No. 69
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 04. September
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1877 Nr. 69 Seite 1]

   Nachdem ich von Großherzogl. hoher Landesregierung zum Civil=Mitgliede der Commission für die Feststellung und Abschätzung der Flurbeschädigungen bestellt, welche durch die diesjährigen im hiesigen Fürstenthume stattfindenden Truppenübungen entstehen werden, fordere ich alle Grundbesitzer, Pächter und sonstigen Nutznießer von Grundstücken, welche durch die Truppenübungen Flurbeschädigungen erlitten haben und dieserhalb Entschädigungsansprüche erheben wollen, hiedurch auf, die von ihnen erlittenen Schäden bei dem betreffenden Gemeinde=Vorstande, resp. der Großherzogl. Landvogtei hieselbst thunlichst beschleunigt anzumelden; die betreffenden Gemeinde=Vorstände aber wollen die bei ihnen angemeldeten Entschädigungsansprüche mir umgesäumt mittheilen, da spätere Anmeldungen erst nach Verlauf längerer Zeit zur Abschätzung gelangen können und dadurch nicht nur Störungen in der Bewirthschaftung der betreffenden Grundstücke, sondern auch, wenn die verspäteten Ansprüche gesetzlich überall noch berücksichtigt werden könnten, auf allen Fall eine Verzögerung der Schadloshaltung zur Folge haben würden.
   Schönberg, den 2. September 1877.

Der Vorsitzende der Commission zur Abschätzung der durch die diesjährigen Truppenübungen verursachten Flurschäden.
v. Arnim.


Politische Rundschau.

Deutschland. Se. Majestät der Kaiser ist am Sonnabend zu den großen sog. Kaisermanövern abgereist, welche in dieser Woche am Rhein bei Benrath stattfinden. Am Sonntag hat derselbe von 6 1/2 Uhr Morgen bis 5 1/2 Uhr Abends in Essen verweilt bei dem Geh. Kommerzienrath Krupp. Gestern hat Se. Majestät nördlich von Düsseldorf die große Parade des VII. Armee=Corps abgenommen. Heute ist Corps=Manöver zwischen Düsseldorf und Kaiserswerth. Am Donnerstag findet das erste Feldmanöver der 13. und 14. Division bei Hubbelrath, am Freitag das zweite und am Sonnabend das dritte Feldmanöver bei Wülfrath statt. Am Sonnabend werden die Majestäten Benrath Nachmittags 5 Uhr wieder verlassen, um über Köln nach Brühl zu fahren.
Der Wortlaut des 31 Artikel umfassenden Grenzrezesses zwischen Deutschland und Frankreich wird nunmehr in der amtlichen "Gemeindezeitung für Elsaß=Lothringen" veröffentlicht, nachdem die durch Artikel 1 des Frankfurter Friedensvertrages eingesetzte Kommission, welche die neue festsetzen sollte, ihre im Juni 1871 begonnene Thätigkeit am 26. April d. J. beendigt hat. An diesem Tage wurde die Grenzrezeßurkunde abgeschlossen und deutscherseits von dem Bevollmächtigten des Kaisers, Generallieutenant von Strantz, französischerseits vom Divisionsgeneral Dontrelaine in Metz unterzeichnet, sodaß der Austausch der Ratifikationsurkunde am 31. Mai d. J. erfolgen konnte. Die nunmehr endgültig festgesetzte neue Grenze hat abgesehen von kleinen Krümmungen eine Länge von 397 Kilometern.
Das Sedanfest ist auch in diesem Jahre weit und breit in unserm deutschen Vaterlande gefeiert worden; nur rein katholische Gegenden, die durch den "Kulturkampf" aufs empfindlichste geschädigt und aufs tiefste gereizt und verbittert sind, haben sich von der Feier ausgeschlossen; und jeder, der sein deutsches Vaterland lieb hat, wird sich freuen, daß das Sedanfest von Jahr zu Jahr mehr ein allgemeines Volksfest wird, wenn man auch wünschen möchte, daß das Fest in Ansehung des ernsten Tages, dem es gilt, vielfach einen etwas ernsteren Karakter erhalten möchte, zumal wenn dasselbe, wie in diesem Jahre auf einen Sonntag fällt. Besonders wünschenswerth erscheint es uns, daß die Schulfeier in solchem Falle auf einen andern Tag u. zw. auf den Montag verlegt würde, wie es an einigen Orten auch geschehen ist. Eine Schulfeier gehört nicht auf den Sonntag. Wollen erwachsene Leute den Sonntag in rauschenden Vergnügungen verleben, so müssen sie es thun, es ist ihre eigene Sache; aber für Kinder tragen andere die Verantwortung.
Der "R.= und St.=Anz." veröffentlicht eine Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 29. August, wodurch die Rinderpest im gesammten Reichsgebiete für erloschen erklärt wird, da seit dem 4. August ein neuer Fall des Auftretens der Seuche nicht vorgekommen ist.
In Leipzig ist, wie die "Volks=Ztg." meldet, ein "Verein gegen Verfälschung der Nahrungs= und Genußmittel" begründet, welcher sich über ganz Deutschland ausdehnen soll. Derselbe wird seine Bestrebungen mit allen zweckmäßigen Mitteln so wie durch eine besondere Zeitschrift gegen betrügerische Werth= sowie gesundheitsnachtheilige Stoff=Fälschungen aller Verbrauchsartikel, gegen den Verkauf verdorbener oder sonst den Käufer benachtheiligender Waaren, werthloser und schädlicher Surrogate und dergleichen richten. Der Verein vertritt zweckgemäß nicht nur die Interessen des consumirenden Publikums, sondern auch die der reellen Fabrikanten und Kaufleute. Vorläufige Beitrittserklärungen, welche noch keinerlei weitere Verbindlichkeit in sich schließen, sind an den Schriftsteller Ernst Leistner (Leipzig, Brandweg 16) zu adressiren. Zeitungen werden um Weiterabdruck sowie um Uebersendung der Nummer an den Genannten geboten.

("Reichsbote").     

Vom Kriegsschauplatze liegen keine sicheren Nachrichten vor. Die Türken behaupten, am 30. August einen großen Sieg über die Armee des russischen Thronfolgers zwischen Rasgrad und Djuma erfochten zu haben, wobei die Russen 4000 Mann,

[ => Original lesen: 1877 Nr. 69 Seite 2]

eine Kanone, 2000 Gewehre und zahlreiche Munition verloren hätten. Doch es wird wohl so schlimm nicht sein. Außerdem soll Suleiman Pascha die Russen am Schipkapaß nahezu eingeschlossen haben, und sein linker Flügel soll bereits bei Grabowo stehen. Bekanntlich nehmen die Türken ihre Wünsche leicht für Thatsachen. Von Seiten der Russen ist noch keine dieser Nachrichten bestätigt. Vielmehr behauptet ein offizielles Petersburger Telegramm vom 30. Abends aus Gornü Studen, daß überall Ruhe herrsche.
Mit Rumänien ist eine Art Militär=Konvention abgeschlossen, denn Fürst Karl von Rumänien ist zum Befehlshaber der vereinigten russischen und rumänischen Streitkräfte des Westdetachements und General Sotow zum Chef seines Generalstabes ernannt worden.
Serbien zögert noch mit seinem beabsichtigten Eintritt in die Aktion, weil, wie es heißt, England eine ernste Warnung nach Rustschuck gerichtet habe; doch lange wird es wahrscheinlich seiner Lust gleichwohl nicht widerstehen können.


- Durch die neu angeordnete Bewaffnung der bayerischen Infanterie mit dem Mausergewehr an Stelle des aptirten Werdergewehres, welches ersterem jedenfalls an Güte nicht nachsteht, ist der seit Langem angestrebte wichtige Vortheil erreicht worden, daß das ganze deutsche Heer nunmehr einerlei Bewaffnung erhält und mithin die Munition jedes Truppentheils für jeden andern verwendbar wird. Eine außerordentliche Geldforderung für diese Gewehrbeschaffung wird, nach halboffizieller Erklärung, nicht beansprucht.
- Die um Metz gelegenen Schlachtfelder von Colombey=Aouilly, Mars=la=Tour und St. Privat=Gravelotte wurden in den letzten Tagen, als den Jahrestagen der großen Schlachten, von zahlreichen Fremden, vorherrschend von Angehörigen der Gefallenen, besucht und mit Kränzen und Blumen geschmückt. Auch aus Frankreich waren zahlreiche Besucher eingetroffen.
- Aus Bordeaux kommt die Nachricht, daß am 20. Aug. Abends 8 Uhr eine Cyclone (Wirbelwind) mit fast unglaublicher Gewalt über der Stadt wüthete. Der angerichtete Schaden ist sehr beträchtlich, die Zahl der durch denselben verursachten Unglücksfälle ungeheuer. Im Hafen haben glücklicherweise nur unbedeutende Havarien stattgefunden, dagegen sind in Arcachon mehrere Leichen angetrieben. Etwa 200 Fahrzeuge sind in Stücke zerschlagen, oder verschwunden, wobei zahlreiche Personen ums Leben gekommen sind. Die berühmten Austernparks von Arcachon sind überschwemmt, die Bassins zerstört worden.
- Einem von der Sternwarte zu Washington an die Berliner Sternwarte gelangten Telegramm zufolge hat Hall in Washington zwei Satelliten (Monde) des Mars entdeckt. Vor Erfindung der Fernrohre kannte man nur einen Trabanten oder Satelliten, d. h. einen Himmelskörper der die Planeten in derselben Weise umkreist, wie diese um die Sonne sich bewegen, unsern Mond; nach jener Erfindung entdeckte Galilei die Jupitersmonde; im Laufe der Zeit folgte die Entdeckung der Trabanten des Saturn, Uranus und Neptun. Bewahrheitet sich die jüngste Entdeckung, so hätten außer den Asteroiden nur die innerhalb der Erdbahn die Sonne umkreisenden Planeten, Mercur und Venus, keine Satelliten.
- Beinahe zu keiner anderen Beamten=Branche in Berlin findet ein solcher Zugang statt, wie zu dem Nachtwächter=Korps. Wie wir hören, gehen täglich beim Polizeipräsidium zahlreiche Gesuche um Anstellung als Nachtwächter ein, trotzdem bereits 2-300 Aspiranten notirt sind. Allen Bewerbern muß daher die Antwort ertheilt werden, daß der Bedarf auf Jahre hinaus noch gedeckt sei.
- Von einer neuen Spezies Coloradokäfer wird aus Gotha berichtet: dort werden die jungen Mädchen, welche in der geographischen Anstalt von Perthes in großer Anzahl beschäftigt sind, Landkarten zu coloriren, scherzweise Coloradokäfer genannt. Wie viel dieselben zur Vernichtung der Kartoffeln beitragen, bleibt unerwähnt.
- Die "Natur" schreibt: Zu den vielen verkannten Geschöpfen gehört auch der Regenwurm. Er lebt in der Erde, man sieht ihn eher als andere kleine Würmer und Larven, und deshalb wird er beschuldigt, die Pflanzen zu schädigen und so die Erträge der Felder, Wiesen und Gärten zu schmälern. Erst vor nicht langer Zeit begann man auch ihm eine größere Aufmerksamkeit zu widmen und erklärte, daß, wenn der Regewurm (Lucumbris terretis) auch möglicherweise die Pflanzenwurzeln bis zu einem gewissen Grade schädige, er dennoch den Pflanzen einen großen Dienst dadurch erweise, daß er den strengen, undurchlassenden Lehmboden mit einer Menge kleiner Kanäle wie mit Drains durchziehe, hierdurch das Eindringen der überflüssigen und deshalb schädlichen Feuchtigkeit in größere Tiefen erleichtere und somit den angerichteten Schaden ausgleiche, vielleicht gar mit guten Zinsen vergüte. Man begann dem kleinen Diaineur das Wort zu reden. So hat in neuester Zeit Grimm im Junihefte der "Arbeiten der freien ökonomischen Gesellschaft" unter der Aufschrift: "die Bedeutung des Regenwurms für die Fruchtbarkeit des Bodens" einen Artikel veröffentlicht, in welchem er für das bisher verfolgte Thierchen mit den Waffen der Wissenschaft eintritt und dasselbe als einen wahren Gehülfen und Wohlthäter der Landwirthe und Gärtner darstellt. Denn er weist, gestützt auf eigene Erfahrungen, darauf hin, daß der Regenwurm nicht nur die Wurzeln nicht angreift und beschädigt, daß er es ihnen dadurch, daß er tiefe Kanälchen gräbt, ermöglicht, in Erdschichten einzudringen, in die sie ohne diese Mitwirkung nimmer gelangen würden. Da nun der oberirdische Theil einer Pflanze immer der Länge und Anzahl ihrer Wurzeln entsprechend entwickelt ist, so ist es auch klar, daß der Regenwurm den Pflanzen, in deren Nähe er sich aufhält, einen großen Dienst erweist. Freilich mag er auch die Wurzeln, wenn nicht aller, doch mancher Pflanzen schädigen. Unter der Gärtnerwelt ist wenigstens die Ansicht allgemein verbreitet, daß der Regenwurm für die Topfpflanzen verderblich sei. Wohl jeder Gärtner hat schon bei Umpflanzung einer kränkelnden Topfpflanze einen Regenwurm gefunden, der für die Ursache der Erkrankung des Gewächses gehalten wurde, weil eine andere Ursache nicht sichtbar war. Jedenfalls fordern die Beobachtungen Grimms zu weitern Forschungen heraus.
- Der Toast und der Durst. Das Zutrinken ist eine altehrwürdige Sitte; die Alten tranken ihren Göttern zu, die sie beim Mahle aufstellten Das Christenthum hatte die Götter in Heilige verwandelt; die alten Franzosen tranken nun diesen zu, bis das Concil zu Nantes darin eine Profanation sah und es strenge verbot. Mau trank nun seinen Freunden und Verwandten zu. Das Zutrinken gab die erwünschte Gelegenheit, die Zechereien stets zu verlängern. Man trank übrigens bis ins II. Jahrhundert hinein alle Getränke warm; die Armen warfen glühende Kohlen oder glühendes Eisen, die Reichen und Vornehmen glühendes Gold in die Trinkhörner und Becher, oder man erhitzte die Getränke am Feuer; in England wurden auch Toast's, d. h. geröstete Brodschnitten, wie man sie dort noch heutigen Tages zum Thee genießt, rauchend heiß in das Bier oder den Wein geworfen. Derjenige, dem zugetrunken wurde, erhielt den Rest des Trunkes, der um die Tafel herumgegangen war, mit der Brodscheibe. Daher die Bezeichnung des Trinkspruches mit dem Worte Toast. Es wurde übrigens in Frankreich und England nicht weniger getrunken, als in dem schon seit Tacitus wegen seines Durstes stark verrufenen Deutschland, so daß wiederholt strenge Gesetze gegen die Trunkenheit erlassen wurden, während man sich aber in England damit begnügte, die Trunkenen in einem Faß durch die Stadt zu rollen, was bei der damaligen Pflasterung zu den unliebsamsten und erschütterndsten passiven Bewegungen für die Betroffenen gehört haben mag. So ging Franz I. doch noch etwas weiter, indem er verordnete, daß, wer zum dritten Male der Trunkenheit überwiesen würde, verbannt werden und dem Vaterlande nur seine Ohren bleiben sollten, die ihm der Scharfrichter früher stützen mußte. Auf welche Maße die damaligen Mägen, auch die des zarten Geschlechts geaicht waren, zeigt recht anschaulich die Hoftrinkordnung Ernst des Fronten von Sachsen=Gotha,

[ => Original lesen: 1877 Nr. 69 Seite 3]

dessen Hofstaat einen hohen Ruf der Mäßigkeit hatte. Im § 4 dieser im Jahre des westfälischen Friedens erlassenen Ordnung heißt es: "Zum Früh= und Vespertrunk vor unsere Gemahlin soll an Bier und Wein, so viel diese begehren wird, gefolgert werden, vors gräfliche und adelige Frauenzimmer aber vier Maß Bier und des Abends zum Abschenken drei Maß Bier; vor die Frau Hofmeistern und zwo Jungfern wird gegeben von Ostern bis Michaeli Vormittags um 9 Uhr auf jede Person 1 Maß Bier und Nachmittags um 4 Uhr eben soviel.


Anzeigen.

Ueber das Gesammtvermögen der zu St. Georgsberg bei Ratzeburg wohnenden Ehefrau des Freischulzen Hennings aus Mannhagen, Dorette geb. Solvie, ist vom Königlichen Amtsgerichte zu Ratzeburg unterm 7. d. M. der Concurs der Gläubiger erkannt worden; zu dem öffentlich meistbietenden Verkaufe der zur Masse gehörigen, zu Mannhagen belegenen Freischulzenstelle c. p. sind in Folge der Requisition des vorerwähnten Concursgerichts vom 20. d. Mts. Termine vor dem unterzeichneten Gerichte anberaumt und zwar
   1., zum Verkaufe des vorbezeichneten Grundstücks auf

Freitag, den 19. October d. J.,
Mittags 12 Uhr,

   2., zum Ueberbot auf

Mittwoch, den 14. November d. J.,
Mittags 12 Uhr,

wozu Kaufliebhaber hierdurch mit dem Bemerken geladen werden, daß die Besichtigung des Grundstücks nach voraufgegangener Meldung bei dem Gerichtsvollzieher Solvie in Mannhagen jederzeit freisteht und die Verkaufsbedingungen 14 Tage vor dem Verkaufstermine auf der Justiz=Amts=Registratur einzusehen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten sind.
Sämmtlichen Gläubigern wird freigelassen, in dem zur endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen auf

Freitag, den 19. October d. J.,
Vormittags 11 1/2 Uhr

anberaumten Termine zu erscheinen.
Gleichzeitig steht auch ein Termin auf

Freitag, den 19. October d. J.,
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Gerichte an zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an die verzeichnete, zu Mannhagen belegene Freischulzenstelle c. p., zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel und zur etwaigen Prioritätsausführung, zu welchem die interessirenden Gläubiger unter dem Nachtheil der Abweisung und des Ausschlusses hiermit geladen werden.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind die Hypothekgläubiger wegen ihrer intabulirten Capitalpöste und laufenden Zinsen.
Schönberg, den 24. Juli 1877.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Horn.

A. Dufft.     


Unter Bezugnahme auf den von uns unter dem 24. v. Mts. gegen den Schwedenknecht Johann Peter Bogren erlassenen Steckbrief bringen wir hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß nach einer uns gemachten Anzeige der Inculpat sich zur Zeit unter dem Namen "Israel Peterson" in Deutschland aufhält; wir wiederholen unsere Bitte, auf den p. Bogren alias Peterson zu vigiliren, ihn im Betretungsfalle anzuhalten und uns sofort Nachricht zu geben.
Schönberg, den 27. August 1877.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     


Den Mitgliedern der Feuerassecuranz=Societät im Fürstenthum Ratzeburg wird hierdurch bekannt gemacht, daß der Beitrag für 1877 für Cl. I auf 12 1/2 Pf., für Cl. II auf 16 2/3 Pf., für Cl. III auf 20 5/6 Pf. pro 100 M. Versicherungssumme (1 : 1 1/3 : 1 2/3 p. c.) festgesetzt ist.
Der Zahlungstag wird den einzelnen Ortschaften noch besonders angezeigt werden.
Schönberg, den 25. August 1877.

Die Direction.


Land=Verpachtung.

Das im Schlauencamp belegene, in 14 Parcelen getheilte früher Gothknecht'sche Ackerstück soll am

Freitag den 7. September d. J.,
Nachmittags 3 Uhr,

an Ort und Stelle auf 12 hintereinanderfolgende Jahre meistbietend verpachtet werden.
Pachtliebhaber wollen sich zur angegebenen Zeit beim Meilensteine vor der Marienstraße versammeln.

Schönberg, den 20. August 1877.

Der Magistrat.


Vorläufige Anzeige.

Im Laufe des September und October d. J. gelangen auf dem Herrschaftl. Carlower Moore noch

ca. 800 Mille

Ruthen=, Form= und Stechtorf zum meistbietenden Verkauf bei freier Concurrenz im Fürstenthum.
Schönberg, den 30. August 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.        


Zur Beachtung.

§ 8, 4 des Jagdfrevelgesetzes vom 13. Februar 1871 lautet:

sub 1. Wer in fremdem Jagdgebiete auf der Feldarbeit einen Hund ohne angebundenen auf der Erde schleppenden Knittel mit sich führt, wird um 24 Schillinge gestraft.
sub 2. Die Jagdberechtigten und ihre Vertreter sind befugt, die im Jagdgebiete umherstreifenden Hunde und Katzen ohne Weiteres zu tödten.
Schönberg, den 3. September 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.        


Bekanntmachung.

Die Schulden=Regulirungs=Section beabsichtiget in Gemäßheit des Rath= und Bürgerschlusses vom 10. Mai 1875 an der Ausloosung theilnehmende Obligationen der alten Anleihen, sowohl der freiwilligen, wie der contributionsmäßigen, von den Mindestfordernden anzukaufen.
Offerten mit Angabe der Loosnummern und des Betrages der einzelnen Stücke, sowie des Zinsfußes und des Zinsverfalltages, sind bis zum 30. dies. Mts. versiegelt und mit dem Vermerk "Verkaufsofferte" bei Senator Schroeder hierselbst einzureichen.
Lübeck, den 1. September 1877.

Schulden=Regulirungs=Section.     


Reuter's Werke.
(Volksausgabe in 28 Lieferungen.)
~~~~~

Die günstigen Bedingungen, in Folge deren mir schon seit 16. Juli d. J. Bestellungen auf obige Ausgabe gemacht worden, gelten auch noch für Anmeldungen bis zum 1. October d. J. Darnach kostet jede der ersten 24 Lieferungen bei mir nicht 75 Pf., sondern nur

65 Pfennig

und jede der 4 letzten Lieferungen nur

so daß das vollständige Werk nicht 21 Mark, sondern bei mir nur

18 Mark

kostet.

Schönberg.                                                     C. Sievers.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 69 Seite 4]

Logo Berliner Harz Oelfarbenfabrik

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Am 2. September ist ein schwarzer Fächer im Schützenhause oder auf dem Wege von dort bis zu meinem Hause verloren. Der Finder wird gebeten, denselben gegen Belohnung bei mir abzugeben.

Schönberg.                                                     A. Wigger.


Mein gut assortirtes
Lampen=Lager

empfehle für diesen Herbst ganz besonders, da die Preise bedeutend ermäßigt sind; auch

Lampendochte, Glocken und Cylinder in allen Sorten, sowie
polirte Cylinder ohne Preiserhöhung.
Hochachtungsvoll und ergebenst
W. Wieschendorf,
Klempner in Schönberg.


Die Dampfwaschkessel

verdienen mehr bekannt zu werden, da durch Gebrauch desselben in jedem Hausstand an Seife, Feuerung und Arbeitskraft ganz bedeutend gespart wird. Die Vorrichtung zum Gebrauch desselben in Waschküchen und auf gewöhnlichen Herden erfordert nur geringe Unkosten, dagegen auf jedem Sparherd passend.
Ich bin gerne bereit, jeder geehrten Herrschaft einen gebrauchten Kessel zum Probiren gratis zu leihen, damit Niemand die Ausgabe in Ungewißheit der Zweckmäßigkeit zu machen braucht.
Schönberg.

Ergebenst
W. Wieschendorf,
Klempner.


Am Sonntag, den 9. und Montag, den 10. September

wird bei mir ein

Scheibenschießen
nach Gewinnen,

(Hauptgewinn 1 Regulator), abgehalten, zu welchem Freunde und Gönner ergebenst eingeladen werden.
Am Montag

Ball.

Gastwirth Lohse.     
Herrnburg.        


Liebig's Kumys=Extract

ist nach neuest. Forschungen mediz. Autoritäten alleiniges, sicheres diät. Radical=Mittel bei: Halsschwindsucht, Lungenleiden (Tuberculose, Abzehrung, Brustkrankheit), Magen=, Darm= und Bronchial=Catarrh (Husten mit Auswurf), Rückenmarksschwindsucht, Asthma, Bleichsucht, allen Schwächezuständen (namentlich nach schweren Krankheiten). Kisten von 5 Flacon an à Flacon 1 1/2 Mark excl. Verpackung versend. mit Gebrauchsanw.: Hartung's Kumys=Anstalt, Berlin W., Verläng. Genthiner St. 7. Aerztl. Brochüre über Kumys=Kur liegt jeder Sendung bei.
Wo alle Mittel erfolglos, mache man vertrauensvoll den letzten Versuch mit Kumys, Heilung wird der Lohn sein.


Frankfurter Pferde=Markt=Lotterie
Ziehung am 3. October.

Bei dieser Lotterie kommen 10 elegante Equipagen mit 4 und 2 Pferden bespannt und feiner Schirrung, ferner 61 der feinsten Reit= und Wagenpferde nebst vielen Hunderten von anderen werthvollen Gegenständen zur Verloosung zu dieser Lotterie erläßt der Unterzeichnete Loose

ein ganzes Loos zu 4 R.=Mark,  
zwölf ganze Loose zu 45 R.=Mark

gegen Postnachnahme oder Einsendung des Betrages. Um allen Bestellungen vollständig nach Wunsch entsprechen zu können, wolle man Bestellungen baldigst machen und wird ausdrücklich bemerkt, daß jeder Theilnehmer die Gewinnliste franco und gratis erhält, größere Gewinne werden sofort durch Telegramm angezeigt.

>Joh. Geyer in Frankfurt a. M.
Heiligkreuzgasse Nr. 9.


Photographisches Atelier
von
C. Kindermann,
Lübeck,
Breitestrasse 788.


Das internationale
Ehe-Vermittlungs-Institut
von J. Kroner in Darmstadt,

anerkannt und benützt von den höchsten Autoritäten, hat gegenwärtig einige tausend Parthieen, worunter mit Vermögen bis zu 250,000 Mark vorgemerkt.
Desfallsigen Briefen ist für Frankatur der Rückantwort unter Gratis=Beischluß eines Prospectes in Doppelcouvert eine 20 Pfg.=Marke beizufügen Unauffällige Correspondenz=Zahlung des Honorars erst nach erfolgter Trauung. Man adressire einfach: J. Kroner.


Kinder=Stiefel

für Knaben und Mädchen, gut und dauerhaft gearbeitet;

fertige Knaben=Anzüge

in großer Auswahl empfiehlt

                                                    Ferdinand Seelig,
                                                    Schönberg.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,30 .
Hühner d. St. M1,55 .
Tauben d. St. M0,40 .
Schinken pr. 500 Gr. M1,00 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,20 .
Eier 5 St. für M0,30 .
Kücken d. St. M0,65 .


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen20 M -Pfennig  bis 25 M -Pfennig.
Roggen18 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Gerste16 M 50Pfennig  bis 18 M -Pfennig.
Hafer16 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Erbsen15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 69 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 69 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 4. September 1877.


Lebenswege.
Eine Erzählung.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1877 Nr. 69 Seite 6]

Lebenswege.
Eine Erzählung.
[Fortsetzung.]


- In der Bau= und Industrieausstellung im Bundespalais zu Frankfurt a. M. ist soeben auf kurze Zeit das äußerst sinnreiche construirte Modell eines hydraulischen Apparates zum Läuten von Glocken ausgestellt. Dasselbe ist von einem jungen Frankfurter Herrn Ingenieur Carl Gramm construirt und für die Kaiserglocke des Kölner Doms bestimmt. Es ist erfreulich, das Problem gelöst zu sehen, jene Glocke zu läuten, da dieselbe seither bekanntlich von 50 Mann ohne Erfolg gezogen wurde.
- Von den seit einigen Jahren sehr in die Mode gekommenen Buchstaben=Rebus hat jüngst ein geistreicher Franzose Gebrauch gemacht, um die Resultate der Kaiserregierung in Frankreich zusammenzufassen. In den Regierungskreisen soll große Erbitterung über den unbekannten Autor dieses Witzspieles, welches gegenwärtig die republikanische Presse durchläuft, herrschen, so sehr auch sonst die Franzosen geneigt sind, ein gutes Bonmot selbst politischen Gegnern zu verleihen. Wir geben dasseibe gleich mit Lösung und deutscher Uebersetzung:

La nation francaise . . . A. D. C. (abaissée)
La gloire . . . . . . . . . . . F. A. C. (effacée)
Les places fortes . . . . .O. Q. P. (occupées)
Deux provinces . . . . . . C. D. (cédèes)
L' armoe . . . . . . . . . . . D. P. C. (dépécée)
Le peuple . . . . . . . . . . E. B. T. (hébété)
Los lois . . . . . . . . . . . . L. U. D. (éludées)
La justice . . . . . . . . . . H. D. (achétèe)
Los libertés . . . . . . . . . F. M. R. (éphémères)
Le crédit . . . . . . . . . . . B. C. (baissé)
Los denrées . . . . . . . .. L. V. (élevées)
La ruine . . . . . . . . . . . . H. V. (achevée)
La honte seule . . . . . . . R. S. T. (restée)
                          d. h.
die französ. Nation . . .gedemüthigt
der Ruhm . . . . . . . . . .erloschen
die Festungen . . . . . . .weggenommen
zwei Provinzen . . . . . .abgetreten
die Armee . . . . . . . . . zerstückt
das Volk . . . . . . . . . . verdummt
die Gesetze . . . . . . . . umgangen
die Gerechtigkeit . . . . käuflich
die Freiheiten . . . . . . schnell vergänglich
der Kredit . . . . . . . . .gesunken
die Lebensmittel . . . . gestiegen
der Ruin . . . . . . . . . . vollendet
die Schande allein . . . geblieben.


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