiel denn auch dahin aus, daß Joseph Grünewald wegen fahrlässiger Tödtung schuldig erklärt und unter Anrechnung der erstandenen Untersuchungshaft mit fünf Monat Gefängniß bestraft wurde.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD