No. 65
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. August
1877
siebenundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1877 Nr. 65 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Zur Feier des Geburtstags Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph von Oesterreich fand am 18. August am Kaiserlichen Hofe auf Schloß Babelsberg bei Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin ein Diner statt, zu welchem die gegenwärtig in Berlin weilenden österreichischen Würdenträger geladen waren.
In Bezug auf das Kasernirungsgesetz welches in der letzten Reichstagssession nicht zu Stande kam, schreibt die "Kreuz=Ztg.": "Bei Aufstellung des nächstjährigen Etats dürfte von der Voraussetzung ausgegangen werden, daß über das in der letzten Session vorgelegte, aber nicht zur Discussion gelangte Kasernirungsgesetz eine Vereinbarung sich werde erzielen lassen, zunächst innerhalb des Bundesrathes, dann im Reichstage. Die im Kasernirungsgesetz zur Entscheidung kommenden Summen sind entweder extraordinär zu genehmigen, oder es müßte der Kasernirungsplan, zu dem der Reichstag durch seine Resolutionen den Anstoß gab, ganz fallen gelassen werden. Eine Verständigung steht jedoch zu erwarten. Mit der Kasernirung den Militär=Etat zu belasten, geht wegen der Höhe der Summe nicht an, selbst wenn dieselbe auf mehrere spätere Etats vertheilt würde. Die Beschaffung des Geldes auf dem Wege einer Reichsanleihe scheint schon darum geboten zu sein, weil die Kasernirung, wenn sie überhaupt zugestanden wird, sofort und im ganzen Umfange zur Ausführung zu bringen ist." Bekanntlich sollte diese Anleihe 168,200,000 Mark betragen, da aber auch neuerdings von Mecklenburg und Baden Entschädigungsansprüche geltend gemacht werden, so dürfte sich diese Summe wohl noch erhöhen.
Die deutsch=österreichischen Zoll=Verhandlungen, welche gegenwärtig in Wien stattfinden, sind auf kurze Zeit unterbrochen worden, da betreffs einiger Tarifsätze neue Instructionen für nöthig erachtet wurden.
Wie man hört, dürfte der Generalpostmeister, nachdem eine Anzahl von Handelskammern sich für die Aufnahme von Wechselprotesten durch Postbeamte ausgesprochen hat, beim Bundesrath einen formellen Antrag aus Abänderung der Wechselordnung nach dieser Richtung hin einbringen.
Sämmtliche in München resp. in Bayern befindliche militärpflichtige Russen erhielten von der russischen Gesandtschaft in Münden den Auftrag, sich sofort bei ihren resp. Ersatzbehörden in Rußland zu stellen. Die in München lebenden Künstler und Studenten werden hauptsächlich von dieser Maßregel betroffen.
Auf dem Kriegsschauplatze in Bulgarien ist eine wesentliche Veränderung bis jetzt nicht eingetreten. Kleinere Kämpfe haben an verschiedenen Stellen stattgefunden; sie tragen aber sämmtlich den Charakter von Vorposten= oder Rekognoscirungs=Gefechten. Osman Pascha behauptet fortdauernd seine Stellung um Plewna, während die Hauptmasse des rechten Flügels der türkischen Armee ihren Mittelpunkt in der Gegend um Rasgrad hat. Das Hauptquartier des Großfürsten Nikolaus ist etwa am 14. d. Mts. von Bulgarien einige Meilen ostwärts nach Gornii=Studen, an der Straße nach Bjela und Rustschuck, verlegt. Es handelt sich jetzt um eine großartige Truppenkonzentration, vor deren Vollendung ein angriffsweises Vorgehen der Russen nicht erwartet wird. Ob den wiederaufgenommenen Geschützkämpfen zwischen Rustschuck und Giurgewo bereits eine ernste Bedeutung beizumessen ist, erscheint zweifelhaft.
Schweiz. Der Strike der amerikanischen Eisenbahnbediensteten findet in Europa Nachahmung. Das Zugpersonal der Schweizerischen Nordostbahn ist in Bewegung gerathen und strebt eine geschlossene Organisation aller Schweizerischen Eisenbahnangestellten an; in der That sollen die Angestellten der anderen Bahnen einem Anschlusse nicht abgeneigt sein; doch läßt sich nicht sagen, wie weit diese Bewegung der amerikanischen analog sich gestalten wird.
Nordamerika. Die neuesten Depeschen bezeichnen den Zusammenstoß der Weißen und Indianer bei Helenamontana als ein fürchterliches Gemetzel. General Gibbon wurde selbst nebst vier Offizieren verwundet, während zwei Offiziere verwundet wurden. Wenn auch die Indianer zum Rückzuge genöthigt wurden, so fällt ihr etwa gleich großer Verlust weniger ins Gewicht als derjenige der Weißen, welche zur Hälfte kampfunfähig gemacht wurden. Daß General Gibbon Bürger zur Verstärkung heranziehen mußte, beweist, daß seine Truppen durch die Entsendungen, welche der Eisenbahnstrike hervorgerufen hat, geschwächt worden sind und daß die Indianer diesen Umstand zu benutzen verstanden haben.


Man macht sich schwer eine Vorstellung von der Unmasse von Schriftstücken aller Art, die aus dem Publikum so ziemlich aller Welttheile beim Fürsten Bismarck in Varzin einlaufen. Seitdem nämlich bekannt geworden ist, daß sich der Kanzler die meisten der einlaufenden Sachen während seines Urlaubs vom Halse hält, kleiden die meisten der Correspondenten ihre Anliegen und Vorträge in die Form einer Privatmittheilung ein, und so bringt jede Post nach Varzin schwere Briefbeutel. Um was handelt es sich in dieser Correspondenz? Wir können Einzelnes anführen. Da kommt Einer und meldet dem Fürsten vertraulich, er habe auf seine neuen Torpedos ein Patent nachgesucht, und die dynamische wie politische Tragweite dieser Torpedos entwickelt er nun dem Fürsten. Ihm kann nichts mehr Widerstand leisten; die russischen Torpedos sind im Vergleich zu den neu construirten reines Kaff. Feindliche Festungen, mit den demnächst patentirten Torpedos umlegt, verschwinden vom Erdboden, und so kann also mit einer ganz kleinen Armee ein Nachbarstaat leicht erobert, je nachdem auch ganz zerstört werden, so daß von ihm nur so viel übrig bleibt, als der Eroberer übrig lassen will. Den Vorschlägen des Weltzerstörers folgen Betrachtungen des Weltverbesserers und des Religionsstifters. Die letztere Kategorie von Correspondenten ist womöglich noch schlimmer wie die erstere, denn sie tritt mit dem Anspruch auf Unfehlbarkeit auf. Die Frage der Theilung der Türkei

[ => Original lesen: 1877 Nr. 65 Seite 2]

concurrirt mit der Revision des Korans, unter Preisgebung der Lehren des Juden= und Christenthums. Die Religionsstifter und Weltverbesserer bringen ihre Vorschläge sogleich in Formeln, womöglich in Gesetzentwürfen für den Reichstag, so daß der Bundesrath nur nöthig hat, unter Vermeidung jeder Vorverhandlung den Gesetzantrag an Forckenbeck abgehen zu lassen. Auch der Culturkampf hat die Zahl der Sonderlinge vermehrt; so werden Vorschläge bezüglich der nächsten Papstwahl mit Anweisungen über die Abschaffung des Cölibats zusammen gethan, und vorgeschlagen wird, vermittelst der Aufhebung aller Mönchs= und Nonnenklöster die soziale Frage zu lösen. Ueberreich sind an Einfällen aller Art die Wirthschaftsreformer. Was soll Alles besteuert werden? Bald die Ehelosigkeit, bald die Trunk= und Spielsucht, bald der die Gesundheit untergrabende Kartoffelconsum. Es scheint, daß die Lyriker, die früher Hymnen einsandten, jetzt unter die Erfinder und die Reformer gegangen sind; als reine Lyriker waren sie die am meisten gefürchteten Correspondenten des Fürsten.
- Der schlechten Zeiten ungeachtet jubilirt man in diesem Jahre an allen Orten und Enden. Dienstjubiläen, ein=, zwei=, drei=, vierhundertjährige Geburtstage von hervorragenden Personen und Anstalten lösen einander in beständigem Wechsel ab; am glänzendsten scheint sich die in diesem Monat fallende, nicht weniger als 11 Tage (vom 17.-27. Aug.) dauernde Rubensfeier in Antwerpen gestalten zu wollen; dem Programm zufolge muß sie eins der großartigsten Volksfeste werden, welche die neuere Zeit kennt, da die bedeutendsten Vereine Belgiens ihre Mitwirkung zugesagt haben und die mannigfachsten Veranstaltungen, als Musikaufführungen, Fackelzüge, Illuminationen, Preisvertheilungen, Ausstellungen der verschiedensten Art, Wettrennen, Regatten, Schießbelustigungen u. dergl. in Aussicht genommen sind. Unter den deutschen Jubelfeiern ist die hervorragendste, die der Universität Tübingen, welche in den Tagen vom 8.-10. August ihr 350jähriges Jubiläum festlich beging.
- Nach einer Depesche aus Panama vom 8. August scheiterte am 15. Juli der Dampfer "Eton" der Pacific Steam Navigation Company 70 Meilen nördlich von Valparaiso. Von 160 Personen, die sich angeblich an Bord befanden, erreichten bis zum 18. Juli 43 das Festland, 20 retteten sich auf einen Felsen. Das britische Kriegsschiff "Amethyst" ging dorthin zur Hülfeleistung ab, konnte sich aber wegen des stürmischen Wetters dem Felsen nicht nähern. Von den geflüchteten kamen mehrere in Folge von Lebensmitteln um, die Ueberlebenden stürzten sich aus Verzweiflung ins Meer. Nur drei Personen konnten gerettet werden. Angeblich sollen im Ganzen 100 Personen verunglückt sein.
- In Dresden wird vom 18.-21. Aug. der zwölfte deutsche Journalistentag stattfinden.
- Anton Rubinstein, der berühmte Claviervirtuose und Componist, ist, wie der "Russische Regierungsanzeiger" meldet, in den erblichen russischen Adelstand erhoben worden. Rubinstein ist bereits früher vom Könige von Dänemarck geadelt worden.
- Der Werth des Grund und Bodens in der City. Ein an der Ecke von Greenchurchstreet und Born Bornbill gelegene Grundstück in London von 850 Quadratfuß engl. ist kürzlich für Bauzwecke zu 1650 Pfund Sterling oder nahezu 2 Pfund Sterling per Quadratfuß jährlicher Rente verpachtet worden.
- In neuerer Zeit sind wieder mehrfach Unfälle beim Gebrauch der Petroleum=Kochöfen vorgekommen. Meist rührten sie daher, daß während des Brennens Petroleum nachgegossen wurde oder daß man versäumt hatte, den Docht und den Dochthalter nach dem Gebrauche von dem Kohlenschmutze zu befreien. Beobachtet man die nöthige Vorsicht, dann sind die Petroleum=Kochöfen so gefahrlos wie die Petroleum=Lampen.
Der Letzte vom Schill'schen Corps. Der "Königsb. Hart. Ztg." zufolge hat am 12. August der einzige noch lebende, sehr alte Schill'sche Volontär=Offizier, Herr Meske, der in Allenburg lebt, in Folge seines hohen Alters ganz erblindet ist und ein sehr dürftiges armseliges Leben führt, seinen 91sten Geburtstag gefeiert. Möchten doch recht viele Herzen seiner wohlwollend gedenken, und die Verdienste, die er sich beim Schill'schen Corps mit seltener Bravour erworben hat, ehren!
- Vor Kurzem ist Adrien Delille, der Altmeister unter den Taschenspielern, oder wie man sich heut zu Tage vornehmer ausdrückt, Professoren der Magie im 78. Lebensjahre in Paris gestorben. Er ist der Erfinder zahlloser, zum Gemeingut der ganzen Zunft gewordener Kunststücke und wird als der erste bezeichnet, welcher denselben einen wissenschaftlichen Anstrich gab, auch einzelne zur Erhöhung des Reizes nach den Gesetzen der Physik und Chemie dem Publikum erklärte. Seine Söhne setzen sämmtlich als physiciens das Geschäft fort, obschon sie von ihren Renten leben könnten; denn das gelungenste Kunststück ihres Vaters ist entschieden, daß er es zum Millionär gebracht hat.
- Wenn man einen Handschuh verlor, so mußte man bisher den andern wohl oder übel zu Däumlingen verwenden. Das wird sich künftig bessern! Man wird auch den andern noch immer brauchen und aufbrauchen können. In kurzer Zeit wird nämlich auch uns die neueste - wenn auch nicht sehr geschmackvolle - Mode erreichen, zum Zeichen, daß man nicht nur ein einziges Paar besitzt - ungleiche Handschuhe tragen. - Ob dies wohl schon je einmal Mode gewesen oder etwas wirklich Neues unter der Sonne ist?


Anzeigen.

Diejenigen Deputatisten, welche einen Theil ihres Deputatholzes pro 1878/79 der Forst gegen die Geldentschädigung zu überlassen beabsichtigen, haben dies bis

zum 15. September d. J.

hierher anzuzeigen.
Schönberg, den 4. August 1877.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
In Vertretung:
H. Spieckermann.


Antragsmäßig soll über das auf dem Domhofe bei Ratzeburg belegene Wohnhaus c. p., die Daldorf'sche Curie genannt, des Particuliers C. August Müller daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden dabei alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 30. October d. Js.,
Vormittags 11 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 8. August 1877.

Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.

A. Dufft.     


Konkurs=Erklärung und Gläubiger=Aufruf.

Auf die Anzeige des Mühlenbesitzers Hans Friedrich Christian Köppcke in Ratzeburg, daß er sich außer Stande befinde, seine andrängenden Gläubiger zu befriedigen und deshalb sein Vermögen zur concursmäßigen Behandlung abtreten wolle, ist

[ => Original lesen: 1877 Nr. 65 Seite 3]

am heutigen Tage über das Vermögen des Genannten unter Einstellung aller Sonder=Prozesse, der förmliche Concurs der Gläubiger erkannt worden.
Zum öffentlich meistbietenden Verkauf des zur Concursmasse gehörenden, auf der Ratzeburger Feldmark belegten Mühlengrundstücks c. pert [Schuld= und Pfand=Protocoll Vol. VIII., fol. 9 und Vol. X. fol. 2] wird erster Termin auf

den 28. August cr.,
Vormittags 11 Uhr,

Zweiter Termin auf

den 25. September cr.,
Vormittags 11 Uhr,

dritter und letzter Termin auf

den 23. October cr.,
Vormittags 11 Uhr,

anberaumt, zu welchem Kaufliebhaber hierdurch geladen werden. Zugleich sind alle und jede Forderungen an den Gemeinschuldner zur Vermeidung des Ausschlusses

am 25. September cr.,
Vormittags 11 Uhr,

vor unterzeichnetem Amtsgericht anzumelden.
Auswärtige haben Bevollmächtigte zu bestellen und wird der Ausschließungsbescheid nur an der Gerichtstafel angeheftet werden.
Ratzeburg, den 10. August 1877.

Herzogliches Amts=Gericht.
Sachau.

Bodmer.     


Auf zulässig befundenen Antrag der Interessenten werden durch das gegenwärtige, jede Restitution ausschließende Proclam alle Diejenigen, welche

I. der Tilgung nachfolgender Posten im hiesigen Stadtbuche resp. alten Stadtpfandbuche, nämlich:
1) von 50 Thlrn. N2/3, eingetragen unterm 2. Juni 1829 für den Böttcher Franz Wigger auf das zum Nachlasse des Tagelöhners Johann Runge gehörende Wohnhaus Nr. 176 c des Stadtpfandbuches (Nr. 232 des Stadtbuches);
2) von 200 Thlrn. Cour., eingetragen unterm 27. März 1869 für die Wittwe Anna Schmettau zu Gnoyen auf das Wohnhaus Nr. 221 des Kaufmanns Schmettau, jetzt des Kaufmanns Heinrich Jacobs;
3) von 1000 Thlrn. Cour., eingetragen unterm 30. März 1868 für den Krämer Eduard Schmettau zu Altona auf dasselbe Wohnhaus;
II. der Mortification der bescheinigtermaßen beim Brande zu Brützkow am 30 Juli 1875 vernichteten Hypothekenscheine über nachfolgende Capitalposten:
1) Von 200 Thlrn. Cour., eingetragen unterm 4. Februar 1870 für den Tagelöhner Johann Heinrich Dettmann zu Brützkow auf das Wohnhaus Nr. 126 des Tischlermeisters Böttcher;
2) Von 200 Thlrn. Cour., eingetragen unterm 29. October 1869 für die Engel Dettmann zu Brützkow auf das Wohnhaus Nr. 241 A des Zimmergesellen Schmahl;
3) von 100 Thlrn. N2/3 eingetragen auf das Wohnhaus Nr. 48 der Erben des Arbeitsmanns Hans Lüth unterm 21. Juni 1850 und unterm 1. März 1854 umgeschrieben auf den Schulzen Hans Heinrich Tanger zu Brützkow;
4) von 50 Thlrn. Cour., eingetragen auf dasselbe Wohnhaus Nr. 48 unterm 21. Juni 1850 für die Hauswirths=Schulzin Tanger, Margarethe Elisabeth, geb. Rieckhoff zu Brützkow;
5) von 900 Thlrn. N2/3, eingetragen auf das Schützenhaus Nr. 249 des Schützenwirths Heinrich Evers unterm 21. December 1853 und unterm 16. April 1863 umgeschrieben auf die Ehefrau des Hauswirths Heinrich Sparbier zu Brützkow, Catharine Marie, geb. Warner,
widersprechen zu können vermeinen, aufgefordert, ihre Widerspruchsrechte in dem hiezu auf

Freitag, den 31. August dieses Jahres,
Vormittags 11 Uhr,

anberaumten Termine anzumelden, unter dem ein=für allemal angedrohten Nachtheile, daß sie mit ihren Widerspruchsrechten für immer werden ausgeschlossen und daß

ad I   die betr. Posten werden getilgt werden,
ad II die Hypothekenscheine für erloschen erklärt und neue Hypothekenscheine ausgestellt werden sollen.

Rehna, den 21. Juni 1877.

Bürgermeister und Rath.


Haus=Verkauf.

Das der Stadt Schönberg gehörende in der Wasserstraße sub Nr. 63 hieselbst belegene Wohnhaus beabsichtigen wir unter der Hand zu verkaufen. Kaufliebhaber werden hiedurch aufgefordert, ihre Gebote bis zum 1. September d. J. bei uns einzureichen.
Schönberg, den 20. August 1877.

Der Magistrat.


Land=Verpachtung.

Das im Schlauencamp belegene, in 14 Parcelen getheilte früher Gothknecht'sche Ackerstück soll am

Freitag den 7. September d. J.,
Nachmittags 3 Uhr,

an Ort und Stelle auf 12 hintereinanderfolgende Jahre meistbietend verpachtet werden.
Pachtliebhaber wollen sich zur angegebenen Zeit beim Meilensteine vor der Marienstraße versammeln.

Schönberg, den 20. August 1877.

Der Magistrat.


Bekanntmachung.

Das Verzeichnis derjenigen Schönberger Einwohner, welche in diesem Jahre Torf zur ermäßigten Taxe vom Rünzer Moor erhalten sollen, ist an der hiesigen Rathstafel angeheftet. Die Anweisung findet am 28., 31. August, 4. und 7. September Morgens 8 Uhr, auf dem Moor statt. Späteren Anmeldungen kann keine Berücksichtigung garantirt werden.
Schönberg, den 19. August 1877.

Der Oberförster     
C. Hottelet.       


Am Montag, den 27. August c.,
Mittags 1 Uhr,

sollen im Kruge zu Campow bei inzwischen nicht geleisteter Zahlung die nachstehenden in vim executionis zur Abpfändung gekommenen Gegenstände in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden, als:

1 Schimmel=Stute, 1 gr. Tisch, 1 Koffer, 1 Chatulle mit Aufsatz, 2 Sielen, 1 Decimalwaage mit Gewichten.
Schlagsdorf, den 17. August 1877.

Krüger.        
Landreiter.     


Kampfgenossen=Verein 1870/71.

Am Sonntag, den 26. August d. J., Nachmittags 3 Uhr,

ordentliche Versammlung
im Vereinslokale.
Schönberg.

                                                    Der Vorstand.
                                                    I. A.
                                                    Westphal.


Photographisches Atelier
von
C. Kindermann,
Lübeck,
Breitestrasse 788.


Auf dem Hofe Menzendorf werden noch

Erntearbeiter

gegen hohen Lohn und freie Beköstigung angenommen.

H. Schultz, Inspector.     


[ => Original lesen: 1877 Nr. 65 Seite 4]

Aufruf!

Der Sedan=Tag, der Nationaltag des gesammten deutschen Volkes, soll auch bei uns in diesem Jahre wieder festlich begangen werden.
Zur Deckung der Kosten einer würdigen Feier dieses Tages wendet sich die unterzeichnete Committe an den so oft bewährten patriotischen Sinn der Ratzeburger und bittet einen Jeden, nach seinem Theil ein Schärflein zu dieser nationalen Feier beizutragen.
Zur Sammlung von Beiträgen wird in der Stadt eine Missive circuliren, auf dem Lande eine solche den Ortsvorstehern derjenigen Ortschaften, die sich im Vorjahre durch Spenden betheiligt haben, zugeschickt werden, auch nimmt der Cassirer der Committe, Herr Senator Wilh. Heincke, jederzeit Beiträge entgegen.
Ueber das Programm wird demnächst das Weitere veröffentlicht werden, vorweg jedoch schon bemerkt, daß einem allgemein ausgesprochenen Wunsche zu Folge für dieses Jahr die Pflanzung einer Friedens=Linde in Aussicht genommen ist.
Schönberg, den 11. August 1877.

Die Committe.     


Logo Berliner Harz Oelfarbenfabrik

     In dunkeln Farbentönen pro Centner 24 Mark.
     In hellen Farbentonen pro Centner 33 Mark.

Verdienst=Medaille Wien1873.
Harz=Oelfarbe
in allen Nuancen streichfertig.

Billigste witterungsbeständige Farbe zum Anstrich von rauhem und glattem Holzwerk im Freien und im Innern, Mörtelputz (Facaden, Corridor= und Zimmerwände), rohem Mauerwerk, Zink, Eisen, Sandstein, Dachpappe etc. Von jedem Arbeiter zu streichen.
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O. Fritze & Co., vormals: Berliner Harz-Oelfarbenfabrik.
Berlin N., Coloniestr. 107.     Altmannsdorf bei Wien.     Offenbach a. Main.     Stolp in Pommern.


Füllen-Schau und -Markt,
veranstaltet vom
Landwirthschaftlichen Verein zu Lübeck
auf dem Schützenhofe zu Lübeck
am 23. August 1877.
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Programm:

Zur Prämirung werden nur Saugefüllen zugelassen.
Hinsichtlich der Schau und des Marktes findet in Bezug auf das Alter der Füllen keine Beschränkung statt.
Als Preise sind ausgesetzt:
     1) für Hengstfüllen 50 M. und 25 M.      2) für Stutfüllen 50 M. und 25 M. Von 7 Uhr morgens bis zum Beginn der Schau um 9 Uhr müssen die Füllen auf den Platz gebracht werden.
Zwischen 12 und 1 Uhr wird das Urtheil der Preisrichter verkündigt.
Eine etwaige Versteigerung findet nach Schluß der Schau um 1 Uhr statt.
Kein zur Schau gebrachtes Füllen darf vor 1 Uhr vom Platz entfernt werden.
Das Eintrittsgeld beträgt 50 Pfennig (Mecklenburg). à Person, die Führer der Füllen sind von demselben befreit.
Standgeld wird nicht erhoben.
Von 10-1 Uhr findet Unterhaltungsmusik auf dem Platze statt.
1 1/2 Uhr gemeinsames Mittagessen im Saale des Schützenhauses; Couvert 3 M. ohne Wein.
Lübeck im Juni 1877.

Das Comité.     


Den geehrten Herrschaften zur Nachricht, daß ich am

Freitag, den 24. August

in Schönberg eintreffe, und bitte, Bestellungen beim Restaurateur Herrn Tesch abzugeben.

Hochachtungsvoll ergebenst     
Th. Amerpohl,            
Leichdornoperateur.       


Auf dem Hofe Menzendorf wird zu Michaelis d. J.

ein Stubenmädchen

gesucht.

Frau L. Langermann.     


Frankfurter Pferde=Markt=Lotterie
Ziehung am 3. October.

Bei dieser Lotterie kommen 10 elegante Equipagen mit 4 und 2 Pferden bespannt und feiner Schirrung, ferner 61 der feinsten Reit= und Wagenpferde nebst vielen Hunderten von anderen werthvollen Gegenständen zur Verloosung zu dieser Lotterie erläßt der Unterzeichnete Loose

ein ganzes Loos zu 4 R.=Mark,  
zwölf ganze Loose zu 45 R.=Mark

gegen Postnachnahme oder Einsendung des Betrages. Um allen Bestellungen vollständig nach Wunsch entsprechen zu können, wolle man Bestellungen baldigst machen und wird ausdrücklich bemerkt, daß jeder Theilnehmer die Gewinnliste franco und gratis erhält, größere Gewinne werden sofort durch Telegramm angezeigt.

>Joh. Geyer in Frankfurt a. M.
Heiligkreuzgasse Nr. 9.


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.     


Wegen Versetzung von hier beabsichtige ich meine

dunkelbraune Stute,

8 Jahre alt, belegt, von gutem, starken Körperbau, einspännig und in jedem Geschirr gefahren, zu sofort oder bis 1. Septbr. preiswerth zu verkaufen.

H. Drall, Schönberg,
Sabower Straße bei Rademacher W. Badstein.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen19 M -Pfennig  bis 25 M -Pfennig.
Roggen18 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Gerste16 M 50Pfennig  bis 18 M -Pfennig.
Hafer16 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Erbsen15 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1877 Nr. 65 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 65 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 21. August 1877.


Lebenswege.
Eine Erzählung.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1877 Nr. 65 Seite 6]

Lebenswege.
Eine Erzählung.
[Fortsetzung.]


(Abnahme der Wärme in Europa). Unter der Ueberschrift: "Weshalb wird das Klima Europa's kälter?" schreibt ein schwedisches Blatt: Im grönländischen Meerbusen Komenak bei Koma hat man Fossile und sehr charakteristische Ueberreste von Palmen und Bäumen, welche darauf schließen lassen, daß in diesen Gegenden früher eine reiche Vegetation geherrscht hat, vorgefunden. Aber die Eisperiode der Geologen trat ein und in Folge der sinkenden Temperatur wurde diese üppige Vegetation in ein Leichentuch von Eis und Schnee gehüllt. Dieses Sinken der Temperatur, welches sich von Norden her südwärts erstreckte und durch geologische Beweise constatirt werden kann, nämlich durch das Vorfinden fossiler Pflanzen, scheint auch in unseren Tagen zunehmen zu wollen. In den letzteren Jahren ist das Eis vom Nordpool weit nach Süden vorgedrungen, so haben sich z. B. zwischen Grönland und dem Eismeere kolossale Massen von Eis angesammelt. An der europäischen Küste stoßen die Seefahrer oft unter Breitengraden auf Eis, wo sie es sonst in der milderen Jahreszeit nicht anzutreffen pflegen, und die in diesem Sommer auf der skandinavischen Halbinsel herrschende Kälte stammt von den Eismassen her, welche in Regionen umhertreiben wo der Golfstrom sich gegen unsere Küsten biegt. Es ist dies eine Wiederholung der im kalten Sommer 1865 gemachten Beobachtung. Diese ungewohnte Nachbarschaft mit den Eismassen hat das Klima Islands so kalt gemacht, daß das Korn nicht mehr reif wird und die Isländer angesichts der drohenden Hungersnoth und Kälte sich eine neue Heimath in Nordamerika zu gründen beginnen. So waren die Verhältnisse auf Grönland im 14. Jahrhundert, als die norwegischen Colonien von den vordringenden Eismassen zerstört wurden.
- (Ein freundlicher Offizier.) Aus den jüngsten Tagen der Ischler Kaiser=Entrevue wird dem "Fr. Bl." nachstehendes hübsche Geschichtchen mitgetheilt: "Eine junge Braunschweigerin hatte sich nu den Kopf gesetzt, dem Kaiser Wilhelm bei der Abfahrt ein Bouquet zu überreichen. Nachdem sie drei Stunden früher schon an der Treppe des "Hotels Elisabeth" Posto gefaßt, kommt endlich der Deutschs Kaiser, den sie aber nicht kannte, die Treppe herab; sie läßt sich ihn zeigen und bittet, ehe er den Wagen besteigt, einen neben ihm stehenden preußischen Offizier, ihm in ihrem Namen das kostbare Bouquet zu überreichen. Galant nimmt es der Offizier aus ihren Händen, reicht es dem Deutschen Kaiser und übermittelt ihr unter freundlichem Lächeln dessen Allerhöchsten Dank. Zu ihrer Bestürzung aber sieht die junge Dame gleich darauf den liebenswürdigen preußischen Offizier den Platz neben dem Deutschen Kaiser im Wagen einnehmen, und auf ihre Frage, wer derselbe sei, antwortete man ihr: der Kaiser von Oesterreich."
- Auf der Dresdener Vogelwiese trug sich in der Schaubude "Die Lieblinge des Sultans" folgende komische Scene zu: Eine Frau in bäuerlicher Tracht, wie sich später ergab, eine Einwohnerin des benachbarten Potschappel, unterhielt sich höchst familiär mit den "mandeläugigen" Haremsdamen und traktirte dieselben mit Bier. Beim Herausgehen wurde sie von einem Besucher gefragt, wie sie dazu komme, so splendabel gegen die "Sultaninnen" zu sein. "J." erwiderte sie verstohlen lächelnd, " 's sein ja meine Dechter."


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